Sport im antiken Rom


Referat / Aufsatz (Schule), 1999

9 Seiten


Leseprobe


Der Zirkus und das Amphitheater

Die munera (Gladiatorenspiel, Opfergabe) stellten für die gebildeten Römer Opfer für die Götter, eine Schule des Charakters, Unterweisung in fremden Kriegsgebräuchen und die Vollstreckung von Todesurteilen dar. Der ungebildeten Masse aber lieferten diese Schauspiele nur prickelnde Sensation und Schauer. In den munera standen sich die Gladiatoren fast immer unter gleichen Bedingungen im Kampf gegenüber. Jeder hatte durch seine Tapferkeit, Kampfbereitschaft, Einsatz, kurz durch seinen Wert als Kämpfer die Chance zu überleben.

Die ludi (Spiele) waren den Römern kostenlos zugänglich. So kam es, daß die Tribünen mehr als einmal unter dem ungeheuren Ansturm der Bevölkerung zusammengebrochen waren. Man nahm stets Speisen und Getränke mit und versuchte, möglichst früh einen günstigen Sitzplatz zu erhaschen. Die unteren Sitzreihen waren stets dem Kaiser, der eine eigene Loge hatte, und seinem Hofstaat vorbehalten. Im ersten Rang saßen die römischen Adeligen und Ritter, im zweiten die wohlhabenden Bürger, Beamten und Offiziere. Im obersten Stockwerk befanden sich die Stehplätze für das einfache Volk. Die Zuschauer fanden durch ein ausgeklügeltes System von Ein- und Aufgängen innerhalb kürzester Zeit zu den numerierten Plätzen. Das Warten auf die Spiele wurde meistens mit Geschrei, Späßen und Unfug überbrückt. Caligula, der an Schlaflosigkeit litt, ließ das lärmende Publikum sogar einmal in der Nacht von seinen Wachen fortjagen und verprügeln.

Die ludi bestanden aus drei verschiedenen Arten von Spielen: Die circenses, die im Zirkus stattfanden, die scaenici, die im Theater veranstaltet wurden, und die muneragladiatorum, die ihren Platz im Amphitheater hatten. Guterhaltene Amphitheater befinden sich heute noch in Verona, in Arles in Südfrankreich oder in El Djem in Tunesien.

Die Spiele waren eine sich jährlich wiederholende Institution, die meistens zu Ehren von verschiedenen Göttern veranstaltet wurde. Im Laufe der Jahre wurden dann immer mehr außerordentliche ludi eingeschoben, die von Privatleuten finanziert worden waren. Die bedeutendsten Spiele fanden aber alljährlich zu festgesetzten Daten statt (ludistati), wie zum Beispiel die Saturnalien oder die ludiRomani.

Im Zirkus, der nie überdacht war, gab es verschiedene Darbietungen: Scheinkämpfe, bei denen mit hölzernen oder stumpfen Waffen gekämpft wurde, Elefantenkämpfe, akrobatische Kunststücke und Wettrennen. Vor allem die Pferderennen, die nach der Anzahl der angespannten Pferde (bigae, trigae und quadrigae) genannt wurden, zogen das Publikum durch ihre Pracht in ihren Bann.

Der bedeutendste, größte und älteste Zirkus war der CircusMaximus, der 150.000 Menschen Platz bot und für die anderen Bauten als Vorbild diente. Weitere Zirkusse waren zum Beispiel der von Flaminius Nepos erbaute Circus Flaminius so wie der CircusGai, den Caligula erbauen ließ.

Die Rennstrecke wurde ursprünglich nur von zwei hölzernen Säulen (metae), die umfahren werden mußten, begrenzt. An diese noch primitive Rennbahn wurden Pferdeställe, diverse Holzschuppen, Läden und Kneipen angefügt. Im Laufe der Zeit schüttete man zwischen den beiden metae einen kleinen Erdwall (spinae) auf, auf dem Götterstatuen, später die sieben bronzenen Delphine zur Anzeige der bereits zurückgelegten Runden und ein Obelisk von Ramses II aufgestellt wurden.

Die ludi circenses

Die ludicircenses, die aus einem religiösen Ursprung entsprangen, folgten einem genau festgelegten Zeremoniell, das wiederholt werden mußte, wenn es nicht eingehalten wurde. Sie bestanden aus zwei Teilen, der pompa und dem Rennen. Die pompa war eine Prozession, die vom Kapitol bis zum Zirkus verlief, wo sie sich vor der Loge des Kaisers auflöste. An der pompa waren der Veranstalter (Magistrat), Priester, Wettkämpfer, Musikanten, Tänzer und die Jugend beteiligt. Im Zirkus, in dem sich inzwischen die Menge versammelt hatte, schloß man Wetten ab und machte neue Bekanntschaften.

Unter der Tribüne hatten sich die Quadrigen in einer durch das Los bestimmten Reihenfolge aufgestellt und warteten auf das Startzeichen. Dieses bestand darin, daß der Magistrat ein weißes Tuch in die Arena fallen ließ.

Die Wagen bestanden aus leichten, auf zwei Räder gesetzten Kästen. An die Deichsel wurden zwei Pferde gespannt. Zwei weitere, funales genannt, waren durch ein Seil (funis) an den Wagen gebunden und liefen an den Seiten. Für den Fall, daß ein Wagen gegen die metae prallt (naufragare) und in die Arena geschleudert wird und vielleicht noch andere Wagen in Mitleidenschaft zieht, trug der Wagenlenker einen Metallhelm und umwickelte die Beine mit ledernen Binden. Er trug auch ein Messer bei sich, um die Zügel, die ihn an die Pferde banden, bei einem Unfall durchschneiden zu können, damit er nicht von ihnen mitgeschleift würde. Der Lenker stand beim Rennen aufrecht auf seinem Wagen und war mit einer Tunika, die die Farbe seines Rennstalles trug, bekleidet. So stand bei jedem Pferderennen die Ehre des entsprechenden Stalles auf dem Spiel. Bei den verschiedenen Farben - weiß, rot, blau und grün - handelte es sich um eine Art politische Parteien, die Ideologien oder soziale Klassen verkörperten. Während die ,,Roten" und ,,Weißen" vermutlich in Opposition zum Kaisertum standen, wurden die ,,Blauen" vom Kaiser und vom Volk unterstützt. So mancher Kaiser zögerte nicht, allzu begeisterte Anhänger der gegnerischen Partei hinrichten zu lassen.

Auch im Circus Maximus kam die Sensationslust der Römer auf ihre Kosten. Da es keinerlei Regeln gab, war es sogar erlaubt, die gegnerischen Wagen aus der Bahn zu drängen, zu rammen oder sie zum Auseinanderbrechen zu bringen.

Den Sieger des Rennens empfing ein Beifallssturm seiner Anhänger und die Verwünschungen seiner Gegner.

Die Todesfälle waren zwar häufiger, als man vermutet, aber es gab auch Wagenlenker, die mehr als tausend Siege erringen konnten. Diocletian, zum Beispiel, erreichte sagenhafte 4462 Siege. Die Popularität der Wagenlenker war sogar so groß, daß das Volk seine Häuser mit deren Porträts schmückte. Teils war ihre Berühmtheit auch in ihrer ungebundenen und affärenreichen Lebensführung und in ihrem angehäuften Reichtum begründet. Sie konnten sich spaßeshalber alles erlauben, da sie eine Art Immunität genossen. Wegen der sehr stark steigenden Begeisterung wurde auch die Zahl der Pferderennen von zunächst 20 auf 100 Rennen pro Tag gesteigert. Auch die Zahl der Feiertage stieg enorm an und machte mit 182 Tagen schließlich sogar die Hälfte des Jahres aus.

Während der Veranstaltung kamen die Besucher in den Genuß von Leckerbissen, Süßigkeiten und ,,Bons", für die man ein Haus, einen Hof oder ein Schiff erhalten konnte. Zum Abschluß wurde das Volk zu einem Bankett eingeladen, das die Gemüter wieder besänftigte und das gewohnte Gleichgewicht wieder herstellte.

Das Amphitheater

Das offenbarste Beispiel für Todesverachtung konnte man nach der Meinung Ciceros am besten in einem Gladiatorenkampf erleben, der als rituelle Kulthandlung in Verbindung mit Begräbnissen in Rom eingeführt worden war. Die ersten munera, die etruskischen Ursprungs waren, fanden in Rom anläßlich des Begräbnisses von Junius Brutus im Jahre 264 v. Chr. statt. Bald jedoch verloren sie ihren religiösen Charakter und dienten nur noch der Unterhaltung.

Obwohl diese Gladiatorenspiele, bei denen auch echte Nachbildungen aus Sage und Literatur gezeigt wurden (echter Tod des Schauspielers), eher ein Ausdruck der Verrohung waren, erkannten die Politiker ihre Bedeutung. Mit ihrer Hilfe konnte man die eigene Herrschaft errichten und festigen, da sie die Möglichkeit boten, das Volk direkt zu beeinflussen. Wer also eine politische Laufbahn einschlagen und seine Wahl durchsetzen wollte, brauchte nur Spiele auf eigene Kosten zu veranstalten. Jedoch mußte der private Veranstalter über ein Vermögen von mindestens 400.000 HS verfügen. Durch diese Regelung versuchte man, Billigproduktionen von Amphitheatern und Zirkussen so weit wie möglich auszuschließen. Das Publikum hatte bei den Spielen aber auch eine Menge Gelegenheiten, unter dem Schutz der Masse (Anonymität), sein Unzufriedenheit zu äußern, den princeps mit Forderungen zu konfrontieren und sofortige Stellungnahmen zu erzwingen. ,,Panemetcircenses" (Juvenal) war ein beliebter Leitsatz der römischen Kaiser, da sie wußten, daß sich das Volk mit Brot und Spielen hervorragend regieren ließ. Der Höhepunkt der Galdiatorenspiele wurde unter Kaiser Trajan erreicht.

Im Jahre 63 v. Chr. wurde allerdings ein Gesetz erlassen, um dieser Manipulation Einhalt zu gebieten. Die Wahl des Magistraten wurde für ungültig erklärt, wenn er in den letzten zwei Jahren Spiele gegeben hatte.

Einem Freund Cäsars verdankte man die Erfindung des Amphitheaters. Bis dahin hatten die Gladiatorenspiele auf provisorischen Arenen im Zirkus oder auch auf Plätzen stattgefunden. Im Jahr 52 v. Chr. baute der jüngere Curio zwei auf Angeln drehbare Theater aus Holz, die man nach Entfernen der Bühne zu einer ellipsenförmigen Arena zusammenfügen konnte. Das erste steinerne Theater wurde 29 v. Chr. von Statilius Taurus erbaut, wurde aber beim Brand Roms unter Nero wieder zerstört.

75 n. Chr. Ließ Vespasian einen kleinen See trockenlegen, um darauf ein riesiges Amphitheater anzulegen. Nach seinem Tod vollendete Titus den Bau im Jahre 80 n. Chr. Da dieses Amphitheater neben der Kolossalstatue Neros stand, wurde es allgemein Kolosseum genannt. Es bot rund 50.000 Zuschauern Platz. Die Arena war zum Schutz des Publikums mit einem Eisengitter umgeben. Mit Hilfe eines Systems unterirdischer Kanäle konnte man die Arena sogar unter Wasser setzen und Seeschlachten nachstellen (Naumachien). Darüber hinaus waren unter der Arena noch Käfige, Gänge und Lastenaufzüge für die Tiere angelegt.

Die Venationes

Eine Hauptattraktion der ludi bildeten die Raubtiere und exotischen Tiere, wobei es sich nicht immer um Tierhetzen sondern auch um die Vorführung gezähmter Tiere, die verschiedene Übungen ausführten, handelte. Man ließ die Tiere, die teilweise sogar aus Afrika importiert wurden, aber auch gegeneinander kämpfen, oder man veranstaltete Stierkämpfe. Doch weitaus am beliebtesten waren die Tierhetzen, bei denen Menschen gegen wilde Tiere, die zuvor mit purpurnen Puppen zur Raserei gebracht worden waren, anzutreten hatten. Sie fanden gewöhnlich in einem Szenario statt, das der natürlichen Umgebung des Tieres nachgebildet war, und der oft unbewaffnete Gladiator konnte jeden nur verfügbaren Vorteil wahrnehmen, als ob er sich wirklich im Wald im Kampf mit einem wilden Tier befände. Manchmal waren die Tierhetzen allerdings ein einziges Gemetzel, da schwerbewaffnete Gladiatoren und Bogenschützen auf die nun hilflosen Tiere losgelassen wurden. So kam es, daß manchmal bis zu dreitausend Tiere bei einer einzigen venatio getötet wurden.

Die venationes waren aber nur eine gelegentliche Abwechslung innerhalb der munera.

Die Gladiatoren (vom lat. gladius= das Schwert)

Die Gladiatoren, die manchmal auch wegen ihrer umfangreichen Ausbildung als Soldaten verwendet wurden, waren je nach ihren Fähigkeiten unterschiedlich ausgebildet, wodurch jedem Treffen ein gewisser Grad an Unsicherheit verliehen wurde. Das wiederum machte die Wetten interessanter. Nicht jedoch die Wetten, sondern allein die Freude am Kampf zog das Publikum ins Amphitheater. Die munera wurden im kaiserlichen Rom vom Staat veranstaltet, genauer gesagt von Beamten, die in Rom im Gegensatz zu den Provinzen an die Stelle der lanistae, der Eigentümer der Gladiatorenschulen und somit auch der Gladiatoren, getreten waren.

Die Gladiatoren setzten sich aus gekauften Sklaven, Kriegsgefangenen, zum Tode Verurteilten und Freien zusammen, die sich für eine bestimmte Zeit verkauften. Manchmal wurden sogar Senatoren und Frauen zur Teilnahme an den Gladiatorenkämpfen gezwungen (Tacitus); und selbst so mancher Kaiser stieg von Blutdurst, Abenteuerlust und Ruhmsucht angetrieben in die Arena hinunter (z. B. Nero: Wettrennen und venationes).

In gefährlichen Augenblicken suchte manchmal sogar der Kaiser die Hilfe dieser Gladiatoren, die einerseits gesellschaftlich geächtet, andererseits jedoch vom Ruhm ihrer Siege in der Arena umgeben waren. Nicht selten waren die Gladiatoren ebenso beliebt wie gefürchtet.

In den Kasernen Ludusmagnus und Ludus matutinus erhielten die Rekruten unter der Anleitung alt bewährter Gladiatoren eine sorgfältige Ausbildung. Selbst Ärzte und Masseure standen den Kämpfern zur Verfügung. Ihre Zellen waren jedoch eng, und ihre Ernährung kärglich, wodurch sie auch den Spitznamen ,,Gerstenfresser" hatten. Geübt wurde gewöhnlich an einer Holzpuppe (palus), wobei die Schwierigkeit kontinuierlich gesteigert wurde. Den letzten Abschnitt vor dem Auftritt in der Arena stellte dann der primus palus dar. Aber nicht nur der Kampf wurde in diesen Kasernen geübt, sondern auch die Kunst des ,,schönen" Sterbens. Der Besiegte sollte nämlich seine letzten Kräfte sammeln und den Hals hinhalten, um das Schauspiel nicht durch seine stillose und feige Haltung zu verderben. Am Tag vor dem Kampf wurde für die Gladiatoren unter den Blicken der Neugierigen ein öffentlicher Festschmaus veranstaltet. Am folgenden Tag zogen sie dann zunächst unbewaffnet ins Amphitheater ein, um dem Kaiser ihre Ehrerbietung zu erweisen: ,, Ave imperator, morituri te salutant." Dann begannen sie nach der Prüfung und Verteilung der Waffen den Kampf.

Die Kämpfer waren je nach Kampfart verschieden bewaffnet.

Der Netzkämpfer (retiarius) war mit einer leichten, kurzen Tunika und einem breiten, schützenden Gurt bekleidet. Zum Angriff hatte er nur ein Netz und einen Dreizack, für die Verteidigung einen Armschutz aus Leder und Metall. Sein Gegner war gewöhnlich der murmillo, nach dem Fisch benannt, der seinen Helm zierte. Ihm diente ein Langschwert und ein großes ovales Schild. Auf diese Weise wurde der Kampf zwischen einem ,,Fischer" und einem ,,Fisch" dargestellt. Weitere Kämpfer waren die samnites, die Angehörige eines unteritalienischen Bergvolkes, das Rom erst nach hartnäckigen Kämpfen unterwerfen konnte, waren. Sie trugen einen gefiederten Helm und ein glänzendes Brustschild und waren mit Schwert und Schild bewaffnet. Die thraces, nach einem am Schwarzen Meer gelegenen Volk benannt, waren mit Krummsäbel und Rundschild ausgerüstet. Die essedarii hingegen kämpften von einem britannischen Kriegswagen aus. Die diachaeri waren mit zwei Schwertern ausgestattet, wobei das eine an die Stelle eines Schildes trat.

So wurden dem römischen Volk die Kampfweisen und Waffen seiner früheren Gegner vorgeführt. Eine besondere Attraktion waren die Amazonen, weilbliche Gladiatoren. Erst Kaiser Septimius Severus (um 200 n. Chr.) verbot die Metzeleien der Frauen. Um diese munera noch interessanter zu machen, verwendete man manchmal auch Helme ohne Sehschlitze, sodaß die Gladiatoren einander nicht einmal sahen, oder man ließ gleich mehrere Kämpfer auf einmal auf einander los. Eine besonders grausame Variante stellte der munus sine missione, ein Zweikampf ohne Ende, dar. Dabei wurde der Gefallene sofort durch einen neuen Gladiator ersetzt.

Wenn sie ohne großen Einsatz kämpften, kamen der Exerziermeister und einige Auspeitscher, um die Kämpfenden solange anzutreiben, bis einer von ihnen tot am Boden lag. Als Charon verkleidete Sklaven schlugen ihm hierauf mit einem Hammer den Schädel ein, um sicher zu sein, daß er tot ist. Der Leichnam wurde anschließend durch die porta libitinaria, das Tor zum Grab, hinausgetragen. Der Sieger hingegen verließ die Arena durch die porta triumphalis, das Siegestor. Gelang es keinem der beiden, den Gegner zu töten, wurde das Treffen, wenn sie verwundet und erschöpft vom Kampf abließen, für ungültig erklärt. Manchmal warf ein unterlegener Gladiator die Waffen weg und erhob zum Zeichen der Aufgabe die linke Hand. Ursprünglich stand es nun dem Sieger zu, über das Schicksal des Verlierers zu entscheiden, jedoch ging dieses Recht sehr bald auf den Kaiser über. Dieser traf aber seine Entscheidung meistens nach dem Willen des Publikums.

Riefen die Zuschauer ,, mitte!" (laß ihn!), so zeigte der Kaiser mit dem Daumen nach oben, und der Besiegte wurde am Leben gelassen. Wenn das Publikum aber ,, iugula!" (töte ihn!, abschlachten) schrie, da er sich feige gezeigt hatte, wendete der Kaiser seinen Daumen nach unten, und der Sieger gab dem Besiegten den Gnadenstoß. Danach wurde der Siegespreis auf Silberplatten in die Arena getragen. Dieser Preis bestand aus Edelsteinen, Schmuckstücken, Geld und manchmal sogar aus der rudis, einem Stab oder einem Schwert aus Holz, das als Zeichen der Entlassung überreicht wurde. In den meisten Fällen erneuerte der Gladiator aber wieder den Vertrag mit dem lanista und kehrte in die Arena zurück.

Während der ludi wurden auch die Todesstrafen entweder am frühen Morgen, wenn das Amphitheater noch fast leer war, oder zu Mittag, wenn die meisten zu Hause essen waren, vollstreckt. Am Morgen wurden die ad bestias Verurteilten hingerichtet. Hierbei wurden einzelne oder Gruppen von Wehrlosen in die Arena getrieben, um dort von ausgehungerten Bären, Stieren, Löwen und Tigern zerfleischt zu werden. Diese Todesart war auch gewöhnlich für die Christen vorgesehen. Am Mittag kamen die gladiatores meridiani, die aus Mördern, Dieben und Brandstiftern bestanden, in die Arena. Das erste Paar wurde von einem Unbewaffneten und einem Bewaffneten gebildet. Diesem nahm man, sobald er den Gegner getötet hatte, die Waffen ab und ließ nun ihn gegen einen Bewaffneten kämpfen. Ein sehr leidenschaftlicher Anhänger dieses grausamen Schauspiels war Kaiser Claudius, der deswegen sogar auf sein Mittagessen verzichtete. Nur aus den Schriften Senecas erhob sich eine Stimme der Mißbilligung, die mehr ein Ausdruck des Widerwillens als des Protestes war.

Erst mit dem Verfall des Kaiserreichs wurden die munera gladiatorum und die Verurteilungen ad bestias abgeschafft, da das Volk immer mehr verrohte und es durch den ansteigenden Lokalhasses immer öfter zu Zwischenfällen kam (Pompejaner gegen Nocera => Messerstecherei => Sperre für Spiele). Dieses Verbot der Gladiatorenkämpfe wurde am 1. Oktober 325 n. Chr. von Kaiser Konstantin erlassen. Die Kämpfe fanden ungeachtet dessen jedoch weiter statt. Erst im Jahr 404 wurden sie endgültig eingestellt. Damals war der Mönch Telemachos in die Arena gestiegen und hatte die Fortsetzung des mörderischen Programms verhindert. Als das erboste Publikum den Mann daraufhin steinigte, war für den christlichen Kaiser Honorius das Maß voll. Dieser setzte dann ein striktes Verbot der Gladiatorenspiele durch.

Der allgemeine Sport im antiken Rom

In Rom war die körperliche Ausbildung noch militärischer orientiert als zum Beispiel in Sparta. Am Marsfeld übten die jungen Römer Laufen, Springen, Ring- und Faustkampf, Speerwerfen, Fechten und Reiten. Zum Ausgleich wurde das allgemein beliebte Ballspiel betreiben. Bei den öffentlichen Wettkämpfen (z.B. Laufwettbewerbe, Ring- und Faustkämpfe) beteiligten sich die Römer meistens aber lediglich als Zuschauer und ließen Sklaven und Athleten von außerhalb gegeneinander kämpfen. Erstmalig ließ Fulvius Nobilior im Jahre 186 v. Chr. Griechische Athleten in Rom auftreten. Sulla verlegte schließlich die Olympischen Spiele um 80 v. Chr. von Athen nach Rom. Nach dem Vorbild von Olympia wurden von Augustus die Aktischen Spiele und von Domitian die Kapitolinischen Spiele gestiftet. Nero nahm sogar in Olympia aktiv als Wagenlenker an den Kämpfen teil. So erlebten auch die alten Spiele (Laufen, Springen,...) in den ersten Jahrhunderten der Kaiserzeit eine neue Blüte. Das öffentliche Interesse der Römer blieb jedoch mehr auf das Zuschauen beschränkt. Dagegen faßte die griechische Ausgleichs- und Heilgymnastik bei den jungen Römern besser Fuß.

Ende der Leseprobe aus 9 Seiten

Details

Titel
Sport im antiken Rom
Autor
Jahr
1999
Seiten
9
Katalognummer
V94806
ISBN (eBook)
9783638074865
Dateigröße
394 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sport
Arbeit zitieren
Roman Huditsch (Autor:in), 1999, Sport im antiken Rom, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94806

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