Der U-Boot-Bunker "Valentin" in Bremen-Farge


Referat / Aufsatz (Schule), 1997

6 Seiten


Leseprobe


U-Boot-Bunker "Valentin" in Bremen-Farge

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bild: Luftaufnahme des U-Boot-Bunkers "Valentin" in Bremen-Farge. Der vordere Bunkerteil (helle Betondecke) ist der Teil, der heute von der Marine als Materialdepot verwendet wird.

Im zweiten Weltkrieg sollten in dem Betonbunker bei Farge (Stadtteil im Norden von Bremen) U-Boote montiert werden.

In dem 430 Meter langen und bis zu 35 Meter hohen Betonklotz an der Weser gegenüber der Huntemündung wollte Hitler das Schwert für den "Todesstoß gegen England" schmieden.

Der U-Boot-Bunker wurde von 1943 bis 1945 mit dem Einsatz von 35.000 Gefangenen und Fremdarbeitern für 120 Millionen Reichsmark aus dem Boden der Niederung an der Weser "gestampft".

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Erst ein Rundgang durch den Bunker und ein Aufstieg auf die Oberfläche macht die Zahlen glauben, die für die verwendeten Materialmengen genannt werden:

220.000 Tonnen Zement wurden in einer Zeit verbaut, in der für private Zwecke nicht einmal eine Kelle Mörtel zu haben war; 220.000 Tonnen, das sind 4,4 Millionen Sack, soviel wie für eine mittlere Stadt mit 10.000 - 12.000 Häusern gebraucht wird. Wollte man diese Massen Zement transportieren, müßten dafür 14.000 Eisenbahnwagen zur Verfügung stehen. Über eine Million Tonnen Kies und 27.000 Tonnen Stahl wurden im Bunker "Valentin" verbaut.

Die Wände sind vier Meter dick. Die Fundamente gehen 15 Meter in den Boden und sind zwölf Meter breit. Die Decken bestehen aus einer 2,5 Meter starken Prellschicht aus nichtarmierten Beton und 4,5 Meter starken eisenbewehrten Schichten.

Nach der Kapitulation versuchten die Alliierten, dem Klotz mit Bomben beizukommem. Von 87 Treffern durchschlugen nur zwölf Bomben und Luftminen schwersten Kalibers die Bunkerdecke. Kein Gedanke, daß sie den unter der Bunkersohle liegenden Luftschutzraum für 500 Personen gefährdet hätten.

Die geniale Planung des Bremer Professors Dr.-Ing. Arnold Agatz hatte alles für eine von der Außenwelt unabhängige U-Bootswerft bedacht. Es gab eigene Versorgungsanlagen für Brauchwasser und Trinkwasser, Frischluftzufuhren, Heizungsanlagen und Kraftwerke. Auf dem Schienenweg sollten die Sektionen für die Unterseeboote angeliefert und auf Montagebahnen mit Gerüsten und Arbeitsgruppen zusammengebaut werden. Am Ende der Montagebahn lag das 180 Meter lange und 30 Meter tiefe Tauchbecken.

Der Montagewagen mit dem fertigen Boot sollte hineinfahren, das Becken dann geflutet und die Druck- und Tauchmanöver durchgeführt werden.

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36.000 Tonnen Wasser faßte das Tieftauchbecken, zu dem eine Unterwasserverbindung zur Weser führen sollte. Pro Tag sollten vier U-Boote die gigantische Montagehalle verlassen.

Von den großen Plänen blieb nur ein narbenbedeckter Riese, mit dem keiner etwas anzufangen wußte. Auf dem Dach siedelten sich zwischen Bäumen und Sträuchern an wassergefüllten Trichtern ganze Vogelschwärme an. Durch die klaffenden Risse drang Wasser nach innen. Eine Sisyphusarbeit schien es, den Betonriesen nur vom Schutt zu säubern.

Im Herbst 1964 begann die Bauabteilung der Oberfinanzdirektion Bremen unter Baudirektor Otto Zander mit den Aufräumungs- und Sicherungsarbeiten. Erst im Sommer 1965 konnte mit dem Bauen begonnen werden. Das Dach des Ostteils wurde mit Gefällbeton versehen. 41.000 Quadratmeter Estrich aufgebracht, Gruben und Kanäle überdeckt, Treppen und Schächte erneuert.

Ingenieur Herbert Skoda, der örtliche Bauleiter, kannte sich in den Schächten, Hallen und Gängen aus:

Die restlichen 20.000 Quadratmeter überdachter Fläche bieten sich geradezu für einen weiteren Ausbau an. Die Erfahrung lehrt, daß neuer Lagerraum den doppelten Kostenaufwand erfordern würde. Warum also nicht den ganzen "Valentin" wieder instandsetzen ?

Nach dem im Krieg künstlich gehaltenen Preisniveau mit 120 Millionen Reichsmark Kosten stellt "Valentin" heute immerhin ein Objekt im Wert von weit über einer Milliarde DM dar. Ein "Weltwunder", von dem man berichtete, daß es 1945 auch Churchill besichtigte...

Seit 1964 wurde in dem von Bombentrichtern übersäten U-Boot-Werftbunker "Valentin" wieder gearbeitet. Im Herbst 1966 war es soweit, daß eine Hälfte des grauen Gemäuers der Bundeswehr als riesige Lagerhalle mit 21.000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung stand.

20 Jahre herrschte in dem einst als "achtes Weltwunder" bestaunten Bunker Friedhofsruhe, die nur durch Turmfalken, Krähen und Tauben gestört wurde. 2,5 Millionen DM mußte der Bund aufwenden, um wenigstens einen Teil des Bauwerks nutzbar zu machen.

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Buchtip:

Wer sich "intensiver" mit dem Bunker und seiner Geschichte auseinandersetzen möchte, dem kann ich folgendes Buch empfehlen (aus diesem Buch sind auch die Fotos im Text !):

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Stefan Seebeck, Dezember 1997

Ende der Leseprobe aus 6 Seiten

Details

Titel
Der U-Boot-Bunker "Valentin" in Bremen-Farge
Autor
Jahr
1997
Seiten
6
Katalognummer
V94855
ISBN (eBook)
9783638075350
Dateigröße
476 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
U-Boot-Bunker, Valentin, Bremen-Farge
Arbeit zitieren
Stefan Seebeck (Autor:in), 1997, Der U-Boot-Bunker "Valentin" in Bremen-Farge, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94855

Kommentare

  • Gast am 4.10.2002

    Erinnerung.

    Die Texte kommen mir doch sehr bekannt vor, wenn ich so auf andere Seiten schaue.

    was kommt da eigentlich von DIR SELBST?

  • Nico Sutter am 13.12.2001

    Vernichtung durch Arbeit?.

    Kein Wort verliert der Autor über die zu Tode geschundenen KZ-Häftlinge, die zu tausenden zugrunde gingen beim Bau dieses Beton gewordenen deutschen Größenwahns. Eine derartig ungenügende und undifferenzierte Auseinandersetzung mit diesem Thema kann im besten Fall noch als "peinlich" tituliert werden

Blick ins Buch
Titel: Der U-Boot-Bunker "Valentin" in Bremen-Farge



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