Karies. Wissenschaftliche, ganzheitliche und homöopathische Betrachtungsweise


Akademische Arbeit, 2020

44 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Karies – wissenschaftliche Betrachtung
2.1 Ursachen
2.2 Symptome
2.3 Diagnose
2.4 Behandlung
2.5 Prophylaxe

3 Karies – ganzheitliche Betrachtung
3.1 Umgedrehte Denkrichtung
3.2 Körper, Geist und Seele
3.2.1 Der Körper
3.2.2 Der Geist
3.2.3 Die Seele
3.3 Ölziehen
3.4 Ätherische Öle
3.5 Xylit
3.6 Schüssler Salze

4 Karies – homöopathische Betrachtung
4.1 Lebenskraft
4.2 Ähnlichkeitsprinzip
4.3 Miasmen
4.3.1 Psora
4.3.2 Sykose
4.3.3 Syphilis
4.3.4 Tuberkulinie
4.4 Homöopathische Analyse
4.4.1 Organon
4.4.2 Staphisagria
4.4.3 Miasmatische Einordnung
4.4.4 Kreosotum
4.4.5 Thuja
4.4.6 Silicea
4.4.7 Fluoricum acidum
4.4.8 Syphilinum

5 Falldarstellung

6 Zusammenfassung

Anlagenverzeichnis

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Karies zählt zu den häufigsten Infektionserkrankungen in den westlichen Industriestaaten, in denen fast jeder dritte Mensch mindestens einmal in seinem Leben Karies hat. In Europa sind über 90 Prozent der Bevölkerung betroffen. Nur ungefähr ein Prozent der Erwachsenen in Deutschland haben naturgesunde Zähne. Bei Karies hilft schulmedizinisch nur der Besuch beim Zahnarzt, der die Karies entfernt und das Loch mit einer Füllung verschließt1.

Mitunter sitzt die ganze Seele in eines Zahnes dunkler Höhle.

Als Wilhelm Busch diese Zeilen schrieb, spielte er in erster Linie darauf an, wie sehr nagende Zahnschmerzen einen Menschen beherrschen können. Alles andere wird unwichtig, wenn ein Zahn weh tut, und selbst zum Zahnarzt geht man dann gerne. Diese humorige Äußerung kann aber auch psychosomatisch verstanden werden: Wiederkehrende Zahnkaries ist nicht nur eine Folge unzureichender Zahnpflege. Sie gibt auch Hinweise darauf, dass der Betroffene seelisch zu wenig in seiner Kraft ist. Eine Auseinandersetzung mit den psychischen Ursachen der Krankheit ist dann ebenso wichtig wie die Verbesserung der täglichen Zahnpflege2.

Karies ist aber auch eine Zivilisationskrankheit. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts kam sie kaum vor, weil die Kost bis dahin naturbelassener und weniger industriell verarbeitet war als heute. Erst mit der Erfindung des weißen Zuckers kam es zu einer geradezu explosionsartigen Ausbreitung der Zahnfäule. Bei Kindern ist Karies trotz Wissenszuwachs und intensiverer Prophylaxe in den letzten zehn Jahren kaum gesunden. Kindergartenkindern weisen in den ersten drei Jahren nach der Geburt mit dem Durchbruch der Milchzähne schon genauso viele kariöse Läsionen auf wie in den ersten sechs Jahren des bleibenden Gebisses3.

In meiner Abschlussarbeit wird Karies zu Beginn wissenschaftlich betrachtet, die Symptome, Diagnose, Behandlung sowie Prophylaxe erläutert. Anschließend werden in Kap. 3 die ganzheitlichen Aspekte näher erklärt sowie unterstützende Therapien vorgestellt. Darauf aufbauend bildet die homöopathische Betrachtungsweise das Kernstück meiner Arbeit, die von der Lebenskraft ausgehend, über die Miasmen, die homöopathische Behandlung aufzeigt. In Kap. 5 wird ein Fall vorgestellt und abschließend ein Resümee gezogen.

2 Karies – wissenschaftliche Betrachtung

2.1 Ursachen

Eine Erweichung der harten Bestandteile der Zähne durch Entkalkung wird als Karies oder auch umgangssprachlich als Zahnfäule bezeichnet4. Es ist eine lokalisierte Erkrankung der Zähne, die durch mehrere Faktoren beeinflusst wird5. Unbehandelt wird der Zahn immer weiter zerstört, die Schäden können bis zum Zahnverlust führen.

Bei der Entstehung von Karies kommen bestimmte Faktoren zusammen. Eine wichtige Rolle spielt der Zahnbelag (Plaque), welcher unterschiedliche Bakterien enthält, aber auch die Ernährung (Zuckerkonsum) und die Zahnhygiene. In unserem Mund existieren viele Arten von Bakterien, die meisten sind nützlich und bilden unsere natürliche Mundflora, die uns Schutz vor Infektionen bietet. Zu den wenigen Ausnahmen gehören Streptokokken und Laktobazillen6. Diese leben im Zahnbelag. Bleibt der Plaque über einer längere Zeit auf dem Zahn, schädigt er den Schmelz.

Die Bakterien scheiden bei der Verdauung von Zucker Säuren – vor allem Milchsäure, aber auch Essig- und Ameisensäure – aus. Entgegen dem Irrglauben schädigen nicht Bakterien unsere Zähne, sondern die Säuren, die sie produzieren. Milchsäure an sich ist harmlos, aber wenn ihre Konzentration einen bestimmten Wert übersteigt, hat dies gravierende Folgen. In unseren Mund herrscht normalerweise ein neutraler PH-Wert von etwa 6,5. Sinkt er durch die Säureeinwirkung unter 5,5 leiden die Zähne7.

Unsere Mundspeichel dient als natürliche Karies-Abwehr. Da er viele Mineralien enthält bzw. damit angereichert ist, „ kann er den Zahnschmelz nach einem Säureangriff wieder remineralisieren und so aushärten8 “. Diesem ständigen Wechsel von De- und Remineralisation unterliegen die Zähne jeden Tag. Mineralstoffe werden ausgelöst und wieder eingebaut, jedoch verläuft die Remineralisierung viel langsamer als die Demineralisation. Nehmen wir häufig zuckerhaltige Lebensmittel zu uns, findet ein dauerhafter Säureangriff statt. „ Der Speichel hat nicht mehr genügend Zeit, um entstandene Schäden zu reparieren9 “.

Im Anfangsstadium greift die von den Kariesbakterien erzeugte Säure den Zahnschmelz an10. Es entstehen als Folge der Entkalkung (Demineralisierung) helle weiße Flecken („white spot“) auf der Schmelzoberfläche. Im weiteren Verlauf verfärben sie sich durch die Farbstoffeinlagerungenaus der Nahrung bräunlich. Dieses erste Stadium der Karies wird als Initialkaries bezeichnet. Eine Behandlung ist mit der Prophylaxe gleichzusetzen, da noch keine spürbare Veränderung auf der Zahnoberfläche existiert und der Zahn durch erneute Einlagerung von Mineralstoffen wieder repariert werden kann. Der Schmelz kann sich noch remineralisieren.

Schreitet Karies weiter voran und wird die Schmelzschicht betroffen, beginnt das 2. Stadium, die Schmelzkaries. Vertiefungen und Löcher entstehen. Diese Karies entwickelt sich oft in Zahnfurchen, -rillen und -zwischenräumen, die nur schwer zu reinigen sind (siehe Abb. 1).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Entstehung von Karies

Im 3. Stadium ist das darunter liegende Zahnbein (Dentin) betroffen, weshalb diese Stufe als Dentin-Karies bezeichnet wird. Da das Zahnbein weicher ist als der Zahnschmelz, kann Karies hier schneller fortschreiten. Die ersten Zahnschmerzen treten auf, da im Dentin die Ausläufer der schmerzempfindlichen Nervenfasern liegen.

Karies befällt im 4. Stadium (Caries profunda) große und tieferliegende Bereiche des Dentins und kann den Zahn von innen aushöhlen. Im letzten Stadium (Caries penetrans) bricht Karies in das Zahnmark, die so genannte Pulpahöhle, vor und kann dort eine Entzündung (Pulpitis) hervorrufen (siehe Abb. 2). In dieser Region liegen der Großteil der Nervenbahnen, weshalb die Entzündung heftige Schmerzen und eine Schwellung verursacht; diese kann sich bis zur Zahnwurzel ausbreiten. Gelangen die Bakterien durch die Blutbahn in den Körper, können auch andere Organe wie z.B. das Herz, von der Entzündung betroffen sein11.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Karies im letzten Stadium

Es ist ein Irrglaube, dass Karies allein durch Zuckerverzehr entsteht. Er begünstigt die Entstehung, da sie Nahrung für die Bakterien liefert, die dann die Säure produzieren, ist aber nicht allein für das „Loch im Zahn“ verantwortlich.

Der Mensch ist dabei nicht automatisch Träger dieser Erreger, sondern infiziert sich im Laufe seines Lebens damit. Die Übertragung der kariesauslösenden Bakterien erfolgt bereits im Säuglingsalter durch Küssen, Ablecken des Milchflaschensaugers oder des Babylöffels durch die Mutter beim Vorkosten oder der Temperaturprüfung12.

Zu den häufigsten kariesbegünstigenden Faktoren zählen:

- Zahnbeläge (Plaques) mit kariesfördernden Bakterien (Streptococcus Mutans, Laktobazillen)
- Zahnstellung (Engstellung, Fehlstellungen) und bestimmte Zahnmerkmale wie z.B. tiefe Grübchen und Fissuren, freiliegende Zahnhälse
- Kariesfördernde Ernährung (insb. häufiges, zuckerhaltiges Essen)
- Zeitspanne zwischen Essen und Zahnreinigung (Mundpflege).
- individuelle Anfälligkeit (z.B. unzureichend mineralisierter Zahnschmelz)
- Mundtrockenheit und zu geringe Speichelflussmenge oder auch eine mangelnde Speichelqualität
- Tragen von Zahnspangen
- bestehende Schwangerschaft
- Adipositas
- Einnahme bestimmter Medikamente, die zu Mundtrockenheit und verändertem Speichelfluss führen, insb. Herz-Kreislauf-Mittel, Asthma-Mittel, Schmerzmittel, Antidepressiva, Parkinson-Medikamente
- sowie seelische Ursachen, auf die ich im Kapitel 3.2.3 näher eingehen werde.

Menschen mit bestehenden Zahnfüllungen oder Kronen sind grundsätzlich anfälliger, da sich eine Karies an den Rändern, Übergängen und Zwischenräumen des versorgten Zahns überdurchschnittlich häufig neu bilden kann13.

2.2 Symptome

Karies ist je nach Ausmaß der Erkrankung an einem Zahn oder an mehreren Zähnen durch folgende Symptome zu erkennen:

- Weiße oder bräunliche Flecken (deuten auf Schäden am Zahnschmelz hin)
- Dunkle oder schwarze Areale (sind Anzeichen für eine fortgeschrittene Karies, die bereits auf das unter dem Zahnschmelz liegende Zahnbein übergegriffen hat)
- Defekte an einem Zahn, beispielsweise das Abbrechen eines Zahnstücks
- Lockere oder verlorengegangene Zahnfüllungen
- Reaktion auf kalte, heiße oder süße Speisen sowie Getränke
- Zahnschmerzen14

2.3 Diagnose

Die Karies-Diagnose ist für den Zahnarzt bei der Untersuchung der Zähne in den meisten Fällen bereits anhand der charakteristischen, hellen, bräunlichen oder dunklen Flecken zu erkennen15. Sofern Karies nicht direkt ersichtlich ist, kann zur Absicherung der Karies-Diagnose ein Röntgenbild des betroffenen Zahns gemacht werden, um sich Klarheit zu verschaffen.

Eine weitere Art der Kariesfrüherkennung ist die Diagnose mit einem Laser. Bakterien erscheinen im Laserlicht fluoreszierend und sind gut vom gesunden Zahnschmelz zu unterscheiden. Zur Diagnose von Karies in Zahnzwischenräumen kann die Kaltlichtmethode angewandt werden. Dabei wird der Zahn mit Kaltlicht beleuchtet und entmineralisierte bzw. kariöse Bereiche werden dargestellt.

Wann und ob jemand an Karies erkrankt, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Mit Hilfe des Kariesrisikotests, bei dem die Zusammensetzung der Speichelflüssigkeit getestet wird, wird herausgefunden, ob der Speichel seine Schutzfunktion in vollem Umfang erfüllen kann oder nicht16.

2.4 Behandlung

Bei Karies orientiert sich die Behandlung insb. danach, inwieweit sie sich bereits im Zahnschmelz, dem darunter liegenden Zahnbein und gegebenenfalls im Zahnmark ausgebreitet hat. Bei einer beginnenden Karies, in der der Zahnschmelz nur oberflächlich „angegriffen“ ist, reicht in der Regel eine zusätzliche Mineralzufuhr aus. Ergänzend kann eine gezielte Fluorid-Behandlung aus schulmedizinischer Sicht entstandene Schäden wieder reparieren.

Im Normalfall ist bei der Karies-Therapie die Entfernung mit einem Bohrer unerlässlich. Eine Alternative ist die Karies-Behandlung mittels eines Lasers, bei der die Laserstrahlen die Karies beseitigen, sowie das Einweichen der Karies durch ein Spezialgel. Hat die Karies bereits die Pulpa erreicht und sind die Zahnerven betroffen, so muss der Zahnarzt die geschädigten Zahnnerven entfernen und im Anschluss jeden einzelnen Wurzelkanal durch eine Wurzelfüllung versiegeln, um sie vor erneuten Kariesangriffen zu schützen17.

2.5 Prophylaxe

„Vor dem Schlafen, nach dem Essen, Zähneputzen nicht vergessen!“, diesen Satz kennt jeder aus seiner Kindheit und er ist bis heute aktuell.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: 7 Punkte zur Kariesprophylaxe

Die wichtigste Maßnahme zur Kariesprophylaxe ist nach der Infektionsvermeidung die richtig durchgeführte Zahnpflege mit Zahnbürste und Zahnseide, sowie ggf. einer Interdentalbürste. Darüber hinaus kann die Kariesresistenz der Zähne aus schulmedizinischer Sicht durch Verwendung fluoridhaltiger Zahnpasten angedacht sein.

Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist ebenso wichtig; insb. Obst und Gemüse enthalten Mineralien und Vitamine, die die Zähne schützen. Einfache Kohlenhydrate, wie sie in Süßigkeiten, Chips, Eis oder zuckerhaltigen Getränken vorkommen, schädigen die Zähne und sind zu vermeiden. Kleinkinder sollten generell keine zuckerhaltigen Getränke zum „Dauernuckeln“ erhalten. Ebenso ist ein süßes „Betthupferl“, wie bspw. warmer Kakao, Gift für die Zähne. Das Kauen von zuckerfreiem (!) Kaugummi ist eine sehr gute, prophylaktische Maßnahme, um den Speichelfluss anzuregen, damit die Säure im Mund neutralisiert wird, die sich nach der Nahrungsaufnahme gebildet hat.

Die professionelle Zahnreinigung in der Zahnarztpraxis ist eine sinnvolle Vorsorgemaßnahme, da dabei Zahnbeläge gründlicher entfernt werden und die Zähne mit einem Fluoridgel gegen weitere bakterielle Angriffe gewappnet werden. Fluoride machen aus schulmedizinischer Sicht den Zahnschmelz widerstandsfähiger, wodurch den Säuren der Bakterien das Eindringen in den Zahn erschwert wird. Dieses Mineral kann über fluoridhaltige Zahnpflegeprodukte, wie Zahnpasta, Spüllösungen oder spezielle Gelees aufgenommen werden.

Für den Extraschutz von durchbrechenden, bleibenden Zähnen oder im Bereich freiliegender Wurzeloberflächen ist die professionelle Anwendung von Chlorhexidin-Lacken empfehlenswert. Eine Fissurenversiegelung der feinen Rillen und Kerben in den Kauflächen der Backenzähne kann bei Milchzähnen wie auch bei bleibenden Zähnen durchgeführt und das Karies-Risiko auf diese Weise um ein Vielfaches gesenkt werden (siehe Abb. 3)18.

3 Karies – ganzheitliche Betrachtung

3.1 Umgedrehte Denkrichtung

Nach der gängigen Kariestheorie werden die Zähne von außen zerstört. Was wäre allerdings, wenn es einen inneren Mechanismus gäbe, der die Zähne vor Angriffen schützen würde und nur, wenn dieser versagt, Karies entsteht? Das würde den gesamten zahnärztlichen Therapieansatz in Frage stellen. Wir haben gelernt und verinnerlicht, dass schlechte Mundhygiene Karies verursacht. Aber reicht es wirklich aus, die Beläge gründlich weg zu putzen?

Die Idee der intensiven Zahnhygiene mit allen Formen an Zahnbürsten, Zahnseiden, Mundspülungen und Fluoridgelee entwickelte sich erst nach dem 2. Weltkrieg, als in den USA die Kariestheorie von Bakterien und Säurebildung als offizielle Erklärung festgelegt wurde. Bis heute wird sie Studenten an Universitäten vermittelt.

Mit der Kariesprophylaxe durch Fluor wird der Zahn im schulmedizinischen Sinne von außen unterstützt. Verschiedene Untersuchungen lassen jedoch Zweifel an der Effektivität der Fluoridprophylaxe aufkommen. Fluoride haben schwere Nebenwirkungen, sind akut toxisch, hemmen die Kalziumeinlagerung in den Knochen und wirken auf die Schilddrüse. Fluorsalze verursachen in Verbindung mit der Magensäure Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Durch die übermäßige Fluoridierung kann Dentalfluorose entstehen, bei der die Zähne weiß-bräunlich verfärbt sind und zum Absplittern und Bröckeln neigen. Es ist noch nicht abschließend geklärt, welche negative Auswirkungen die Fluorid-Behandlung auf die Fruchtbarkeit, das zentrale Nervensystem und Erkrankungen wie bspw. Krebs hat19.

Solange die Vorstellung existiert, dass der Zahn von außen attackiert wird, gibt es auch Lösungsansätze und Therapien, den Zahn von außen zu behandeln oder zu schützen. Was ist jedoch, wenn es anders wäre? Anhand mehrerer Studien wurde nachgewiesen, dass bei Urvölkern, die sich noch ursprünglich ernährten, keine Karies, Parodontitis oder Zahnfehlstellungen vorlag. Begannen sie jedoch unsere Nahrung zu essen, entwickelte sich auch Karies. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass die Ernährung mit den wichtigsten Einfluss auf unsere Zahngesundheit hat.

Bereits 1958 fand Dr. Ralph Steinman (Loma Linda University) heraus, dass es einen internen Schutzmechanismus der Zähne gibt: Das Dentinfluid-Transportsystem. Es transportiert von den Blutgefäßen, die über die Zahnwurzeln in die Zahnpulpa gelangen, Nährstoffe durch den Schmelz in die Mundhöhle. Dort legt sich das Fluid wie ein Film auf die Zahnoberfläche und schützt sie vor äußeren Angriffen durch Säuren. Dieses von Innen nach Außen gerichtete System kann jedoch auch versagen. Im schlimmsten Fall kann sich die Fließrichtung ändern und dabei alle Säuren, Stoffwechselprodukte und Toxine durch den Zahn in den Körper transportiert werden.

Dr. John Leonora fand heraus, dass ein Hormon existiert, das das Dentinfluid-Transportsystem unterstützt. Stress mindert die Selbstheilungskräfte, aber auch falsche Ernährung (vor allem Zucker und Kohlenhydrate) hemmen die Ausschüttung dieses Hormons. Ernährung ist und bleibt der Schlüssel zu jeglicher Gesundheit. Das System muss im Innern gestärkt werden und die gesamte moderne Kariestherapie und Prophylaxe überdacht werden. Das Äußere der Zähne sollte nicht primär behandelt werden, sondern das Innere unseres Körpers20.

3.2 Körper, Geist und Seele

3.2.1 Der Körper

Um aus ganzheitlicher Betrachtungsweise zu verstehen, weshalb ein Symptom entsteht, bedarf es der Betrachtung dieser drei Ebenen. Jedes Krankheitssymptom ist ein Zeichen des Körpers, das es zu entschlüsseln gilt. Über Meridianverbindungen können Zähne Organe beeinflussen und umgekehrt Organe auf Zähne wirken. Meridiane gelten als Energieleitbahnen. Entzündete Zähne, Narben usw. können den Energiefluss innerhalb des Meridians blockieren und so alle Organe und Zähne entlang dieses Meridians beeinträchtigen. Umgekehrt kann ein geschwächtes oder krankes Organ auf die Zähne wirken, die über den Meridian mit ihm in Beziehung stehen21. Der Zusammenhang wird durch Abb. 4 deutlich.

Wie in der Grafik zu erkennen ist, stehen bspw. die Mahl- und Backenzähne in Beziehung zum Dickdarm und der Bauchspeicheldrüse. Bei Karies dieser Zähne fällt ganzheitlich arbeitenden Zahnärzten meist auf, dass Patienten auch vermehrt an Darmstörungen und Diabetes erkranken bzw. bereits erkrankt sind.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Wechselbeziehungen

Das heute bekannte Zahnschema geht auf die Arbeiten der beiden Ärzte Dr. Voll (Elektroakupunktur nach Voll) und Dr. Kramer (Zahnarzt) zurück. Ihnen gelang es, den wissenschaftlichen Bezug zwischen Zähnen und Meridianen herzustellen, dabei spielten auch die aus der TCM bekannten Funktionskreise und Elemente eine wichtige Rolle.

3.2.2 Der Geist

Wir sind was wir denken. Unsere Gedanken haben einen großen Einfluss auf unser emotionales Befinden, allerdings auch auf unsere Körperfunktionen. Stress macht krank! Das weiß inzwischen jedes Kind22. Bildet sich ein Loch in einem Zahn, ist dies ein sichtbares Zeichen von tief im Unterbewusstsein wütenden Konflikten, die so stark wirken, dass sie ihm bereits an die Substanz gehen. Die Wut, das Sauer-Sein und die damit einhergehende Übersäuerung des Körpers kann sich auf viele Arten und Krankheiten manifestieren. Im Kiefer bspw. setzt sich oft die Art von Wut ab, welche der Mensch (im übertragenen Sinne) nicht geschluckt hat und wirkt auf die Zähne und den Leber/Gallen-Bereich. Umgangssprachlich wird im verärgerten Zustand häufig gesagt, dass „jemanden eine Laus über die Leber gelaufen ist“.

Es geht bei Zahngeschichten also meist um Konflikte, die das Leben betreffen. Das dem Konflikt zugrunde liegende Problem, Trauma oder verdrängte Gefühl ist im betroffen Zahn abgespeichert. Durch die mentale Verbindung zum Zahn kann das Problem abgefragt, bearbeitet und aufgelöst werden. Da jeder Zahn mit Meridianen verbunden ist, sind die Zähne sozusagen anfällig für die betreffenden Meridianthemen und es kann von ihnen ausgegangen werden, wenn der Zahnkonflikt gefunden werden soll23.

3.2.3 Die Seele

Die Beachtung seelischer Aspekte ist ein ebenso wichtiger Therapie-Bestandteil. Alle Ebenen müssen bei einer ganzheitlichen Behandlungsweise betrachtet werden: Körper, Geist und Seele. Letztere wird jedoch häufig vernachlässigt, wobei Geist und Seele ineinander fließen.

Die psychosomatische Medizin ordnet Zähne den Themen Vitalität, Potenz und Aggression zu. Sprichwörtlich werden Zähne gezeigt, man beißt sich durch. Wenn die Zähne durch Karies zu faulen beginnen, kann der Körper damit zum Ausdruck bringen, dass die Konfliktfähigkeit des Betroffenen nicht stark genug entwickelt ist, es werden im wörtlichen Sinne „faule Kompromisse“ eingegangen. Selbstbewusstsein und Zahngesundheit hängen enger zusammen als es zu vermuten erscheint. Hier spielt auch der Zuckerkonsum eine zentrale Rolle: Gerade Menschen, die sich oft nicht durchzusetzen wissen, sind zuckerhaltige Nahrungsmittel ein beliebter Trost. Durch das Naschen wird im Gehirn Serotonin ausgeschüttet. Doch spätestens, wenn der Serotoninspiegel wieder absinkt, kehren die Gefühle von Frustration zurück (und die Zähne sind gestresst). Wer auszusprechen lernt, was ihn bedrückt, kann im Alltag kleine Erfolge erleben, die ihn auf einer tieferen Ebene glücklicher und zufriedener machen als Süßigkeiten es jemals könnten und nebenbei Karies bekämpfen24.

Dies ist jedoch ein Prozess, der nicht von heute auf morgen angestoßen bzw. umgesetzt ist. Bis dahin gibt es Unterstützungsmöglichkeiten, um Karies in Schach zu halten, zu heilen bzw. erst gar nicht mehr entstehen zu lassen.

3.3 Ölziehen

Das Ölziehen ist eine einfache Methode der täglichen Entgiftung, die sich auf die Zahn- und Mundgesundheit positiv auswirkt. Das Ölziehen hilft gegen Zahnfleischbluten und Mundgeruch, festigt lockere Zähne, verringert Zahnbelag, bekämpft Karies und lässt Zähne wieder weiß werden. Wichtig dabei ist, dass die Dauer des Ölziehens von 20 Minuten möglichst nicht zu unterschritten wird. Diese Zeit benötigt das Öl, um in Ruhe in die Zahnfleischtaschen einzusickern und die dort versteckten Bakterien eliminieren zu können. Das Öl hat im Vergleich zur Zahncreme den Vorteil, in alle Lücken, Spalten und Zwischenräume zu gelangen25.

Zum Einsatz kommen häufig Sesam- oder Kokosöl. Letzteres zählt aufgrund seiner vielfältigen positiven Auswirkungen auf die Gesundheit zu den besonders wertvollen Lebensmittel, da es eine antibakterielle, antivirale, antifungale sowie antiparasitäre Eigenschaft besitzt. Im Zusammenhang mit der Zahngesundheit steht jedoch die antibakterielle Wirkung im Vordergrund, da Karies-Bakterien das Kokosöl wegen der darin enthaltenen Laurinsäure meiden. Die Laurinsäure ist eine mittelkettige Fettsäure, die im Körper gegen pathogene Erreger, wie beispielsweise Bakterien, vorgeht. Die Zellmembrane der Bakterien bestehen aus einer sehr dünnen Fettschicht, die bei Berührung mit der Laurinsäure, aufbricht und sich auflöst26.

3.4 Ätherische Öle

Reine, ätherische Öle finden sich in Samen, Rinden, Stängeln, Wurzeln, Blüten und anderen Pflanzenteilen; sie können betörend duften aber auch intensiv riechen. In jüngster Zeit werden ätherische Öle und deren positiver Wirkung auf die Gesundheit vermehrt wertgeschätzt. Das Nelkenöl bspw. hat den höchsten antioxidativen Wert aller bisher bekannten natürlich vorkommenden Substanzen der Welt! Es wurde schon im Altertum insb. in China und Indien aufgrund seiner schmerzlindernden Eigenschaften bei Zahnschmerzen benutzt.

Ätherische Öle können bei lokaler Anwendung direkt in die Haut eindringen, sie benötigen nur 20 Sekunden, um eine Wirkung auf den Organismus zu haben. Es gibt sogar Öle (wie bspw. Weihrauch und Sandelholz), die die „Blut-Hirn-Schranke“ überwinden können. Diese können auch in der Zahnheilkunde vielseitig eingesetzt werden. Nicht nur der Duft der verschiedenen ätherischen Öle, sondern auch die orale Einnahme kann vorteilhaft sein, um die Gesundheit von Zähnen und Zahnfleisch zu fördern. Besonders hilfreich sind Produkte, die die ätherischen Öle von Muskatellersalbei, grüner Minze, Nelke, Rosmarin, Vetiver oder Zitrone enthalten.

Bei einer professionellen Zahnreinigung bspw. kann die Polierpaste mit Muskatellersalbeiöl vermischt werden, um ein basisches Milieu der Mundhöhle zu fördern. Bürsten für die Zahnzwischenraumreinigung können in aufemulgierten Ölmischungen (z.B. mit Lavendelöl) getaucht werden, um auch tiefe Zahnfleischtaschen reinigen zu können27.

3.5 Xylit

Der Stoff Xylit gehört zur Gruppe der sogenannten Zuckeralkohole und kommt als Austauschstoff für herkömmlichen Zucker zum Einsatz. Als Besonderheit besitzt Xylit eine karieshemmende Wirkung, die bereits in den siebziger Jahren in Finnland entdeckt wurde. Herkömmlicher Zucker wird von den Bakterien zu sauren Endprodukten verwandelt, die unsere Zähne demineralisieren. Die Folgen sind brüchige Zähne, Karies und Mundgeruch. Im Gegensatz hierzu kann Xylit von diesen Kariesbakterien nicht verwertet werden und liefert ihnen somit auch keinen Nährboden. Xylit hat antibakterielle Eigenschaften und bewirkt, dass sich weniger Bakterien im Zahnbelag ansiedeln können.

Der positive Effekt kann darauf zurückgeführt werden, dass die Bakterien Xylit nicht verstoffwechseln können und absterben. Weiterhin regt Xylit die Produktion des Speichels deutlich an, was der Zahnsubstanz zugutekommt. Die Zahnoberflächen werden glatter, weshalb sich Plaque schwerer an der Zahnoberfläche festsetzen und dort Schaden anrichten kann; dies gilt auch für Zahnstein. Mittlerweile gibt es zahlreiche Studien darüber, dass Xylit Karies bei Kindern und Erwachsenen reduzieren kann. So stellten bspw. die finnischen Forscher fest, dass Personen, die Xylit anstelle von Zucker über einen Zeitraum von zwei Jahren verwendeten, circa 85 Prozent weniger Karies aufwiesen28.

3.6 Schüssler Salze

Jeder Vorgang im Körper benötigt Mineralstoffe, die die Betriebs- und Baustoffe sind, die einen reibungslosen Ablauf der körperlichen Vorgänge und die Form, Gestalt bzw. den Bau des Körpers gewährleisten. Sind nicht genügend vorhanden, ist der Organismus gezwungen, seinen Betrieb „auf Sparflamme“ zu setzen. Bei größeren Mängeln sind einzelne Vorgänge im Körper nicht mehr möglich; Krankheiten entstehen29.

Dr. Schüssler fand Anfang des 19. Jahrhunderts heraus, dass 12 Mineralstoffverbindungen für die Funktion und den Aufbau des menschlichen Körpers von entscheidender Bedeutung sind30. Vier der zwölf Schüßlersalze sind bei Störungen an Zähnen und Knochenbau besonders wichtig.

Calcium fluoratum (Nr. 1) ist ausschlaggebend für den Aufbau der Hüllen und des Zahnschmelzes und Calcium phosphoricum (Nr. 2) für die Fülle, das Zahnbein. Wenn der Säurespiegel durch einen Mangel an Natrium phosphoricum (Nr. 9) im Körper zu stark steigt, greift der Organismus zur Abpufferung auch auf das Kalzium in den Zähnen und Knochen, zurück. Werden die Calcium fluoratum-Moleküle aus den Zähnen abgebaut, entstehen als erstes Zeichen die durchsichtigen Zahnspitzen. Schreitet die Entmineralisierung voran, wird der Zahnschmelz so weit geschwächt, dass es zu Karies kommt.

Es gibt Zeiten, in denen besonders viel Säure anfällt, wie zum Beispiel in der Pubertät, während der der Organismus auch das Innere der Zähne angreift. Es entstehen hohle Zähne, von denen der Betroffene selbst nichts weiß. Der Abbau des Zahns bzw. Knochens erfolgt nicht freiwillig, sondern der Organismus versucht das chemische Gleichgewicht als Folge der Übersäuerung wieder herstellen.

Ein weiteres Mineralsalz, das bei der Karies eine Rolle spielt, ist Magnesium phosphoricum (Nr. 7). Es ist zusammen mit Calcium fluoratum (Nr.1) sowohl für die Härte, als auch für die Elastizität der Knochen bzw. Zähne zuständig31.

[...]

Ende der Leseprobe aus 44 Seiten

Details

Titel
Karies. Wissenschaftliche, ganzheitliche und homöopathische Betrachtungsweise
Veranstaltung
Homöopathik
Note
1,5
Autor
Jahr
2020
Seiten
44
Katalognummer
V925423
ISBN (eBook)
9783346255587
ISBN (Buch)
9783346255594
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Homöopathie Karies Miasmatik Körper Geist Seele Ursachen Symptome Diagnose Prophylaxe ätherische Öle Xylit Schüssler Salze Lebenskraft
Arbeit zitieren
Agathe Barth (Autor:in), 2020, Karies. Wissenschaftliche, ganzheitliche und homöopathische Betrachtungsweise, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/925423

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