Die zwei Dimensionen der Aktivierung im Circumplex Modell: Von Stress und Flow

Darstellung und kritische Würdigung


Seminararbeit, 2007

21 Seiten, Note: 2.0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einführung in die Thematik

2 Circumplex Modell affektiver Zustände
2.1 Inhalt und Aufbau
2.2 Dimensionen

3 Besondere Gefühlszustände
3.1 Stress
3.2 Flow
3.3 Einbindung in das Circumplex Modell

4 Bedeutung für die Arbeitswelt
4.1 Positive und Negative Aktivierung
4.2 Gründe der Förderung von Flow am Arbeitsplatz
4.3 Anforderungen an die Arbeitsbedingungen

5 kritische Würdigung
5.1 Chancen
5.2 Risiken und Probleme
5.3 Grenzen

6 zusammenfassende Beurteilung

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Circumplex Modell nach Russell

Abbildung 2: Das Circumplex Modell affektiver Zustände nach Watson und Tellegen

Abbildung 3: Das Circumplex Modell affektiver Zustände nach Larsen und Diener

Abbildung 4: Das Circumplex Modell affektiver Zustände nach Schallberger

Abbildung 5: Steigerung der Komplexität durch Flow-Erlebnisse

Abbildung 6: Quadrantenmodell nach Csikszentmihalyi

Abbildung 7: Das Flow-Modell nach Csikszentmihalyi

1 Einführung in die Thematik

Im Circumplex Modell werden neben Stress unterschiedliche emotionale Zustände klassifiziert. Russell hat ein zweidimensionales Modell zur Klassifizierung von Gefühlen aufgestellt, an das Watson/Tellegen und später Larsen/Diener anknüpfen. Dabei werden die Bezeichnungen der Positiven und Negativen Aktivierung eingeführt. Schallberger operationa-lisiert die zwei Dimensionen durch insgesamt zehn bipolare Stimmungs-adjektive. Stress stellt im Circumplex Modell einen negativen affektiven Zustand dar. Flow, als ein besonders positiver emotionaler Zustand, hingegen wird im Circumplex Modell nicht eigens benannt. Mit Hilfe des Quadrantenmodells des Erlebens nach Csikszentmihalyi kann Flow in das Circumplex Modell integriert werden. Da Flow einen außerordentlich positiven Aktivierungszustand darstellt, in dem hohe Leistungen vollbracht werden können, ist es aus ökonomischen Gründen sinnvoll, die Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass Flow-Erlebnisse entstehen können. Die kritische Würdigung befasst sich mit Möglichkeiten und Grenzen von Flow in der Arbeitswelt.

2 Circumplex Modell affektiver Zustände

2.1 Inhalt und Aufbau

Allgemein ist der Circumplex ein Modell mit einer kreisförmigen Struktur. Auf dem Kreisumfang werden Attribute eines Fachgebietes abgebildet. Die Begriffe, die auf dem Umkreis nahe beieinander liegen, stehen in engerer Beziehung zueinander als die Begriffe, die sich weiter entfernt befinden. Meist enthält das Circumplex Modell zwei Dimensionen, deren Pole durch jeweils zwei Attribute beschrieben werden und zueinander korrelieren (vgl. Larsen/Diener 1992, S. 26). Das Circumplex Modell affektiver Zustände stellt eine grundlegende Struktur von Gefühlen auf einem höheren Ordnungsniveau dar (vgl. Watson et al. 1999, S. 822). Es dient der Kennzeichnung von Beziehungen zwischen unterschiedlichen Gefühlszu-ständen in einem zweidimensionalen Raum. Aus dem Modell ist erkennbar, welche Gefühle sich ähnlich und welche unterschiedlich sind (vgl. Larsen/Diener 1992, S. 51f.). Das Modell liefert einen strukturellen Rahmen zur Darstellung affektiver Zustände (vgl. Wright/Bonett 1997, S. 212).

Russell vertritt die Auffassung, dass affektive Zustände das Resultat von kognitiven Prozessen sind. Diese haben sich bereits vollzogen, wenn das Gefühl seine Bedeutung bekommt (vgl. Russell 1980, S. 1176). Er hat als erster Wissenschaftler (1980) Emotionen in einem Circumplex Modell klassifiziert (vgl. Aellig 2004, S. 58). Das Modell beinhaltet acht Kategorien affektiver Zustände und zwei Dimensionen. Ein Affekt ist ein heftiger, kurzzeitiger Gefühlsausbruch, der durch komplexe Gefühle den Menschen in einen Erregungszustand versetzt (vgl. Fröhlich 2005, S. 41).

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Abbildung 1: Circumplex Modell nach Russell (Russell 1980, S. 1164)

Pleasure bei 0° und displeasure bzw. misery bei 180° bilden die Pole der horizontalen Dimension. Die zweite vertikale Dimension bezeichnet Russell als „degree-of-arousal“ (Russell 1980, S. 1170). Sie wird begrenzt durch die Gefühlszustände arousal bei 90° und sleepiness bei 270° (vgl. Russell 1980, S. 1980). Die anderen Zustände befinden sind zwischen den beiden Achsen. So kann jedem emotionalen Zustand ein bestimmter Ort im zweidimensionalen Modell zugewiesen werden. Das Ergebnis der Studien von Watson und Tellegen (1985) ist ebenfalls ein Circumplex Modell mit zwei bipolaren Hauptdimensionen. Watson und Tellegen bezeichnen sie im ursprünglichen Modell mit Positive Affect und Negative Affect (vgl. Watson/Tellegen 1985, S. 220).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Das Circumplex Modell affektiver Zustände nach Watson und Tellegen (Watson/Tellegen 1985, S. 221)

In Abbildung 2 sind die Dimensionen als durchgezogene Linie dargestellt. Die gestrichelte Linie stellt eine alternative Rotation dar. Der Circumplex ist in Oktanten eingeteilt. Gefühlszustände, die sich im gleichen Oktanten befinden, haben eine hohe positive Korrelation. Zustände in den benachbarten Oktanten korrelieren positiv und gemäßigt. Affektive Zustände, die 90° auseinander liegen, stehen im wesentlichen in keiner Beziehung zueinander. Hohe negative Korrelation liegt bei Zuständen vor, die sich gegenüber, also 180° auseinander, liegen (vgl. Watson/Tellegen 1985, S. 220f.). Interesse und Freude stellen hohe positive Affekte dar; Traurigkeit ist ein Zustand für einen niedrigen positiven Affekt. Ärger, Ekel und Verachtung definieren hohe negative Affekte, während Vergnügen ein niedriger negativer Affekt ist (vgl. Watson/Tellegen 1985, S. 230). Watson und Tellegen bezeichneten die Struktur als „robust“ (Watson/Tellegen 1985, S. 220) und grundlegend (vgl. Watson et al. 1999, S. 820). Es ist im Prinzip jede Rotation im zweidimensionalen Raum möglich (Watson/ Tellegen 1985, S. 221). Die Untersuchungsmethoden, die zu den Erkenntnissen des Circumplex Modells führten, sind Selbstaufschreibungen der Versuchspersonen, z. B. die Experience Sampling Method (ESM) und Auswertungen von Gesichtsausdrücken (vgl. Larsen/Diener 1992, S. 52). Andere Methoden sollten zukünftig eingesetzt werden, um die Richtigkeit des Circumplex Modells zu belegen (vgl. Larsen/Diener 1992, S. 44). Larsen und Diener kritisieren an diesem Modell, dass die Dimension „Positive Affect“ zwar eine zweipolige Dimension ist, aber nur eine einpolige Bezeichnung erhalten hat. Gleiches gilt für „Negative Affect“. In einem Circumplex Modell bezeichnen zwei unterschiedliche Begriffe die beiden Enden einer Dimension (vgl. Larsen/Diener 1992, S. 29). Larsen und Diener passten das Circumplex Modell von Russell (1980) und Watson und Tellegen (1985) an. Ihr Circumplex Modell ist in Abbildung 3 dargestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Das Circumplex Modell affektiver Zustände nach Larsen und Diener (Larsen/Diener 1992, S. 31)

Larsen und Diener übernahmen 27 der 38 Bezeichnungen von Gefühlszuständen in ihr Circumplex Modell. Mit einer Ausnahme befinden sich alle Begriffe auch in den gleichen Oktanten (vgl. Watson et al. 1999, S. 821). Später (1999) benennen Watson und Tellegen die Dimensionen um in Positive Activation (PA) und Negative Activation (NA) (vgl. Watson et al. 1999, S. 828), da die empirischen Befunde nicht mehr mit ihrem Modell übereinstimmen (vgl. Watson et al. 1999, S. 822). Russell und Feldman Barrett modifizieren ihr Circumplex Modell, indem sie einen inneren und einen äußeren Kreis in die Struktur einbringen. Der innere Kreis stellt die innersten Erregungszustände dar, während der äußere Kreis verschiedene typische Gefühle beschreibt. Die Achsen werden mit pleasant-unpleasant und activation-deactivation bezeichnet (vgl. Russell/Feldman Barrett 1999, S. 808). Schallberger stellt ebenfalls affektive Zustände in einem Circumplex Modell dar. Sein System bezeichnet er als PANAVA, das sich aus den Abkürzungen Positive Aktivierung (PA), Negative Aktivierung (NA) und Valenz (VA) zusammensetzt (vgl. Schallberger/Pfister 2001, S. 178). Eine weitere Veränderung liegt in der Bezeichnung der Zustände. Die Benennung erfolgt durch bipolare statt unipolarer Adjektive. Voraussetzung hierfür ist, dass die Dimensionen auch bipolar sind (vgl. Aellig 2004, S. 60).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Das Circumplex Modell affektiver Zustände nach Schallberger (vgl. Aellig 2004, S. 60)

Insgesamt beschreiben in diesem Modell zehn bipolare Stimmungsadjektive die affektiven Zustände. Hohe Positive Aktivierung zeichnet sich durch Energie, Konzentration und Begeisterung aus; niedrige Positive Aktivierung beinhaltet Lethargie, Trägheit und Langeweile. Ärger, Sorgen oder Stress stehen für hohe Negative Aktivierung; Ruhe und Gelassenheit sind Zustände niedriger Negativer Aktivierung (vgl. Aellig 2004, S. 59f.).

2.2 Dimensionen

Die Anzahl der Dimensionen wurde in der Wissenschaft vielfach diskutiert. Watson und Tellegen kommen zu der Erkenntnis, dass Stimmungen von zwei – und nicht von einer oder drei – Dimensionen gekennzeichnet werden (vgl. Watson/Tellegen 1985, S. 233). Auch Larsen und Diener bestätigen die Erkenntnis, dass Erregungszustände durch zwei Dimensionen dargestellt werden können. Das Circumplex Modell von Schallberger und Pfister setzt auf der Idee auf, dass (mindestens) zwei Dimensionen notwendig sind, um affektive Zustände zu beschreiben und dass die Lage der Achsen frei wählbar ist (vgl. Schallberger/Pfister 2001, S. 184). Das oben bereits erwähnte PANAVA-System baut auf die ursprünglichen Dimensionen Aktivierung und Valenz (pleasantness) auf. Hinzu kommt eine Achsendrehung von 45°. Diese Drehung bewirkt eine Kombination der beiden Dimensionen zu „Positive Aktivierung“ (PA) und „Negative Aktivierung“ (NA) und übernimmt damit die Bezeichnungen von Watson und Tellegen. Zusätzlich ist in diesem System Valenz (VA) vorhanden. Sie steht für die Zustände Glück und Zufriedenheit (vgl. Rheinberg 2004, S. 341). Im Circumplex Modell affektiver Zustände dominieren somit die beiden Dimensionen PA und NA. Während PA für begeistert und tatkräftig steht, wird NA mit gestresst und nervös verbunden (vgl. Schallberger/Pfister 2001, S. 178). Watson und Tellegen definieren PA ebenfalls mit Begeisterung und NA mit unangenehmen Gefühlen (vgl. Watson/Tellegen 1985, S. 221). Durch die Kombination dieser beiden Dimensionen im Circumplex lassen sich affektive Zustände differenzierter darstellen, als in einem eindimensionalen Modell. Begeisterung könnte beispielsweise beschrieben werden mit einem zufriedenen Befinden bei hoher Erregung. Ein entspannter Zustand wäre die Kombination aus Zufriedenheit und tiefer Spannung (vgl. Aellig 2004, S. 58).

Das Circumplex Modell, das die unterschiedlichen Gefühlszustände zueinander in Beziehung setzt, ist nicht auf eine Kultur beschränkt und somit kulturübergreifend einsetzbar (vgl. Larsen/Diener 1992, S. 48). Es lässt beliebige Rotationen zu (vgl. Larsen/Diener 1992, S. 35). Dass die Dimensionen unabhängig oder abhängig sind, lässt sich nicht belegen (vgl. Larsen/Diener 1992, S. 50). Auch Watson und Tellegen rücken von ihrer ursprünglichen Ansicht ab und räumen ein, dass die Dimensionen nicht vollständig unabhängig sind (vgl. Watson et al. 1999, S. 820).

Der Hauptbestandteil hoher Positiver Aktivierung ist Motivation (vgl. Rheinberg 2004, S. 343). Motivation ist Voraussetzung für Leistung und damit Grundlage für eine Zielerreichung (vgl. Weibler 2004, S. 30). Die bisherige Forschung bestätigt, dass psychologisches Wohlbefinden mit Leistung zusammenhängt, jedoch wird weitere Forschung benötigt, um das Maß des Wohlbefindens bestimmen zu können, welches für Leistung gegeben sein muss. So bilden beide Dimensionen im Circumplex Modell eine Basis für die Prognose von Arbeitsleistung (vgl. Wright/Bonett 1997, S. 212). Ein Mensch, der zum Zeitpunkt der Tätigkeitsausführung angibt, er sei konzentriert, hellwach und begeistert, ist danach motiviert, seine Leistung weiter zu erbringen (vgl. Rheinberg 2004, S. 343).

3 Besondere Gefühlszustände

3.1 Stress

Der affektive Zustand „gestresst“ wird im Circumplex Modell beschrieben durch hohe Negative Aktivierung (NA). Allgemein ist Stress ein Zustand der Beanspruchung, der durch Prozesse der Auseinandersetzung mit belastenden Bedingungen entstanden ist (vgl. Fröhlich 2005, S. 459). Stress ist die „Reaktion eines Organismus auf Ereignisse, die sein Gleichgewicht stören und seine Fähigkeit, diese zu bewältigen, stark beansprucht oder übersteigt“ (Zimbardo/Gerrig 2004, S. 562). Stress, der das Wohlbefinden beeinträchtigt, wird auch als „Distress“ bezeichnet. So genannter guter – das Wohlbefinden fördernder – Stress heißt auch „Eustress“ (vgl. Schallberger 2006, S. 99).

3.2 Flow

Flow ist ein besonders positives Erlebnis. Csikszentmihalyi beschreibt diesen Zustand als „Augenblicke der Krise, in denen man über die eigenen Grenzen hinaus angespannt war, sich unbedingt etwas einfallen lassen musste – und die Situation mit etwas Glück bewältigte“ (Csikszentmihalyi 2003, S. 203). Im Flow zu sein bedeutet, dass die Tätigkeit nicht unbedingt ausgeführt wird, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, sondern weil sie intrinsisch motivierend oder autotelisch ist. Autotelisch heißt, dass die Tätigkeit um ihrer selbst willen durchgeführt wird. Sie trägt das Ziel in sich (vgl. Csikszentmihalyi 2003, S. 57). Belohnungen haben wenig bis gar keine Bedeutung (vgl. Aellig 2004, S. 18). Flow ist „intrinsisches Motiviertsein“ (Küpers/Weibler 2005, S. 110). Extrinsisch motivierende Tätigkeiten sind im Gegensatz dazu Tätigkeiten, die durch äußere Belohnungen Anreize zur erfolgreichen Erledigung bieten (vgl. Rheinberg 2004, S. 333). Es ist bisher wissenschaftlich noch nicht erwiesen, ob ein extrinsischer Anreiz Einfluss auf die intrinsische Motivation nimmt (vgl. Rheinberg 2004, S. 352).

Zur Beschreibung der Entstehung von Flow ist das Zusammenwirken von persönlichen Fähigkeiten und Anforderungen an die Tätigkeit näher zu betrachten. Der Entstehungsprozess wird in Abbildung 5 grafisch dargestellt (vgl. Csikszentmihalyi 2003, S. 67).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Steigerung der Komplexität durch Flow-Erlebnisse (Csikszentmihalyi 2003, S. 67)

In der Ausgangslage (Punkt A) sind sowohl die Anforderungen als auch die Fähigkeiten gering. Bei weiterer oder wiederholter Fortführung der Tätigkeit verbessern sich die Fähigkeiten; die Anforderungen sind gleich (Punkt B). Damit Flow entstehen kann bzw. erhalten bleibt, müssen nun die Anforderungen vergrößert werden, damit der Zustand der Langeweile verlassen wird (Punkt C). Dieser Prozess wiederholt sich auf höheren Ebenen (Punkt D) (vgl. Csikszentmihalyi 2003, S. 67). Je höher das Niveau erreicht wird, desto erfüllender sind die Flow-Erlebnisse (vgl. Küpers/Weibler 2005, S. 110). Flow erfordert eine weitestgehend lückenlose Übereinstimmung von Handlungsanforderungen und vorhandenen Fähigkeiten (vgl. Fröhlich 2005, S. 198). Während des Flow-Erlebnisses möchte der Mensch diesen positiven Zustand möglichst lange aufrecht erhalten. Somit wird die flow-auslösende Tätigkeit häufig und intensiv weiter geführt. Ist das Ziel erreicht, strebt der Mensch nach einer neuen Aufgabe, die ihn in Flow versetzt (vgl. Rheinberg 2004, S. 332). Beispiele für autotelische Tätigkeiten sind die Bilderstellung für einen Maler (vgl. Rheinberg 2004, S. 345) oder das Klettern für einen Felskletterer (vgl. Aellig 2004, S. 29). Das jeweilige Resultat - das Bild fertig gestellt oder den Fels erklommen zu haben - ist weniger von Bedeutung. Beide Personen suchen anschließend nach einer Wiederholung dieser Tätigkeit. Wichtig ist, dass die Tätigkeit die volle menschliche Kapazität erfordert, das Ergebnis aber ohne Wert ist (vgl. Rheinberg 2004, S. 346).

Das Gefühl im Flow zu sein, wird durch mehrere Komponenten beschrieben:

1. Die Person hat klare Ziele.
2. Sie weiß ohne Nachzudenken, dass sie das Richtige ausführt; sie erhält sofortiges Feedback.
3. Die Person wird optimal beansprucht. Es findet ein Einklang von Handlungsmöglichkeiten und Fähigkeiten auf hohem Niveau statt.
4. Die Person befindet sich in einem Zustand steigender Konzentration, wobei sie sich nicht willentlich konzentrieren muss.
5. Was zählt, ist die Gegenwart. Ein Handlungsschritt geht flüssig in den nächsten über, deshalb der Begriff „Flow“.
6. Die Person hat das sichere Gefühl, das Geschehen gut unter Kontrolle zu haben.
7. Das Zeitgefühl der Person ändert sich. Sie hat das Gefühl, die Zeit zu vergessen. Bei der Ausführung der Tätigkeit entsteht der Eindruck, dass Stunden wie Minuten vergehen.
8. Das Ich-Bewusstsein der Person setzt aus. Die Person erlebt sich mit der Tätigkeit verschmolzen.

(vgl. Csikszentmihalyi 2003, S. 42ff.; vgl. Rheinberg 2004, S. 346).

Grundsätzlich scheint es aufgrund bisheriger Untersuchungen nur wenige Tätigkeiten zu geben, die Flow ausschließen. Es hängt von der Person selbst ab, wie attraktiv sie ihre Tätigkeit gestaltet. So können auch einfache und Routine-Arbeiten Flow-Erlebnisse erzeugen (vgl. Rheinberg 2004, S. 346).

Durch Flow-Erlebnisse kann die Lebensqualität, Kreativität und Produktivität gesteigert werden. Darüber hinaus wird Stress vermindert (vgl. Csikszentmihalyi 2003, S. 61; vgl. Küpers/Weibler 2005, S. 111). Die Person ist zufriedener und höher motiviert (vgl. Csikszentmihalyi/LeFevre 1989, S. 819).

3.3 Einbindung in das Circumplex Modell

Je nach Ausprägung von Anforderung und Können ergeben sich vier Erlebniszustände, die im Quadrantenmodell nach Csikszentmihalyi dar-gestellt sind.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Quadrantenmodell nach Csikszentmihalyi (vgl. Csikszentmihalyi & Csikszentmihalyi, 1988/95, S. 286, zitiert nach Aellig 2004, S. 44)

Der rechte obere Quadrant ist der Flow-Quadrant. Nur wenn Anforderungen und Können aufeinander abgestimmt auf hohen Niveau ausgeprägt sind, entsteht Flow. Die anderen Quadranten werden als Nonflow-Quadranten bezeichnet. Stress entsteht, wenn die Tätigkeit hohe Anforderungen erfordert, aber das individuelle Können nicht den hohen Anforderungen entspricht. Der Nullpunkt stellt den Mittelwert von Anforderungen und Können einer Person dar (vgl. Aellig 2004, S. 44).

Bei einem Bezug des Quadrantenmodell auf das Circumplex Modell entspricht der Flow-Quadrant genau dem Bereich der hohen Positiven Aktivierung. Die drei Nonflow-Quadranten gleichen genau den Positionen der anderen affektiven Zustände im Circumplex Modell (vgl. Schall-berger/Pfister 2001, S. 184). Niedrige Positive Aktivierung entspricht dem Nonflow-Erlebnis Langeweile. Im Bereich der Negativen Aktivierung stimmt der Erlebniszustand Stress im Quadrantenmodell mit hoher Negativer Aktivierung überein, Entspannung ist niedrige Negative Aktivierung.

[...]

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Die zwei Dimensionen der Aktivierung im Circumplex Modell: Von Stress und Flow
Untertitel
Darstellung und kritische Würdigung
Hochschule
FernUniversität Hagen
Note
2.0
Autor
Jahr
2007
Seiten
21
Katalognummer
V92871
ISBN (eBook)
9783638065993
ISBN (Buch)
9783640173358
Dateigröße
490 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Dimensionen, Aktivierung, Circumplex, Modell, Stress, Flow
Arbeit zitieren
Gabriele Sprenger (Autor:in), 2007, Die zwei Dimensionen der Aktivierung im Circumplex Modell: Von Stress und Flow, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92871

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