Das Palenquero

Diskussion um die Herkunft einer Kreolsprache


Seminararbeit, 2006

17 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Geschichtliche Hintergründe
2.1. Entstehung der Palenques

3. Theorie der Mehrsprachigkeit: Kreolistik
3.1. Definition und Entstehung von Pidgin- und Kreolsprachen

4. Sprache: Das Palenquero
4.1. Diskussion: Herkunft des Palenquero

5. Struktur: die Morphosyntax des Palenquero
5.1. Tempus, Modus, Aspekt

6. Sprachbeispiele
6.1. Präteritum
6.2. Präsens
6.3. Imperfekt
6.4. Futur
6.5. Subjunktiv

7. Fazit

8. Weiterführende Materialien
8.1. Tempus – Modus – Aspekt – Systeme im Vergleich

Bibliographie

1. Einleitung

Inhalt dieser Arbeit ist die Kreolsprache Palenquero, die in Palenque de San Basilio gesprochen wird. Dieses Dorf mit etwa 3500 Einwohnern liegt im kolumbianischen Departamento de Bolívar, etwa fünfzig Kilometer von Cartagena de Indias entfernt. Da die Wurzeln dieser Sprachvarietät bis heute nicht wissenschaftlich belegt sind, gehen die Meinungen der Wissenschaftler über die Herkunft weit auseinander.

Folglich wird in dieser Arbeit nach der morphosyntaktischen Struktur des Palenqueros, der Herkunft der jeweiligen Elemente und der Sprache im Ganzen gefragt. Sie soll und kann nicht die Herkunft des Palenqueros erklären, sondern die Diskussion über diese aufgreifen, und versuchen den polygenetischen Ansatz anhand von Untersuchungen des Tempus-, Modus- und Aspektsystems zu bestärken.

Als erstes werden die geschichtlichen Hintergründe des Themas kurz aufgeführt, um die Sprache in ihren kulturellen Kontext zu setzen. Um mit einer Kreolsprache wissenschaftlich arbeiten zu können, muss überdies geklärt werden, was eine Kreolsprache ist, unter welchen Umständen diese entsteht und welche Theorien zur Herkunft von Kreolsprachen existieren.

In einem weiteren Teil wird die Diskussion über die Wurzeln des Palenqueros im speziellen aufgenommen und erläutert. Um die in diesem Punkt aufgestellten Thesen zu untermauern, wird die grammatikalische Struktur dargelegt und Gemeinsamkeiten zu anderen Sprachen hervorgehoben. Um die grammatikalischen Besonderheiten zu veranschaulichen, werden der Arbeit Sprachbeispiele zu den jeweiligen Formen hinzugefügt.

Die Quellenlage zu diesem Thema ist ausreichend. Es sind gute Texte, ausschließlich in spanischer Sprache, auch in deutschen Verlagen erschienen, so dass ein einfacher Zugriff möglich war. Jedoch haben nur wenige Wissenschaftler das Palenquero als Forschungsgebiet, wodurch auch die Varietät der Autoren nur begrenzt ist.

2. Geschichtliche Hintergründe

2.1. Entstehung der Palenques

Um die Wurzeln des Palenqueros zu finden, muss bei der Entstehung der palenques angefangen werden. Palenques wurden die Dörfer genannt, die von aus Cartagena de Indias entflohenen afrikanischen Sklaven, den sogenannten „cimarrones“[1], erstmals im 16. Jahrhundert gegründet wurden. Ihren Höhepunkt erfuhren diese Dörfer jedoch erst im 17. und 18. Jahrhundert.

Die Zeit bis zu ihrer Anerkennung mussten sich die Palenqueros, die Bewohner dieser Dörfer, gegen die spanischen Autoritäten und die weiße Bevölkerung zur Wehr setzen. Anfang des 17. Jahrhunderts spielten die Bewohner des palenques La Matuna eine wichtige Rolle in den Auseinandersetzungen. Ihr Anführer, Domingo Bioho, wurde zum Heldensymbol der schwarzen Bevölkerung Kolumbiens. Er machte den ehemaligen Sklaven Mut und führte den Widerstand gegen die Spanier an. 1621 wurde er von den Gegnern erhängt. Die Kämpfe gingen weiter und Ende des 17. Jahrhunderts kam es zu erneuten Zuspitzungen. Diesmal lag das Zentrum des Widerstands in der Sierra de María. Anführer war hier Domingo Criollo. Er machte dem spanischen König das Angebot, Gehorsam gegen Freiheit zu „tauschen“, welches der König annahm. Da ein großer Teil der weißen Bevölkerung jedoch nicht die Freiheit der Sklaven anerkennen und weiterhin deren Unterjochung erkämpfen wollte, kam es zum Bruch dieser Abmachung und im Jahr 1694 töteten Spanier Domingo Criollo. Dieses Jahr kennzeichnet den Höhepunkt der Gewalt.

Das erste bekannte Dokument, in dem Palenque de San Basilio erwähnt wird, stammt aus dem Jahr 1713. Eine Abmachung mit dem Bischof von Cartagena, Fray Antonio María Casiani, gab den Bewohnern Freiheit auf ihrem Gebiet, mit der Bedingung, dass sie keine weiteren geflohenen Sklaven noch Weiße aufnahmen. Damit wurde Palenque de San Basilio zum „primer pueblo libre de América“ (Arrazola, 1986).

In der postkolonialen Zeit blieb das Dorf vorerst von der übrigen kolumbianischen Bevölkerung isoliert. Erst sehr spät kam es zur Annäherung und durch den Ausbau der Infrastruktur wurde der Kontakt nach außen zur Alltagserscheinung.

3. Theorie der Mehrsprachigkeit: Kreolistik

3.1. Definition und Entstehung von Pidgin- und Kreolsprachen

Die Kreolistik ist ein Teilgebiet der Linguistik und beschäftigt sich mit Pidgin- und Kreolsprachen.

Diese Sprachen sind Kommunikationssysteme zwischen Sprechern verschiedener Sprachen. In Abgrenzung zu ihren Basissprachen bestehen sie fast ohne Morphologie, mit reduzierter grammatikalischer Struktur und einem begrenzten, bei Pidgins auf bestimmte Situationen ausgerichteten Wortschatz. Die meisten Pidgin- und Kreolsprachen sind Ergebnis der kolonialen Expansion in den überseeischen Gebieten im 15. Jahrhundert. Sie entstehen aus Kontaktsituationen von einer oder mehrerer europäischer Basisprachen der Unterdrücker, wie Englisch, Französich, Portugiesisch, Spanisch oder Niederländisch mit der Sprache der unterdrückten Sprecher.[2]

Im Unterschied zu Kreolsprachen haben Pidgins eine geringe Lebensdauer und einige Sprachwissenschaftler sind der Meinung, dass ein Pidgin nie Muttersprache sein kann. Sie dienen meist als Verkehrssprache zwischen zwei Sprachen und verschwinden, wenn die Kommunikation zwischen diesen Sprachen nicht mehr notwendig ist, oder sie werden zu einer Kreolsprache. Bei letzterem Prozess ist eine Erweiterung des grammatikalischen Systems und der lexikalischen Elemente notwendig, um als eigenständige Sprache die Kommunikation in allen Situationen zu ermöglichen.

Eine Kreolsprache ist demnach ein Pidgin, welches sich zur Muttersprache einer Gemeinschaft entwickelt hat. Man kann also Pidgin- und Kreolsprachen als zwei Stadien eines sprachlichen Entwicklungsprozesses betrachten, wodurch dieser Bereich der Linguistik, die Kreolistik, zu einem interessanten Forschungsgebiet für Sprachwissenschaftler wird. Der Prozess der Entstehung von Pidgin- und Kreolsprachen stellt einen Sprachwandel innerhalb kurzer Zeit dar.

Obwohl Kreolsprachen aus dem Kontakt verschiedener Sprachen entstanden, werden sie als zum Beispiel „spanisch - basiert“ oder „portugiesisch - basiert“ klassifiziert. Ihre Herkunft ist in der Linguistik jedoch ein vielfach diskutiertes Thema mit verschiedenen Ansätzen zur Erklärung.

Der Ansatz der Polygenese, der meistverwendetste, geht davon aus, dass Kreolsprachen als unabhängige Entwicklungen durch den Kontakt verschiedener Sprachen entstanden sind. Dieser Ansatz erklärt jedoch nicht die offensichtlichen Ähnlichkeiten der Kreolsprachen weltweit in Bereichen wie der Morphologie, Syntax und Tempus-, Modus- und Aspektsystemen.

Die monogenetische Theorie besagt im Gegensatz dazu, dass es einen gemeinsamen Ursprung aller Kreolsprachen geben muss, um deren Ähnlichkeiten zu erklären. Als Ursprungssprache wird bei diesem Ansatz ein portugiesisch basiertes Pidgin aus dem 15. Jahrhundert vermutet, welches die Portugiesen auf ihren Expeditionen nach Afrika verwendeten.

Ein weiterer, jedoch sehr umstrittener Ansatz, ist die von dem Sprachwissenschaftler Derek Bickerton eingeführte Theorie einer angeborenen Universalgrammatik, auch Bickertons Bioprogramm - Hypothese genannt. Diese geht davon aus, dass die Fähigkeit, eine Sprache zu konstruieren, angeboren ist.

Heute sind die meisten Kreolsprachen grammatikalisch und lexikalisch schriftlich festgehalten, in einigen, wie zum Bespiel dem Papiamento, existieren schriftliche Medien, Literarische Werke und sogar Fachliteratur.[3]

Das Palenquero ist noch nicht vollständig verschriftlicht, was jedoch von Muttersprachlern wie auch Sprachwissenschaftlern angestrebt wird, da dies sonst das Aussterben dieser Kreolsprache bedeuten könnte.

[...]


[1] Patiño Rosselli, (Moñino, Schwegler) 2002.

[2] Ohne Autor, 13.11.2006.

[3] Chrystal, 1993.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Das Palenquero
Untertitel
Diskussion um die Herkunft einer Kreolsprache
Hochschule
Universität zu Köln  (Romanisches Seminar)
Veranstaltung
Grundlagenseminar B Sprachwissenschaft: Das Spanische in Kolumbien
Note
2,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
17
Katalognummer
V94160
ISBN (eBook)
9783640104604
ISBN (Buch)
9783656448242
Dateigröße
408 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Palenquero, Grundlagenseminar, Sprachwissenschaft, Spanische, Kolumbien
Arbeit zitieren
Miriam Heins (Autor:in), 2006, Das Palenquero, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94160

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Das Palenquero



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden