Persönlicher Professionalisierungsweg als Lehrperson


Seminararbeit, 2020

30 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Was macht eine gute Lehrperson aus? - Meine professionelle Entwicklung in den Merkmalen einer erfolgreichen Lehrperson

3. Epik-Domäne
3.1. Reflexions- und Diskursfähigkeit
3.2. Professionsbewusstsein
3.3. Kollegialität
3.4. Differenzierungsfähigkeit
3.5. Personal Mastery

4. 10 Merkmale eines guten Unterrichts
4.1. Hoher Anteil echter Lernzeit
4.2. Methodenvielfalt
4.3. Inhaltliche Klarheit

5. Themenabriss des Workshops

6 Fazit

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Dass ich Lehrerin später einmal werden möchte, wusste ich schon seit meiner Kindheit. Ich kann mich noch genau erinnern als ich vor vielen Jahren die Frage „Was willst du später einmal werden? Was ist dein Traumberuf?" in jedem Freundschaftsbuch gleich beantwortet habe, nämlich mit Lehrerin. Durch meine schulische Laufbahn bestätigte sich dieser Gedanke immer mehr, denn ich hatte das große Glück von vielen großartigen und inspirierenden Lehrkräften unterrichtet zu werden, welche mich bei der Entscheidung für den Beruf Lehrer positiv beeinflussten. Dabei hob sich eine Lehrperson besonders stark von den anderen ab, welche ich folglich in einer Art Kurzportrait beschreiben möchte: Bei der Lehrerin, die mich bei meiner Entscheidung für den Lehrberuf prägte, muss ich immer zurück an den Deutschunterricht meiner eigenen Schulzeit denken. In der 6. Klasse Oberstufe verließ unser alter und auch schon eher unmotivierte Deutschlehrer, der nur traditionell den Unterricht frontal abhielt, die Schule und uns wurde eine neue Deutschlehrerin zugeteilt, welche frisch aus dem abgeschlossenen Studium zu uns kam. Durch ihre Motivation, ihre Energie und Freude am Fach faszinierte mich die neue Lehrperson sofort. Der „neue" Deutschunterricht war komplett komplementär zu dem was wir bisher kannten. Durch die Energie, den vielfältigen und neuen Unterrichtsmethoden, welche wir alle im Laufe des Deutschunterrichtes kennenlernen durften, brachte unsere Lehrerin Schwung in den Unterricht und beeinflusste alle Schüler und Schülerinnen dadurch sehr positiv. Auch ihr Umgang mit den Schülern war uns bisher fremd. Lehrer und Schüler begegneten sich auf Augenhöhe. Die Lehrer-Schüler Bindung war sehr intensiv. Im Vergleich zu vielen anderen Lehrkräften hatte diese Lehrerin ein ganz anderes Verhältnis zu uns- sie war fast wie eine Freundin. Jede/r aus meiner Schulklasse dachte bisher, dass Deutsch ein eher träges Fach war, doch diese Lehrperson änderte von fast jedem Schüler die Perspektive. Sogar Schüler und Schülerinnen, welche sich mit dem Fach Deutsch gar nicht identifizieren konnten, freuten sich auf einmal auf diesen Unterricht und waren angespornt Neues zu lernen. Durch ihre positive Art und Weise, Interesse am Fach, Freude am Unterrichten, ihre kreativen Ideen und Einheiten und dem vertrauensvollen Verhältnis, das diese Lehrerin zwischen den SchülerInnen und sich selbst herstellte, wurde sie ein Vorbild für mich. Noch heute denke ich mir oft: genau so will ich später auch einmal sein.

Am Ende meiner Schullaufbahn stand somit mein Entschluss fest: Ich will eine gute Lehrerin werden. Somit begann ich im Oktober 2016 schließlich mein Lehramtsstudium an der Universität Innsbruck. Auf Grund meiner vielen positiven Erfahrungen mit erfolgreichen 4 Lehrpersonen war meine Einstellung zum Lehrberuf relativ simpel: Sei Experte in deinen eigenen Fächern und freundlich zu den SchülerInnen, dann wirst du sicher eine tolle Lehrerin. Doch gleich im ersten Semester meines Studiums wurde ich eines Besseren belehrt. Durch viel Theorie wurde mir klargemacht, dass der Beruf Lehrersein sehr komplex und mit einigen großen Herausforderungen verbunden ist und somit definitiv kein „Zuckerschlecken" ist. Dies war für mich jedoch kein Grund zur Demotivation - ich war umso mehr angespornt zu lernen, mich in den fachlichen, fachdidaktischen und auch pädagogischen Bereichen weiterzubilden und mich diesen Herausforderungen zu stellen. Im Laufe der letzten acht Semester wurde ich in zahlreichen Lehrveranstaltungen intensiv für den Lehrberuf vorbereitet. Dabei wurden zahlreiche Aspekte wie unter anderem das Erstellen von Unterrichtsplanungen Schülerbeobachtungen, Classroom-Management, Lerntheorien, Lehrpläne der verschiedenen Schultypen, förderliche Leistungsbewertung, das Erstellen von Beurteilungskriterien, Kommunikation, Körpersprache und Stimme, Gendersensibilität, Rechte in der Schule, Umgang mit Heterogenität, Umgang mit Unterrichtsstörungen, das Erstellen von Diagnosen, das Geben von korrektem Feedback, diverse Unterrichtsmethoden wie Think-Pair-Share oder Placemat Methode, Differenzierung, Qualität von Unterricht, besondere Schulen mit Schulpreis, LehrerInnenprofessionalität und noch viele mehr behandelt.

Am Ende meines Bachelorstudiums ist es nun an der Zeit diese acht Semester Revue passieren zu lassen, Bilanz zu ziehen und einen Blick auf meine persönliche professionelle Entwicklung, welche im Laufe dieser Zeit geschah, zu werfen. Auf Grund dessen werde ich in der vorliegenden Arbeit meine wichtigsten Erkenntnisse aus den vergangenen Semestern mit meinen Erfahrungen verknüpfen und darlegen. Dabei werde ich die zwei theoretischen Ansätze und Modelle, welche mich nachhaltig geprägt und besonders stark beeinflusst haben genauer erläutern und mithilfe von Fachliteratur und früherer Arbeitsprodukten aus der Praxis (Unterrichtsplanungen, Hospitationsprotokolle etc.) meine individuellen Entwicklungsschritte aufzeigen. Im ersten Kapitel werde ich dabei einige Merkmale einer erfolgreichen Lehrperson erläutern und diese mit meinen persönlichen Entwicklungen verknüpfen. Folglich werde ich auf die Domänen der Lehrerprofessionalität genauer eingehen und aufzeigen, wie ich mich in diesen Kompetenzen innerhalb der letzten Jahre verbessern konnte. Weiters werde ich die 10 Kriterien eines guten Unterrichts von Hilbert Meyer anführen und auf drei davon intensiver Bezugnehmen und mit meinen Praxiserfahrungen in Verbindung bringen. In all jenen Kapitel werde ich dabei oft Bezug zu meinen persönlichen, anfänglichen Entwicklungszielen nehmen um auf diese Weise meinen Fortschritt vom Beginn des Studiums bis hin zu der Lehrperson, die ich jetzt bin am besten aufzeigen zu können. Im vorletzten Kapitel werde ich noch kurz den Themenabriss des Workshops anführen, worauf hin das letzte Kapitel mit einem abschließenden Fazit die Arbeit vollendet.

2. Was macht eine gute Lehrperson aus? - Meine professionelle Entwicklung in den Merkmalen einer erfolgreichen Lehrperson

Um selbst eine erfolgreiche Lehrerin/ ein erfolgreicher Lehrer zu werden, muss sich, meiner Meinung nach, jede angehende Lehrperson intensiv mit der obenstehenden Frage auseinandergesetzt haben. Im Laufe des Studiums wurde mir bewusst, dass es kein Rezept für die perfekte Lehrperson oder den perfekten Unterricht gibt, denn jede Klasse ist verschieden, jeder Schüler und jede Schülerin ist individuell. Um einen tollen Unterricht durchführen zu können, muss daher eine Lehrperson sehr anpassungsfähig und professionell sein (vgl. von Mirbach & Scheele 2018: 05:20 - 05:30). Bei der Frage „Was macht eine gute Lehrperson aus?“ denke ich immer sofort an meine frühere Deutschlehrerin, welche mich bei der Entscheidung für den Lehrberuf bestärkte (siehe Kurzportrait Einleitung). Wie schon erwähnt, war und ist diese Lehrperson heute noch ein großes Vorbild für mich. Durch diese Lehrerin wurde mir gezeigt, dass die Motivation und das Interesse der Schüler und Schülerinnen oft nicht am Fach selbst, sondern an der Lehrperson liegt. Die Lehrperson kam frisch aus dem Studium und riss uns alle von ihrer Begeisterung am Fach sowie mit ihrer Motivation mit. Auf einmal vergingen die sonst sehr zähen Unterrichtseinheiten wie im Flug. Genauso wie John Hattie, habe auch ich erkannt, dass „die Lehrperson im Mittelpunkt der Wirksamkeit von Unterricht" (Höfer & Steffens 2014: 7) steht. Auch durch meine eigenen Praktika und meine eigene Erfahrung als Lehrperson konnte ich nachvollziehen, wie bedeutend die Leidenschaft zum Inhalt der eigenen Fächer ist, um so Feuer auch in den Schülern und Schülerinnen zu entfachen. (vgl. ebd. 2014: 6). Durch die Inhalte der ILS-Seminare wurde mit immer mehr klar, dass es überwiegend von der jeweiligen Lehrperson abhängt, wie gut Schüler und Schülerinnen wirklich lernen (vgl. von Mirbach & Scheele 2018: 05:00 - 05:05). Dies zeigen auch unter anderem die Ergebnisse von Hatties Metastudie: während zum Beispiel die Klassengröße oder auch die Schulform nur einen sehr geringen Einfluss auf den Lernerfolg der Schüler und Schülerinnen haben, sind die lernprozessbegleitende Evaluation (formative Evaluation), das Geben sowie auch Bekommen von Feedback, die Klarheit der Lehrperson (u.a. klare Sprache, das Mitteilen der Unterrichtsabsicht und der Ziele) sowie auch eine vertrauensvolle Schüler­Lehrer Beziehung enorm wichtige Einflussfaktoren für den Lernerfolg (vgl. ebd. 05:35-05:50; Höfer & Steffens 2014: 9).

Das Zitat “The mediocre teacher tells. The good teacher explains. The superior teacher demonstrates. The great teacher inspires” von William Arthur Ward, welches mir von meiner Betreuungslehrerperson aus dem ersten Praktikum (absolviert im Februar 2017) mitgegeben wurde und mich von diesem Moment an meine gesamte Lehrerausbildung begleitet, beschreibt die Bedeutung einer erfolgreichen Lehrperson meiner Meinung nach ideal. Im Laufe meines Studiums (besonders durch die durchgeführten Praktika und Hospitationen) wurde mir nämlich die Wichtigkeit der Lehrperson immer mehr bewusst, denn der Beruf Lehrer ist viel mehr als „nur“ das reine Stoffübermitteln. Als Lehrer bist du ein Vorbild für Schüler und Schülerinnen. Es ist wichtig die Kinder zu inspirieren, sie mit deiner Begeisterung über verschiedenste Themen bezüglich deiner Fächer anzustecken, ihr Interesse, sowie auch ihre Motivation zu wecken. In die Schule gehen und Lernen sollte den Kindern Spaß machen, und nicht, wie leider in den meisten Fällen, eine Qual oder ein Fürchten sein.

Doch nicht nur Fachwissen soll den Schülern und Schülerinnen vermittelt werden. Durch mein Studium habe ich gelernt, dass es umso wichtiger ist Schüler und Schülerinnen auf das spätere Leben vorzubereiten und somit auch die sozialen Kompetenzen zu fördern. Schon im ersten Semester vermittelte uns Univ.- Prof. Christian Kraler, dass der Lehrberuf polyvalent ist. Erfolgreiche Lehrer und Lehrerinnen sind natürlich Experten für deren eigene Fächer, jedoch sind sie auch Diagnostiker, Erzieher, Berater, Organisator, Beurteiler und wahrscheinlich noch vieles mehr.

Weiters habe ich erfahren, dass der Lehrberuf zu den Professionen zählt. Mir wurde bewusst, dass, so wie in allen Berufen in denen Professionen aktiv sind, auch im Lehrberuf ein hohes Maß an Reflexion und Flexibilität, gefordert wird (vgl. Esslinger-Hinz & Sliwka 2011: 29). Auf Grund dessen zählen diese zwei Aspekte, für mich, definitiv zu den wichtigsten Merkmalen einer erfolgreichen Lehrperson. Die Bedeutung von Reflexion und Flexibilität lernte ich jedoch nicht nur durch Theorie in Vorlesungen und Seminaren in meinem Studium, sondern erlebte ich auch in der Praxis in jedem einzelnen Praktikum. Dabei muss ich ehrlich sein, dass besonders der Aspekt der Flexibilität für mich bei meinen ersten Praktika noch am Anfang meiner Ausbildung eine Herausforderung für mich darstellte. Als junge und noch eher unerfahrene Lehrperson wollte ich mich immer strikt an meine selbst zusammengestellte Unterrichtsplanung halten. Obwohl ich bei der Durchführung meiner Planung oft schnell merkte, dass Schüler und Schülerinnen bei einigen Aufgaben mehr oder auch weniger Zeit benötigten als ich in meiner detaillierten Unterrichtsplanung eingeschätzt habe, oder irgendwelche andere unvorhersehbare Problematiken eintraten (SchülerInnen verstehen Aufgabe nicht, SchülerInnen gefällt die geplante Unterrichtseinheit nicht, Störungen im Unterricht), fiel es mir schwer flexibel und situativ angemessen zu reagieren, da ich nichtsdestotrotz meine Planung unveränderbar realisieren wollte. Dass das versteife Einhalten meiner Planungen schnell zu einem Korsett für mich wurde, „das es erschwert, situationsangemessen auf unerwartete Probleme, Störungen, Herausforderungen und besondere Bedürfnisse der Lernenden zu reagieren“ (Heymann & Siegwert, 2017), bemerkte ich sehr schnell. Auf Grund dessen formulierte ich auch das flexible und situative Handeln im Unterricht als eines meiner anfänglichen Entwicklungsziele. Am Ende meines Bachelorstudiums kann ich nun behaupten, dass ich mich definitiv in diesem Bereich weiterentwickelt habe. Dies bestätigte mir auch meine Betreuungslehrperson im Schulpraktikum 3a, als ich auf Grund von technischen Schwierigkeiten den Unterricht anders gestalten musste. Ich bin mir nun der Wichtigkeit von Flexibilität bewusst und fühle mich nicht mehr gezwungen meine detaillierte Unterrichtsplanung genau so auszuführen wie geplant.

Weiters erfuhr ich auch in allen meiner Praktika die Wichtigkeit von Reflexion. Alleine durch die vielen Einheiten, welche für Unterrichtsnachbesprechungen in allen Praktikumspässen frei gehalten werden, wird man sich erst der Bedeutung des kontinuierlichen Reflektieren bewusst. Durch diese Besprechungen bekamen wir Studenten und Studentinnen nicht nur wichtiges Feedback von den KollegInnen bzw. unseren Betreuungslehrpersonen, sondern entwickelten auch gleichzeitig unsere eigene Reflexionskompetenz durch die zweite Phase der professionellen Reflexion - Reflection-on-action, bei der direkt im Anschluss des professionellen Handelns Situationen Revue passiert gelassen werden (vgl. Esslinger-Hinz & Sliwka 2011: 32f.). Bezüglich der Reflexion während des Unterrichtsgeschehens (Reflectionin­action) konnte ich auch positive Entwicklungen durch meine Praktika feststellen. Ich weiß noch genau wie aufgeregt und überfordert mit mir selbst ich in meinem allerersten Praktikum war. Vor einigen Jahren war ich noch nicht in der Lage während meinem eigenen professionellen Handeln zu reflektieren, doch auch dabei entwickelte ich mich weiter. Bei meinem letzten Praktikum fiel mir zum Beispiel auf, dass meine mündliche Arbeitsanweisung (auf Englisch) für die Klasse (1. Unterstufe Gymnasium) noch zu komplex war und dadurch einige Schüler und Schülerinnen mich nicht verstanden hatten und die Aufgabe nicht lösen konnten. Schon nach einigen Sekunden nahm ich dieses Problem wahr, woraufhin ich den Arbeitsauftrag gleich in einfacheren Worten erklärte. Dies war nur einige von wenigen Situationen, in welchen mir die Wichtigkeit der Reflexionsfähigkeit für einen erfolgreichen Unterricht bewusst wurde.

Ein weiteres wichtiges Merkmal für einen erfolgreiche Lehrperson bezieht sich auf das Einholen von Feedback, denn auch dies ist essenziel für den Lernerfolg der Schüler und Schülerinnen (vgl. von Mirbach & Scheele 2018: 07:00 - 08:05). Dabei haben sich die Rückmeldungen von den Lernenden zur Lehrperson als besonders wirksam herausgestellt, denn „wenn Lehrer danach fragen, oder zumindest offen sind für Feedback von den Schülern über das, was sie wissen, was sie verstehen, wo sie Fehler machen, wann sie etwas missverstehen, wann sie nicht interessiert sind - dann können Lehren und Lernen aufeinander abgestimmt werden und wirkungsvoll sein. Feedback an Lehrer hilft, Lernen sichtbar zu machen“ (Hattie 2009: 173). Obwohl ich immer nur punktuell einige wenige Unterrichtseinheiten an verschiedenen Schulen absolvieren konnte, war es mir schon immer besonders wichtig mir Rückmeldungen direkt von den Schülern und Schülerinnen zu meinen gehaltenen Einheiten zu holen. Ich denke auch, dass besonders noch unerfahrene Lehrkräfte eher nach Feedback von den Lernenden fragen, da es Lehrenden einfach zeigt, in welchen entscheidenden Bereichen man Verbesserungen anstellen kann (vgl. von Mirbach & Scheele 2018: 08:35 - 08:50). Erfahrene Lehrkräfte, welche schon jahrelang den Beruf ausüben, sind sich in deren Tun und Handeln jedoch oft sehr sicher und stützen sich somit oft nicht mehr auf Feedback. Dies ist jedoch falsch, denn im Laufe meines Studiums wurde mir gezeigt, dass der Lehrberuf zu den Professionen zählt und diese unter anderem durch kontinuierliche Weiterentwicklung geprägt ist (vgl. Esslinger-Hinz & Sliwka 2011: 30f.). Das heißt also, dass Lehrpersonen selbst lebenslang Lernende sind und sich stets bemühen sollen sich weiter zu entwickeln - und dies nicht nur auf fachlicher Ebene, weswegen auch nach einigen Jahren des Lehrens es noch wichtig sein wird sich Feedback von den Schülern und Schülerinnen einzuholen. Für mich persönlich noch weitere wichtige Eigenschaften einer guten Lehrperson sind Klarheit und Konsequenz, Motivation und die Fähigkeit mit Scheitern umgehen zu können. Auch Respekt, das Zulassen von Fehlern, Anerkennung, Verständnis aufbringen können und das gegenseitige Wertschätzen sind meiner Meinung essenzielle Eigenschaften für erfolgreiche Lehrpersonen. Das genaue Erläutern und Beschreiben meiner persönlichen Entwicklung in jedem einzelnen dieser Aspekte würde jedoch den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Wie dieses Kapitel zu erkennen gibt, braucht es eine Vielzahl von Eigenschaften um ein erfolgreicher Lehrer/ eine erfolgreiche Lehrerin zu sein und den Schulalltag zu meistern. Der Beruf Lehrer ist enorm verantwortungsvoll, denn Lehrer und Lehrerinnen versuchen ihre Schüler und Schülerinnen auf das Leben vorzubereiten und diese zu selbstständigen Individuen zu entwickeln. All dies ist oft mit komplexen Herausforderungen verbunden, was viel Professionalität abverlangt. Welche Kompetenzen mit der Lehrer/innen/professionalität in Zusammenhang gebracht werden, wie ich mich in den einzelnen Domänen entwickelt habe und was meine Stärken und Schwächen dabei sind, wird nun im folgenden Kapitel anhand der EPIK-Domänen genauer erläutert.

3. Epik-Domäne

Mithilfe der fünf Domänen der Lehrer/innen/professionalität sollen die zwei Perspektiven Professionalität bzw. individuelle Kompetenzen und die Gestaltung von Systemstrukturen definiert und miteinander verschränkt werden. Auf der einen Seite fordern diese Domänen eine Orientation an und Weiterentwicklung in gewissen Kompetenzen für Lehrpersonen, verlangen aber auf der anderen Seite gleichzeitig eine Adaptierung und Verbesserung der Strukturen des Bildungssystems. Das heißt also, dass sich in diesen Kompetenzfelder, welche auch unter Domänen bekannt sind, individuell jede Lehrperson einzeln weiterentwickeln muss; um diese jedoch komplett zu entfalten sind eben höhere Prozesse des Systems vonnöten (vgl. Schratz et. al 2008: 124, 128). Im folgenden Abschnitt dieser Arbeit werde ich auf diese fünf Domäne genauer eingehen sowie meine professionelle Entwicklung in den einzelnen Kompetenzen aufzeigen.

3.1. Reflexions- und Diskursfähigkeit

Wie ich schon im obenstehenden Kapitel kurz erläutert habe, so sind sich auch Forscher einig, dass kompetente Lehrpersonen reflektieren können. Damit ist also gemeint, dass Lehrpersonen die Fertigkeit besitzen sollen, sich von deren eigenen Handeln zu distanzieren und somit über die eigenen Unterrichtsgeschehnisse zu urteilen (vgl. Schratz et. al 2008: 130). Direkt im Bezug zur Fähigkeit reflektieren zu können, steht laut Schratz et al. auch das Kompetenzfeld Diskursfähigkeit, also einen fachlichen Austausch unter Kollegen führen zu können. Diese zwei Fähigkeiten sind der Kern des professionellen Handelns (vgl. ebd.). Wie schon in Kapitel 2 kurz erwähnt, wurde meine Reflexionskompetenz besonders durch die Reflexion im Nachhinein in den Unterrichtsnachbesprechungen (reflection-on-action) mit der Betreuungslehrperson verbessert. Gleichzeitig entwickelte ich mich dabei im Kompetenzfeld der Diskursfähigkeit, da ich mit Kolleginnen oft einen Fachdiskurs führte. Gerade in meinen ersten Praktika wusste ich oft noch gar nicht, was ich in den Nachbesprechungen selbst berichten soll. Dies wurde dann oft zu einem von der Betreuungslehrkraft gehaltenen Monolog bezüglich meiner Stärken und Schwächen. Umso mehr Unterrichtseinheiten ich jedoch hielt, umso öfter begann ich mein eigenes Tun und Handeln kritisch selbst zu reflektieren, zuerst nur im Anschluss an den Unterricht, später jedoch auch schon direkt im Unterricht selbst. In den Besprechungen teilte ich meine persönliche Sichtweise mit der Lehrkraft und begann auch selbst über meinen eigenen Unterricht zu urteilen, verknüpfte dies oft mit pädagogischen theoretischen Modellen und führte somit gleichzeitig einen fachlichen Diskurs mit meiner Praxislehrperson. Auch oft am Abend zu Hause lies ich vergangene Unterrichtseinheiten selbstständig Revue passieren, analysierte und hinterfragte einige Situationen kritisch und überlegte mir alternative Handlungsmöglichkeiten, um ungünstige und misslungene Situationen in Zukunft zu verhindern. In den vergangenen Semestern wurde mir die Wichtigkeit der Reflexions- und Diskursfähigkeit immer mehr bewusst, weswegen ich mir für meine zukünftige Professionalisierung vornehme, mich weiterhin intensiv und kritisch mit meinen eigenen Unterricht auseinanderzusetzen und diesen auch meinen KollegInnen zu schildern umso meine Kompetenzen bezogen auf meine Reflexivität und Diskursfähigkeit weiter auszubauen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 30 Seiten

Details

Titel
Persönlicher Professionalisierungsweg als Lehrperson
Hochschule
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck  (Lehrerinnenbildung)
Note
1
Autor
Jahr
2020
Seiten
30
Katalognummer
V938382
ISBN (eBook)
9783346270283
Sprache
Deutsch
Schlagworte
persönlicher, professionalisierungsweg, lehrperson
Arbeit zitieren
Romana Pfurtscheller (Autor:in), 2020, Persönlicher Professionalisierungsweg als Lehrperson, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/938382

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Persönlicher Professionalisierungsweg als Lehrperson



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden