Thukydideische und Plutarchische Darstellung des Perikles am Vorabend des Peloponnesischen Krieges


Hausarbeit, 2020

13 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Perikles im Geschichtswerk des Thukydides
2.1 Anlässe und Ursache des Peloponnesischen Krieges
2.2 Charakterisierung des Perikles im Werk des Thukydides

3. Perikles in der Doppelbiographie des Plutarch
3.1 Charakterisierung des Perikles im Werk des Plutarchs
3.2 Die aristophanische Überlieferung

4. Der Prozess des Pheidias — ein Auslöser für den Krieg?

5. Zusammenfassung und Fazit

6. Quellen- und Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich, auf Grundlage der Geschichtswerke zweier großer Persönlichkeiten, Thukydides und Plutarch, mit Perikles, einem Staatsmann der als „Kristallisationspunkt eines Klassischen Griechenlands“1 gilt. Am Vorabend des Peloponnesischen Krieges hatte Perikles eine bedeutende Stellung in der athenischen Politik inne. So überliefert Thukydides in seiner abschließenden Würdigung, „So hatte man dem Namen nach zwar Volksherrschaft, in Wirklichkeit aber eine durch den ersten Mann ausgeübte Führung“.2

Der Peloponnesische Krieg, welcher von Thukydides akribisch dokumentiert wurde, war „(…) die schwerste Erschütterung, welche je die Hellenen heimgesucht hatte, (…)“3. Nach jedem geführten Krieg wird ein Schuldiger gesucht. Die attische Komödie, auf die ich im Rahmen meiner Arbeit eingehen werde, hat in Perikles den Schuldigen gefunden. Ganz anders Thukydides: Der Historiker hielt den Krieg für unausweichlich. Diese Diskrepanz ist Grundlage für Diskussionen in der heutigen Forschung und ein zentrales Thema dieser Arbeit. Es sei unerklärlich, dass Zeitzeugen in Perikles einen Kriegstreiber sahen, Thukydides jedoch diesem Vorwurf keine Beachtung schenkte. Jüngst machte sich der Vorwurf laut, Thukydides habe Perikles idealisiert. Wolfgang Will sieht im thukydideischen Porträt des Perikles das Wunschbild eines Strategen, der den Krieg gewonnen hätte.4 Wills Vorwurf basiert auf der sogenannten thukydideischen Frage, ob das Geschichtswerk des Thukydides in einem Zuge geschrieben worden sei, oder nachträglich überarbeitet wurde.5

Die vorliegende Arbeit beleuchtet im ersten Schritt die Anlässe und Ursache des Peloponnesischen Krieges. Anschließend folgt eine Charakterisierung des Perikles anhand ausgewählter Passagen des thukydideischen Werkes. Die Darstellung des Perikles in der plutarchischen Doppelbiographie und die darin enthaltenen aristophanischen Elemente werden in der zweiten Hälfte dieser Arbeit behandelt. Der Prozess des Phidias wird immer wieder mit dem Kriegsausbruch in Verbindung gebracht. Daraus resultiert die Notwendigkeit, dies in dieser Arbeit zu thematisieren. Die Arbeit wird mit einer kurzen Zusammenfassung und einem darauffolgenden Fazit abschließen.

2. Perikles im Geschichtswerk des Thukydides

Im Umgang mit dem thukydideischen Geschichtswerk sind zwei Aspekte zu beachten. Zum einen die thukydideische Frage, die häufig in der Forschungsliteratur auftaucht, sobald die thukydideische Darstellung des Perikles thematisiert wird, zum anderen das sogenannte Methodenkapitel des Thukydides. Hier beschreibt Thukydides seinen eigenen Anspruch, er möge keine Dichtungen oder Ausschmückungen nutzen, sondern ausschließlich die wichtigsten Ereignisse wiedergeben und Nachrichten Anderer überprüfen.6 Darüber hinaus räumt Thukydides ein, er könne niemals den genauen Wortlaut einer Rede wiedergeben. Die Reden seien so geschrieben, dass sich der Gesamtsinn des Gesagten nicht verändere.7

Diese Bemühung wurde Gegenstand zahlreicher Diskussionen, da zum einen Sympathien in den Reden deutlich werden und zum anderen lege Thukydides Reden in den Mund.8 Will behauptet sogar, Thukydides habe in der Leichenrede seine eigenen Gedanken zum Ausdruck bringen wollen. Demnach gehöre der Epitaphios nicht Perikles, sondern Thukydides.9

2.1 Anlässe und Ursache des Peloponnesischen Krieges

Wie bereits erwähnt, wurde Perikles von der attischen Komödie beschuldigt, für den Ausbruch des Krieges verantwortlich zu sein. Thukydides hingegen sah von dieser Schuldzuweisung ab und differenzierte zwischen Anlässen und Ursachen des Krieges und revolutionierte damit die Geschichtsschreibung. Wolfgang Will erwähnt, dass Thukydides als erster Geschichtsschreiber einen Unterschied zwischen Anlässen und Grund definierte.10 Im Folgenden werden die Anlässe und die „wahre Ursache“11 für den Ausbruch des Krieges skizziert.

Der Dualismus zwischen Athen und Sparta und deren Bündnissen, dem Attischen Seebund und dem Peloponnesischen Bund, sei die wahrste Ursache für den Ausbruch des Krieges. Athen habe in der Pentekontaetie, die fünfzig jährige Periode zwischen dem Ende der Perserkriege und dem Ausbruch des Peloponnesischen Krieges, seinen Machtbereich so stark erweitert, dass

[...]


1 Meier, Mischa: Probleme der Thukydides-Interpretation und das Perikles-Bild des Historikers, S. 136.

2 Thuk. II, 65, 9 (übs. Weißenberger).

3 Thuk. I, 1, 2 (übs. Weißenberger).

4 vgl. Will, Wolfgang: Thukydides und Perikles. Bonn 2003 S.V.

5 vgl. Meier, Mischa: Probleme der Thukydides-Interpretation und das Perikles-Bild des Historikers, S. 136.

6 vgl. Thuk. I, 21f (übs. Weißenberger).

7 vgl. Thuk. I, 22, 1 (übs. Weißenberger).

8 vgl. Will, Wolfgang: Thukydides und Perikles. Bonn 2003, S. 230.

9 ebd. S. 204

10 vgl. Will, Wolfgang: Perikles. Leipzig 1995, S.90.

11 Thuk. I, 23, 6 (übs. Weißenberger).

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Thukydideische und Plutarchische Darstellung des Perikles am Vorabend des Peloponnesischen Krieges
Hochschule
Universität Duisburg-Essen  (Historisches Institut)
Veranstaltung
Der Peloponnesische Krieg
Note
1,7
Autor
Jahr
2020
Seiten
13
Katalognummer
V950897
ISBN (eBook)
9783346291646
ISBN (Buch)
9783346291653
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Perikles, Thukydides, Plutarch, Peloponnes, Peloponnesische Krieg
Arbeit zitieren
Alessio Cirnigliaro (Autor:in), 2020, Thukydideische und Plutarchische Darstellung des Perikles am Vorabend des Peloponnesischen Krieges, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/950897

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