Wirkung von Gewaltdarstellungen im Fernsehen


Seminararbeit, 1996

23 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

2.0 Vorwort auf die Frage, warum es so viele Gewaltdarstellungen im Fernsehen gibt ?
2.1 Pädagogische Genre - Forschung : Zur Diskussion um die RTL - Serie Power Ranger.

3.0 Gewaltdarstellung in den Medien und ihre Wirkung auf Kinder und Jugendliche.
3.1 Einführende Ansätze
3.2 Nicht - Reale Gewalt : Wie wirken sich gezeichnete Gewaltszenen aus ?
3.3 Der " Tom und Jerry" - Effekt

4.0 Neues Problem : Einführung des Dualen Fernsehsystems und reale Gewalt auf dem Videorekorder ?
4.1 Ein Interview mit einer Grund- und Hauptschullehrerin ( Anna-Maria Hofmann )
4.2 Videogewalt spielt mit Ängsten der Kinder
4.3 Warum sind Kinder von Gewaltszenen oft stark emotional betroffen ?

5.0 Stehen Gewaltdarstellungen in den Medien und Gewalttaten von Kindern und Jugendlichen direkt in Verbindung ? - Prof. Dr. Glogauers Meinung : Ja !
5.1 Gewalt muß nicht unbedingt Einfluß auf Kinder haben.
5.2 Wie wirkt reale Gewalt in Nachrichtensendungen ? Pro und Contra
5.3 Sichtweisen - Ausblick in die Zukunft -

6.0 Theorien über die Wirkung von Gewalt im Fernsehen :
6.1 Kinder sind nun einmal leichter zu beeinflussen als Jugendliche oder gar Erwachsene.
6.2 Gewaltdarstellung in Form von Pornographie !

7.0 Empirische Forschung.
7.1 Beispiele für Nachahmungstaten :

8.0 Abschließende Beurteilung

9.0 Literaturverzeichnis

2.0 Vorwort auf die Frage, warum es so viele Gewaltdarstellungen im Fernsehen gibt ?

Auf die Frage, warum es so viele Gewaltdarstellungen im Fernsehen gibt, und weshalb insbesondere die U.S.- amerikanischen Programme weltweit verbreitet werden, läßt sich relativ leicht eine Antwort finden. Die Kosten für die Produktion sind bereits im Inland eingespielt worden, sodaß sie zu Preisen angeboten werden können, die deutlich unter den Kosten von anderen Anbietern liegen. Heutzutage ist das prinzipielle Ziel von Fernsehserien, in ihnen geschickt Werbung zu verpacken. Eine Fernsehserie ist dann erfolgreich, wenn die Einschaltquoten stimmen, da somit Werbegelder aus der Industrie einfließen. In unserer heutigen Gesellschaft, also mit Beginn der privatwirtschaftlichen Fernsehanstalten, ist das einzig noch zählende Argument, wie man das Publikum auf seine Seite bekommt. Es läßt sich zwar nicht pauschalisieren, daß Werbung am besten in einem Actionfilm eingebunden wird, jedoch wenn man bedenkt, daß Gewaltakte als Spannungshöhepunkt gesehen werden, ist es doch die ideale Möglichkeit zur Unterbrechung einer Filmsequenz für das Einblenden von Werbespots.

RTL Geschäftsführer Helmut Thoma brachte in einem Interview im Spiegel vom 15.10.1990 zur Sprache, was er über " seinen" Fernsehsender denkt. Originalzitat :

" Der Zuschauer darf sich seine Regierung wählen, also auch sein Fernsehprogramm. Ich wundere mich auch hin und wieder über die Wahl, aber der Wurm muß dem Fisch schmecken und nicht dem Angler. Und wir diskutieren aus der Angler- Perspektive. Sehen Sie, es war das Mißverständnis in vielen öffentlich - rechtlichen Anstalten, daß sie glaubten, ihr eigener Geschmack müsse auch der der Masse sein. Die haben jetzt 40 Jahre Zeit gehabt, die Leut zu diesem höheren Geschmack zu erziehen, geholfen hat´s nix." Meiner Meinung nach will er somit seine Programmgestaltung, viel zu viel Gewaltszenen zu bringen, rechtfertigen. Er gibt an, daß sich das Publikum im Prinzip selbst das Programm zusammenstellen würde, somit sorgt er gleichzeitig für den Erhalt eines günstigen Selbstbildes bei den Programmverantwortlichen.

2.1 Pädagogische Genre - Forschung:

Zur Diskussion um die RTL - Serie Power Ranger

RTL brachte 1994 die " Kinderserie" Power Ranger in das RTL - Nachmittagsprogramm. Anhand dieser Serie entfachte eine hitzige Diskussion über Gewaltdarstellungen im Fernsehen. Die Süddeutsche Zeitung brachte eine Studie heraus, aus der hervorging daß im November 95 die Power Rangers fast 55 % Marktanteil - fast 600000 Kinder- besaßen. Bis Ende Dezember ging die Zahl der zuschauenden Kinder auf bis zu 200000 herunter. Ob dieses Phänomen darauf zurückzuführen ist, daß die vemeintliche Kinderserie zu gewalttätig ist und ein Fernsehverbot von Seiten der Eltern ausgesprochen wurde, wird in dem Artikel von Ben Bachmair und Friederike Tilemann nicht weiter angesprochen. Vielmehr führen sie an, daß diese Serie immer mehr in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerückt ist - Zeitungen berichteten über die Serie, Gutachten wurden erstellt, über denen jedoch keine genauen Ergebnisse vorliegen.

Laut Bachmair und Tilemann entfachte die ganze Diskussion, weil bei dieser Serie mehrere Genre ( Puppentrick, Fantasy - Elemente und High - School - Szenen ) zusammengewürfelt wurden, womit gerade Kinder Probleme haben dürften diese auseinanderzuhalten.

Das eigentliche Problem der Medien oder eher ganz allgemein der Kommunikations - wissenschaft ist es, daß die Medien viel zu schnellebig sind, d. h. die einzelnen Sendungen werden schneller wieder abgesetzt, als sie analysiert werden können. Somit wäre es doch eher mal die Aufgabe der Wissenschaft, endlich mal ein Schema zu erarbeiten, nach welchen Kriterien vorgegangen werden sollte. Die beiden Autoren sind der Meinung, daß sich Eltern, ErzieherInnen oder auch LehrerInnen bei der Beurteilung von Serien auf wissenschaftliche Erkenntnisse verlassen sollten. -Ich denke, daß hier gesunder Menschenverstand völlig ausreichend ist -.

Laut Ben Bachmair ist die Wissenschaft zur Zeit weder institutionell noch forschungsmethodisch in der Lage, eine kontinuierliche, aktuelle und kritische Programmbeobachtung und Genre - Forschung zu betreiben. Er gibt an, daß anstatt einer differenzierten Betrachtung und Berücksichtigung komplexer Forschungsergebnisse, vielmehr eher eine Polarisierung der Positionen erfolgte. Entweder man gehört zu denen, die von der absoluten Gefährlichkeit von Gewaltdarstellungen überzeugt sind, oder man fühlt sich eher der Gruppe zugeordnet, die Gewaltdarstellungen als absolut ungefährlich betrachten. Meiner Meinung nach hat sich diese starre Polarisierung aufgelöst, da es wohl erwiesen ist, daß Mediengewalt bei bestimmten Problemgruppen ( Kindern ) negative Effekte haben kann ( Im Laufe der Ausarbeitung noch mehr darüber ). Angesichts der doch stark unterschiedlichen wissenschaftlichen Positionen, aus denen die Wirkungen von Mediengewalt eingeschätzt werden, ist bei zusammenfassenden Studien große Vorsicht geboten, da häufig aufgrund von Forschungen Thesen als empirisch nachgewiesen hingestellt werden, die vom Datenmaterial her gesehen, absolut nicht nachgewiesen worden sind. Auch das häufige Zitieren bestimmter Studien sagt mithin nichts über die Qualität der erhaltenen Ergebnisse aus.

Die Erforschung der Wirkung massenmedialer Gewaltdarstellungen hat in Deutschland zwei wichtige finanzielle Stützen, zum einen die Fernsehindustrie, zum anderen die Regierung. Das Interesse der Fernsehindustrie an der Forschung besteht darin, aufzeigen zu können, daß man nicht gegen die Interessen der Öffentlichkeit verstößt. 01

3.0 Gewaltdarstellung in den Medien und ihre Wirkung auf Kinder und Jugendliche :

Untersucht man die Wirkung von Gewaltdarstellungen auf Personen, muß man sich vor allem mit der Wirkung auf Kinder und Jugendliche beschäftigen. Der Grund hierfür liegt in der Tatsache, daß Kinder und Jugendliche, im Vergleich zu Erwachsenen, noch kein gefestigtes Weltbild und noch keine feste Wertvorstellung besitzen. Somit sind sie leichter beeinflußbar. Dies kann zur Folge haben, daß sie eine falsche Vorstellung von gewissen Sachverhalten bekommen, z.B. durch diverse "Sexstreifen" kann ein völlig falsches Bild von Frauen entstehen. Darüber hinaus können Kinder durch bestimmte Formen der Gewaltdarstellung abrupt aus ihrer naiven phantasievollen Denkweise herausgerissen werden. Inwieweit sich Gewaltdarstellungen auf Kinder und Jugendliche auswirken und ob es sinnvoll ist, auf alles mit gehobenen Zeigefinger zu zeigen, bleibt hiebei noch in Frage gestellt.

3.1 Einführende Ansätze

Im modernen Fernsehzeitalter - Vielzahl von verschiedenen Fernsehsendern -werden Kinder mit einer wahnsinnigen Informationsflut überschüttet. Kinder und Jugendliche werden zu einer wichtigen Klientel der werbeabhängigen Privatsender. Für sie werden dort eigene Fernsehblöcke eingerichtet. Z.B. K - RTL vom Privatsender RTL.

Dort werden mehr oder weniger bedenkliche Comic - Serien gezeigt. Ähnlich sieht es auch bei der Sendung BIM BAM BINO von Kabel 1 aus. Dies hat zur Folge, daß Kinder vom Fernsehen stark beeinflußt werden. Unter dieser Vorraussetzung muß man sich fragen, was machen Kinder mit Fernseherlebnissen und Fernsehbildern? Sind Kinder überhaupt in der Lage damit sinnvoll umzugehen. Können sie sich das Gute aus dem "Fernsehmüll" herauspicken - können sie Distanz zu Themen, die nicht kindrelevant sind, aufbauen. Wo und wie überfordert das Fernsehen die Kinder mit Bildern, mit denen sie nicht fertig werden?

Nicht alle Kinder sind von Art und Charakter gleich! Vordergründig läßt sich leicht sagen, daß die Fernsehdarstellungen für das Verhalten eines Kindes verantwortlich sind. Schaut man aber tiefer, verbirgt sich hinter dem Verhalten eine für das Kind problematische, soziale Situation ( z. B. die Eltern leben in Scheidung). Außerdem ist es nicht leicht, auf den ersten Blick zu erkennen, inwieweit sich die Kinder eine seeliche "Hornhaut", im Bezug auf die Gewaltbilder zugelegt haben. Dies alles zeigt, wie schwierig es ist, dieses Phänomen unserer Gesellschaft zu untersuchen. Verschiedene Ansätze sollen nun etwas Licht ins Dunkle bringen.

3.2 Nicht-Reale Gewalt :

Wie wirken sich gezeichnete Gewaltszenen aus?

Was sehen Kinder am häufigsten im Fernsehen? An erster Stelle sind hier wohl die diversen Zeichentrickserien zu nennen. Bei Zeichentrickfilmen oder Serien denkt wohl niemand zu sehr an Gewaltdarstellungen, die besonders bedenklich für Kinder sein könnten. Wir alle haben da eher die pädagogisch wertvollen Walt Disney Filme und Serien im Hinterkopf, denn niemand ist wohl der Meinung, daß es in Entenhausen bei Mickey und Co gewalttätig zu geht. Aber nicht erst seit es die Privatsender gibt (seitdem verstärkt), laufen eher bedenkliche Comic - Serien über den Äther. Hier tun sich vor allem die Science-Fiction-Serien hervor, wie z.B. Captain Future, Galaxie Rangers usw., die es mittlerweile wie Sand am Meer gibt.

Das Problem dieser Serien, jede Folge läuft nach dem gleichen Strickmuster ab. Der Held oder die Helden einer Serie werden bedroht und müssen die Gefahr durch Kampf, d.h. Einsatz von Gewalt abwehren. Da die Kinder dieses Muster sehr schnell durchschauen, werden sie rasch mit der Logik der Serie vertraut. Bei den Kindern wird eine gewisse Erwartungshaltung geweckt. Dies hat zur Folge, daß sich Kinder nun schwer tun Szenen anders zu deuten. Sie können nichts damit anfangen, wenn einmal von dem bekannten Muster abgewischen wird. Somit wird es für sie schwer eine sensible Botschaft zu erkennen bzw. zu verstehen. Im

Klartext gesagt, Kinder verlieren eine ihrer wichtigsten Begabung - ihre kindliche Phantasie ins Spiel zu bringen. Die folgende Darstellung soll zeigen, wie sich solche Science-Fiction Serien auch auf das Spielverhalten in einer Gruppe von Kindern negativ auswirken kann:

Wenn Kinder in einer Gruppe spielen, übernimmt jedes dieser Kinder eine Funktion in der Gruppe. Dies bedeutet jedes Kind ist einem gewissen Streß ausgesetzt.

Serienmuster:

- Tödliche Bedrohung

Wirkung Versuch den Streß durch

- Anonyme Bedrohung ----------> Weltuntergangsstimmung der Serie zu kompensieren
- Gefährliche Orte

Dadurch, daß die Kinder versuchen den Streß durch die Weltuntergangsstimmung der Serie zu kompensieren kommen sie so zu sagen vom Regen in die Traufe. Sie verdoppeln ihren Streß, weil sie versuchen die vorangegangene Spielsituation noch einmal zu toppen. Dadurch ergibt sich kein "Herauslassen" der Drucksituation. Die Kinder stehen jedoch unter einem enormen psychischen Druck. Dieses Phänomen wurde bei zahlreichen medienpädagogischen Untersuchungen in Kindergärten und Grundschulen festgestellt. Kinder übernehmen die Hektik der Fernsehserie in ihr Spiel. Die Katastrophen- und Fluchtmotive werden zum Teil direkt als Zitate aus der Serie übernommen.

Vgl. ausführliches Beispiel "TV - Kids", Ben Bachmair, 93-97.

3.3 Der "Tom und Jerry" - Effekt !

Wenn man sich mit den Gewaltdarstellungen in Comics beschäftigt, kommt man an einem gefährlichen Aspekt nicht vorbei. Dieser Aspekt, den ich einmal den "Tom und Jerry" - Effekt nennen will, gibt eigentlichen Gewaltszenen eine komische Note. Sei es durch das Stilmittel Übertreibung oder durch Ironie. Wer kennt nicht die berühmten Szenen aus der Zeichentrickserie "Tom und Jerry". Immer, wenn dem Kater Tom der Schwanz beschädigt oder zerstückelt wird und er anschließend mit einem lauten Aufschrei an die Decke geht - aber schon in der nächsten Szene, durch ein paar Pflaster, alles wieder beim Alten ist. Solche oder ähnliche Szenen bringen Kinder in der Regel zum lachen. Dies birgt eine große Gefahr in sich: Das Verwechslungsrisiko ist sehr hoch. Anders gesagt: "Kinder erkennen nicht das Risiko, wenn in einer witzigen Situation jemand die Treppe herunterfällt". Übertragen in die Realität: Sie halten 8in Wirklichkeit solche oder ähnliche Szenen für völlig harmlos.

Siehe auch Spiegel spezial 8/1995 "Ey, boah, Rambo" der Medienpädagoge Stefan Aufenanger über Chancen und Gefahren des

Fernsehkonsums von Kindern, 132.

4.0 Neues Problem: Einführung des Dualen Fernsehsystems und reale Gewalt auf dem Videorekorder?

Um sich darüber Klarheit zu verschaffen muß man erst einmal erörtern, ob sich die Gewaltbereitschaft der Kinder und Jugendlichen überhaupt in irgendeine Richtung hin verändert hat. Hierzu führte ich ein Interview mit einer Grund- und Hauptschullehrerin - Frau Anne-Marie Hofmann. Frau Hofmann ist nun schon seit über 25 Jahren Pädgogin. Sie unterrichtet die Fächer Textilarbeit/Werken und Hauswirtschaft im Schulverband Zellingen (Raum Main-Spessart). Aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung ist sie in der Lage einen Überblick über die Entwicklungen des Schülerverhalten und über die aktuelle Situation zu geben:

(Interview siehe nächste Seite)

Die Aussagen von Frau Hofmann zeigen deutlich, wie sich die Situation an Schulen verschärft hat. Ich pauschalisiere es deswegen, weil Frau Hofmann an einer ländlichen Schule unterrichtet, wo im Vergleich zu Großstadtschulen sicherlich noch harmlose Verhältnisse herrschen. Eines ist klar, die Bereitschaft der Kinder und Jugendlichen Gewalt anzuwenden ist im Laufe der Jahre gestiegen. Sie besitzen eine deutlich niedrigere Hemmschwelle im Bezug auf Gewalt! Sind hierfür die Medien Schuld?

Hierzu sollen die nun folgenden Kapitel, wie ich hoffe, einen Einblick geben. Es werden sowohl Argumente, die dafür sprechen, aber auch solche, die eben dagegen sind herangezogen. Sodaß jeder am Schluß sich seine eigene Meinung bilden kann und diese dann in hoffentlich fruchtbare Diskussionen einbringen kann.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

4.2 Videogewalt spielt mit Ängsten der Kinder

Eine Wende in der Medienlandschaft begann Anfang der 80er Jahre. Die Videokassette startete ihren Siegeszug in die deutschen Wohnzimmer.

Dies hatte zur Folge, Filme waren für Kinder und Jugendliche jederzeit verfügbar. Weitaus schlimmer waren und sind aber, speziell für den Videomarkt produzierte Horror- und Actionstreifen, mit einer bis dahin unbekannten Form der realistischen Grausamkeit, überschwemmten den Markt. Um die Wirkung der "Videogewalt" auf Kinder zu erklären muß man sich erst einmal vor Augen führen, wovor haben Kinder eigentlich Angst:

Angst ist ein Warnsignal der Seele, also ein Zeichen dafür, daß es für Kinder Themen, Wünsche, Ziele gibt,

- die nicht miteinander vereinbart werden können;
- die nicht mit dem wirklichen Leben in der Familie, in der Gruppe der Gleichaltrigen, im Kindergarten usw. vereinbar sind,
- für Bilder und Themen, die von außen aufgezwungen werden, die die Kinder aufgrund ihres Entwicklungsstandes, ihrer Erfahrungen, ihrer intellektuellen Entwicklung und ihrer eigenen aktuellen Themen weder verstehen noch verarbeiten können.

Mit diesen Ängsten spielen nun die Videofilme der oben genannten Art. Sicher ungewollt (Zielgruppe solcher Filme werden wohl kaum Kinder sein), aber mit einer ungeheuren Wirkung auf die Kinder. Die Darstellung von drastischer und realer Gewalt löst bei Kindern extreme Angstgefühle aus. Sie haben keine Möglichkeit sich die Bilder rational zu erklären. Dadurch kann von den Kinder zu solchen Bildern keine Distanz aufgebaut werden, die notwendig wäre, die Bilder zu verarbeiten. Noch schwieriger sind Darstellungen mysteriöser Kontexte für Kinder zu verarbeiten (z.B. Opferzeremonien). Aufgund ihres Wissenstandes und mit ihrem wirklichen Leben sind solche Szenen unvereinbar. Unverarbeitet bleiben solche Szenen in den Köpfen der Kinder und haben auch nach langer Zeit nichts von ihrem Schrecken verloren.

4.3 Warum sind Kinder von Gewaltszenen oft stark emotional betroffen?

Kinder greifen in der Regel das aus einem Film heraus, was der Film aus der allgemeinen Informationsfülle herausstellt. Gefährlich für die Kinder wird es dann, wenn der Film nur Gewaltszenen herausstellt (die Regel bei Horror- bzw. Actionfilme). D.h Kinder erfassen nicht den ganzen Handlungsverlauf, somit gibt ihnen die Geschichte weder eine Erklärung für komplizierte Einzelsachverhalte noch emotionale Entlastung (wie beim Märchen - es geht immer gut aus). Kinder verstehen dadurch nur die emotionalen Komponenten eines Handlungsverlaufs und sind somit auch emotional von Gewaltdarstellungen sehr stark betroffen.

5.0 Stehen Gewaltdarstellungen in den Medien und Gewalttaten von Kindern und Jugendlichen direkt in Verbindung?

- Prof. Dr. Glogauers Meinung: Ja !

Aufstellen einer provokanten These:

"Alles deutet darauf hin, daß die Gewalt, die in Film, Fernsehen und Video gezeigt wird, die Gewaltbereitschaft von Kindern und Jugndlichen erhöht." Dieses Zitat stammt von Professor DR. Werner Glogauer (Erziehungswissenschaftler von der Universität Augsburg). Jenem Professor wurden durch das Bayrische Justizministerium (anonymisierte) Gerichtsunterlagen zur Verfügung gestellt. Sein Untersuchungsergebnis ist ein Schlag ins Gesicht der Medien. Nicht nur daß Medien als Impuls, Motiv und vor allem als Modell bei der Ausübung von Straftaten wirken. Sondern so Glogauer wörtlich: "Mindestens jedes zehnte Gewaltverbrechen, das Jugendliche begehen, geht eigentlich auf das Konto der Medien!"

Damit diese Thesen nicht einfach so im Raum stehen - ein Beispiel:

Zwei Mädchen 13 und 14 Jahre alt, die nach Konsum von Grusel- und Krimifilmen "mal das Töten ausprobieren" wollen: Dazu füttern sie eine vierjährige mit Vogelbeeren. Das Kind konnte gerade noch gerettet werden.

weitere Beispiele vgl. "TV-Kids", Ben Bachmair, 114 und im weiteren Verlauf des Referates.

5.1 Gewalt muß nicht unbedingt Einfluß auf Kinder haben !

Videofilme sind ohne Zweifel realistische, detailierte und naturgetreue Darstellungen von Gewaltszenen. Dadurch wird dem Zuseher keine Möglichkeit gegeben zwischen Realität, Phantasie und Film zu unterscheiden - die Grenze zwischen Fiktion und Realität zerbricht. Durch diese erzwungene Distanzlosigkeit wird beim Video unerfahrenen Zuschauer Angst und Bedrohung erzeugt.

Dadurch, daß Kinder heutzutage von kleinauf eigentlich "multi-medial" aufwachsen (welche Familie hat heutzutage keinen Videorecorder zu hause usw.) sind ihnen die Stilmittel solcher Filme bekannt. Darüber hinaus kennen sie die Action- und Horrorfiguren (oder zumind. ähnliche) schon lange aus Erzählungen. Dies sind für Kinder wichtige Hilfsmittel brutale Szenen als Fiktion von sich fernzuhalten. Damit sind Kinder in der Lage im Vergleich zu manchem Erwachsenen Abwehrhaltung und Distantz zu Filmen aufzubauen.

Es ist zwar irgenwie erschreckend, aber Kinder und Jugendliche haben sich wohl mittlerweile an die Stilmittel der Gewalt gewöhnt und sind in der Lage, sich in einem gewissen Maß, eine seelische "Hornhaut" gegen so manchen Schwachsinn und Irrsinn, der da so täglich über den Bildschirm flimmert, zuzulegen.

5.2 Wie wirkt reale Gewalt in Nachrichtensendungen?

Pro und Contra

Schwierig für Kinder zu verarbeitende Gewaltszenen sind solche, die einen realen Kontext darstellen. Sind deshalb z.B. Kriegstote, die in Nachrichten gezeigt werden, ein Schock für die Kinder? Der Medienpädagoge Stefan Aufenanger geht sogar soweit: "solche Bilder gehören nicht in Nachrichtensendungen, denn der Informationswert eines in einer Blutlache liegenden Soldaten ist geringer als der Schaden, der dadurch bei Kindern angerichtet wird."

Siehe Spiegel spezial 8/1995 "Ey, boah, Rambo" der Medienpädagoge Stefan Aufenanger über Chancen und Gefahren des Fernsehkonsums von Kindern, 131.

Meiner Meinung nach werden dann aber Kinder zu stark von der Realität abgeschottet. Denn wenn man jegliche Gewalt von Kindern fernhält besteht in meinen Augen die Gefahr, Realitätsfremde Wesen zu schaffen, die überhaupt keine Ahnung haben, wie es in der Wiklichkeit "Draußen" zu geht.

5.3 Sichtweisen - Ausblick in die Zukunft

Was mir bei der Sichtung meiner Schreibquellen stark auffiel: Man muß aufpassen, nicht die Medien pauschal zu verdammen.

1. Sie sind aus unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken, ein wichtiger Bestandteil unseres täglichen Lebens
2. Sind nicht die Medien ein Spiegelbild unserer Gesellschaft? Sie berichten doch eigentlich nur über das "Wirkliche Leben"
3. Schauen nicht Kinder überhaupt lieber "Wetten daß...? oder Otto-Filme" usw. Diese Sendungen habe ich jedenfalls nicht in den Darstellungen der Quellenliteratur gefunden. Forscht man vielleicht an der falschen Stelle?

Schaut man sich einmal an, unter welchen Bedingungen unsere Kinder manchmal aufwachsen müssen:

- Arbeitslosigkeit der Eltern
- Schulstreß (damit Verbunden enormer Erfolgsdruck)
- mehr als ein Drittel Ehepaare lassen sich scheiden (Streit in der Familie)
- chronische Erkrankungen (z.B. Allergien) steigen bei Kinder rapide an! usw., usw, usw

Ist es dann nicht wahrscheinlicher, daß die zunehmende Gewaltbereitschaft (vgl. Interview mit der Lehrerin Anna-Maria Hofmann) hier und nicht bei den gewaltdarstellenden Medien begründet ist?

Wichtig ist dennoch, Kinder müssen über ihre Fernseherlebnisse sprechen und sie im Spiel verarbeiten. Hier kommt meiner Meinung nach den Schulen und Kindergärten eine wichtige Rolle zu. Denn sie sind die Institutionen, die am nähsten an den Kindern und Jugendlichen dran sind - geradezu prädestiniert für medienpädagogische Erziehung der Kinder. Meines Wissens wird aber diese Form des Unterrichts so gut wie nicht in Schulen o.ä. angeboten. Wieso soll nicht einmal ein Deutschlehrer zusammen mit seiner Klasse ein Horrorvideo drehen. Ich glaube, wenn man weiß, wie etwas gemacht wird oder was dahinter steckt, verliert man schnell die Angst davor.

6.0 Theorien über die Wirkung von Gewalt im Fernsehen.

Dagmar Krebs stellt in ihrem Forschungsbericht über Gewalt und Pornographie zwei grundsätzliche Theorien dar, die schon in der Antike von Platon, bzw. Aristoteles vertreten wurden. Platon vertrat die Theorie, daß Gewaltdarstellungen " schädliche Auswirkungen haben, da den Zuschauern durch solche Techniken die Rechtfertigungen für Gewalt geliefert würden". Aristoteles hingegen behauptete, daß Gewaltdarstellungen " unschädlich wären, da sie zur Abreagierung des Zuschauers dienen könnten". Dagmar Krebs versucht in ihrem Bericht Platons Theorie zu bestätigen, indem sie die Laborstudien eines gewissen Herrn Bandura erwähnt. Allerdings ist hierbei zu bedenken, daß diese Studien von Bandura mit Kindern im Kindergartenalter gemacht wurden und somit keineswegs auf alle Altersstufen übertragbar sind.

6.1 Kinder sind nun einmal leichter zu beeinflussen als Jugendliche oder gar Erwachsene.

Eine Beeinflussung hängt laut Dagmar Krebs von vielen Kriterien ab, die je nachdem eine solche begünstigen, aber auch verhindern können. Grundsätzlich hängt es sehr stark von der Persönlichkeit und der sozialen Umgebung des jeweiligen Zuschauers ab.

Weitere Gesichtspunkte sind :

1. Eventuelle aggressive Gewohnheiten des Zuschauers.
2. Vermittlung feindlicher Stimmungen.
3. Inwiefern die im Film dargestellte Situation auf das Leben des Zuschauers übertragen werden kann.
4. Inwieweit der gesehene Film Schuldgefühle oder Aggressionen hervorruft.
5. Der moralischen Rechtfertigung von Gewalt im Film.
6. Der Heftigkeit der emotionalen Erregung durch den Film.
7. Inwiefern die Realitätsbezogenheit des Films beurteilt wird.
8. Die Identifikationsintensität des Zuschauers mit der Hauptfigur ( Held ) des Films.

Außerdem hängt es sehr stark davon ab, inwieweit einem Zuschauer die Konsequenzen für begangene Gewalttaten in der Realität bewußt sind und ob sich Gelegenheit für ein gewalttätiges Verhalten im Leben des Zuschauers ergeben. Da die Gewalt im Fernsehen allerdings oft genug verherrlichend dargestellt wird, könnte mancher Zuschauer ( vor allem Kinder ) zu dem Schluß gelangen, daß Gewalt durchaus ein erlaubtes Mittel zur Lösung von Problemen sein könnte, wodurch die Bereitschaft Gewalt auszuüben natürlich um einiges verstärkt wird. Die meißten Erwachsenen dürften sich jedoch der Konsequenzen eines gewalttätigen Verhaltens bewußt sein, und dürften sich nicht durch verherrlicht dargestellte Gewalt täuschen lassen. Ein anderes Problem mag dagegen die realistische Darstellung von Gewalt sein, besonders in Hinsicht auf Kinder und wie diese so etwas verarbeiten. Bei Erwachsenen dürfte hier schon eine Art Gewöhnungseffekt eingetreten sein, sodaß sie keinerlei Schwierigkeiten im Umgang mit der dargestellten Gewalt haben dürften.

Es ist jedoch zu bedenken, ob der tägliche Umgang mit Gewaltdarstellungen die Akzeptanz von Gewalt steigert, sodaß Gewalt schließlich als probates Mittel zur Problem - und Konfliktlösung von der Gesellschaft akzeptiert werden könnte. Allgemein kann man also sagen, daß Gewaltdarstellung im Fernsehen nur unter ganz spezifischen Bedingungen einen Zuschauer dazu verleiten könnte selbst Gewalt auszuüben. Es gibt leider genug Beispiele dafür, daß Gewalt im Fernsehen durchaus dazu in der Lage ist jemanden zu Gewalttaten zu verleiten. Es ist nur zu hoffen, daß solche Fälle die Ausnahmen bleiben und das Fernsehen als das gesehen wird, was es nun einmal ist : Ein Objekt, das zur Unterhaltung und Information dienen soll und nicht dazu mißbraucht wird, den Menschen zu kontrollieren.

6.2 Gewaltdarstellung in Form von Pornographie !

Pornographie hat als solche erst einmal nichts mit Gewalt zu tun. Es gibt zwar sexuelle Techniken, wie Sado - Maso, bei denen man Gewalt einsetzt, wobei es sich in diesem Fall allerdings um gewollt zugefügte Gewalt handelt. Pornographie im Fernsehen führt meiner Meinung nach eher dazu, daß derjenige, der sich solche Filme ansieht, in der Lage ist, möglichen angestauten Frust abzubauen, wodurch man möglicherweise davon abgehalten wird, diesen Frust durch eine Vergewaltigung zu beseitigen. Ich habe leider keine Statistik, die diese Theorie untermauern könnte, doch ich denke, daß die Anzahl der Vergewaltigungen ( nicht unbedingt in der Ehe ) im Vergleich zu früher abgenommen haben. Wahrscheinlicher ist es da schon, daß sich Erwachsene von gewalttätigen Filmen animiert fühlen, selber Gewalttaten zu begehen, wobei auch hier eine Menge anderer Gründe mitverantwortlich für ein solches Verhalten sind. Es kommt immer darauf an, welche Persönlichkeit bzw. was für einen Charakter ein Fernsehzuschauer besitzt und in was für einem Umfeld er sich befindet.

7.0 Empirische Forschung !?

Massenmedien beeinflussen den Sozialisationsprozeß, davon geht die Gewalt- und Medien- Forschung heute aus. Im Rahmen dieses Eingliederungsprozesses eignet sich ein Kind bestimmte Werte, die in einer Gesellschaft herrschen, an. Hierzu zählt: Gewohnheiten, Attitüden und (besonders wichtig) Verhaltensbereitschaften. Im Verlaufe dieses Vorgangs entsteht aus dem Heranwachsenden ein vollwertiges Gesellschaftsmitglied. Man spricht auch von der zweiten Geburt des Menschen als sozial-kulturelle Persönlichkeit. Diese Kulturübertragung findet aber nicht nur in der Kindheit statt, sondern erstreckt sich über das gesamte Leben - man lernt quasi das ganze Leben lang hinzu. In der heutigen Zeit der zunehmenden Präsenz der Massenmedien (insbesondere des Fernsehens) wird die ursprüngliche Hauptaufgabe der Eltern im Sozialisierungsprozesses stark eingeschränkt. Man spricht nicht umsonst vom dritten Elternteil, genannt Fernsehen.

In der Medienforschung ist es heute keine Frage, ob Fernsehgewalt negative Effekte hat oder nicht. Wenn wir uns selbst fragen, glaubt man doch, daß solche Effekte auftreten. Der empirischen Forschung wird keine große Beachtung geschenkt, da die Ergebnisse nur banal sein könnten, denken die Kritiker. Als Beispiel möchte ich hier die American-Soldier-Studie, die während des zweiten Weltkriegs in den USA durchgeführt wurde kurz aufzeigen. Folgendes sollte untersucht werden: gebildete Soldaten zeigen mehr psycho-neurotische Symptome als weniger gebildete Soldaten (dies geschah, obwohl jeder glaubte, daß Intelektuelle geistig instabiler seien als der Durchschnittsmensch), weiterhin sollte untersucht werden, daß Männer aus ländlichen Gegenden während der Dienstzeit besser aufgelegt seien als Städter (weil jeder glaubte zu wissen, daß Farmer körperliche Strapazen besser "wegsteckten" als Städter). Es wurden noch mehr Untersuchungen durchgeführt, auf die ich aber nicht näher eingehen möchte. Wichtig ist, daß die Ergebnisse sehr überraschend waren: Ungebildete Soldaten waren neurotischer als gebildete Soldaten, und die Städter waren nicht schlechter aufgelegt als Soldaten aus einer ländlichen Gegend. Die Konsequenz dieser Befunde für die Gewaltthematik ist nun, daß auch vorgebliche Selbstverständlichkeiten der empirischen Überprüfung bedürfen.

7.1 Beispiele für Nachahmungstaten !

Es ist sicherlich unbestritten, daß es immer wieder zu Nachahmungen von in Massenmedien gezeigten Taten gekommen ist. Beispielsweise wird von einem Jungen berichtet, der seine Familie tötete, indem er heimlich zermahlenes Glas unter das Essen mischte. Dies hatte er am Abend zuvor in einer Fernsehsendung gesehen. Im Dezember 1966 sendete der amerikanische Fernsehsender NBC trotz vorangegangener Proteste der Pilotenvereinigung den Film Doomsdayflight, in dem ein Bombenanschlag auf ein Flugzeug durch einen geistesgestörten Täter gezeigt wurde. Die ersten Bombendrohungen gingen schon ein, noch ehe der Film zu Ende gezeigt wurde. Insgesamt wurden in dieser Woche (nach Sendung des Films) so viele Bombendrohungen verzeichnet wie ansonsten in einem Monat.

Im möchte nun einige weitere Nachahmungstaten aufzählen, deren Wahrheitsgehalt aber oftmals schwer nachprüfbar ist:

- im Januar 1983 sollen vier Kinder in Malaysia die Flugkünste von Batman nachzuahmen versucht haben, alle starben
- in Nordrhein-Westfalen haben Kinder Szenen des im Fernsehen gezeigten Films Zwei glorreiche Halunken nachgespielt, in denen einer der Protagonisten gehenkt wurde, auch hier starb ein Kind
- eine 50 jährige Zuschauerin erlitt beim Ansehen des Films Psycho einen tödlichen Schock
- umgekehrt versprach sich ein englisches Gericht von einem Schock eine heilsame Wirkung. Ein 14 jähriges Mädchen, das eine Pfadfinderunterkunft angesteckt hatte, wurde zum Ansehen eines Horror-Films verurteilt, der den Flammentod einer alten Frau zeigte

Sehr populär wurde die Diskussion um Gewalt und Medien in den 80er Jahren. Durch die zunehmende Verbreitung von Videorecordern erhielten auch immer mehr Horrorfilme den Einzug in die Wohnzimmer. Die Boulevardpresse nutzte oft die Möglichkeit, ihre Publikationen mit Schreckensmeldungen zu "schmücken". Häufig las man in etwa: "Immer mehr Morde sind offensichtlich von Horror-Videos inspiriert" Oder die BILD-Zeitung: "Menschenfleisch in Dosen - war ´ s ein Video-Kannibale?" Häufig wurde dieser Eindruck einer Kausalbeziehung durch die Erfahrungen von Erzieherinnen verstärkt. Sie berichteten von 4jährigen Kindern, die sich wie Zombies mit steifen Armen und Beinen durch die Gegend bewegen und dabei Grunzlaute von sich geben.

Es gab sogar Nachahmungstaten, die bis zum Obersten Gerichtshof gingen (1982): Drei Mädchen im Teenager-Alter haben ein 9jähriges Kind angegriffen und versucht, es mit einer Flasche zu vergewaltigen. Diese Szene wurde vier Tage zuvor vom amerikanischen Fernsehsender NBC im Film Born Innocent gezeigt. NBC wurde vom Opfer auf 11 Millionen $ verklagt. Die Klage wurde vom Supreme Court abgewiesen, mit der Begründung, man könne den Fernsehsender dafür nicht zur Verantwortung ziehen.

Erwähnt sei auch an dieser Stelle der weltweit aufsehenerregende Mord des kleinen James Bulgar durch zwei zehnjährige Jungen. Hier wurde ebenfalls die Schuld bei den Medien gesucht. Der Vater eines der verurteilten Jungen hatte sich vor der Tat ein Horror-Video ausgeliehen. Die Medien meldeten damals: "Der Kindermord lief wie in einem Horror-Video ab." Der Richter meinte damals, daß die Jungen durch das Ansehen des Filmes "zur Nachahmung f ü r ihre beispiellose Barbarei" angeregt worden seien. Albert Kirby, der die jungen Mörder verhörte, meinte aber, daß es dafür keinen Anhalts012

8.0 Abschließende Beurteilung :

Bei unseren nachmittaglichen Treffen, bei denen wir über unser Referat diskutierten, fiel uns auf, wie schwierig es ist, bei diesem brisanten Thema auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Es kommt hierbei immer darauf an, welche Vorkenntnisse der Diskussionspartner besitzt und auf welche, natürlich vertrauensvolle Quellen, er sich bezieht. Dies wird den Lesern dieser Ausarbeitung allein dadurch schon bewußt, wie unterschiedlich die einzelnen Referatteilnehmer argumentieren. Abschließend ist zu sagen, daß sich über dieses Thema - Gewaltdarstellung in Medien und ihre Wirkung - schon viele Personen, wie z. B. Forscher, Gutachter oder auch Studenten in ihrer Diplomarbeit den Kopf zerbrochen haben, jedoch dabei auf keine allumfassende Lösung gestoßen sind. Unsere Meinung ist es, daß sich jeder ein Bild von diesem Thema machen sollte und dabei seinen Menschenverstand gebraucht um die entstehenden Gefahren rechtzeitig zu erkennen.

9.0 Literaturverzeichnis :

Aufenanger, Stefan : Über Chancen und Gefahren des Fernsehkonsums von Kindern

" Ey, boah, Rambo"; Spiegel spezial 8/95; S. 130 - 132

Bachmair, Ben : "TV - Kids"; S. 28 - 33; 42 - 43; 90 - 120

Bachmair, Ben u. Tilemann Friederike :

"Pädagogische Genre - Forschung"

Zur Diskussion um die RTL-Serie Ranger; medien praktisch 2/95; S. 52 - 56

Dicks, Hans - Günter : Wie lustig ist Gewalt ? "Der Tarantino - Effekt" ; S. 37-39

Krebs, Dagmar : Abhandlung über Gewalt und Pornographie im Fernsehen " Verführung oder Therapie ?"

Kunczik, Michael : "Gewalt in Medien" S. 2 - 9

Lakotta, Beate : Rund 1,5 Mill. TV - Abstinenzler widerstehen der Magie des Mediums "Ausgeflimmert" ; Spiegel Spezial 8/95; S. 134 - 136

Neuß Norbert : "Schuld sind nur die Medien"; Medienpädagogische Elternabende als Maßnahme vorbeugenden Jugendschutzes; medien praktisch 2/95 S. 60 - 63

Stiftermann, Barbara : TV - Gewalt und Kids ; " Fernsehen"; S. 44 - 51

Wetzel, Kraft : Fernsehen & Gewalt : die kühnen Thesen des Oliver Stone; " Angriff der TV - Zombies"; medium 2/95; S. 40 - 42

Für das Interview :

Interview mit der Pädagogin Anna - Maria Hofmann. Grund.- u. Hauptschullehrerin im Schulverband Zellingen ( Raum Main - Spessart )

Fragebogen:

Fragen rund uns Fernsehen - Auswertung

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Wirkung von Gewaltdarstellungen im Fernsehen
Autor
Jahr
1996
Seiten
23
Katalognummer
V95161
ISBN (eBook)
9783638078405
Dateigröße
468 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wirkung, Gewaltdarstellungen, Fernsehen
Arbeit zitieren
Ralf (Autor:in), 1996, Wirkung von Gewaltdarstellungen im Fernsehen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95161

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