Mundpflege-Produktsystem oder herkömmliche Mundpflegemaßnahmen? Ein Vergleich bei Intensivpatienten mit kontinuierlicher nichtinvasiver Beatmung


Hausarbeit, 2018

15 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Einleitung

2 Hauptteil
2.1 Was ist NIV?
2.2 Anatomie der Mundhöhle und krankhafte Veränderungen
2.3 Herkömmliche Mundpflegemaßnahmen nach Mundpflegestandard MKH
2.4 Mundpflege-Produktsysteme
2.5 Aktueller Forschungsstand
2.6 Methodik
2.7 Ergebnisdarstellung der Forschungsstudie
2.8 Diskussionsteil

3 Fazit

4 Literaturverzeichnis

5. Tabellen und Abbildungen

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Ergebnis Patientenstudie

Tabelle 2 Oral Assessment Guide (Eilers 1988 übersetzt von Hehemann 1997 S.199-205)

1 Einleitung

Definition von Mundgesundheit:

„Mundgesundheit ist ein wichtiger Bestandteil der allgemeinen Gesundheit und be­zieht sich auf die uneingeschränkte Funktionalität und Entzündungs- bzw. Be­schwerdefreiheit aller Organe der Mundhöhle, d.h. der Zähne, des Zahnhalteappa­rates (Verankerung des Zahnes im Kieferknochen und Zahnfleisch), der Schleim­häute, der Zunge, der Kiefergelenke und der Speicheldrüsen. Sie wird als »Fähig­keit, ein breites Spektrum an Nahrungsmitteln zu kauen und zu essen, deutlich zu sprechen, ein sozial akzeptables Lächeln, sowie ein entsprechendes dentofaziales Profil (Gesicht und Zähne betreffend) zu besitzen, sich im Mundbereich wohl zu fühlen, frei von Schmerzen zu sein und einen frischen Atem zu haben« umschrie- ben.“(Sheiham & Spencer 1997, S.39-54, zit. n. Robert Koch-Institut 2009, S. 8-9)

In der Pflege von Intensivpatienten heißt es laut Striebel (2017, S. 449-450) zum Thema Mundpflege, dass neben der Entfernung von Sekreten und Zahnbelägen vor allem die Infektionsprophylaxe im Mund- und Rachenraum im Vordergrund der Pflege stehen muss. Die Mundpflege sollte mindestens einmal pro Schicht durchgeführt werden. Dabei muss großer Wert auf eine sorgfältige Durchführung gelegt werden und eine regelmäßige In­spektion der Mundhöhle mit Spatel und Taschenlampe erfolgen.

Laut Angaben des Medizinischen Controlling (MKH - Stand September 2018) wurden alleine im Jahr 2017 auf der Intensivstation des MKH 54 Patienten und im laufenden Jahr 2018 bisher 25 Patienten mit einer nicht-invasiven Beatmung (NIV) therapiert. Im Durchschnitt lag im Jahr 2017 pro Woche ein NIV-Patient auf der Intensivstation.

Diese Patienten bedürfen, begründet in ihrer kontinuierlichen Beatmungstherapie, in meist kurzen Zeitfenstern ohne Maskenbeatmung einer effektiven und schnell anwendbaren Mundpflege. Denn im gleichen Zeitraum werden außer der Mundpflege auch weitere Pfle­gemaßnahmen, wie die Versorgung mit Nahrung, Reinigung des Gesichts oder Verband­wechsel bei Gesichtsverletzungen durchgeführt. Nicht zuletzt nutzen die Patienten die kurzen Beatmungspausen zum Kommunizieren. (vgl. Striebel 2014)

Hier liegt die Herausforderung für die Pflegekräfte: Sie müssen in kurzen Zeitfenstern den Status des Mundraums ermitteln und ohne großen Zeitaufwand eine effektive Mundpflege durchführen. (vgl. Striebel 2014)

Seit Ende 2017 ist dafür ein neues Mundpflege-Produktsystem auf der Intensivstation etabliert worden. Es soll die Mundpflegeprodukte der Intensivstation ergänzen und im Verlauf ablösen.

Der aktuelle Mundpflegestandard des MKH (Stand 2015) ist nicht als Pflegestandard ver­treten, sondern wird aktuell nur im Hygieneplan geführt. Nach einer offenen Befragung unter dem Intensivpersonal am MKH gaben bei der Frage: „Ist Ihnen der hausinterne Mundpflegestandard bekannt?“ von 19 Befragten zehn Befragte die Antwort „Nein“.

Daraus ergibt sich das Problem, dass bei der Mundpflege auf der Intensivstation keine einheitlichen Maßnahmen getroffen werden. Jede Pflegekraft wendet ihr eigenes Ver­ständnis von Mundpflege an.

Dies wurde zum Anlass genommen, in einer Studie die im Hygieneplan des MKH festge­legten Standardmaterialien mit dem neuen Mundpflegesystem vergleichend bei NIV- Patienten einzusetzen und anhand der Ergebnisse Schlüsse zu ziehen, in wie weit eine Aufnahme in den Mundpflegestandard des MKH sinvoll ist.

2 Hauptteil

2.1 Was ist NIV?

Als nicht-invasive Beatmung (im weiteren Verlauf NIV genannt) bezeichnet man die Beatmung eines respiratorisch oder ventilatorisch insuffizienten Patienten unter Umgehung eines endotrachealen Tubus mit Hilfe von druckdichten Masken und anderen Interfaces (Beatmungszugängen). (vgl. Köhnlein & Welte, 2005, S.49)

Indikationen für die nicht invasive Beatmung sind klassicherweise das respiratorisch hypoxämische Versagen bei Pneumonie, das kardiale Lungenödem, das ventilatorische Versagen bei COPD mit Hyperkapnie, neuromuskuläre Erkrankungen wie Morbus Duchenne, amyotrophische Lateralsklerose (ALS), Postpoliomyelitissyndrom sowie mechanische Störungen der Atemexkursion wie schwere Kyphoskoliosen. (vgl. Köhnlein & Welte, 2005, S. 49)

Ein weiteres großes Einsatzgebiet der NIV liegt im Bereich des Weanings nach invasiver Beatmung. Hier stellt die NIV-Therapie, gerade bei dem prolongierten Weaning von COPD-Patienten eine effiziente Therapieoption bei der Entwöhnung von der Beatmung dar und wird häufig zur Prophylaxe einer akuten respiratorischen Insuffizienz eingesetzt. (vgl. Westhoff et al., 2015, S. 29-34)

2.2 Anatomie der Mundhöhle und krankhafte Veränderungen

Im Folgenden wird auf die anatomischen Bereiche eingegangen, die für die Mundpflege und Mundhygiene relevant sind, sowie auf die häufigsten Erkrankungen im Bereich des Mundraumes.

Lippen (Labia oris): Die Lippen sind der Eingang zum Mundraum und somit auch zum Verdauungstrakt.Sie werden von einer zarten Eigenhaut bedeckt. Diese ermöglicht eine hohe Sensibilität. (vgl. Gottschalck, 2007, S.15)

Mundhöhle (Cavum oris): Die Mundhöhle ist vollständig mit Schleimhaut (Mukosa) be-deckt. Ihre Begrenzung liegt bei den Zähnen und Zahnfleisch sowie dem harten und wei-chen Gaumen und der Mundbodenmuskulatur. Die Mukosa besteht aus einem mehr-schichtigen Plattenepithel mit zahlreichen schleimabsondernden Drüsen. Bei gesunden Menschen ist die Mukosa feucht und rosa. Ihre Funktion ist die Sekretion von Schleim, Speichel zum Feucht halten der Mundhöhle und um Nahrung gleitfähig zu machen sowie die Produktion von Enzymen, die den Verdauungsprozess einleiten. Zudem dient die Schleimhaut als Schutzbarriere gegen das Eindringen von Fremdkörpern und Mikroorga-nismen. (vgl. Gottschalck, 2007, S. 15-19)

Zunge (Lingua): Die Zunge ist ein mit einer Vielzahl an sensiblen Nervenfasern versorg­ter, hochbeweglicher Muskel. Sie unterstützt den Nahrungstransport und dient zusammen mit dem Gaumen der Geschmackswahrnehmung.Auf dem Zungenrücken befinden sich die Geschmacksknospen, die in Papillen eingelassen sind. Diese ermöglichen dass Un-terscheiden der Geschmacksqualität in süß.Im Zusammenspiel mit den Lippen dient sie auf Grund ihrer ausgeprägten Sensibilität und hohen Beweglichkeit der Phonation und ist somit ein entscheidender Bestandteil der verbalen Kommunikation. Die Oberseite der Zunge hat im Vergleich zur glatten Unterseit, eine raue Oberseite, die das Bewegen und Zerkleinern von fester Nahrung unterstützt. (vgl. Gottschalck 2007, S. 15-19)

Gebiss: Das Gebiss wird benötigt um Nahrung abzubeißen und zu zerkauen. Weiterhin ist es wichtig für die verbale Ausdrucksfähigkeit und wirkt beeinflussend auf unseren Ge-sichtsausdruck. Es besteht beim gesunden Erwachsenen aus 32 Zähnen, die sich wiede-rum von außen nach innen aus dem Zahnschmelz (Substanzia adamantina), dem Zahn-bein (Dentin), dem Zahnzement (Cementum) und dem Zahnmark (Pulpa) zusammenset-zen. Im Zahnmark, umgangssprachlich auch Zahnnerv genannt, befindet sich ein Netz aus Nerven und Blutgefäßen. Feine Ausläufer der Pulpa durchziehen auch das Dentin und reichen bis in den Zahnschmelz. Sie dienen der Empfindung von heiß oder kalt sowie süß oder sauer. Die von Zahnfleisch unbedeckte Fläche des Zahns, das Zahnbein, ist der größte Teil des Zahns und ist von Zahnschmelz überzogen. Zahnschmelz, der hauptsäch-lich aus Mineralien besteht, ist die härteste Substanz im menschlichen Körper. Die Zahn-wurzeln sind von Zahnfleisch umgeben und mit dem Kieferknochen durch die sogenannte Wurzelhaut elastisch verbunden.(vgl. Gottschalck 2007, S. 15-19)

Speicheldrüsen: Die drei großen paarig angelegten Speicheldrüsen des Menschen sind unterteilt in ihre Lage: die Ohrspeicheldrüse (Glandula parotidea, Parotis), die Unterzun-genspeicheldrüse (Glandula sublingualis) und die Unterkieferspeicheldrüse (Glandula submandibularis). Zudem verfügt die Mundschleimhaut über eine Vielzahl kleiner Spei-cheldrüsen. Die Aufgaben von Speichel sind sehr vielfältig. So hat Speichel durch Bildung eines Schleimfilms als Schutz auf der Zahnoberfläche, durch? Remineralisation des Zahnschmelzes, durch Wiedereinlagerung von Mineralien und durch die Stabilisierung des pH-Wertes eine antikariogene Wirkung. Speichel dient weiterhin als Gleitmittel für Nahrung im Kau- und Schluckakt, durch Vorverdauung mittels Amylase der Spaltung von Kohlenhydraten und wirkt sich unterstützend auf die Geschmackswahrnehmung aus. Eine weitere wichtige Funktion des Speichels ist das Befeuchten der Mundschleimhaut, um die Phonation von Lauten und die Sprachbildung zu unterstützen. (vgl. Gottschalck 2007, S. 15-19)

Es folgt eine Auflistung der häufigsten Erkrankungen des Mundraums, welche durch mangelhafte und unzureichende Mundpflege ausgelöst oder begünstigt werden können. (vgl. Gottschalck 2007 S. 113-148)

Plaque,Zahnstein und Karies :

Symptome: Klebriger Belag auf der Zahnoberfläche, gefolgt von Verhärtungen am Zahn­schmelz, insbesondere an den Innenflächen der unteren Schneidezähne, bis hin zu Zahn­fäule und Lochbildung im Zahnschmelz.

Ursachen: Hauptsächlich hervorgerufen durch Bakterien, Nahrungsreste und Schleim­hautzellen.Verkalkung und Verhärtung von länger bestehender Plaque durch eingelagerte Mineralien. Durch Bakterien in der Plaque sowie durch Mikroorganismen in der Mundhöh­le, die durch die Verwertung von Kohlenhydraten Säuren bilden, die den Zahnschmelz demineralisieren und Löcher bilden

Gingivitis (Entzündung des Zahnfleisches) / Parodontitis (Entzündung des Zahnhal­teapparates):

Symptome: Schmerzen im Zahnfleisch, Schwellung, Rötung, Blutungsneigung beim Bei­ssen, im Verlauf Lockern von Zähnen bis Zahnverlust und Mundgeruch, Taschenbildung im Zahnfleisch.

Ursachen: Auf Grund der Vermehrung von Bakterien kommt es bei mangelnder Mundhy­giene zu einer Zunahme der bakteriellen Stoffwechselprodukte und damit verbunden zu Entzündungen am Zahnfleisch. Diese führen im Verlauf zu Zahnverlust.

Stomatitis (Entzündung der Mundschleimhaut):

Symptome: Es treten die klassischen Entzündungszeichen auf: Rötung, Schwellung, Überwärmung, Schmerzen und eingeschränkte Funktion. Leichte Erosionen, aber auch Ulzerationen sind möglich. Nahrungsaufnahme, Trinken und Sprechen sind beeinträchtigt und schmerzhaft.

Ursachen: Verschiedene Faktoren sind Grund einer Stomatitis: Vermindertes Immunsys­tem bei Erkrankungen. Mangelhafte Mundhygiene. Allgemein- und Ernährungszustand. Dehydration. Leber- und Nierenerkrankungen. Chemotherapie.

Akute Entzündung einer Speicheldrüse (akute Sialadenitis):

Symptome: Die Sekretproduktion der betroffenen Speicheldrüse und damit die Speichel­abgabe in die Mundhöhle ist vermindert. Schwellung der Speicheldrüse und Druckemp­findlichkeit, vor allem beim Kauen und Sprechen. Fieber ist möglich. Bei Manipulation der Drüse kann Eiter fließen.

Ursachen: Verminderter Speichelfluss als Folge von Nebenwirkungen von Medikamen­ten, Flüssigkeitsmangel, verminderter Kautätigkeit bei Sedierung oder parenteraler Ernäh­rung führt zu einer erhöhten Besiedelung der Drüse mit Krankheitserregern. Auch eine erhöhte Anzahl pathogener Erreger in der Mundhöhle kann Auslöser sein. Gründe dafür sind mangelnde Mundhygiene, defektes Immunsystem bei Erkrankungen und Verengun­gen der Drüsengänge. Die Entzündung kann ausgelöst werden durch einen Verschluss der Drüsengänge durch einen Speichelstein (meist Unterkieferspeicheldrüse).

Mundtrockenheit / Xerostomie:

Symptome: Verminderter bis fehlender Speichelfluss

Ursache: Chirurgische Eingriffe an den Speicheldrüsen sowie Medikamenteneinnahme, aber auch Flüssigkeitsmangel und verminderte Kautätigkeit können Ursache einer Xerostomie sein. Sie kann auch als Begleiterscheinung bei verschiedenen Erkrankungen auftreten.

Mundgeruch (Foetor ex ore / Halitosis):

Symptome: Man unterscheidet Mundgeruch in zwei Formen: Der Foetor ex ore als Mundgeruch, der im Mundbereich entsteht und meist als ein übler Geruch wahrzunehmen ist und die Halitosis, das Abatmen von Geruchsstoffen aus dem Magen oder den Atem­wegen.

Ursache: In einer Studie fanden Lang & Filippi (2005, S. 50-56) heraus, dass Mundge- ruch(Foetor ex ore) bei 85-90 % der Fälle auf Zersetzungsprozesse von organischem Material in der Mundhöhle zurück zu führen ist.Gründe dafür sind durch mangelnde Mundhygiene begünstigte Lebensumstände für Bakterien und Mikroorganismen und damit verbundene starke Plaquebildung. Aber auch Wunden und Abszesse in der Mundhöhle oder auch starke Zungenbeläge können Mundgeruch hervorrufen. Bei der Halitosis dage­gen liegt der Ursprung sehr häufig bei Geruchsstoffen, die mit der Nahrung aufgenommen wurden (z.B. Knoblauch oder Zwiebeln) oder im Abatmen von Ketonkörpern in der Fas­tenzeit oder bei anhaltender Nahrungskarenz. Weiterhin können Erkrankungen der Atem­wege oder des Verdauungstrakts , insbesondere der Speiseröhre und des Magens, Grund für Halitosis sein.

[...]

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Details

Titel
Mundpflege-Produktsystem oder herkömmliche Mundpflegemaßnahmen? Ein Vergleich bei Intensivpatienten mit kontinuierlicher nichtinvasiver Beatmung
Veranstaltung
Fachweiterbildung Anästhesie und Intensivpflege 2018 /2020
Note
1,0
Autor
Jahr
2018
Seiten
15
Katalognummer
V931615
ISBN (eBook)
9783346250278
ISBN (Buch)
9783346250285
Sprache
Deutsch
Schlagworte
EBN, Mundpflegemaßnahmen
Arbeit zitieren
Christian Brödner (Autor:in), 2018, Mundpflege-Produktsystem oder herkömmliche Mundpflegemaßnahmen? Ein Vergleich bei Intensivpatienten mit kontinuierlicher nichtinvasiver Beatmung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/931615

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