Nordafrikaner seit der Silvesternacht 2015 in Deutschland

Hat sich die Zielgruppenkonstruktion der deutschen Politik (bundesweit), gegenüber ihrer nordafrikanischen Bevölkerung seit der Silvesternacht 2015/16 verändert?


Seminararbeit, 2018

21 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung
1.1 Forschungsvorhaben
1.2 Die Silvesternacht 2015/16
1.3 praktische und wissenschaftliche Relevanz

2 theoretische Grundlage
2.1 die Theorie
2.2 Konzeptualisierung der Zielgruppe

3 methodisches Vorgehen, Forschungsdesign und Datengrundlage
3.1 methodisches Vorgehen und Forschungsdesign
3.2 Synonyme Wörterbuch
3.3 Datengrundlage

4 Analyse
4.1 quantitatives Zählverfahren
4.2 Sentiment Analyse
4.3 Ergebnisse der Analyse

5 Fazit

Anhang

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

1.1 Forschungsvorhaben

In diesem Projektbericht werde ich mich mit der Bevölkerungsgruppe der Nordafrikaner in Deutschland beschäftigen. Mein Erkenntnisinteresse liegt darin herauszufinden, ob sich seit der Silvesternacht 2015/16 die Wahrnehmung der Politik gegenüber dieser Bevölkerungsgruppe gewandelt hat. Wer genau zu dieser Gruppe zählt, wird in dem Unterkapitel „2.2 Konzeptualisierung der Zielgruppe“ näher spezifiziert. Die Silvesternacht 2015/16 brachte weitreichende politische und gesellschaftliche Nachwirkungen, auf die im Unterkapitel „1.2 Die Silvesternacht 2015/16 näher eingegangen wird, mit sich. Da zu den Tätern in jener Silvesternacht, laut Polizeiangaben, überwiegend Männer zählten die aus dem nordafrikanischen/arabischen Raum stammten (Bericht des MIK NRW, 2016) liegt es also nahe, dass eine dieser Nachwirkungen die veränderte Wahrnehmung der Politik, gegenüber der nordafrikanischen Bevölkerung in Deutschland ist. Um solch eine Veränderung der Wahrnehmung und die damit verbundene Klassifizierung aufzeigen zu können, werde ich das Modell der Zielgruppenkonstruktion von Ingram und Schneider als theoretische Grundlage hinzuziehen. Diese wird im Unterkapitel „2.1 die Theorie“ genauer aufgeschlüsselt. Die konkrete Forschungsfrage lautet:

Hat sich die Zielgruppenkonstruktion der deutschen Politik (bundesweit), gegenüber ihrer nordafrikanischen Bevölkerung seit der Silvesternacht 2015/16 verändert?

Es ist jedoch anzunehmen, dass sich so ein negatives Ereignis auch negativ auf die Wahrnehmung gegenüber dieser Bevölkerungsgruppe auswirkt. In erster Linie wollen wir aber generell eine Veränderung der Wahrnehmung untersuchen, unabhängig ob positiv oder negativ. Zur Beantwortung dieser Frage werde ich den GermaParl Korpus als Datengrundlage verwenden. Näheres dazu werde ich in den Unterkapiteln „3.3 Datengrundlage“ und „3.1 methodisches Vorgehen und Forschungsdesign“ erläutern. Da ich mich lediglich auf eine Bevölkerungsgruppe und somit auch keine Kontrollgruppe konzentriertere, folgt dieser Projektbericht der Logik eines Ex-Post-Facto Designs.

Nach der Einleitung folgt eine Erläuterung der theoretischen Grundlage und warum diese für diesen Projektbericht von Bedeutung ist. Im nächsten Schritt, dem methodischen Vorgehen, werde ich erläutern, wie und welche Analysemethoden ich zur Beantwortung unserer Forschungsfrage nutzen werde. Als nächstes werde ich in der Analyse die Ergebnisse festhalten und bewerten, bevor ich dann schlussendlich noch ein Fazit ziehe.

1.2 Die Silvesternacht 2015/16

In der Kölner Silvesternacht 2015/16 soll es im Bereich des Hauptbahnhofs und dem anliegenden Kölner Dom zu zahlreichen sexuellen Übergriffen auf Frauen gekommen sein. Außerdem soll es in vielen Fällen neben den sexuellen Übergriffen auch zu Diebstahl und Körperverletzungsdelikten gekommen sein. Laut Polizeiangaben zählten zu den Tätern, überwiegend junge Männer mit nordafrikanischer und arabischer Herkunft. Diese Personen (im Jargon der Polizei Nordrhein-Westfalen „Nafris“ genannt) wurden von den Einsatzkräften als zum Großteil „stark alkoholisiert“ und „völlig enthemmt und aggressiv“ beschrieben. In der auf die Silvesternacht 2015/16 folgenden Zeit wurden insgesamt 1054 Strafanzeigen aufgenommen. Davon 454 Fälle von Sexualdelikten, darunter mindestens drei Vergewaltigungsanzeigen (Bericht des MIK NRW, 2016). Frauen sollen von unterschiedlich großen Gruppen von Männern umringt und dabei massiv sexuell belästigt, beleidigt oder sexuell genötigt und ausgeraubt wurden sein (BBC News, 2016). Zu ähnlichen Vorfällen soll es auch in anderen deutschen Großstädten, wie Hamburg oder Stuttgart gekommen seien (Ana Maria Michel, 2016). Der Polizei wird eine Mitverantwortung vorgeworfen, da sie die Situation nicht unter Kontrolle gehabt zu haben schien (Kristian Frigelj, 2016). Die Polizei nahm Vorort die Personalien von 71 Personen auf. Dabei wiesen sich der Großteil der aus dem nordafrikanischen/arabischen Raum stammenden Personen durch eine Meldebescheinigung des Bundesamts für Migration als Asylsuchende aus (Bericht des MIK NRW, 2016). Nach dieser Silvesternacht wurden unzählige Forderungen nach Abschiebungen laut. Beispielsweise sprach sich der ehemalige Bundesinnenminister De Maizière dafür aus, die Abschiebung straffällig gewordener Asylbewerber zu erleichtern und stellte in den Raum möglicherweise, die Regel zu ändern, nach der nur eine Haftstrafe von drei Jahren oder mehr sich auf das Asylverfahren auswirke (Süddeutsche, 2016). Es erfolgten vor dem Hintergrund der sexuellen Übergriffe in der Silvesternacht 2015/16 Nachbesserungen zum Gesetzentwurf zur Verschärfung des bestehenden Sexualstrafrechts. Im November 2016 wurde das überarbeitete Sexualstrafgesetz verabschiedet. Neu ist die Aufnahme von sexueller Belästigung als Straftat und die Verbesserung der Rechtslage der Opfer bei Nötigung und Vergewaltigung. Zudem wurde mit Paragraf 184j StGB ein weiterer Straftatbestand geschaffen, der die den Tatbestand der von Gruppen ausgehenden sexuelle Belästigung deckt (Sasan Abdi-Herrle, 2016). Die verbesserte Ausstattung der Bundespolizei ist eine weitere Folge der Kölner Silvesternacht. Außerdem wurde große Kritik an den Medien geäußert, da diese im Falle der Kölner Silvesternacht anfangs gar nicht oder nur unzureichend Bericht erstattet haben (Joachim Huber, 2016). Auf diesen Punkt wird nicht näher eingegangen, da er nicht zur Beantwortung unserer Forschungsfrage beiträgt.

1.3 praktische und wissenschaftliche Relevanz

In Deutschland leben viele verschiedene Bevölkerungsgruppen friedlich miteinander. Diese Bevölkerungsgruppen kann man in verschiedene Kategorien einordnen. Beispielsweise nach monetärem Status, der Ethnie oder dem Beruf. In diesem Fall besteht die praktische Relevanz darin, herauszufinden ob ein negatives Ereignis, die Silvesternacht 2015/16 in Köln, die nur von einigen wenigen aus dieser Bevölkerungsgruppe begangen wurde, Folgen für jeden innerhalb dieser ethnischen Gruppe mit sich bringt.

Wissenschaftliche Relevanz besteht darin, dass Modell von Helene Ingram und Anne Schneider auf die Probe zu stellen. Wie gut lässt sich diese in Amerika entwickelte und erprobte Theorie in Deutschland anwenden? Wo stößt sie an ihre Grenzen? Hilft sie uns bei der Beantwortung unserer Forschungsfrage? All diese Fragen werden immer wieder neu an eine bestimmte Theorie gestellt, wenn sie angewandt wird. Die häufige Anwendung einer Theorie hilft uns dabei diese zu verfeinern und gegebenenfalls den Boden für neue Theorien zu bereiten.

2 theoretische Grundlage

2.1 die Theorie

Als theoretische Grundlage für diesen Projektbericht dient, wie eben bereits erwähnt die Theorie der Zielgruppenkonstruktion von Anne Schneider und Helene Ingram. Diese findet ihren Ursprung in der Theorieschule des Sozialkonstruktivismus (Peter deLeon, 2005). Der Schwerpunkt dieser Theorieschule liegt darin zu erklären, wie Menschen durch soziales Handeln, die soziale Wirklichkeit, welche dynamisch und prozesshaft ist, erzeugen (Leeds­Hurwitz, W., 2009). Nach dieser Logik verfährt auch die Theorie der amerikanischen Politikwissenschaftlerinnen Anne Schneider und Helene Ingram und erklärt, dass Policy- Macher in Demokratien ihre Politik anhand bestimmter Zielgruppen segmentierten. In ihrem 1997 erschienenen Buch „Policy Design for Democracy“ führen sie aus, dass diese sich nach zwei Kriterien unterteilen ließen. Diese sind politische Macht, also wie sehr eine bestimmte Gruppe Einfluss auf die Politik hat und die öffentliche Wahrnehmung gegenüber jener Gruppe, also ob eine bestimmte Gruppe allgemein in einem eher negativen oder positiven Licht wahrgenommen wird. Anhand dieser beiden Kriterien ließe sich die Bevölkerung grob in vier Zielgruppen unterteilen. Eine dieser Gruppen sind die sogenannten „Advantaged“ was übersetzt „Begünstigte“ bedeutet. Diese Zielgruppe zeichnet sich dadurch aus, dass sie sowohl über große politische Macht verfügt als auch überwiegend positiv von der Gesellschaft wahrgenommen wird. Beispiele für diese Bevölkerungsgruppe sind der Mittelstand, Senioren oder gerade in Amerika Veteranen. Eine andere Gruppe nennt sich „Dependents“ was so viel wie „Bedürftige“ heißt. Diese Gruppe charakterisiert sich dadurch, dass sie über wenig politische Macht verfügt, jedoch im Allgemeinen als positiv wahrgenommen wird. Zu dieser Gruppe zählen beispielsweise Arme, Kinder oder alleinerziehende Mütter. Die anderen beiden Gruppen sind jene, die allgemein von der Bevölkerung in einem eher negativen Licht wahrgenommen werden. Einer dieser beiden Gruppen sind die sogenannten „Contenders“ was übersetzt so viel wie „Anwärter oder „Konkurrenten“ bedeutet. Diese zeichnen sich, wie bereits erwähnt, im groben dadurch aus, dass sie im Allgemeinen von der Bevölkerung, in einem eher negativen Licht wahrgenommen werden. Jedoch verfügen sie über viel politische Macht. Beispiele für diese Gruppe können Großunternehmer oder bestimmte Interessenvertreter sein. Die letzte Gruppe nennt sich „Deviants“ was übersetzt so viel wie „Abweichler“ bedeutet. Diese Gruppe zeichnet sich, wie bereits erwähnt dadurch aus, dass sie im Allgemeinen in einem eher negativen Licht wahrgenommen wird und außerdem über wenig politische Macht verfügt. Beispiel hierfür sind Kriminelle (Frank Fischer, 2006).

Laut Ingram und Schneider richten Policy-Macher in Demokratien ihre Policies nach dieser Einteilung und entscheiden so, ob eine bestimmte Gruppe entweder belohnt oder bestraft wird. Hierbei wird sich meist wesentlich mehr auf die „Advanteged“ und die „Daviants“ konzentriert, während die „Contenders“ und die „Dependents“ oft ignoriert werden. Gruppen die den „Advanteged“ zugehörig sind würden dabei eher von Policy-Machern belohnt, während Gruppen die den „Deviants“ angehören dazu tendieren bestraft zu werden. Dieses Phänomen welches von Ingram und Schneider als „degenerative policy design“ (degenerative s Policy­Design) bezeichnet wird, ließe sich dadurch erklären, dass Versuche die „Contenders“ zu bestrafen sich negativ auf die Wiederwahl der Policy-Macher auswirken könnte, da diese ihre politische Macht nutzen könnten, diese zu vereiteln. Belohnungen für Gruppen die zu den „Contenders“ zählen, könnten ebenso die Wiederwahl der Policy-Macher gefährden, da diese negativ von der Öffentlichkeit und somit unteranderem auch von ihren potenziellen und bereits vorhandenen Wählern wahrgenommen werden könnte. Deshalb neigen Policy-Macher eher dazu diese Gruppe zu ignorieren. Die zweite Zielgruppe, die dazu tendiert ignoriert zu werden sind die der „Dependents“. Diese Gruppe zu fördern würde sich, aufgrund ihrer geringen politischen Macht, die kaum zur Wiederwahl beitragen könne, nicht lohnen, während Sanktionen gegenüber dieser Gruppe ebenso die Wiederwahl der Policy-Macher gefährden könnte, da die „Contenders“ von der Öffentlichkeit im Allgemeinen in einem eher positiven Licht wahrgenommen werden. Aus diesem Grunde würden die „Dependents“ ebenso wie die „Contenders“ meist ignoriert. „Advantaged“ würden daher durch ihre eher große politische Macht und ihr positives öffentliches Bild belohnt werden, da diese beiden Faktoren sich eher positiv auf die Wiederwahl der Policy-Macher auswirkten. Gleichzeitig werden „Deviants“, die weder über große politische Macht noch über ein positives Bild in der Öffentlichkeit verfügen nicht belohnt. Im Gegenteil sie werden eher sanktioniert, was darauf zurück zuführen sei, dass sie in der Öffentlichkeit in einem eher negativen Licht wahrgenommen werden würden und ihre geringe politische Macht die Wiederwahl der Policy-Macher nicht gefährdete. (Frank Fischer, 2006) Im folgenden sehen wir eine Vierfelder-Matrix, die diese Einteilung bildlich darstellt (Abbildung 1).

Abbildung 1: Vierfelder-Matrix, Ingram Schneider

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Da sich dieser Projektbericht damit auseinandersetzt, ob sich nun die Wahrnehmung gegenüber einer bestimmte Bevölkerungsgruppe, die der Nordafrikaner, von der Politik also konkret den Policy-Machern verändert hat, ist diese Theorie zusammen mit der aus ihr resultierenden Vierfelder-Matrix eine sehr passende Methode diese Veränderung aufzuzeigen. Sollte sich die Gruppe der Nordafrikaner von einer Typologie in eine andere verschieben, können wir somit von einer Veränderung der Wahrnehmung der Policy-Macher, gegenüber dieser Bevölkerungsgruppe ausgehen. Außerdem sind auch Veränderungen innerhalb des Spektrums einer bestimmten Typologie möglich. Vorzug dieser Vierfelder-Matrix ist, dass sie sich aus verschiedenen Typologien zusammensetzt, in denen man eine bestimmte Bevölkerungsgruppe einordnen kann. Die vier verschiedenen Zielgruppen („Advantaged“, „Dependents“, „Contenders“ und „Deviants“), verfügen über unterschiedliche Eigenschaften und werden somit auch unterschiedlich von Policy-Machern behandelt. Somit ist diese theoretische Grundlage äußerst trennscharf. Makel an dieser theoretischen Grundlage ist jedoch, dass Faktoren wie politische Macht oder öffentliche Wahrnehmung gegenüber einer bestimmten Bevölkerungsgruppe, bei manchen Bevölkerungsgruppen schwer zu messen sind, was eine konkrete Einordnung in einer der jeweiligen Typologien erschwert. Um dieses Problem zu umgehen und da uns diese Daten nur bedingt zur Beantwortung unserer Forschungsfrage interessieren, werde ich die zur Einordnung benötigten Daten weder selbst messen noch recherchieren. Ich werde diese Zuteilung in die jeweilige Zielgruppe von den Policy-Machern selbst tätigen lassen. Wie die jeweiligen Policy-Macher die Bevölkerungsgruppe der Nordafrikaner einordnen, werde ich mithilfe des GermaParl Korpus untersuchen. Näheres dazu in dem Unterkapiteln „3.3 Datengrundlage“ und „3.1 Methodisches Vorgehen und Forschungsdesign“. Ein weiterer Vorzug, den diese theoretische Grundlage mit sich bringt ist, dass sie große Veränderung, also von einer Typologie in die andere, sehr gut darstellen kann, aber auch kleine Veränderungen beispielsweise innerhalb des Spektrums einer Typologie auch gut darzustellen kann.

2.2 Konzeptualisierung der Zielgruppe

Wie wir dem Unterkapitel 1.2 entnehmen können, sind die Hauptverdächtigen der Kölner Silvesternacht hauptsächlich Menschen aus dem nordafrikanischen Raum. Aus diesem Grund umfasst unsere Forschungsfrage explizit diese Bevölkerungsgruppe. Zwar liegt die Vermutung nahe, dass sich die Kölner Silvesternacht 2015/16 auch mit einer veränderten Wahrnehmung der Politik gegenüber Flüchtlingen generell einher ging, jedoch ist dies nicht Gegenstand dieses Projektberichts. Nun stellt sich die Frage, wer konkret zu der Bevölkerungsgruppe der Nordafrikaner in Deutschland zählt. Damit sind alle Menschen gemeint, deren Lebensmittelpunkt sich derzeit in Deutschland befinden, welche aber ursprünglich aus einem der sogenannten Maghreb Staaten stammen. Diese befinden sich, wie der Name schon sagt, im Norden Afrikas. Zu ihnen gehören Marokko, Algerien, Tunesien und Libyen. Unter diese Zielgruppe fallen jedoch keine deutschen Staatsbürger, mit Migrationshintergrund aus diesen Ländern, da in der Regel für diese, aus dem Wandel der politischen Wahrnehmung keine politischen Folgen bestehen. Wenn überhaupt bestehen diese in der öffentlichen Wahrnehmung, welche aber keineswegs mit der der politischen gleichzusetzen ist. Es handelt sich bei der zu untersuchenden Gruppe hauptsächlich um Gastarbeiter und Flüchtlinge. Aus diesem Grund sollte dieser Gruppe keine sonderlich große politische Macht zuzuordnen sein. Allenfalls kann diese Gruppe über Macht durch Rückführungsabkommen mit Deutschland verfügen, jedoch geht diese Macht dann von deren Regierungen und nicht von der Bevölkerungsgruppe selbst aus. Dadurch, dass die Mitglieder der untersuchenden Gruppe keine deutschen Staatsbürger sind, können sie ebenso wenig ihrer politischen Macht durch Wahlen Geltung verleihen.

Deshalb ist diese Bevölkerungsgruppe entweder den „Dependents“ oder den „Deviants“ zugehörig. Welcher dieser Gruppen sie genau zuzuordnen sind erfahren wir in unserer Analyse. Mehr dazu im folgenden Kapitel.

3 methodisches Vorgehen, Forschungsdesign und Datengrundlage

3.1 methodisches Vorgehen und Forschungsdesign

Um die im Unterkapitel 1.1 hergeleitete Forschungsfrage adäquat zu beantworten, werde ich mich in diesem Projektbericht hauptsächlich dem Programm RStudio bedienen. RStudio bietet eine grafische Benutzeroberfläche, um mit der statistischen Programmiersprache R zu arbeiten. Mithilfe dieser Programmiersprache und unterschiedlichen Befehlen werde ich zwei verschiedene Analysemethoden verwenden, auf die im Folgenden eingegangen wird, um einen Datensatz systematisch zu untersuchen. Bei diesem Datensatz handelt es sich um den von Prof. Dr. Andreas Blätte programmierten und bereitgestellten GermaParl Korpus. Dieser enthält sämtliche Plenardebatten des Bundestages, von 1996- 2016, in verschrifteter Form. Näheres zu diesem Datensatz in dem Unterkapitel „3.3 Datengrundlage“. Da wir uns anschauen, ob es eine Veränderung in der Wahrnehmung der Policy-Macher, gegenüber der nordafrikanischen Bevölkerung in Deutschland gegeben hat oder nicht und ob diese mit der Silvesternacht 2015/16 zusammenhängt, werde ich den Datensatz in Zeiträume vor und nach dieser Silvesternacht einteilen. Als nächstes werde ich die Daten der beiden Zeiträume analysieren und mit einander Vergleichen.

Der GermaParl Korpus zeichnet lediglich den Inhalt der Plenardebatten des Bundestages bis 2016 auf. Da das Ereignis welches, laut unserer Annahme, für eine veränderte Wahrnehmung der Policy-Macher gegenüber der nordafrikanischen Bevölkerung in Deutschland verantwortlich ist, schon im Jahreswechsel 2015/2016 stattfand, steht uns nur ein äußerst kurzer Zeitraum zur Verfügung, den wir mit den Daten vor der Silvesternacht vergleichen können. Deshalb empfiehlt es sich einen ähnlich kurzen Zeitraum vor der Silvesternacht 2015/16 als Vergleich hinzuzuziehen. Damit wir den zeitlich unmittelbaren Effekt der Silvesternacht festhalten können, sollte das Ende unseres Vergleichszeitraums möglichst nah vor der Silvesternacht liegen. Da der Vergleichszeitraum nach der Silvesternacht relativ kurz ist und um Effekte zurückliegender Ereignisse ausschließen zu können, empfiehlt sich ein ähnlich kurzer Zeitraum, als Vergleichszeitraum vor der Silvesternacht. Es bietet sich an den Vergleichszeitraum vor der Silvesternacht als 2014 festzulegen. Das Jahr 2014 eignet sich als Beginn des Vergleichszeitraum vor der Silvesternacht, da wir dadurch eine Zeitspanne erhalten, die der des Vergleichszeitraumes vor der Silvesternacht ähnlich lang ist. Außerdem liegt das Jahr 2014 nah am Ende des arabischen Frühlings, welcher in Nordafrika ausbrach und sich maßgeblich dort austrug. Mit dem arabischen Frühling gingen Demokratisierungs- und Liberalisierungsreformen in den Ländern einher, aus der die Bevölkerungsgruppe stammt, welche Teil unseres Untersuchungsgegenstandes ist. Das Jahr 2014 liegt nah genug am arabischen Frühling, jedoch ist es weit genug von dessen Nachbeben entfernt. In diesem Jahr zeichnet sich in vielen dieser Länder ein Stabilisierungsprozess ab. Ausnahme ist das Land Libyen, in dem ein neuer Bürgerkrieg ausbrach. Dies stellt kein Problem für uns dar, da zu den Tatverdächtigen der Silvesternacht 2015/16 keine aus Libyen stammenden Personen zählen und somit Libyen nicht Gegenstand dieser Untersuchung ist. In Tunesien beispielsweise fanden in diesem Jahre demokratische Parlamentswahlen statt, bei dem die aus dem arabischen Frühling entstandene neue Verfassung erstmals in Kraft trat. Aus diesen Gründen ist der optimale Bemessungszeitrum vor der Silvesternacht Anfang 2014 bis Anfang 2015 (t1). Der optimale Bemessungszeitraum nach der Silvesternacht ist Anfang 2016 bis Ende 2016 und die Daten des GermaParl Korpus, die uns darüber hinaus zur Verfügung stehen (t2). So haben wir ungefähr zwei gleichgroße Bemessungszeiträume, deren Daten wir mit einander vergleichen können. Im Allgemeinen werden unterschiedliche Wörter stellvertretend für die Beschreibung der nordafrikanischen Bevölkerung verwendet. Deshalb untersuchen wir unterschiedliche Synonyme, genaueres dazu in dem Unterkapitel „3.2 Synonyme Wörterbuch“. Um einen Gesamtüberblick zu erhalten und um mit diesen Werten arbeiten zu können bzw. sie vergleichbar zu machen, rechnen wir den Mittelwert, für ein bestimmtes Jahr, aus all den Werten der untersuchten Synonyme aus.

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Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Nordafrikaner seit der Silvesternacht 2015 in Deutschland
Untertitel
Hat sich die Zielgruppenkonstruktion der deutschen Politik (bundesweit), gegenüber ihrer nordafrikanischen Bevölkerung seit der Silvesternacht 2015/16 verändert?
Hochschule
Universität Duisburg-Essen  (Institut für Politikwissenschaft)
Veranstaltung
Methodenanwendung Seminar
Note
1,7
Autor
Jahr
2018
Seiten
21
Katalognummer
V925519
ISBN (eBook)
9783346252364
ISBN (Buch)
9783346252371
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Computergestützt, Methoden, Zielgruppe, Zielgruppenkonstruktion, Ingram, Schneider, Helene Ingram, Anne Schneider, target group, population, Nordafrikaner, Nordafrika, Flüchtlinge, Köln, Silvester, Silvesternacht, Silvesternacht 2015/2016, Kölner Silvesternacht, Belästigung, Migration, Integration, Politik, Bundestag, RStudio, R, Statistik, Koprus, linguistische, Korpusanalyse, Sentiment, Analyse, Kölner Dom, Domplatte, Skandal, Vergewaltigung, Tunesier, Algerier, Marokkaner, Tunesien, Algerien, Marokko, Flüchtlingskrise, Flüchtlingswelle, Flucht, Forschung, Untersuchung, Computer, gestützt, 2015/2016, 2015, 2016
Arbeit zitieren
Rayan Doukali (Autor:in), 2018, Nordafrikaner seit der Silvesternacht 2015 in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/925519

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