Sprachpurismus im 17. Jahrhundert - Das Stammwortprinzip von Justus Georg Schottelius


Hausarbeit, 2008

13 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Begriffsklärung „Purismus“

3. Situation der Sprache im 17. Jahrhundert

4. Spracharbeit im 17. Jahrhundert
4.1 Wesentliche Ziele der bedeutendsten Puristen
4.2 Das Stammwortprinzip von Justus Georg Schottelius

5. Zusammenfassung und Schlusswort

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Ein anonymer Satiriker des 17. Jahrhunderts ermahnt die Deutschen:

„Ihr bösen Teutschen, man sollt euch peitschen, dass ihr die Muttersprach so weinig acht.“[1]

Die Muttersprache nicht achten? Was bedeutet das im 17. Jahrhundert? Ein alter redlicher Deutscher berichtet, wie es ihm unter eigenen Landsleuten erging:

Wann die einander eines zutrinken / da heisset es / Salus, bon pro face Monsieur, per toutl Compagnie, á la Sente Vostre Maistresse, vnd so fortan ich alter Mann, sitze da vnter gebohrnen Teutschen / vnd muß also reden hoeren / Kommet etwas Gefluegel auff dem Tisch da sagt einer zu dem andern / er solle es trenchieren, mich nam es sehr Wunder / was man mit dem Gefluegel anfangen wuerde / wann man es trenchieren, ich wartete lang / aber sahe coh endlich nichts / als dass es zerschnitten und zerlegt / eigendlich mit zehen Fingern zerzerret worden. Vnd solches schien so unhoefflich als es in meiner Jugend bey vns Teutschen nicht mag gesehen seyn.[2]

Dieses Zitat zeigt ganz deutlich, was mit der oben erwähnten ,Missachtung´ gemeint ist. Fremdwörter durchziehen die deutsche Sprache im 17. Jahrhundert, sodass eigentlich Deutsche ihre eigene Sprache nicht mehr verstehen können. Eine solche „Fremdwortmengerei“ zu verhindern, war Aufgabe der Puristen bzw. der Sprachpfleger des 17. Jahrhunderts. Und mehr noch: sie waren ebenfalls bestrebt dialektale, alte, anstößige und zweideutige Wörter zu verdrängen. Sie forderten des weiteren eine Richtigkeit in der Formen- und auch in der Satzlehre.

Diese Arbeit soll nun klären, wie die Situation der Sprache im 17. Jahrhundert genau aussah und was man unter Spracharbeit im 17. Jahrhundert verstehen muss. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Arbeit Justus Georg Schottelius, der sich ausführlich mit dem Stammwortprinzip auseinander setzte und damit eine hochdeutsche Muttersprache etablieren wollte. Dazu werden vornehmlich zwei seiner Werke betrachtet, die in der Literatur gut erforscht sind: „Ausführliche Arbeit von der teutschen HauptSprache“ (1663) und „Horrendum Bellum Grammaticale“ (1673). Anhand dieser Arbeiten soll Schottelius Auffassung zur damaligen deutschen Sprache sichtbar und seine Vorschläge zur Verbesserung der Sprache dargelegt werden.

2. Begriffsklärung „Purismus“

Der Begriff Purismus leitet sich vom lateinischen Wort „purus“ ab, das so viel bedeutet wie „rein“. Purismus bezeichnet demnach die Reinheit oder das Streben nach Reinheit in der Sprache (daher auch „Sprachreinheit“).[3] Der Purismus richtet sich dabei sowohl gegen äußere, also auch gegen innere Einflüsse auf die Sprache. Der Sprachpurismus umfasst unterschiedliche sprachliche Ebenen: Lexik, Phonologie, Morphologie, Phraseologismen, Kollokationen und Syntax.[4] Von Purismus spricht man erst, wenn sich mehrere Einzelpersönlichkeiten, ein Freundeskreis oder Institutionen mit der Sprachreinigung oder Sprachpflege beschäftigen.[5] Die Puristen, die Vertreter der Sprachreinheit, bekämpfen Fremdworteinflüsse mehr oder weniger systematisch, unterschiedlich intensiv, mit unterschiedlicher Absicht / Motivation und mit unterschiedlichen Vorstellungen, was als fremd und unrein gilt. Purismus gab es in verschiedenen Ländern (Niederlande, England, Italien, Deutschland etc.), mit dem Ziel nationale Gefühle zu wecken.[6]

Aufgrund einer differenzierteren Sichtweise auf die Problematik „Sprachreinheit“ unterscheidet man heute zwischen Sprachpurismus und Fremdwortpurismus. Der Begriff Sprachpurismus, der für das 17. und 18. Jahrhundert zutreffend ist, bezeichnet eine Reinigung im weiteren Sinne. Er beschränkt sich nicht auf interlinguale Erscheinungen, sondern bezieht auch intralinguale Varianten mit ein. Er fordert also nicht nur die Vermeidung von Fremdwörtern, sondern auch von anstößigen, zweideutigen, veralteten oder regionalen Wendungen, von falschen grammatikalischen Formen, Orthografien und Aussprachen.

Erst das 19. und 20. Jahrhundert ist gekennzeichnet durch den Fremdwortpurismus und einen oftmals übertriebenen Fremdwortkampf.[7]

[...]


[1] Schmidt, Wilhelm: Geschichte der deutschen Sprache. Ein Lehrbuch für das germanistische Studium. Stuttgart 2007. S. 132.

[2] Gardt, Andreas: Sprachreflexion in Barock und Frühaufklärung. Berlin 1994. S. 171.

[3] Sauter, Anke: Eduard Engel. Literaturhistoriker, Stillehrer, Sprachreiniger. Ein Beitrag zur Geschichte des Purismus in Deutschland. Bamberg 2000. S. 11.

[4] Ebd. S. 11 f.

[5] Polenz, Peter von: Deutsche Sprachgeschichte Band II. 17. und 18. Jahrhundert. Berlin 1994. S. 107.

[6] Sauter, Anke: Eduard Engel. Ein Beitrag zur Geschichte des Purismus in Deutschland. Bamberg 2000. S. 11 f.

[7] Polenz, Peter von: Deutsche Sprachgeschichte Band II. 17. und 18. Jahrhundert. Berlin 1994. S. 107.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Sprachpurismus im 17. Jahrhundert - Das Stammwortprinzip von Justus Georg Schottelius
Hochschule
Universität Potsdam
Veranstaltung
Geschichte der deutschen Sprache II
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
13
Katalognummer
V93172
ISBN (eBook)
9783638064200
Dateigröße
444 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sprachpurismus, Jahrhundert, Stammwortprinzip, Justus, Georg, Schottelius, Geschichte, Sprache
Arbeit zitieren
Lisa Schlönvogt (Autor:in), 2008, Sprachpurismus im 17. Jahrhundert - Das Stammwortprinzip von Justus Georg Schottelius, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93172

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