Die historische Entwicklung des Sozialisationsbegriffes


Hausarbeit, 2008

15 Seiten, Note: "-"


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I) Einleitung

II) Vorstellung verschiedener Theorien
1) Parsons und das Gesamtsystem der Gesellschaft
2) Sozialisation nach Hurrelmann
3) Meads Sozialisation durch symbolische Interaktion
4) Bourdieu und der soziale Raum

III) Diskussion der Theorien

IV) Literaturverzeichnis

I) Einleitung

Die nachfolgende Hausarbeit stellt eine Zusammenfassung des vermittelten Inhaltes der Veranstaltung Theorien und Forschungen zu Erziehung und Sozialisation I dar.

Im ersten Teil werden die wichtigsten Theorien zur Sozialisation dargestellt. Es wird Bezug genommen auf Parsons‘ Systemtheorie, Hurrelmanns Analyseeinheiten, Meads symbolische Interaktion und den sozialen Raum, wie ihn Bourdieu beschrieben hat. Diese Theorien werden im zweiten Teil auf ihre Kritikpunkte hin untersucht und diskutiert.

Sozialisation ist neben Erziehung und Bildung der dritte Grundbegriff der Pädagogik. Die erste Sozialisationstheorie wurde in der Zeit um 1900 aufgestellt. Entscheidend für den Sozialisationsbegriff ist, dass der Schwerpunkt auf der Bedeutung äußerer, gesellschaftlicher Faktoren für die individuellen Entwicklungs- , Bildungs- und Lernprozesse liegt. (vgl. Koller 2006)

„[…] Das pädagogische Problem bestand darin, zu erforschen, auf welche Weise die erzieherische Tätigkeit auf diese derart definierte menschliche Natur zu wirken habe. […] Damit verlieren die Bedingungen der Zeit und des Ortes, die Zustände, in denen sich die soziale Umwelt befindet, jedes Interesse für die Pädagogik.“ (Durkheim 1902/1984, S. 38 f, zitiert in Koller 2006)

Sozialisation ist nach Durkheim ein Vorgang der Vergesellschaftung des Menschen und die Prägung der menschlichen Persönlichkeit durch gesellschaftliche Bedingungen. (vgl. Gudjons 2006)

II) Vorstellung verschiedener Theorien

1) Parsons und das Gesamtsystem der Gesellschaft

Parsons ist der Meinung, dass die Sozialisation dem Heranwachsendem die Fähigkeit zum Handeln in bestimmten Rollen vermitteln soll. Er sieht die Gesamtgesellschaft als ein soziales System an, welches sich wiederum in sogenannte Subsysteme gliedert. Diese Subsysteme leisten einen wesentlichen Beitrag zur Stabilität des Gesamtsystems.

Dadurch wird die Schwierigkeit für die Beschreibung der Kategorie der Persönlichkeit der Differenz zwischen Bedürfnisposition und Rollenanforderung zugeschrieben. Erst wenn Persönlichkeit und Rolle übereinstimmen, ist der Sozialisationsprozess erfolgreich.

Parsons’ beschriebene „patterns variables“ haben eine bestimmte Relevanz hinsichtlich der Beschreibung von Rollen und Gesellschaftssystemen. Unter dem Begriff „patterns variables“ versteht man ein Instrument, um Rollensysteme in der Gesellschaft nach Verhaltensanforderungen zu klassifizieren. Dabei werden fünf subjektive Verhaltensmuster in Gegensatzpaaren, auch Dichotomien genannt, beschrieben. Diese fünf Ebenen sind Affektivität oder affektive Neutralität, Diffusität oder Spezifität, Partikularismus oder Universalismus, Zuschreibung oder Erringung und Gemeinschaftsorientierung oder Selbstorientierung. Zwischen diesen Verhaltensmustern muss man wählen, um eine Situation zu definieren. Die „patterns variables“ sind somit Mustervariablen, welche eine vollständige Analyse des Rollenhandelns eines Individuums und die Bestimmung der Grundstruktur der gesamten Gesellschaft ermöglichen sollen. Diese werden wiederum in den zwei Begriffen Partikularistisch und Universalistisch zusammengefasst. Eine Werteorientierung kann demnach mit diesen zwei Begriffen, je nach Neigung der Dichotome eingestuft werden. (vgl. Baumgart 2004, S. 84)

Sozialisation ist für Parsons ein Vorgang der Internalisierung von Werten und Normen der Gesellschaft. Diese werden durch das Durchlaufen einer Abfolge unterschiedlicher und zunehmend differenzierter Rollenbeziehungen erlernt. In der Kindheit handelt es sich zum Beispiel um die Mutter-Kind-Beziehung, in der Jugend um die Schule und im Erwachsenenalter um die eigene Familie. Innerhalb dieser Rollen werden neue Verhaltenserwartungen und Wertorientierungen verinnerlicht. Die Stabilität des Gesamtsystems wird von den Subsystemen erhalten, indem diese sich von der Umwelt abgrenzen und eigene Strukturen entwickeln. Genau mit diesen Subsystemen beschäftigt sich Parsons im Schwerpunkt. Jede Gesellschaft strebt nach Selbsterhaltung und muss sich mit der natürlichen Umwelt und anderen Gesamtsystemen auseinandersetzen. Hierbei leisten die Teilsysteme unterschiedliche Beiträge, welche aufeinander bezogen werden müssen, damit die Stabilität des Gesamtsystems nicht in Frage gestellt wird. (vgl. Baumgart 2004, S. 88-97)

Parsons’ Theorie unterscheidet sich von den Anfängen der Sozialisationstheorie Durkheims, indem er vorrangig auf die internen Voraussetzungen der Stabilität von Gesellschaftssystemen eingeht. Der Mittelpunkt von Durkheims Forschungen lag anfänglich auf der gesellschaftlichen Veränderlichkeit von Erziehungszielen.

„Der Mensch, den die Erziehung in uns verwirklichen muss, ist nicht der Mensch, den die Natur gemacht hat, sondern der Mensch, wie ihn die Gesellschaft haben will; und sie will ihn so haben wie ihn ihre innere Ökonomie braucht.“ (Durkheim 1902/1984, S 44, zitiert in Koller 2006)

2) Sozialisation nach Hurrelmann

Hurrelmann beschreibt Sozialisation als die Entstehung und Bildung der Persönlichkeit auf Grund ihrer Interaktion mit einer spezifischen materiellen, kulturellen und sozialen Umwelt (Hurrelmann/Ulrich 1991, S. 23). Für ihn verknüpfen Sozialisationstheorien und Sozialisationsforschung drei Analyseebenen. Diese drei Ebenen gliedern sich auf in äußere Realität, innere Realität und Persönlichkeit. Die äußere Realität ist die Analyseeinheit Gesellschaft. Diese wird repräsentiert durch Sozial- und Wertstruktur und soziale und materielle Lebensbedingungen. Die äußere Realität ist nicht beeinflussbar. Die innere Realität ist die Analyseeinheit des menschlichen Organismus. Es handelt sich hierbei um interne psychische Prozessstrukturen, körperliche Grundmerkmale und physiologische Strukturen. Die Persönlichkeit bildet das Zentrum beider Analyseeinheiten. Die Persönlichkeit ist die in Interaktion und Kommunikation mit Dingen und Menschen erworbene Organisation von Merkmalen, Eigenschaften, Einstellungen, Handlungskompetenzen und Selbstwahrnehmungen. Beispiele für den Einfluss der äußeren Realität auf die Entwicklung der Persönlichkeit können Schule, Freundeskreis und Massenmedien sein. In der Schule findet eine eigenständige Bewältigung von persönlichen Konflikten und die Vermittlung von Basiswissen statt. Der Freundeskreis vermittelt eigenständige und individuelle Kultur und beinhaltet soziale Bindungen. Durch Massenmedien kann die Meinungsbildung beeinflusst werden. Da die Persönlichkeit aber nicht nur durch Umwelteinflüsse geprägt ist, spielt auch die innere Realität eine wesentliche Rolle. Auch genetische Defizite prägen die Persönlichkeitsentwicklung. Zum Beispiel trauen sich übergewichtige Menschen weniger, enge Kleidung in der Öffentlichkeit zu tragen. Bei diesem Exempel hat die innere Realität einen wesentlichen Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung. Ein weiterer Einflussfaktor auf die Persönlichkeit ist die Selbstregulierung, da innere und äußere Realität allein nicht für die Persönlichkeit eines Menschen verantwortlich sind. Selbstregulierung setzt dort ein, wo das Individuum eigene Schwächen und Fehler erkennt und diese zu korrigieren versucht. Ein Beispiel hierfür kann die Bindung an das Elternhaus sein. Andere ziehen zu Hause aus, obwohl man selbst noch zu Hause wohnt. Durch den Prozess der Selbstregulierung kann es somit zu einer Abnabelung vom Elternhaus kommen. Hurrelmann besitzt eine normative Vorstellung von der Persönlichkeit. Diese ist das Ergebnis einer gelingenden Sozialisation. Es beinhaltet die Bildung einer stabilen Identität. Dies ermöglicht es sich selbständig, entscheidungsfähig und handlungsfähig in der sozialen Umwelt zu bewegen. Je besser das Individuum psychische und soziale Probleme bewältigen kann und je besser es sich in ein soziales Netzwerk einfügen kann, desto mehr Anerkennung bekommt es in der Gesellschaft. Dies ist wichtig für den Erwerb von Handlungskompetenz. Hurrelmann sieht in der Gesellschaft eine elementare Sozialisationsinstanz, jedoch sieht die Psychologie den Menschen als ein sich selbst ohne äußeren Einflüsse entwickelndes Individuum an. Hurrelmanns Maximen für eine umfassende Sozialisationstheorie liegt eine Vorstellung menschlicher Entwicklung zu Grunde. Sozialwissenschaftler legen ihren Forschungsschwerpunkt auf die Umwelt und die äußeren Einflüsse, während Psychologen sich mit den inneren Faktoren und dem Individuum selbst beschäftigen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Die historische Entwicklung des Sozialisationsbegriffes
Hochschule
Universität der Bundeswehr München, Neubiberg
Note
"-"
Autor
Jahr
2008
Seiten
15
Katalognummer
V94251
ISBN (eBook)
9783640100798
ISBN (Buch)
9783640127689
Dateigröße
388 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Entwicklung, Sozialisationsbegriffes
Arbeit zitieren
Martin Krauße (Autor:in), 2008, Die historische Entwicklung des Sozialisationsbegriffes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94251

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