Tony Blairs Bildungsreformen

Bildungsreformen des Lehrerberufes, überwachte Schulen, Gegenüberstellung der positiven und negativen Auswirkungen der Bildungsreform


Hausarbeit, 2020

13 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Tony Blair

3. Bildungsreformen des Lehrerberufes
3.1. Bildung als nationale Kampagne
3.2. Status quo und die Notwendigkeit der Modernisierung
3.3. Die Green Paper Reformen

4. Die überwachten Schulen

5. Gegenüberstellung der positiven und negativen Auswirkungen der Bildungsreform

6. Fazit

Literatur

1. Einleitung

„Blair kämpft um Schulreform. Mit der neuen Schulreform will Tony Blair die staatlichen Schulen in Großbritannien gegenüber den exklusiven privaten Einrichtungen aufwerten - diesen Vorstoß in der Bildungspolitik betrachtet der Premier als das Herzstück seiner dritten und wohl letzten Amtszeit“ (Zagatta, 2006).

Bereits bei seinem Amtsantritt 1997 sagte Tony Blair, er habe drei Prioritäten: „Education, education, education (Wuhrer, 2006)“. Das Bildungswesen unterteilte sich zu dem Zeitpunkt in ein paar wenige Privat- und Eliteschulen für die Sprösslinge der Wohlhabenden sowie in öffentliche Bildungseinrichtungen für die restlichen Teile der Bevölkerung. Hier mangelte es vor allem an Geldern für Lehrmittel und die Gehälter der Lehrkräfte. Dies hatte zur Folge, dass viele Lehrer ihren Beruf vorzeitig verließen und nicht ausgebildetes Personal in den Schulen eingesetzt wurde. Neben dem Mangel an qualifizierten Lehrkräften wurde die fehlende Motivation seitens der Schüler zunehmend deutlicher (vgl. Wuhrer, 2006). Um diese Defizite zu beheben und die umfassenden Bildungsreformen für Großbritannien zu verwirklichen, war eine Modernisierung des Lehrerberufes notwendig. Diese wurde unter der Blairs Führung und dem Motto „Making teaching a 21st century profession (Furlong, 2008)“ durchgefuhrt.

Die vorliegende Ausarbeitung basiert auf dem Seminar „Internationalität und Globalisierung als erziehungswissenschaftliches Forschungsfeld: Evidenz und die Optimierung pädagogischen Handelns. Gegenwärtige bildungspolitische Bewegungen und Phänomene im (nord)europäischen Bildungsbereich“ und thematisiert den Artikel „Making teaching a 21st century profession: Tony Blair's big prize“ von John Furlong, welcher 2008 erschienen ist. In dem Artikel werden die Hintergründe des Modernisierungsanspruchs und die komplexen Zusammenhänge zwischen den politischen Maßnahmen, welche zur Erreichung der Bildungsreform eingesetzt wurden, skizziert. Dies umfasst eine veränderte Rolle für die Lehrererstausbildung; eine differenziertere Belegschaft; Strategien zur Fokussierung der Professionalität und eine Neudefinition des Fachwissens. Den Abschluss des Artikels bildet eine Diskussion über die Auswirkungen und Folgen sowie die Kritik an Tony Blairs Bildungsreformen auf nationaler und internationaler Ebene.

Die Publikation von John Furlong bildet die Grundlage der vorliegenden Ausarbeitung und fungiert hierbei als literarische Hauptquelle. Inhaltlich gliedert sich die vorliegende Arbeit in die Vorstellung von Blairs Person, seine Bildungsreformen und ihren Auswirkungen. Neben seiner Vita werden vor allem seine politischen Bemühungen und Erfolge hinsichtlich des britischen Bildungssystems beleuchtet. Angefangen mit dem Status quo und der Notwendigkeit der Modernisierung, wird die Legitimierung der Reformen beschrieben. Daraufhin werden die Green Paper Reformen hinsichtlich ihrer Ziele und deren Umsetzung thematisiert. Anschließend wird die daraus resultierende politische 1 Zentralisierung der Bildung skizziert und die positiven sowie negativen Auswirkungen der Modernisierung gegenübergestellt. Die Ausarbeitung endet mit einer Zusammenfassung der Kernaussagen.

2. Tony Blair

Anthony Charles Lynton Blair kam am 6. Mai 1936 zur Welt und wuchs behütet in Edinburgh auf. Sein Vater, Leo Blair, schickte ihn auf die angesehene Choristen School. Für Leo Blair lag der Schlüssel zu gesellschaftlichem Aufstieg und Erfolg in einer erstklassigen Bildung und sein Sohn schien dies bereits in jungen Jahren verinnerlicht zu haben. Tony Blair galt als sehr intelligent und vielseitig. Anschließend besuchte Tony Blair eine schottische Privatschule und legte sein Abitur in den Fächern Englisch, Französisch und Geschichte ab. 1972 begann Blair sein Jurastudium am St. John's College in Oxford (vgl. Mischler, 2005,18-23). Hier interessierte er sich zunehmend für Musik und Theologie, gleichzeitig war er sehr engagiert und zielstrebig, sodass er sein Studium mit „good plus “ (Mischler, 2005) absolviert. Zurück in Durham begann Blair eine Ausbildung an einer Anwaltsakademie. Kurze Zeit später zog er nach London und schloss sich der britischen Labour Party an. 1976 bestand Blair seine Anwaltsprüfung, bewarb sich in der Kanzlerei von Andre Mackay Irvines und bekam letztlich die Stelle.

Diese Kanzlei war für Tony Blair in vielerlei Hinsicht ein Glückgriff. Hier lernte er seine künftige Ehefrau kennen, die Kontakte Irvines in der Labour Party förderten seinen politischen Aufstieg und Irvine selbst wurde sein Mentor. Blair kandidierte für die Gemeinderatswahl; trotz seiner vielen Kritiker ließ er sich nicht einschüchtern und arbeitete weiter an seiner politischen Karriere. 1983 begann dann seine parlamentarische Laufbahn. Am 15. Mai wurde Blair als Kandidat für die Unterhauswahlen gemeldet und zog schon wenige Tage später, am 9. Juni 1983 in Westminster ein. Tony Blair arbeitete hart und konnte seine Fähigkeiten und Kompetenzen immer wieder unter Beweis stellen, sodass der Parteivorsitzende ihm den Posten des Sprechers für Finanz- und Wirtschaftsfragen anbot. 1987 übernahm er dann den Posten des Sprechers der Labourfraktion in Handels- und Industriefragen und wurde im Herbst 1992 in das National Executive Committee, den Verwaltungsvorstand der Partei gewählt. Kurz darauf nahm er den Posten des Innenministers ein. 1994 wurde Blair zum Parteivorsitzenden gewählt. Während dieser Periode arbeitete Blair verstärkt am Umbau und der Modernisierung einer Partei, wodurch Blair zunehmend an Beliebtheit gewann und seiner Partei 1997 zum Wahlsieg verhalf. Am 2. Mai 1997 wurde Tony Blair als Premierminister vereidigt (vgl. Mischler, 2005, S. 18-44). Was folgte, war eine Amtszeit gemäß des Dritten Weges. „der Dritte Weg lässt sich [...] kurz und knapp als der Versuch definieren, eine effiziente, prosperierende Marktwirtschaft mit einer sozialen Hinsicht integrativer Gesellschaft zu kombinieren“ (Mischler, 2005, S. 61). In seiner ersten Amtszeit von 1997 bis 2001 agierte Blair als Wohltäter. Er setzte sich für die britische Außenpolitik ein, erfüllte das Wahlversprechen der stärkeren Dezentralisierung durch die Einrichtung von Regionalparlamenten für Schottland und Wales und unterstützte im Kosovo-Krieg den Luftangriff der NATO auf Serbien. Zusätzlich entwickelte er Bildungsreformen, um die Lehrerbildung und das britische Schulsystem zu stärken. Am 7. Juni 2001 fanden erneute Unterhauswahlen statt und Tony Blair wurde zum ersten Labour-Premierminister, der eine volle zweite Amtsperiode regierte. Den politischen Schwerpunkt dieser Periode bildeten vor allem die Verbesserung des Gesundheitswesens und der Kampf gegen den Terrorismus, hier im Schulterschluss mit den USA. Am 5. Mai 2005 wird Tony Blair zum dritten Mal in Folge zum britischen Premierminister gewählt. Blair setzte sich für die Neuerung des Atomwaffenprogramms ein und erklärte am 7. September 2006, dass er als Parteichef sowie Premierminister zurücktreten werde (vgl. Handelsblatt, 2007).

Tony Blairs zehnjährige Amtszeit lässt keinen Zweifel daran, „that Tony Blair has been a considerable figure in British and Labour party politics. He led Labour to three successive general election victories and is the party's greatest election winner” (Sheldon, 2007).

3. Bildungsreformen des Lehrerberufes

Im folgenden Kapitel werden zunächst Tony Blairs Verständnis von Bildung beleuchtet und die Notwendigkeit der Bildungsreformen beschrieben. Im Kontext der Umsetzung der Bildungsreformen werden die Inhalte der Green Paper vorgestellt.

3.1. Bildung als nationale Kampagne

“Education is the government’s top priority. But we can’t achieve our goals without a first-class teaching profession - a profession which is capable, well-led and properly supported” (UKPOL, 2005).

Die Bildungspolitik war für Tony Blair kein bloßer Bestandteil seiner Agenda, sondern von sehr hoher Priorität. Er handhabte die Thematik wie eine nationale Kampagne, in welche Blair selbst viel Leidenschaft und Engagement steckte. Während Blairs Vater Bildung als Schlüssel zum individuellen Erfolg verstand, interpretierte der Premierminister Bildung als beste Wirtschaftspolitik die Großbritannien habe. Aufgrund des globalen und intensiven Wettbewerbs der Nationen wird Bildung eine zunehmende Schlüsselqualifikation. Nationaler Wohlstand, soziale Gerechtigkeit und Zusammenhalt lasten auf den Schultern der Bildung. In Korrelation steigt der Bedarf hochqualifizierter Arbeitskräfte, welche ihr Wissen effizient und gewinnsteigernd im Sinne des Unternehmens und somit zum Wohle der Nation einsetzen sollen. Blair sah die Bildung weniger als Sozial-, sondern vielmehr als Wirtschaftspolitik, wodurch diese von höchster nationaler Bedeutung war. Aufgrund dessen wurde den Modernisierungsreformen ebenfalls eine sehr hohe Priorität zugeschrieben.

Um den Erfolg seiner Bildungsreformen zu gewährleisten setzte Blair im Schwerpunkt auf die Professionalisierung des Lehrerberufes, welcher der Beruf des 21. Jahrhunderts werden sollte (vgl. Furlong, 2008, S. 728).

3.2. Status quo und die Notwendigkeit der Modernisierung

Bereits seit den 1970er Jahren gab es eine Reihe von Problemen hinsichtlich des Lehrerberufs. Diese betrafen vor allem Angebot, Bildung und die Qualität neuer Lehrkräfte, welche weitestgehend beseitigt werden mussten, um die Attraktivität des Lehrerberufs zu verbessern. Eine weitere Schwierigkeit bestand in der fehlenden Differenzierung bezüglich der Aufgaben und der Bezahlung der Lehrer. Demnach wurden Lehrern Arbeits- und Aufgabenbereiche unterschiedlichen Umfangs zugewiesen, jedoch der gleiche Lohn. Im Sinne einer zeitgemäßen Personalplanung wurde dieser Punkt als ineffiziente Nutzung der kostspieligsten Ressource des Bildungssystems angesehen. Darüber hinaus wirkte sich eine undifferenzierte Betrachtung des Lehrkörpers negativ auf die Attraktivität des Berufes aus. Eine Reformierung des Arbeits- und Aufgabenbereichs sowie eine klare Definition von Rollen und Verantwortlichkeiten waren im Rahmen einer Modernisierung unabdingbar. Zudem galt es die berufliche Weiterbildung der Lehrkräfte zu optimieren, da ihr Fachwissen als zu persönlich und eigenwillig beschrieben wurde. Lehrer arbeiteten überwiegend isoliert voneinander und hatten nur selten die Gelegenheit, sich fachlich auszutauschen. Kollektive Fachkenntnisse und Lehrmethoden wurden größtenteils an Universitäten gelehrt, waren jedoch zu theoretisch und abstrakt für den täglichen Gebrauch an den Schulen. Um die berufliche Weiterbildung zu optimieren bedurfte es einer Vermischung beider Modelle sowie einer zunehmenden Verantwortung seitens der Schulen selbst. Diese Maßnahmen sollten den nationalen Rahmenbedingungen entsprechen und gemäß der best practice Strategie definiert werden. Die mangelnde Rechenschaftspflicht der Lehrer stellte für Tony Blair das größte Defizit dar. Bereits vor seiner Amtszeit berief sich Blair auf Jim Callaghan, einen früheren Ministerpräsidenten für Arbeit, um die Notwendigkeit der Lehrer Rechenschaft gegenüber den Schulen, den Eltern und den Gemeinden, vor allem aber der Regierung abzulegen, zu betonen. Der damit verbundene Autonomieverlust wurde vom Premierminister billigend in Kauf genommen.

Der Status Quo war für Tony Blair keine Option mehr, die Schwierigkeiten und Probleme mussten beseitigt werden. Bereits zu Beginn der Modernisierung zeigte sich Blairs Regierung als besonders zuversichtlich, die Ziele zu erreichen und den Lehrberuf zu professionalisieren. Die Herausforderung beschrieb Blair als die grundlegendste Reform des Lehrerberufs seit Beginn der staatlichen Bildung (vgl. Furlong, 2008, S. 728-729).

3.3. Die Green Paper Reformen

Im Jahr 1998 führte Tony Blair die Green Paper Reformen ein, da die vorherrschenden Mängel im Bildungssystem, insbesondere im Lehrkörper nicht mehr tragbar waren. Ziel der Reformen war die Modernisierung des Lehrerberufes „Teachers: meeting a challange of change “ (Furlong, 2008). Diese umfasste die Steigerung der Attraktivität und Akzeptanz des Berufes sowie die Förderung des nationalen Wohlergehens, welche sich in den folgenden vier Dimensionen äußerten:

(1) Better leadership: pay, performance and development
(2) Better rewards for teaching
(3) Better training
(4) Better support and new possibilities (vgl. Furlong, 2008, S.729-731)

Die ersten großen Veränderungen betrafen Angebot und Qualität neuer Lehrkräfte, wobei vor allem die Lehrererstausbildung von großer Bedeutung war. Das Einstiegsgehalt der Lehrkräfte wurde um 10% erhöht und somit den Gehältern anderer Branchen angepasst. Gleichzeitig stieg die Anzahl der Bewerber um 30%. Eine Reihe von Stipendien, mit denen Lehrer für die Fächer Mathematik und in den Naturwissenschaften geworben wurde, zogen weitere Bewerber an, sodass die Vakanzen dieser eher schwer zu besetzenden Stellen geschlossen werden konnten. Darüber hinaus postulierte die Regierung mehr Arbeitssicherheit für bereits eingestellte sowie für künftige Lehrer.

Im Rahmen der Attraktivitätssteigerung wurde besonderes Augenmerk auf das Image des Lehrerberufes gelegt. Durch aufwendige Fernsehkampagnen wurde nicht nur die Teacher Training Agency (TTA) beworben, sondern auch auf die Bildungsreformen aufmerksam gemacht. Eine Vielzahl von Marketing- und Rekrutierungsmaßnahmen sollte der Öffentlichkeit die Vorteile des Lehrerberufes aufzeigen, wodurch sich die Regierung mehr Akzeptanz und zusätzliche Bewerberzahlen erhoffte. Zudem wurde eine gesamtgesellschaftliche Identifikation mit dem Beruf, der Schule, den Lehrern sowie den Schülern und ihren Eltern angestrebt, sodass die Kampagnen auch zu mehr Transparenz binnen des Bildungssystems führten.

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Tony Blairs Bildungsreformen
Untertitel
Bildungsreformen des Lehrerberufes, überwachte Schulen, Gegenüberstellung der positiven und negativen Auswirkungen der Bildungsreform
Hochschule
Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg
Note
1,3
Autor
Jahr
2020
Seiten
13
Katalognummer
V951149
ISBN (eBook)
9783346294265
ISBN (Buch)
9783346294272
Sprache
Deutsch
Schlagworte
tony, blairs, bildungsreformen, lehrerberufes, schulen, gegenüberstellung, auswirkungen, bildungsreform
Arbeit zitieren
Linda Wieczorek (Autor:in), 2020, Tony Blairs Bildungsreformen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/951149

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