Das Nibelungen Lied, Strophen 333. und 334


Seminararbeit, 1997

6 Seiten, Note: Benotung


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Die Strophen 333. Und 334. des Nibelungen Lied
1. 1. In mittelhochdeutscher Schrift
1. 2. In neuhochdeutscher Umschrift

2. Phonetische Analyse

3. Morphologische Analyse

4. Literaturverzeichnis

1. Die Strophen 333. Und 334. des "Nibelungen Lied"

1. 1. In mittelhochdeutscher Schrift:

333.

Des antwurte Sîvrit, der Sigmundes sun:

"gîstu mir dîne swester, sô wil ich ez tuon,

die scoenen1 Kriemhilde, ein küneginne her2.

sô gér ich dehéines lônes nâch mînen arbeiten mer3.

334.

"Daz lob ich", sprach dô Gunther, "Sîvrit, an dîne hant.

und kumt diu schoene4 Prünhilt her in ditze lant,

sô wil ich dir ze wîbe mîne swester geben,

sô mahtu mit der scoenen5 immer vroelîche6 leben."

Archaismen (in der heutigen Sprache nicht mehr vorhandene Ausdrücke) im Text:

-her: entweder froh oder vornehm, heute nicht mehr vorhanden
-gér: heute heißt es verlangen, auch nicht mehr gänglich

Historismen (in der heutigen Sprache noch vorhandene, aber bereits durch anderen Formen ersetze Ausdrücke) im Text:

-lob: heute als geloben, noch im Gebrauch, aber eher durch versprechen ersetzt.

1. 2. In neuhochdeutscher Umschrift

333.

Darauf antwortete Siegfried, der Sohn von Sig(e)mund7:

"gibst du mir deine Schwester, so will ich es tun,

die schöne Kriemhilde, eine vornehme8 Königin.

so verlange ich keinen Lohn nach meinen Arbeiten9 mehr."

334.

"Das gelobe ich", sprach da Günther, "Siegfried, an deine Hand10

und11 kommt die schöne Brünhild(e) hier in dieses Land,

so will ich dir zu Weib meine Schwester geben,

so magst du mit der Schönen immer fröhlich leben."

2. Phonetische Analyse:

In der mittelhochdeutschen Rechtschreibung wurden die gedehnten Vokale durch sogennanten Zirkumflexen gekennzeichnet, ein Längezeichen auf den gedehnten Vokale wie î, ô oder â. In der neuhochdeutschen Umschrift wird es wie folgend gelöst:

1. Dehnung durch "h":

Im Text finden wir das Beispiel "mer", heute wird es so geschrieben: mehr, und lôn - Lohn, sun - Sohn.

2. Diphtongierung: ist eine Erscheinung nach der zweiten (althochdeutschen) Lautverschiebung: lange Einzelvokale (Monophtonge) entwickeln sich zu Zweilaute (Diphtonge): dîne - deine, mînen - meinen, wîbe - Weib

3. Monophtongierung: Zweilaute (Diphtonge) entwickeln sich zu langen Einzelvokalen (Monophtonge): darauf fand ich kein Beispiel.

4. Apokopierung: (Tilgung der schwachen "e" am Ende des Wortes)

küneginne - Königin

wîbe - Weib

5. Synkope: (Tilgung der schwachen "e" im Inneren des Wortes)

Das kommt im Text nicht vor.

6. Im 17/18. Jahrhundert ist ein Wechsel zwischen u und o zu beobachten:

sun - Sohn

7. Die Hauptwörter (Substantive; die deutsche Benennungen entstehen im 17. Jahrhundert) werden im Neuhochdeutschen großgeschrieben:

swester - Schwester, küneginne - Königin, arbeiten - Arbeiten, usw.

8. Mittelhochdeutsche s wird sch geschrieben im Wortanlaut vor m, n, l, w, p, und t im Rahmen der Hauptveränderungen im Konsonantismus im Spätmittelalter, zu Luthers Zeiten: swester - Schwester

9. Auch die Zusammensetzungen sc und sk werden als sch im Neuhochdeutschen realisiert: scoene - schöne

10. Konsonantenverhärtungen am Ende des Wortes finden wir bei: lant - Land, hant - Hand

11. Gemirata - die Herausbildung der Doppelkonsonanten im Spätmittelalter (1250-1450): wil - will, kumt - kommt

12. Mittelhochdeutsche z (germanische t) bleibt neuhochdeutsch in allen Positionen stimmlose s:

ez - es, daz - das

3. Morphologische Analyse

1. Stammvokalwechsel ist infolge der ersten Lautverschiebung zu merken bei: antwurte - antwortete, kumt - kommt

2. Die typische Dativendung der starken Deklination der Substantive "e" wurde im Neuhochdeutschen getilgt:

zu wîbe - zu Weib

3. Änderungen in der Verbkonjugation sind folgende:

3. 1. Im Singular des Präsens bewirken die hohen Endungsvokale "u" und "i" den Wechsel von ë > i: gëben - giben. Bei der Flexion sehen wir folgende Entwicklung:

Ein b-Schwund ist zu beobachten bei den flektierten Formen, infolge der Kontraktion: gibet - gib, gibes - gis; daraus: (du gîs - gîs du -) gîstu - gîst. Heute ist es wieder aus dem Infinitiv "geben" abgeleitet.

Das Gleiche ist bei "mahtu" auch abzuleiten.

3. 2. antwurte - antwortete

Die Präsensform des Verbes lautete mhd. antwürten, infolge des Rückumlautes bildete es die Präteritumform als antwurte. Heute ist diese Form nicht mehr vorhanden.

4. Bei der Flexion der Adjektive ist folgende Änderung zu beobachten: in mhd. Flexion, Nominativ Singular aller drei Geschlechter und Akkusativ Singular Neutral gibt es eine Endung -e, sonst in sämtlichen Kasus und im gesamten Plural -en, -(e)n, wie z. B.: die scoenen Kriemhilde - die schöne Kriemhilde

4. Literaturverzeichnis:

- Das Nibelungen Lied. Hrsg: Helmut De Boor. F. A. Brockhaus Wiesbaden 1972.
- Dr. Müller József: Mittelhochdeutsche Texte mit Erläuterungen. Tankönyvkiadó Budapest 1985.
- Heinz Mettke: Mittelhochdeutsche Grammatik. VEB Bibliographisches Institut Leipzig 1970.

[...]


1 die Buchstaben "oe" sollten zusammengeschrieben werden.

2 das Dehnungszeichen auf der "e" sollte verkehrt stehen, aber ich habe sowas am PC nicht gefunden.

3 siehe Fußnote 2.

4 siehe Fußnote 1.

5 siehe Fußnote 1.

6 siehe Fußnote 1.

7 ich fand beide Schreibvarianten in dem Nachnamenbuch.

8 Das Nibelungen Lied in der Ausgabe F. A. Brockhaus, Wiesbaden 1972 gibt die Neuschrift auf das Wort "her" als "froh". Das Buch "Mittelhochdeutsche Texte mit Erläuterungen" von Dr. József Müller aber gibt die Neuschrift als "vornehme". Von dem Text ausgehend entschied ich mich für die letzte Möglichkeit.

9 Nach dem Buch Das Nibelungen Lied in der Ausgabe F. A. Brockhaus, Wiesbaden 1972 steht dafür heute: für meine Mühe

10 Nach dem Buch Das Nibelungen Lied in der Ausgabe F. A. Brockhaus, Wiesbaden 1972 interpretiert man die Wörter "an deine Hand" als "dir in die Hand"

11 Nach dem Buch Das Nibelungen Lied in der Ausgabe F. A. Brockhaus, Wiesbaden 1972 interpretiert man das Wort und als einen Doppelpunkt.

Ende der Leseprobe aus 6 Seiten

Details

Titel
Das Nibelungen Lied, Strophen 333. und 334
Veranstaltung
Seminar zur Sprachgeschichte; Bereich: Sprachgeschichte; Janus-Pannonius-Universität
Note
Benotung
Autor
Jahr
1997
Seiten
6
Katalognummer
V94770
ISBN (eBook)
9783638074506
Dateigröße
331 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Eine komplette sprachwissenschaftliche Analyse der beiden Strophen.
Schlagworte
Nibelungen, Lied, Strophen, Seminar, Sprachgeschichte, Bereich, Sprachgeschichte, Janus-Pannonius-Universität
Arbeit zitieren
Rajmund Laczko (Autor:in), 1997, Das Nibelungen Lied, Strophen 333. und 334, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94770

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