Henriette Hardenbergs Gedichtband "Neigungen". Lyrik des expressionistischen Jahrzehnts


Masterarbeit, 2020

77 Seiten, Note: 1,7

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung und Forschungsstand
1.1. Zielsetzung und Leitfaden der Arbeit
1.2. Existenz eines weiblichen Expressionismus

2. Charakteristika der Lyrik im Expressionismus
2.1. Themen, Motive und Merkmale

3. Die Dichterin Henriette Hardenberg
3.1. Leben und Werk

4. Analyse ausgewählter, repräsentativer Gedichte
4.1. Aufbruch- und Ausbruchsgedichte
4.1.1. Mit dem Frühling
4.1.2. Der Vogel
4.1.3. Gewitter am Abend
4.2. Antipathiegedichte
4.2.1. Der Flüchtling
4.2.2. Der Kranke
4.3. Sympathiegedichte
4.3.1. Lied
4.3.2. Die Geliebte

5. Zusammenfassung der formalen und stilistischen Elemente
5.1. Merkmale der Aufbruch- und Ausbruchsgedichte
5.2. Merkmale der Antipathiegedichte
5.3. Merkmale der Sympathiegedichte

6. Resümee der Arbeit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung und Forschungsstand

Eine umfassende Geschichte über die Dichterinnen des Expressionismus ist noch zu schreiben. Die Tatsache, daß die expressionistische Bewegung überwiegend von männlichen Autoren bestimmt wurde, verstellt allzu leicht den Blick für die literarische Bedeutung der wenigen publizierenden Schriftstellerinnen dieser Zeit […].1

Gleichwohl sich die Forschung über die Literatur der expressionistischen Epoche, welche in etwa dem Zeitraum von 1910 bis 1925 zuzuordnen ist,2 genau ein Jahrhundert nach ihrer Schaffensphase auf einem fortgeschrittenen Stand befindet, besteht nach Hartmut Vollmer nichtsdestoweniger ein großer Forschungsbedarf zu der expressionistischen Literatur von Autor innen dieser Zeit. Es will ,,geradezu unverständlich erscheinen, dass bislang weder eine Sammlung noch eine größere Untersuchung der Dichtungen expressionistischer Autor innen vorliegt‘‘, konstatiert er in seiner 1993 erschienenen Lyrikanthologie von Dichterinnen des Expressionismus. Es mag sich die Vermutung aufdrängen, resümiert Vollmer, ,,dies als das Resultat einer unbedeutenden, marginalen oder aber lediglich singulären (Paradigma: Else Lasker-Schüler) Existenz expressionistischer Autorinnen zu sehen.‘‘3 Des Weiteren schreibt er die fehlende Beachtung dichtender Frauen im Expressionismus weniger einer geringeren Qualität ihrer Werke, als vielmehr einer fehlenden Quantität ihrer Veröffentlichungen zu.4

So ist man im Jahre 1988 nicht wenig überrascht, als das gesammelte Werk der von Hartmut Vollmer quasi wiederentdeckten, expressionistischen Dichterin Henriette Hardenberg erschien, welche sich damit neben die bekannteren Namen Else Lasker-Schüler, Claire Goll und Emmy Hennings stellte. Dabei tauchte auch zunehmend häufiger der Begriff des ,,weiblichen Expressionismus‘‘ auf, nach welchem das lyrische Werk der Dichterin dem literarischen Expressionismus eine neue, eigenwillige Nuance hinzufüge.5

Die weibliche Seite des Expressionismus – eine Randerscheinung? Welchen Beitrag leisteten Frauen zu einer der wichtigsten literarischen Bewegungen des vergangenen Jahrhunderts? Es bleibt noch eine Reihe expressionistischer Dichterinnen zu entdecken, um dem Forschungsbedarf gerecht zu werden und die Untersuchungen weiter voranzutreiben.

1.1. Zielsetzung und Leitfaden der Arbeit

Die folgende Untersuchung setzt es sich zur Aufgabe, das literarische Schaffen der in Vergessenheit geratenen Dichterin6 Henriette Hardenberg näher zu beleuchten. Der bereits erwähnte Forschungsmangel hinsichtlich der weiblichen Autorschaft der expressionistischen Epoche, sowie die Deklaration des Expressionismus als ,,Männerbewegung‘‘7 geben Anlass dazu, die Untersuchungen zum Werk expressionistischer Dichterinnen erneut zu fokussieren und weiter auszubauen. Dabei soll das Augenmerk auf eine Dichterin gelegt werden, die in Forschungskreisen eher peripher Erwähnung findet8, um ihren spezifischen Beitrag zum literarischen Expressionismus herauszuarbeiten, welcher nach Paul Raabe unter anderem in einer Verhaltenheit und Zartheit ihres Tons besteht.9 Neigungen nannte Henriette Hardenberg10 damals ihren 1918 erschienenen Gedichtband, der Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit sein soll.

„Die Texte […] sind zurückhaltend und eindringlich zugleich und wirken noch heute so wie zum Zeitpunkt ihres Erscheinens […]. Über der Rhythmik dieser Gedichte liegt eine ganz seltene Stille‘‘11, urteilt Raabe 1988 im Vorwort der von Vollmer veröffentlichten Gedichtsammlung Henriette Hardenberg Dichtungen. Die Aussagen Raabes über die Gestaltungsweise der Gedichte Hardenbergs stützen auch den Glauben an die Existenz eines sog. ,,weiblichen Expressionismus‘‘, welcher angeblich geschlechtsspezifische Ausdrucksformen der expressionistischen Bewegung erkennen ließe.12 Diese Ausdrucksformen seien insgesamt ,,sanfter‘‘, ,,leiser‘‘ und ,,verhaltener‘‘13 als die der männlichen Autorschaft.

Innerhalb der recht aktuellen Forschungsdiskussion zum Thema der ,,weibliche[n] Perspektiven‘‘14 des Expressionismus steht jedoch auch die konträre Aussage zur Debatte, dass es den weiblichen Expressionismus überhaupt nicht gibt.15

Eine Betrachtung und eingehende Analyse sieben exemplarisch ausgewählter Gedichte Henriette Hardenbergs aus ihrem Gedichtband Neigungen soll Klarheit darüber schaffen, ob und wenn ja inwiefern in ihren Werken der postulierte weibliche Expressionismus tatsächlich seinen Ausdruck findet. Neben der Beantwortung dieser Problemstellung soll aber die Frage nach der Existenz (oder Nicht-Existenz) „typischer‘‘ bzw. charakteristischer, expressionistischer Imaginationen im Gedichtband Neigungen im Vordergrund stehen. Der Begriff ,Imaginationen‘ meint in diesem Kontext die in der Lyrikforschung allgemein bekannten und immer wieder auftauchenden, spezifischen expressionistischen Ausdrucksformen, Themen, Merkmale und Motive wie sie etwa Silvio Vietta in Lyrik des Expressionismus zu ordnen und strukturieren versucht.16 Themen wie Liebe, Landschaften und Natur, die seit jeher eine große Rolle in sämtlichen lyrischen Werken verschiedenster Epochen spielen, erhalten im Expressionismus eine eigenwillige, epochenspezifische Komponente. Hinzu kommen Problemkomplexe wie beispielsweise die Großstadtthematik, die Erfahrung des Ersten Weltkrieges, der Ich-Zerfall und die Industrialisierung.17 Ob und wenn ja inwiefern sich derartige Thematiken auch in Gedichten Henriette Hardenbergs finden lassen und ob man ihre Werke thematisch zum sog. ,,expressionistischen Jahrzehnt‘‘ zählen kann, soll im Verlauf dieser Arbeit ermittelt werden. Nach Paul Raabe steht es fest, dass Hardenberg einen ganz eigenen Zugang zu den Themen findet, mit dem wir ,,einen ,anderen Expressionismus‘ [kennen lernen.]‘‘18 Die Ausführungen zwecks Untersuchung expressionistischer Themen, Motive und Merkmale im Gedichtband Neigungen Henriette Hardenbergs sollen an dem folgenden Leitfaden orientiert sein:

Als Hinführung zum Thema befasst sich die Einleitung der Arbeit zunächst mit einem Überblick über den Forschungsstand zur dichterischen Tätigkeit expressionistischer Autorinnen und betrachtet in diesem Zusammenhang insbesondere die Frage nach der Existenz eines ,,weiblichen Expressionismus‘‘19, die als Reaktion auf Vollmers Lyrikanthologie ,, In roten Schuhen tanzt die Sonne sich zu Tod‘‘. Lyrik expressionistischer Dichterinnen aufkam.

Daran anschließend wird mithilfe einschlägiger Sekundärliteratur ein theoretischer Hintergrund zu den Charakteristika der – von männlichen Autoren dominierten – literarischen Gattung der Lyrik im Expressionismus erarbeitet. Dabei wird u.a. auf bereits erwähnte Themen, Motive und Merkmale genauer eingegangen und somit eine Vergleichsgrundlage für die späteren Gedichtanalysen hergestellt. Der darauffolgende Teil widmet sich der Vorstellung der Dichterin Henriette Hardenberg. Über einige Angaben zu ihrem Leben und Werk wird Transparenz über ihren künstlerischen Beitrag innerhalb der expressionistischen Bewegung geschaffen. Das folgende Kapitel, welches den Kern der Ausführungen bildet, befasst sich mit der Textarbeit: In einer Analyse ausgewählter repräsentativer Gedichte werden die im vorherigen Kapitel vorgestellten expressionistischen Themen, Motive und Merkmale im Gedichtband Neigungen veranschaulicht. Die Auswahl der Gedichte erfolgt auf Grundlage der 1918 erschienenen Erstausgabe des Gedichtbandes Neigungen von Henriette Hardenberg und fokussiert sich hierbei auf zum Teil verhältnismäßig bekannte, zum anderen Teil jedoch auch auf eher unbekannte Texte.

Zunächst wurde eine ausgiebige Sichtung aller in Neigungen enthaltenen Gedichte (insgesamt 36 an der Zahl) vorgenommen, wobei versucht wurde, den inhaltlichen Grundtenor der Texte zu erfassen. Dabei stellten sich rasch die dominantesten Themen heraus, welche sich den drei im Band enthaltenen Büchern In Landschaften, In Feindseligkeiten und Zuneigungen zuordnen lassen: Im Buch In Landschaften überwiegt ein gewisses Verkündigungs-Pathos, eine Aufbruchs- und Ausbruchsstimmung. Mit Betrachtung des Buches In Feindseligkeiten wurde deutlich, dass hier die Themen Krieg, Tod, Krankheit und Zerstörung angesprochen werden, und in Zuneigungen sind es 12 von 18 Gedichten, die eine unterschiedlich geartete Beziehung zwischen einem lyrischen Ich und einem lyrischen Du darstellen, wobei es sich zumeist um Liebesbeziehungen handelt. Aufgrund dieser Feststellungen wurden nur solche Gedichte ausgewählt, die für die jeweils ermittelten Themenbereiche am repräsentativsten schienen. Angesichts des Umfangs von insgesamt 36 Gedichten ist es nachvollziehbar, dass eine erschöpfende Analyse des kompletten Textmaterials im Rahmen dieser Arbeit nicht umsetzbar ist. Daher wurden letztendlich sieben Gedichte ausgewählt, um dennoch ein möglichst aussagekräftiges Abbild der ermittelten Themenbereiche nachzuzeichnen. Letztere bildeten die Grundlage für die Einteilung der ausgewählten Gedichte in drei Kategorien: Aufbruch- und Ausbruchsgedichte, Antipathiegedichte und Sympathiegedichte. Repräsentativ für die Kategorie der Aufbruch- und Ausbruchsgedichte stehen die Werke Mit dem Frühling, Der Vogel und Gewitter am Abend. Bewusst umfasst diese Kategorie im Gegensatz zu den Antipathie- und Sympathiegedichten drei Gedichte, da sich hier sehr unterschiedliche Facetten des Aufbruchspathos, bzw. des Aufbruchswunsches zeigen, die sich am besten durch die Analyse von drei Texten veranschaulichen lassen. Exemplarisch für die Kategorie der Antipathiegedichte werden Der Flüchtling und Der Kranke analysiert und die dritte Kategorie der Sympathiegedichte wird durch die Gedichte Lied und Die Geliebte repräsentiert.

Schließlich wird im sechsten Kapitel eine Zusammenfassung der stilistischen und formalen Elemente der zuvor analysierten Gedichte vorgenommen, wobei die Betrachtung der semantischen Felder, der Konnotationen, Assoziationen und symbolischen Bedeutungen, sowie der Rollenfiktion der Figuren eine besondere Aufmerksamkeit zuteilwird. Ein Resümee, dass alle gewonnen Erkenntnisse noch einmal zusammenfasst, komplettiert die Ausführungen dieser Arbeit.

1.2. Existenz eines weiblichen Expressionismus

Eine von Thomas Anz deklarierte ,,Ignoranz der Literaturgeschichtsschreibung‘‘20 gegenüber der Lyrik expressionistischer Autorinnen lässt die Frage nach der Existenz eines ,,weiblichen Expressionismus‘‘ aufkommen und weist auf die Dringlichkeit hin, sich intensiver mit dieser Thematik auseinanderzusetzen. Die Betrachtung der Existenz oder Nicht-Existenz eines weiblichen Expressionismus erfolgt auf zwei Ebenen, wobei sich zunächst einmal die Quantität der Veröffentlichungen untersuchen lässt: Im Jahre 1985 führt Paul Raabe in seinem erstmals veröffentlichten, bibliographischen Handbuch lediglich 19 expressionistische Autorinnen auf, denen eine Anzahl von über 300 männliche Autoren gegenübersteht.21,,Erst in jüngerer Zeit ist der Anteil weiblicher Autorschaft in Editionen und Forschungen stärker akzentuiert worden‘‘22, konstatiert Anz 2002, was nun auch wieder 18 Jahre zurückliegt. Den ersten größeren Beitrag hat ohne Zweifel Hartmut Vollmer geleistet, indem er 1993 seine Anthologie ,, In roten Schuhen tanzt die Sonne sich zu Tod‘‘. Lyrik expressionistischer Dichterinnen veröffentlichte. Darin lassen sich insgesamt 39 Autorinnen finden – angefangen von den großen Namen wie Else Lasker-Schüler, Claire Goll, Emmy Hennings und Paula Ludwig bis hin zu vergessenen Dichterinnen wie Maria Benemann, Ite Liebenthal und auch Werke der im Fokus des Interesses dieser Arbeit stehenden Henriette Hardenberg.23 Paul Raabe betitelt Vollmers Anthologie als eine ,,literarische Sensation‘‘24 angesichts der Menge der von ihm zugänglich gemachten Texte expressionistischer Dichterinnen und definiert den quantitativen Stellenwert dieser noch einmal neu:

Zwar bleibt die Zahl der schreibenden Frauen im Vergleich zu den tonangebenden Männern aufs Ganze gesehen immer noch gering, aber sie ist ungleich größer, als dem Liebhaber expressionistischer Literatur bewusst ist.25

Neben Raabe, der den werbenden Kommentar zum Werk Vollmers in der Züricher Ausgabe verfasste, beurteilen aber auch noch weitere unabhängige, neutrale Literaturwissenschaftler wie etwa Christine Kanz26 oder Janine Kuchler Vollmers Anthologie als ,,unschätzbare Grundlage‘‘27 für eigene Publikationen.

Neben der Untersuchungsebene, die sich mit der Quantität der expressionistischen Lyrik von Autorinnen beschäftigt, stellt die Ebene der Qualität der Texte die weitaus komplexere, jedoch auch interessantere Ebene im Zusammenhang nach der Frage der Existenz eines weiblichen Expressionismus dar. Hierzu sei zum einen auf Vollmers Vorwort zu „In roten Schuhen tanzt die Sonne sich zu Tod“. Lyrik expressionistischer Dichterinnen verwiesen, zum anderen auf einen aktuelleren Forschungsbeitrag Vollmers in Walter Fähnders und Helga Karrenbrocks Sammelband Autorinnen der Weimarer Republik.28 Seine Aussagen über den weiblichen Expressionismus zeugen von einem eher eigenwilligen, nicht gänzlich stringenten Argumentationsgang und spiegeln die höchst kontroverse Forschungsdebatte um diesen Begriff sehr gut wider. Zunächst stellt Vollmer die Frage nach dem dichterischen Selbstverständnis expressionistischer Autorinnen vor dem Hintergrund der zahlreichen, verschieden gearteten Beziehungen dieser zu expressionistischen Schriftstellern. Beispielhaft führt er etwa die Liebesbeziehung zwischen Herwarth Walden und Else Lasker-Schüler, die Freundschaft zwischen Emmy Hennings und Johannes R. Becher, sowie die Ehe zwischen Alfred Wolfenstein und Henriette Hardenberg an. Nach Vollmer gilt es, einen ,,weiblichen Standort bei der versuchten Selbst- und Weltfindung‘‘29 innerhalb der expressionistischen Epoche zu proklamieren. Worin sich dieser ,,weibliche Standort‘‘ allerdings genau offenbart, scheint er nicht mit voller Sicherheit sagen zu können. Zeithistorisch argumentierend, stellt Vollmer die zunehmende Entwicklung der Gleichstellung von Mann und Frau dar, die sich beispielsweise in der Einführung des aktiven und passiven Wahlrechts der Frau im November 1918 manifestierte, um somit vermutlich das Argument für die Existenz eines weiblichen Expressionismus zu stützen. Denn je mehr die ,,Reformbedürftigkeit der Beziehungen zwischen den Geschlechtern‘‘30 zumindest anerkannt wurde, desto häufiger bot der kunstrevolutionäre Expressionismus auch den Frauen ein geeignetes Forum, um ihren Aufbruchs- und Ausbruchswillen zu artikulieren.

Wenn die Existenz dichtender Frauen des Expressionismus also nicht zu übersehen und zu überhören war – können wir von einem ,weiblichen Expressionismus‘ überhaupt sprechen? Sind geschlechtsspezifische Ausdrucksformen der expressionistischen Bewegung zu erkennen?31

Die Unterteilung seiner Gedichtsammlung, so Vollmer, habe er selbst aufgrund der Sichtbarkeit gemeinsamer und differenter Stilformen der expressionistischen Dichterinnen vorgenommen, welche zur Frage nach einem ,weiblichen Expressionismus‘ zurückführen.32 Jedoch nur wenige Sätze später scheint er dieser Feststellung zu widersprechen, denn er schreibt der Lyrik männlicher und weiblicher Autoren ähnliche und für den Expressionismus typische Ausdrucksformen zu, unter anderem ,,die kräftigen, kühnen Worte [sowie] die aufbrausenden, ekstatischen Töne, die grellen, wuchtigen Farben‘‘, weswegen sich ,,nur schwerlich geschlechtsspezifische Stilmerkmale erkennen‘‘33 lassen. Das klischeehaft anmutende Vorurteil eines sanfteren, leiseren und verhalteneren Expressionismus beschreibt laut Vollmer die Gedichte der Expressionistinnen nur unzureichend.34

Vollmers diametrale Argumentationsweise wird mit ergänzender Betrachtung seines Beitrags im Sammelband von Fähnders und Karrenbrock nur noch offensichtlicher:

Mit Blick auf die charakteristischen Züge, Konturen, Farben und Schattierungen der Frauenbilder, die sich in den Werken der expressionistischen Dichterinnen – sowohl in inhaltlicher als auch in formaler Akzentuierung: gekennzeichnet und sich zeichnend – darstellen, läßt sich ein , weiblicher Expressionismus‘ spezifizieren.35

Spricht er in der Lyrikanthologie von 1993 dem weiblichen Expressionismus noch geschlechtsspezifische Merkmale ab, so plädiert er zehn Jahre später für charakteristische Züge der Dichtungen von Expressionistinnen. Dennoch sei es problematisch – an dieser Stelle decken sich die folgenden Passagen mit dem Vorwort der Lyrikanthologie – die zu konstatierenden Vorlieben der Dichterinnen für bestimmte Themen, Motive, Metaphern (wie Natur, Blumen, Vogel, Mond, Sterne, Liebe, Herz, Blut, Tanz) oder Farben (Rot, Blau, Gold, Schwarz) als geschlechtsspezifisch zu definieren. Denn zum einen lassen eben jene Vorlieben sicherlich auch allgemein weiblich- psychologische Deutungen zu, zum anderen sind sie auch bei den männlichen Autoren des Expressionismus häufig nachzuweisen.36 Anstatt also in den Gedichten von Expressionistinnen geschlechtsspezifische Motive, Metaphern u.Ä. zu suchen, erachtet es Vollmer als ergiebiger, ihre Darstellungsperspektive zu beleuchten, etwa ,,die weibliche Sicht des Krieges (die natürlich eine andere ist als die des dichtenden Soldaten auf dem Schlachtfeld), des Großstadtlebens, der Liebe […].‘‘37

Ebenfalls bedeutsam ist die Frage, ob die Frau, das lyrische Ich, in ihrer Beziehung zur Realität, Gesellschaft, zum ,,Du‘‘ als aktive oder passive Figur auftritt. Gerade die äußerst ich-bezogenen Gedichte, die Träume, Sehnsüchte, Phantasien, Schmerzen, Ängste, Trauer, Liebesgefühle zur Geltung bringen, sind hier sehr unmittelbare Zeugnisse der weiblichen Befindlichkeit.38

Gleichwohl Vollmer es versäumt, diese Einschätzung anhand der gesammelten Gedichte in seiner Anthologie zu belegen und lediglich auf den Untersuchungsbedarf hinweist, stellt er die These auf, dass ein weiblicher Expressionismus existiert, der sich als ,,in [die] Bewegung des Expressionismus integriert ‘‘39 darstellt. Er distanziert sich davon, den weiblichen Expressionismus als ,,eine Bewegung in der Bewegung zu verstehen.‘‘40

Während sich also Vollmer trotz der offensichtlichen Widersprüchlichkeiten in seinen Texten letztendlich für die Spezifizierung eines weiblichen Expressionismus ausspricht, so liegen auch Ansichten in der Forschung vor, die sich seiner Meinung deutlich entgegensetzen.

Christine Kanz etwa kritisiert die Erfindung des Terminus weiblicher Expressionismus:

Eine solche Etikettierung [sei ihres Erachtens] sogar kontraproduktiv, da sie eine Fortsetzung der Ausgrenzung aus dem traditionellen Kanon förder[e], indem die genannten Schriftstellerinnen lediglich als Abweichlerinnen literarhistorischer, fast ausschließlich von Männern definierter Normen markier[e].41

Auch Frank Krause argumentiert gegen die Existenz eines weiblichen Expressionismus, indem er zwar in der Darstellungsweise ,,weibliche Kontrasttugenden zur Männerschaft‘‘ hervorhebt, die in Gedichten von Autor innen sichtbar würden, im Weiteren jedoch den weiblichen Expressionismus für nicht existent erklärt. Johannes Wahl widerspricht ebenfalls Vollmers Einschätzung und positioniert sich gegen den Begriff des weiblichen Expressionismus indem er betont, dass [sich die] Lyrik [weiblicher Dichterinnen] weder thematisch noch hinsichtlich der sprachlichen Ausdrucksformen von derjenigen ihrer männlichen Kollegen [unterscheidet], so dass man nicht von einem eigenständigen weiblichen Expressionismus sprechen kann.42

Nichtsdestoweniger gesteht er ähnlich wie Vollmer zu, dass die spezifisch weibliche Darstellungsperspektive durchaus ein betrachtenswertes Kriterium für weitere Untersuchungen ist.43

Abschließend bleibt zu diesem Forschungsüberblick zu resümieren, dass die Literaturwissenschaftler die bisherige Vernachlässigung expressionistischer Autorinnen eher der fehlenden Quantität der Veröffentlichungen als ihrer literarischen Qualität zuschreiben. Keine Einigkeit konnte jedoch bis dato hinsichtlich der Frage nach der Qualität der Texte hergestellt werden. Immer noch bleiben die Fragen nach den Charakteristika der Lyrik expressionistischer Autorinnen und deren Abgrenzung zu denen der männlichen Autorschaft weitestgehend unbeantwortet. Ebenso lässt sich weiterhin über Vollmers Aussage diskutieren, den weiblichen Expressionismus als ,,in der Bewegung des Expressionismus integriert ‘‘ zu wissen, oder doch als eine ,, Bewegung innerhalb der Bewegung‘‘.44

2. Charakteristika der Lyrik im Expressionismus

2.1. Themen, Motive und Merkmale

Was lässt sich über eine Epoche oder literarische Bewegung, vor allem über ihre Lyrik, sagen, die als Epoche oder Bewegung in der Literaturgeschichte, in Nachschlagewerken, kritischen Abhandlungen und Äußerungen so vieldeutig und auch widersprüchlich bestimmt wird wie die expressionistische?45

Wo sind die Kriterien zu suchen, um eine solche Periode in ihrer lyrischen Signifikanz zu erfassen? Immer wieder bemüht sich die literaturwissenschaftliche Forschung in zahlreichen Dokumenten, Manifesten und Programmen um eine Bestimmung der Epoche des Expressionismus, welche auch heute noch zu den interessantesten literarischen Erscheinungen des 20. Jahrhunderts gehört. Ungefähr im Zeitraum zwischen 1910 und 1920, in welchem sich das sog. „expressionistische Jahrzehnt‘‘ entfaltet, steht der Expressionismus im Spannungsfeld von Zeitströmungen, von denen einige, in vielfacher Brechung, bis in die Gegenwart fortwirken. Auch das bedingt ein Interesse an dieser literarischen Epoche.46 Stilistisch wie auch gedanklich ist die gesamte deutsche expressionistische Literatur, so auch die Lyrik, ein heterogenes Spannungsfeld, in dem verschiedene Einflüsse aufeinandertreffen. Zu nennen wären unter anderem Einflüsse französischer Lyriker des 19. Jahrhunderts wie etwa Arthur Rimbaud oder Charles Bodelaire, aber auch die amerikanische Großstadtlyrik eines Walt Whitman. Außerdem werden jüngste Einflüsse des Jugendstils, der Neuromantik und des Futurismus in die expressionistische Lyrik aufgenommen und verarbeitet.47 Was ist oder war der Expressionismus also überhaupt? War er, wie Gottfried Benn in seiner 1955 erschienenen Anthologie Lyrik des Expressionistischen Jahrzehnts rückblickend und ironisch äußerte, ,,ein Konglomerat, eine Seeschlange, das Ungeheuer von Loch Ness, eine Art Ku-Klux-Klan?‘‘48 Benn selbst bemerkte, dass er nicht wisse, ,,was ein expressionistisches Gedicht eigentlich ist […].‘‘49 Angesichts des erwähnten Aufeinandertreffens verschiedener Strömungen in der Epoche des Expressionismus stellt er jedoch fest, dass ,,sich im Verlauf einer Kulturperiode innere Lagen wiederholen, gleiche Ausdruckszwänge wieder hervortreten, die eine Weile erloschen waren‘‘50, so eben auch in der als Expressionismus betitelten Periode. Hier wiederholten sich nach Benn beispielsweise Ausdrucksweisen des Sturm und Drangs, ,,aber ohne eine bewußte Beziehung auf Klopstock und Hölderlin.‘‘51 In die Definition der Epoche gehen Merkmale ganz unterschiedlicher theoretischer Provenienz nebeneinander ein. Sie ist sowohl von Stil- und Ästhetik- als auch ideologiegeschichtlichen Kennzeichen und – inhaltlich betrachtet – von einem Grundbestand von Handlungsmustern, Geschehensabläufen, Rollenfiguren, von bestimmten Themen und Bildern geprägt.52 Gottfried Benn weist in Anlehnung an das Futuristische Manifest von Filippo Tommaso Marinetti, das am 20. Februar 1909 im Pariser Figaro erschien, auf eben solche Themen hin: Beispielhaft nennt er das ,,Antihistorische‘‘ und ,,das Lob des Häßlichen‘‘53: Ein rasendes Automobil wird auf einmal schöner und interessanter als die Nike von Samothrake, und ein altes Bild bewundern heißt nun, die Aufmerksamkeit auf eine Urne mit Leichenteilen zu richten.54 Doch vor welchem (zeithistorischen) Hintergrund manifestieren sich derartige Themen, stilistische Tendenzen und Bilder?

Die Epoche des Expressionismus kann als Reaktion einer jungen Generation auf die Wirren der Zeit, die Folgen der Industrialisierung, Technisierung und der Urbanisierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts angesehen werden. Diese Vorgänge waren mit verantwortlich für das Lebensgefühl dieser Strömung, welches von Empfindungen der Haltlosigkeit, Anonymität und Ich-Dissoziation geprägt war. Aus dem Gefühl der Haltlosigkeit entstehen in der Literatur Bilder der Katastrophe, des Verfalls, der Apokalypse und des Todes. Es ist die literarische Reaktion auf eine als erstarrt und todkrank eingeschätzte Gesellschaft, die dem expressionistischen Lyriker als zerfallend erscheint, da das Ich angesichts einer übermächtigen Objektwelt geschwächt wird.55 Auch können die apokalyptischen Bilder als eine Ahnung des bevorstehenden Ersten Weltkrieges interpretiert werden. Hier verweist das Bildfeld ,,Weltende‘‘ auf eine bedrohliche Perspektive der Selbstzerstörung der Menschheit durch eine tödliche Energie- und Kriegswirtschaft.56 Angesichts der verheerenden Entwicklung des in einem nie dagewesenen Grade technisierten Krieges, entstehen in der Lyrik zunehmend Bilder des Schreckens und des Grauens. Da der expressionistische Dichter also sich selbst und seine Umwelt dem Verfall und der Katastrophe ausgeliefert glaubt und sehnsüchtig nach einer Erlösung hofft, ist neben den genannten Symptomen und Motiven der Katastrophe und des Verfalls das sog. Verkündigungspathos, ein Pathos des Aufbruchs bzw. Ausbruchs, ebenfalls ein zentrales expressionistisches Thema.57

Jedoch lösen die stetig ansteigende Urbanisierung und Technisierung zugleich auch eine gewisse Faszination bei Künstlern aller Art aus.

Die Autoren lassen sich durch das Tempo der großen Stadt – die vielfach sich jagenden und überlagernden Ereignisse – inspirieren und schreiben mehr aus diesen Erlebnissen heraus, als daß sie diese von außen nur beschreiben. Das Massenhafte in seiner grellen Erscheinungsvielfalt übt eine eigene Faszination aus; Ausbrüche in Lebenslust und Erfahrungen der Isolation und Ohnmacht wechseln abrupt und lassen sich nicht harmonisieren: daraus resultiert die spezifische Modernität, die expressionistische Großstadtlyrik.58

Die Beschäftigung mit Zerfall und Tod stellt auch die Brücke zur Beschäftigung mit dem Hässlichen, was mit dem Aufbrechen konventioneller Ästhetik- und Moralvorstellungen einherging. Der Anspruch der Autoren, die ganze Wirklichkeit in der Literatur darzustellen, war zur damaligen Zeit omnipräsent. ,,Auf einmal wurden herkömmlich gefeierte künstlerische und ethische Werte umgekehrt und neu definiert‘‘59, was auch dazu führte, dass beispielsweise Bilder von gesellschaftlichen Außenseitern wie etwa der Prostituierten, Bettler, der Kranken und Wahnsinnigen den ,,Einzug‘‘ in die Lyrik fanden.

Neben den genannten Themen des Krieges, der Großstadt, des Verfalls und der Hässlichkeit, die im literarischen Expressionismus wohl am häufigsten zu Tage treten (und vornehmlich von männlichen Lyrikern bedient werden) finden sich noch weitere, für den Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit relevante Sujets. Silvio Vietta führt in seiner Anthologie Lyrik des Expressionismus die traditionellen Themen der Natur- und Landschaftslyrik, sowie der Liebeslyrik auf. Diese stellt er als ,,ganz geprägt von der expressionistischen Epochenstruktur‘‘60 dar. Auch Peter Christian Giese verweist in Interpretationshilfen Lyrik des Expressionismus auf die Existenz dieser konventionellen lyrischen Bildfelder im Expressionismus, die er in ihrem Vorkommen allerdings als häufig verfremdet oder zu metaphorischen Chiffren stilisiert wissen will.61

Über die Landschaft in der expressionistischen Lyrik zitiert Vietta aus Kurt Pinthus Menschheitsdämmerung:

Weil der Mensch so ganz und gar Ausgangspunkt, Mittelpunkt, Zielpunkt dieser Dichtung ist, deshalb hat die Landschaft wenig Platz in ihr. Die Landschaft wird niemals hingemalt, geschildert, besungen; sondern sie ist ganz vermenscht: sie ist Grauen, Melancholie, Verwirrung des Chaos, […] und Wald und Baum sind entweder Orte der Toten, oder der Hände, die zu Gott, zur Unendlichkeit hinsuchen.62

Hier wird die Subjektivierung der Landschaft als ,,Reflex innerer Ängste und der Erfahrung transzendentaler Obdachlosigkeit‘‘63 angeführt. Zudem weist Vietta auf das expressionistische Thema der Entfremdung des Menschen von der Natur hin, welches sich beispielsweise in der Lyrik August Stramms in einer typisch expressionistischen Sprachverknappung bzw. regelrechten Sprachballung zeigt, oder aber auch in Werken Trakls, bei dem traditionelle Themen der Naturlyrik wie Jahres- und Tageszeiten von einer ihn kennzeichnenden Untergangsmetaphorik durchdrungen sind.64 Diese ,,Natur-Entfremdung‘‘ ist bedingt durch die Zurückdrängung des Naturbereichs durch den großstädtischen Lebensraum. Nach Vietta wird dieser Zustand beispielsweise in Gedichten Gustavs Sacks (Die Drossel) oder Alfred Lichtensteins (Der Ausflug) verdeutlicht. In dem Maße, in dem Natur sich entzieht, wird sie in einigen Werken sogar zur parodistisch anmutenden Metapher ironisiert: ,,Der Himmel ist ein graues Packpapier, / Auf dem die Sonne klebt – ein Butterfleck‘‘, heißt es in Lichtensteins Gedicht Landschaft.65 Die Erwartungen an Natur- und Stimmungslyrik, wie sie der Gedichttitel nahelegt, wird durch derartige Verse ironisch destruiert. „Vielleicht gerade aufgrund seines gebrochenen Verhältnisses zur Natur hat der Expressionismus Einheit und Zusammenhang des Kosmos und die Aufhebung des Ich in ihn noch einmal beschworen‘‘66 und zeigt damit noch eine weitere Seite der Naturlyrik. Der Wunsch des Ich, sich wieder mit der Landschaft verbinden zu können, sich ,,aufsaugen‘‘ zu lassen in den kosmischen Raum – wie etwa in Oskar Loerkes Pansmusik – ist ein Beispiel einer lebensphilosophisch beeinflussten kosmischen Naturlyrik.67 Peter Christian Giese kommt in seiner Interpretationshilfe zur Lyrik des Expressionismus ebenfalls auf das bereits von Vietta angeführte Zitat von Pinthus zu sprechen. Nach Giese kann ergänzend bemerkt werden, dass die von Pinthus aufgestellte These im Wesentlichen zwar zutreffend, aber auch ein wenig irreführend ist. Giese stimmt Pinthus zu, dass der Expressionismus zwar keine Landschaftsgedichte oder Naturlyrik im engeren Wortsinn hervorgebracht hat, jedoch wird Pinthus These der Tatsache nicht gerecht, dass die Naturmotive bei den expressionistischen LyrikerInnen dennoch in bemerkenswerter Häufigkeit auftreten.68

Man blättere nur einmal die Titelregister irgendeiner Anthologie oder Gesamtausgabe (nicht nur von Heym oder Trakl!) durch und wird auf eine ungeahnte Fülle von Gedichten stoßen, die von Jahres- und Tageszeiten, von Gestirnen und Wolken, von Wäldern und Bäumen und insofern durchaus auch von Landschaften zu handeln versprechen.69

Wie bereits erwähnt, sieht Giese die Naturphänomene dabei oft als verfremdet oder zu metaphorischen Chiffren stilisiert an, jedoch geht ihre reale Gegenstandsbedeutung selten ganz verloren. Gerade an den Naturmotiven wird deutlich, in welcher Art und Weise die expressionistischen LyrikerInnen ihr Selbstverständnis bzw. ihr Lebensgefühl durch Variation und durch Bruch mit der Tradition zum Ausdruck bringen. Dies erläutert Giese an weiteren signifikanten Beispielen: Zum einen verweist er auf Paul Boldts Sonett Herbstgefühl, in welchem sich durch drastische Krankheits- und Aussatzmetaphern die typisch expressionistischen Thematiken von Verfall, Untergang und Tod eröffnen. „Der große, abendrote Sonnenball / Rutscht in den Sumpf, des Stromes schwarzen Eiter, / Den Nebel leckt. Schon fließt die Schwäre breiter, / Und trübe Wasser schwimmen in das Tal‘‘70, heißt es in der ersten Strophe. Ein weiteres Gedicht Boldts zeigt aber auch Naturbilder, in der sich Vitalität, Frechheit und ,,schnoddrige Sensibilität‘‘71 vermischen und somit eine fröhliche und jugendliche Dynamik transportiert wird: ,,Der Weißklee schmeißt den Junitag zur Seite‘‘72 – dieser Vers aus Nordwind im Sommer evoziert die Aufbruchs- und Ausbruchsstimmung, die für die expressionistische Lyrik gleichermaßen repräsentativ ist wie die Untergangsthematik in der zuvor zitierten Strophe.

Ein letztes Beispiel, welches zum nächsten expressionistischen Themengebiet überleitet, sei an August Stramms Gedicht Abendgang erläutert. In diesem findet sich ein Vers, welcher den Augenblick der Weltharmonie in ein erotisches Bild fasst: „Die schlafe Erde armt den nackten Himmel‘‘73. Solch ein Satz überwindet nicht nur die Konventionen der Umgangssprache, seine ,,eigenwillige Kühnheit‘‘74 misst sich zugleich an poetischen Mustern, wie etwa an den berühmten Eingangsversen von Eichendorfs Mondnacht: ,,Es war, als hätt der Himmel / Die Erde still geküßt‘‘75. Ob der Bezug zu Eichendorff bewusst hergestellt wurde oder er sich zufällig ergeben hat sei dahingestellt. Entscheidend ist, dass sich die expressionistische Lyrik ihrer Eigenart vergewissert, indem sie sich gegen das traditionelle lyrische Sprechen abgrenzt.76

Die Erotik, die sich in Stramms Abendgang zeigt, ist ein charakteristisches Kennzeichen expressionistischer Liebeslyrik. Zwar existiert in einer recht aktuellen Forschungsdebatte zum einen die Meinung, ,,dass es im Expressionismus so gut wie keine Liebeslyrik gibt‘‘77, zum anderen schlagen aber auch Literaturwissenschaftler wie Michael Ansel zugunsten der Existenz einer expressionistischen Liebeslyrik vor, „obsolete Gattungserwartungen aufzubrechen und das Thema der Liebe […] um sexuelle oder obszöne, aber auch um andere zeittypische Perspektiven zu erweitern.“78 Vor diesem Hintergrund erlebt die Literatur um den Topos der Liebe in der Epoche des Expressionismus eine immense Revolution, da sie sich nun zumeist im Bereich der erotischen Dichtung bewegt. Laut Metzler Literaturlexikon, hebt die ,,e[rotische] L[iteratur]‘‘ im Ggs. zu Liebesdichtung [im engeren Sinn] eine – nach Maßgabe des jeweils regional und temporal Erlaubten – direktere, freiere Darstellung hervor, die Sinnlichkeit und Leidenschaftlichkeit, öfter auch Körperlichkeit impliziert, aber die gezielte Normverletzung der pornographischen Literatur vermeidet.79

Während die erotische Dichtung also eine ,,überwiegend sinnlich-körperliche‘‘80 Liebesbeziehung ausdrückt, unterscheiden sich die Liebesdichtungen im engeren Sinn in dem Aspekt, dass sie ,,vordringl. den gefühlhaften, seel.-geistigen Bereich einer Liebesbeziehung thematisieren.‘‘81 Die einschlägige Sinnlichkeit, sowie ,,Wollust, Gier und Ekstase bestimmen die Thematik expressionistischer Liebesgedichte‘‘82 und nach Jürgen Froehlich ,,[weicht] [d]as rationale Verstehen […] der Intuition; die leidenschaftliche Hingabe an das Sinnliche kennzeichnen das Liebeserleben in der expressionistischen Liebeslyrik.‘‘83 Die Grenzüberschreitung kontrollierter Rationalität wird auch bei Silvio Vietta thematisiert. Er beschreibt den Charakter der expressionistischen Liebeslyrik als die ,,Freisetzung ekstatischer Vitaltriebe [sowie] das an den Rand des Exzessiven gehende Ausleben von Körperlichkeit als bewussten Affront gegen die wilhelminische Moral, aber auch gegen die Grenzen kontrollierter Rationalität.‘‘84 Dazu merkt auch Friedrich Strack an, dass [d]ie vitalistische Triebsphäre und die exzentrische Begeisterung in der Lyrik des Expressionismus wichtiger geworden sind als die Tiefen des Gemütes, aus denen die traditionelle Liebeslyrik ihre Sprache bezog. Man nimmt kein Blatt vor den Mund, noch weniger vor die Scham. Von den Freuden und Leiden des menschlichen Herzens […] ist nun nicht mehr die Rede; umso mehr werden „Ekstasen der Zärtlichkeit“ gefeiert.85

Der Expressionismus nimmt Abstand von konventionellen Liebessymbolen; „Seele‘‘ und ,,Herz‘‘ geraten häufig in eine Tabuzone. Sie haben als Organe der Liebe ihre Bedeutung verloren, stattdessen werden Blut und Sinnesreize beschworen, die die Liebenden in Wallung bringen. Zudem tritt das Vokabular aus dem Raubtierbereich in den Vordergrund.86

Insgesamt bewegen sich jedoch von Erotik geprägte expressionistische Gedichte häufig auf einem schmalen Grat zwischen der Liebeslyrik im engeren Sinn und der erotischen Dichtung. Teilweise sind erotische Gedichte sogar der Gattung der Liebeslyrik im engeren Sinn zuzuordnen, sofern laut Kuchler ,,ihre zentrale Intention der Liebe gilt.‘‘87

Ein letztes interessantes Charakteristikum expressionistischer Liebeslyrik betrifft die Rollenverteilung der Geschlechter innerhalb einer Liebesbeziehung. In der Epoche des Expressionismus ist das Bild des aktiven Mannes und der passiven Frau vorherrschend.88 Von der Frau wurde lediglich erwartet, ,,Männer zu lieben‘‘ und ,,Kinder zu bauen‘‘89, sodass sich durch diese prädominierende Meinung schnell despektierliche Vorurteile entwickelten: „Eine Frau ist etwas für eine Nacht. Und wenn es schön war, noch für die nächste!“90, so heißt es in Gottfries Benns D-Zug. Zudem werden Frauen in expressionistischen Gedichten durch die gezielte Anwendung stilistischer Mittel zunehmend auf Äußerlichkeiten reduziert, was zu einer Degradierung der Frau innerhalb einer Liebesbeziehung beiträgt:

Die „Geliebte“ – wenn sie den Namen noch verdient – ist meist nur […] in körperlichen Versatzstücken greifbar: in Brüsten, Schenkeln, Schoß und Haaren. […] Als Person gewinnt die Geliebte kaum mehr Kontur. Sie wird zum Lust- und Sehnsuchtsobjekt […]. Sie dient [ihren Liebhabern] nur noch zum Anlass, sich von ihrem Triebstau zu befreien.91

Es bleibt zum Thema der Liebeslyrik zu resümieren, dass die Liebe in der Epoche des Expressionismus im Vergleich zur traditionellen Liebeslyrik insgesamt sinnlicher und körperlicher in Erscheinung tritt, was sich in der Thematisierung eines vitalistischen, rauschhaften und wenig rationalen Handelns zeigt. Der Darstellungsweise der männlichen Autoren wohnt letztlich ein passives Frauenbild inne, während das (männliche) lyrische Ich meist aktiv und überwiegend dominant erscheint.

Bezogen auf das Zeitalter des Expressionismus im Allgemeinen kann festgehalten werden, dass Widersprüchlichkeit zum herausragenden Kennzeichen der Epoche wurde, in der ,,heiterer, kultivierter Lebensgenuß, entnervte Genußgier und brutaler Pessimismus nebeneinander bestanden und zum Ausdruck gebracht wurden.‘‘92 Expressionismus ist der künstlerische Ausdruck und zugleich Bewältigungsversuch einer bestimmten Bewußtseinslage, in die sich eine in der Großstadt lebende intellektuelle Jugend gegen Ende des Kaiserreichs gedrängt fühlt. Expressionismus würde insofern als problemgeschichtliches Phänomen bestimmbar.93

Der Expressionismus lässt sich weniger von bestimmten Stil- oder Formphänomenen her erschließen, als von seinen Themen und Intentionen. Hier, gerade auch in der Gattung Lyrik, findet eine Auseinandersetzung mit dem sogenannten Prozess der ,,Moderne‘‘ statt, welche sich zu diesem Zeitpunkt noch in ihrer frühen Phase befindet.94

Der Expressionismus – um es mit den Worten Gottfried Benns zusammenzufassen – [s]tieg auf, schlug seine Schlachten […] und verfiel. [Er] trug seine Fahne über Bastille, Kreml, Golgatha, nur auf den Olymp gelangte er nicht oder auf anderes klassisches Gelände. Was schreiben wir auf sein Grab? Was man über dies alles schreibt, über alle Leute der Kunst, das heißt der Schmerzen, schreiben wir auf das Grab […]: „Du stehst für Reiche, nicht zu deuten, und in denen es keine Siege gibt.‘‘95

3. Die Dichterin Henriette Hardenberg

3.1. Leben und Werk

Wie eingangs bereits erwähnt, wird sich diese Arbeit mit der Analyse exemplarisch ausgewählter Gedichte Henriette Hardenbergs beschäftigen. Der Fokus soll dabei auf das Vorkommen und auf die Darstellungsweise unterschiedlicher, expressionistischer Themen, Motive und Merkmale gelegt werden, welche sich in den Gedichten finden lassen. Vorab wird jedoch in diesem Kapitel zunächst ein Einblick in das Leben und Werk Hardenbergs gegeben, da dieser Schritt bereits zum Verständnis der zu analysierenden Gedichte einen wichtigen Beitrag leisten kann.

Henriette Hardenberg wurde in der Literaturwissenschaft mehrfach zu den ,,vergessenen Dichterinnen‘‘96 gezählt. Nicht nur Janine Kuchler betitelte Hardenberg als vergessen, auch Hartmut Vollmer – Herausgeber der Gedichtsammlung Henriette Hardenberg Dichtungen – weist auf ihre ,,Verschollenheit‘‘ und ihr ,,Vergessensein‘‘97 hin, ebenso wie Paul Raabe im Vorwort von Vollmers Lyrikanthologie ,, In roten Schuhen tanzt die Sonne sich zu Tod‘‘. Lyrik expressionistischer Dichterinnen.98 Wird Henriette Hardenberg heute irgendwo peripher erwähnt, dann vornehmlich als Gattin Alfred Wolfensteins, mit dem sie vierzehn Jahre lang verheiratet war und dessen literarisches Erbe sie bewahrt und der Forschung zugänglich gemacht hat. Ihre eigenen Werke sind jedoch nur wenigen bekannt, obwohl sie besonders in Literaten- und Künstlerkreisen viele Bewunderer hatte, darunter neben Alfred Wolfenstein Persönlichkeiten wie etwa Rainer Maria Rilke oder Johannes R. Becher.99,,Lob, Bewunderung – Verschollenheit, Vergessensein. Ein Widerspruch?‘‘100 Gleichwohl Henriette Hardenberg keine ,,Vielschreiberin‘‘101 war und aus ihrem Schreiben nie eine Profession gemacht hat, war sie doch so viel mehr als bloß die Lebensgefährtin Alfred Wolfensteins. Sie war eine attraktive junge Frau, ,,grazil, mit tizianrotem Haar‘‘102, laut Ludwig Marcuse eine ,,reizende Poetin‘‘103, und in Künstlerkreisen keinesfalls eine Unbekannte. Sie pflegte eine enge Freundschaft zu Franz Pfemfert, Verleger der Zeitschrift Die Aktion, in welcher mehrere ihrer Werke veröffentlicht wurden, sowie Bekanntschaften zu anderen dichtenden Frauen des expressionistischen Jahrzehnts, wie beispielsweise Emmy Hennings oder Claire Goll. All ihre literarischen StreitgefährtInnen hatte Henriette Hardenberg überlebt und ihre große Hoffnung, durch das dichterische Werk zu überleben, ist ihr mit der späten – aber nicht zu späten – Wiederentdeckung durch Hartmut Vollmer im Jahre 1988 noch zu einer glücklichen Gewissheit geworden.

Henriette Hardenberg, geborene Margarete Rosenberg, wurde am 5. Februar 1894 als Tochter eines arrivierten jüdischen Rechtsanwalts in Berlin geboren. Schon früh hatten die gebildeten, kulturbedachten und kunstliebenden Eltern Margaretes Interesse für Literatur, Malerei, Musik und Tanz geweckt. Umso mehr überrascht es, dass sie einige Jahre später als junge Erwachsene in ihrem eigenen, gutbürgerlichen Elternhaus auch die Folgen des künstlerischen Aufbegehrens zu spüren bekam:104 Nachdem Franz Pfemfert im April 1913 die ersten zwei Gedichte (damals noch unter dem Titel Verse) der damals 18-Jährigen in der Aktion publizierte105, konnte Margaretes Vater diese Veröffentlichungen jedoch nicht sonderlich gut heißen, wie sie selbst Jahrzehnte später berichtete. Er verbot ihr daraufhin, obwohl er selbst ein großer Verehrer der deutschen Lyrik war, ihre Machwerke unter eigenem Namen zu veröffentlichen. Margaretes dichterische Berufung blieb von diesem Verbot jedoch unberührt und sie publizierte fortan unter dem von Pfemfert vorgeschlagenen Pseudonym ,,Henriette Hardenberg‘‘ in der Aktion, sowie anderen avantgardistischen Zeitschriften. So gelang es ihr schon bald, sich in den früh-expressionistischen Zirkeln Berlins zu etablieren. ,,Wir werden herrlich aus Wunsch nach Freiheit […] / Wir sind so schön im Sehnen, dass wir sterben könnten.‘‘106 Mit diesen Zeilen hatte Henriette Hardenberg ihren Aufstand angezeigt und sich mit diesem literarischen Debüt einer Künstlergeneration angeschlossen, die mit Leidenschaft und Enthusiasmus ihre Unzufriedenheit und ihren Unwillen gegenüber der bestehenden Zeit- und Lebensverhältnissen, ihren Widerstand gegen überkommene ästhetische und ethische Tradition und Konvention proklamierte.107 Berlin als Zentrum der frühen expressionistischen Bewegungen bot der jungen Kunstrevolutionäre einen geeigneten Ort, sich zusammenzufinden. ,,Man kann sich heute beim besten Willen nicht mehr vorstellen, wie sich die Künstler abends im Café des Westens oder auf den Berliner Straßen und Plätzen trafen und das Erscheinen des Sturms oder der Aktion erwarteten‘‘, wie Alfred Richard Meyer sich rückblickend erinnert.108 Henriette Hardenberg, die an diesem aufregenden Leben aktiv beteiligt war, pflegte fortan Beziehungen zu den Expressionisten-Kreisen und begegnete so im Jahre 1914 dem Dichter Alfred Wolfenstein als Teilnehmerin bei einer Aufführung der Dalcroze Tanzschule.109 Die Dichterin und der Dichter verspürten Geistes- und Seelenverwandtschaft und es entwickelte sich eine große Liebe, die für Hardenbergs weiteres Leben bedeutend werden sollte. Alfred Wolfenstein und Henriette Hardenberg heirateten im Februar 1916 – in einer Zeit, die von den Schrecken des Ersten Weltkriegs überschattet war. „Das Volk taumelte mit Siegeslust und patriotischer Euphorie zu den Schlachtfeldern. Selbst Intellektuelle erlagen dem verhängnisvollen Kriegsrausch; ihnen schien der lang ersehnte Aufbruch aus einer in Agonie erstarrten Zeit endlich gekommen‘‘.110 Henriette Hardenberg, die eine leidenschaftliche Kriegsgegnerin war, versuchte als Krankenschwester im Berliner Rudolf Virchow Krankenhaus den Opfern des ,,nationalen Ungeists‘‘111 Beistand zu leisten. Die Erfahrungen des menschlichen Leids und Elends in den Kriegsjahren und die tägliche Begegnung mit dem Tod sind in einigen ihrer Gedichte eindringlich reflektiert und verarbeitet worden. Gemeinsam mit Alfred Wolfenstein verließ Hardenberg 1916 Berlin und ging nach München. Wenige Monate später, im November 1916, wird der Sohn Frank geboren und das Ehepaar kehrt kurzzeitig nach Berlin zurück. Danach lebten sie in Schwabing am Starnberger See, wo sie mit Literaten und Künstlern verkehrten, zu denen unter anderem auch Rainer Maria Rilke und Johannes R. Becher zählten, die Wolfenstein bereits während früherer München-Aufenthalte kennengelernt hatte.112 In dieser Zeit bereitete Henriette Hardenberg ihre eigene Lyriksammlung vor, in die sie auch einige in Zeitschriften bereits veröffentlichte Gedichte aufnahm. Sie erschien schließlich im Jahre 1918 unter dem Titel Neigungen im Münchener Roland Verlag.113 Die Sammlung ist in drei Bücher114 untergliedert, die laut Vollmer Landschaftsgedichte (In Landschaften), Kriegsgedichte (In Feindseligkeiten) und Liebesgedichte (Zuneigungen) umfassen.115 Obwohl die zeitgenössische Kritik – im Gegensatz zu den literarischen Kollegen Hardenbergs – der Sammlung keine sehr große Beachtung schenkt, erkennen die wenigen Rezensionen aber durchaus die Bedeutung und die Eigenart des Bandes: ,,Abseits vom Wege der Allgemein-Welt‘‘, heißt es etwa, ,,liegen ihre ,Landschaften‘, die in scharfen Umrissen auf die Kupferplatten ihrer Empfindungen und Benervtheit eingeätzt sind. Atmungen des Instinktes, Herztöne und Pulsschläge zartest geäderten Körpers beseiden die Seele der ,Zuneigungen‘ mit glanzweich samtenem Gefühl.‘‘116

Nach dem Erscheinen von Neigungen veröffentlichte die Dichterin weiter in diversen expressionistischen Zeitschriften sowie im Jahrbuch Die Erhebung, welches von Wolfenstein herausgegeben wurde. Auch liest sie auf einigen Münchener Vortragsabenden aus ihren Werken; der Band Neigungen – ihre erste und einzige Buchpublikation– bleibt aber zweifelsohne der Höhepunkt ihres literarischen Schaffens.117

Neue Unruhen für die Wolfensteins, die der sozialrevolutionären Bewegung nahestanden, brachte die Novemberrevolution von 1918; hoffnungsärmer geht das Münchener Leben nach dem Scheitern der Räterepublik im Mai 1919 weiter und es begannen zwei eher kuriose Kapitel im Leben Henriette Hardenbergs: Um Geld zu verdienen, übernimmt sie die Hauptrolle in einem Skifilm und führt Mode vor.118 1924 verlässt das Dichterehepaar München erneut und kehrt zurück nach Berlin, wo Wolfenstein vor allem als Übersetzter und Dramatiker arbeitet; Henriette Hardenberg veröffentlicht einige wenige Gedichte und Prosastücke, liest in Rundfunksendungen und nimmt weiterhin Angebote aus der Film- und Modebranche an. In ihrer Ehe mit Wolfenstein kommt es indes zu immer größeren Spannungen, die schließlich im Jahre 1930 zur Scheidung führen. Diese Trennung bedeutete jedoch nicht das Ende einer tiefen Freundschaft: Henriette Hardenberg war Alfred Wolfenstein bis zu seinem Freitod 1945 im französischen Exil stets eine innige Vertraute, was zahllose Briefe Wolfensteins an sie belegen.119

Um ihren Lebensunterhalt aufzubringen, nimmt Hardenberg Ende der zwanziger Jahre das Angebot an, als Privatsekretärin des amerikanischen Kunstprofessors Richard Offner zu arbeiten. Offner plante ein vielbändiges Werk über die frühe Florentinische Malerei, das Henriette dann tatsächlich dreißig Jahre lang betreute. Ihre wenigen literarischen Publikationen in jener Zeit scheinen auf eine nicht sonderlich produktive Schaffensphase zu deuten; jedoch trügt der Schein und dokumentiert vielmehr einen Charakterzug der Dichtrein: die Zurückhaltung gegenüber Veröffentlichungen ihrer literarischen Werke, das Schreiben im Verborgenen.120 Erst im Jahre 1992 fanden sich die Manuskripte für einen nicht publizierten, Mitte der zwanziger Jahre zusammengestellten zweiten Gedichtband mit dem Titel Südliches Herz, der in einer Edition der nachgelassenen Gedichte Henriette Hardenbergs im Jahre 1994 erschien.121 Im Vergleich zu den Neigungen -Gedichten, in welchen sich Hardenberg – nicht selten ganz bewusst – von ihrem weiblichen Ich entfernt (besonders in den Büchern In Feindseligkeiten und Zuneigungen findet sich häufig eine männliche Darstellungsperspektive), zeigt die Lyriksammlung Südliches Herz eine verstärkte und unverhülltere Hinwendung zum Ich der Autorin – Eine Entwicklung, die sich in den nachfolgenden Gedichten, bis hin zur Spätlyrik der achtziger Jahre, immer weiter fortsetzt.122

Zeitgeschichtlich bahnte sich Ende der zwanziger Jahre nach den Schrecken des ersten Weltkriegs erneut politisches Unheil an: Weltwirtschaftskrise, Zusammenbruch der Weimarer Republik, Machtergreifung der Nationalsozialisten, Judenverfolgung. Immer deutlicher und illusionsloser musste die jüdische Dichterin anerkennen, daß ihr weiterer Aufenthalt in Hitler-Deutschland nur noch mit größter Lebensgefahr verbunden wäre.123 1937 erfolgte die Flucht nach England, gemeinsam mit ihrem zweiten Lebensgefährten, des Architekten, Erfinders, Bildhauers und Dichters Kurt Frankenschwerth, den sie im Mai des darauffolgenden Jahres heiratete. Ihre Tätigkeit für Richard Offner konnte sie auch im Exil zunächst weiterhin ausüben, bis sie diese jedoch bedingt durch das verheerende Ausmaß des zweiten Weltkrieges unterbrechen musste. Während dieses zweiten großen Krieges, den die bekennende Kriegsgegnerin miterleben musste, arbeitete Hardenberg in einem Fotogeschäft im Londoner Oxford Circus und war zudem aushilfsweise bei einem Bilderrahmenhersteller beschäftigt.124 Nach Beendigung des zweiten Weltkrieges zogen die Frankenschwerths nach Kent, wo Henriette Hardenberg – inzwischen britische Staatsbürgerin– für eine Zeitschrift Erzählungen von Charles Dickens und Sally Benson aus dem Englischen übersetzte, und für einen Film (The Seventh Veil, Der siebte Schleier) die deutschen Untertitel verfasste. 1957 kehrte das Ehepaar nach London zurück und kaufte sich im Nordwesten der Stadt, in Golders Green, ein kleines Haus, wo Henriette Hardenberg noch bis kurz vor ihrem Tod lebte.125

Wenngleich Hardenberg in der Emigration kaum noch etwas publizierte, schrieb sie unbemerkt und im Verborgenen weiter, hauptsächlich Gedichte und lyrische Prosa, die sie in einer Mappe sammelte und behütete. Wie bereits erwähnt zeugen ihre späteren Werke von einer verstärkten Ich-Betrachtung und muten zudem schlichter, unprätentiöser an, aber dennoch lassen sich thematische, motivische und metaphorische Konstanten finden:

Wie schon in vielen ihrer expressionistischen Texte sind es vornehmlich Naturbilder, in denen die Sehnsüchte Ausdruck finden. Die Suche nach Geborgenheit und die Abwendung von den Schrecken der Alltäglichkeit enden in der Natur, wo ein harmonisches Weltempfinden – wenngleich bisweilen bereits gestört oder gar zerstört – noch spürbar ist.126

Auch sind viele der späten Gedichte geprägt von Schmerz, Trauer und Einsamkeit, hervorgerufen durch den fortwährenden Verlust geliebter Menschen (Kurth Frankenschwerth starb im Jahre 1982), den Verlust der deutschen Heimat, den Verlust einer glücklichen Zeit.127

Nur wenige Besuche führten die Dichterin noch einmal in ihre alte, verlorene Heimat zurück, so etwa aus Anlass der großen Alfred-Wolfenstein-Ausstellung 1965 in Berlin. Das kulturelle Leben Deutschlands war ihr fremd geworden und zu tief saßen die schmerzlichen Erinnerungen an die Zeit des Nationalsozialismus, als dass sie hier noch einmal ein neues Leben hätte beginnen können.128 Die Veröffentlichung ihrer gesammelten Dichtungen von Hartmut Vollmer im Jahre 1988 brachte ihr die verlorene Heimat wieder näher, und noch hochbetagt gab Henriette Hardenberg bereitwillig und unermüdlich Auskunft über ,ihr‘ Jahrhundert, über ihre expressionistische Generation, die sie bei weitem überlebt hatte.

Am 26. Oktober 1993 verstarb Henriette Hardenberg, fast hundertjährig, in London.129

4. Analyse ausgewählter, repräsentativer Gedichte

Im Folgenden werden sieben Gedichte Henriette Hardenbergs im Hinblick auf das Vorkommen und auf die Darstellungsweise unterschiedlicher, expressionistischer Themen, Motive und Merkmale analysiert. Die Auswahl der Gedichte erfolgt auf Grundlage der allgemeinen broschierten Ausgabe des Gedichtbandes Neigungen, der wie bereits erwähnt im Jahre 1918 im Münchener Roland-Verlag erschien, in drei Bücher untergliedert ist und insgesamt 36 Gedichte umfasst. Die meisten Gedichte befinden sich im Buch Zuneigungen; dieses besteht aus 18 Gedichten, In Landschaften umfasst 10 Gedichte und In Feindseligkeiten 8 Gedichte. Herausgegeben wurde der Band von Martin Sommerfeld als Bd. 12 der Neuen Reihe, in der u.a. auch Werke von Alfred Wolfenstein, Richard Huelsenbeck, Ivan Goll, Gottfried Kölwel, Kurt Heynicke, Rudolf Leonhard und Alfred Lemm veröffentlicht wurden. Neben der allgemeinen, broschierten Ausgabe erschien im Sommer 1918 eine gebundene Vorzugsausgabe in 70 nummerierten und signierten Exemplaren.130 Zu dieser Sammlung der Neuen Reihe des Roland-Verlages schrieb Friedrich Sebrecht 1919:

Die Sammlung bringt einen Ausschnitt aus dem jungen Werden. Kühnheit und ungehemmte Spannkraft der Erzeugungen bindet die Reihe. Es soll hier nicht gewertet werden, ob dieser oder jener ihrer Autoren eine höhere Hoffnung auf Dauer oder Unsterblichkeit beanspruche. Auftreibendes, Stürmisches, Hingegebenheit und Freude bekennt sich zu Jugend, Leben, Erde und Gott. Die toten Dinge werden lebendig und schwingen von Seele. Wer wollte einen Gradmesser anlegen?131

Die Entstehungsdatierungen der im Folgenden analysierten Gedichte Hardenbergs wurden durch Hartmut Vollmers Besuch bei der Dichterin im April 1992 ermöglicht. Dort fand er einige Sammelmappen, die gefüllt waren mit Handschriften- und Typoskriptfassungen, welche für den Lyrikband Neigungen bestimmt waren.132 Die Entstehungsdatierungen sind zum einen dem editorischen Anhang der von Vollmer neu herausgegebenen Sammlung Henriette Hardenberg. Südliches Herz. Nachgelassene Dichtungen133 entnommen, zum anderen dem editorischen Bericht der ersten von Vollmer publizierten Gedichtsammlung Henriette Hardenberg Dichtungen.134 Einige der im Band Neigungen aufgenommenen Gedichte sind bereits zuvor, teilweise in stark veränderter Fassung, in Zeitschriften erschienen. Diese veränderten Fassungen werden in der vorliegenden Arbeit jedoch nicht berücksichtigt, da sie ausschließlich die Fassungen des Gedichtbandes Neigungen untersucht.

4.1. Aufbruch- und Ausbruchsgedichte

4.1.1. Mit dem Frühling

Als erstes Gedicht der Kategorie der Aufbruch- und Ausbruchsgedichte wird Mit dem Frühling analysiert, dessen handschriftliche Datierung auf den 15.4.1915 festgelegt werden konnte135 und das erstmals im selben Jahr in der Zeitschrift Die weißen Blätter publiziert wurde136, bevor es dann drei Jahre später im Neigungen -Band erneut erschien. Der Gedichttitel ruft beim Rezipienten bestimmte, zunächst einmal positive Assoziationen hervor: Im Frühling erwacht die Natur zum neuen Leben; eine Zeit der Neuschöpfung und des Neubeginns steht bevor. In der christlichen Theologie symbolisiert der Frühling auch einen kosmischen Neubeginn und wird gleichsam zum Zeichen des Heilsgeschichtlichen.137

Gleich im ersten Vers tritt das lyrische Ich in Erscheinung, dessen geschlechtliche Identität nicht bestimmt werden kann. Es beginnt sodann, seine persönliche (Lebens-) Situation und seine Empfindungen zu schildern: „Ich selbst kann schlecht darin gehen, / In dem Aufruhr‘‘ (V. 1 f.). Das Ich berichtet von einem ,,Aufruhr‘‘ (V. 2), welcher sein Vorwärts- bzw. Vorankommen erschwert, denn es kann nur ,,schlecht darin gehen‘‘ (V. 1). Durch die inverse Satzstellung des ersten und zweiten Verses erfährt der Rezipient bei der Betrachtung des ersten Verses zunächst nicht, worin das lyrische Ich schlecht gehen kann; das Adverb ,,darin‘‘ lädt zunächst zur Spekulation ein. Durch die Inversion wird im zweiten Vers das Substantiv ,,Aufruhr‘‘ in den Fokus des Rezipienten gerückt und die Situation des ersten Verses wird konkretisiert. Auch auf rein visueller Ebene steht das Wort ,,Aufruhr‘‘ im Zentrum des Lesers, da der zweite Vers im Vergleich zu den übrigen mit seiner geringen Silbenzahl (vier Silben) sehr kurz ist. Durch diese Hervorhebung wird zudem auf eine sublime Art und Weise auf das Thema des gesamten Textes verwiesen, welches bereits an dieser Stelle ein Aufbruchs- bzw. Ausbruchspathos suggeriert. In den folgenden zwei Versen beschreibt das lyrische Ich, wie es ,,um steinige Ecken geschoben‘‘ (V. 3) und „[d]urch bösen Druck vorwärts gezwungen‘‘ (V. 4) wird. Durch die Verwendung des Passivs wird eine gewisse Machtlosigkeit des lyrischen Ichs ausgedrückt – es kann sich nicht von alleine bewegen. Unterstrichen wird die Passivität des Ichs zudem durch das Partizip ,,gezwungen‘‘; eben jenes Partizip betont den Zustand bzw. das Gefühl von Unfreiheit. Die ,,steinige[n] Ecken‘‘ symbolisieren einen hürden- bzw. hindernisreichen Weg, den das lyrische Ich vor sich sieht und der alles andere als geradlinig und leicht zu verlaufen scheint. Dieser Vers assoziiert dabei auch das bekannte Sprichwort ,,jemandem Steine in den Weg legen‘‘, was die genannte Deutung unterstützt. Der Druck, durch den das Ich vorwärts gezwungen wird, wird als böse charakterisiert und kreiert dadurch eine bedrohliche und unheilvolle Atmosphäre. Die positive Stimmung, die dem Leser mit dem Gedichttitel zunächst suggeriert wird, wird somit noch in der ersten Strophe und auch im weiteren Verlauf des Gedichtes annihiliert. Von wem oder was der böse Druck ausgeht und um was es sich dabei genau handelt, bleibt unklar. Es lässt sich aber im Anbetracht der Entstehungszeit des Gedichtes interpretieren, dass es sich dabei möglicherweise um den Druck handelte, sich den immer schlechter werdenden sozialen Verhältnissen, dem bestehenden Patriotismus und den Veränderungen des zivilen Lebens im Laufe des Ersten Weltkrieges einfach fügen zu müssen, da Widerstand zu jenem Zeitpunkt nicht geduldet wurde.

Im zweiten Quartett setzt sich die in der ersten Strophe evozierte Stimmung des Aufruhrs fort: Vor dem lyrischen Ich liegt eine ,,gelbe sandige Straße‘‘ (V. 5), aus der sich ,,kleine[ ] Wirbel‘‘ (V. 6) – vermutlich vom Wind angetrieben – heben. Die Straße könnte in diesem Konnex eine Metapher für das Leben des lyrischen Ichs bedeuten bzw. ein Symbol für dessen Lebensweg, während die kleinen Wirbel als Anzeiger für eine Art Protest oder Aufstand interpretiert werden können. Da sie durch den Wind ausgelöst zu sein scheinen, wird hier ein Bild des Freiheitsdranges gezeichnet.138 Hierin besteht auch die semantische Äquivalenz zu dem im ersten Quartett erwähnten Aufruhr; das lyrische Ich scheint den Versuch zu unternehmen, aus etwas bzw. aus einer bestimmten (Lebens-)Situation ausbrechen zu wollen bzw. seinen Widerstand gegen etwas anzeigen zu wollen. Jedoch scheint der Versuch des Ausbruchs bzw. Aufbruchs nicht gerade erwünscht zu sein, im Gegenteil – es erfolgt eine regelrechte Sanktionierung. Die Wirbel, die dem Protest bzw. Aufstand analog gesetzt wurden, „[m]üssen kräftigem Verweise folgend / An den Rändern sich zur Ruhe legen‘‘ (V. 7, V. 8). Jeglicher Widerstand scheint zwecklos zu sein und wird metaphorisch an den Rand zurückgedrängt. Auch an dieser Stelle wird das Agens nicht evident, d.h. auch hier erfährt der Leser nicht, wer den Verweis erteilt.

Im dritten Quartett beschreibt das lyrische Ich, wie es Vögel am Himmel sieht, die „[lange Strecken] fliegen‘‘ (V. 9), und dass es ihm so vorkommt, „[a]ls wollten sie die Welt verlassen‘‘ (V. 10). Durch die Verwendung des Modalverbs wird betont, dass das beschriebene Geschehen nicht real ist, sondern dass es sich lediglich um eine phantasievolle Interpretation des lyrischen Ichs handelt. Der Vogel – bei vielen Völkern Symbol des Heilsverkünders und der Entsündigung der Welt139 – scheint in der Szenerie dieses Textes die Welt zu verlassen, was ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Machtlosigkeit erzeugt. Die Vögel wirken wie auf der Flucht vor einer durch den Krieg sinnentleerten Welt, sie haben den Kampf gegen die bösen Mächte aufgegeben und sehnen sich nur noch nach einem Ausbruch hin zur Freiheit. Dabei kommen ihnen einzelne Wolken entgegen (vgl. V. 11), „[d]enen sie ihre Erschöpfung überlassen‘‘ (V. 12). Die Beschreibung der Vögel als erschöpft unterstreicht einmal mehr das bereits erwähnte Empfinden von Machtlosigkeit und Hoffnungslosigkeit, sie sind des Aufbegehrens und Kämpfens müde geworden. Zudem besteht eine semantische Äquivalenz zwischen der Erschöpfung der Vögel und den zur Ruhe gelegten Wirbeln im zweiten Quartett des Gedichtes. Es lässt sich festhalten, dass einerseits zwar der Versuch des Ausbruchs bzw. Aufbruchs unternommen wird und sich der Wunsch des Aufbegehrens offenbart, andererseits wird diese Aufbruchs- und Ausbruchsstimmung jedoch sogleich zunichte gemacht, worauf ein Gefühl der Aussichtslosigkeit und Niedergeschlagenheit folgt.

Denn „[n]ichts bleibt verschont – / Der neue Zank nimmt alles gefangen‘‘ (V. 13, V. 14). Im vierten und letzten Quartett des Gedichtes wird die Allumfassenheit des in Personifikation gestellten Zanks und auch dessen Brutalität offenbart. Der Zustand des Gefangenseins evoziert erneut das Gefühl der Ausweglosigkeit, der Unterdrückung, sowie der Unfreiheit. Kommt man noch einmal auf die Betrachtung der Entstehungszeit des Gedichtes zurück, dann lässt sich interpretieren, dass mit dem ,,neue[n] Zank‘‘ (V. 14) wahrscheinlich die Unruhen, Aggressionen und Konflikte gemeint sind, die durch den Ersten Weltkrieg hervorgerufen wurden. Diese waren insofern neu, als noch nie zuvor so viele Menschen in so kurzer Zeit und unter Einsatz neuester Technologien ermordet wurden (beispielsweise erstmals unter Einsatz von Giftgas im April 1915140 ). Dieser neue Zank ,,kratzt die sanftesten Augen aus‘‘ (V. 15); er ist schonungslos und destruktiv. Der brutale Akt des Auskratzens der Augen untermauert an dieser Stelle die zerstörerische und brachiale Gewalt des Krieges. Die Augen stehen hier vermutlich als Synekdoche für all die friedliebenden Menschen, die sich dem Kriegsgeschehen widerstandslos fügen und keinerlei Protest anzeigen, da sie als ,,sanft‘‘ betitelt werden, doch selbst vor ihnen macht der neue Zank keinen Halt.

Die Empörung über die Destruktion des Krieges wird mit dem letzten Vers, ,,Die hohen Pappeln stehen sehr entrüstet aufgerichtet‘‘ (V. 16) ausgedrückt: Mit den personifizierten, als entrüstet definierten Pappeln findet eine regelrechte Belebung der Natur statt. Durch die Adjektive ,,hoch‘‘ und ,,aufgerichtet‘‘ wird eine Dynamik kreiert, die aus der Empörung heraus stattfindet; die Pappeln machen sich groß, um ihre Protesthaltung zu verdeutlichen. Daraus lässt sich interpretieren, dass viele Menschen trotz der Tatsache, dass der neue Zank alles gefangen nimmt (vgl. V. 14) versuchen, ihren Unmut gegen den Krieg und seine Gräueltaten auszudrücken und auch ihren Wunsch nach Neubeginn und Freiheit äußern. Da Henriette Hardenberg – wie bereits im Kapitel 3.1. dieser Arbeit erwähnt – eine bekennende Kriegsgegnerin war, kann man darauf schließen, dass sie selbst das lyrische Ich des Gedichtes verkörpert und dass sie mittels dieses Textes ihren eigenen Aufstand kundtun und ihrem eigenen Wunsch nach Ausbruch aus den verheerenden Lebensverhältnissen während des Krieges Ausdruck verleihen wollte.

[...]


1 Vollmer, Hartmut: Henriette Hardenberg Dichtungen. Hrsg. v. dems. Zürich 1988. S. 113.

2 Vgl. Schweikl, Günther/ Burdorf, Dieter: Metzler-Lexikon Literatur. Begriffe und Definitionen. Stuttgart [u.a.] 2007. S. 222.

3 Vollmer, Hartmut: In roten Schuhen tanzt die Sonne sich zu Tod. Lyrik expressionistischer Dichterinnen. Hrsg. v. dems. Hamburg 2014. S. 13.

4 Ebd., S. 14.

5 Kaltenbrunner, Gerd-Klaus: Die Pappeln stehen sehr entrüstet. Das Werk der letzten noch lebenden expressionistischen Lyrikerin: Henriette Hardenberg. In. Die Welt. 1.12.1988.

6 Vgl. Kraft, Werner: Spiegelung der Jugend. Mit einem Nachwort von Jörg Drews. Frankfurt am Main 1973. S. 79.

7 Anz, Thomas: Literatur des Expressionismus. Stuttgart [u.a] 2002. S. 34.

8 Vgl. Vollmer 1988: S. 113.

9 Raabe, Paul: „Zur Ausgabe‘‘. In: Vollmer, Hartmut: Henriette Hardenberg Dichtungen. Hrsg. v. dems. Zürich 1988. S. 1.

10 Ursprünglich geborene Margarete Rosenberg: vgl. Vollmer 1988: S. 157.

11 Vgl. Raabe, Paul: „Zur Ausgabe‘‘. In: Vollmer, Hartmut: Henriette Hardenberg Dichtungen. Hrsg. v. dems. Zürich 1988. S. 1.

12 Vgl. Vollmer: 2014. S. 21.

13 Vgl. etwa Kaltenbrunner, Gerd-Klaus: Die Pappeln stehen sehr entrüstet. Das Werk der letzten noch lebenden expressionistischen Lyrikerin: Henriette Hardenberg. In. Die Welt, 1.12.1988 u. Bachmann, Dieter: „,Wir sind schön im Sehnen‘. Henriette Hardenberg, die Dichterin.‘‘ In: Du. Die Zeitschrift der Kultur. 49. Jahrgang (1989). 7. Ausgabe. S. 24.

14 Krause, Frank: Literarischer Expressionismus. Paderborn 2008, S. 118.

15 Vgl. Ebd., S. 118.

16 Vgl. Vietta, Silvio: Lyrik des Expressionismus.4., verb. Aufl. Tübingen 1999.

17 Vgl. hierzu z.B. auch Anz, Thomas: Literatur des Expressionismus. Stuttgart [u.a] 2002.

18 Vgl. Raabe, Paul: „Zur Ausgabe‘‘. In: Vollmer, Hartmut: Henriette Hardenberg Dichtungen. Hrsg. v. dems. Zürich 1988. S. 2.

19 Der umstrittene und in dieser Arbeit diskutierte Begriff, der von Vollmer selbst am allermeisten geprägt wurde, fand wohl durch Beatrice Eichmann-Leutenegger seine Einführung in die Forschung. Vgl. Eichmann-Leutenegger, Beatrice: „Henriette Hardenberg – Lyrikerin des Expressionismus“. In: Neue Zürcher Zeitung. 209.Jg. Ausgabe vom 22.12.1988.

20 Vgl. Anz, Thomas: Literatur des Expressionismus. Stuttgart [u.a] 2002. S. 34.

21 Vgl. Raabe, Paul: Die Autoren und Bücher des literarischen Expressionismus. Ein bibliographisches Handbuch in Zusammenarbeit mit Ingrid Hannich-Bode. Stuttgart 1985.

22 Anz 2002: S. 34.

23 Vgl. Kuchler, Janine: „Dein Herz verlangend, allen Körper küsste“. Konzeptionen expressionistischer Liebeslyrik. Berlin [u.a.] 2014. S. 243.

24 Raabe, Paul: „Zur Ausgabe“. In: „In roten Schuhen tanzt die Sonne sich zu Tod“. Lyrik expressionistischer Dichterinnen. Zürich 1993. S. 12.

25 Ebd. S. 11.

26 Vgl. Kanz, Christine: „Geschlecht und Psyche in der Zeit des Expressionismus“. In: Expressionistische Prosa. Hrsg. v. Walter Fähnders. Bielefeld 2001. S. 119.

27 Kuchler 2014: S. 243.

28 Vollmer, Hartmut: ,,,Rote Sehnsucht rinnt in meinen Adern‘. Dichterinnen des Expressionismus. Versuch einer literarischen Standortbestimmung.‘‘ In: Fähnders, Walter/ Karrenbrock, Helga: Autorinnen der Weimarer Republik. Bielefeld 2003. S. 39-58.

29 Vollmer 2014: S. 17.

30 Dohm, Hedwig: „Zur sexuellen Moral der Frau.‘‘ In: Die Aktion, Jg. 1, Nr. 12, 8.5.1911, Sp. 360-362.

31 Vgl. Vollmer 2014: S. 22.

32 Vgl. Ebd. S. 21.

33 Ebd. S. 23.

34 Vgl. Ebd. 2014: S. 22.

35 Vollmer, Hartmut: ,,,Rote Sehnsucht rinnt in meinen Adern‘. Dichterinnen des Expressionismus. Versuch einer literarischen Standortbestimmung.‘‘ In: Fähnders, Walter/ Karrenbrock, Helga: Autorinnen der Weimarer Republik. Bielefeld 2003. S. 56.

36 Vgl. Vollmer 2003: S. 54.

37 Vollmer 2014: S. 23 f.

38 Ebd. S. 24.

39 Ebd. S. 22.

40 Ebd. S. 22. Vollmer verpasst es in seinem Vorwort, den Unterschied weiter auszudifferenzieren, und lässt die zitierte Passage kommentarlos für sich stehen. Es geht ihm darum, dass die weibliche Lyrik eine gewisse Unabhängigkeit auszeichnet, doch dass sie schließlich immer noch dem Expressionismus zugehörig ist und in keiner Weise eine Art diametrale Gegenbewegung darstellt.

41 Kanz, Christine: „Geschlecht und Psyche in der Zeit des Expressionismus‘‘. In: Expressionistische Prosa. Hrsg. v. Walter Fähnders. Bielefeld 2001, S. 119.

42 Wahl, Johannes: Lyrik des Expressionismus. Interpretationshilfe für Oberstufe und Abitur. Stuttgart 2018. S. 22.

43 Vgl. Ebd. S. 22.

44 Vgl. Vollmer 2014: S. 22.

45 Lohner, Edgar: „Die Lyrik des Expressionismus‘‘. In: Rothe, Wolfgang (Hrsg .): Expressionismus als Literatur. Gesammelte Studien. Bern [u.a.] 1969. S. 107.

46 Vgl. Vietta, Silvio: Lyrik des Expressionismus. 4., verb. Aufl. Tübingen 1999. S. 2.

47 Vgl. Ebd. S. 2.

48 Benn, Gottfried: Lyrik des Expressionistischen Jahrzehnts. Wiesbaden 1955. S. 10.

49 Ebd. S. 5.

50 Ebd. S. 8.

51 Ebd. S. 8f.

52 Vgl. Bogner, Ralf Georg : Einführung in die Literatur des Expressionismus. 2., unv. Aufl. Darmstadt 2009. S. 23.

53 Ebd. S. 7.

54 Vgl. Ebd. S. 7.

55 Vgl. Vietta 1999: S. 8.

56 Vgl. Vietta, Silvio: Die literarische Moderne. Eine problemgeschichtliche Darstellung der deutschsprachigen Literatur von Hölderlin bis Thomas Bernhard. Stuttgart 1992. S. 180.

57 Vgl. Vietta 1999: S. 5.

58 Riha, Karl: Deutsche Großstadtlyrik. Eine Einführung. München [u.a.] 1983. S. 41.

59 Frey, Daniel: Kleine Geschichte der deutschen Lyrik. München 1998. S. 126.

60 Vietta 1999: S. 196.

61 Vgl. Giese, Peter Christian: Interpretationshilfen Lyrik des Expressionismus. Stuttgart [u.a.] 1992. S. 111.

62 Pinthus, Kurt: Menschheitsdämmerung. Hamburg 1961. S. 29.

63 Vietta 1992: S. 196.

64 Vgl. Ebd. S. 196.

65 Lichtenstein, Alfred: „Landschaft‘‘. In: Dichtungen. Hrsg. v. Klaus Kanzog und Hartmut Vollmer. Zürich 1989. S. 72.

66 Ebd. S. 197.

67 Vgl. Ebd. S. 197.

68 Vgl. Giese, Peter Christian: Interpretationshilfen Lyrik des Expressionismus. Stuttgart [u.a.] 1992. S. 111.

69 Vgl. Ebd. S. 111.

70 Boldt, Paul: „Herbstgefühl‘‘. In: Ders.: Junge Pferde! Junge Pferde! Das Gesamtwerk; Lyrik, Prosa, Dokumente. Hrsg. v. Wolfgang Minaty. Olten [u.a.] 1979. S. 31.

71 Giese 1992: S. 113.

72 Boldt, Paul: „Nordwind im Sommer‘‘. In: Ders.: Junge Pferde! Junge Pferde! Das Gesamtwerk; Lyrik, Prosa, Dokumente. Hrsg. v. Wolfgang Minaty. Olten [u.a.] 1979. S. 23.

73 Stramm, August: Das Werk. Hrsg. v. René Radrizzani. Wiesbaden 1993. S. 40.

74 Giese 1992: S. 112.

75 Eichendorff, Joseph von: „Mondnacht‘‘. In: Werke in fünf Bänden. Bd. 1: Gedichte, Versepen, Dramen, Autobiographisches. München 1970-1988. S. 285.

76 Vgl. Ebd. S. 112.

77 Paulsen, Wolfgang: Deutsche Literatur des Expressionismus. Bern [u.a.] 1983. S. 25.

78 Ansel, Michael: „,Im Biwak der Herzen’. Liebeslyrik des Expressionismus: Walter Hasenclever, Alfred Lichtenstein und Paul Boldt“. In: Literatur in der Moderne. Jahrbuch der Walter-Hasenclever-Gesellschaft. Hrsg. v. Jürgen Egyptien. 8. Bd. Göttingen 2013. S. 176.

79 Schweikle, Günther/ Burdorf, Dieter: Metzler-Lexikon Literatur. Begriffe und Definitionen. 3. völlig neu bearb. Aufl. Stuttgart [u.a.] 2007. S. 206.

80 Kuchler 2014: S.44.

81 Schweikle, Günther / Ackermann, Irmgard: Metzler-Lexikon Literatur. Begriffe und Definitionen. 2. Aufl. Stuttgart [u.a.] 1990. S. 267.

82 Strack, Friedrich: „,Aber das Fleisch ist stark!’ Zur erotischen Dichtung des Expressionismus.“ In: Facetten der Literatur. Annäherungsversuche. Zur Geschichte und Ästhetik des Erotischen in der Literatur. Hrsg. v. Horst Albert Glaser. Bern [u.a.] 1993. S. 283.

83 Froehlich, Jürgen : Liebe im Expressionismus. Eine Untersuchung der Lyrik in den Zeitschriften „Die Aktion“ und „Der Sturm“ von 1910-1914. New York 1990. S. 12.

84 Vietta 1999: S. 180.

85 Strack 1993: S. 281f.

86 Vgl. Ebd. S. 283.

87 Kuchler 2014: S. 44.

88 Vgl. Kanz 2001: S. 121.

89 Reventlow, Franziska zu: Viragines oder Hetären. München u. Wien 1980. S. 470.

90 Benn, Gottfried: „D-Zug“. In: Gottfried Benn: Sämtliche Werke. 1. Bd.: Gedichte 1. Hrsg. v. Gerhard Schuster. Stuttgart 1986. S. 24

91 Strack 1993: S. 281-286.

92 Schönfeld, Christiane: Dialektik und Utopie. Die Prostituierte im deutschen Expressionismus. Würzburg 1996. S. 3.

93 Giese 1992: S. 6f.

94 Vgl. Vietta 1999: S. 8.

95 Benn 1955: S. 20.

96 Kuchler 2014: S. 245.

97 Vollmer 1988: S. 113.

98 Vgl. Raabe, Paul: „Zur Ausgabe‘‘. In: Vollmer, Hartmut: In roten Schuhen tanzt die Sonne sich zu Tod. Lyrik expressionistischer Dichterinnen. Hrsg. v. dems. Hamburg 2014. S. 12.

99 Vgl. Vollmer 1988: S.113.

100 Ebd. S. 113.

101 Ebd. S. 114.

102 Ebd. S. 114.

103 Marcuse, Ludwig: Mein zwanzigstes Jahrhundert. Auf dem Weg zu einer Autobiographie. Zürich 1975. S. 56.

104 Vgl. Vollmer, Hartmut: „Henriette Hardenberg‘‘. In: Wie eine Nilbraut, die man in die Wellen wirft. Portraits expressionistischer Schrifttellerinnen. Hrsg. v. Britta Jürgs. Grambin [u.a.] 2002. S. 77.

105 Vgl. Vollmer 1988: S. 116.

106 Die Aktion, 3. Jg., Nr. 14 (2.4.1913), Sp. 392; zusammen mit dem Gedicht ,,Zwei gehen nackt durch einen Wald‘‘. U.d.T Verse; veröffentlicht unter dem Mädchennamen Margarete Rosenberg.

107 Vgl. Vollmer 2002: S. 77.

108 Vgl. Meyer, Alfred Richard: Die Maer von der Musa Expressionistica. Düsseldorf 1948. S. 12.

109 Vgl. Vollmer 1988: S. 120.

110 Ebd. S. 122.

111 Ebd. 2002: S. 82.

112 Vgl. Vollmer 1988: S. 122.

113 Vgl. Ebd. S.124. Alfred Wolfensteins Einsatz für diese Edition wird in einem Brief an seinen Dichter-Freund Gottfried Kölwel deutlich: Vgl. In: Fischer, Peter : Alfred Wolfenstein. Brief vom 23.11.1916. a.a.O. S.32.

114 Vollmer verwendet an dieser Stelle den Terminus ,,Zyklen‘‘ (Vgl. Vollmer 2002: S. 83), der sich jedoch als inadäquat erweist. Die in dem Band Neigungen enthaltenen Gedichte können weder zu einer übergeordneten Einheit zusammengefasst werden, noch erhalten sie in einem übergeordneten Kontext eine neue Funktion oder andere Bedeutung, wie es bei einem Gedichtzyklus üblich wäre (Vgl. hierzu Ort, Claus-Michael: ,,Zyklische Dichtung‘‘. In: Merker, Paul/ Stammler, Wolfgang u.a. (Hrsg.): Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte, Bd. 4., Berlin 2001. S. 1105–1120). Daher wird im weiteren Verlauf dieser Arbeit der Begriff ,,Buch‘‘ statt ,,Zyklus‘‘ verwendet.

115 Vgl. Vollmer 2002: S. 83f.

116 Bigato Clement, In: Die junge Kunst. 1. Jg., H. 8 (15.9.1919). S. 15.

117 Vgl. Vollmer 1988: S. 126.

118 Ebd. 2002: S. 88.

119 Vgl Vollmer 1988: S. 127, sowie Vollmer 2002: S. 86.

120 Vgl. Ebd. 2002: S. 86f.

121 Vgl. Ebd. S. 88.

122 Vgl. Ebd. S. 88.

123 Ebd. S. 89.

124 Vgl. Vollmer 1988: S. 131. Vgl. hierzu auch Vollmer 2002: S. 89.

125 Vgl. Vollmer 1988: S. 131.

126 Vgl. Vollmer 2002: S. 90.

127 Ebd. S. 90.

128 Vgl. Ebd. S. 91.

129 Vgl. Ebd. S. 92.

130 Vgl. Vollmer 1988: S. 124.

131 Sebrecht, Friedrich, In: Beiblatt der Zeitschrift für Bücherfreunde, N.F., 11. Jg. H. 5-6, (August-September 1919), Sp. 252f.

132 Vgl. Vollmer, Hartmut: „,Ich werde singender Vogel‘. Nachwort von Hartmut Vollmer.‘‘ In: Ders.: Henriette Hardenberg. Südliches Herz. Nachgelassene Dichtungen. Zürich 1994. S. 185.

133 Vgl. Vollmer, Hartmut: „Ergänzungen zum editorischen Anhang von >>Dichtungen<<‘‘. In: Ders.: Henriette Hardenberg. Südliches Herz. Nachgelassene Dichtungen. Zürich 1994. S. 283f.

134 Vgl. Vollmer, Hartmut: „Überlieferung, Lesarten, Erläuterungen. Die Dichtungen. Veröffentlichungen‘‘. In: Ders.: Henriette Hardenberg Dichtungen. Hrsg. v. dems. Zürich 1988. S. 165f.

135 Vgl. Vollmer 1994: S. 284.

136 Vgl. Vollmer 1988: S. 166.

137 Vgl. Lurker, Manfred (Hrsg.): Wörterbuch der Symbolik. Vierte, durchges. erw. Aufl. Stuttgart 1988. S. 773f.

138 Vgl. Lurker 1988: S. 811.

139 Vgl. Lurker 1988: S. 774.

140 Vgl. Deist, Wilhelm: „Die Kriegsführung der Mittelmächte.‘‘ In: Gerhard Hirschfeld (Hrsg.): Enzyklopädie Erster Weltkrieg. 2. aktualisierte Aufl. Paderborn 2014. S. 249f.

Ende der Leseprobe aus 77 Seiten

Details

Titel
Henriette Hardenbergs Gedichtband "Neigungen". Lyrik des expressionistischen Jahrzehnts
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal
Note
1,7
Jahr
2020
Seiten
77
Katalognummer
V937974
ISBN (eBook)
9783346266316
ISBN (Buch)
9783346266323
Sprache
Deutsch
Schlagworte
henriette, hardenbergs, gedichtband, neigungen, lyrik, jahrzehnts
Arbeit zitieren
Anonym, 2020, Henriette Hardenbergs Gedichtband "Neigungen". Lyrik des expressionistischen Jahrzehnts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/937974

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