Eine kritische Analyse von Venture Capital als mögliches Finanzierungsinstrument für Innovation in China


Bachelorarbeit, 2008

46 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Einfluss des Finanzsektors auf Kapitalallokation und Innovationsfinanzierung
2.1. Voraussetzungen des Bankensektors und Kapitalmarkts
2.2. Model of Diversity
2.3. Effiziente Innovationsfinanzierung durch den Kapitalmarkt

3. Venture Capital als Finanzierungsinstrument
3.1. Die Venture Capital Gesellschaft im Principle Agent Theorem
3.2. Makroökonomische Auswirkungen von Venture Capital
3.3. Angebots- und Nachfragedeterminanten von Venture Capital

4. Angebots- und Nachfragedeterminanten für Venture Capital in China
4.1. Voraussetzungen Chinas Finanzsektors zur Innovationsfinanzierung
4.1.1. Entwicklung des Bankensektors
4.1.2. Entwicklung des Kapitalmarkts
4.1.3. Wechselwirkung zwischen Bankensektor und Kapitalmarkt
4.1.4. Crowding Out im Bankensektor
4.1.5. Implikationen für Innovationsfinanzierung
4.2. Wirtschaftswachstum
4.3. Forschung und Entwicklung
4.4. Tertiäre Bildung
4.5. Implikationen für Venture Capital in China

5. Venture Capital Sektor in China
5.1. Ursprünge des Venture Capital Sektors
5.2. Chinas Venture Capital Sektor heute
5.3. Venture Capital in Chinas Finanzsektor
5.4. Venture Capital als Finanzierungsinstrument für Innovation in China

6. Fazit

7. Anhang

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Optimal Financial Methods

Abbildung 2: Ablauf einer Venture Capital Finanzierung

Abbildung 3: Chinese R&D Expenditures

Abbildung 4: Venture Capital Investitionen 2006 in Mrd. USD

Abbildung 5: Time Structure of Believes

Abbildung 6: China’s Innovation Policy: Institutional Reform and Learning Curve

Abbildung 7: The Relative Size of the Chinese Innovation System

Abbildung 8: Einfluss demografischer Entwicklung auf tertiäre Bildung

Abbildung 9: Entwicklung Investitionsvolumen Venture Capital in China

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

„Die neu eingeschlagene Innovationskampagne ist durch hohen Einsatz, hohe Risiken und hohe Gewinne gekennzeichnet und benötigt große Mengen finanzieller Unterstützung zu ihrer Umsetzung. Zusammen mit der Entwicklung neuer Technologien kann Venture Capital diese finanzielle Unterstützung bereitstellen.“ 1

“创新活动具有高投入,高风险, 高收益的特点,需要大量的资金支持,伴随着高 薪技术产业的产生而产生的风险投资可以提供这种资金支持。”

Die chinesische Regierung hat im elften Fünfjahres-Plan der VR China das Ziel formuliert, bis zum Jahr 2020 die Wettbewerbsfähigkeit ihres Landes in den Bereichen Innovation und Technologie zu steigern. Nach den Vorstellungen des Präsidenten Hu Jintao soll China bis zu diesem Zeitpunkt die Fähigkeit erreicht haben, endogene Innovation auf Weltniveau hervorzubringen.2

In der vorliegenden BA-Arbeit wird untersucht, welchen Beitrag Venture Capital (VC) als Finanzierungsinstrument zur Innovationsförderung in China leisten kann. Um diese Frage zu beantworten wird zunächst in Kapitel 2. anhand des Model of Diversity geklärt, ob ein banken- oder kapitalmarktorientierter Finanzsektor vorteilhaft für Innovationsfinanzierung ist. Kapitel 3. definiert VC und beschreibt dessen Funktionsweise im Finanzsektor. Außerdem werden makroökonomische Auswirkungen von VC untersucht und die wichtigsten Angebots- und Nachfragedeterminanten für die Bildung eines VC Sektors herausgestellt. In Kapitel 4. wird eine Betrachtung dieser Determinanten in Chinas Kontext vorgenommen. Es soll geklärt werden, ob positive oder negative Voraussetzungen für die Bildung eines VC Sektors in China vorliegen. Kapitel 5. geht abschließend der Frage nach, ob sich auf Grundlage der bisherigen Ergebnisse ein VC Sektor in China gebildet hat. Schlussendlich soll beantwortet werden, ob VC einen Beitrag zur Innovationsfinanzierung leistet und somit förderlich für die Entwicklung endogener Innovation in China ist. Hier finden besonders mögliche Problemfelder und entsprechende Lösungsansätze Erwähnung. Die Arbeit endet mit einem Ausblick auf das Potenzial der chinesischen Wirtschaft, ihr zukünftiges Wachstum stärker durch die Entwicklung endogener Innovation zu gestalten.

2. Einfluss des Finanzsektors auf Kapitalallokation und Innovationsfinanzierung

Nach Levine hat die Funktionsweise des Finanzsektors einen wesentlichen Einfluss auf das Wirtschaftswachstum. Zusätzlich wird das Entwicklungsniveau des Finanzsektors nicht nur als geeigneter Prädikator für zukünftiges Wirtschaftswachstum, sondern auch für Kapitalakkumulation und technologische Entwicklung angesehen. Der Finanzsektor beeinflusst daher entscheidend die Geschwindigkeit und Struktur der wirtschaftlichen Entwicklung.3 Industrien wie die Hightech Industrie, welche stark auf externe Finanzierung angewiesen sind, wachsen in Ländern mit entwickelten Finanzsektoren überproportional schneller als in solchen mit rückständigen Finanzsektoren. Im Folgenden sollen zwei Aspekte untersucht werden, auf die der Finanzsektor direkten Einfluss nimmt: Kapitalallokation und technologische Innovation. Dabei wird der Frage nachgegangen, ob banken- oder kapitalmarktdominierte Finanzsysteme besser geeignet sind, um Innovationen im Hightech Sektor zu finanzieren.

2.1. Voraussetzungen des Bankensektors und Kapitalmarkts

Schumpeter vertrat die Ansicht, dass ein gut funktionierendes Bankensystem technologische Innovation vorantreibt, indem es die Unternehmer mit den innovativsten Produkten identifiziert und finanziert.4 Hicks hingegen hob hervor, dass erst die Entwicklung des Kapitalmarktes die industrielle Revolution in England ermöglicht hatte.5 Die Innovationen aus den ersten Jahrzehnten der industriellen Revolution waren schon weit eher erfunden worden. Banken existierten in England zwar seit 1694,6 hatten aber im Gegensatz zu Schumpeters Argumentation kein Kapital bereitgestellt. Die unterschiedlichen Ansichten der beiden Ökonomen lassen sich am ehesten durch die unterschiedlichen finanzsystematischen Ausprägungen der Länder erklären, auf die sie ihre Forschungen bezogen. Angelsächsische Länder wie Großbritannien oder die Vereinigten Staaten werden als traditionell kapitalmarktdominierte Finanzsysteme bezeichnet, während Länder wie Japan oder Deutschland eher als bankendominiert gelten. Infolge sind amerikanische Unternehmen häufiger über Kapitalmärkte finanziert, während Unternehmen in Japan oder Deutschland eher über die jeweilige Mainbank oder Hausbank finanziert werden.7

Technologische Innovation ist schwer zu bewerten, da bezüglich ihrer Rentabilität ex ante nur unzureichend Informationen vorliegen. Diese Voraussetzungen könnten den Kapitalmarkt im Vergleich zum Bankensektor für die Finanzierung von Innovationen geeigneter erscheinen lassen. Im Gegensatz zu Kreditmärkten wirken Preissignale auf Kapitalmärkten direkt und bewirken auf diese Weise eine Allokation der Finanzmittel in Projekte mit den höchsten Ertragschancen.8 Risiken werden auf die Akteure übertragen, welche zur Risikoübernahme am besten geeignet sind. „Hierdurch würden solche unternehmerischen Tätigkeiten unterstützt, die auf die Durchsetzung technologischer Neuerungen und innovativer Geschäftsstrategien abzielten. Nicht ohne Grund seien die USA weltweit zum wichtigsten Standort für Venture Kapital und Startup-Gesellschaften geworden.“9 Ausdifferenzierte Kapitalmärkte würden daher zu einer effizienteren Kapitalallokation als der Bankensektor führen, da erstere durch Risikodiversifikation Investitionen mit höherem Risiko aber auch höherer Rentabilität ermöglichen.10 Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen Demirgiuc-Kunt und Maksimovic in einer empirischen Studie. Das Ergebnis ihrer Untersuchung zeigt, dass Kapitalmärkte besseren Zugang zu langfristigen Krediten bieten und Banken mehr auf kurzfristige Kreditvergabe konzentriert sind. 11 Da zur Finanzierung von Innovationen langfristige Finanzmittel benötigt werden, scheinen Kapitalmärkte hier vorteilhaft zu sein. Als Zwischenergebnis des Kapitels lässt sich festhalten, dass Kapitalmärkte Vorteile bei der Finanzierung innovativer Unternehmen bieten, da diese im Stande sind, Risiken besser zu übernehmen und die benötigten Finanzmittel längerfristig zu Verfügung zu stellen.

2.2. Model of Diversity

Das Model of Diversity entwickelt auf theoretischer Grundlage eine Antwort auf die Frage, ob Banken oder Kapitalmärkte geeigneter zur Finanzierung neuer Technologien sind, wenn Uneinigkeit bezüglich deren Chancen und Risiken herrscht.12 Bei Betrachtung der Entwicklungsstadien neuer Technologie sind zwei Extremszenarien zu unterscheiden: (1) Es werden unterschiedliche Ansichten vertreten, weil Informationen nur spärlich vorhanden sind, oder (2) es wird eine allgemeine und einheitliche Ansicht vertreten, weil relevante Informationen reichlich vorhanden sind. Die Ansicht des Investors spiegelt die individuelle Einschätzung bezüglich erwarteter Rendite und Risiken der Investition wieder. In Situation (1) ist eine neue Innovation soeben entstanden. In Situation (2) wurde eine Entwicklung vollständig abgeschlossen, die allgemein vertretende Ansicht ändert sich nicht mehr. Falls Investoren in Situation (1) Zugang zu unterschiedlichen Informationen besitzen, können sie zu unterschiedlichen oder auch identischen Ansichten gelangen. Je umfangreicher das öffentlich verfügbare Informationsvolumen im Zeitverlauf wird, desto weiter werden die Investoren ihre Ansichten annähern, bis letztendlich ein gemeinsamer Konsens entsteht.13

Neben dem Risiko, welches mit der Bewertung neuer Technologien verbunden ist, bestehen beispielsweise Unklarheiten bezüglich der geeigneten strategischen Ausrichtung, da keine Erfahrungswerte vorliegen. Es existieren unterschiedliche Handlungsalternativen, die entsprechenden Vor- und Nachteile sind jedoch ex ante nicht vollständig abzusehen. Kapitalmärkte bieten Vorteile, da viele Akteure direkt an der Entscheidungsfindung beteiligt sind und ihre Handlungen individuell ausrichten können. Dies erfordert Informationskosten, führt aber zu flexibler Entscheidungsfindung und letztendlich zur Finanzierung der aussichtsreichsten Projekte. Im Gegensatz zu diesem Ergebnis entstehen in von Intermediären repräsentierten Investorengruppen unterschiedliche, von einander abweichende Ansichten. Uneinstimmigkeiten können zwischen allen Akteuren auftauchen und verhindern das Zustandekommen einer Investitionsentscheidung. Das Ergebnis ist eine Unterfinanzierung der innovativen Projekte. Ein zusätzlicher Einflussfaktor ist die allgemeine Wirtschaftslage. Bei guter Konjunktur wirkt diese ex ante positiv auf die Entscheidung des Investors, eine Rezession hat den gegenteiligen Effekt. Die ex ante Wahrscheinlichkeit, dass ein neutraler Investor ein Optimist wird, ist bei guter konjunktureller Stimmung daher größer.14

Weiterhin gelten folgende Annahmen:15 Es existieren n risikoneutrale Investoren MI, jeder Investor hält zu Investitionszwecken eine Einheit Kapital. Ein bestehendes Projekt I benötigt zur Finanzierung eine Einheit Kapital, der Eigentümer des Projektes besitzt kein Kapital und ist daher auf die Finanzierung durch die Investoren angewiesen. MI>I, so dass die Investoren ausschließlich ihre Opportunitätskosten decken und der Gewinn des Projektes beim Eigentümer verbleibt. Zusätzlich gilt vereinfachend, dass die beste Alternativinvestition eine sichere Anlage mit 0% Rendite ist.16 In t0 sind die Investoren neutral. In t1 existieren symmetrisch verteilte, aber spärliche Informationen. In t 2 entscheidet sich der Investor, zusätzliche Information zu Kosten von c > 0 zu erwerben, oder uninformiert zu bleiben. Bezieht der Investor weiter Informationen, sinkt die Wahrscheinlichkeit in ein Projekt mit negativer Rendite zu investieren auf 0 . Der Investor ist bei einer Gewinnerwartung von H > 0 optimistisch, oder bei einem erwarteten Verlust von L < 0 pessimistisch. Mit einer ex ante Wahrscheinlichkeit von α entwickelt sich der Investor daher zu einem Optimisten, mit der Gegenwahrscheinlichkeit von 1−α zu einem Pessimisten.17

Definition und Identitäten

Es wird definiert:
- Ex ante Wahrscheinlichkeit Optimist zu werden,[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]
- Uneinstimmigkeit der Ansichten,[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]
-Risiken des Projektes, [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]
-Kosten der Information, c und Anzahl der Investoren, [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten]18

Folgende Identitäten sind festzustellen:

- Rentabilität bei Nicht-Investition:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

- Rentabilität bei uninformierter Investition:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

-Rentabilität bei Finanzierung durch den Kapitalmarkt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

- Rentabilität bei Finanzierung durch Intermediäre:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten19

Der Kapitalmarkt ist effizient, wenn folgende Ungleichung erfüllt ist:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

andernfalls ist der Intermediär effizient. Bei Nicht-Investition ist keine Rendite zu erwarten.20 Uninformierte Investitionen sind mit großer Unsicherheit behaftet.

Abbildung 1: Optimal Financial Methods

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Abbildung entnommen aus: ALLAN, Franklin; GALE, Douglas, (2003): Comparing Financial Systems, S. 421.

Im Fall überwiegender Uneinstimmigkeit (0 ≤ β < 0,5) und hohen Informationskosten kommt keine Finanzierung oder nur durch uninformierte Investoren zustande (Abb. 2: Bereich No Finance). Die Finanzierung über den Kapitalmarkt ist effizient, wenn ein deutliches Maß an Uneinstimmigkeit vorliegt (0, 5 ≤ β ≤ 1) aber nur geringe Informationskosten anfallen (Abb. 2: Bereich Market Finance). Finanzierung durch Intermediäre ist effizient, wenn zwischen den Investoren nur ein geringes Maß an Uneinstimmigkeit herrscht (2 / 3 < β ≤1) und gleichzeitig hohe Informationskosten vorliegen (Abb. 2: Bereich Intermediated Finance).21

Existiert in einem Finanzsektor wegen restriktiver Rahmenbedingungen kein ausgereifter Kapitalmarkt, werden Projekte mit hohem Entwicklungs- und Fortschrittspotenzial nicht ausreichend finanziert. Dies wirkt sich in zweifacher Form negativ auf die Wirtschaftsentwicklung aus. Erstens führt dies zu einer niedrigeren Kapitalproduktivität, da die finanzierten Projekte nur geringes Risiko und durchschnittliche Rentabilität aufweisen. Zweitens stagniert die Volkswirtschaft langfristig auf niedrigem Nutzenniveau, da Innovation und technischer Fortschritt ausbleiben.22

2.3. Effiziente Innovationsfinanzierung durch den Kapitalmarkt

Mit Bezug auf Schumpeter ist festzustellen, dass Banken zwar nicht per se ungeeignet zur Innovationsfinanzierung sind, allerdings bieten sie nur Vorteile, wenn die Innovation nicht zu „bahnbrechend“ ist, so dass eine einheitliche Einschätzung der Chancen und Risiken ermöglicht wird. Hicks Ansatz ist allgemeiner zu befürworten. Der Kapitalmarkt finanziert auch Innovationen mit großem Risiko, da zumindest einige Investoren dazu bereit sind. Notwendige Bedingung sind hier aber hinreichend niedrige Kosten der Informationsbeschaffung.

Der Kapitalmarkt ist für Innovationsfinanzierung effizient. Er ist geeignet für die Finanzierung von Projekten mit hohem Risiko und kann das benötigte Kapital langfristig zu Verfügung stellen. Es ist aber die Frage zu stellen, inwieweit innovative Hightech Unternehmen überhaupt Zugang zum Kapitalmarkt haben. Diese Unternehmen besitzen weder die notwendige Größe oder Mindestalter, noch können sie den Kurswert der Mindesteinführung an Aktienkapital decken.23 Ein direkter Zugang zum börslichen Kapitalmarkt, z.B. per Initial Public Offering (IPO), kommt nicht in Frage. Es besteht allerdings die Option zur Kapitalbeschaffung über das außerbörsliche Segment, speziell durch eine eigenkapitalorientierte Finanzierung. Ein Bereich der eigenkapitalorientierten Finanzierung, der sich auf die Finanzierung von innovativen Unternehmen spezialisiert hat, ist das VC. Eine VCG als Intermediär zwischen finanziellen Defizit- und finanziellen Überschusssektor kann den Kapitaltransfer zwischen Hightech Unternehmen und Kapitalmarkt ermöglichen.

3. Venture Capital als Finanzierungsinstrument

VC wird im weiteren Verlauf der Untersuchung als Finanzierungsart bezeichnet. Der VC Sektor gilt als Markt für VC, dessen Entwicklung durch Angebot und Nachfrage geprägt ist. Die VCG sind Anbieter von VC und somit Teil des VC Sektors, die Hightech Unternehmen sind Nachfrager. In den folgenden Kapiteln bezeichnet VC zudem sämtliche VC Finanzierungen, die über den VC Sektor ausgeführt werden. In Kapitel 3. und 3.1. wird untersucht, warum es Venture Capital Gesellschaften (VCG) möglich ist, innovative Hightech Unternehmen zu finanzieren, obwohl diesen von anderen Kapitalgebern aufgrund hoher Risiken Kapital vorenthalten wird. Kapitel 3.2. beschäftigt sich mit den makroökonomischen Auswirkungen von VC. In Kapitel 3.3. wird auf Faktoren eingegangen, welche der Entwicklung von Angebot und Nachfrage im VC Sektor förderlich sind.

VC ist ein spezielles Finanzierungsinstrument, das durch VCG bereitgestellt wird. Die VCG erwirbt im Rahmen einer Kapitalerhöhung Anteile der Firma von dem Unternehmensgründer. Die Strategie von VCG basiert auf einem erwarteten Wertanstieg der Anteile zwischen Einstiegs- und Veräußerungszeitpunkt, auch als Exit bezeichnet. Dieser findet zumeist über einen IPO oder True Sale (direkte Transaktion an einen Käufer) statt. Dieses endwertorientierte Vorgehen impliziert eine langfristige Kapitalbildung, da dieses erst nach dem Exit frei wird.24 Neben Kapital werden zusätzliche Dienstleistungen, so genanntes Smart Money, an das Unternehmen vermittelt. Smart Money umfasst Unterstützungsleistungen, wie operatives Know-how, Netzwerke und Managementexpertise.25 Vor allem diese Leistungen unterscheiden VCG von anderen Kapitalgebern und präsentieren eine wichtige Unterstützung für neue Unternehmen. VC Investitionen zeichnen sich durch erhebliche Kontroll- und Mitspracherechte aus. Hierdurch wird gewährleistet, dass die im Unternehmen getroffenen Entscheidungen im Sinne des Kapitalgebers sind. Neben der Finanzierungsfunktion gehören auch Managementfunktionen zum Leistungsspektrum der VCG. Hierzu zählt die Übernahme operativer Funktionen. Auf diese Weise wird versucht, durch Risikominimierung zur Wertsicherung und -steigerung des Beteiligungsanteils beizutragen.26

Abbildung 2: Ablauf einer Venture Capital Finanzierung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Abbildung entnommen aus: PAUL, Stefan (2007), Finanzierung und Kreditwirtschaft III, WS 07/08, Ruhr-Universität-Bochum, Kapitel 2.1, Folie 11.

3.1. Die Venture Capital Gesellschaft im Principle Agent Theorem

Das Verhältnis zwischen VCG und Unternehmen kann durch das Principle Agent Theorem27 verdeutlicht werden. Die VCG als Principle und das Unternehmen als Agent streben unabhängig voneinander an, den Nutzen zu maximieren. Der besser informierte Agent wird diesem Vorteil nutzen und somit dem Principle schaden. Es zeigen sich vier mögliche Problembereiche:

(1) Bewusste oder unbewusste Fehlinformation bezüglich Rendite- und
Risikoerwartung,
(2) erforderlicher Ressourcen,
(3) Qualifikation und Motivation des Agents sowie
(4) opportunistisches Verhalten des Agents, zum Beispiel die Entnahme unentgeltlicher Vorteile.

Die auftretenden Risiken können ex ante durch eine Vertragsausgestaltung minimiert werden, die auf Wahrung der Interessen des Principle abzielt. Effizient ist letztendlich der Vertrag, durch den die niedrigsten Agency Kosten auftreten. Agency Kosten sind Zusatzkosten für den Principle, die durch das schädigende Verhalten des Agents verursacht werden. Durch die Vermeidung von Informationsasymmetrien durch Marktteilnehmer können Wohlfahrtsverluste reduziert werden.28

Geeignete Möglichkeiten um Agency Kosten zu vermindern sind Monitoring und Bonding.29 Monitoring bezeichnet den Ansatz, den Agent durch Androhung von Sanktionen stärker an die Interessen des Principle zu binden.30 Controlling und Reporting gelten als Grundvoraussetzungen für effizientes Monitoring.31 Da Monitoring aber auch Kosten erzeugt, kompensieren diese einen Teil der vermiedenen Agency Kosten. Bonding beschreibt hingegen die Selbstverpflichtung des Agents, sich auf eigene Kosten an die Interessen des Principle zu binden. Zielsetzung beider Maßnahmen ist die Wertsteigerung des Unternehmens und eine Reduzierung der asymmetrisch verteilten Risiken.32 Erwähnenswert ist zudem die „Portionierung“ des zu investierenden Kapitals. Das Unternehmen erhält nur dann eine neue Tranche des Kapitals, wenn es mit der vorherigen Tranche ein vereinbartes Entwicklungsziel, so genannte Milestones, erreicht hat. Die gesamte Beziehung zwischen Investoren, VCG und Unternehmen ließe sich auch als zweistufiges Principle Agent Modell darstellen, da die beschrieben Risiken auch auf die Beziehung zwischen dem Investor als Principle und der VCG als Agent übertragbar sind. Nachdem auf Firmenebene geklärt wurde, wie die VCG die Risiken bei der Finanzierung von Hightech Unternehmen minimieren, werden im nächsten Schritt die makroökonomischen Auswirkungen dieser Finanzierungen auf die Entwicklung einer Volkwirtschaft betrachtet.

3.2. Makroökonomische Auswirkungen von Venture Capital

Zwei wesentlichen Auswirkungen von VC in einer Volkswirtschaft sind die Einführung neuer Produkte und Prozesse in den Markt und eine Steigerung der Absorbationsfähigkeit der Unternehmen von neuem Wissen. Romain und Pottelsberghe kommen bei ihrer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass VC den Transfer von Wissen in neue Produkte und Prozesse begünstigt und die Akkumulation von VC einen direkten Einfluss auf das Produktivitätswachstum hat. Wissen wird durch private sowie öffentliche F&E Institute produziert. Im privaten Sektor können dies F&E Abteilungen von Firmen sein, im öffentlichen Sektor Universitäten und Forschungsinstitute. Durch eine stärkere Präsenz von VC im Markt wird das generierte Wissen schneller in marktreife Produkte kristallisiert. Dies ist der entscheidende Vorgang bei der Verbreitung von Innovation in der Wirtschaft, da vorhandene Forschungsergebnisse nur durch deren Integration in marktreife Produkte und Produktionsprozesse einen Beitrag zur Wirtschaftsentwicklung leisten. Die positive Beziehung zwischen VC und F&E weisen zudem Gompers und Lerner sowie Schertler in ihren empirischen Studien nach.33 Es sollte das Ziel von Innovationspolitik sein, speziell die Partizipation von privatem VC im Markt zu fördern,34 indem entsprechende ordnungs- und prozesspolitische Rahmenbedingungen geschaffen werden. Staatlich zur Verfügung gestelltes oder verwaltetes VC kann zu Eingriffen in die Funktionsweise des Marktes führen und ist daher kritisch zu betrachten. Falls nicht genügend privates VC im Markt existiert sollte diese Lücke nicht durch staatliches VC ausgeglichen werden, sondern die Ordnungs- und Prozesspolitik dahingehend modifiziert, dass die Bildung von privatem VC begünstigt wird.

[...]


1 LI, Xiaomin; CHEN, Demian (2007), S. 1, eigene Übersetzung.

2 Vgl. SOLT, Michael (o.J.), S. 4.

3 Vgl. LEVINE, Ross (1997), S.693.

4 Vgl. ebd., S.688.

5 Vgl. ebd., S.692.

6 Vgl. ALLAN, Franklin; GALE, Douglas (2001), S. 30.

7 Vgl. KLENNER, Wolfgang (2006), S. 78.

8 Vgl. ebd., S. 80.

9 KLENNER, Wolfgang (2006), S. 80.

10 Vgl. KLENNER, Wolfgang (2006), S. 80.

11 Vgl. DEMIRGIUC-KUNT, Asl1; MAKSIMOVIC, Vojislav (2000), S. 33.

12 Vgl. ALLAN, Franklin; GALE, Douglas (2001), S. 408.

13 Vgl. ALLAN, Franklin; GALE, Douglas (2001), S. 404.

14 Vgl. ebd., S. 410.

15 Siehe Anhang: Abbildung 4.

16 Vgl. ALLAN, Franklin; GALE, Douglas (2001), S. 410.

17 Vgl. ebd., S. 417.

18 Vgl. ebd., S. 419.

19 Vgl. ALLAN, Franklin; GALE, Douglas (2001), S. 418.

20 Vgl. ebd., S. 416.

21 Vgl. ALLAN, Franklin; GALE, Douglas (2001), S. 422.

22 Vgl. ebd., S. 422.

23 Vgl. PERRIDON, Louis; STEINER, Manfred (2004), S. 172.

24 Vgl. PAUL, Stefan (2007), FK III, Kapitel 2.1, Folie 28.

25 Vgl. PAUL, Stefan (2007), FK III, Kapitel 2.1, Folie 12.

26 Vgl. SCHEFCZYK, Michael (2004), S. 22.

27 Vgl. JENSEN, Michael; MECKLING, William (1976), S. 305.

28 Vgl. SCHEFCZYK, Michael (2004), S. 159.

29 Vgl. PAUL, Stefan (2007), FK III, Kapitel 2.1, Folie 19.

30 Vgl. SCHEFCZYK, Michael (2004), S. 143.

31 Vgl. GÜNDEL, Matthias; KATZORKE, Björn (2007), S. 188.

32 Vgl. SCHEFCZYK, Michael (2004), S. 189.

33 Vgl. ROMAIN, Astrid; POTTELSBERGHE, Bruno (2004b), S. 4.

34 Vgl. ROMAIN, Astrid; POTTELSBERGHE, Bruno (2004a), S. 14.

Ende der Leseprobe aus 46 Seiten

Details

Titel
Eine kritische Analyse von Venture Capital als mögliches Finanzierungsinstrument für Innovation in China
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
46
Katalognummer
V93670
ISBN (eBook)
9783638063418
ISBN (Buch)
9783638951333
Dateigröße
1134 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Eine, Analyse, Venture, Capital, Finanzierungsinstrument, Innovation, China
Arbeit zitieren
B.A. Philipp Böing (Autor:in), 2008, Eine kritische Analyse von Venture Capital als mögliches Finanzierungsinstrument für Innovation in China, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93670

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