Die Globalisierung der Finanzmärkte

Die Entkopplung der realwirtschaftlichen von der monetären Sphäre und ihre Auswirkungen am Beispiel der Devisenmärkte


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

18 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Gliederung:

1. Einführung

2. Entwicklung der Finanzmärkte seit dem 2. Weltkrieg

3. Institutionen

4. Neue Finanzinstrumente

5. Entkopplung realwirtschaftliche - monetäre Sphäre am Beispiel der Spekulation am Devisenmarkt

6. Auswirkungen der Entkopplung und Devisenspekulation auf die Realwirtschaft

7. Ansätze für eine „neue Finanzarchitektur“

8. Bibliographie

1. Einführung

Spätestens seit den Unruhen 1999 am Rande der in Seattle tagenden World Trade Organisation (WTO) ist der Begriff Globalisierung ins Bewusstsein der Weltöffentlichkeit gelangt. Es wurde zu einem Schlagwort in publizistischen und wissenschaftlichen Diskursen verschiedenster couleur, belegt mit unterschiedlichsten Konnotationen, was es erschwert derartige Auseinandersetzungen über Segen und Unheil der mit der jeweiligen Definition implizierten Prozesse und Auswirkungen der Globalisierung vergleichend zu analysieren. Aus diesem Grunde soll hier nun zuerst eine klare Abgrenzung des Begriffes vorgenommen werden, um Missverständnissen vorzubeugen:

Globalisierung kann allgemein als ein Prozess zunehmender Verflechtungen auf gesellschaftlicher, kultureller und wirtschaftlicher Ebene definiert werden. Diese Verbindungen sind jeweils gekennzeichnet durch „erstens eine quantitative Zunahme, zweitens eine qualitative Intensivierung und drittens eine räumliche Ausdehnung“1.

Nationalstaatliche Grenzen verlieren an Bedeutung mit dem Entstehen transnationaler Konzerne, den sog. Global Players, internationalen und supranationalen Organisationen wie den Vereinten Nationen und der Europäischen Union oder transnational organisierten zivilgesellschaftlichen Akteuren wie Oxfam oder Amnesty International.

Wird in dieser Arbeit nun der Begriff der Globalisierung verwendet, so bezieht er sich ausschließlich auf den Aspekt der ökonomischen Globalisierung und im besonderen auf den Finanzmarkt, im Unterschied zu den Güter-, Dienstleistungs- oder Arbeitsmärkten, welche ebenfalls in diese Kategorie fallen.

Die Finanzmärkte profitierten in besonderem Maße von den Globalisierungsprozessen der letzten Jahrzehnte aufgrund der technologischen Fortschritte im Kommunikations- und Informationswesen, weshalb dieser Markt als der am weitesten globalisierte angesehen werden kann. Weltweite Datennetze, Satellitenkommunikation und eine computergestützte Logistik ermöglichten eine Standardisierung der internationalen Finanzmärkte, sei es nun in London, Frankfurt, New York oder Tokyo, auf denen sekundenschnelle Transaktionen sowohl von privaten Kleinanlegern wie auch institutionellen Großanlegern möglich sind. „Auf den Finanzmärkten schließen sich weltweit nicht nur die Börsen verschiedener Standorte aus unterschiedlichen Ländern zusammen, sondern auch der weltweite Handel mit Wertpapieren hat in den vergangenen Jahren enorm zugenommen.“2

„Börsenkurse sind alltagsweltlich so wichtig wie das Wetter, Schulkindern ist die Spekulation mit Aktien nichts Fremdes.“3

Seit den Wirtschaftskrisen in Mexiko 1994-95, Südostasien 1997, Russland 1998 und später Brasilien wurden die Entwicklungen auf den internationalen Finanzmärkten jedoch zum bevorzugten Ziel zivilgesellschaftlich organisierter globalisierungskritischer Stimmen wie Attac oder WEED.4 Die transnationalen Hauptakteure (Banken, Fonds, etc.) im globalen Finanzmarkt werden auch von Politikern gerne an den Pranger gestellt, so verglich beispielsweise Finanzminister Müntefering unlängst Hedge Fonds als Heuschrecken5 oder sprach der Ministerpräsident von Malaysia, Mahathir Mohamad, im Rahmen der Asienkrise von den „immoral financial speculators"6 als Mitschuldigen für den Ausbruch der Krise.

Ziel dieser Arbeit ist es, die Entkopplung der realwirtschaftlichen von der monetären Sphäre im Finanzmarkt und ihre Auswirkungen zu untersuchen, was am Beispiel von Hedge Fonds veranschaulicht wird, da diese in besonderem Masse die neuartigen (spekulativen) Finanzinstrumente zur Renditemaximierung einsetzen, welche Finanztransaktionen als Selbstzwecke erkennen und deren Entstehung durch die Liberalisierung des Kapitalverkehrs sowie der Finanzmarktintegration erst ermöglicht wurde. Dies wird näher dargestellt am Beispiel des Devisenmarktes.

2. Entwicklung der Finanzmärkte seit dem 2. Weltkrieg

Eine Betrachtung der Entwicklung der Globalisierung der Wirtschaft seit dem Ende des zweiten Weltkrieges zeigt auf, dass die Globalisierung keineswegs als „schicksalhaft bezeichnet [werden kann, sondern es sich] […] um das Resultat gewollter politischer Entscheidungen“7 handelt. Die internationale Handelspolitik ist seit dem im Jahre 1948 in Kraft getretenen General Agreement on Tariffs and Trade (GATT) geprägt von dem Abbau tarifärer und nichttarifärer Handelshemmnisse und der Beseitigung diskriminierender Eingriffe in die internationale Arbeitsteilung, welche im Lichte der Theorie komparativer Kostenvorteile von Ricardo eine win-win Situation für alle beteiligten Handelspartner ermöglicht.8 Der Warenhandel wird gefördert, die Produktion angeregt und der Lebensstandard durch einen erhöhten Beschäftigungsgrad und steigende Realeinkommen verbessert.9

Seit dem Zusammenbruch des Systems der festen Wechselkurse im Jahre 1973, welches im Rahmen der Gründung der Bretton Woods Organisationen (Internationaler Währungsfonds und Weltbank) seit 1946 die Weltwirtschaftsordnung regelte, bestimmt nun das Wechselspiel von Angebot und Nachfrage nach Devisen am Devisenmarkt den Wechselkurs einer Währung. Dieser Umbruch sollte von entscheidender Bedeutung für die heutige internationale Finanzarchitektur sein.

Mit dem Zusammenbruch des Ostblocks Anfang der 1990er Jahre erhielt das westliche Konzept einer liberalen Weltwirtschaftsordnung eine neue Legitimation, welche sich im „Konsens von Washington“ äußerte, einem „vom Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank propagierte[n] Maßnahmenbündel, das sich ausschließlich an Entwicklungs- und Schwellenländer richtete, [es] setzte auf Privatisierung öffentlicher Unternehmen und Dienstleistungen, die Liberalisierung des Außenhandels und die Deregulierung der nationalen Wirtschaft.“10

Seit 1996 befasst sich neben IWF und Weltbank, die WTO als Nachfolgeorganisation des GATT mit diesen Aspekten der Liberalisierung des Handels und der Deregulierung der Finanzmärkte.

3. Institutionen

Die Globalisierung der Wirtschaft erstreckte sich jedoch nicht nur auf die Märkte, sondern förderte gleichzeitig das Entstehen und das Wachstum der Global Players, vor allem der großen institutionellen Anleger wie Banken, Versicherungen, Investment-, Pensions- oder Hedge Fonds, die große Kapitalsummen in aufstrebende Märkte in Schwellen- und Transformationsländern, den sog. Emerging Markets, investieren, um dort eine maximale Rendite zu erzielen.

Diese institutionellen Anleger „verwalteten 1996 bereits ein Vermögen von 21 Billionen US-Dollar - für viele Länder ist das ein erheblicher Teil des gesamten nationalen Sparvermögens privater Haushalte.“11

Die großen Geschäftsbanken weiten ihren finanziellen Spielraum durch Übernahmen, Beteiligungen oder Überkreuzverflechtungen weiter aus und wenden sich auch anderen Betätigungsfeldern wie dem internationalen Investment- und Versicherungsbereich zu.12

Insbesondere die Zunahme von Fonds (Investmentfonds, Pensionsfonds, Hedge Fonds, etc.) als Kapitalsammelstellen steht kennzeichnend für die verstärkte Liberalisierung und Deregulierung der Finanzmärkte seit Anfang der 1990er Jahre, wie sich aus folgender Grafik aus einem Artikel der FAZ vom 16. Juni 2006 am Beispiel der Hedge Fonds ersehen lässt.13

In jenem Artikel wehrt sich die Hedge-Fonds-Branche „gegen den Vorwurf von Notenbanken und Aufsichtsbehörden, sie gefährde die Stabilität der internationalen Finanzmärkte.“14 Diese Kritik steht im Zusammenhang der in dieser Arbeit betrachteten Entkopplung der realwirtschaftlichen von der monetären Ebene und basiert auf empirischen Daten, die belegen, dass es eine Korrelation zwischen der Praxis des „Konsens von Washington“ und wirtschaftlicher Krisen gibt, wie folgende Tabelle aus einem Bericht der Weltbank belegt.

[...]


1 Varwick, Johannes: Globalisierung, in: Woyke Wichard (Hrsg.): Handwörterbuch Internationale Politik, Bonn 2000, S. 137

2 Bauer, Michael/Hogen, Hildegard: Das Lexikon der Wirtschaft: Grundlegendes Wissen von A-Z, Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung, 2004, S. 225

3 Die Zeit (2003): Wem nützt die Globalisierung? - Märkte, Institutionen, Regelungsbedarf: (Stand: 30.10.2006)

4 Vgl. und (Stand: 30.10.2006)

5 Vgl. ARD (2005): Die Heuschrecken-Plage: (Stand: 30.10.2006)

6 BBC (1998): The man who broke the bank of England: (Stand: 30.10.2006)

7 Klein, Christian: Globalisierung der Finanzmärkte: Problemfelder der Internationalisierung von Kapitalanlagen vor dem Hintergrund der Asienkrise, Schriftenreihe des Zentrums für europäische Studien, Universität Trier, 2000, S. 8, aus:

8 Vgl. Ricardo, David: The Principles of Political Economy and Taxation, London 1817

9 Vgl. Bauer, Michael/Hogen, Hildegard (2004): 225

10 Dieter, Heribert: Chancen und Risiken für Entwicklungsländer, in: Bundeszentrale für politische Bildung: Globalisierung, Nr. 280/2003, Bonn 2003, S .36

11 Deutscher Bundestag, Schlussbericht der Enquete-Kommission - Globalisierung der Weltwirtschaft: Herausforderungen und Antworten, Berlin 2002, S. 6 aus: (Stand: 30.10.2006)

12 Vgl. Klein (2000): 29

13 Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung (2006): Hedge-Fonds - Kampf gegen das Hasardeur Image, (Stand: 30.10.2006)

14 FAZ (2006): Hedge-Fonds - Kampf gegen das Hasardeur Image

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die Globalisierung der Finanzmärkte
Untertitel
Die Entkopplung der realwirtschaftlichen von der monetären Sphäre und ihre Auswirkungen am Beispiel der Devisenmärkte
Hochschule
Universität Passau
Note
1,7
Autor
Jahr
2006
Seiten
18
Katalognummer
V93130
ISBN (eBook)
9783640125104
Dateigröße
447 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Globalisierung, Finanzmärkte
Arbeit zitieren
Frederik Teufel (Autor:in), 2006, Die Globalisierung der Finanzmärkte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93130

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden