EXEGESE ZU AMOS 4,4-13 „Verweigerung der Umkehr oder Chance zur Umkehr“


Quellenexegese, 2006

18 Seiten, Note: 2,5


Leseprobe


INHALT

1. Einleitung

2. Der Mensch Amos

3. Das Buch Amos

4. Auswahl der Übersetzung
4.1 Unterschiede in der Übersetzung
4.2 Begründung der Übersetzungswahl
4.3 Übersetzung der „Einheitsübersetzung“

5. Realien und Begriffsklärung
5.1 Bet-El (4,4)
5.2 Gilgal (4,4)
5.3 Euren Zehnten (4,4)
5.4 Gesäuertes Brot (4,5)
5.5 Spruch Gott des Herrn (4,5)
5.6 Dürreperiode (4,7)
5.7 Rost und Mehltau (4,9)
5.8 Pest nach der Art Ägyptens (4,10)

6. Exegetische Betrachtung der Verse 4,4-13
6.1 Gliederung
6.2 Interpretation
6.3 Exkurs: Doxologie

7. Zusammenfassung
7.1 Persönliches Fazit

8. Literatur

1. Einleitung

Im Rahmen des Seminars „Amos als Beispiel alttestamentlicher Prophetie“ habe ich mich hinsichtlich einer exegetischen Ausarbeitung für das Thema „Verweigerung der Umkehr oder Chance zur Umkehr“ entschieden. In diesem Zusammenhang werde ich die Verse 4,4-13 aus dem Amosbuch in Bezugnahme auf die aktuelle Forschungsliteratur untersuchen. Das Buch Amos ist das dritte der so genannten „kleinen Propheten“ aus Tekoa südlich von Bethlehem.

Ich finde die prophetischen Schriften besonders interessant, da sie durch ihre klaren historischen Bezüge die ältesten und am genauesten zu datierenden Zeugnisse für Überlieferungen aus dem Israel des 8. Jh. v. Chr. sind. Die Sprache des Propheten Amos hat mich sehr fasziniert, da er mit klaren Bildern aus dem Bereich der Landwirtschaft spricht. Für mich ergibt sich dadurch eine Parallele zu der Bildsprache Jesu, der dabei ebenfalls häufig aus seinem beruflichen Wissen als Handwerker schöpfte.

Ich werde in meiner Arbeit zuerst den Menschen Amos und seine Hauptanliegen vorstellen. Im weiteren Verlauf meiner Ausarbeitung werde ich dann näher auf das Buch des Amos eingehen. Bevor ich zum Hauptteil meiner Ausarbeitung übergehe werde ich die unterschiedlichen Bibelübersetzungen vorstellen, miteinander vergleichen und mich dann begründet für eine Übersetzung entscheiden, welche ich dann in meine Arbeit aufnehmen werde. Es folgt eine Begriffsklärung und der Hauptteil mit einem kleinen Exkurs zum Thema Doxologie, woraufhin ich die wichtigsten Aussagen des Amos zusammenfassen werde. Im Fazit werde ich meine persönlichen Erfahrungen beim Schreiben dieser exegetischen Ausarbeitung festhalten und reflektieren.

2. Der Mensch Amos

Amos ist der älteste unter den Schriftpropheten und ist nur wenig früher als Hosea aufgetreten. Der Name Amos ist eine Kurzform des Namens Amasja, der übersetzt „der von Jahwe getragene“ bedeutet. Amos kam aus dem kleinen Ort Tekoa der westlich vom roten Meer im Südreich Juda lag. Trotz dieser Abstammung aus dem Südreich wirkte er um 750 v. Chr. im Nordreich Israels. Amos war nicht hauptberuflich Prophet, sondern ein wohlhabender Schaf- und Maulbeerfei-genzüchter. Amos gehörte der Oberschicht an und war finanziell nicht von der Prophetie abhängig, sondern fühlte sich von Gott dazu berufen. Er war ein gebildeter Mann, in der Weisheit unterrichtet und kundig sowohl in der Landwirtschaft, als auch in Rechtsfragen.

In seinem prophetischen Wirken hielt sich Amos wie bereits erwähnt im Nordreich Israel auf, wohin er von Gott gesandt wurde, um gegen die ausbeuterischen Methoden der Oberschicht während der wirtschaftlichen Blütezeit unter Jerobeam II. (783-743 v. Chr.) zu prophezeien. Ob Amos eine Heilsperspektive hat ist ungewiss und umstritten. Jedoch hat auch Amos die Erwählung des israelitischen Volkes genannt, aus der eine besondere Verantwortung hervorgeht, vgl. Am 3,2: „Nur euch habe ich erwählt aus allen Stämmen der Erde; darum ziehe ich euch zur Rechenschaft für alle eure Vergehen.“

3. Das Buch Amos

Das Amosbuch ist Bestandteil des ZwölfprophetenbuchesAbbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten, wo es an 3. Stelle eingeordnet ist. Das Buch Amos ist in neun Kapitel gegliedert, die sich wiederum in die Gerichtsreden über die Völker und Israel, in die fünf Visionen und in die Heilverheißung einteilen lassen. Amos’ Hauptanklage richtet sich gegen die unwürdigen Zustände im Staat, in der Verwaltung und der Wirtschaft unter denen vor allem die wirtschaftliche schwache Unterschicht zu leidern hat. Er verkündet das Todesurteil Gottes für das Reich Israel, da die Reichen die Armen zu bloßen Objekten ihres Erwerbs-, Macht-, - und Genusstriebes machen und ihnen alle Instanzen des Widerstandes oder der Hilfe nehmen. Die Botschaft Amos ist: eine Gesellschaft, die Recht und Gerechtigkeit missachtet, verliert ihr Existenzrecht.

Eine grobe Einteilung des Amosbuches lässt sich vornehmen, in dem man es in vier Teile gliedert:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

4. Auswahl der Übersetzung

Im Folgenden werde ich verschiedene Bibelübersetzungen miteinander vergleichen, um mich für eine Übersetzung zu entscheiden und meine Auswahl dann besser begründen zu können. Dabei beschränke ich mich auf die Einheitsübersetzung (EIN), die Lutherbibel 1984 (LUT) und die Gute Nachricht Bibel (GNB).

4.1 Unterschiede in der Übersetzung

Am 4,4

Die Gute Nachricht Bibel verzichtet ebenso wie die Lutherübersetzung in diesem Vers auf die gehäufte und direkte Verwendung des Imperativs am Satzanfang:

„Ja, kommt her nach Bethel und treibt Sünde, und nach Gilgal, um noch viel mehr zu sündigen! Bringt eure Schlachtopfer am Morgen und eure Zehnten am dritten Tage“ . (hier wird der Imperativ dreimal verwendet)

Die Einheitsübersetzung stellt durch die vermehrte Anwendung des Imperativs eher den Befehlscharakter des Verses heraus:

Kommt nach Bet-El und sündigt, kommt nach Gilgal und sündigt noch mehr! Bringt jeden Morgen eure Schlachtopfer herbei, bringt am dritten Tag euren Zehnten!“ (hier wird der Imperativ sechsmal verwendet)

Am 4,5

Die Luther- und die Einheitsübersetzung verwenden den Begriff „Umkehr“, die Gute Nachricht Bibel jedoch übersetzt mit dem Wort „bekehren“: „dennoch bekehrt ihr euch nicht zu mir“.

Am 4,6

Die so genannte Botenspruchformel, auf die ich im Verlauf meiner Arbeit noch vertiefend eingehen werde, variiert in den drei verschiedenen Übersetzungen, wobei der Wortlaut ähnlich ist. Die Einheitsübersetzung verwendet den Ausdruck „Spruch des Herrn“, die Lutherbibel übersetzt mit den Worten „spricht der Herr“, was die Gute Nachricht Bibel mit „sagt der Herr“ ins Deutsche übersetzt.

Am 4,8

Die Luther- sowie die Einheitsübersetzung machen hier die Aussage, dass zwei, drei Städte zu einer taumeln „Zwei, drei Städte taumelten zu der einen“ (EIN), „Und es zogen zwei, drei Städte zu einer Stadt“ (LUT). Die Gute Nachricht Bibel ist hier nicht so genau und spricht von Leuten, die von überall herkommen.

Am 4,11

Die Gute Nachricht Bibel übersetzt in diesem Fall mit „Ich ließ ganze Städte untergehen wie einst Sodom und Gomorra“, wobei die Einheits- und die Lutherübersetzung direkt Bezug auf das Volk Israel nehmen. „Ich brachte über euch eine gewaltige Zerstörung…“. Hier wird das Volk Israel angesprochen.

4.2 Begründung der Übersetzungswahl

Da ich schon im Seminar mit der Einheitsübersetzung gearbeitet habe und mich auch sonst meistens mit dieser Übersetzung befasse, habe ich mich auch in diesem Fall für die Einheitsübersetzung entschieden. Hinzu kommt, dass der Ton des Amos und seine rhythmischen Gestaltungen durch die Einheitsübersetzung sehr gut getroffen wurden. Außerdem finde ich die Wortwahl, besonders im Fall der „Umkehr“ in der Einheitsübersetzung, deutlicher und angemessener.

4.3 Übersetzung der „Einheitsübersetzung“

4 Kommt nach Bet-El und sündigt, kommt nach Gilgal und sündigt noch mehr! Bringt jeden Morgen eure Schlachtopfer herbei, bringt am dritten Tag euren Zehnten!

5 Verbrennt als Dankopfer gesäuertes Brot! Ruft zu freiwilligen Opfern auf, verkündet es laut, damit man es hört! Denn so gefällt es euch, ihr Söhne Israels - Spruch des Herrn.

6 Ich ließ euch hungern in all euren Städten, ich gab euch kein Brot mehr in all euren Dörfern und dennoch seid ihr nicht umgekehrt zu mir - Spruch des Herrn.

7 Ich versagte euch den Regen drei Monate vor der Ernte. Über der einen Stadt ließ ich es regnen, über der anderen nicht; das eine Feld bekam Regen, das andere nicht, sodass es verdorrte.

8 Zwei, drei Städte taumelten zu der einen; sie wollten Wasser trinken und blieben doch durstig. Und dennoch seid ihr nicht umgekehrt zu mir - Spruch des Herrn.

9 Ich vernichtete euer Getreide durch Rost und Mehltau, ich verwüstete eure Gärten und Weinberge; eure Feigenbäume und eure Ölbäume fraßen die Heuschrecken kahl. Und dennoch seid ihr nicht umgekehrt zu mir- Spruch des Herrn.

10 Ich ließ die Pest gegen euch los wie gegen Ägypten, eure jungen Männer tötete ich mit dem Schwert und gab eure Pferde (den Feinden) zur Beute; den Leichengestank von eurem Heerlager ließ ich euch in die Nase steigen. Und dennoch seid ihr nicht umgekehrt zu mir - Spruch des Herrn.

11 Ich brachte über euch eine gewaltige Zerstörung wie die, die Gott einst über Sodom und Gomorra verhängte; ihr ward wie ein Holzscheit, das man aus dem Feuer herausholt. Und dennoch seid ihr nicht umgekehrt zu mir - Spruch des Herrn.

12 Darum will ich dir all das antun, Israel, und weil ich dir all das antun werde, mach dich bereit, deinem Gott gegenüberzutreten.

13 Denn siehe, er formt die Berge, er erschafft den Wind, er verkündet den Menschen, was er im Sinn hat; er macht das Morgenrot und die Finsternis, er schreitet über die Höhen der Erde dahin - Jahwe, Gott der Heere, ist sein Name.

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
EXEGESE ZU AMOS 4,4-13 „Verweigerung der Umkehr oder Chance zur Umkehr“
Hochschule
Leuphana Universität Lüneburg
Veranstaltung
Amos als Beispiel alttestamentlicher Prophetie
Note
2,5
Autor
Jahr
2006
Seiten
18
Katalognummer
V93932
ISBN (eBook)
9783638073363
Dateigröße
675 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Diese Arbeit wurde im Rahmen eines Lehramtstudiums im Fach Kath. Religion geschrieben.
Schlagworte
EXEGESE, AMOS, Umkehr, Chance, Umkehr“, Amos, Beispiel, Prophetie
Arbeit zitieren
J. Graetsch (Autor:in), 2006, EXEGESE ZU AMOS 4,4-13 „Verweigerung der Umkehr oder Chance zur Umkehr“ , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93932

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