WAR GAIUS JULIUS CAESAR IN DIE VERSCHWÖRUNG CATILINAS INVOLVIERT?


Seminararbeit, 1999

12 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

WAR GAIUS JULIUS CAESAR IN DIE VERSCHWÖRUNG CATILINAS INVOLVIERT?

1 ZUM THEMA

2 DIE ALLGEMEINEN VERHÄLTNISSE IN ROM

3 CAESAR UND DIE ERSTE VERSCHWÖRUNG

4 HINWEISE AUF EINE BETEILIGUNG CÄSARS IN DEN QUELLEN UND DIE HALTUNG DER FORSCHUNG DAZU

5 CAESAR ALS PERSON UND POLITIKER
5.1 ALLGEMEIN
5.2 DAS VERHALTEN CAESARS NACH DER ENTDECKUNG DER VERSCHWÖRUNG

6 CAESAR ALS SYMPATHISANT DER VERSCHWÖRER
6.1 DIE ZIELE DER CATILINAER UND CAESAR
6.2 DAS REDEDUELL ZWISCHEN CATO UND CAESAR

7 DIE SENATSVERHANDLUNG ALS PROZEß

8 BESCHREIBUNG DER ROLLE

1 Zum Thema

Die Verschwörungen des Catilina fallen zeitlich in das letzte Jahrhundert der Römischen Republik, welche durch Caesar mittels eines Bürgerkrieges in eine Diktatur und durch seinen Erben Oktavian in ein Kaiserreich umgewandelt wurde. In Sallusts Buch de coniuratione Catilinae werden zwei Verschwörungen beschrieben. Bei der Lektüre fällt auf, daß es zwischen der zweiten Verschwörung des Catilina, dem ersten Triumvirat, welches Caesar den Weg zum Alleinherrscher ebnete, und der gegen Caesar gerichteten Verschwörung Parallelen gibt. Die Frage ist, ob die personellen und zeitlichen Übereinstimmungen soweit führen, daß Gaius Julius Caesar in die Verschwörung Catilinas involviert war.

„There is also strong, though not quite indisputable evidence in the sources that both M. Licinius Crassus, now the riched man in Rome, and Gaius Julius Caesar, now praetor-elect, who three years later, with Pompey formed the First Triumvirate, were involved in at least the early stages of the planned rebellion, but perhaps considered it discreet and opportune to dissociate themselves publicly from Catiline after the plot was revealed and disclosed, and they are thus to be numered among those of unnamed conspirators reffered to by Sallust.“1

Dies gilt um so mehr für spätere Quellen, deren Autoren Cäsar nicht so stark verpflichtet waren wie es bei Sallust der Fall war. Dennoch ist die Frage, ob und inwieweit eine Involvierung Caesars bestand.

2 Die allgemeinen Verhältnisse in Rom

Das letzte Jahrhundert der römischen Republik wird allgemein als ´´das Jahrhundert der Krise´´ oder als ´´römische Revolution´´ bezeichnet. Diese Zeit ist von Verschwörungen, Bürgerkriegen, Diktaturen, Proskriptionen und Verfassungsbrüchen gekennzeichnet. Sie näher zu beschreiben, würde zu weit führen.

Charakteristisch für dieses Jahrhundert war auch der Kampf zwischen Popularen und Optimaten um die Herrschaft. Diese waren keine politischen Parteien im heutigen Sinne, sondern zwei Personengruppen, die sich nur durch die Mittel ihres Kampfes um persönliche politische Macht unterschieden. Die Optimaten versuchten, durch Rückhalt beim Adel an Einfluß zu gewinnen, die Popularen probierten dies mit populistischen Gesetzesvorhaben, die zwar populäre Ziele hatten, aber ihrem Initiator außerordentliche, persönliche Vollmachten gaben.

Sowohl Caesar als auch Catilina gehörten zu dieser zweiten Gruppe. Nach dem Tode Catilinas stieg Caesar gar zu ihrem Führer auf und konnte den Machtkampf für sich entscheiden. Dazu gehörte aber auch Korruption und Wahlbetrug, weshalb Caesar hoch verschuldet und der reichste Mann jener Zeit, Crassus, auch einer der Mächtigsten war.

Sollte Catilina tatsächlich zwei Verschwörungen initiiert haben, was in der Forschung umstritten ist, handelt es sich weder in seiner Person, noch zeitlich um einen Zufall, sondern stand im Zusammenhang mit seinen Niederlagen bei den Konsulwahlen der Jahre 66 v. Chr. und 63 v. Chr. Im ersten Fall hatte man ihn durch eine Anklage daran gehindert, sich innerhalb der gesetzlichen Frist um das Konsulat zu bewerben, nachdem die schon gewählten Konsuln wegen Wahlbetrugs abgesetzt worden waren. Er wurde also mit formaljuristischen Tricks an der Karriere gehindert. Im zweiten Fall unterstützten die Optimaten Cicero, der die Wahl gemeinsam mit Antonius gewann. Catilina als dritter Bewerber unterlag also, obwohl mit Antonius eine coitio bestand. Diese coitio war eine Wahlabsprache, mit der die Kandidaten die Wahlbezirke unter sich aufteilten, um gemeinsam zu gewinnen. Catilina sah sich nun in die Enge gedrängt und in einer Verschwörung die einzige Chance, seine Wahlversprechen erfüllen zu können.

3 Caesar und die erste Verschwörung

Eine Beteiligung Caesars an der ersten Verschwörung ist unwahrscheinlich, da Zeitzeugen nichts von seiner Mittäterschaft wußten und erst später, während Caesars erstem Konsulat davon berichtet wird. Sie wird nur bei erklärten Gegnern Caesars erwähnt, bzw. Sueton zitiert solche. Im Gegensatz dazu steht Sallust: „He does not mention Caesar (perhaps he thought he would clear Caesar of suspicion if he disregarded the charges against him) nor Sulla and Crassus plays no part in the actual conspiracy itself.“2 „Cicero in his extant works nowhere refers to Caesar as having been involved in this conspiracy. Suetonius says that Cicero seems to refer to him a letter to Axius, where he wrote that Caesar in his consulship established the regnum he had planned as an aedile.“3 Die Quellen widersprechen sich also in dieser Frage.

Außerdem versuchte der Senat alles, um die Verschwörung zu verheimlichen. So wurde unter anderem die Untersuchung durch das Veto des Volkstribunen unterbunden und der Mitverschwörer Piso als Quaestor nach Spanien entsendet. Desweiteren ging die Verschwörung nicht von Catilina aus, sondern von den wegen Wahlbetrugs abgesetzten Konsuln Cotta und Torquatus. Von einer Nichtbeteiligung Caesars kann man auch deswegen ausgehen, da er zu jenem Zeitpunkt in seiner Karriere noch keine führende Rolle in einer Verschwörung einnehmen konnte.4 Er wäre wohl schon gar nicht als magister equitum, also stellvertretender dictator, in Frage gekommen. Es wurde aber von seinen Gegnern behauptet, daß die erste Verschwörung dazu diente, Crassus die Diktatur und damit Caesar die Rolle des magister equitum zu ermöglichen.

4 Hinweise auf eine Beteiligung Caesars in den Quellen und die Haltung der Forschung dazu

Sallust berichtet von einem Gaius Julius, der in Catilinas Auftrag in Apulien für die Rebellion werben sollte. Dies ist aber ein sehr unsicherer Hinweis auf Caesar, da Gaius einer der insgesamt drei bei den Juliern verwendeten Vornamen war. Die RE, die jenen Gaius Julius als Nummer 21 aufzählt, erwähnt, daß er eventuell mit der Nummer 20 gleichen Namens, einem zu der Verschwörung gehörenden ehemaligen Offizierskandidaten, identisch ist. Da die einzigen Nachrichten über Gaius Julius Nr. 20 in eine Zeit fallen, aus der wir über Gaius Julius Caesar, den Julier mit der Nummer 153, keine Nachrichten haben, könnten beide identisch sein. Eine Gleichsetzung dieser beiden ist also mit den oben erwähnten Argumenten als Hilfskonstruktion möglich, aber nicht wahrscheinlich, da sie sonst unter einer Nummer in der RE geführt würden. Außerdem fällt auf, daß Sallust nur an dieser Stelle von „C. Iulius“ schreibt, sonst aber von „C. Caesar“ oder „Caesar“. Er scheint damit eine Unterscheidung treffen zu wollen.

Sallust überliefert auch eine Rede Catos, in der jener den Verdacht auf Caesar lenkt.

Den wichtigsten Hinweis auf die Unschuld Caesars gibt er, wenn er schreibt, es sei unmöglich gewesen, „Cicero dazu bringen, durch die Allobroger oder durch einen anderen Angeber Gaius Caesar fälschlich nennen zu lassen.“5 Auch an anderer Stelle wird eine Beteiligung Caesars, die aber von dessen politischen Gegnern, Piso und Catulus, propagiert wurde, als Gerücht abgetan. Cicero, der zweite Zeitgenosse der Verschwörer, der uns Quellen hinterließ, hat „ in seiner nichtveröffentlichten Schrift <de consiliis suis> Crassus und Caesar als die Anstifter der Catilinarischen Unruhen bezeichnet und diese Überzeugung immer behalten.“6 Er schrieb dies aber erst nach Caesars Tod.

Diese beiden zeitgenössisschen Quellen wurden in einigem zeitlichem Abstand veröffentlicht und sind politisch geprägt. Sallust war ein Parteigänger Crassus` und Caesars, welche eng mit Catilina zusammenarbeiteten. Trotzdem war Sallust ein Gegner Catilinas. Deswegen stellte er ihn sehr unvorteilhaft und unmoralisch dar, versuchte aber alles, um den Verdacht von Caesar und Crassus abzulenken.

Cicero hingegen war ein Gegner Caesars. Er hatte nicht den Mut, seinen Verdacht laut zu äussern, weil ihm zu den Hinweisen, die er hatte, wahrscheinlich die Beweise fehlten. Sein Verdacht ist aber auch aus seinem Blickwinkel zu sehen. Es ist üblich, jede Aktion des politischen Gegners als wahltaktisches Manöver zu sehen. So sah er wohl ein Motiv Caesars für die Verschwörung. Sueton berichtet in seiner Biographie über Caesar: „ Aufs neue in eine andere gefährliche Lage kam er, da sein Name bei dem Untersuchungsrichter Novius Niger von dem Angeber Vettius und im Senat von Quintus Curius - demselben, dem man, weil er zuerst die Anschläge der Verschworenen entdeckt hatte, Belohnung aus Staatsmitteln zuerkannt hatte- unter den Genossen Catilinas genannt worden war. Curius behauptete es von Catilina gehört zu haben; Vettius versprach sogar, einen eigenhändigen Brief von ihm an Catilina zu liefern. Eine solche Anschuldigung war Caesar dann doch zu stark; er rief sehr emphatisch das Zeugnis Ciceros an, bewies dadurch, daß er diesem von freien Stücken gewisse Anzeigen in Betreff der Verschwörung gemacht habe, und bewirkte schließlich, daß Curius die Belohnung nicht empfing und Vettius, nachdem er durch Auspfändung und Verschleuderung seines Hausrats arg gebrücht und in der Volksversammlung vor der Rednerbühne fast zerrissen worden war, ins Gefängnis geworfen wurde.“7 Die angesprochene Auspfändung und Verschleuderung wurde durchgeführt, weil Vettius zwar geladen wurde, um seine Anschuldigungen zu beweisen, aber nicht erschienen war. Die Anschuldigungen sind also ziemlich unglaubwürdig. Dies gilt um so mehr, da der angesprochene Vettius später als gekaufter Zeuge für Caesar arbeitete. Die Frage ist, wieso er das Risiko einer Strafe einging, obwohl er keine Beweise hatte. Denn hätte er welche gehabt, wäre er wohl gekommen.

„Although Suetonius does not specifically say that Caesar was implicated in this conspiracy, it would seem from the above account8 that Caesar was somehow connected with it, in the early stages at least, else how could he have revealed information to Cicero before Curius did? It would thus apear from Suetonius that Caesar was privy to the plans of Catiline and he protected himself by giving information to Cicero before the conspriracy was generally known and now vigorously used his immunity as praetor to escape the trial and condemnation that befell others similary accuse; when his term as praetor expired, he immediately assumed his duties as propraetor in Spain and thus avoided the risk of a trial in Rome.9

Bei Sueton wird überliefert, daß Caesar an der ersten Verschwörung beteiligt gewesen sei. Hierbei handelt es sich aber aus den angeführten Gründen vermutlich um eine Verleumdung, die erst während Caesars erstem Konsulat aufkam.

Plutarch schreibt in seiner Caesar-Biographie, daß Lentulus und Cethegus in Rom blieben, „um die Verschwörung weiter zu spinnen. Ob Caesar die beiden insgeheim unterstützt hat, bleibt ungewiß.“10

Diese beiden Quellen sind im zeitlichen Abstand von etwa 100-200 Jahren entstanden. Aber auch sie berichten nur von Gerüchten, nicht von gesicherten Tatsachen. Man kann aber speziell in Sueton eine Beteiligung hineininterpretieren, was aber von der Forschung abgelehnt wird.

5 Caesar als Person und Politiker

5.1 Allgemein

Caesar war Mitglied der Nobilität. Dies hieß unter anderem, daß er Berufspolitiker werden mußte. „Sich aber anderen Beschäftigungen zuzuwenden galt als unwürdig und peinlich: Wer sich in Zeiten erzwungener Muße philosophischen Studien hingab wie Cicero, fühlte sich zu umständlichen Erklärungen genötigt, wer wie Sallust historische Werke verfaßte, wies wortreich auf die desolate politische Lage hin, die einem anständigen Mann jedes Engangement unmöglich mache.“11 Als Politiker zeigte Caesar sich aber stets mit den herrschenden Umständen unzufrieden und zeichnete sich durch einen starken Willen zur Macht aus. Auf dem cursus honorum durchlief er die Ämter zum frühest möglichen Zeitpunkt. Stets war er bei der Amtsausübung auf seinen guten Ruf bei den Wählern und auf spätere Ämter bedacht. So geriet seine Zeit als Ädil zur teuersten Magistratur der Republik. Zu dieser Zeit machte er sich bei der plebs urbana mit der Maßnahme, die Siegeszeichen des Marius wieder aufzustellen, beliebt. Bei der Senatsmehrheit machte er sich damit allerdings viele Feinde, da dieses Gremium von Anhängern Sullas, dem Feind Marius´ beherrscht wurde.12

Er zeigte sich also schon früh als Popularer und damit als Gegner der Optimaten. Diese Haltung hielt er bei und stieg nach Catilinas Tod zum Führer der Popularen auf. Zwei Jahre nach dem Scheitern der zweiten Verschwörung bildete er mit Crassus und Pompejus ein Triumvirat. Das erklärte Ziel des Triumvirates war, es zu verhindern, daß irgendetwas im Staat geschieht, was einem der drei mißfällt. Er verschwor sich also, um keinem anderen Gestaltungsspielraum, das heißt Macht zu lassen. Wenn aber außer den Triumvirn keiner Macht hat, haben die Triumvirn die Alleinherrschaft, alle anderen sind reine Erfüllungsgehilfen oder- wie wir heute sagen würden - nachgeordnete Behörden. Will spricht von einem kalten Staatsstreich.

Prozessen entzog Caesar sich durch das Imperium eines Magistrats oder durch Aufenthalte im Ausland. Nach seiner Zeit in Gallien ging dies nicht mehr und so drohte Caesar ein Prozeß, welchem er sich illegal entzog und so einen Bürgerkrieg auslöste. Nach dem Bürgerkrieg war er als Diktator auch rechtlich der Alleinherrscher Roms.

Zusammenfassend kann man sagen, das Caesar ein Machtpolitiker war, der sich nicht sonderlich um die Gesetze kümmerte.

5.2 Das Verhalten Caesars nach der Entdeckung der Verschw ö rung

Während der Endphase der Verschwörung, als sie entdeckt war, und jene Verschwörer, welche in Rom waren, verhaftet wurden, bemühte sich Caesar, seine Loyalität gegenüber dem Senat zu bekunden und die Versuche von Piso und Catul, ihn der Beteiligung anzuklagen, zu unterbinden. Der Senat schenkte ihm offenbar mehr Glauben als seinen Gegnern, da er ihm einen der Verhafteten, Statilius, in offenem Gewahrsam übergab. Dies hätte man wohl nicht gemacht, wenn man ihm nicht vertraut hätte. Als es im Senat um die Urteilsfindung ging, kam Caesar unbefangen, versuchte aber, die Todesstrafe zu verhindern. Dies ist jedoch nicht verwunderlich, da er und Crassus mit Catilina politisch verbündet waren und seine Kandidatur zum Konsul unterstützt hatten. Diese Verbindung und die damit verbundenen Absprachen müssen sich aber nicht unbedingt auch auf die Verschwörung bezogen haben, sondern es handelte sich wahrscheinlich nur um eine politische Zusammenarbeit, wie sie auch heute noch üblich ist. Das Gegenteil wird sich nie beweisen lassen, da Caesar eine Untersuchung gegen sich verhinderte. Der Senat weigerte sich wieder einmal aus Angst vor Cäsars Einfluß, eine genaue Untersuchung einzuleiten.

Abgesehen von der vagen Quellenlage gilt für Caesar: „Als Prätor würde er die Untersuchung darüber zu führen haben, ob er Catilina unterstützt hatte oder nicht.“13 Das Ergebnis einer solchen Untersuchung wäre auf jeden Fall, daß er Catilina während der Verschwörung nicht unterstützt hat.

6 Caesar als Sympathisant der Verschwörer

6.1 Die Ziele der Catilinaer und Caesar

Wie oben dargestellt, unterstützte Caesar Catilinas Kandidatur zum Konsul, deren Mißerfolg der Anlaß der Verschwörung war. Es ist anzunehmen, daß die Gründe, welche Sallust für die Verschwörung anführt, auch sein Programm als Konsul waren:

- Schuldenerlaß und finanzielle Umverteilung
- Entmachtung der Optimaten
- Freiheit, Ruhm und Ansehen für seine Unterstützer
- „Posten [und ] Priesterämter“14

Die ersten beiden Ziele waren allgemeine Ziele der Popularen, mit denen sich jeder Popularer, also auch Caesar identifizieren konnte. Sie dürften den Grund für das politische Bündnis zwischen Caesar und Catilina darstellen. Die letzten beiden sind allgemeine Ziele erfolgreicher Politiker. Er wird aber einen legalen Weg gesucht haben, diese Ziele durchzusetzen. Als Catilina bei der Konsulwahl unterlag, wird Caesar dies nicht als Grund zum Aufstand gesehen haben, da er selbst seine Ziele erreicht hatte und bei einer Revolte nur verlieren konnte. Seine Karriere war bis jetzt so gut wie möglich verlaufen und er konnte auf eine Proprätur in einer Provinz hoffen, was ihm finanzielle Vorteile versprach. Nach dieser Proprätur stand einer eigenen Kandidatur zum Konsul nichts mehr im Wege. Hätte er aber an einer Revolution teilgenommen, wäre dies alles in Gefahr gewesen, ohne daß es eine den Risiken vergleichbare Chance gegeben hätte. Trotzdem kam ihm das drohende Chaos, das die Schwäche der Regierung zeigte, sehr gelegen, um Werbung für die Popularen machen zu können. Dies entpricht zumindest dem Bild, das Kaplan und andere Biographen von Caesar zeichnen.

Es stellt sich aber die Frage, ob Caesar sich nur aus Opportunismus oder aus Überzeugung von den Plänen der Verschwörer distanziert hat. Er verriet laut Sueton die Verschwörung an Cicero, der aber noch keine konkreten Maßnahmen einleitete. Dies wäre nicht nötig gewesen, da Caesar sich so zumindest als Mitwisser zeigte. Er arbeitete also in gewissem Rahmen gegen Catilina, als dieser seine Ziele mit Gewalt durchsetzen wollte. Trotzdem verteidigte Caesar die Verschwörer im Senat, wie ich unten zeigen werde.

6.2 Das Rededuell zwischen Cato und Caesar

Als die Verschwörer Lentulus, Cethegus, Statilius, Gabinius, Caeparius verhaftet worden waren und der Senat über die Strafe entscheiden wollte, trat Caesar für Milde und Cato für die Todesstrafe ein. Es war allgemein anerkannt, das es sich um Hochverräter handelte, und so forderten alle, die vor Caesar befragt wurden, die Hinrichtung der Verhafteten, aber auch der weiteren Verschwörer, wenn man diese noch verhaften würde.

Caesar widersprach dem und forderte die Verbannung. Er verlangte zur Wahrheitsfindung zunächst eine emotionsfreie Verhandlung. Denn nur diese könne von Nutzen sein, während Leidenschaft schade, was historisch belegt werden könne. Dem Senat sei in der Vergangenheit immer sein guter Ruf und seine Würde wichtiger als die Ahndung der Verbrechen erschienen, wenn mit diesen der Ruf der Grausamkeit oder Habgier verbunden war. Dies müsse man auch im vorliegenden Fall bedenken, da das Verbrechen schlimmer als alles Vorstellbare sei. Weil man aber keine angemessene Strafe finden könne, solle man sich den vom Gesetz bereitgestellten bedienen.

Caesar faßte die Reden seiner Vorredner über die Grausamkeit des Krieges zusammen, deren Zweck es gewesen sei, den Senat gegen die Verschwörung aufzubringen. Dies sei aber unnötig, da alle schon die Sache sehr ernst nähmen. Rache oder zornige Handlungen seien den Mitgliedern der Nobilität unwürdig, sie müßten immer beherrscht sein.

Die Plebs dagegen denke bei Verbrechern immer nur an das letzte, was von ihnen zu erfahren war. Das gilt vor allem, wenn es um Strafe geht und diese als zu streng empfunden wird. Alles andere werde verdrängt. Hiermit schürte Caesar die Angst des Senates vor dem Volk, was sich im weiteren Verlauf als berechtigt herrausstellte.

Die Todesstrafe entspreche nicht dem Wesen des römischen Staates, da sie neuartig sei und entweder aus Furcht oder Unrecht vorgeschlagen werde. Furcht komme aber schon deshalb nicht in Frage, da der Senat durch Wachen geschützt werde. Was aber die Strafe, nämlich den Tod angehe, so sei dieser keine wirkliche Strafe, sondern die Erlösung von allem Elend der Sterblichen. Caesar spielte damit auf die Stoa und den epikuräischen Hedonismus an. Diese beiden damals vorherrschenden philosophischen Richtungen lehrten, den Tod als Ende des Leidens zu begreifen und nicht zu fürchten. Beide sahen den Sinn des Lebens darin, das Leiden zu vermeiden: die Stoa im Anstreben größter Gleichmut und Seelenruhe, der Hedonismus dagegen im Streben nach Glück, das nicht in Leiden umschlägt. Der Tod an sich sei also keine Strafe, es sei denn, ihm gehe Folter voraus. Diese könne aber nicht beantragt werden, weil sie gesetzlich verboten sei. Die Todesstrafe sei aber auch verboten, da den Bürgern die Verbannung freigestellt werden müsse.

Ein anderer Grund für den Verzicht auf Folterungen liege darin, daß sie härter als der Tod seien. Dies könne aber hier nicht als Argument gelten, denn keine Strafe sei dem vorliegenden Verbrechen angemessen. Was auch immer man entscheide, es werde von der Geschichte beurteilt. Man müsse also auch die Möglichkeit berücksichtigen, einen Präzedenzfall zu schaffen, denn alle schlechten Gesetze seien aus gutem Willen entstanden. Das treffe zum einen auf die Herrschaft der 30 Männer über Athen zu, welche viele ohne Urteil hingerichtet und so ihre Schreckensherrschaft gefestigt hätten, zum anderen auf die Proskriptionen, welche mißbraucht worden seien.

Wenn man jetzt neues Recht schaffe, so fürchte er zu dieser Zeit keinen Mißbrauch, wohl aber später, denn es gebe im römischen Staat zu viele unterschiedliche Geister. Die Vorfahren, welche viel besser gewesen seien, hätten aus gutem Grund die Todesstrafe abgeschafft und durch Verbannung ersetzt. Genau dies beantrage er für die Verhafteten: Verbannung, kein Recht auf Begnadigung und Beschlagnahmung ihres Vermögens.

Caesar sprach sich demnach nicht für Gnade aus, sondern dafür, nach Recht und Gesetz zu handeln, ohne neues Recht zu schaffen. Dies wurde ihm als Mittäterschaft ausgelegt. Dabei versuchte er angeblich nur, die härteste bekannte Strafe durchzusetzen und diejenigen, welche für eine Erleichte- rung der Haftbedingungen waren, zu Verrätern zu erklären. Dennoch war die von ihm vorge- schlagene Strafe milder als die bis dahin geforderte. Die Verbannung als Höchststrafe war ein Privileg der freien römischen Bürger, während die Höchststrafe für Sklaven oder Provinzbewohner die Kreuzigung war. Diese wurden also unter Qualen hingerichtet. Caesars Argument gegen den Tod als Strafe ließ sich dementsprechend nur mit bestimmten philosophischen Richtungen begründen, nicht mit dem allgemeinen Recht, das verschiedene Strafen - je nach Stand des Verurteilten- vorsah. Die Stoa, auf die sich Caesar bezog, stand hierzu im Gegensatz, da sie Wert auf die Feststellung legte, daß alle Menschen gleich seien. Sie kannte also nicht die Standesunterschiede, wie sie das römische Recht bestimmte. Es ist aber in fast jeder Kultur so, daß die Menschen lange leben und den Tod vermeiden wollen. Demnach werden die Verurteilten eine Verbannung als Gnade empfunden haben.

Caesar ging also den Mittelweg zwischen einem Verrat an seinen Freunden, indem er sie anklagte, und der Gefahr, sich durch ihre Verteidigung selbst verdächtig zu machen. Außerdem hielt er so an dem wichtigen popularen Prinzip fest, „ daß die Angklagten Anspruch auf einen vom Volk eingesetzten Gerichtshof hätten.“15

Die Rede Caesars war so überzeugend, daß alle Vorredner ihm zustimmten und ihre Reden umdeuteten. „Silanus, ein zweites Mal befragt, behauptete nun, mit ultima poena habe er lebenslange Haft gemeint, da dies die schwerste Strafe sei.“16

Der Senat wurde erst durch eine Rede Catos, einem der designierten Volkstribunen umgestimmt. Er argumentierte, daß die bisherigen Anträge sich auf Bestrafung bezögen, obwohl noch nichts Strafenswertes geschehen sei und es doch eher darum gehe, den Staat zu schützen. Denn wenn die Verschwörer Erfolg hätten, gebe es niemanden mehr, der über sie richten könne. Deshalb sollten die Reichen das Staatswesen in die Hand nehmen, um ihrem Besitz Muße zu verschaffen. Es gehe um Freiheit und Leben, aber nicht um sittliches Leben oder die Machtfülle des Staates, sondern darum, ob dieser Staat dem Feind oder dem Senat gehöre. Milde und Mitleid führten zur Vernichtung aller Anständigen, während einige Verbrecher geschont würden. Die Religion der Römer kenne Bezirke in der Unterwelt, in welchen die Bösen litten. Damit widersprach Cato Caesars Argument, der Tod sei keine Strafe. Außerdem warf er Caesar vor, sich nicht mehr an diesen Glauben zu halten, und machte Caesar als pontifex maximus somit unglaubwürdig. Die Verbannung garantiere zwar, daß die Verschwörer in Rom nicht gewaltsam befreit werden könnten, aber dies sei dann in den anderen Städten Italiens um so wahrscheinlicher, da dort die Kraft zur Verteidigung geringer sei. Wenn Caesar die Verschwörer fürchte, sei sein Plan schlecht, wenn nicht, dann sei es um so wichtiger, Caesar selbst zu fürchten.

Mit diesem Argument sorgte Cato dafür, daß sich Caesar bei einem Festhalten an seinem Antrag verdächtig machte. Ein strenges Vorgehen gegen die Verhafteten würde das Heer Catilinas entmutigen, während Milde die Verschwörer ermutige.

Der Grund für die Misere im Staat liege im Verfall der Sitten und Wertvorstellungen, sowie der damit verbundenen Herrenlosigkeit des Staates, da sich niemand um diesen kümmere. Wenn die Verschwörer aus Feigheit entlasse und auf die Hilfe der Götter vertraue, verliere man diese, da sie durch Handeln erworben sei. Früher schon habe auf Befehlsverweigerung die Todesstrafe gestanden, auch wenn jene durch Tapferkeit für den Staat ausgelöst wurde, also seien die Verbrecher gegen den Staat um so eher mit dem Tode zu bestrafen. Die Zeit dränge, weil Catilina mit einem Heer in der Nähe und andere Feinde innerhalb der Stadt seien. Deshalb sei nach der Sitte der Vorfahren die Todesstrafe zu vollstrecken. Cato widersprach damit erneut Caesar, der gesagt hatte, die Vorfahren hätten aus gutem Grund die Todesstrafe abgeschafft.

Mit dieser Rede überzeugte er den Senat, Caesars Gegenargumente wurden überhört. „

Einige Ritter, die den Senat bewachen sollten, bedrohten Caesar mit Schwertern“17, als er versuchte, seinen Antrag weiter mit Argumenten zu unterstützen.

Diese Reden die uns Sallust überliefert, sind nicht wortwörtlich authentisch, sondern von ihm literarisch bearbeitet. Der Kern der Aussagen ist aber historisch, ebenso das Ergebnis, die Hinrichtung der Verschwörer im Tullianum in derselben Nacht. Diese Hinrichtung stieß auf starken Protest in der Bevölkerung. So legten zwei Volkstribune ihr Veto ein, als Cicero seine Rechen- schaftsbericht ablegen wollte. Da er andere gestraft hatte, ohne sie anzuhören, dürfe er keine Möglichkeit haben, zu Gehör zu kommen. Als er wegen des Urteils verbannt wurde, richtete die Plebs an seinem Besitz einen Sachschaden in Höhe von 2750000 Sesterzen an. Cato, der die Hinrichtung im Senat durchgesetzt hatte, beantragte zur Beruhigung der Massen ein neues Getreidegesetz. Man kann also davon ausgehen, daß Catilina durchaus populär war und seine Ziele von weiten Teilen der Bevölkerung unterstützt wurden. Andernfalls hätte die Hinrichtung der Verschwörer nicht einen solchen Protest ausgelöst, den die Optimaten mit erhöhten Getreiderationen zum Schweigen brachten.

7 Die Senatsverhandlung als Prozeß

Die Senatsverhandlung kann man auch als Gerichtsverhandlung sehen, da es um das Strafmaß für die Verschwörer ging. Desweiteren spricht dafür, daß die Römer nicht nur als Senatoren oder als Magistrate, sondern vor allem in Gerichtsprozessen Politik machten. Viele versuchten sich so einen Namen als Rhetor und Politiker zu machen. „Als Lucullus seine politische Laufbahn damit begann, indem er den Mann vor Gericht zog, der Jahre zuvor die Verbannung seines Vaters erwirkt hatte, fand dieser Racheakt um der Familienehre willen den Beifall der römischen Öffentlichkeit: Der junge Mann erwies sich als treuer Sohn und nutzte darüber hinaus - solchen Ehrgeiz wußte man zu schätzen - die Gelegenheit, sich durch diesen ersten Auftritt politisch zu etablieren.“18 Auch Caesar ließ sich als Rhetor ausbilden, da er sein Redetalent nicht nur in der Politik, sondern auch bei Prozessen brauchte. Dies galt für die gesamte Nobilität. Da er zur Zeit der Entdeckung der Verschwörung gewählter Prätor war, unterstanden ihm auch die Gerichte.

„Weil sich politische Prozesse in Rom im Rahmen eines komplizierten Systems vielfältiger persönlicher Bindungen ergaben, die sich von Fall zu Fall zu je neuen Parteiungen verdichten konnten, weil der innenpolitischen Auseinandersetzungen keine fest umrissenen Programme zugrunde lagen und die Wähler ihre Entscheidungen an den Verpflichtungen gegenüber einem der großen Aristokraten, ihrem patronus, orientierten, blieb die Politik in ihrem Wesen immer an die Person des Politikers gebunden.“19

Es war also ein übliches Verhalten, daß Caesar seine politischen Freunde verteidigte und sich für ein - gemessen an der Senatsmehrheit- mildes Urteil einsetzte. Als er später die absolute Macht hatte, ging er sogar noch einen Schritt weiter: „Nach seinem Sieg im Bürgerkrieg tat er, was seine bangenden Gegner für unmöglich gehalten hatten - er begnadigte sie. Dieser Verzicht auf ein neuerliches Blutgericht, ... ging als die berühmte clementia Caesaris, die Milde Caesars in die Annalen ein.“20 Die Rede Caesars kann man also nicht nur als Verteidigung politischer Freunde, sondern auch als ein Zeichen dieser clementia werten.

Abgesehen davon ist es auch heute noch üblich, allen Angeklagten einen Verteidiger zu geben, welcher ein möglichst mildes Urteil zu erreichen versucht. Zwar sympathisiert dieser meistens mit seinem Klienten, teilt aber nicht dessen Mittel, auch wenn die Schuld längst erwiesen ist und die Öffentlichkeit für ein strenges Urteil eintritt. Im vorliegenden Fall war aber die öffentliche Meinung für ein milderes Urteil, sonst wäre kein neues Getreidegesetz zur Beruhigung der Plebs notwendig gewesen. Das Urteil fiel unter anderem deswegen so hart aus, weil „ die Sorge um den Besitz, den die >> Verschwörer << konfiszieren wollten, ... die Angst vor dem Volk“ verdrängte.“21

Der Senat hatte sich also zu dieser Zeit schon so weit vom Volk entfernt, daß er die Interessen eines Teiles der Patrizier über die öffentliche Meinung stellte.

8 Beschreibung der Rolle

Zusammenfassend kann man sagen, daß die zeitgenössischen Quellen eine aktive Beteiligung Caesars nicht erwähnen. Alle Versuche seiner Gegner, ihm eine solche zu unterstellen, sind gescheitert. Obwohl es üblich war, politische Gegner durch eine Anklage zu behindern, kam es gegen Caesar nur zu einer Anklage durch Vettius. Diese war wie oben beschrieben erfolglos. Bei einem begründeten Verdacht wäre aber sicherlich ein längerer Prozeß, der Caesars Karriere empfindlich behindert hätte, möglich gewesen. Es wäre also im Interesse der seiner Gegner gewesen, eine Mittäterschaft zu beweisen.

Sallust gesteht ein, daß Gerüchte über eine Beteiligung Caesars existierten, wobei diese sicherlich nicht grundlos waren. Caesar und Catilina waren zusammen mit Crassus die führenden Popularen ihrer Zeit. Beide hatten den cursus honorum erfolgreich, wenn auch nicht komplett, durchlaufen und wären auch als homines novi Senatsmitglieder gewesen. Trotzdem fühlten sie sich als Politiker unterdrückt. So nahm Catilina die Unterdrückung als Anlaß für die Verschwörung, und Caesar oponierte sehr oft gegen die Senatsmehrheit.

Es bestanden also enge politische Kontakte, welche aller Wahrscheinlichkeit nach die Grundlagen für die Gerüchte bildeten. Caesar bemühte sich nach der Entdeckung um Schadensbegrenzung, indem er seine Loyalität gegenüber dem Senat beteuerte und eine Untersuchung verhinderte. Dies war nicht schwierig, da er sich eine starke Machtposition aufgebaut hatte und von der Senatsmehrheit gefürchtet wurde. Da man ihm nichts nachweisen konnte, hatte er also kaum etwas zu befürchten. Anders sah es bei den Verhafteten aus. Sie waren überführt, und Caesar konnte sich nur noch für ein möglichst mildes Urteil einsetzen. Wie ich oben dargestellt habe, war diese Strategie erfolglos, da sie von Cato unterwandert wurde. Aber Caesar versuchte weiterhin alles ihm mögliche, bis er unter Gewaltandrohung zum Schweigen gebracht wurde. Er verteidigte die Verschwörer nicht aus Opportunismus oder Sympathie, sondern aus echter Überzeugung. Sonst hätte er schneller aufgegeben oder sich zurückgezogen, nachdem erkennbar wurde, daß sie erfolglos bleiben würden. Zwar war Caesar von den Zielen überzeugt, distanzierte sich aber von den Mitteln der Verschwörer. Er war also lediglich ein einflußreicher Sympathisant, der seine Möglichkeiten nutzte, den Verschwörern zu helfen.

Ein Initiative Caesars, welche die Vercshwörung auslöste, halte ich aus folgenden Gründen für unwahrscheinlich:

1. Cicero äußerte zwar den Verdacht, handelte aber als Konsul nicht gegen einen der designierten Prätoren. Es war aber üblich, überführte Verbrecher wegen geringerer Verbrechen aus ihren Ämtern abzusetzen. Die Chance für eine gründliche Untersuchung war damit vertan.
2. Wieso sollte Caesar ein Risiko eingehen? Die Ziele der Verschwörung hätte er viel einfacher erreichen können und tat dies im späteren Verlauf seiner Karriere auch. Er hatte also kein Interesse an einer Verschwörung.
3. Wie ich schon oben dargestellt habe, fühlte Catilina sich in die Enge gedrängt und sah in einer Verschwörung die einzige Lösung. Er brauchte also keine Initiative mehr.
4. Der Vorwurf, Caesar habe die Verschwörung veranlaßt, taucht erst relativ spät auf, als schon seit Jahren seine Sympathie für die Verschwörer bekannt war.

Trotzdem läßt sich der Vorwurf, er habe von Anfang an über die Verschwörung Bescheid gewußt, nicht von der Hand weisen. Sallust berichtet, daß Catilina in seiner Rede an die Verschwörer jene zuerst einzeln angesprochen habe. Es ist unwahrscheinlich, daß Catilina zwar Teile der Popularen, aber ausgerechnet Crassus und Caesar, zwei der wichtigsten, nicht informiert hat, obwohl er vorher eng mit ihnen zusammengearbeitet und Crassus seinen Wahlkampf finanziert hatte. Das bedeutet aber nicht gleichzeitig, daß beide auch beteiligt waren. Caesar hat sich wohl distanziert und wahrscheinlich auch Cicero als Konsul informiert. Dieser handelte aber erst, als Catilina schon fast seine Vorbereitungen abgeschlossen hatte und bereit war, die Stadt anzugreifen.

Die über eine solche Beteiligung Caesars hinausgehenden Gerüchte sind nicht zu belegen und so fällt sie unter das Sprichwort ignoramus ignorabimus.

Literaturverzeichnis

Gelzer, Matthias: Caesar, der Politiker und Staatsmann; Wiesbaden 1960

Kaplan, Arthur: Catiline, The Man and his Role in the Roman Revolution; New York, 1968

Plutarch, Caesar

Will, Wolfgang: Julius Caesar, eine Bilanz; Stuttgart, Berlin, Köln, 1992

Sallust, Die Verschwörung des Catilina

Sueton, Kaiserbiographien, Gajus Julius Caesar

Thorau, Dagmar; Die Dolche auf dem Forum, Rache im alten Rom; in: Damals 3/97,

[...]


1 Kaplan, Arthur, Catiline; The Man and his Role in the Roman Revolution; New York, 1968, S. 70 2

2 Kaplan, S. 45

3 A.a.O. S. 46

4 Vgl. Will, Wolfgang, Julius Caesar; eine Bilanz, Stuttgart,Berlin,Köln 1992, S 24 ff

5 Catilina, S. 69

6 Gelzer, Caesar, der Politiker und Staatsmann; Wiesbaden 1960 S. 49

7 Sueton, Kaiserbiographien, Gajus Julius Cäsar, Kap. 17

8 Kaplan bezieht sich auf eine Paraphrase von Sueton Kap. 17. Anm. d. Autors.

9 Kaplan, S. 75

10 Plutarch, Caesar, Kapitel 7

11 Thorau, Thorau, Dagmar; Die Dolche auf dem Forum, Rache im alten Rom; in: Damals 3/97, S. 43

12 Vgl. dazu Will, S. 24

13 Will, S. 38

14 Catilina S. 33

15 Will, S. 38

16 Will, S. 38

17 Will, S. 39

18 Thorau, Dagmar; Die Dolche auf dem Forum, Rache im alten Rom; in: Damals 3/97, S. 42

19 A.a.O., S. 43

20 A.a.O. S. 45

21 Will, S. 39

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
WAR GAIUS JULIUS CAESAR IN DIE VERSCHWÖRUNG CATILINAS INVOLVIERT?
Autor
Jahr
1999
Seiten
12
Katalognummer
V95131
ISBN (eBook)
9783638078108
Dateigröße
359 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Verschwörungen des Catilina fallenzeitlich in das letzte Jahrhundert der Römischen Republik, welche durch Caesar mittels eines Bürgerkrieges in eine Diktatur und durch seinen Erben Oktavian in ein Kaiserreich umgewandelt wurde. In Sallusts Buch de coniuratione Catilinae werden zwei Verschwörungen beschrieben. Bei der Lektüre fällt auf, daß es zwischen der zweiten Verschwörung des Catilina, dem ersten Triumvirat, welches Caesar den Weg zum Alleinherrscher ebnete, und der gegen Caesar gerichteten Verschwörung Parallelen gibt. DieFrage ist, ob die personellen und zeitlichen Übereinstimmungen soweit führen, daß Gaius Julius Caesar in die Verschwörung Catilinas involviert war
Schlagworte
GAIUS, JULIUS, CAESAR, VERSCHWÖRUNG, CATILINAS, INVOLVIERT
Arbeit zitieren
Philipp Kampfmann (Autor:in), 1999, WAR GAIUS JULIUS CAESAR IN DIE VERSCHWÖRUNG CATILINAS INVOLVIERT?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95131

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