Die Sons of Liberty in der Amerikanischen Revolution


Hausarbeit, 2018

13 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Stamp Act und Rekrutierung der Sons of Liberty

3. Townhend Duties und Boston Massacre

4. Boston Tea Party

5. Schlussbetrachtung

Quellenverzei chnis

1. Einleitung

Als am Abend des 16. Dezember 1773 über 60 als Mohawk verkleidete Sons of Liberty eine Schiffsladung Tee im Wert von über 10.000 Pfund im Hafen von Boston versenkten, war dies der Höhepunkt einer Entwicklung, die im frühen Sommer 1765 ihren Anfang nahm, als sich neun Bewohner Bostons zur Gruppe der Loyal Nine zusammenschlossen. Diese Gruppe, oft als Vorgänger, aber auch als Exekutive der Sons of Liberty beschrieben,1 organisierte die ersten Proteste gegen den Stamp Act in Boston 1765. Doch wer waren die Sons of Liberty, aus welchen Schichten rekrutierten sie sich und vor allem, welche Bedeutung hatten sie auf die spätere Unabhängigkeitsbewegung?

Hauptliteratur für diese Arbeit ist dabei „The Stamp Act Crisis“ von Edmund Sears Morgan und Helen Morgan und „Revolutionary America, 1763 - 1815“ von Francis Cogliano. Da die Sons of Liberty als historische Gemeinschaft in der deutschsprachigen Forschungsliteratur meist nur am Rande erwähnt und ihr Wirken nie genauer untersucht wurde, konzentriert sich diese Hausarbeit zumeist auf englischsprachige Literatur. So nehmen sie in dieser oft den Platz eines Lenkers2 der Unabhängigkeitsbewegung ein, werden aber auch als Bindeglied zwischen den verschiedenen sozialen Gruppen innerhalb der Kolonien angesehen.3

Ziel dieser Hausarbeit wird es daher nicht nur sein, die Rekrutierung der Sons of Liberty, sondern auch ihre Rolle in der frühen Unabhängigkeitsbewegung zu untersuchen. Der Fokus wird dabei vor allem auf Boston und dem gesamten Staat Massachusetts liegen. In fast allen Kolonien traten Gruppen unter dem Namen der Sons of Liberty auf, etwa in Georgia während der Stamp Act Proteste 17654 oder in Rhode Island. Dort zündete eine Gruppe von Sons of Liberty in der Nacht des 10. Junis 1772 ein britisches Schiff, die Gaspeé an. Diese Handlung war Auslöser der sogenannten Gaspeé-Affäre.5 Auf all diese Gruppierungen ausführlich einzugehen, wird bei dieser Arbeit nicht möglich sein, weshalb sie sich auf Boston konzentrieren wird. Hier fanden die ersten Protestaktionen gegen den Stamp Act statt. Hier entwickelten sich die Sons of Liberty aus der Gruppe der Liberty Nine. Des Weiteren war Boston Schauplatz der vermutlich folgenschwersten Aktion der Sons of Liberty, der Boston Tea Party.

2. Stamp Act und Rekrutierung der Sons of Liberty

Schon kurz nach Bekanntwerden der Verabschiedung des Stamp Acts im englischen Parlament am 22. März 1765 regte sich in den Kolonien erster Widerstand, der allerdings zunächst gewaltfrei und in Form schriftlicher Proteste, etwa in der Boston Gazette6, stattfand. Da das Gesetz erst am 1. November 1765 in Kraft treten sollte, nutzen die Kolonisten diese Zeit um Proteste vorzubereiten und Protestaktionen zu planen. In Boston taten sich dazu im frühen Sommer 1765 neun Bürger, vor allem Handwerker und Kaufleute, unter dem Namen der Loyal Nine zusammen. Sie gehörten nicht zu den prominenten Bürgern Bostons, abgesehen von John Avery, einem Harvard-Absolventen und Destillerie-Besitzer und Benjamin Edes, dem Mitherausgeber der Boston Gazette.7 Diese Zeitung diente als Sprachrohr von Samuel Adams, John Hancock, James Otis u.a.8 und erreichte mit ihrer antienglischen Propaganda eine große Zahl Bürger in Boston.9

In dieser ersten Organisation der Loyal Nine fehlen die Namen bekannter Patrioten, wie etwa Samuel Adams oder James Otis. Jene gründeten zur gleichen Zeit den elitären, aus 16 Mitgliedern bestehenden Long Room Club, benannt nach ihrem Treffpunkt, dem Long Room in den Gebäuden der Boston Gazette.10 Durch diesen Treffpunkt kam es schon früh zu einem Austausch zwischen den Wortführern der späteren Sons of Liberty und den zunächst nur im Untergrund agierenden Loyal Nine. Auch John Adams hatte schon früh Kontakt zu den Loyal Nine und traf sich mit ihnen11 in den Räumen der Chase & Speakman's Distillery von Thomas Chase, einem Mitglied der Loyal Nine.

Die Loyal Nine waren zunächst im Untergrund tätig und traten am 14. August 1765 zum ersten Mal an die Öffentlichkeit, als sie eine Protestveranstaltung gegen den Stamp Act organisierten. Um auch die Klasse der einfachen Arbeiter, hauptsächlich Schiffsbauer aus dem Norden und Handwerker aus dem Süden Bostons,12 für den Protest zu gewinnen, warben die Loyal Nine den Schuster Ebenezer Macintosh an, der die verfeindeten Mobs13 von Nord und Süd-Boston vereinen sollte. Macintosh gelang dies und er führte am 14. August den Protest an, der sich von einer zunächst friedlichen Demonstration in einen gewaltsamen Aufruhr entwickelte. Höhepunkt dieses Aufruhrs war sowohl die Zerstörung des Büros von Andrew Oliver, der Gerüchten zufolge als Steuereintreiber in Boston wirken sollte als auch der Angriff auf Vizegouverneur Hutchinson, der die Massen beruhigen wollte.14 Diese Ausschreitungen hatten nicht nur den Rücktritt Andrew Olivers, sondern auch die Gründung der Sons of Liberty zur Folge. Unter diesem Namen traten die Loyal Nine von nun an gemeinsam mit Samuel Adams, James Otis und anderen auf.15

Der Protest gegen den Stamp Act war jedoch nicht nur gewaltsamer Natur, so trafen sich Abgesandte von neun Kolonien zum sogenannten Stamp Act Congress in Albany im Oktober 1765, dem ersten Kongress der Kolonien seit 1754,16 um gegen das Gesetz zu protestieren. Zur selben Zeit veranstalteten die Sons of Liberty Massenproteste und Händler vereinbarten einen Boykott englischer Waren. Im März 1766 widerrief das englische Parlament schließlich den Stamp Act. Grund dafür waren allerdings nicht die Proteste und Boykotte der Kolonisten, sondern vor allem der Amtsantritt des neuen Premierministers Rockingham. Er war Gegner des Stamp Acts, welcher in seinen Augen unklug und spaltend war.17 Hinzu kamen die finanziellen Auswirkungen des Gesetzes. So erwartete Grenvilles bei der Verabschiedung des Gesetzes Einnahmen von über 60.000 Pfund im Jahr.18 In den 5 Monaten, in welchen das Gesetz galt, wurden jedoch lediglich 3.292 Pfund eingenommen, bei einem Kostenaufwand von 6.863 Pfund.19

Schlimmer als die finanziellen Folgen war allerdings der Bewusstseinswandel vieler Kolonisten. Durch die Rücknahme des Gesetzes untergrub das Parlament selbst seine Autorität und die Amerikaner waren der Überzeugung, dass allein ihre Boykottbemühungen und das Wirken der Sons of Liberty zur Aufhebung des Gesetzes führten. Sie nahmen an, dass sie ihre Freiheit durch Proteste und notfalls auch durch Gewalt verteidigen müssten. Die Sons of Liberty vertraten dabei allerdings eine andere Überzeugung, denn obwohl sie Veranstalter der Proteste waren, wurden sie durch die Gewaltausbrüche verärgert und verurteilten diese. Dabei taten sich Samuel Adams und James Otis hervor, die in ihren Schriften den gewaltfreien Protest forderten und zum Verhindern von Mobs, Tumulten und Sachbeschädigungen aufriefen.20

Zeitgleich zur Rücknahme des Stamp Acts verabschiedete das englische Parlament ein Gesetz, welches durch die Kolonisten fast nicht zur Kenntnis genommen wurde, obwohl es neues Konfliktpotential barg. Der Decleratory Act vom 18. März 1766 stellte fest, dass das englische Parlament grundsätzlich das Recht habe, die amerikanischen Kolonien zu besteuern und dies in jederlei Hinsicht. Das war eine direkte Antwort auf Petitionen und Resolutionen des Stamp Act Congress, welche dem englischen Parlament eben jenes Recht absprachen.21 Der Stamp Act Congress betonte dabei jedoch immer wieder, dass sie sich trotz allem dem englischen Parlament unterordnen und sie nur gegen das Recht der Besteuerung ohne eigene Einflussnahme: „no taxation, without representation“, protestieren.22

3. Townhend Duties und Boston Massacer

Dem Vorbild der Bostoner Sons of Liberty ensprechend, taten sich Ende 1765 auch in anderen Kolonien unter dem gleichen Namen Gruppen zusammen und begannen ab Dezember Kontakt untereinander aufzubauen. Zunächst gründeten Gruppen aus New York und Connecticut eine Allianz, der sich später die Gruppen aus Massachusetts, New Hampshire und Rhode Island anschlossen. Ein besonders starker Austausch fand dabei zwischen den Gruppen aus Boston und Albany statt,23 wozu auch der Aufbau eines Kommunikationsnetzwerkes gehörte.24

Trotz dieses Zusammenschlusses setzte mit der Abschaffung des Stamp Acts eine Beruhigung des Konfliktes ein, obwohl er nicht komplett gelöst wurde. Dies änderte sich erst mit einem erneuten Wechsel der britischen Regierung. William Pitt, ein erklärter Freund der Kolonien,25 ersetzte Rockingham, konnte sein Amt aufgrund einer Krankheit jedoch nicht ausüben. Vertreten wurde er daher von Charles Townshend, einem Gefolgsmann von Grenville und Befürworter der Besteuerung der Kolonien.26 So war es nicht verwunderlich, dass er 1767 neue Zölle auf Handelwaren wie Papier, Glas oder Tee erhob,27 die Townshend Duties. Anders als beim Stamp Act fand der Protest hier sehr viel schneller statt. John Dickinson, ein bekannter Jurist aus Pennsylvania, verfasste eine Reihe von Essays, die in beinahe allen Zeitungen der Kolonien gedruckt28 und sogar in Europa verbreitet wurden.29 In diesen vertrat er die Meinung, dass das englische Parlament zwar das Recht habe Gesetze, welche die Kolonien betreffen zu erlassen, das Recht Steuern zu erheben aber außerhalb ihrer Befugnisse liege.30

Wie beim Stamp Act kam es wieder zu Boykotten englischer Waren, so dass sich bis Ende 1769 die Importe aus England halbierten.31 Eine Schlüsselrolle in der Protestbewegung spielten dabei die Sons of Liberty, durch Organisation der Demonstrationen und als Anführer der Boykottbewegung.32 Sie mobilisierten einen großen Teil der Bevölkerung, indem sie etwa Analphabeten über den Wortlaut und die Bedeutung der Gesetze aufklärten oder auch Frauen in den Protest miteinbezogen.33 Frauen spielten in der Boykottbewegung generell eine beachtliche Rolle. Durch ihren Kaufverzicht auf englische Waren und die eigene Herstellung von Gütern, wie Textilien34 bildeten die Frauen einen Eckpfeiler des Boykotts. In diesem Zusammenhang entwickelten sie schnell ein eigenes politisches und patriotisches Bewusstsein und nannten sich selbst Daughters of Liberty35

Während Dickinson in seinen Essays bewusst zurückhaltend argumentierte, radikalisierten sich die Anhänger der Sons of Liberty. Samuel Adams etwa negierte ab 1768 nicht mehr nur das Recht der Briten auf Besteuerung, sondern auch das Recht Gesetze für die Kolonien zu erlassen.36 Mit ihm, einem Vordenker der Protestbewegung, radikalisierten sich nicht nur die Ansichten, sondern auch das Vorgehen der Demonstranten. Die Bürger Bostons fühlten sich dabei von der britischen Regierung zusätzlich provoziert, da diese das American Board of Customs Commissioners, eine Zollbehörde, die mit der Kontrolle der Townshend Duties betraut wurde, in Boston stationierte. Die Folge war ein Anstieg der Proteste, die dazu immer gewalttätiger wurden. Erste große Ausschreitungen, durch welche die Mitglieder der Zollbehörde zur Flucht auf Castle William gezwungen wurden, fanden im Juni 1768 während der Liberty­Proteste statt.37 Anlass dieser war die Beschlagnahmung John Hancocks Schiffes Liberty durch die Zollbehörde.38 Wieder riefen die Sons of Liberty, in diesem Fall Joseph Warren, Samuel Adams und auch John Hancock selbst zu Mäßigung auf und versuchten die Demonstrationen aufzulösen, nachdem es zu ersten Angriffen auf englische Schiffe gekommen war.39 James Otis wiederholte diese Aufrufe beim Boston Town Meeting im September 1768.

[...]


1 Stephen Guild Kurtz: Essays on the American Revolution. Chapel Hill 1973. S.99.

2 Francis COGLIANO: Revolutionary America, 1763-1815: a political history. New York 2009. S.66

3 Edmung Sears Morgan, Helen Morgan: The Stampt Act Crisis, Prologue to Revolution. New York 1953. S.98-103.

4 Randall Miller: The Stamp Act in Colonial Georgia, in: The Georgia Historical Quarterly, 56 (3), 1972. S. 318-331.

5 William Leslie: The Gaspee Affair: A study of Its Constitutional Significance, in: The Mississippi Valley Historical Review, 39 (2), 1952. S. 233-256.

6 Edmung Sears Morgan, Helen Morgan: The Stampt Act Crisis, Prologue to Revolution. New York 1953. S.81.

7 Pauline Meyer: From Resistance To Revolution, Colonial Radicals and the Development of American Opposition to Britain, 1765-1776. London 1973. S.81.

8 Stephen Guild Kurtz: Essays on the American Revolution. Chapel Hill 1973. S.101.

9 Edmung Sears Morgan, Helen Morgan: The Stampt Act Crisis, Prologue to Revolution. New York 1953. S.160f.

10 Stephen Guild Kurtz: Essays on the American Revolution. Chapel Hill 1973. S.100.

11 John Adams: The Works of John Adams. Boston 1850-1856. II S.178.

12 Howard Zinn: A people's history of the United States, 1492-present. New York 2003. S.66.

13 Stephen Guild Kurtz: Essays on the American Revolution. Chapel Hill 1973. S.102.

14 Francis Cogliano: Revolutionary America, 1763-1815: a political history. New York 2009. S.58.

15 Edmung Sears Morgan, Helen Morgan: The Stampt Act Crisis, Prologue to Revolution. New York 1953. S.173.

16 Mary Beth Norton: A people and a nation: a history of the United States. Florence 2012. S.129.

17 Ebenda.

18 Mark Carnes, John Arthur Garraty: The American Nation: a history of the United States. New York 2006. S.97.

19 Francis Cogliano: Revolutionary America, 1763-1815: a political history. New York 2009. S.60.

20 Howard Zinn: A people's history of the United States, 1492-present. New York 2003. S.66.

21 Francis COGLIANO: Revolutionary America, 1763-1815: a political history. New York 2009. S.56.

22 Edmund Sears Morgan: Colonial Ideas of Parliamentary Power 1764-1766, in: The William and Mary Quarterly, 5 (3), 1948. S.324/326.

23 Pauline Meyer: From Resistance To Revolution, Colonial Radicals and the Development of American Opposition to Britain, 1765-1776. London 1973. S.79.

24 Ebd. S.89.

25 Francis Cogliano: Revolutionary America, 1763-1815: a political history. New York 2009. S.61.

26 Mary Beth Norton: A people and a nation: a history of the United States. Florence 2012. S.130.

27 Mark Carnes, John Arthur Garraty: The American Nation: a history of the United States. New York 2006. S.103.

28 Mary Beth Norton: A people and a nation: a history of the United States. Florence 2012. S.130.

29 Francis Cogliano: Revolutionary America, 1763-1815: a political history. New York 2009. S.63.

30 Ebenda.

31 Mark Carnes, John Arthur Garraty: The American Nation: a history of the United States. New York 2006. S.103.

32 Francis Cogliano: Revolutionary America, 1763-1815: a political history. New York 2009. S.63.

33 Mary Beth Norton: A people and a nation: a history of the United States. Florence 2012. S.131.

34 Francis Cogliano: Revolutionary America, 1763-1815: a political history. New York 2009. S.66.

35 Mary Beth Norton: A people and a nation: a history of the United States. Florence 2012. S.131.

36 Mark Carnes, John Arthur Garraty: The American Nation: a history of the United States. New York 2006. S.103.

37 Francis Cogliano: Revolutionary America, 1763-1815: a political history. New York 2009. S.65.

38 Mary Beth Norton: A people and a nation: a history of the United States. Florence 2012. S.133.

39 Pauline Meyer: From Resistance To Revolution, Colonial Radicals and the Development of American Opposition to Britain, 1765-1776. London 1973. S.125.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Die Sons of Liberty in der Amerikanischen Revolution
Hochschule
Universität Trier
Note
2,0
Autor
Jahr
2018
Seiten
13
Katalognummer
V931157
ISBN (eBook)
9783346259844
ISBN (Buch)
9783346259851
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sons of Liberty, Amerikanische Revolution
Arbeit zitieren
Peter Christian Meis (Autor:in), 2018, Die Sons of Liberty in der Amerikanischen Revolution, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/931157

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