Der Einfluss der Reformbewegung am Beginn des 20. Jahrhunderts auf die Friedhofsgestaltung


Hausarbeit, 2007

13 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Friedhof, Grabmal und Friedhofsanlagen um 1900

3 Die Entfaltung der Friedhofsreformbewegung
3. 1 Die Grabmalreform

4 Die erste Phase der Friedhofsreformbewegung
4.1 Hans Grässel als Pionier der Friedhofsreformbewegung am Beispiel des Münchener Waldfriedhofes
4.2 Religion, Handwerk und Heimat als Provenienz Grässels

5 Die zweite Phase der Friedhofsreformbewegung – Die funktionale Wende
5.1 Otto Linne als Emissär der funktionalen Wende am Beispiel des Ohlsdorfer Friedhofs in Hamburg

6 Zusammenfassung

1 Einleitung

„[…] man findet Friedhöfe, die alles andere sind, als Stätten des Todes! […] Die letzte Wohnung des Menschen auf dieser Erde verlangt nach mehr Sinn und Eigenart, nach mehr Ausdruck!“[1]. Dieses Zitat entstammt einer populären Schrift aus dem Jahr 1926, welches die Ziele der Friedhofreformer widerspiegeln.

In dieser Hausarbeit „Der Einfluss der Reformbewegung am Beginn des 20. Jahrhunderts auf die Friedhofsgestaltung“ wird aufgeführt, wie die Friedhofsreformbewegung begann und wie sie sich ausdehnte. Diesbezüglich werden signifikante Vertreter Hans Grässel und Otto Linne vorgestellt.

2 Friedhof, Grabmal und Friedhofsanlagen um 1900

Der Friedhof des späten 19. Jahrhunderts besaß circa 30 Jahre lang einen parkähnlichen beziehungsweise landschaftlichen Charakter. Dies entsprach den Prinzipien der damaligen Landschafts- und Gartenarchitektur. Der „Verein deutscher Gartenkünstler“ legte sein Arbeitsfeld seit 1887 auf Friedhöfe; der parkartige Friedhof wurde hoch geschätzt und somit aktiv von der Gesellschaft gefördert. Friedhöfe der damaligen Zeit wurden oft von Gartenkünstlern verwaltet und somit gelang es, dieses parkartige Modell weitläufig durchzusetzen. Des Weiteren versprach dieses Friedhofsmodell einige Vorteile, beispielsweise in ästhetischer Sicht: durch reichhaltige Bepflanzung sollte der Friedhof optisch aufgewertet werden. Der landschaftliche Charakter des Friedhofs sollte tröstend und schmerzlindernd wirken; und als ökonomischer Vorzug wäre zu nennen, dass der Friedhof als öffentlicher Park genutzt werden kann, womit sich die höheren Investitionskosten rentieren würden.

Das Grabmal um 1900 war gekennzeichnet durch „[…] Repräsentationsfreude und Monumentalität[…]“[2]. Als Beispiele sind Großdenkmäler und Plastiken, sowie Familiengrabstätten zu nennen. Durch die Industrialisierung kamen neue Werkstoffe hinzu und die Erschließung neuer Verkehrswege ermöglichte neue Absatzmärkte, wodurch die vielfältigen Materialien überall hin gelangen konnten. Um 1900 herrschte völlige Gestaltungsfreiheit des Grabes; jeder legte Wert auf ein individuelles Grabmal. Dies war der ausschlaggebende Punkt der Friedhofsreformbewegung, da die sepulkrale Kultur der damaligen Zeit stark kritisiert wurde; es sollte eine Einheit geschaffen werden.

Auch die Friedhofsanlagen folgten nach 1900 dem Wandel der gartenkünstlerischen Gestaltungsprinzipien. Ein landschaftlicher Garten galt nicht mehr als Ideal, sondern wurde von einem architektonisch – formalen System verdrängt. Architekten wie beispielsweise „[…] Paul Schultze – Naumburg wurden zu Wegbereitern einer neuen Gartenkunst, die nun unter dem Schlagwort Raumkunst im freien firmierte“[3]. Schultze – Naumburg definierte 1902 die Gartenanlage als eine „architektonische Aufgabe“; der Architekt bevorzugte beispielsweise gerade Wege gegenüber ungeraden Wegen.

Bei der Errichtung neuer zentraler Friedhöfe oder bei Erweiterungen bereits vorhandener Friedhöfe galten nun neue Schlagworte: Sachlichkeit, Nützlichkeit, Sparsamkeit, Zweckmäßigkeit, Harmonie und Ruhe. Eines der berühmtesten Beispiele hierfür ist der Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg, welcher durch Otto Linne im Jahr 1920 erweitert wurde. Dieser Parkfriedhof in Hamburg stellt eine strenge Komposition aus regelmäßig aneinander gefügten Grabfeldern dar und entspricht somit den Prinzipien der damaligen Zeit.

3 Die Entfaltung der Friedhofsreformbewegung

Anfang des 20. Jahrhunderts strebte man keine Ästhetisierung der Friedhöfe in Gestalt von künstlich angelegten Begräbnisstätten an, sondern man sucht zunächst im Typus des Waldfriedhofes eine gegenwartsnahe Lösung. Eine vorhandene Baumlandschaft wurde in diesem Fall zu einem Zömeterium[4] umfunktioniert. Die Grabfelder waren in kleine Einzelfriedhöfe unterteilt; dies entsprach dem Naturempfinden der Zeit. Als Beispiel ist der 1907 eröffnete Waldfriedhof in München zu nennen.

[...]


[1] Leisner, Barbara: Die Einführung von Grabmalrichtlinien und ihre Folgen – noch einmal das Beispiel Friedhof Ohlsdorf in Hamburg. In: Kasseler Studien zur Sepulkralkultur. Vom Reichsausschuss Friedhof und Denkmal e.V., Kassel 2002, S. 102

[2] Happe, Barbara: Die Reform der Friedhofs- und Grabmalkultur zu Beginn des 20. Jahrhunderts – die Typisierung als reformästhetisches und soziales Gestaltungskonzept. In: Claudia Denk und Kohn Ziesemer (Hrsg.): Der bürgerliche Tod. Städtische Bestattungskultur von der Aufklärung bis zum frühen 20. Jahrhundert. Regensburg 2007, S. 25

[3] ebenda S. 26

[4] Zömeterium: Synonym für Friedhof

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Der Einfluss der Reformbewegung am Beginn des 20. Jahrhunderts auf die Friedhofsgestaltung
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Institut für Volkskunde / Kulturgeschichte)
Veranstaltung
Vom Umgang mit dem Tode. Tradition und Wandel in der Friedhofs- und Bestattungskultur
Note
2,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
13
Katalognummer
V94303
ISBN (eBook)
9783640101016
ISBN (Buch)
9783640124671
Dateigröße
411 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Einfluss, Reformbewegung, Beginn, Jahrhunderts, Friedhofsgestaltung
Arbeit zitieren
Franziska Schau (Autor:in), 2007, Der Einfluss der Reformbewegung am Beginn des 20. Jahrhunderts auf die Friedhofsgestaltung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94303

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