Deskription der Studie: „Kindlicher Dysgrammatismus und Perspektivwechsel“


Seminararbeit, 2007

23 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Eingrenzung: Dysgrammatismus
2.1 Die divergente Sprachentwicklung „Kindlicher Dysgrammatismus“
2.2 Merkmale der Spracherwerbsstörung
2.3 Begriffsklärung: Dysgrammatismus

3 . Diagnostik des Störungsbildes
3.1 Die Feststellung der sprachlichen Fähigkeit
3.2 Die Feststellung der kognitiven Fähigkeiten
3.3 Die Feststellung des Hörfähigkeit

4. Thesen der Studie
4.1 These 1: Der persönliche Entwicklungsprozess eines Kindes, ist maßgeblich für dessen Grammatikerwerb verantwortlich
4.1.1 Kennzeichen des kindlichen Sprach- und Grammatikerwerbs
4.1.2 Voraussetzungen für den Grammatikerwerb
4.1.3 Das Konzept der Distanzierung in der Persönlichkeitsentwicklung des Kindes
4.2 These 2: Dysgrammatismus zeigt sich durch konkrete sprachliche Auffälligkeiten und durch Regelmäßigkeiten von grammatischen Fehlern, die sich anhand beschreiben lassen
4.2.1 Grundlagen der Natürlichkeitstheorie
4.2.2 Analyse der Kindersprache

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Theorien zum Spracherwerb beschäftigen sich damit, wie es einem neugeborenen Kind binnen weniger Jahre gelingt, die Komponenten von Phonologie, Morphologie, Semantik oder der Syntax zu vereinen, sie zu verstehen und auch selbst zu produzieren.

Hierzu existieren verschiedene theoretische Ansätze, die von unterschiedlichen Grundpositionen ausgehen. Nach Henning Wode (1993) sind die Spracherwerbstheorien durch die „Outside-In“ - und die „Inside-Out“ Theorie kategorisiert.

Die Erstere geht in der Grundform davon aus, dass die kindliche Sprachentwicklung mit ihren gesamten formalen Regularitäten, erst durch die Außenwelt und durch die unmittelbaren Bezugspersonen (beispielsweise durch die Mutter) stimuliert und gefördert wird.

Die „Inside-Out“ Theorie hingegen unterstützt die Grundannahme, dass Kinder zum Zeitpunkt ihrer Geburt über ein Lernsystem verfügen und für alle sprachlichen Phänomene zugänglich sind.

Da diese Theorien im Spracherwerbs-Diskurs herrschaftsfrei sind, jeder wissenschaftliche Ansatz seine eigene begründete und nachgewiesene Berechtigung hat und auch widerlegt werden kann, existiert keine übergeordnete Theorie, die den komplexen Ablauf des Erwerbs von Sprache in seiner Gesamtheit umfassend beschreiben kann.

Die jeweiligen Theorien beschreiben vielmehr unterschiedliche Erklärungsansätze, die es sich zum Ziel gesetzt haben, sich dem Ursprung von Sprache zu nähern und auch die Bedingungen abzuklären, unter denen Sprache erst funktioniert.

Einige dieser Bedingungen oder Voraussetzungen für kindlichen Spracherwerb lassen sich beispielsweise durch Jean Piagets (1923?) kognitivistische Theorie erklären. So ist der sprachliche Fortschritt an den Entwicklungsprozess beziehungsweise an das geistige Wachstum eines Kindes gebunden.

Das Sprachrepertoire eines Kindes sollte sich also im Idealfall mit dem Alter chronologisch um die Lautrezeption, den Wortschatz und die Syntax erweitern.

Wie verhält es sich jedoch hingegen mit der (gesprochenen) Sprache eines Kindes, die sich nicht in diesem Bereich der Norm befindet und beispielsweise durch einen altersgemäß unterentwickelten Wortschatz besticht?

Ist jede Art von Abweichung im kindlichen Spracherwerb als problematisch zu bezeichnen?

Und wann spricht man von einem auffälligen und einem unauffälligen Sprach- beziehungsweise Grammatikerwerb?

Mit dieser Problematik beschäftigt sich diese Seminararbeit. Als Grundlage dient Silke Kruses Studie und Dissertationsarbeit: „Kindlicher Dysgrammatismus und Perspektivwechsel. Eine empirische Untersuchung zu einem Beschreibungs- und Interventionsmodell nach natürlichkeitstheoretischen Grundsätzen.“

Da sich die Studie recht umfassend gestaltet, werde ich im Rahmen dieser Seminararbeit auf zwei herausgefilterte Thesen eingehen und diese näher beschreiben (Vgl. Kapitel 4).

Die Grundannahme der untersuchten Studie geht davon aus, dass sich der Sprach- und Grammatikerwerb nicht durch linguistische Modelle, sondern erst durch entwicklungspsychologische Ansätze erklären lässt. So könnte eine Spracherwerbsstörung oder genauer ein dysgrammatischer Sprachgebrauch, eine Folge von fehlerhaften kindlichen Entwicklungsphasen zur Ursache haben. Im Konkreten wird die Annahme unterstützt, dass es den Kindern mit auffälligem Grammatikerwerb an einer Distanzierung zu anderen Objekten mangelt.

Die erste These lautet demnach:

1. Der persönliche Entwicklungsprozess eines Kindes ist maßgeblich für dessen Grammatikerwerb verantwortlich.

Der zweite Bereich beschäftigt sich mit der Frage, wann und in welchem Umfang grammatische Fehler als problematisch angesehen werden können. Im Genaueren geht Silke Kruses Studie davon aus, dass eine kindliche Grammatikstörung eine bestimmte Systematik aufweist beziehungsweise Regularitäten im Grammatiksystem besitzt. Als Grundlage dienen hier natürlichkeitstheoretische Grundlagen.

Nach denen gelten natürlichere grammatische Kategorien, (z.B. Tempus: Präsens) als einfacher zu erlernen gelten, als weniger natürlichere Kategorien (Tempus: Perfekt).

Die zweite These könnte also heißen:

2. Dysgrammatismus zeigt sich durch konkrete sprachliche Auffälligkeiten und durch Regelmäßigkeiten von grammatischen Fehlern, die sich anhand des Natürlichkeits-theoretischen-Grammatikerwerbsmodells beschrieben lassen

Im Vorfeld werde ich jedoch zuerst eine Begriffsklärung und eine Eingrenzung zum Begriff des Dysgrammatismus liefern (Vgl. Kapitel 2).

Danach wird von mir, das Kennzeichen des Störungsbildes beschrieben. Im Konkreten wird darauf eingegangen, wie bestimmte sprachliche Auffälligkeiten diagnostiziert werden (vgl. Kapitel 3).

2. Eingrenzung: Dysgrammatismus

2.1 Die divergente Sprachentwicklung „Kindlicher Dysgrammatismus“

Für die auffällige Sprachentwicklung eines Kindes existieren mehrere Bezeichnungen, oftmals werden diese Begriffe für die gleiche Problemstellung benutzt, teilweise betonen

sie auch besondere Aspekte oder verweisen auf ein bestimmtes Erklärungsmodell (Funk 1998, 21).

In diesem Zusammenhang fallen oftmals Begriffe wie: Entwicklungsdysphasie, Spezific Language Impairment (SLI), Spracherwerbsstörung, Sprachentwicklungsverzögerung und Dysgrammatismus.

In dieser Seminararbeit wird die Bezeichnung des Dysgrammatismus verwendet, da die zu beschreibende Studie diesen Terminus verwendet. Im Abschnitt 2.3 wird der Begriff genauer definiert.

2.2 Merkmale der Spracherwerbsstörung

Ein erstes Merkmal für den dysgrammatischen Sprachgebrauch eines Kindes ist nach Kruse (2000) durch eine zu spät einsetzende Sprachentwicklung gekennzeichnet.

Ein verzögerter Sprachbeginn zeigt sich, wenn sich die Wortproduktion eines Kindes mit 24 Monaten weit unter 50 befindet. Dieses verlangsamte Spracherwerbstempo führt zu einem Entwicklungsrückstand, der nur schwer aufholbar ist und zumeist zu einem fehlerhaften Gebrauch des grammatischen Systems führt (Funk, 1998, 23-24).

Als ein weiterer Punkt, der für Dysgrammatismus spricht, ist somit festzuhalten, dass es den Kindern an einem altersgemäß korrekten Grammatikgebrauch mangelt.

Besonders markant scheint hier die falsche Wortstellung in Aussagesätzen zu sein. Als Beispiel führt Kruse (2000) für ihre Studie die Aussage eines dysgrammtisch sprechenden Untersuchungskindes an: „haha, schwarzer elefant gar nich gib“ (Kruse, 2000, S. 10)

Die Subjekt-Objekt-Verb-Stellung ist hier als problematisch zu bezeichnen, zumal das untersuchte Kind, das diesen Aussagesatz geäußert hat, bereits sechs Jahre alt ist.

Gleichaltrige Kinder mit unauffälligem Sprachgebrauch beherrschen hingegen schon die korrekte Subjekt-Verb-Objekt-Wortstellung.

Dysgrammatismus zeigt sich auch in der Schwierigkeit, grammatischen Morphemen eine richtige Pluralendung zu geben (besonders bei Nomen).

So äußerte sich im Spiel ein weiteres Untersuchungskind mit der Aussage: „nee ich stell die stühln weg“ (Kruse 2000, S. 136).

Weitere Sprachleistungen, wie die Flexion von Verben und die Bildung von komplexen Sätzen sind außerdem stark beeinträchtigt.

2.3 Begriffsklärung: Dysgrammatismus

Das Fundament für die Spachstörungsforschung ebnete der Berliner Psychiater Albert Liebmann. In seinem um 1901 veröffentlichten Aufsatz „Agrammatismus infantilis“ diagnostizierte er bei einigen seiner Patienten eine Sprachauffälligkeit im morphologischen Bereich und prägte somit den Begriff: Dysgrammatismus (Kruse, 2000).

Einige abgeleitete Fragen aus Liebmanns Aufsatz, durch Hansen (1996), konkretisieren den Terminus Dysgrammatismus und umschreiben das Themenfeld sowie die Problemansätze des Begriffs sehr gut:

- „Was sind –in der Kindersprache- grammatisch und syntaktisch korrekte Sätze?“
- „Haben dysgrammatisch sprechende Kinder überhaupt so etwas wie Grammatik?“
- „Besteht das angenommene Unvermögen in generellen kognitiven oder eher in spezifisch sprachlichen Defiziten?“
- „ Kann es gelingen, die von Liebmann beschriebenen Formen des Dysgrammatismus weiter zu spezifizieren und herauszufinden, worin sie sich gegebenenfalls systematisch unterscheiden?“

(Alle Zitate nach Hansen, 1996, S. 16)

[...]

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Deskription der Studie: „Kindlicher Dysgrammatismus und Perspektivwechsel“
Hochschule
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald  (Institut für Deutsche Philologie)
Veranstaltung
Proseminar: Vom Schrei zum Genitiv – der kindliche Spracherwerb
Note
1,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
23
Katalognummer
V92505
ISBN (eBook)
9783638061803
ISBN (Buch)
9783638950114
Dateigröße
769 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Grundannahme der untersuchten Studie geht davon aus, dass sich der Sprach- und Grammatikerwerb nicht durch linguistische Modelle, sondern erst durch entwicklungspsychologische Ansätze erklären lässt. Thesen/Schwerpunkte der Arbeit: a) Der persönliche Entwicklungsprozess eines Kindes ist maßgeblich für dessen Grammatikerwerb verantwortlich. b) Dysgrammatismus zeigt sich durch konkrete sprachliche Auffälligkeiten, die sich anhand des Natürlichkeitstheoretischen-Grammatikerwerbsmodells beschrieben lassen. Zitation: - nach den Richtlinien der Manuskriptgestaltung der DGPs
Schlagworte
Deskription, Studie, Dysgrammatismus, Perspektivwechsel“, Proseminar, Schrei, Genitiv, Spracherwerb
Arbeit zitieren
Sebastian Häussler (Autor:in), 2007, Deskription der Studie: „Kindlicher Dysgrammatismus und Perspektivwechsel“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92505

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