Marshall McLuhan: Mensch 2.0

Eine Reflexion über McLuhans Extensions of Man


Hausarbeit, 2008

13 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Gliederung

1 Einleitung

2 McLuhans Medienbegriff
2.1 Das Medium ist die Botschaft
2.2 The Extensions of Man

3 Konsequenzen
3.1 Fuß vs. Rad
3.2 Neue Medien – Neue Menschen?

Literaturliste

1. Einleitung

Der kanadische Anglist Herbert Marshall McLuhan erscheint in der jungen Disziplin der Medienwissenschaft unter den Medientheoretikern als der schillerndste und bekannteste. Dies mag zum einen an seinen revolutionären Thesen liegen,welche in der aufgeheizten Aufbruchstimmung der 1960er Jahre auf einen fruchtbaren Boden fielen. Ein anderer Grund mag seine vom etablierten Wissenschaftsbetrieb kritisierte und abgelehnte Arbeitsweise sein. McLuhan verzichtete in seinen Veröffentlichungen kategorisch auf Fußnoten und korrektes Zitieren, was ihm den Vorwurf der Unwissenschaftlichkeit einbrachte. McLuhan selbst fasst in einem Interview mit dem amerikanischen Playboy seine kritisierte Arbeitsweise prägnant zusammen:

„Statt meine Ergebnisse traditionsgemäß steril in schön geordnete Versuchsreihen, Kategorien und Schubladen zu stecken, verwende ich sie wie Probebohrungen, um Einblicke in gewisse Dinge zu gewinnen und Strukturen zu erkennen. Ich möchte lieber neue Gebiete abstecken als alte Markierungen auswerten.“[1]

Zudem hatte McLuhan, der mit seinem Unternehmen „Idea Consultans“auch als Geschäftsmann erfolgreich war, keinerlei Berührungsängste mit der kommerziellen Verwertung seiner Erkenntnisse. McLuhan lebte von 1911 bis 1980. Er studierte in Manitoba und später in Cambridge, wo er sein Studium 1936 abschloss und 1943 auch dissertierte.[2] Zu McLuhans Hauptwerken zählen „The Mechanical Bride. Folklore of Industrial Man (1951)“, „The Gutenberg Galaxy (1962)“,„The Making of Typographic Man (1962)“, „Understanding Media: The Extensions of Man (1964)“und „The Medium ist the Massage“ (1967). Die Leitthese McLuhans ist der inzwischen zum medienwissenschaftlichen Slogan geronnene Satz: „The Medium ist the Message“ bzw. „Das Medium ist die Botschaft“. Im Folgenden soll zuerst der sehr weite Medienbegriff McLuhans erläutert werden. Im weiteren Verlauf soll die These „Das Medium ist die Botschaft“ ausdifferenziert und die Konsequenz ihrer Anwendung auf McLuhans Medienbegriff diskutiert werden. Abschließend soll die Richtigkeit dieses Konstrukts durch Beispiele aus der ästhetischen Praxis überprüftund bewertet werden.

2 McLuhans Medienbegriff

2.1 Das Medium ist die Botschaft

Marshall McLuhan pflegt einen äußerst weit gefassten Medienbegriff. Zum einen nähert er sich dem Medialen über die Technik. Das Rad, die Dampfmaschine oder das elektrische Licht: All dies sind in seinem Sinne Medien. Zum anderen verwendet McLuhan die Kategorie Medien auch bei nichttechnischen Dingen: Geld, Mode, Straßen, um nur drei Beispiele zu nennen, sind für ihn ebenso Medien.

Für McLuhan ist die soziale und psychologische Wirkung eines Mediums auf den Menschen von besonderer Wichtigkeit, was seine Medientheorie auch zu einer Wahrnehmungstheorie macht.

„Denn die >>Botschaft<< jedes Mediums oder jeder Technik ist die Veränderung des Maßstabs, Tempos oder Schemas, die es der Situation des Menschen bringt.“[3]

Die Wahrnehmung des Menschen wird von diesem demnach nicht willkürlich beeinflusst, sondern ist medial, und nach McLuhan somit vor allem technisch vorbestimmt.

„Das alle Bereiche des Menschen erfassende Medium selbst, und nicht der Inhalt, ist die Botschaft, die Message. Und das Medium ist nicht nur Message, sondern auch Massage – jedes Zusammenspiel der Sinne wird von ihm durchgeschüttelt, durchdrungen und ständig umgeformt.“[4]

Es sind nicht nur Medien im umgangssprachlichen Gebrauch fähig, diese Veränderung zu leisten, sondern nahezu jede denkbare Technik und darüber hinaus sogar nahezu jedes denkbare Ding. McLuhan erläutert dies am Beispiel von Massentransportmitteln:

„Die Eisenbahn hat der menschlichen Gesellschaft nicht Bewegung, Transport oder das Rad oder die Straße gebracht, sondern das Ausmaß früher menschlicher Funktionen vergrößert und beschleunigt und damit vollkommen neue Arten von Städten und neue Arten der Arbeit und Freizeit geschaffen. (...) Das Flugzeug andererseits führt durch die Beschleunigung des Transporttempos zur Auflösung der durch die Eisenbahn bedingten Form der Stadt, der Politik und der Gemeinschaft, ganz unabhängig davon, wie und wofür das Flugzeug verwendet wird.“[5]

Ein Medium im Sinne von McLuhan trägt seine Botschaft oder anders formuliert seine Wirkung bereits in sich, unabhängig von seinem Gebrauch. Am Beispiel des Buches verdeutlicht bedeutet dies: Nicht der Inhalt ist die Botschaft des Buches, sondern die Auswirkungen des Mediums Buch auf den Menschen im Allgemeinen und seine Wahrnehmung im Speziellen.

Noch deutlicher gerät dieser Denkansatz am Beispiel des elektrischen Lichts.

„Ob das Licht nun bei einem gehirnchirurgischen Eingriff oder bei einem nächtlichen Baseballspiel verwendet wird, ist vollkommen gleichgültig.“[6]

Wichtig ist also nicht was beleuchtet wird, sondern dass beleuchtet wird. Die Botschaft des Mediums ist die Veränderung der Situation des Menschen: Wo es dunkel war und somit eine gehirnchirurgischer Eingriff sich von selbst verbat und auch ein Baseballspiel nicht durchführbar war, hat der Mensch im Schein des elektrischen Lichts nun die Möglichkeit all dies und noch viel mehr zu tun.

McLuhan selbst fasst die Konsequenz dieses Prinzips im Interview mit dem Playboy in einem kernigen Satz zusammen:

„Der Inhalt oder die Botschaft eines bestimmten Mediums haben ungefähr soviel Bedeutung wie die Aufschrift auf der Kapsel einer Atombombe.“[7]

[...]


[1] McLuhan, Marshall: Das Medium ist die Botschaft = The Medium ist the Message, Dresden 2001,

[2] Vgl. Theweleit, Klaus/ ,Hötschel, Rainer: absolute Marshall McLuhan, Freiburg 2002, S. 57ff

[3] McLuhan, Marshall: Die magischen Kanäle, Understanding Media, Basel 1994, S.22f

[4] McLuhan, Marshall: Das Medium ist die Botschaft = The Medium ist the Message, Dresden 2001,

[5] McLuhan, Marshall: Die magischen Kanäle, Understanding Media, Basel 1994,

[6] Ebenda

[7] McLuhan, Marshall: Das Medium ist die Botschaft = The Medium ist the Message, Dresden 2001,

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Marshall McLuhan: Mensch 2.0
Untertitel
Eine Reflexion über McLuhans Extensions of Man
Hochschule
Universität Potsdam  (Institut für Künste und Medien)
Veranstaltung
Klassiker der Medientheorie
Note
1,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
13
Katalognummer
V92723
ISBN (eBook)
9783638062565
Dateigröße
611 KB
Sprache
Deutsch
Arbeit zitieren
Christian Schliebs (Autor:in), 2008, Marshall McLuhan: Mensch 2.0, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92723

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