Klassische Methoden der Sozialen Arbeit


Seminararbeit, 1998

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


GLIEDERUNG

1. Einleitung

2. Klassische Methoden der Sozialarbeit 
2.1 Soziale Einzelhilfe
2.1.1 Psychosoziale Arbeitsweise 
2.1.2 Problemlösendes Vorgehen 
2.1.3 Krisenintervention 
2.1.4 Funktionelle Methode
2.1.5 Verhaltensveränderndes Vorgehen
2.1.6 Sozialisationsmodell 
2.1.7 Familientherapie 
2.2 Soziale Gruppenarbeit 
2.2.1 Modell der sozialen Aktion
2.2.2 Modell der Therapeutischen Hilfe
2.2.3 Modell der gegenseitigen Hilfe und Geborgenheit
2.2.4 Entwicklungsmodell
2.3 Gemeinwesenarbeit
2.3.1 Territoriale Gemeinwesenarbeit
2.3.2 Funktionale Gemeinwesenarbeit
2.3.3 Kategoriale Gemeinwesenarbeit 

3. Persönliche Umsetzung Klassischer Methoden 

Literatur

1. Einleitung

Um den Beruf der Sozialarbeit zurückzuverfolgen, braucht man an dem Rad der Geschichte nur sehr wenig zu drehen. Sozialarbeit an sich ist ein recht neuer, aus dem zwanzigsten Jahrhundert geborener Beruf, dessen Wurzeln jedoch schon zwei Jahrhunderte zurückreichen. Im Gegensatz zu anderen Wirkungsfeldern, welche sich im Laufe der Zeit in bestimmte Spezialgebiete aufgliederten, entstand die Sozialarbeit  aus einer Vielfalt unterschiedlicher praktischer Betätigungsfelder. (vgl. Roberts/Nee 1982)

In der Gesamtheit dieses Berufes, der seine verschiedenen Arbeitsgebiete nur sehr gering abgrenzt, stellte sich gleichzeitig die Frage nach einem allgemeinen Konzept,  sogenannten Verfahrensweisen, welche möglichst universell in der Sozialen Arbeit Anwendung finden sollten.

Man spricht in diesem Falle auch von Methoden. Was sind Methoden? Das sind Handlungskonzepte zum beruflichen Umgang mit sozialen Problemen, die umsetzbar und wissenschaftlich sind, sowie gleichzeitig aus beruflichen Erfahrungen resultieren.

„Methoden sind verallgemeinerbar und machen Aussagen über die Ziele, Gegenstände und Mittel des Handelns; sie sind zielgerichtet, prozeßorientiert und systematisch.“

(Krauß in Kreft/Mielenz 1988, S.383)

Gleichzeitig aber legen Methoden fest, in welchem Rahmen sie anwendbar sind oder sich als nachteilg erweisen. Dies ist abhängig von z.B. institutionellen und organisatorischen Bedingungen. Außerdem spielen der Personenkreis und dessen jeweilige Problemlage eine wichtige Rolle , weil sie ebenfalls unterschiedliche Herangehensweisen erfordern.

Die vorherrschenden Methodenkonzepte in der Sozialarbeit /-pädagogik werden unterschieden nach:  Klassischen Methoden (auch primäre Methoden genannt), zu ihnen zählen soziale Einzelfallhilfe, soziale Gruppenarbeit und soziale Gemeinwesenarbeit.

und Sekundären Methoden, dazu gehören Supervision, Planung und Beratung.

Da der Schwerpunkt meiner Arbeit die sekundären Methoden nicht beinhaltet, werde ich  mich in meiner weiteren Ausführung insbesondere mit den Klassischen Methoden der sozialen Arbeit, sowie deren untergliederten Arbeitsgebiete auseinandersetzen.

2. Klassische Methoden der Sozialarbeit

Ziel dieser sogenannten primären Methode sollte sein, einzelnen Personen, Gruppen und auch dem Gemeinwesen zu helfen, den höchst möglichen Grad an Wohlbefinden auf geistiger, sozialer und körperlicher Ebene zu erreichen - in diesem Punkt war und ist man sich bis heute einig. Allerdings gab es lange Zeit große Meinungsverschiedenheiten darüber, ob und wie man die Einzelhilfe, Gruppenarbeit und Gemeinwesenarbeit als Teil eines Ganzen behandeln und integrieren könne.

Bis in die 60er Jahre versuchte man alle drei oben genannten Instanzen miteinander zu vereinen und als Ganzheitlichkeit zu betrachten. Später in den 70er Jahren erhielt die soziale Einzelhilfe eine gewisse Priorität, umgeben von der Gruppenarbeit im engeren und der Gemeinwesenarbeit im weitesten Sinne. Seit Mitte der 80er Jahre ist man bestrebt, alle drei Methoden miteinander zu verknüpfen, um möglichst flexibel zu sein, um die bisherigen Konzepte nicht auf traditionellen Schwerpunkten zu belassen. Das bedeutet, neue Verfahren wurden erprobt, in dem man die alten übergreifend variierte, also jeder Bereich sich mit jedem anderen zum Teil überschneidet.

Dieses System erweist sich bis heute als sehr vorteilhaft, da der Gemeinwesenarbeit, wie auch allen anderen Bereichen die Chance eingeräumt wird, sich als Zweig  der Sozialarbeit zu bewähren, aber auch im Zusammenwirken mit den beiden anderen klassischen Methoden eine kompakte Hilfeleistung anbieten kann.

2.1 Soziale Einzel(fall)hilfe

Die Einzelfallhilfe oder auch „case-work“ genannt, ist der älteste und zugleich präziseste Bereich in der Sozialarbeit. Die aus ihr hervorgehenden Konzepte, wie sie heute eingeübt und praktiziert werden, stammen ursprünglich aus den USA und wurden nach dem 2. Weltkrieg auch in der deutschen Wohlfahrtspflege eingeführt. Eine Wegbereiterin der Einzelhilfe war Mary Richmond, mit ihrem Werk „Social Diagnoses“, welches auf der Praxis der Hilfe für Arme basiert. Als Vorläufer der case-work gilt das „friendly visiting“. Dies beinhaltete eine Reihe Freiwilliger, die vom christlich - sozialen Gedanken getragen, in den amerikanischen Großstädten die gröbste Not zu mildern versuchten. Die Armen dieser Zeit jedoch „moralisch zu bessern“ schien nur möglich, in dem man sich einzeln mit ihnen befaßte, Fall bei Fall.

Die Arbeit mit einzelnen sowie die Unterstützung der Persönlichkeitsentwicklung zum Zwecke der Integration in das soziale System, trug dazu bei, daß eine hohe Zahl der Fälle später als psychiatrisch eingestuft wurde. Dies ist einer der Gründe, warum die Einzelhilfe bis heute sehr psychologisch orientiert ist. (Kreft/Mielenz 1988)

2.1.1 Psychosoziale Arbeitsweise

Der Ausdruck „psychosoziale Vorgehensweise“ wurde mitunter erstmalig von Gordon Hamilton geprägt. Allerdings änderte sich seine Bedeutung im Laufe der Jahrzehnte ein wenig und wird heute folgendermaßen definiert:

„Der psychosoziale Standpunkt ist heute im wesentlichen ein system-theoretischer Ansatz in der Sozialen Einzelhilfe. Das Hauptsystem, auf das Diagnose und Behandlung abgestellt sind, ist das Person-in-ihrer-Situation-Gefüge oder einfacher: der Mensch in seiner spezifischen Situation.“ (Hollis in Roberts/Nee, S.48)

Dies bedeutet nach Hollis, daß man einem Menschen nur helfen kann, wenn man nicht nur ihn selbst versteht, sondern auch sein Zusammenwirken mit anderen Menschen und der Umwelt (z.B. Familie, Arbeit, Ausbildung, Wohngegend etc). Es ist sehr häufig der Fall, daß sich ein Mensch in seiner Situation ändert und seine Mitmenschen darauf hin etwas ähnliches tun, um  trotz allem weiterhin miteinander interagieren zu können. Ein solches Verhalten stellt man am ehesten fest, wenn eine ganze Familie als Klient aufgenommen wird. Um die individuelle Persönlichkeitsstruktur (d. h. Ego und Anpassungsfähigkeit) der Familienmitglieder festzustellen, greift man insbesondere auf die Persönlichkeitstheorie von Sigmund Freud zurück.

Ein anderer Schwerpunkt in der psychosozialen Arbeitsweise ist die Differenzierung. Ein Sozialarbeiter sollte möglichst individuell auf die Bedürfnisse seiner Klienten reagieren, da jeder Mensch andere Voraussetzungen für ein annehmbares Leben entwickelt. Dazu müssen vom zuständigen Einzelfallhelfer Faktoren aufgedeckt werden, die für den Betroffenen zu Schwierigkeiten und Mißbehagen führen. Trägt man diese Faktoren zusammen, entstehen Tatsachen, welche man mit fachlichem Wissen verbindet, um eine Diagnose stellen zu können. Ziel der Behandlung ist es, so Hollis, eine Veränderung in dem Klienten, in der Situation oder in beidem zu erreichen. Dabei ist es wichtig, den Klienten eigene Behandlungsziele formulieren zu lassen und ihm keinesfalls das Recht auf Selbständigkeit und Entscheidungsfreiheit abzuerkennenn.

2.1.2 Problemlösendes Vorgehen

Bei dieser Form der Einzelhilfe geht man davon aus, daß der Klient eingeschränkt ist, Fähigkeiten, Motivationen und Möglichkeiten zu entwickeln, mit seinen Problemen fertig-

zuwerden. Er wendet sich darum an eine soziale oder andere Einrichtung und erbittet materielle, psychologische oder soziale Unterstützung. Der entscheidende Unterschied allerdings zu einigen anderen Methoden der Einzelhilfe besteht darin, daß man nicht davon unbedingt davon ausgehen sollte, der Hilfesuchende sei krank und habe eventuell Persönlichkeitsstörungen. Aufgrund dessen sind die Hilfeleistungen folgendermaßen zu verstehen:

Der Sozialarbeiter weckt, stärkt und lenkt die Motivation des Klienten, indem er Ängste und Befürchtungen abbaut, Unterstützung und Sicherheit gibt, um eine Veränderung herbeizuführen.  Weiterhin stärkt er die Funktionsfähigkeit des Ego, dazu zählen Wahrnehmung, Gefühl, Erkenntnis, Verstehen, Wahl, Urteil, Auslese und Handlung.

(Perlman in Roberts/Nee 1982)

Eine andere Aufgabe des Sozialarbeiters ist es, weitere Einrichtungen und Hilfsquellen ausfindig zu machen, die zur Lösung und Minderung der bestehenden Schwierigkeiten Unterstützung bieten.

2.1.3 Krisenintervention

Die Gedanken der Krisenintervention entspringen einer Vielzahl theoretischer Hintergründe doch sie sind nicht klar umrissen, sondern eher als ein offenes System zu betrachten. Es gibt nur sehr wenige Vertreter, die sich hinreichend mit dieser Methode auseinandersetzten, um eine systematische, experimentelle Vorgehensweisen darzustellen.  Die Krisenintervention an sich stellt einen Rahmen dar, der zur kurzfristigen Erfassung von einzelnen Menschen und  Familien dient, die sich in akut schwierigen und belastenden Situationen befinden, z.B. in Notfallsituationen oder katastrophenähnlichen Zuständen.

(Rapoport in Roberts/Nee 1982)

Dabei ist es besonders wichtig für den Sozialarbeiter, das Umfeld des Betroffenen in sehr kurzer Zeit möglichst genau kennenzulernen, um weitere Schritte der Intervention einleiten zu können.

2.1.4 Funktionelle Methode

Diese Arbeitsweise wurde während der dreißiger Jahre in den USA entwickelt und entstand aus den Auswirkung der Psychoanalyse von Sigmund Freud.

„Durch die Methode der sozialen Einzelhilfe wird ein Klient veranlaßt, sich über einen Beziehungsprozeß, im wesentlichen mit einer Person, zu seinem eigenen und dem allgemeinen sozialen Wohl einer sozialen Hilfe zu bedienen.“

(Smalley in Roberts/Nee 1982, S.93)

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Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Klassische Methoden der Sozialen Arbeit
Hochschule
Fachhochschule Erfurt
Note
1,0
Autor
Jahr
1998
Seiten
18
Katalognummer
V93768
ISBN (eBook)
9783638070379
ISBN (Buch)
9783638955416
Dateigröße
454 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit ist logisch durchdacht, kompakt und bietet einen ausgezeichneten exemplarischen Überblick über Arbeitsformen und Methoden der Sozialen Arbeit.
Schlagworte
Klassische, Methoden, Sozialen, Arbeit
Arbeit zitieren
Ariane Wolfram (Autor:in), 1998, Klassische Methoden der Sozialen Arbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93768

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