Der Dokumentarfotograf Walker Evans und sein komplexes Fotografieverständnis


Hausarbeit, 2006

15 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Biografie

3. Das Fotografieverständnis
3.1.1. Literaturinteresse/ Parisaufenthalt
3.1.1.a. Literarische Vorbilder
3.1.2. Die Arbeit bei der “Farm Security Administration”
3.1.2.a. „No Politics“
3.2. Motivwahl
3.3. Dokumentarcharakter
3.4. „Straight Photography“
3.5. Anonymität

4. „American Photographs“
4.1. Die Ausstellung
4.2. Der Katalog
4.2.1. Der Bilddiskurs
4.2.1.a. „License Photo Studio“
4.2.1.b. „Photographer’s Window Display“

5. Rückblick

6. Bibliografie

1. Einleitung

Dass Walker Evans zu den besten amerikanischen Dokumentarfotografen zählt, bleibt außer Frage. Wie kein anderer prägte er im 20. Jahrhundert den dokumentarischen Stil und entwickelte dabei eine neue, sozial orientierte Bildästhetik.[1]

Doch wer genau war Walker Evans eigentlich und was macht seine Fotografien zu einzigartigen Meisterwerken? Und vielmehr, wodurch genau zeichnet sich sein Fotografieverständnis aus? Diesen Fragen möchte ich in meiner Hausarbeit nachgehen und versuchen zu beantworten. Um im Rahmen einer solchen schriftlichen Arbeit zu bleiben, habe ich mich dabei für einige Schwerpunkte entschieden, die sich im Laufe meiner Beschäftigung mit dem Künstler als sehr interessant erwiesen haben.

So möchte ich zunächst an die Person Evans heranführen, sodass ich mit einer kurz gehaltenen Biografie einen allgemeinen Überblick über sein Leben und einige wichtige Lebenswerke verschaffen werde. Anschließend gilt meine Aufmerksamkeit zwei prägenden Lebensabschnitten, mit deren Hilfe ich mich dem komplexen Thema des Fotografieverständnisses Evans’ nähern möchte. Dieses in seiner Vollständigkeit darzustellen, stellt einen sehr wichtigen Punkt meiner Arbeit dar und ist, um Evans’ Meisterwerke als solche zu erkennen, von absoluter Notwendigkeit.

Um die gesammelten Aspekte des Fotografieverständnisses nicht beim Theoretischen zu belassen, möchte ich im vierten Kapitel auf ein Hauptwerk Evans’ genauer eingehen. Ich habe mich dabei für die prämierte Ausstellung und den gleichnamigen Katalog „American Photographs“ entschieden. Dieses Werk ist nicht nur durch seine vielseitige Bildthematik, sondern auch durch die wirkungsvolle Abfolge der Fotografien sehr beeindruckend. Mit Hilfe der gewonnenen Informationen aus dem dritten Kapitel werde ich dabei versuchen, über eine allgemeine Bildbeschreibung hinauszugehen.

Den Abschluss meiner Arbeit bildet schließlich ein kurzer Rückblick auf meine Ergebnisse, in dem ich Wichtiges noch einmal betonen, aber auch meine persönlichen Eindrücke sammeln möchte.

2. Biografie

Walker Evans wird am dritten November 1903 in St. Louis, Missouri, geboren. Seine Kindheits- und Jugendjahre verbringt er weitgehend in Toledo, Chicago, und New York City. Evans besucht zunächst die Loomis School in Connecticut und graduiert schließlich 1922 an der Phillips Academy in Andover, Massachusetts. Daraufhin schreibt er sich im Williams College, Massachusetts, für Literatur ein, bricht sein Studium jedoch nach einem Jahr ab.

Mit dem festen Vorsatz Schriftsteller zu werden, reist Evans 1926 nach Paris und besucht dort Literaturvorlesungen an der Sorbonne. Zu dieser Zeit entsteht auch der erste Kontakt zum Medium der Fotografie, so macht Evans erste Schnappschüsse mit einer Kodakkamera und arbeitet gelegentlich in einem Portraitfotostudio.

Nach seiner Rückkehr 1927 nach New York, weiten sich seine fotografischen Experimente zum ernsthaften Engagement aus. So kommt es bereits 1930 zur ersten Veröffentlichung dreier seiner Fotografien im Gedichtsband „The Bridge“ von Hart Crane. Zudem entwickelt sich eine tiefere Freundschaft mit dem angesehenen Schriftsteller Lincoln Kirstein, der Evans weitere Veröffentlichungen ermöglicht.

Schon ein Jahr später findet eine gemeinsame Ausstellung von Ralph Steiner, Margaret Bourke- White und Walker Evans in der „John Becker Gallery“ in New York statt. Diese stellt den Beginn einer ganzen Ausstellungsreihe dar, wobei, unter anderem, auch das „Museum of Modern Art“ (MoMA) Evans’ Werke präsentiert.

1935 beginnt Evans’ Arbeit unter Roy Stryker bei der „Farm Security Administration“ (FSA). Die meisten Evans’ berühmter Werke entstammen dieser Zeit und entstehen überwiegend in den Südstaaten der USA.

Während seiner zweijährigen Festanstellung bei der FSA, lässt sich Evans 1936 beurlauben, um in Zusammenarbeit mit dem Schriftsteller James Agee einem Auftrag der Zeitschrift „Fortune“ nachzugehen. Das Magazin lehnt das Ergebnis jedoch ab, sodass 1941 eine Buchfassung mit erweitertem Material unter dem Titel „Let Us Now Praise Famous Men“ erscheint.

1938 präsentiert das MoMA Evans’ prämierte Ausstellung „American Photographs“. Außerdem entstehen in diesem Jahr erste Fotografien in der New Yorker U-Bahn, aufgenommen mit einer im Mantel verborgenen Kleinbildkamera.

1943 und ’44 jobbt Evans als freier Buchrezensent bei der Zeitschrift „Time“, bis er im folgenden Jahr eine Festanstellung beim Magazin „Fortune“ antritt. Dort wird er, im Laufe seiner zwanzigjährigen Arbeit, zum Mitherausgeber der Fachzeitung ernannt.

1960 erscheint eine Neuauflage von „Let Us Now Praise Famous Men“ mit erweitertem Bildteil. Auch seine Ausstellung „American Photographs“ wird anlässlich einer Neuauflage des Katalogs wiederholt vom MoMA präsentiert.

In den folgenden Jahren zieht sich Evans aus der Berufsfotografie zurück, erwirbt 1965 seine Professur für Grafikdesign und Fotografie und unterrichtet in Folge dessen an der „Yale School of Art and Architecture“.

1971 widmet das MoMA Evans eine umfangreiche Retrospektive, in der Teile seiner bisherigen Werke ausgestellt werden.

In den letzten Jahren vor seinem Tod beschäftigt sich Evans weitgehend mit der Polaroid- Kamera, mit deren Hilfe auch einige erste Farbbilder entstehen. Er stirbt schließlich in Folge einer Krankheit am 10. April 1975 in New Haven, Connecticut.[2]

3. Das Fotografieverständnis

3.1. Prägende Lebensabschnitte

Die Ausmaße der beiden folgenden Lebensabschnitte Evans’ prägen nachhaltig seine fotografischen Werke. Sie dienen daher als gute Überleitung von der Biografie zum Fotografieverständnis des Künstlers, müssen aber, um dieses in seiner Vollständigkeit zu beschreiben, im Anschließenden durch weitere essentielle Aspekte ergänzt werden.

3.1.1. Literaturinteresse/ Parisaufenthalt

Während seiner Kindheit und Jugendjahre zeigt Evans noch kein Interesse an der Fotografie, vielmehr gilt seine Leidenschaft der Literatur. So liest er zu jener Zeit unzählige berühmte Werke, schreibt sich im William College für Literatur ein und geht ausschließlich nach Paris, um Schriftsteller zu werden. Diesen Traum kann er jedoch nicht umsetzten, die starke Bewunderung seiner literarischen Vorbilder hemmt ihn, klein anzufangen und macht sein Vorhaben somit unmöglich. „I wanted to write like that [Joyce] or nothing at all.“[3] Sein Misserfolg bestätigt ihn, in Paris, der Heimat vieler berühmter Künstler, unbedeutend zu sein, weshalb er schließlich nach New York zurückkehrt. Dort kann er sich, ohne Angst des Vergleichs, der Fotografie spielerisch nähern und ist alsbald von den vielseitigen Möglichkeiten des Mediums begeistert. „Couldn’t think about anything else. I just caught it, like a disease. Thought about it and practised it all the time, day by day.“[4]

Diese Periode prägt Evans nachhaltig, so zeigt sich ein interessanter literarischer Einfluss in seinen fotografischen Werken. Als angehender Schriftsteller war Evans stets bemüht, Schrift und Form passend zum Inhalt zu gestalten, sodass sein Auge bereits gegenüber Formen und Strukturen geschult ist.[5] Schon zu Evans’ frühen Werken schreibt Lincoln Kirstein in diesem Zusammenhang: „He [Evans] is on the side of those who modifys art by language.“[6]

[...]


[1] Maria Hambourg, Walker Evans, The Metropolitan Museum of Art, New York, 2000, S. 59.

[2] Alle Angaben zur Biografie aus: Michael Brix, Walker Evans, Amerika, Schirmer/Mosel Verlag, München, 1990, S. 241-243. Judith Keller, Walker Evans, The Getty Museum Collection, Thames& Hudson, London, 1995, S.xx-xxii. Detlef Schaper, Walker Evans, Aperture Masters of Photography, Könemann Verlag GmbH, Köln, 1997, S. 90-94.

[3] Maria Hambourg, Walker Evans, a.a.O., S. 11.

[4] Maria Hambourg, Walker Evans, a.a.O., S. 15.

[5] Maria Hambourg, Walker Evans, a.a.O., S. 24.

[6] Gilles Mora und John Hill, Walker Evans, The Hungry Eye, Thames& Hudson, London, 2004, S. 13.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Der Dokumentarfotograf Walker Evans und sein komplexes Fotografieverständnis
Hochschule
Universität Konstanz
Veranstaltung
Der fotografische Apparat
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
15
Katalognummer
V92970
ISBN (eBook)
9783638070287
ISBN (Buch)
9783656620235
Dateigröße
373 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Dokumentarfotograf, Walker, Evans, Fotografieverständnis, Apparat
Arbeit zitieren
Catharina Cerezo (Autor:in), 2006, Der Dokumentarfotograf Walker Evans und sein komplexes Fotografieverständnis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92970

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