Syntaktische Begriffe und syntaktische Relationen


Seminararbeit, 1998

31 Seiten


Leseprobe


Inhalt:

1. Einleitung

2. Syntaktische Begriffe
2.1. Wesen der Satzglieder
2.2. Beschreibung der syntaktisch strukturellen Funktionsglieder
2.3. Ergänzungen
2.3.1. Obligatorische Ergänzungen
2.3.2. Fakultative Ergänzungen
2.3.3. Nominale Ergänzungen
2.3.4. Präpositionale Ergänzungen
2.3.5. Verbale Ergänzungen
2.4. Angaben
2.4.1. Modifizierende Angaben
2.4.2. Situierende Angaben
2.4.3. Negative Angaben
2.4.4. Existimatorische Angaben

3. Syntaktische Relationen
3.1. Subjekt
3.2. Prädikat
3.3. Objekt
3.4. Prädikatsnomen
3.5. Attribut
3.6. Adverbiale Bestimmungen

4. Schlußbetrachtung

Anhang
Satzbaupläne
Literatur

1. Einleitung

In dieser Arbeit wird der Versuch unternommen drei völlig unterschiedliche Grammatiken der deutschen Sprache in Hinblick auf ihre Erläuterungen zu syntak- tischen Begriffen und Relationen zu untersuchen. Vorweg mußerwähnt werden, daßes sich bei der Grammatik von Peter Eisenberg und der Grammatik von Gerhard Helbig, gemeinsam verfaßt mit Joachim Buscha, eher um „traditionelle“ Grammatiken handelt. Die Grammatik von Ulrich Engel fällt aus diesem Schema raus und zählt zu den Valenzgrammatiken.

Aus diesem Grund wird Engels Grammatik Schwerpunkt in Kapitel 3 sein, Eisenbergs und Helbig-Buschas Grammatiken bilden den Schwerpunkt in Kapitel 2. In dieser Arbeit wurde bewußt auf Sekundärliteratur verzichtet um auf die ausschließ- liche Verwendung der einzelnen Grammatiken als Quellen Rücksicht zu nehmen. Im Anhang befindet sich je ein Satzbeispiel nach dem Satzbauplan von Eisenberg bzw. Engel.

2. Syntaktische Begriffe

2.1. Wesen der Satzglieder

Um die einzelne Satzglieder eines Satzes zu erkennen, mußman verschiedene Methoden anwenden, so werden durch Umstellprobe und Ersatzprobe die einzelnen Satzglieder ermittelt.

Er legt das Buch auf den Tisch

Auf den Tisch legt er das Buch (Umstellprobe)

Dorthin legt er das Buch (Ersatzprobe)

So erkennt man, daßSatzglieder aus einem oder mehreren Wörtern bestehen. Dasselbe Satzglied kann durch verschiedene Wortklassen repräsentiert werden. Aber nicht nur einzelne oder mehrere Wörter bilden Satzglieder, sondern sie sind auch Nebensätze, Infinitiv- und Partizipalkonstruktionen und einfache Infinitive mit oder ohne zu. Nebensätze und Infinitiv- bzw. Partizipalkonstruktionen lassen sich selber in Satzglieder zerlegen, d.h. in höhere Einheiten als Satzglieder.1

Keinen Satzgliedwert haben zum einen die Wörter, die sich nicht allein um das finite Verb in der zweiten Position bewegen lassen, also Präpositionen, Partikel, Sondernegationen, Attribute und Artikelwörter und zum anderen alle Wörter, die sich auf mindestens zwei Satzglieder beziehen, zum Beispiel Satznegationen und Konjunktionen bzw. Interjektionen.

2.2. Beschreibung der syntaktisch strukturellen Funktionsglieder

2 Satzglieder werden durch folgende Faktoren charakterisiert:

Ihre Abhängigkeitsstruktur, die Substitutionsmöglichkeiten, d.h. die morphologisch- syntaktischen Stellungsglieder durch die sie repräsentiert werden können, die Transformationsmöglichkeiten und ihre Valenzeigenschaften, d.h. ihr obligatorisches, fakultatives bzw. freies Auftreten. Nach diesen Kriterien werden folgende Satzglieder unterschieden.

(a) Prädikat

„Das finite Verb ist dasjenige Satzglied, das eine feste Position im Satz einnimmt und um das herum im Hauptsatz (Aussagesatz) sich die anderen Satzglieder bewegen.“3 Am finiten Verb können Veränderungen in Tempus, Genus, Modus und in der Modalität vorgenommen werden. Das finite Verb ist immer obligatorisch. Bei Helbig-Buscha werden Konstruktionen, in denen das Prädikat aus mehreren Teilen besteht wie folgt unterschieden.

Grammatischer Prädikatsteil (obligatorisch)

Er will das Buch lesen . Er hat das Buch gelesen. Das Buch liest sich spannend.

Lexikalisch-idiomatischer Prädikatsteil (obligatorisch oder fakultativ)

Er fährt Auto. Die Assistentin schreibt Maschine. Sie geht hinein.

Er schreibt gern blind. Er hat gut reden.

Prädikativ4, hier Subjektsprädikativ (obligatorisch)

Er ist groß.

Prädikativ beim Verb sein, werden, bleiben

Er ist Student. Der Bastler ist geschickt. Diese Frage ist von Bedeutung.

Der Lehrer ist dort.

Prädikativ in passiven Sätzen mit dem Verb nennen, finden, u.a.

Bamberg wird ein Weltkulturerbe genannt. Sie wird liebenswert genannt.

Sie wird für ein Talent gehalten. Er wird so genannt.

Objektsprädikativ (obligatorisch)

Er nennt sie ein Vorbild.

(b) Subjekt

In der Regel ist das Subjekt obligatorisch, jedoch kann in einigen Fällen ein fakultatives Korrelat an Stelle des Subjekts stehen. Ausführlicher wird das Subjekt in Kapitel 3.1 untersucht und aus diesem Grund hier vernachlässigt.

(c) Objekt

Das Objekt ist entweder obligatorisch oder fakultativ. Man unterscheidet nach folgenden Typen von Objekten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(d) Adverbialbestimmungen

Er arbeitet mit Begeisterung . Er wartet auf den Freund.

Er wartet vor / neben / auf dem Bahnhof.

In der Regel sind Adverbialbestimmungen frei, Lokalbestimmungen sind teilweise fakultativ (Er fährt dorthin. ) und einige Lokal-, Temporal- und Modalbestimmungen sind obligatorisch (Ich wohne dort. Der Vortrag dauert zwei Stunden. Er verhält sich ruhig.).

2.3. Ergänzungen

In diesem Abschnitt wird nur Eisenbergs Grammatik untersucht, da Engel die Begrifflichkeit „Ergänzung“ beispielsweise mit dem Begriff „Subjekt“ gleichsetzt. Engels Valenzgrammatik wird somit unter dem Punkt 3 „Syntaktische Relationen“ behandelt. Eisenberg fragt bei den Ergänzungen nach der Verbvalenz.

„Soweit sich die relationale Bedeutung eines Verbs in der Syntax zeigt, erfassen wir sie als seine Valenz. Die Valenz eines Verbes ist die Grammatik des Verbs in Hinsicht auf seine Ergänzungen: Welche Ergänzungen kann oder mußein Verb nehmen und wie verhalten sich diese Ergänzungen zueinander?“5 Eisenberg beruft sich hier auf Engel: „Ergänzungen sind subklassenspezifische Glieder.“6 Damit ist gesagt, ob beispielsweise eine bestimmte Präpositionalgruppe Angabe oder Ergänzung ist, hängt davon ab, ob sie bei jedem Verb stehen kann.

Eine bestimmte Präpositionalgruppe könnte daher nicht beim einen Verb Ergänzung und beim anderen Verb Angabe sein, sondern sie ist immer entweder das eine oder das andere. Nun hat man aber das Abgrenzungsproblem zur Voraussetzung, daßein bestimmter Ausdruck mal die eine und mal die andere Funktion hat. Aber nehmen wir einmal an, jede Einheit könnte genau einer Funktion zugewiesen werden. Man müßte die betreffende Präpositionalgruppe zu jedem Verb setzen und feststellen, ob ein grammatischer Satz entsteht. In der praktischen Arbeit kann man sich nur selten an die theoretischen Forderungen halten.

Da es unterschiedliche Ergänzungen gibt, werden diese einzeln untersucht.

2.3.1. Obligatorische Ergänzungen

Bisher wurde gesagt, daßein Verb Ergänzungen „nimmt“. Genauer wird nun danach unterschieden, ob eine Ergänzung genommen werden mußoder genommen werden kann. Ob eine Ergänzung fakultativ der obligatorisch ist, kann man durch die Weglaßprobe ermitteln. In der einfachsten Form besagt sie, daßeine Konstituente dann Verbergänzung ist, wenn sie grammatisch notwendig ist, somit obligatorisch.

2.3.2. Fakultative Ergänzung

Zur Unterscheidung dient das Kriterium der Weglaßbarkeit bei Aufrechterhaltung der Grammatikalität eines gegebenen Satzes7. Bei den fakultativen Ergänzungen unterscheidet man zwischen indefinit weglaßbaren Ergänzungen (fakultative Ergänzungen im engeren Sinne) und den definit weglaßbaren Ergänzungen (fakultative Ergänzungen aufgrund kontextueller Ellipsen). Zur ersten Gruppe der fakultaiven (indefiniten) Ergänzungen zählen diejenigen, die weglaßbar sind, ohne, daßdie fehlende Information aus dem Kontext oder dem Situationskontexthervorgeht. Die zweite Gruppe der fakultaiven (definiten) Ergänzungen gehören diejenigen, die unter der Bedingung weglaßbar sind, daßdie fehlende Information aus dem Kontext hervorgeht.

2.3.3. Nominale Ergänzungen

Unter nominalen Ergänzungen faßt Eisenberg Nomina und Nominalgruppen in allen Kasus zusammen. Die zugehörigen Kasuskategorien benennt er mit NOM, GEN, DAT und AKK.8 Ein Beispiel für E (nom) wäre: Das hübsche Mädchen hat den Platz verlassen.

2.3.4. Präpositionale Ergänzungen

9 Sie bezeichnet Eisenberg auch als Präpositionalgruppen. Typisch für Präpositionalergänzungen ist, daßein Verb eine ganz bestimmte Präposition mit einem bestimmten Kasus zuläßt oder verlangt. Beispiele hierfür wären:

Er hängt an seinem Hund. / Sie besteht auf der Trennung.

2.3.5. Verbale Ergänzung

Eisenberg bezeichnet den Infinitiv bei Modalverben als verbale Ergänzung.10

In einem Satz wie Paula mußschlafen sind Modalverben zweistellig mit Subjekt und verbaler Ergänzung. Alle Modalverben nehmen den reinen Infinitiv als Ergänzung, aber es gibt auch andere Verben mit dieser Eigenschaft. Die verbale Ergänzung ist ein notwendiges, nicht jedoch ein hinreichendes Kriterium zur syntaktischen Abgrenzung der Modalverben.

2.4. Angaben

Bei Eisenberg heißt es: „Ist es angesichts dieser Vielfalt überhaupt möglich, die Besetzbarkeit der betreffenden Stelle syntaktisch zu spezifizieren oder kommt man semantisch weiter, etwa in dem man feststellt, hier müsse eine Angabe stehen? (...) Es ist sogar erwogen worden, das Kriterium Obligatorik zur Unterscheidung von Ergänzungen und Angaben ganz fallen zu lassen und Ergänzungen nur noch morphologisch zu spezifizieren. Die Folge sind wieder <obligatorische Angaben>, die morphologisch frei sein könnten.“11

Genauer untersucht Engel die Funktionen und Eigenschaften von Angaben. Jeder Satz und jedes satzartige Konstrukt (Bsp. Nebensatz) kann durch Elemente erweitert werden, die nicht vom Verb ausgewählt werden, sondern frei hinzufügbar sind. Diese werden als Satzangaben oder Angaben bezeichnet.12

Man kann vier Großklassen von Angaben unterscheiden:

(1) verbbezogene oder modifizierende (modifikative) Angaben:

Sie haben immer pünktlich gezahlt.

(2) satzbezogene oder situierende (situative) Angaben:

Man hat gestern nach ihr gesucht..

(3) negative Angaben:

Wir haben uns nicht geirrt.

(4) äußerungsbezogene oder existimatorische Angaben:

Das ist offenkundig ein Mißvertsändnis.

2.4.1. Modifizierende Angaben

Diese Angaben beziehen sich immer auf das Hauptverb. Die modifizierende Angabe hat verschiedene Ausdrucksformen.13 Neben unflektierten Adjektiven und Präpositional- phrasen kann sie auch durch wie- Phrasen realisierte sein. Eine modifizierende Angabe steht gewöhnlich nahe beim Hauptverb; sie kann aber zur Hervorhebung an der Satzspitze stehen. Gerne hat er es getan. / Wir hatten freiwillig teilgenommen.

2.4.2. Situierende Angaben

Es handelt sich um die wichtigste, reichgegliedertste und am häufigsten vorkommende Großklasse von Angaben.14 Alle situierenden Angaben haben die Funktion, den im Satz beschriebenen Sachverhalt in verschiedenartige (temporale, lokale, kausale, etc.) Zusammenhänge einzuordnen. Es gibt folgende Ausdrucksformen situierender Angaben: Adverbien, Präpositionalphrasen, akkusativische Nominalphrasen, Adjektive (Adjektivphrasen) und Nebensätze. Die einzelnen Funktionen der situierenden Angaben werden bei Engel untergliedert in:15

(a) Temporalangaben

Sie situieren einen Sachverhalt in der Zeit. Die Situierung der Zeit kann absolut erfolgen (am 13. Januar 1998), in bezug auf die Sprechzeit (gestern, bald) und in bezug auf andere im Text genannte Sachverhalte (damals, kurze Zeit später). Erfragt werden Temporalangaben meist durch wann, gelegentlich auch durch bis wann, seit wann. Temporalangaben haben die Funktion der Angabe der Jahreszahl, der Datumsangabe, der relative Zeitangaben, der Angabe von Zeiträumen und der Angabe der Uhrzeit.

(b) Lokalangaben

Sie situieren einen Sachverhalt im Raum. Erfragt werden Lokalabgaben durch wo. Die Situierung im Raum kann absolut (am Heppenheimer Großen Markt ), in bezug auf die Redesituation (hier, da drüben) und in bezug auf andere im Text genannte lokale Bestimmungen von Sachverhalten (daneben, auf der anderen Seite, in Höhe dieses Anwesens) sein.

(c) Kausalangaben

Sie nennen einen Grund / eine Ursache und charakterisieren damit den Sachverhalt, der im Satz beschrieben wird, als dessen Folge oder Auswirkung. Erfragt werden Kausalangaben durch warum, weshalb, wieso, aus welchem Grund, etc. Grund bzw. Ursache kann absolut (weil Wasser bei 0 Grad Celsius gefriert) und unter Verweis auf andere im Text genannte Sachverhalte (deshalb, aus diesem Grund) sein.

(d) Konditionalangaben

Diese Angaben nennen eine Bedingung für den im Satz beschriebenen Sachverhalt. Erfragt werden Koditionalangaben durch unter welcher Bedingung, wann. Die Bedingung kann absolut (wenn Frau Müller am 7. März eine Brille getragen hätte) und unter Verweis auf andere im Text genannte Sachverhalte (dann, unter diesen Voraussetzungen) sein.

(e) Konsekutivangaben

Sie nennen eine Folge eines weiteren, im Satz beschriebenen Sachverhalts. Sie sind Nebensätzen. Sie lassen sich nur umständlich erfragen: mit welcher Folge, u.ä. In der Nähe von Konsekutivangaben stehen Attributsätze, die auch eine Folge des Geschehens nennen. Diese Eigenschaft ist aber nicht an Ihnen selbst ablesbar, sondern ergibt sich aus einem Obersatzelement, dem sie untergeordnet sind. Deshalb werden solche Sätze nicht zu den konsekutiven Angabe-sätzen gezählt, sondern fallen unter die Attributsätze.

Er schob den Ä rmel zurück, so daßMüller die Narbe sah.

(f) Konzessivangaben

Sie geben einen „unzureichenden Gegengrund“ an, eine Bedingung, die eigentlich ein Geschehen verhindern sollte, sich aber nicht als stark genug erweist. Konzessivangaben lassen sich nicht ohne weiteres erfragen. Zur Unterscheidung der Subjunktoren obwohl, wenn auch, auch wenn, etc. Er ging trotzdem ohne Schirm weg.

(g) Finalangaben

Sie geben Ziel oder Zweck eines Sachverhalts an. Finalangaben werden erfragt durch wozu, wofür, zu welchem Zweck . Er verließseine Frau um dieses Besitzes willen .

(h) Instrumentalangaben

Sie geben das Mittel zur Erreichung eines Zieles an. Instrumentalangaben werden erfragt durch womit, wodurch . Sie wird es damit nie schaffen.

(i) Restriktivangaben

Sie nennen eine einschränkende Bedingung für ein Geschehen, legen den Geltungsrahmen für einen Sachverhalt fest. Ausdrucksformen für Restriktivangaben sind zum einen Präpositionalphrasen mit hinsichtlich, angesichts, u.a. und Nebensätze vom Typ was ... angeht, was ... betrifft, sowie unflektierte Adjektive und Partikel, die auf - m äßig enden . Restriktivangaben sind gewöhnlich betont und stehen fast immer am Satzanfang. Sie werden mit in welcher Hinsicht, inwiefern erfragt.

Ich bin jetzt beruflich ganz zufrieden .

(j) Komitative Angaben

Sie nennen zu einem Sachverhalt einen begleitenden oder fehlenden oder stellvertretenden Umstand. Bezeichnen komitative Angaben Personen als begleitenden Umstand, so lassen sie sich durch mit wem erfragen, in anderen Fällen ist keine

Erfragung möglich. Sie ging mit ihrem Gast ins Theater .

2.4.3. Negative Angaben

16 Diese Angaben negieren Sachverhalte oder Teile derselben. Sie stehen im Satz hinter den satz- und vor den verbbezogenen Angaben. Zu ihnen gehören in erster Linie der Negator nicht, ferner Konkurrenzformen wie keinesfalls, keineswegs, verstärkte Formen wie durchaus nicht und Negationsangaben mit situativer Komponente wie niemals, nirgends, etc. Negative Angaben kommen nicht in Nebensatzform vor. Sie lassen sich nicht erfragen. So was könnt ihr doch mit mir nicht machen.

2.4.4. Existimatorische Angaben

Diese Elemente geben eine Einschätzung des Sachverhaltes durch den Sprecher wieder. Sie sind primär auf die ganze Äußerung zu beziehen. Manche existimatorische Angaben sind zusätzlich auf spezielle Teile der Äußerung hin orientiert. Existimatorische Angaben haben die Funktion einer Äußerung zur Äußerung. Sie lassen sich nicht erfragen. Auch diese Angabengruppe läßt sich wieder untergliedern.

(a) Kautive Angaben

Sie sind meist auf einen einzelnen Ausdruck hin orientiert und relativieren dessen Bedeutung. Es handelt sich um Gradpartikel (fast, geradezu, gewissermaßen, teilweise, etc.) und unflektierte Adjektive (einfach), sowie besondere Ausdrücke (im allgemeinen, in gewisser Weise, etc.).

(b) Selektive Angaben

Sie heben einen Ausdruck auf bestimmte Art hervor und setzen damit den verbalisierten Sachverhalt in Beziehung zu anderen möglichen Sachverhalten. Selektive Angaben kommen nur in Interrogativ- und Konstantivsätzen vor. Hierzu gehören die Gradpartikel (allein, bereits, eben, gerade, insbesondere, sogar, besonders) , die unflektierten Adjektive (ausgerechnet, vornehmlich) und besondere Ausdrücke (vor allem). In den meisten Fällen lassen sich die selektiven Angaben unabhängig von ihrem Bezugswort verschieben.

(c) Ordinative Angaben

Sie setzen Äußerungen in Beziehung zu anderen Äußerungen, bzw. Teilen von Äußerungen, überschreiten in sofern die Satzgrenze. Aus diesem Grund werden sie hier vernachlässigt.

(d) Judikative Angaben

Diese Elemente bringen zum Ausdruck, wie der Sprecher einen Sachverhalt bewertet, wie er „ihn findet“; sie sind also auf den Satz hin orientiert, der den betreffenden Sachverhalt wiedergibt. Judikative Angaben kommen nur in Mitteilungen (im weiteren Sinne) vor. Es handelt sich fast ausschließlich um Modal- und Rangierpartikel mit dem Suffix - weise. (anerkennenswerterweise, seltsamerweise, verständlicherweise, etc.), ebenso zählen dazu Partikel und Ausdrücke (Gott sei Dank, leider, zu unserem gr ößten Bedauern) sowie parentische Nebensätze (was mir sehr leid tut, was ich bedauerlich finde) .

(e) Verifikative Angaben

Diese Elemente modifizieren den Realitätsgrad eines Sachverhalts und sind damit auf die Äußerung bzw. ihr illokutives Element hin orientiert. Es handelt sich im wesentlichen um Modalpartikel. Sie kommt meist in Aussagen vor, gelegentlich in Fragen (bekanntermaßen, vielleicht, zweifellos, gewiß, tatsächlich, etc.).

(f) Abtönungspartikel

Auch diese Elemente sind auf die illokutive Komponente der Äußerung hin orientiert. Die Redeabsicht verändert sie nicht grundlegend, aber sie modifiziert sie oder verstärkt sie oder mildert sie ab.

(aber, also, etwa, halt, lediglich, nicht, noch, schon, wohl, etc.)

3. Syntaktische Relationen

Nach Eisenberg läßt sich die Grammatik in drei Schritte gliedern17 und wird im Folgenden am Beispiel des Genitivs erläutert.

(1) Formenlehre

Chinas ist der Genitiv von China und des Jungen ist der Genitiv von der Junge. Sie gibt die Übersicht darüber, welche Formen es gibt.

(2) Satzgliedlehre

sich erinnern nimmt ein Genitivobjekt von er erinnert sich Chinas / des Jungen. Bei jedem Substantiv kann ein Genitivattribut stehen, also haben wir die Regierung Chinas, das Alter des Jungen. Sie gibt die Übersicht darüber, welche syntaktischen Funktionen es im Deutschen gibt.

(3) Lehre von der Verwendung der Formen

Wenn der Genitiv als Objekt vorkommt, haben wir e r erinnert sich Chinas / des Jungen . Kommt der Genitiv als Attribut vor, haben wir Die Regierung Chinas, das Alter des Jungen Sie gibt die Übersicht darüber, welche syntaktischen Funktionen jede einzelne Form haben kann. Bei der Satzgliedlehre18 und der Lehre von der Verwendung der Formen handelt es sich um relationale Begriffe. Einen Satz kann man also syntaktisch beschreiben. Die Regierung besteht auf der neuen Startbahn .

Einerseits kann man ihn mit Nomen im Nominativ, Verb, Präpositionalgruppe mit Dativnominal beschreiben und andererseits ist auch die Beschreibung Subjekt, Prädikat, Präpositionalobjekt korrekt. Zur syntaktischen Beschreibung braucht man relationale Begriffe:

die Regierung ist Subjekt zu besteht

auf der neuen Startbahn ist Präpositionalobjekt zu besteht

besteht ist Prädikat zu Die Regierung besteht auf der neuen Startbahn

Aber auf der neuen Startbahn ist nicht in allen Sätzen Präpositionalobjekt, es kann auch eine andere Funktion verlangt werden.

(a) Die Regierung besteht auf der neuen Startbahn (Präpositionalobjekt)

(b) Zahlreiche Umweltschützerübernachteten auf der neuen Startbahn (adverbiale Best.)

(c) Die erste Landung auf der neuen Startbahn wird verschoben (Präpositionalattribut)

In allen drei Sätzen findet sich dieselbe Form19, aber bei Berücksichtigung der Umgebung ergibt sich die Verschiedenheit der Funktion der Präpositionalgruppe. Relationale Begriffe werden mit kategorialen definiert, niemals umgekehrt. Bsp. : direktes Objekt zu verspricht

(a) Karl verspricht eine pünktliche Bezahlung. Objekt = Nominalgruppe

(b) Karl verspricht, pünktlich zu bezahlen . Objekt = Infinitivgruppe

(c) Karl verspricht, daßer pünktlich zahlt . Objekt = daß-Satz

Dies bedeutet, daßeine Definition für „direktes Objekt im Deutschen“ berücksichtigen muß, daßdas direkte Objekt verschiedene Formen annehmen kann. Somit kann eine Form mehrere Funktionen haben und eine Funktion kann mehrere Formen erfüllen. Beispielsweise ist ein Genitiv exakt das was wir eine Einheitskategorie des Substantivs nennen würden.20

Um die syntaktischen Relationen besser verstehen zu können, werden im Folgenden die einzelnen Satzkonstituenten nach dem gängigen deutschen Satzbauplan untersucht.

3.1. Subjekt

(a) Subjekt - allgemein

Das Subjekt hat nach Helbig-Buscha folgende Abhängigkeitsstruktur:21 (Der Arbeiter liest ein Buch.) Das Subjekt wird morphologisch durch ein Substantiv (oder ein substan- tivisches Pronomen) im Nominativ repräsentiert (Der Arbeiter (er) liest ein Buch.).

Für die Formen des Substantivs als Subjekt sind zwei Transformationen charakteristisch. Eine Möglichkeit wäre, daßdurch eine Nominalisierungstrans- formation das substantivisches Subjekt zum Genitivattribut wird (Der Arbeiter liest - das Lesen des Arbeiters), die andere, daßdurch eine Passivtransformation das substantivische Subjekt zum Präpositionalobjekt (von / durch) wird (Der Arbeiter liest das Buch - Das Buch wird von dem Arbeiter gelesen.). Dem entsprechen wiederum zwei Transformationen für das substantivische Pronomen als Subjekt: Durch eine Nominalisierungstransformation wird das substantivische Pronomen zum Possesivpronomen (Er liest - sein Lesen), oder unter der Passivtransformation verhält sich das substantivische Pronomen wie das Substantiv als Subjekt (Er liest das Buch - Das Buch wird von ihm gelesen .).

Das Subjekt ist in der Regel obligatorisch. In einigen Fällen steht ein fakultatives Korrelat an Stelle des Subjekts: Mich gelüstet es danach - Mich gelüstet danach Mich freut die Tatsache, daßer kommt - Mich freut, daßer kommt

Bei Eisenberg wird zwischen Vor- und Nachbereich die Funktion des Subjekts unterschieden22. Im Vorbereich der Subjektrelationen treten Nomina und Nominalgruppen im Nominativ (Die Rose blüht), zu- Infinitive (Früh aufzustehen ist nicht leicht), indirekte Fragesätze (Wieviel das kostet wird nicht bekannt) und konjunktionale Nebensätze (daßdie Regierung zurücktritt,überrascht uns sehr) auf. Im Nachbereich der Subjektrelationen treten Vollverben (blüht,überrascht), Kopulaverben (ist ... leicht, wird... bekannt) und Modalverben (können) auf. Das Subjekt korrespondiert formal mit der finiten Form des Verbs hinsichtlich Person und Numerus (Verbalkongruenz). In Hinsicht auf die Form (Kategorie im Vorbereich) wird das Subjekt vom Vollverb bzw. Prädikatsnomen regiert.

Engel bezeichnet die Nominativergänzung als Subjekt23 und seine Grammatik wurde dehalb nicht weiter unter Punkt 2.2. behandelt.

Das Subjekt kann folgende Ausdrucksformen haben: als Nominalphrase im Nominativ ( Annette ist meine Freundin, das Mädchen mit den blonden Zöpfen...), als Pronominalphrase im Nominativ (Sie ist... / Niemand hat ...) und als Nebensatz ( Daßdu hier bist , freut mich). Das Subjekt kongruiert in Person und Numerus (Ich kaufe mir ein Fahrrad. / Ihr kauft euch Fahrräder.). Auch bei mehrgliedrigem Verbalkomplex besteht Kongruenz zwischen Subjekt und finitem Verb (dann meist einem Nebenverb, d.h. ein Auxiliarverb, Modalverb oder Modalitätsverb).

(Ich habe mir ein Fahrrad gekauft / Ihr habt euch Fahrräder gekauft).

Es gibt jedoch auch Ausnahmen in der Kongruenzregel24. Treten mehrere Subjekte im Singular gehäuft auf und sind sie durch und verbunden, so steht das finite Verb meist im Plural (Sabine und Monika waren am meisten betroffen). Sind gehäufte singularische Subjekte durch oder verbunden, so steht das finite Verb meist im Singular (Sabine oder Monika wird mitgehen). Ist das Subjekt eine unbestimmte Mengenangabe im Singular, dem als Attribut eine „Materialbestimmung“ im Plural folgt, so steht das finite Verb meist im Singular, häufig aber auch im Plural. (Ein Pfund Linsen kostet 60 Pfennige, Eine Anzahl Arbeitslose konnte eingestellt werden.).

Bei Kongruenz hinsichtlich der Person ist zu berücksichtigen, daßbei mehreren Subjekten unterschiedlicher Personen gilt: Die 1. Person dominiert gegenüber den beiden anderen und die 2. Person dominiert gegenüber der 3. Person, das finite Verb folgt dann immer der dominanten Person (Wir und ihr sollten uns einigen. / Ihr und auch all die anderen seid gemeint.) . Dies gilt bei und, oder und anderen disjunktiven Konjunktoren. (Wir oder ihr müssen verzichten).

Das Subjekt hängt vom Hauptverb ab. Das Vorkommen sämtlicher Ergänzungen, also auch des Subjekts, wird durch die Valenz des Hauptverbs, nicht die des finiten Verbs gesteuert. Sätze mit finitem Auxiliarverb haben nur deshalb verschiedene Ergänzungen, weil die jeweiligen Hauptverben verschiedene Valenz haben.25

(Monika hat mir Kartoffeln geliehen. / Wir haben vergebens auf den Besuch gewartet. / Mir hat vor ihm gegraut.)

Die Bedeutungsbeschränkungen, die für die einzelnen Ergänzungen gelten, werden durch das Hauptverb festgelegt, sind so ebenfalls in der Valenz enthalten, sofern man die Bedeutung in die Valenz einbezieht. (Sabine ißt - essen = nur menschlich oder tierisch / Der Baum ist ergrünt.- ergrünen = nur pflanzlich).

Die Ausdrucksvalenz und semantische Valenz konstituieren grundlegende Zuordnungsregeln. Für die Bildung korrekter Sätze sind sie wichtiger als die Kongruenz, die eine reine Oberflächenerscheinung ist. Wird ein aktivischer Satz ins werden-, sein-, oder gehören -Passiv gesetzt, so wird das Subjekt getilgt. Es kann aber durch eine von oder durch - Phrase wieder eingeführt werden.

(Monika hat das Manuskript abgeschlossen - das Manuskript ist (von Monika) abgeschlossen worden.).

Bei Akkusativergänzung im aktivischen Satz wird eine der drei genannten Passivarten zum „Passivsubjekt“ -> Nominativ. Dieses Passivsubjekt darf aber wegen der Valenz des Verbes nicht einfach als Subjekt gewertet werden, da es nicht ohne weiteres die Verbvalenz erfüllen kann. (Monika holt den Wagen ab -> Der Wagen wird von Monika abgeholt) Außer in der Passivkonstruktion darf das Subjekt im Deutschen grammatikalisch nicht getilgt werden.

(b) Sonderstellung des Subjekts

Eine besondere Berücksichtigung findet auch die Sonderstellung des Subjekts.

Die flexivische Kongruenz zwischen Subjekt und finitem Verb sichert ihm eine Vorzugsstellung, keine andere Ergänzung im Deutschen kongruiert mit dem Finitum. Die Infinitvprobe, bei der das finite Verb in den Infinitiv gesetzt wird, führt zwangsläufig zu einer Eliminierung des Subjekts, was bedeutet, daßes i.d.R. keine Infinitivphrasen gibt, die das ursprüngliche Subjekt enthalten. (Hans rechnet nicht mit diesem Ergebnis - nicht mit diesem Ergebnis rechnen)

Die Infinitvprobe betrifft nur das Subjekt. Das Subjekt ist das häufigste aller Satzglieder. Es nimmt häufig (60% aller Sätze) die erste Stelle im Satz ein. Die Bedeutung des Subjekts ist nach neuen Erkenntnissen semantisch nicht zu definieren, es gibt allerdings Bedeutungen wie „Täter“, „Agens“, „Urheber“, usw.

Das Subjekt fungiert oft als Thema eines Satzes, als es einen Gegenstand, eine Person, ein Geschehen nennt, über den oder das im weiteren Satz eine Aussage gemacht wird.

3.2. Prädikat

Das Prädikat wird bei Helbig-Buscha in finites Verb und andere Prädikatsformen untergliedert. Jeder Bereich wird einzeln betrachtet.

(a) Finites Verb26

Das finite Verb ist dasjenige Satzglied, das eine feste Position im Satz einnimmt und um das herum im Hauptsatz (Aussagesatz) sich die anderen Satzglieder bewegen. Seine Abhängigkeitsstruktur nimmt folgenden Platz ein: Er liest ein Buch Am finiten Verb können Veränderungen in Tempus (Er hat ein Buch gelesen) , Genus (Ein Buch wird von ihm gelesen) , Modus (Er käme pünktlich) und in der Modalität (Er möchte ein Buch lesen) vorgenommen werden. Das finite Verb ist obligatorisch.

(b) Grammatisches Prädikatsteil27

In bestimmten Konstruktionen (z.B. Perfekt, Passiv, unpersönlich-reflexive Formen) besteht das Prädikat aus zwei oder mehr Teilen. Der nicht finite, aber verbale Teil des Prädikats wird als grammatischer Prädikatsteil bezeichnet. Der grammatische Prädikatsteil hat folgende Abhängigkeitsstruktur:(Er hat das Buch gelesen - das Buch liest sich spannend)

Er kann durch folgende morphologische Stellungsglieder repräsentiert werden: Infinitiv des Verbs (Er will das Buch lesen ), Partizip des Verbs (Er hat das Buch gelesen .) und das Reflexivpronomen sich (Das Buch liest sich spannend.).

Die zusammengesetzten Tempus-, Genus- und Modusformen, sowie die Modalität lassen sich auf die einfachen Grundformen zurückführen: (Er hat ein Buch gelesen. - Er liest ein Buch./ Das Buch wurde gelesen. - Man las das Buch. / Er käme pünktlich. - Er kam pünktlich./ Er will heute kommen. - Er kommt heute.)

Die grammatischen Prädikatsteile sind obligatorisch. Ihre Eliminierung führt entweder zu ungrammatischen Sätzen oder zu grammatischen bzw. semantischen Veränderungen des Satzes. (Er hat das Buch gelesen. - Er hat das Buch.).

(c) Lexikalisch- idiomatischer Prädikatsteil28

Er kann durch folgende morphologische Stellungsglieder repräsentiert werden: Substantiv (Er fährt Auto / Die Assistentin schreibt Maschine .) , Präfix und Adverb (Das kommt ihmüberzeugend vor . / Sie geht ins Haus hinein . ), Adjektiv (Wir essen uns satt ./ Die Sekretärin schreibt gerne blind .) und Infinitiv des Adverbs (Sie lernten sich kennen / Mein Freund hat gut reden .). Der grammatische Prädikatsteil ist obligatorisch.

(d) Prädikativ29

Oft wird das Prädikativ als Subjektsprädikativ dargestellt. Damit bezeichnen Helbig- Buscha den nicht finiten und nicht verbalen Teil eines mehrgliedrigen Prädikats. Dazu gehört das Prädikat beim Verb sein, werden und bleiben, dessen morphologische Stellungsglieder durch ein Substantiv im Nominativ (Er ist Student.), ein Adjektiv oder Partizip (Seine Tochter ist begabt ./ Der Bastler ist geschick t.), eine Präposition + Substantiv (Diese Frage ist von Bedeutung .), oder ein Adverb, dem manchmal eine Präposition vorangestellt ist (Die Zeitung ist von heute . / Der Lehrer ist dort .) repräsentiert sind. Das Prädikativ kann bei sein- Verben in ein Attribut transformiert werden. (Hans ist Student - der Student Hans / Susi ist begabt - die begabte Susi)

Es gibt auch ein Prädikativ in passiven Sätzen mit den Verben nennen, finden u.a., dessen Prädikativ einem Objektsprädikativ in aktiven Sätzen entspricht, und durch dieses aus einer Passivkonstruktion heraus entsteht. Seine morphologisch-syntaktische Stellungsglieder sind durch ein Substantiv im Nominativ (Die Messe wird ein Welthandelsplatz genannt.), ein Adjektiv mit manchmal vorangestellter Präposition (Sie wird liebenswürdig genannt./ Sein Rat wird für wichtig gehalten.), einer Präposition + Substantiv (Sie wird für ein Talent gehalten.) oder einem Adverb (Er wird so genannt.) repräsentiert. Für das Prädikativ in passivischen Sätzen ist die Passivtransformation charakteristisch (Sie wird für klug gehalten. - Man hält sie für klug .).

(e) Objektsprädikativ30

Das Objektsprädikativ ist ein nicht verbaler Teil des Prädikats, der sich nicht auf das Subjekt, sondern auf das Objekt bezieht. Es wird durch folgende morphologisch- syntaktischen Stellungsglieder repräsentiert: Substantiv im Akkusativ (Er nennt die Messe einen Welthandelsplatz.), Adjektiv mit manchmal vorangestellter Präposition (Er findet sie liebenswert . / Ich halte seine Worte für wichtig . ), Präposition + Substantiv (Alle finden es in Ordnung .) oder Adverb (Man nennt ihn so ).

Das Objektsprädikativ kann durch eine Passivtransformation in ein Subjektsprädikativ transformiert werden (Er findet sie liebenswert - Sie wird liebenswert gefunden.), in ein Attribut (Er nennt Claudia entzückend - die entzückend genannte Claudia) oder in einen Nebensatz (Er findet sie entzückend . - Er findet, daßsie entzückend ist .). Das Objektsprädikativ ist obligatorisch.

Eisenberg bezeichnet die größte Form eines Verbs als Prädikat, die einem Subjekt, eine Infinitivgruppe oder Partizipalgruppe unmittelbar untergeordnet ist.31 Im Vorbereich der Prädikatrelation treten folgende Formen auf: Vollverben (Rote Rosen sieht man besser), Kopulaverben (Berlin bleibt doch Berlin) und Modalverben (Niemand mußte mit soviel Vergeßlichkeit rechnen).

Er richtet sich deshalb nach der größten Form eines Verbs, weil zusammengesetzte Formen auch als Prädikat gesehen werden (nicht hat, sondern hat gesehen). Bei Modalverben wird nur das Modalverb als Prädikat gesehen, denn das Modalverb bildet mit dem Infinitiv des Vollverbs keine Verbform. Man kann aber von einem erweiterten Prädikat sprechen. Im Nachbereich der Prädikatsrelation findet sich meist die Kategorie Satz, also das Prädikat eines Satzes.

Es gibt in der Grammatik von Engel keine Bezeichnung „Prädikat“. In dieser Grammatik werden die Verben nach Satzmustern geordnet32. (Valenzgrammatik) Die Valenz des Hauptverbs legt Zahl und Art der Ergänzungen und teilweise auch ihre Ausdrucksformen fest. Deshalb ist die Verbvalenz von elementarer Bedeutung für den Satzbau. Die Kombination der Ergänzungen eines bestimmten Verbs bildet das zu ihm gehörige Satzmuster. Satzmuster und Verbvalenz stimmen insofern überein. In den Satzmustern sind die meisten Ergänzungen obligatorisch, durch ein Weglassen würde ein unkorrekter Satz entstehen. Der Unterschied zwischen fakultativen und obligatorischen Ergänzungen spielt eine wichtige Rolle, denn durch das Markieren der fakultativen Ergänzungen im Satz erhält man den Satzbauplan.

Die Satzmuster und der Satzbauplan bestehen unabhängig von dem Satztyp (Haupt- oder Nebensatz), der Satzart (Konstativ-, Interrogativ-, Imperativsatz bzw. semantisch unterschiedene Nebensatzarten), hinzugefügten Angaben, der Form des Verbalkomplexes (Bsp.: Perfektformen, Aktiv / Passiv-Formen, u.a.) oder der Wortstellung usw.

Es gibt im Deutschen 51 verschiedene Satzmuster33, repräsentativ ein paar einfache Beispiele:

- Es regnet.

sub Der Baum blüht.

sub akk Er hat das Buch abgeliefert.

sub akk akk Sie hat mich Polnisch gelehrt.

sub akk gen M an beschuldigt ihn der Unterschlagung.

sub akk dat Übergib ihr diese Nachricht.

sub akk dat prp Man bot ihm einen lächerlichen Preis für das Land.

sub akk dat dir Er bringt mir den Wagen an die Bahn.

sub akk dat adj Sie haben ihm seine Treue schlecht gelohnt.

...

3.3. Objekt

Bei Helbig-Buscha werden die Objekte nach Akkusativobjekt, Dativobjekt, Genitivobjekt und Präpositionalobjekt unterschieden.34

Die Objekte werden - wie das Subjekt - morphologisch durch ein Substantiv (allerdings im Akk., Dat., Gen. oder mit Präposition) oder ein entsprechendes Pronomen repräsentiert: Das Mädchen liest ein Buch. / Er hilft seinem Freund. / Der Mann erinnert sich seines Freundes. / Der Vater denkt an seine Kinder.

Die Objekte sind entweder obligatorisch (Er zeigt ihm den Weg ) oder fakultativ ( Er liest ein Buch - Er liest.)

(a) Akkusativobjekt

Das Akkusativobjekt wird durch eine Passivtransformation zum Nominativsubjekt des passiven Satzes. (Er liest das Buch . - Das Buch wird von ihm gelesen.) Es kann durch eine Nominalisierungstransformation zum Genitivattribut werden (Er liest das Buch . - das Lesen des Buches .). In Einzelfällen ist - bei Verben ohne nominativisches Subjekt - eine Verwandlung des Akkusativs in den Nominativ möglich. (Mich friert.- Ich friere.)

(b) Dativobjekt

Das Dativobjekt bleibt von der Passivbildung unberührt.

(Er hilft seinem Freund . - Seinem Freund wird geholfen.)

Das Dativobjekt wird durch eine Nominalisierungstransformation zu präpositionalem Attribut. (Er hilft dem Freund . - seine Hilfe für den Freund )

(c) Genitivobjekt

Das Genitivobjekt bleibt von der Passivtransformation unberührt.

(Das Volk gedachte der Befreiungskämpfer .- Der Befreiungskämpfer wurde gedacht.)

Das Genitivobjekt wird durch eine Nominalisierungstransformation zum präpositionalen Attribut. (Sie erinnerten sich des Befreiungstages . - ihre Erinnerung an den Befreiungstag ) Es wird wird häufig in ein Präpositionalobjekt transformiert.

(Er erinnert sich seines Freundes .- Er erinnert sich an seinen Freund .)

(d) Präpositionalobjekt

Das Präpositionalobjekt bleibt von der Passivtransformation unberührt.

(M an wartet auf die ausländischen Gäste .- Auf die ausländischen Gäste wird gewartet. )

Es wird durch Nominalisierungstransformation zum präpositionalen Attribut (Die Regierung hofft auf verbesserte Beziehungen - die Hoffnung (der Regierung) auf verbesserte Beziehungen). Das Präpositionalobjekt kann in einigen Fällen in ein Kasusobjekt transformiert werden.

(Er kauft das Buch für seinen Freund. - Er kauft seinem Freund das Buch.) (Sie erinnert sich an die Befreiung. - Sie erinnert sich der Befreiung.)

(e) Objekt zum Prädikativ

Das Objekt im Prädikativ hängt nicht vom finiten Verb, sondern von einem Adjektiv als Prädikativ ab. Die morphologischen Repräsentationsmöglichkeiten sind dieselben wie bei den anderen Objekten.

Das Objekt zum Prädikativ kann auftreten als Substantiv (im Akk., Dat., Gen. oder mit Präposition) oder als entsprechendes substantivisches Pronomen / Pronominal- adverb. (Diese Ware ist ihr Geld (es) wert. / Der Sohn ist seinem Vater (ihm)ähnlich.)

Wie alle anderen Objekte kann auch das Objekt zum Prädikativ obligatorisch (Der Sohn ist seinem Vaterähnlich ) oder fakultativ (Er ist seinem Vater dankbar - Er ist dankbar) sein.

Bei Eisenberg ist der Vorbereich der Objekte zu berücksichtigen.35

Im Vorbereich der Objektrelation treten Nominale im Genitiv (Der Vorschlag bedarf deiner Unterstützung) und Nominale im Dativ (Wir trauen ihm) auf.

Das Dativobjekt wird auch als indirektes Objekt bezeichnet. Ebenso treten Nominale im Akkusativ (Karl lernt italienisch) auf, wobei das Akkusativobjekt auch als direktes Objekt bezeichnet wird. Dieses direkte Objekt kann auch ersetzt werden durch: zu-Infinitive (Karl lernt sich zu benehmen) , indirekte Fragesätze (Karl lernt, wie ein Schornstein gemauert wird) und konjunktionale Nebensätze (Karl lernt, daßman es ohne Bildung zu nichts bringt).

Neben den bereits genannten Objekten gibt es noch die Präpositionalobjekte (Karl freut sich auf Emilie , Karl freut sichüber Emilie ) . Wird die Stelle des Präpositionalobjektes von einem zu-Infinitiv oder einem Satz besetzt, so wird es häufig (manchmal auch obligatorisch) mit einem Pronominaladverb wie darauf, darüber angeschlossen. (Karl freut sich ( darüber ), Emilie wiederzusehen / Karl freut sich darüber, wie Egon aussieht . / Karl freut sich (darüber), daßEgon ihm hilft )

Engel spricht nicht von Objekten, sondern von Ergänzungen, also den Funktionen im Satz.36 Auch er differenziert nach der gängigen Unterscheidung von Akkusativergänzung, bzw. -objekt, Genitivergänzung, Dativergänzung und Präpositionalergänzung. Darüber hinaus geht auf Expansivergänzungen ein.

(a) Akkusativergänzung - Akkusativobjekt

Sie kann folgende Ausdrucksformen haben: Nominalphrase im Akkusativ (Du hast Inge beleidigt.), Pronominalphrase im Akkusativ (Ich kenne hier niemand .) oder Nebensatz (Sie wollte, daßich noch hierbleibe .). Nicht jedes akkusativische Satzglied ist eine Akkusativ- ergänzung. Bei vielen Verben ist die Akkusativergänzung fakultativ, sie kann deshalb weggelassen werden, ohne daßder Satz ungrammatisch würde, bei anderen Verben ist sie immer obligatorisch. (Susi nützt ihren Bruder aus.). Sie wird bei der Passivbildung mit sein, werden oder gehören zum Passivsubjekt. Sie gehört zu den wenigen Ergänzungen, die, ohne gehäuft zu sein, bei einem Verb doppelt vorkommen können. Allerdings nur bei:

lehren Sophie hat mich die polnische Sprache gelehrt.

fragen Das habe ich mich auch gefragt.

kosten Das kostet sie eine Menge Geld.

(b) Genitivergänzung - Genitivobjekt

Sie kommt nur vereinzelt bei wenigen Verben vor. Meist wird sie durch eine Präpositionalergänzung ersetzt. (S ie erinnerte sich diesen Vorfalls . - Sie erinnert sich an diesen Vorfall .). Die Genitivergänzung kann folgende Ausdrucksformen haben: Nominalphrase im Genitiv (Diesen heißen Tages entsann er sich noch gut.), Pronominalphrase im Genitiv (Dessen bedarf es nicht mehr.) oder als Nebensatz (Er entsann sich, daßein Brief gekommen war .). Genitivergänzungen sind teilweise obligatorisch, teils fakultativ. Sie kommen häufig zusammen mit Akkusativergänzungen vor (beschuldigen, bezichtigen, zeihen, u.a.).

(c) Dativergänzung - Dativobjekt

Sie kann folgende Ausdrucksformen haben: Nominalphrase im Dativ (Zeig unserem Gast mal den Bauplan.) oder Pronominalphrase im Dativ (Zeig ihm mal den Plan.) . Die Dativergänzung wird bei der Umsetzung ins bekommen- Passiv zum Passivsubjekt. Dativergänzungen sind zum Teil obligatorisch, teils fakultativ. Sie kommen besonders häufig mit der Akkusativergänzung vor, besonders bei Verben des Gebens und des Sagens.

Es gibt auch Sonderformen der Dativergänzung.

Zum einen gibt es den Dativus sympaticus/commodi (Hans wäscht seinem Vater das Auto.), dessen Verben ein willkürliches Tun bezeichnen und durch für- Phrasen ersetzt werden können. Er bezeichnet ein Lebewesen, zu dessen Gunsten die genannte Handlung ausgeführt wird.

Dann gibt es noch den Dativus incommodi ( Mir ist die Kerze heruntergefallen.), der durch Vergangenheitsverben ausgedrückt wird. Er bezeichnet einen Menschen, der eine unerwünschte Handlung ausgeführt hat.

Die letzte Sonderform wird durch den Dativus ethicus / Pertinenzdativ dargestellt. Der Pertinenzdativ gehört zur Gruppierung der Angaben und hat daher keinen Satzgliedwert.

(d) Präpositivergänzung - Präpositionalobjekt

Sie kann folgende Ausdrucksformen haben: Präposition + Nominalphrase (Wir haben auf die Schwimmer gewartet.) , Präposition + Pronominalphrase (Sie lachtenüber sie .) , Präpositionaladverb (Wir haben darauf gewartet.) oder Nebensatz (Sie erinnerten sich, daßer verzichtet hatte .).

Im Unterschied zu Situativ-, Direktiv-, und Expansivergänzungen enthalten Präposi- tionalergänzungen eine „nicht austauschbare Präposition“37. Sie ist im allgemeinen bedeutungsleer und dient in erster Linie als Markant38, d.h. sie ist ein Oberflächenmerkmal der syntaktischen Funktion. Die Agensbestimmung im Passivsatz ist als fakultative Präpositivergänzung aufzufassen (Politik wird ( von Menschen ) gemacht.). Es gibt nur wenige Verben mit doppelter Präpositivergänzung, so reden, sprechen, sich unterhalten, u.a. (Ich sprach mit dem Gastüber das Essen .).

(e) Expansivergänzung

Sie tritt sehr selten auf und ist auf Verben beschränkt, die eine meßbare Veränderung im Raum oder in der Zeit bezeichnen (gehen, wachsen, dauern, u.a.) .

Ihre Ausdrucksform kann eine Nominalphrase im Akkusativ (Er nahm in dieser Zeit zehn Kilo ab.) oder die Präposition um + Nominal- oder Pronominalphrase (Er kürzte die Hose um 1 Zentimeter .) sein. Ebenso tritt sie in Form von einem Adjektiv, Adverb (Seine Stimme hallte weit ./ Die Sitzung dauerte lange .) oder als Nebensatz (Die Sitzung dauerte, bis die letzten Züge fuhren .) auf. Vielfach kommutieren Akkusativphrasen mit um -Phrasen (Er nahm in dieser Zeit um zehn Kilo ab .).

3.4. Prädikatsnomen

Bei Eisenberg wird das Prädikatsnomen durch ein Nominal im Nominativ (Paula ist die Klügste von allen) oder einem Adjektiv in der Kurzform (Stadtamseln sind neurotisch, Der Otter ist bei uns ausgestorben) realisiert.

Im Nachbereich findet sich immer die Form eines Kopulaverbs. Das Prädikatsnomen wird vom Verb regiert, hat daneben aber eine enge syntaktische Beziehung zum Subjekt. Da man die vom Verb regierten Größen (Subjekt, Objekt, Prädikatsnomen) als Ergänzungen bezeichnet, haben diese im Nachbereich eine verbale Konstituente, die als Subjekt zum Verb genannt wird.

Engel unterscheidet zwischen dem substantivischen Prädikatsnomen39, das er allerdings als Nominalergänzung bezeichnet, und dem adjektivischen Pronomen, das er Adjektivalergänzung nennt. Beide werden hier getrennt betrachtet.

(a) substantivisches Prädikatsnomen - Nominalergänzung

Diese Ergänzung kommt besonders häufig bei Kopulaverben (sein, werden, bleiben) vor und auch bei Verben wie gelten als, heißen, auftreten. Die verschiedenen Ausdrucksformen können Nominalphrasen im Nominativ, teilweise ergänzt mit als oder wie (Sie ist Ä rztin / Er hießder rote Heiner / Er ist wie sein Vater .), Nominalphrasen im Akkusativ, teilweise ergänzt mit als (Man nannte ihn den roten Heiner .) oder Pronominalphrasen im Nominativ, teilweise ergänzt mit als (Ich bin ich ) 40 sein.

Ebenso kommen andere Pronomina gelegentlich vor, auch autonom gebrauchte Determinative können das substantivische Prädikatsnomen ausdrücken.

(Sie ist sie selbst geblieben. Auch er gilt als einer .). Es kann aber auch durch Pronominalphrasen im Akkusativ, teilweise ergänzt mit als (Sie nannte ihn so einen .) , dem Partikel so (Er hießso. / Man nannte ihn so .) oder durch einen Nebensatz (Er blieb, der er immer gewesen war .) realisiert werden.

Die Nominalergänzung enthält immer ein Nomen oder ein Pronomen - abgesehen von der Anapher so und vom Nebensatz. Sie bezeichnet immer eine Obermenge zu einer Untermenge oder einem einzelnen Element, das durch ein Subjekt oder eine Akkusativergänzung benannt wird. Die Nominalergänzung ist immer obligatorisch.

(b) adjektivisches Pronomen - Adjektivalergänzung

Es kommt größtenteils bei denselben Verben wie die Nominalergänzung vor, also den Kopulaverben. Seine Ausdrucksform ist eine Adjektivphrase mit unflektiertem Adjektiv, teilweise ergänzt mit wie oder als (Sie war nachdenklich . / Sie war wie krank . / Sie galt als eigensinnig .) oder dem Pronomen es (unveränderlich) (Sie war es auch.) , dem Partikel so (Sie war eben so .) oder einem Nebensatz (Sie benahm sich, wie man es von ihr gewohnt war .) . Nominal- und Adjektivalergänzungen haben weitgehend dieselben Anaphern (es, so). Beide klassifizieren das Subjekt oder die Akkusativergänzung, sei es durch Einordnung in eine Obermenge oder durch Zuordnung eines Merkmals. Die Adjektivalergänzung ist grundsätzlich obligatorisch.

3.5. Attribut

Bei Eisenberg wird auch beim Attribut Wert auf Nach- und Vorbereich41 gelegt. Im Nachbereich treten Substantiv oder Pronomen auf, die den Kern der Attributskonstruktion bilden. Je nach Kategorie im Vorbereich gibt es verschiedenen Formen von Attributen. Diese werden hier kurz aufgelistet, aber nicht näher betrachtet, weil dies zu ausführlich für diese Untersuchung werden würde. Attribute sind immer Nominalgruppen untergeordnet.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Engel bezeichnet Attribute als Satelliten42.

In der Nominalphrase der Büttel von Böblingen sind der und von Böblingen Attribute des nominalen Kerns; in der Präpositionalphrase ist das Nomen Böblingen Attribut der Präposition von. Ebenso gibt es Attribute des Adjektivs (stolz auf euch ), des Adverbs (recht bald ), der Pronomen (du mit dem weißen Schirm ) und andere Wörter. Er unterscheidet verschiedene Typen von Attributen.

(a) direktives Attribut43

Dieser Satellit findet sich nur bei einer überschaubaren Zahl von Nomina. Es handelt sich um eine fakultative Ergänzung zum Nominativ. Die Direktivergänzung steht i.d.R. hinter dem regierenden Nomen (Auswanderung nach Australien / Brückeüber den Rhein) . Direktive Attribute geben ausnahmslos die Richtung einer Bewegung, u.ä. an. Fast immer haben die direktiven Attribute die Form von Präpositionalphrasen, deren Präposition wechseln kann (Fahrt ans Meer / durch die DDR) . Selten kommen Adverbien vor (Fahrt dorthin) .

Manchmal entspricht das direktive Attribut dem Bestimmungswort eines Kompositums (Brückeüber den Rhein -> Rheinbrücke). Es kommutiert mit Relativsätzen (Brücke, dieüber den Rhein führt.). Erweiterungen direktiver Attribute sind unbeschränkt möglich (Brückeüber den Fluß, der seinerzeit Serben und Türken trennte.). Es kann mit allen anderen Satelliten, die vom regierenden Nomen zugelassen werden, kombiniert werden.

(b) nominales Attribut44

Dieser Satellit kommt nur bei Nomina vor, die eine Kategorisierung ausdrücken; es handelt sich um eine Nomenergänzung. Anapher ist: als solche(r)/ als solche(n). Das fakultative nominale Attribut wird ausnahmslos nachgestellt (ihre Tätigkeit als Hilfsreferentin / meine Anstellung als Küchenchef ).

Meist stehen nominale Attribute im Nominativ, soweit sie sich auf ein Genitivattribut beziehen stimmen sie mit diesem gewöhnlich im Kasus überein (die Einordnung dieser Tatsache als einer Nebensächlichkeit). Sie sind ebenfalls unbegrenzt erweiterbar (ihre Tätigkeit als Hilfsreferentin im Wirtschaftsministerium ).

Nominale Attribute sind mit denjenigen Satelliten kombinierbar, die vom regierenden Nomen zugelassen sind.

(c) verbatives Attribut45

Dieser ausschließlich satzförmige Satellit findet sich nur bei ganz wenigen Nomina, die meist von Verben abgeleitet sind, als solche haben sie die Funktion von fakultativen Nomenergänzungen. Die Anapher lautet: daßes so ist.

Verbative Attribute werden immer nachgestellt (Vermutung, daßsieüberhaupt nicht hier war ). Ausdrucksformen sind finite Sätze, Infinitivsätze und gelegentlich abhängige Hauptsätze. Sie lassen sich genauso wie alle satzartigen Konstrukte erweitern. Ihre Kombinationsfähigkeit wird durch das regierende Nomen begrenzt.

(c) präpositives Attribut46

Dieser Satellit kann nur zu Nomina treten, die ein Geschehen oder einen Zustand benennen, daher sind sie eine fakultative Ergänzung des Nomens. Es enthält immer eine obligatorische und nicht austauschbare Präposition.

Anapher: damit, danach, dazu, u.a. (Bitte um Begutachtung / Grußan Ihre Frau).

I.d.R. stehen präpositive Attribute im Nachfeld des Nomens. Dem präpositiven Attribut entspricht oft das Bestimmungswort eines Kompositums (A ngst vor dem Krieg - Kriegsangst). Sie lassen sich beliebig erweitern und mit allen übrigen Satelliten kombinieren, die vom regierenden Nomen zugelassen werden.

3.6. Adverbiale Bestimmungen

Eisenberg bezeichnet die adverbiale Bestimmung als heterogenste unter den gebräuchlichsten syntaktischen Relationen, daher fällt sie in die Restkategorie47.

Zu den adverbialen Bestimmungen zählen die Präpositionalgruppierungen (Egon schwimmt im Nichtschwimmerbecken / Karl arbeitet bei Opel ) und Adverbien (Renate schläft hier, Renate schläft verständlicherweise ) . Sie modifizieren Sätze, d.h. sie sind nebengeordnet. Auch Adverbialsätze (Renate schläft, weil sie müde ist ) und bestimmte Infinitivgruppen (Er arbeitet, um fertig zu werden ) , sowie bestimmte Partizipalgruppen (Er arbeitet, vom Erfolg beflügelt ) und adverbial Adjektive (Karl schläft fest / Egon benimmt sich schauderhaft ) genauso wie Einheiten wie sehr (Egon fürchtet sich sehr / Emilie hat eine sehr gut Begabung für Malerei) zählen zu den adverbialen Bestimmungen.

Die einem Satzknoten untergeordneten Konstituenten fungieren in der Regel als Prädikat, Ergänzung oder adverbiale Bestimmung, sind also Satzglieder. Engel differenziert auch hier wieder die verschiedenen Typen der adverbialen Bestimmung.48

(a) adverbiale Bestimmungen - Situativergänzung

Sie kommt bei Verben des räumlichen Sich-Befindens vor (sein, sitzen, stehen, wohnen). Sie kann folgende Ausdrucksformen haben: Präposition + Nominalphrase (In der Kiste befand sich ein Briefumschlag.) , Präposition + Pronominalphrase (In ihr/der befand sich ein Briefumschlag.) , Präpositionaladverb (Darin befand sich ein Briefumschlag.) , sonstiges Adverb (Dort befindet sich ein Briefumschlag.) oder Nebensatz (Diese Leute wohnen , wo der Weg abbiegt.). Die Situativergänzung kann auch ohne Präposition vorkommen. Die Präposition ist prinzipiell austauschbar, aber sie führt dann zu einem neuen semantischen Inhalt.

( In ihr / auf ihr / unter ihr befand sich ein Briefumschlag.).

Die Präposition hat bei der adverbialen Bestimmung eine eigene Bedeutung, und das unterscheidet sie auch von der Präpositivergänzung. Die Situativergänzung ist immer obligatorisch.

(b) adverbiale Bestimmungen / Direktivobjekt - Direktivergänzungen

Zu den Direktivergänzungen zählt man vor allem die Verben der Fortbewegung (gehen, fahren, fliegen, kommen, u.a.) und viele Tätigkeitsverben (sehen, horchen, winken). Ihre Ausdrucksformen sind eine Präposition + Nominalphrase (Er stürzte sich auf das Tier. ), eine Präposition + Pronominalphrase (Er stürzte sich auf den mit der Brille), ein Präposi- tionaladverb (Er stürzte sich darauf .), ein anderes Adverb (Er stürzte sich hinein .) oder ein Nebensatz (Er ging, wohin der Wind ihn trieb .). Sie können auch ohne Präposition vorkommen. Auch hier ist die Präposition austauschbar, wobei ebenfalls semantische Unterschiede zu berücksichtigen sind (Sie ging in den Keller / zum Bahnhof / an den Schrank .).

Eisenberg nennt eine weiteren Gruppe von adverbialen Bestimmungen: die Bereichsrelationen. Sie basieren auf syntagmatischen Beziehungen zwischen den einzelnen Konstituenten. Er differenziert hier zwischen fünf verschiedenen Bereichsrelationen.

(a) Die nominale Bindung besteht zwischen Substantiv und seinem Artikel. (des Kindes / einem Buch)

(b) Die verbale Bindung besteht zwischen den infiniten Formen eines Vollverbs (ist gesehen worden), eines Kopulaverbs (ist bei uns geblieben) und eines Modalverbs (hat kommen müssen) und den zugehörigen Hilfsverbformen in zusammengesetzten Verformen.

(c) Die präpositionale Bindung besteht zwischen dem Nominal und der Präposition innerhalb von Präpositionalgruppen (nach Köln).

(d) Die konjunktionale Bindung besteht in konjunktional eingeleiteten Sätzen zur Konjunktion (ob es reicht / aber der Wagen rollt).

(e) Die pronominale Bindung besteht zwischen einem Satz oder einer Infinitivgruppe und einem kataphorischen Pronomen (Karl ist es gewöhnt, pünktlich zu sein) oder Pronominaladverb (Renate glaubt nicht daran , daßes Neuwahlen gibt).

4. Schlußbetrachtung

Aus der Fülle der Informationen, die die Grammatiken zum Thema „Syntaktische Begriffe und syntaktische Relationen“ bieten, wurden bestimmte Teilbereiche genauer untersucht und andere mir weniger relevante Teilbereiche weggelassen, da dies sonst den Rahmen der Arbeit gesprengt hätte.

Es läßt sich jedoch feststellen, daßder gleiche Sachverhalt, beispielsweise die Erläuterung einer Nominalrgänzung, in jeder der drei Grammatiken unterschiedlich dargestellt und auch unterschiedlich gewichtet wird. Alle Grammatiken behandeln weitgehend die gleichen syntaktischen elemente, wobei Eisenberg die Ergänzungen detaillierter als Helbig-Buscha betrachtet. Bei Engel besitzt dieser Bereich schon allein durch den anderen Aufbau seiner Valenzgrammatik einen weitaus größeren Stellenwert. Durch die Auseinandersetzung mit diesen drei verschiedenen Darstellungsweisen lassen sich die Kenntnisse über die einzelnen Elemente der syntaktischen Begriffe und Relationen wesentlich verbessern. Man sollte sich nicht nur auf ein einziges „Urteil“ verlassen, sondern auch zum Vergleich in anderen Grammatiken nachschlagen.

Satzbaupläne

Satzbauplan nach Eisenberg: Helga gewann trotz ihres Sturzes.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

S: Satz PrGr: Präpositionalgruppe

N: Nomen V: Verb

Pr: Präposition adv: adverbiale Bestimmung

(S.318)

Satzbauplan nach Engel: Er hatte heute noch nicht die Blumen gegossen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Literatur

Eisenberg, Peter: Grundrißder deutschen Grammatik. Metzler Verlag Stuttgart, Weimar 1994. 3. Auflage.

Engel, Ulrich: Deutsche Grammatik. Groos Verlag Heidelberg 1996. 3. Auflage.

Glück, Helmut (Hg.): Metzler - Lexikon Sprache. J.B. Metzler Verlag Stuttgart / Weimar 1993.

Helbig, Gerhard / Buscha, Joachim: Deutsche Grammatik. Ein Handbuch für den Ausländerunterricht. VEB Verlag Enzyklopädie Leipzig 1979. 5. Auflage.

[...]


1 vgl. Helbig-Buscha: a.a.O. S. 473.

2 vgl. Helbig-Buscha: a.a.O. S. 473 f.

3 Helbig-Buscha: a.a.O. S.476.

4 siehe auch S. 17.

5 Eisenberg: a.a.O. S. 74.

6 Eisenberg: a.a.O. S. 55.

7 vgl. Metzler Lexikon Sprache: a.a.O. S.169.

8 Eisenberg: a.a.O. S. 78.

9 ebenda

10 vgl. Eisenberg: a.a.O. S. 99.

11 Eisenberg: a.a.O. S. 295.

12 vgl. Engel: a.a.O. S. 23.

13 vgl. Engel: a.a.O. S. 219.

14 vgl. Engel: a.a.O. S.220.

15 vgl. Engel: a.a.O. S.221-226.

16 vgl. Engel: a.a.O. S.226.

17 vgl. Eisenberg: a.a.O. S. 60f.

18 vgl Eisenberg: a.a.O. S. 57.

19 meint hier syntaktische Struktur

20 vgl. Eisenberg: a.a.O. S. 55.

21 Helbig-Buscha: a.a.O. S. 482f.

22 vgl. Eisenberg: a.a.O. S. 64f.

23 vgl. Engel: a.a.O. S. 187f.

24 vgl. Engel: a.a.O. S.188.

25 vgl. Engel: a.a.O. S. 188f.

26 vgl. Helbig-Buscha:a.a.O. S.475.

27 vgl. Helbig-Buscha: a.a.O. S. 476.

28 vgl. Helbig- Buscha: a.a.O. S.477.

29 vgl. Helbig-Buscha: a.a.O. S. 479.

30 vgl. Helbig-Buscha:a.a.O. S.481.

31 vgl. Eisenberg: a.a.O. S.65.

32 vgl. Engel: a.a.O. S.198ff.

33 vgl. dazu die Auflistung in Engel: a.a.O. S.201-218.

34 vgl. Helbig-Buscha: a.a.O. S.485 ff.

35 vgl. Eisenberg: a.a.O. S. 66f.

36 vgl. Engel: a.a.O. S.191f.

37 Engel: a.a.O. S.194.

38 Zusammenfassende Bezeichnung für formale Kennzeichnungen von syntaktischen Relationen.

39 vgl. Engel: a.a.O. S.196f.

40 hier liegt zufällig eine Tautologie vor

41 vgl. Eisenberg: a.a.O. S. 65, 226f.

42 vgl. Engel:a.a.O. S. 23.

43 vgl. Engel:a.a.O. S. 593.

44 vgl. Engel:a.a.O. S. 623.

45 vgl.Engel:a.a.O. S. 625.

46 vgl. Engel:a.a.O. S. 593.

47 vgl. Eisenberg:a.a.O. S. 295f.

48 vgl. Engel:a.a.O. S. 593.

Ende der Leseprobe aus 31 Seiten

Details

Titel
Syntaktische Begriffe und syntaktische Relationen
Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Autor
Jahr
1998
Seiten
31
Katalognummer
V95217
ISBN (eBook)
9783638078962
Dateigröße
420 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Syntaktische, Begriffe, Relationen
Arbeit zitieren
Ulli Stegmeyer (Autor:in), 1998, Syntaktische Begriffe und syntaktische Relationen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95217

Kommentare

  • Gast am 25.10.2002

    Erschlagen von der Syntax.

    Hy Ulli!
    Ich bin grad im ersten Semester, studier LA Gym. Deutsch-Reli. Ich muss zum Thema "Def. vom Satzglied" ein Referat in Sprachwissenschaft Pro. 1 machen und war, bzw. bin ein wenig hilflos.Mag es an meiner blonden Haarfarbe liegen, aber so ganz kapier ich das nicht: Gehört z.B. ein Adverbiale, Attribut oder Prädikatspronomen(und was ist das genau?) zum Satzglied, oder sind diese nur Satzgliedteile? Ja, ich weiss, du lachst dir jetzt einen, aber ich steh zu meiner Unwissenheit.Ich kenn leider nur keinen, der mir helfen könnte, du bist quasi miene letzte Rettung, also sei bitte nett zum Vogel und erklärs mir, damit ich auch mal so ne tolle Hausarbeit, wie du zu Stande bringe!

    Vielen Dank,
    l`oiseau blonde

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Titel: Syntaktische Begriffe und syntaktische Relationen



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