Die Doppelwahl von 1198 und seine diversen Wahlgänge

Philipp von Schwaben gegen Otto von Braunschweig


Hausarbeit, 2008

20 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Ereignisse vor dem Thronstreit

3. Der Weg in den Thronstreit
3.1 Die Rolle des Kölner Erzbischofs
3.2 Die Wahl Philipps von Schwaben
3.3 Otto von Braunschweig und die Doppelwahl
3.4 Die Wahlanzeige für Otto an den Papst
3.5 Wahlanzeige für Philipp an den Papst

4. Papst Innozenz und die Bulle „Venerabilem“
4.1 Die Reaktion der Staufer auf die Bulle „Venerabilem“
4.2 Die Entscheidung im Thronstreit

5. Die Wende im Thronstreit
5.1 Die Ermordung des Staufers

6. Ottos Rückkehr als rechtmäßiger Thronfolger
6.1 Ottos Weg zur Kaiserkrönung

7. Fazit

Literaturverzeichnis

Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Das Jahr 1198 nimmt in der Geschichte des Mittelalters eine besondere Stellung ein, denn in ihm ist nicht nur der Staufer Philipp von Schwaben, nach dem Tod seines Bruders Heinrich VI., zum König gewählt worden, sondern auch der Welfe Otto von Braunschweig (auch: Otto von Poitou), der Sohn Heinrichs des Löwen. Im selben Jahr wurde außerdem Innozenz III., dem die Kirche ihren Machtzuwachs verdankte, als Nachfolger Coelestins III. zum Papst gewählt.

Diese Arbeit wird hauptsächlich den deutschen Thronstreit von 1198 fokussieren. Sie beginnt mit einem kurzen Überblick über die Geschehnisse vor dem einschneidenden Jahr, wobei Heinrich VI. die entscheidende Figur ist. 1197 fand der römisch-deutsche König und Kaiser bei den Kreuzzugsvorbereitungen in Messina den plötzlichen Tod, der bis heute noch nicht eindeutig geklärt wurde. Er hinterließ seinen dreijährigen Sohn und Mitkönig Friedrich Roger, der aber noch zu jung war, um ihm die Reichsregierung zu überlassen. Die Frage nach Heinrichs Nachfolger spaltete das ganze Reich. Wer würde der ehrwürdigere Nachfolger des Staufers sein? Philipp von Schwaben, ein Bruder des verstorbenen Kaisers, oder Otto von Braunschweig, ein Sohn Heinrichs des Löwen? Damit das Reich von einem(!) König regiert werden konnte, wurde der Thronstreit sogar beim Papst ausgetragen. Innozenz III. sollte als Schiedsrichter fungieren, indem er eine Wahl bestätigte. Er verfolgte dabei seine eigenen Ziele. Sein Vorhaben, den Macht– und Handlungsspielraum der Kirche zu erweitern, stand im Vordergrund und nicht die Suche nach dem zukünftigen Kaiser des römischen Reiches.

Desweiteren enthält diese Arbeit eine genaue Darstellung über den Verlauf des Streites zwischen dem Welfen und dem Staufer. Um die verschiedenen Wahl– und Krönungsvorgänge darzustellen, werden die Chroniken von Otto von St. Blasien und die Marbacher Annalen über die deutsche Königswahl verwendet. Weitere Quellen für die genaue Darstellung des Thronstreites sind die „Wahlanzeige für Otto IV. an den Papst (1198/99)“, die „Wahlanzeige für Philipp an den Papst (28. Mai 1999)“, der „Päpstliche Rundbrief über die Königswahl (1200)“, die „Erklärung deutscher Fürsten zur Königswahl Philipps (Januar 1202)“ und die Bulle „Venerabilem“ vom 26. März 1202. Diese Quellen belegen die Interessenskonflikte innerhalb der Parteien und aller Wahlbeteiligten und den daraus resultierenden Wahl– und Krönungsvorgängen.

2. Die Ereignisse vor dem Thronstreit

1194 wurde Friedrich II., der Sohn des Staufers Heinrich VI., geboren und galt als Nachfolger seines Vaters. Heinrich VI., Sohn und Nachfolger Friedrichs I. Barbarossas, setzte die Politik seines Vaters in seiner Regierungszeit fort. Um das Reich weiter auszubauen, wollte er sein Imperium mit dem süditalienischen Normannenreich vereinigen (unio regni ad imperium), denn Apulien und das Königreich Sizilien gehörten bereits zum Reich der Staufer. Der Versuch die Erbmonarchie durchzusetzen, stieß auf großen Wiederstand im Reich, da diese Idee massiv gegen das Papsttum gerichtet war und das Wahlrecht der Fürsten bedrohte. Erst mit dem Verzicht des Spolienrechtes und dem Recht einen Nachfolger für den König vorzuschlagen, für den Fall, dass kein erblicher Nachfolger vorhanden wäre, konnte Heinrich VI. seine Politik durchsetzen und erhielt im April 1196 die Mehrheit der deutschen Fürsten für seinen Erbreichplan. Aber er wurde bereits nach kurzer Zeit abgeschafft, denn die Fürsten fühlten sich von Heinrich unter Druck gesetzt. Dennoch wurde auf Drängen des Vaters der kleine Friedrich mit der Zustimmung aller Fürsten, mit Ausnahme des Kölner Erzbischofs[1], am 25. Dezember 1196, einen Tag vor seinem zweiten Geburtstag, zum römisch-deutschen König gewählt. Im 12. Jahrhundert war es nicht unüblich gewesen, den „Thronerben“ vor dem Tod des Vaters als Mitkönig zu krönen. Aber bereits im darauf folgenden Jahr verstarb Heinrich VI. während der Kreuzzugsvorbereitungen in Messina. Die Regierung und Reichsführung einem dreijährigen Kind zu überlassen war für die Reichsfürsten inakzeptabel, vor allem für den Kölner Erzbischof. Deshalb wurde Friedrich als Nachfolger seines Vaters nicht anerkannt.[2] Nach dem Tod Heinrichs suchte seine Witwe Konstanze, die Tochter des sizilianischen Königs Roger II., die Annäherung zum Papst nach Rom. Sie verzichtete auf das Königtum Friedrichs in Deutschland und ließ ihn stattdessen am 17. Mai 1198 zum König von Sizilien krönen und sprach Papst Innozenz, der erst einige Monate im Amt war, die Vormundschaft ihres Sohnes zu. Der Papst war also zum Regenten des sizilianischen Reiches ernannt worden und nutzte diese Gelegenheit aus, die kaiserlichen Rechte in Italien abzubauen und die päpstliche Macht zu stärken.[3]

Der unerwartete Tod Heinrichs VI. und die Aberkennung des doppelten Titels Friedrichs als „König der Römer und von Sizilien“[4] spaltete die Fürsten im Heiligen Römische Reich bei der Suche nach einem ehrvollen Nachfolger des Königs.

3. Der Weg in den Thronstreit

Nach dem Tode Heinrichs kehrte sein Bruder Herzog Philipp von Schwaben zurück ins Reich. Sein eigentliches Anliegen war, den kleinen Friedrich aus Apulien nach Deutschland zu bringen und „nur als Vormund für seinen Neffen zu regieren“[5], damit er in Deutschland zum König gewählt und vom Kölner Erzbischof, Adolf von Altena, gesalbt werden kann. Philipps Vorhaben wiedersprach den Plänen Konstanzes, da sie auf das deutsche Königtum verzichtete und sich nach Rom orientierte. Außerdem bildete sich im Reich nach dem Tod des Kaisers eine Opposition unter der Führung des Kölner Erzbischofs, die sich einig über eine Ablehnung des staufischen Thronfolgers Friedrich und Philipps von Schwaben war, aber uneinig über einen möglichen Gegenkandidaten.[6]

3.1 Die Rolle des Kölner Erzbischofs

Der Kölner Erzbischof versuchte um jeden Preis eine staufische Kandidatur zu verhindern und trat im deutschen Thronstreit als Wahlwerber auf, denn Philipp wurde ohne Berücksichtigung derjenigen Fürsten zur Wahl gestellt, die eigentlich den Gewählten salben und krönen sollten. Diese Zeremonie würde ohnehin unter der Anleitung des Kölner Erzbischofs vollzogen werden.[7] Sein erster Versuch, Herzog Bernhard von Sachsen zur Kandidatur zu überreden, schlug fehl. Es wurde nämlich bekannt, dass der englische König Richard Löwenherz, der nach seiner Gefangenschaft in Deutschland ein erbitterter Gegner des Kaisers war, seinen Neffen, den Welfen Otto von Braunschweig vorgeschlagen habe, denn es gab eine enge Handelsbeziehung zwischen Köln und dem englischen König. Der Herzog von Sachsen wechselte aus Sorge um sein Herzogtum, das er von Friedrich Barbarossa erhalten hatte, zur Partei des Staufers Philipp von Schwaben. Sachsen gehörte zuvor dem Vater des Welfen, Herzog Heinrich dem Löwen († 1195), der seine Reichslehen Sachsen und Bayern 1180 an Kaiser Friedrich I. zurückgeben musste. Bei einer Wahl Ottos zum König hätte das Herzogtum Sachsen wieder eingezogen werden können.[8]

[...]


[1] Vgl. Otto von St. Blasien: Marbacher Annalen. Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters. S.135, Kapitel 45

[2] Vgl. ebd., S.135, Kapitel 45

[3] Vgl. Görich, Knut: Die Staufer. Herrscher und Reich; München/2006, S.82

[4] Ebd., S. 81

[5] Ebd., S. 80

[6] Vgl. Otto von St. Blasien: Marbacher Annalen. Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters. S.133, Kapitel 45

[7] Vgl. Dr. Phil. Stehkämper, Hugo: Der Kölner Erzbischof Adolf von Altena und die deutsche Königswahl (1195 -1205), München/1973, S. 67

[8] Rogge, Jörg: Die deutschen Könige im Mittelalter. Wahl und Krönung. Darmstadt/2006, S.36

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Die Doppelwahl von 1198 und seine diversen Wahlgänge
Untertitel
Philipp von Schwaben gegen Otto von Braunschweig
Hochschule
Universität Duisburg-Essen
Veranstaltung
königswahl im Mittelalter
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
20
Katalognummer
V94661
ISBN (eBook)
9783640103713
ISBN (Buch)
9783640315710
Dateigröße
533 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Doppelwahl, Wahlgänge, Mittelalter
Arbeit zitieren
Duranöz Özlem (Autor:in), 2008, Die Doppelwahl von 1198 und seine diversen Wahlgänge, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94661

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