Cross-Gender - Transsexualität in der zweigeschlechtlichen Gesellschaft


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Gesellschaft

3. Körper

4. Transvestismus

5. Ausblick

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

"My body may be a work-in-progress, but there is nothing wrong with my soul."

(Bree Osbourne; Transamerica 2005)

Die Schauspielerin Felicity Huffman spielt in dem Kinofilm Transamerica (The Weinstein Company 2005) die konservative Transsexuelle Bree Osbourne, die kurz vor Ihrer körperlichen Geschlechtsumwandlung zur Frau steht. Unvorbereitet erfährt sie von der Existenz Ihres Sohnes, der ihr einen "Road-Trip" durch Amerika, ihre Vergangenheit und Identität beschert.

Mit einem zeitgerechten Blick auf unsere moderne Gesellschaft spielt der Film aus dem Jahre 2005 mit Gesellschaftskonventionen, Selbstverständnissen und Rollenverhalten. Der Film soll hier angeführt werden, um diesen wissenschaftlichen Blick auf Transsexualität und Gesellschaft mit passenden Zitaten zu unterfüttern. Gleichzeitig dient er mit bildlichen Erläuterungen für die Trennschärfe der verwendeten Begriffe.

Es soll im Folgenden untersucht werden, wie Transsexualität aus soziologischer Perspektive auf die Gesellschaft, und die Gesellschaft auf Transsexualität einwirkt. Einführend soll der verwendete Sinngehalt von Gesellschaft dargestellt werden, um zu verdeutlichen in welchem Bezug die Körperlichkeit des Individuums zur ihrer Umwelt steht. Als entscheidender Terminus wird anschließend auf die körperliche Transsexualität eingegangen. Überlegungen zur Identität folgen speziell mit einer Abgrenzung zwischen Transsexualität und Transvestismus. Der schließende Ausblick soll Perspektiven für Transsexualität und den gesellschaftlichen Kontext leisten.

2. Gesellschaft

Dr. Spikowsky : What about friends? I mean do you have the support of friends?

Bree Osbourne : I'm very close to my therapist.

Dr. Spikowsky : What about your family?

Bree Osbourne : My family is dead.

(Bree Osbourne and Dr. Spikowsky; Transamerica 2005)

Niklas Luhmann bezeichnet die Gesellschaft in systemtheoretischen Begriffen als Sozialsystem, "das jegliche sinnhafte Kommunikation einschließt, und sich dann bildet wenn im Anschluß an, oder im Hinblick auf, weitere Kommunikation kommuniziert wird" (vgl. Luhmann 1997: 52). Bei Ferdinand Tönnies dagegen ist „Gesellschaft eine besondere Form gegenseitiger gewollter Bejahung von Menschen, die sich dieser Form als ein Mittels zur Erreichung ihrer individuellen Ziele bedient" (vgl. Tönnies 1963: 19). Dem Strukturfunktionalismus mit einem seiner bekanntesten Vertreter Talcott Parsons bildet sich Gesellschaft "aus Akteuren dann, wenn diese in der Lage sind, mittels bestimmter sozialer Funktionen die menschlichen Bedürfnisse zu befriedigen und sicherzustellen" (vgl. Parsons 1964: 89). Die Soziologie von Pierre Bourdieu lehrt uns, wie "das Konstrukt Gesellschaft bestimmte Verhaltensweisen und Vorschriften für uns bereithält, die durch einen Habitus verinnerlicht werden. Der Prozess passiert dabei unbewusst in vorgegebenen Handlungsrahmen, die die individuelle Erfahrungswelt übersteigen" (Nassehi 2004: 120).

Was sagen uns nun diese soziologischen Gesellschaftsdefinitionen? Der Mensch ist ein Gemeinschaftstier. Gemeinschaft hat etwas Eingelebtes, Selbstverständliches. Sie "reduziert Kontingenz" (Nassehi 2004: 15). Intuitiv ist das eigene Verhalten konform mit den Konventionen der Gesellschaft. In Form einer Erwartens-Erwartung, ist das Benehmen der Mitmenschen vorhersehbar, vereinfacht. Gesellschaft vermittelt den Rahmen des Normalen und Anerkannten. Wer zu ihr gehört, besitzt Geborgenheit und Schutz, aber auch die Verpflichtung etwas für die Gesellschaft zu leisten. Der Mensch ist als Gattungswesen auf das Zusammenleben mit Anderen angewiesen. Die Integration geschieht durch Regeln und Normen, die jedes Individuum internalisieren muss.

Doch wann findet eine Integration bzw. Akzeptanz nicht statt? Der hier zu untersuchende Transsexuelle positioniert sich selber durch sein geschlechtliches Begehren außerhalb der vertrauten Gesellschaft. Ihm widerfährt das Ausgeschlossen sein, mit der die Gesellschaft die Abnormalität sanktioniert. Man kann nur in einer angepassten Form ein Mitglied der Gesellschaft sein und bleiben.

Die Zweigeschlechtlichkeit der Gesellschaft weist dem System Ordnung und Strukturen zu. Auffälligkeiten werden versucht, bis zu einem gewissen Maße, mit Normalisierungsstrategien einzugliedern. Die lebensweltlichen Probleme, die durch Fehlen der eindeutigen Zuschreiben jedoch bei Transsexuellen entstehen, scheitern an der Existenzberechtigung, die durch die Schöpfungsgeschichte und Biologie auferlegt wurde. Die arterhaltende Fortpflanzung, die den Geschlechter als naturgebunden und unveränderbar voraussetzt, kann Alternativen - die sich dieser Aufgabe verweigern - nicht verarbeiten.

Auf Grund dessen konnte auch erst die Geschlechtsoperation ihre volle integrative, prägende und dominierende Rolle erhalten. Sie bietet die einzige Möglichkeit wieder in die Gesellschaft, die überlebenswichtig für jedes Individuum ist, aufgenommen zu werden und lässt den Prozess gelingen, durch ein verändertes körperliches Erscheinungsbild Normalität mit gesicherten Normen zu erlangen.

3. Körper

Durch den Wunsch der Integration in die Gesellschaft aber auch der Anpassung des körperlichen und seelischen Zwiespaltes, begibt sich der Transsexuelle in einen institutionellen Kreislauf zwischen Artzt und Jurist. Im folgenden soll nicht versucht werden, mit stereotypen Erklärungsversuchen die Ursachen von Transsexualität zu diskutiert, vielmehr soll der Frage nachgegangen werden, in wie weit das Phänomen der Transsexualität künstlich konstruiert wird um den gesellschaftlichen Bezug herzustellen.

Von Bedeutung erscheint hier die Information, das die Entwicklung des Kindes zu einem evidenten Selbstverständnis als Mann oder Frau im jüngsten Alter gelegt wird. Es gibt verschiedene medizinische Theorieansätze, die sich über Gen-Defekte, vorgeburtlichen Stress bis hin zu Erziehungseffekten erstrecken. Wie angeführt, soll dies hier jedoch nicht näher erläutert werden, da im Rahmen dieser Betrachtung der Umstand, das es sich um eine "medizinischen Diagnose" handelt, allein wichtig erscheint.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Cross-Gender - Transsexualität in der zweigeschlechtlichen Gesellschaft
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Institut für Soziologie)
Veranstaltung
"Gender matters! Does gender matter?"
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
16
Katalognummer
V93331
ISBN (eBook)
9783640105557
ISBN (Buch)
9783656202622
Dateigröße
407 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Cross-Gender, Gender, Does
Arbeit zitieren
Alexander Olma (Autor:in), 2006, Cross-Gender - Transsexualität in der zweigeschlechtlichen Gesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93331

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