Die Reportage. Nutzen und praktische Anwendung


Hausarbeit, 1999

11 Seiten


Leseprobe


Was ist eine Reportage?

1. Einleitung

Was ist eine Reportage? Möchte man Walther von La Roche glauben, ist der Begriff der "Reportage" manchmal selbst unter Journalisten nicht ganz geklärt. Er schreibt beispielhaft: "'Über die Kundgebung machen wir sechzig Zeilen Reportage', sagt der Redakteur zu seinem Mitarbeiter und erwartet einen Bericht."1

Im folgenden soll zunächst einmal geklärt werden, was eine Reportage von einem Bericht oder einer Nachricht unterscheidet. Dabei wir sich auch die Frage stellen, ob eine Reportage nur zusätzlich zu einer Nachricht oder einem Bericht bestehen kann, oder ob sie sie gar ersetzen könnte. Es wird auch zu klären sein, warum man überhaupt eine Reportage schreiben sollte, was der Nutzen bzw. der Vorteil einer Reportage ist.

Danach muß geklärt werden, bei welchen Themen die Erstellung einer Reportage überhaupt sinnvoll ist, welche Vorarbeit zu leisten ist und wie die Reportage letztendlich angefertigt werden sollte. Auch soll erforscht werden, ob gewisse Regeln einzuhalten sind oder ob etwa jeder Journalist nach eigenem Gutdünken vorgeht.

Wenn die theoretischen Fragestellungen geklärt sind, soll im Praktischen versucht werden, eine Reportage nach den zuvor beschriebenen Ansätzen zu erstellen.

2.1 Nachricht, Bericht

Ereignet sich etwas Außergewöhnliches, etwas nicht Alltägliches, kann darüber eine Nachricht verfaßt werden. Die Nachricht ist knapp gehalten und wird nach abnehmender Wichtigkeit gegliedert. Außerdem soll sie die nötigen Zahlen und Fakten enthalten, die den Gegenstand der Nachricht betreffen. Zitate werden meistens "bis aufs Skelett"2 reduziert. Bei einem Bericht fällt die Beschreibung des Geschehnisses schon ausführlicher aus, ein Bericht ist im Normalfall länger als eine Nachricht. Er folgt allerdings auch dem Aufbauprinzip, das Wichtigste an den Anfang zu stellen. Nur während bei der Nachricht die Wichtigkeit mit jedem Satz bis zum Ende hin abnimmt, mindert sich die Wichtigkeit beim Bericht zumeist von Absatz zu Absatz, d.h. innerhalb eines Absatzes müssen die Fakten nicht unbedingt hierarchisch nach ihrer Bedeutsamkeit angeordnet sein, sondern können auch in chronologischer Abfolge untergebracht werden.

Auch können beim Bericht im Gegensatz zur Nachricht Zitate ungekürzter und ausführlicher übernommen werden, wozu Walther von La Roche auch ein gutes Beispiel parat hat. Demnach würde ein gekürztes, zudem auch noch indirektes Zitat eines Nachrichtentextes beispielsweise so aussehen: "forderte die Gemeinde auf, den Schulbus-Betrieb sofort wieder aufzunehmen"3, während beim ausführlicheren Bericht ein direktes Zitat untergebracht werden könnte: "forderte die Gemeinde auf, sofort 'die paar Mark locker zu machen', die für die Wiederaufnahme des Schulbus-Betriebs nötig seien"4.

Zudem kann ein Bericht weitere Aspekte des beschriebenen Ereignisses berücksichtigen, wie z.B. die Vorgeschichte oder weitere Zusammenhänge.

2.2 Die Reportage

Was aber ist nun der Unterschied zwischen einer Nachricht bzw. einem Bericht und einer Reportage? Was macht eine Reportage eigentlich aus, und kann sie Nachricht und Bericht ersetzen?

"'Eine Reportage ist eine Reportage', hat schon so mancher Reporter dem jungen Kollegen bedeutet, wenn dieser wissen wollte, wie man denn eine Reportage schreibe."5, stellt Michael Haller fest. Regeln, wie man eine Reportage zu schreiben hat, scheint es unter Journalisten keine zu geben. Bei jedem Thema scheint es andere Dinge zu beachten zu geben. "Die gute Reportage sei nun eben ein Kunstwerk und spreche für sich selbst."6, zitiert Haller die von ihm beschriebenen Journalisten indirekt. Er fügt allerdings unmittelbar hinzu:

"Gleichwohl sind sich dieselben Journalisten stets einig, wenn über veröffentlichte Reportagen gesprochen wird: Diese da ist gut, sogar sehr gut, aber die andere hat gewisse Mängel, jene dort ging wohl ganz daneben. Und man weiß auch stets, warum."7

Es scheint also doch Regelungen zu geben, wie eine Reportage angefertigt werden sollte. Eine Reportage beschäftigt sich auf eine andere Weise mit einem Ereignis, als Nachricht und Bericht. Nach Meinung von Walther von La Roche ist sie "kein Ersatz für, sondern Ergänzung zu Nachricht und Bericht."8

Bei einer Reportage sollen nicht Zahlen und Fakten sowie eine kurze Beschreibung der Geschehnisse wie bei der Nachricht im Vordergrund stehen, sondern vielmehr eine detaillierte Beschreibung des Ortes des Geschehens mit den Augen des Reporters. Es sollen gerade die Dinge beschrieben werden, die normalerweise in Nachricht und Bericht keinen Platz finden würden. Dabei soll der Journalist, der die Reportage verfaßt, also der Reporter, den "Tatort" so beschreiben, wie er ihn selber gesehen hat, und das möglichst detailgetreu. Auch soll er nach Möglichkeit am Geschehen beteiligte Menschen durch ausführliche Zitate zu Wort kommen lassen. Von La Roche bietet auch in diesem Falle ein gutes Beispiel. Als in München ein Wohnhaus durch eine Gasexplosion zerstört wurde, beschrieb die dazu veröffentlichte Nachricht kurz, wann es passierte und nannte Zahlen über Todesopfer und Verletzte. Die dazu verfaßte Reportage allerdings beschrieb erst einmal ganz genau den Ort des Geschehens: wie Gesteinstrümmer und Küchengegenstände zusammen über die ganze Straße verteilt lagen, zusammen mit einer weißlackierten "Küchenuhr", die "7 Uhr 18 zeigte"9. Zusätzlich sah der Reporter zwischen den Trümmern von Fernsehapparaten und Möbeln "ein blutiges Leinentuch"10. Ihm fielen auch noch ein paar Heizungskörper auf, die an ihren Leitungen aus dem zweiten Stockwerk herunterbaumelten.

Auf diese Weise führt der Reporter den Leser direkt an den Ort des Geschehens; er beschreibt, was er mit eigenen Augen gesehen hat. Dabei soll an Details nicht gespart werden. So schrieb sich der Reporter damals in München beispielsweise genau auf, daß die Küchenuhr auf der Straße "7 Uhr 18"11 als Zeitpunkt der Explosion zeigte. Wenn es nach von La Roche ginge, hätte der Reporter sogar die "Küchengegenstände"12, die auf der Straße lagen, genauer beschreiben müssen. Er schlägt folgenden Satz vor: "Daneben liegen Gewürzgläser, Kochlöffel und ein großer blauer Deckel aus Email."13

Ein weiterer Unterschied zu Nachricht und Bericht ist, daß die Reportage nicht nach der Wichtigkeit der Fakten, sondern eher "dramaturgisch"14 aufgebaut ist. Sicherlich soll auch die Reportage mit etwas Besonderem beginnen, aber es können auch in der Mitte und besonders am Schluß noch Höhepunkte kommen.

Wenn aber der Reporter dazu gehalten ist, keinen spröden Nachrichtenstoff in seine Reportage einfließen zu lassen, können die Leser diese Informationen nur über eine Nachricht oder einen Bericht, denen die Reportage zugrunde liegt, erhalten. Das beweist, daß die Reportage als Ergänzung zu Nachricht und Bericht gesehen werden sollte. So schlägt Martin Haller vor, bei einer Reportage in einer Tageszeitung beispielsweise doch einfach einen "Mini-Bericht" als "Kasten in den Reportagetext"15 zu stellen.

2.3 Erstellung einer Reportage

Ist nun erst einmal ein Thema für eine Reportage gefunden, sei es ein Thema, was einer aktuellen Meldung zugrunde liegt, oder ein Thema, was auf eine andere Weise für die Leser interessant sein und Interesse wecken könnte, sollte der erste Schritt die Erforschung der Vorgeschichte und Zusammenhänge der Ereignisse sein. Natürlich könnte man auch Vorteile darin sehen, hin und wieder "ganz unvorbereitet dem Objekt gegenüberzutreten"16, in den meisten Fällen aber dürfte es sich als nützlicher erweisen, zunächst umfangreiche Nachforschungen anzustellen.

Hierzu bieten sich für Reporter zumeist hauseigene Archive an, in denen man sich über wichtige regionale Persönlichkeiten oder ähnliche Geschehnisse informieren kann. Aber auch der Gang in die Stadtbibliothek kann von Nutzen sein. Bei manchen Themen sollte sogar ein überregionales Pressearchiv oder eine Datenbank wie z.B. die der dpa befragt werden, um festzustellen, ob es in einem anderen Teil des Landes schon einmal ähnliche Ereignisse gegeben hat. Glücklich schätzen können sich jene, die zusätzlich noch Zugriff auf ein Personenarchiv (Wolfgang Korruhn schwärmt in seinem Seminar "Journalistische Präsentationstechniken im Fernsehen" beispielsweise des öfteren vom Munzinger Archiv) haben, das knappe Biographien aller wichtigen Personen liefert, die zur Zeitgeschichte gezählt werden.

Sind die Vorgeschichte des Hauptereignisses sowie sein Umfeld oder auch auffällige regionale oder überregionale Analogiefälle erforscht, kann der Reporter sich an Ort und Stelle des Ereignisses ein Bild machen.

Die Beobachtungen an Ort und Stelle sowie die passive oder sogar aktive Teilnahme am Geschehen ist für die Reportage sehr wichtig. "Wer nichts erlebt hat, kann keine Reportage schreiben."17 heißt es bei Haller. Ist der Reporter erst einmal an Ort und Stelle des Geschehens eingetroffen, ist es sehr wichtig, genau zu beobachten und auf die kleinsten Details zu achten. Ein Notizblock oder ein Diktiergerät können helfen, die Beobachtungen für später festzuhalten. Der Reporter sollte schon jetzt bedenken, daß er später das Geschehen aus seinem Blickwinkel für den Leser beschreiben soll, der Leser soll mit den Augen des Reporters sehen.

Dann sollte man am Ort des Geschehens aktiv werden. Dazu gehört, Augenzeugen zu befragen und darauf zu achten, über welche Dinge sich die Menschen unterhalten. In der Reportage sollen "die Menschen zu Wort kommen"18.

Bei der aktiven Teilnahme am Geschehen kann es in manchen Fällen auch von Nutzen sein, sich nicht als Reporter auszugeben, sondern einfach als Privatperson aufzutauchen, weil so die Situation nicht verfälscht wird. Oftmals wird mit einem Reporter ganz anders geredet und umgegangen, als dies mit einem Unbeteiligten geschehen würde, die Reportage würde verzerrt werden. Die Situation soll so wiedergegeben werden, wie sie ist, und nicht beispielsweise geschönt werden, weil die Menschen dem Reporter, der sich auch als solcher zu erkennen gibt, unangenehme Dinge vorenthalten.

Nach den Erlebnissen vor Ort kann nun damit begonnen werden, diese in Form einer Reportage an den Leser weiterzugeben. Dabei sollten folgende Regelungen und Vorgehensweisen bedacht werden:

Während ein Aufsatz mit dem Allgemeinen beginnt und zum Besonderen weiterführt, sollte es bei der Reportage genau umgekehrt sein. Das Besondere gehört an den Anfang und dann kann zum Allgemeinen übergeleitet werden. Dennoch soll die Reportage nicht hierarchisch aufgebaut werden, d.h. es sollte nicht das Außergewöhnlichste und Wichtigste an den Anfang gestellt werden und dann das immer weniger Wichtige folgen, wie es bei einer Nachricht und einem Bericht angebracht wäre. Vielmehr sollte die Reportage "dramaturgisch"19 gestaltet werden, die Szenen sollten also nicht nach abnehmender Wichtigkeit gegliedert werden, sondern es können auch in der Mitte und besonders am Schluß noch Höhepunkte eingeflochten werden.

Bei der Beschreibung des Ortes und der Geschehnisse muß so anschaulich wie möglich vorgegangen werden. So fällt Walther von La Roche in einer Reportage das Wort "Küchengegenstände" auf. Er hätte es bevorzugt, wenn hier noch mehr Details hinzugefügt worden wären, wie z.B. "Kochlöffel und Schneebesen", "Küchenwaage, Gewürzgläser, Kochbuch" und "ein großer blauer Deckel aus Email"20. Er betont: "Während ein fehlendes Detail die Reportage verpatzen und ihren Informationswert verkürzen kann, schadet ein ü berfl ü ssiges Detail fast nie."21 Der Reporter muß die Szenerie also sehr detailliert beschreiben, damit der Leser, Hörer oder Zuschauer mit den Augen des Reporters sehen kann. Allerdings darf sich der Reporter nicht dazu hinreißen lassen, in der Reportage Schlußfolgerungen zu bringen. Er darf lediglich seine Eindrücke beschreiben. Der Leser wird wahrscheinlich zu der gleichen Schlußfolgerung wie der des Reporters kommen, aber er darf sie nicht fertig vorgesetzt bekommen. "Die Reportage ist kein Kommentar und keine Abhandlung."22 schreibt von La Roche. Um auf das durch eine Gasexplosion zerstörte Haus zurückzukommen, darf also nicht etwa geschrieben werden "das Haus bietet ein erschreckendes Bild", sondern es muß einfach das Aussehen des Ortes detailliert beschrieben werden. Aufgrund dieser Schilderung der Eindrücke des Reporters kommt der Leser dann von selbst zu der Schlußfolgerung, daß das Haus ein erschreckendes Bild bietet. Wird beispielsweise über eine Karnevalssitzung eine Reportage verfaßt, sollte nicht geschrieben werden "wobei der Büttenredner sehr gute Laune verbreitete", sondern es sollte vielleicht eher sein bester Witz zitiert werden.

Überhaupt ist es sehr wichtig, die Leute "zu Wort kommen"23 zu lassen. Ein paar Zitate von zuvor befragten Augenzeugen oder ein paar aufgeschnappte Gesprächsfetzen können ausgiebig zitiert werden.

Für den Reportage-Schluß sollte man sich noch eine Pointe aufheben. Hier kann noch einmal etwas Besonderes hervorgehoben werden. Von La Roche stellt hierzu fest:

"Der Reportage-Schluß bestimmt mit den Gesamteindruck. Rinnt die Reportage einfach aus oder hat sie einen gestalteten Schluß, vielleicht sogar eine in den Fakten steckende Pointe?"24

Als Beispiel nennt er einen Reporter, der lange und ausführlich beschreibt, wie sich ein Ergonomie-Zentrum darum bemüht, Arbeitsplätze von Hitze, Lärm, Staub, Gestank, Dunkelheit oder Blendung und Erschütterung zu befreien. Nach dieser langen Beschreibung schließt er allerdings mit der Anmerkung, daß die meisten Arbeiter von diesen Verbesserungen gar nichts wissen wollen, weil es für Staub, Hitze und Lärm tarifliche Zulagen gibt, die an den verbesserten Arbeitsplätzen entfallen würden.

2.4 Praktischer Versuch einer Reportage

Der Reportage liegt die Nachricht zugrunde, daß bereits über 40 Millionen Bundesbürger das Internet nutzen.

Lars H. ist "im Internet".

Er ist einer von über 40 Millionen Bundesbürgern, die schon "online" sind. Ich werde ihn besuchen, um mir einmal anzusehen, wie das denn so ist, im Internet zu "surfen". Lars wohnt im zweiten Stock eines unscheinbaren Mehrfamilienhauses. Ich hatte bereits erfahren, daß im Erdgeschoß seine Eltern wohnen und darüber seine Großeltern. Sie alle ahnen nicht, daß Lars über ihnen mit der ganzen Welt verbunden ist.

Ich gehe den plattierten Weg, auf dem kein Stäubchen zu finden ist, durch den Vorgarten zu beiden Seiten, der mit gelben und roten Blümchen versehen ist. Beim Nachbarhaus liegen Zeitungen vor der Haustüre und der Briefkasten quillt über, ganz im Gegenteil zu dem Haus, vor dem ich nun stehe. Auf meinen Druck auf den breiten quadratischen Klingelknopf ertönt ein knorrig brummender Summer. Schnell sehe ich jemanden durch das Fensterglas in der Haustüre herannahen. Es ist Lars' Vater, der mir öffnet und, nachdem wir uns vorgestellt haben, oben bei Lars anruft, mich ankündigt, und mir einfach bedeutet, ich könne jetzt nach oben gehen. Ich folge seiner Handbewegung nach oben und gehe die lange hölzerne Wendeltreppe hoch. Oben steht schon die Etagentüre offen, und ich gehe durch einen kurzen Flur, an dessen Wänden alte Computermodelle aufeinanderstehen. Ich erkenne zwischen den vielen metallischen Kästen einen alten Schneider-Computer. Geradeaus führt mich mein Weg hinein in das Zimmer von Lars. Er selbst ist etwa 1,90 Meter groß und wirkt ziemlich dünn, er hat kurze blonde Haare und ein breites Grinsen auf dem Gesicht, während er vor seinem Rechner sitzt, der in der Mitte des Raumes auf einem großen Schreibtisch steht, und zu mir aufschaut. Nachdem wir uns begrüßt haben, setze ich mich auf den Stuhl neben ihm und schaue mich in seinem Zimmer um. Sein Zimmer scheint im direkten Gegensatz zur Ordnung des Hauses zu stehen: an der einen Front steht sein Bett, welches unter diversen Computerzeitungen, die ich vorher noch nie gesehen habe, kaum noch zu erkennen ist, an der anderen Front stehen ein Schrank und ein Regal, in welchem oben ein paar CDs oder gar CD- Roms stehen, während die restlichen Fächer mit Computerbüchern gefüllt sind. Lediglich im untersten Fach entdecke ich ein paar Aktenordner, auf denen "Haushalt", "Rechnungen+Garantie" und "Game-Cheats" steht. Ich drehe mich wieder herum und blicke auf den Schreibtisch. Die Mitte des Schreibtisches wird von einem 17-Zoll-Monitor eingenommen, davor liegt die Tastatur. Rechts neben die Tastatur ist ein Mouse-Pad gedrängt, dessen Hälfte allerdings mit Zetteln und Disketten bedeckt ist. Auf der linken Seite der Tastatur liegt ein Berg von Zeitschriften und noch mehr Disketten, deren Etiketten mit hastig mit Bleistift gekritzelten Worten beschrieben sind. Lars scheitert bei dem Versuch, seinen Mauspfeil richtig über den Bildschirm zu bewegen; er zerrt an der Maus, um noch ein wenig mehr Kabel aus dem Wust von Disketten und Papierbergen herauszuziehen, damit er eine größere Bewegungsfreiheit erlangt.

Wir kommen schnell in's Gespräch. Ich frage Lars, was man denn alles so im Internet finden kann. Er antwortet mir prompt: "Im Internet kannst Du alles finden. Suchst Du z.B. einen neuen Treiber für Deine Grafikkarte, so kannst Du ihn direkt beim Hersteller in Japan auf Deinen Rechner herunterladen." Mein erster Gedanke ist, daß das natürlich überaus teuer sein muß. "Nein", sagt Lars, "das Internet ist ja gerade ein Netz. Es besteht aus vielen kleinen Netzen, aber es ist zu einem Netz zusammengefaßt. Wenn Du Dich einmal eingewählt hast, bezahlst Du nur die Telefonkosten für den Internet-Zugang, innerhalb des Netzes bezahlst Du aber nichts mehr." Ich erfahre, daß die großen Rechner des Internets durch Standleitungen zu kleinen Netzen verbunden sind und diese kleinen Netze wiederum durch größere Standleitungen zu großen Netzen verbunden sind und alles zusammen ein weltumspannendes Netzwerk ergibt, bei dem jeder angeschlossene Rechner mit jedem beliebigen anderen angeschlossenen Rechner verbunden werden kann. Hierbei wird automatisch der betreffende Weg herausgesucht, der unsere beiden Rechner über die verschiedenen kleinen Netze verbindet. So zahle ich also immer nur die Telefonverbindung zu meinem örtlichen "Provider", wie Lars sich ausdrückt, also dem Anbieter, der für sich eine Standleitung zum nächstgrößeren Rechner hat und mir erlaubt, ihn anzurufen und mich über ihn mit dem Internet verbinden zu lassen. "Meist erfährt man gar nicht mehr so genau, wo die Daten eigentlich herkommen", fährt Lars fort, "da können auf einer Bildschirmseite oben Bilder aus Tokio stehen, während der Text darunter aus Sydney kommt. Aber es muß nicht immer so extrem sein. Man kann auch auf interessante Berichte stoßen und sieht dann zufällig, daß sie von jemandem stammen, der auf der gleichen Straße wie man selber wohnt. Ist mir sogar schonmal passiert, das war lustig!".

Ich frage Lars, wie man sich in diesem Chaos denn überhaupt zurechtfinden soll. "Wir reden hier eigentlich nur über einen Teil des Internets, das World Wide Web. Und da gibt es Suchmaschinen, wie riesige Telefonbücher, wo man nachschlagen kann, unter welchen Adressen man die gewünschten Informationen finden kann. Letztendlich muß man nämlich eine Adresse eingeben, von der aus dann die Seiten auf den eigenen Bildschirm übertragen werden. Diese Adressen erfährt man entweder aus der Werbung oder durch Mundpropaganda, oder halt über die Suchmaschinen. Hat man keine Adressen, die man abrufen kann, kriegt man auch nichts zu sehen, so ist das eben. Wenn ich meine eigene Seite in's Internet setze, muß ich auch Werbung dafür machen und sie in die Suchmaschinen eintragen lassen, sonst findet die ja keiner und keiner ruft sie bei mir ab!". Lars erklärt mir auch stolz, daß seine eigene "Homepage", also seine selbst entworfene Seite im Internet, schon 14523 Male abgerufen wurde. Ich sehe sie gerade auf dem Bildschirm. Darauf steht, daß das nächste Mitgliedertreffen des "Key Mailboxvereins" am nächsten Freitag in einer lokalen Gaststätte stattfindet. Weiter unten auf der Seite stehen fachspezifische Informationen über verschiedene Modem-Modelle, mit denen sicherlich nur versierte Techniker etwas anfangen können und ein paar Verweise auf andere interessante Internet-Seiten wie der "weltweite Wetterbericht", die "Homepage" der "Nasa Mars Mission" oder lokale Zeitungen, die man auch im Internet lesen kann. "Da brauchst Du nur auf die Mars-Mission klicken und die Seite wird direkt von der Nasa aus auf Deinen Bildschirm übertragen." fügt Lars siegessicher hinzu.

Nachdem wir uns die Nasa-Seite und einige aktuelle Bilder direkt vom Mars angesehen haben, erfahre ich von Lars, daß das längst noch nicht alles ist, was das Internet zu bieten hat. Sehr interessant wäre auch der weltweite "Chat", bei dem sich Leute aus der ganzen Welt zu verschiedenen Themen auf Textbasis unterhalten können. "Da trifft man Hobby-Angler, Modelleisenbahn-Fanatiker, Satelliten-Freaks, aber auch UFO-Gläubige, die sich über die neuesten Besuche aus dem Weltall unterhalten. Für jeden ist etwas dabei." versichert er mir. Für einen umfangreichen "Chat" im Internet mit Menschen aus aller Welt bleibt jedoch leider keine Zeit mehr, da Lars zur Arbeit muß. Er arbeitet zweimal die Woche nachmittags, wie sollte es auch anders sein, bei der technischen Abteilung eines namhaften amerikanischen Modem-Herstellers, während er die übrige Zeit mit seinem BWL-Studium beschäftigt ist.

Ich denke noch, wie klein die Welt doch scheinbar geworden ist, als ich mich bei Lars für die erste kleine "Führung" durch das Internet bedanke und mit leicht verwirrtem Kopf das unscheinbare Mehrfamilienhaus verlasse, wo oben jemand in seinem Zimmer sitzt und Informationen mit der ganzen Welt austauscht, ohne daß ein Außenstehender es überhaupt bemerken würde.

Wie würde die Welt wohl aussehen, wenn es Zeitungen und Bücher nur noch im Internet zu lesen gäbe? Wenn jedermann alles auf seiner eigenen "Homepage" im Internet publizieren könnte, ja eventuell sogar seinen eigenen Radio- oder gar Fernsehsender verbreiten würde! Mein Vater sagt immer: "Man müßte, um den technischen Fortschritt genau miterleben zu können, nochmal neu geboren werden..."

3. Schlußwort

Es hat sich als schwierig erwiesen, die theoretischen Anforderungen an eine Reportage herauszustellen. Obwohl es zuerst so aussah, als würde es eigentlich keine Regeln beim Schreiben einer Reportage zu beachten geben, stellte sich schnell heraus, daß eine gute Reportage sehr wohl von gewissen Regelmäßigkeiten abhängt.

Beim praktischen Versuch, eine Reportage zu verfassen, erwies sich früh, daß es viel Übung bedarf, diese Maßregeln auch umzusetzen. Besonders mußten einige Schlußfolgerungen, die in der Reportage auftauchten, später durch detaillierte Beschreibungen ersetzt werden. So wurden beispielsweise die Feststellungen, daß Lars' Zimmer sowie sein Schreibtisch einfach nur "unaufgeräumt" oder "unordentlich" aussahen, durch Beschreibungen eben dieses Zimmers und dieses Schreibtisches ersetzt. Der Leser soll schließlich alles durch die Augen des Reporters sehen und zu seinen eigenen Schlußfolgerungen kommen. Einem geübten Reporter sollten diese theoretischen Vorschläge, wie eine gute Reportage aussehen könnte, also immer im Hinterkopf bleiben.

4. Literaturverzeichnis

HALLER, Michael: "Die Reportage. Ein Handbuch für Journalisten"; Verlag Ölschläger GmbH, München 1990

VON LA ROCHE, Walther: "Einführung in den praktischen Journalismus"; List Verlag, München 1988

[...]


1 VON LA ROCHE, Walther: "Einführung in den praktischen Journalismus"; List Verlag, München 1988; S. 59

2 ebenda, S. 131

3 ebenda

4 ebenda, S. 132

5 HALLER, Michael: "Die Reportage. Ein Handbuch für Journalisten"; Ölschläger, München 1990; S. 13

6 ebenda

7 ebenda

8 VON LA ROCHE, Walther: "Einführung in den praktischen Journalismus"; List Verlag, München 1988; S. 135

9 zitiert nach VON LA ROCHE, S. 135

10 zitiert nach VON LA ROCHE, S. 135

11 zitiert nach VON LA ROCHE, S. 135

12 zitiert nach VON LA ROCHE, S. 135

13 VON LA ROCHE, S. 136

14 SCHNEIDER, Wolf: "Was ist eine Reportage?"; Vervielfältigter Antwortbrief für den 4. Lehrgang der Hamburger Journalistenschule; zitiert nach VON LA ROCHE, S. 139

15 HALLER, Martin: "Die Reportage. Ein Handbuch für Journalisten"; Ölschläger, München 1990; S. 104

16 SPRECHER, Margrit: "Über den Stoff, aus dem die Reporterträume sind: Das Exotische im Alltag entdecken"; in HALLER, Vierter Teil, Werkstattberichte: Reporter über ihre Arbeit

17 HALLER, S. 123

18 VON LA ROCHE, Walther: "Einführung in den praktischen Journalismus"; List Verlag, München 1988; S. 138

19 SCHNEIDER, Wolf: "Was ist eine Reportage?"; Vervielfältigter Antwortbrief für den 4. Lehrgang der Hamburger Journalistenschule; zitiert nach VON LA ROCHE, S. 139

20 VON LA ROCHE, S. 136

21 ebenda, S. 136f

22 ebenda, S. 139

23 ebenda, S. 138

24 ebenda, S. 139

Ende der Leseprobe aus 11 Seiten

Details

Titel
Die Reportage. Nutzen und praktische Anwendung
Autor
Jahr
1999
Seiten
11
Katalognummer
V94792
ISBN (eBook)
9783638074728
Dateigröße
443 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Reportage
Arbeit zitieren
Kirk (Autor:in), 1999, Die Reportage. Nutzen und praktische Anwendung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94792

Kommentare

  • Gast am 11.4.2007

    stichwörter.

    Ja, wär cool wenn du nochmal in Stichwörtern schreiben könntest, worauf man bei einer reportage alles achten muss!

  • Gast am 27.3.2007

    Reportagen.

    Was sind die Vor und Nachteile einer Reportage???

    p.s finde diese seite toll

  • Gast am 12.3.2002

    Das ist ja alles schön und gut, aber....

    Das ist ja alles schön und gut, aber könnt ihr den geseamten Inhalt auch noch einmal in Stichpunkte fassen?

  • Gast am 12.3.2002

    Das ist ja alles schön und gut, aber....

    Das ist ja alles schön und gutr aber könnt ihr den geseámten Inhalt auch noch einmal in Stichpunkte fassen?

  • Gast am 18.6.2001

    na ja.

    ich will ja nicht boesartig sein, aber den selbstversuch mit der reportage haettest du lieber lassen sollen.
    vor allem das mit den details hast du sehr uebertrieben. vor allem der lange weg zum haus hat mit der eigentlichen story nix zu tun und gehoert daher gestrichen... ;-)

  • Gast am 6.5.2001

    Was ist eine Reportage.

    Es hilft weiter!

  • Gast am 1.4.2001

    danksagung.

    wollt mich nur bei dir bedanken ,dass du diesen bericht veröffentlicht hast...
    du hast mir damit mein leben und meine note gerettet!!
    byebye caro

  • Gast am 31.5.2000

    TAUSEND DANK!.

    Hey Kirk!

    Du glaubst nicht, wie dankbar ich bin, dass es Leute wie dich gibt, die ihre Arbeit so zur Verfügung stellen.
    Denn von deiner Hausarbeit kann es abhängen, ob ich über Himmelfahrt meine beste Freundin in Köln besuchen kann, oder nicht.
    Sie hat nämlich eine 10-seitige Facharbeit zu dem Thema zu schreiben, und kann sich deshalb nicht so die Zeit für meinen Besuch (ich komme aus Berlin) nehmen. Vielleicht kann ich hiermit ein ganzes Stück weiterhelfen...

    DANKE!!!

    Lissy

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Titel: Die Reportage. Nutzen und praktische Anwendung



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