Die kommunikative Konstruktion der Magersuchtproblematik

Wie die Magersucht durch die gesellschaftliche Kommunikation zu einem Problem konstruiert wird


Seminararbeit, 2007

12 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Die gesellschaftliche Wirklichkeit als Ergebnis der Kommunikation
2.1 Konstruktion der subjektiven Wirklichkeit
2.2 Die Plausibilität der gesellschaftlichen Wirklichkeit
2.3 Veränderung der gesellschaftlichen Wirklichkeit durch Kommunikation

3 Die Magersucht - eine gesellschaftlich-kommunikative Konstruktion
3.1 Die Magersucht – in unseren Schönheitsidealen versteckt
3.2 Die gesellschaftlichen Konstrukteure der Magersuchtproblematik
3.2.1 Selbsthilfegruppen
3.2.2 ‘Pro-Ana‘-Gruppen
3.2.3 ‘No Anorexia‘ – eine Kampagne mit Einfluss
3.2.4 Die Fernsehmedien
3.3 Die Arena – Ort des Diskurses

4 Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung

Magersucht – ein wahres Problem? Die Magersucht betrifft mehr und mehr Menschen, ohne dass wir es überhaupt realisieren. Auf Grund der herrschenden Schönheitsideale ist das Schlanksein für uns etwas Selbstverständliches, etwas Gegebenes. Wir erkennen die Magersucht nicht als schwerwiegendes Problem, weil wir über die Magersucht zu wenig wissen, weil wir in der Gesellschaft noch zu wenig über sie reden.

Das Forschungsinteresse der vorliegenden Seminararbeit richtet sich auf die Art und Weise wie sich die Magersuchtproblematik innerhalb der deutschen Gesellschaft mehr Gehör verschafft und als Problem anerkannt wird. Im Vordergrund steht dabei der Versuch, die folgende Forschungsfrage zu beantworten: Stellt die Magersucht ein durch die Gesellschaft kommunikativ-konstruiertes Problem dar? Die hierfür vorgeschlagene Methodik soll an dieser Stelle kurz erläutert werden. Das hiesige Vorgehen besteht darin, zu erklären wie wir innerhalb einer Gesellschaft überhaupt Wirklichkeiten konstruieren. Anhand dieser Erklärung soll gezeigt werden, wie die Magersuchtproblematik zu einer gesellschaftlichen Wirklichkeit konstruiert wird.

Dieser Ansatz führt zur folgenden Gliederung der Seminararbeit: Im ersten Teil soll erklärt werden, wie wir durch Kommunikation in der Lage sind unsere gesellschaftliche Wirklichkeit zu konstruieren und zu verändern. Im zweiten Teil wird untersucht, welche Akteure durch welche Art der Kommunikation versuchen, die Magersucht in Deutschland zu einem gesellschaftlich Problem zu konstruieren.

2 Die gesellschaftliche Wirklichkeit als Ergebnis der Kommunikation

Wie entsteht eigentlich eine Wirklichkeit? Im folgenden Abschnitt soll gezeigt werden, wie wir durch Kommunikation imstande sind eine gesellschaftliche Wirklichkeit zu konstruieren und wie wir ständig dabei sind, diese Wirklichkeit kommunikativ zu verändern.

2.1 Konstruktion der subjektiven Wirklichkeit

In unserem alltäglichen Leben treffen wir auf eine Vielzahl von Menschen, die Freunde, Bekannte, Dozenten und eine ganze Reihe von anderen Menschen sein können. Jeder von uns nimmt seine Mitmenschen wahr, und jeder von uns macht sich in gewisser Weise ein Bild von seinen Mitmenschen. Unsere Wahrnehmung vollzieht sich über unsere fünf Sinne:

wir sehen, hören, fühlen, riechen und schmecken. Unsere Mitmenschen senden uns Signale, zum Beispiel durch ihr Aussehen und durch das was sie sagen. Durch diese Signale treten uns unsere Mitmenschen gegenüber, reagieren auf uns (Delhees, 1994, S. 93). Unsere Sinne nehmen diese Signale auf und interpretieren diese, wir erstellen uns sozusagen ein Bild von unseren Mitmenschen, wir konstruieren eine Wirklichkeit von ihnen. Unsere Interpretation von Signalen findet aber unter „höchst individuellen, persönlich gefärbten Voreinstellungen“ (Abels, 2001, S. 83) statt, das heißt, jedes Individuum interpretiert gewisse Signale anders, aber immer in den sprachlichen Formen und Argumentationsweisen, die uns die Gesellschaft vorgegeben hat. Dies ist gleichbedeutend damit, dass die Wirklichkeit, durch unsere Wahrnehmung und Interpretation, eine ‘ subjektive ‘ Wirklichkeit ist, die aber innerhalb des gesellschaftlich Wirklichkeitsrahmens zustande kommt.

2.2 Die Plausibilität der gesellschaftlichen Wirklichkeit

Es stimmt, dass wir innerhalb einer Gesellschaft das Gefühl haben, dass wir und unsere Mitmenschen die gleiche Wirklichkeit besitzen, Dinge gleich sehen und gewisse Normen und Werte als richtig erachten. Das liegt daran, dass wir uns trotz unserer individuellen Interpretation von Signalen „über eine „gemeinsame“ Wirklichkeit verständigen“ (Abels, 2001, S. 83). Wir sind in der gleichen Gesellschaft groß geworden, in einer Gesellschaft in der es eine soziale Ordnung gibt, die wir durch die Ausbildung von Routinen, Normen und Rollen institutionalisiert haben (Abels, S.98). Diese Ordnung bildet in gewisser Weise unsere ‘objektive‘ Wirklichkeit, da wir sie alle als eine gegebene Institution ansehen, „in die sich alle einordnen, weil sie so selbstverständlich zu sein scheint“ (Abels, S. 92). Diese objektive Wirklichkeit ist gewissermaßen unsere gesellschaftliche Wirklichkeit, weil wir alle, also die ganze Gesellschaft, diese Wirklichkeit teilen.

Die Gesellschaft ist imstande diese gemeinsame gesellschaftliche Wirklichkeit zu konstruieren, indem einzelnen Teile der Gesellschaft gewisse Sachverhalte als plausibel ansehen und wahrnehmen. Je mehr Gesellschaftsmitglieder einen Sachverhalt als plausibel wahrnehmen, desto eher wird dieser nach und nach innerhalb der Gesellschaft institutionalisiert und durch gute Begründungen legitimiert und somit Teil der gesellschaftlichen Wirklichkeit (Abels, S.96). Die einzelnen Gesellschaftsmitglieder können also als Produzent der gesellschaftlichen Wirklichkeit fungieren.

[...]

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Die kommunikative Konstruktion der Magersuchtproblematik
Untertitel
Wie die Magersucht durch die gesellschaftliche Kommunikation zu einem Problem konstruiert wird
Hochschule
Universität St. Gallen
Note
1,5
Autor
Jahr
2007
Seiten
12
Katalognummer
V92645
ISBN (eBook)
9783638062305
Dateigröße
410 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Konstruktion, Magersuchtproblematik
Arbeit zitieren
Eric Schmidgall (Autor:in), 2007, Die kommunikative Konstruktion der Magersuchtproblematik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92645

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