Finanzderivate als Instrument zur Risikoabsicherung im Zins- und Währungsmanagement


Studienarbeit, 2020

29 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Theoretische Grundlagen und Abgrenzungen
2.1 Risikobegriff
2.2 Finanzderivate
2.2.1 Festgeschäfte
2.2.2 Swaps
2.2.3 Optionen

3 Zinsmanagement
3.1 Aufgaben, Ziele und Marktumfeld
3.2 Instrumente zur Absicherung von Zinsänderungsrisiken
3.2.1 Forward Rate Agreements
3.2.2 Zinsswaps
3.2.3 Zinsoptionen
3.3 Fallstudie: Zinshedging während der Coronakrise

4 Währungsmanagement
4.1 Aufgaben, Ziele und Marktumfeld
4.2 Instrumente zur Absicherung von Währungskursrisiken
4.2.1 Devisentermingeschäfte
4.2.2 Devisenoptionen
4.3 Fallstudie: Währungshedging während der Coronakrise

5 Fazit und Ausblick

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

WpHG - Wertpapierhandelsgesetz, idF v 9.9.1998, BGB1. I S. 2708, FNA 4110-4

1 Einleitung

“As I have stated strongly before, and just to reiterate, if Turkey does anything that I, in my great and unmatched wisdom, consider to be off limits, I will totally destroy and obliterate the Economy of Turkey”1 – Donald J. Trump, 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, 2019 Durch Bekanntmachungen dieser Art, die nicht selten unvorhersehbar über das soziale Netzwerk „Twitter“ publiziert werden, sorgt der amtierende US-Präsident regelmäßig für großes Aufsehen – und dies nicht nur bei der interessierten Öffentlichkeit. Insbesondere die internationalen Kapitalmärkte reagieren auf derartige Androhungen gegenüber ökonomisch relevanten Schwellenländern selbstredend volatil. So konnte auch in diesem konkreten Fall eine deutliche Reaktion an den weltweiten Börsen beobachtet werden: Der Wert der türkischen Lira fiel infolge des Tweets noch am gleichen Abend um circa 2% auf einen Wert von 5,8370 Lira pro US-Dollar.2 Aus Sicht eines türkischen Importeurs stellt eine solche Entwicklung unter Umständen eine bedrohliche Situation dar – insbesondere dann, wenn keine entsprechenden Absicherungen gegen potenzielle Währungsrisiken erfolgt sind.

Ein weiterer Fall zur Verdeutlichung der Relevanz von Absicherungsmaßnahmen gegen Zins- und Währungsrisiken ist die Coronakrise. So ließen sich infolge der Coronakrise starke Kursveränderungen an den Zins- und Währungsmärkten beobachten. Während der 3-Monats-Libor bereits kurz nach Beginn der Coronakrise einen sprunghaften Anstieg hinlegte3, was für Unternehmen mit variabel verzinsten Krediten unter Umständen tragische Auswirkungen nach sich ziehen kann, litten vor allem die Währungskurse von Schwellenländern. So werteten innerhalb kürzester Zeit der russische Rubel um knapp 17%, die indische Rupie um knapp 7% und der brasilianische Real um mehr als 25% gegenüber dem US-Dollar ab.4 An diesen Beispielen lässt sich die enorme Relevanz dieses Themas jedoch nur annäherungsweise demonstrieren. In Zeiten von Digitalisierung und sozialen Netzwerken, über die der amtierende US-Präsident jederzeit politische Marschrouten spontan über Twitter verkünden kann, sowie einer globalisierten Gesellschaft, durch die sich ein Virus innerhalb kürzester Zeit rund um den Erdball ausbreiten und somit die gesamte Weltwirtschaft nahezu lahmlegen kann, wird die Absicherung gegen Zins- und Währungsrisiken für international agierende Unternehmen rund um die Welt immer relevanter - auch für jene Kreditinstitute, die ihren Firmenkunden ein entsprechend breites Portfolio an Produktlösungen zur umfassenden Risikoabsicherung anbieten. Dabei spielen insbesondere die „Finanzderivate“ eine tragende Rolle, da diese „das am schnellsten wachsende und sich verändernde Segment des Finanzwesens“5 darstellen und so neue Möglichkeiten zum Risikotransfer zwischen Unternehmen bieten. Angesichts dieser Ausgangssituation verfolgt diese Arbeit nun also konkret das Ziel einer praxisnahen Untersuchung, wie sich Unternehmen in Zeiten neuer Herausforderungen durch die gezielte Nutzung von Finanzderivaten gegen Zins- und Währungsrisiken absichern können.

Um diese Frage möglichst umfassend und fundiert beantworten zu können, wird zunächst ein sorgfältig ausgewähltes, theoretisches Fundament benötigt. So erfolgt anfangs eine Abgrenzung des Risikobegriffs im ökonomischen Sinne zuzüglich einer Eingrenzung auf die zielerreichungsrelevanten Zins- und Währungsrisiken. Zudem werden die theoretischen Grundlagen der Finanzderivate, die in dieser Ausarbeitung eine Rolle spielen werden, thematisiert und aufgearbeitet. Nachdem das theoretische Fundament gelegt wurde, werden die zuvor bereits im allgemeinen Kontext vorgestellten Formen der Finanzderivate nun im konkreten Kontext des Zins- und Währungsmanagements erläutert. Diese Erläuterung soll möglichst praxisnah erfolgen, weshalb hierbei zur Demonstration der Wirkungsweise der verschiedenen Instrumente auf einen fiktiven Firmenkunden in einem risikobehafteten Geschäftsszenario zurückgegriffen und konkrete Berechnungen durchgeführt werden. Um nachfolgend auch einen möglichst realitätsnahen und aktuellen Praxisbezug herzustellen, wird die Wirkungsweise ausgewählter Instrumente anschließend in einer Fallstudie zum Umfeld der Coronakrise dargestellt. So sollen insgesamt die Unterschiede zwischen den verschiedenen Instrumenten, aber auch die Vor- und Nachteile einer aktiven Hedgingstrategie im Risikomanagement verdeutlicht werden. Abschließend werden die gesammelten Erkenntnisse in einer Schlussbetrachtung in Form eines Fazits zusammengefasst, interpretiert und ein Ausblick auf die Zukunft gewährt.

2 Theoretische Grundlagen und Abgrenzungen

In diesem Kapitel soll nun das bereits angesprochene, theoretische Fundament gelegt werden. Hierzu erfolgt zunächst eine Erläuterung des Risikobegriffs im ökonomischen Sinne sowie der in dieser Arbeit behandelten Finanzderivate.

2.1 Risikobegriff

Der Risikobegriff lässt sich etymologisch auf das lateinische Wort „risicum“ und das arabische Wort „risq“ zurückführen.6 Während „risicum“ jedoch dem weit verbreiteten Verständnis des Risikobegriffs als einen nachteiligen Ausgang einer bewusst angenommenen Herausforderung folgt, ist „risq“ hingegen mit einem potenziell vorteilhaften Resultat aus einem zufälligen Prozess behaftet.7 Diese Herkunft bestimmt bis heute die für uns relevante Bedeutung des Risikobegriffs im ökonomischen Sinne. So wird das Risiko in der Ökonomie zwar in der Regel nicht durch den „vorteilhaften“ oder „nachteiligen“ Ausgang eines risikobehafteten Ereignisses differenziert8, sondern eher als Wahrscheinlichkeit eines Schadeneintritts bei einer unternehmerischen Entscheidung betrachtet.9 Dennoch umfasst das unternehmerische Risiko zweifelsohne nicht nur die negativen Verluste, sondern auch die positiven Gewinne im Sinne einer Chance - dem Risikobegriff sind also „Chancen und Gefahren gleichermaßen inhärent“10. Während jedoch beispielsweise in der Ingenieurswissenschaft eine völlig andere Auslegung des Risikobegriffs stattfindet, bei der es möglicherweise eher um Maschinenausfälle und Produktionsstillstände geht11, konzentriert sich das Blickfeld in dieser Arbeit auf Zins- und Währungsrisiken. Abstrakt lassen sich Zinsrisiken als Zusammenhang zwischen Zinsänderung und Wertänderung einer Aktiv- oder Passivposition in der Unternehmensbilanz beschreiben.12 Ändert sich nun der Zins einer Forderung, so spricht man von einem aktiven und bei Zinsänderung einer Verbindlichkeit von einem passiven Zinsrisiko – wobei klassische Nichtbanken tendenziell eher von einem passiven Zinsrisiko betroffen sind.13 In der gängigen Literatur wird hierbei häufig zwischen Prolongations-, Strukturkurven-, Basis- und Optionsrisiken unterschieden.14 Um jedoch eine mühsame Theoretisierung und Differenzierung zu vermeiden, wird als Arbeitsdefinition das Zinsrisiko als Risiko, dass sich Zinssätze einer Bilanzposition während der Laufzeit ändern, verstanden15 - diese Änderung kann dabei vorteilhaft oder auch nachteilig sein. Für Währungsrisiken werden in dieser Arbeit zweierlei Definitionen verwendet. Aus Sicht eines Exporteurs umfasst das Währungskursrisiko die Abwertung der Fremdwährung gegenüber der eigenen Währung und aus Sicht des Importeurs die Aufwertung der Fremdwährung gegenüber der eigenen Währung.16 Folglich lassen sich also sowohl Zins- als auch Währungsrisiken nach dieser Definition der Risikoart „Marktrisiken“ zuordnen.17 Um nun als Unternehmen mit diesen Risiken umgehen zu können und eine möglichst risikorobuste und vor der Insolvenz geschützte Ausgangslage mit einer geringen Ertragsvolatilität zu schaffen, bedarf es eines Risikomanagements18, welches alle Aktivitäten des Unternehmens mit etwaigem Risikobezug zusammenfasst und kontrolliert.19 Im Kontext dieser Arbeit betrifft dies insbesondere das Zins- und Währungsmanagement. Eine Beschreibung der Aufgaben und Ziele sowie des Marktumfelds dieser Risikomanagementbereiche erfolgt jedoch erst später.

2.2 Finanzderivate

In den folgenden Unterkapiteln soll nun eine grundlegende Erläuterung der verschiedenen Finanzderivate erfolgen. Dabei werden derivative Geschäfte nach § 2 Abs. 3 WpHG als Termingeschäfte verstanden, deren Wert oder Zahlungsstrom von der Preisentwicklung eines bestimmten Basiswertes (Underlying) abgeleitet werden. Termingeschäfte wiederum sind OTC- oder Börsengeschäfte, bei denen die Erfüllung eines Vertrages erst zu einem späteren Termin, jedoch zum am Abschlusstag festgelegten Kurs erfolgen.20 Nachfolgend sollen nun die drei Grundtypen der Finanzderivate – Festgeschäfte, Swaps und Optionen – theoretisch aufgearbeitet werden.

2.2.1 Festgeschäfte

Als Festgeschäfte wird in dieser Arbeit eine bestimmte Kategorie der zuvor angesprochenen Termingeschäfte – die unbedingten Termingeschäfte – bezeichnet. Festgeschäfte stellen eine für beide Vertragspartner verbindliche Vereinbarung dar, einen bestimmten Basiswert abzunehmen oder zu liefern – außerbörslich nennt man sie dabei für gewöhnlich Forwards, börslich Futures.21 Innerhalb dieser Vereinbarung wird jedoch, im Gegensatz zu den Optionen, keinerlei Prämie für eine der Vertragsparteien fällig, wodurch sich der Gewinn bzw. Verlust aus dem Festgeschäft je nach Position aus der Differenz von Kassapreis des Basiswertes und Terminkurs ergibt.22

[...]


1 Donald J. Trump (2019), Twitter.

2 Vgl. Demircan, Ozan (2019), Abs. 5.

3 Vgl. finanzen.net (2020), Chart.

4 Vgl. Boer, Lukas / Menkhoff, Lukas (2020), S. 3.

5 Staroßom, Heiko (2013) S. 130.

6 Vgl. Zurek, Jan (2009), S. 11.

7 Vgl. ebenda, S. 11.

8 Vgl. Wälder, Konrad / Wälder, Olga (2017), S. 1.

9 Vgl. Weber, Jürgen / Kamps, Udo / Gillenkirch, Robert (2018), Abs. 1.

10 Zurek, Jan (2009), S. 11.

11 Vgl. Wälder, Konrad / Wälder, Olga (2017), S. 2.

12 Vgl. Birrer, Thomas K. / Rupp, Markus / Spillmann, Martin (2018), S. 309.

13 Vgl. Stocker, Klaus (2013), S. 321.

14 Vgl. Boka, Noel (2018), S. 11.

15 Vgl. Stocker, Klaus (2013), S. 321.

16 Vgl. Altmann, Jörn (2018), Abs. 1.

17 Vgl. Staroßom, Heiko (2013), S. 130.

18 Vgl. Gleißner, Werner (2019), Abs. 1.

19 Vgl. Wälder, Konrad / Wälder, Olga (2017), S. 3.

20 Vgl. Heldt, Cordula (2018), Abs. 1.

21 Vgl. Staroßom, Heiko (2013), S. 132.

22 Vgl. Mondello, Enzo (2017), S. 711.

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Finanzderivate als Instrument zur Risikoabsicherung im Zins- und Währungsmanagement
Hochschule
Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin
Veranstaltung
Auslands- und sonstige Dienstleistungsgeschäfte
Note
1,3
Autor
Jahr
2020
Seiten
29
Katalognummer
V939029
ISBN (eBook)
9783346269379
ISBN (Buch)
9783346269386
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Finanzderivate, Risikoabsicherung, Zinsmanagement, Währungsmanagement, Zins- und Währungsmanagement, Risikobegriff, Festgeschäft, Festgeschäfte, unbedingtes Termingeschäft, unbedingte Termingeschäfte, Termingeschäft, Termingeschäfte, Swap, Swaps, Option, Options, Optionen, bedingtes Termingeschäft, bedingte Termingeschäfte, Forward Rate Agreement, Forward Rate Agreements, Zinsswap, Zinsswaps, Zinsoption, Zinsoptionen, OTC, Cap, Caps, Caplets, Floor, Floors, Floorlets, Collar, Collars, Zinsoptions, Zinshedging, Corona, Coronakrise, Devisentermingeschäfte, DTG, Devisen, Devisenoption, Devisenoptionen, Zinsen, Währungsoptionen, Währungsoption, Währungshedging, Risikomanagement, Zinsrisiken, Zinsrisiko, Währungsrisiken, Währungsrisiko, Zinsänderungsrisiko, Zinsänderungsrisiken, Währungskursrisiko, Währungskursrisiken, Wechselkursrisiko, Wechselkursrisiken, Derivate, Derivative Finanzinstrumente
Arbeit zitieren
Erik Feind (Autor:in), 2020, Finanzderivate als Instrument zur Risikoabsicherung im Zins- und Währungsmanagement, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/939029

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