Kinderarbeit in den Entwicklungsländern


Seminararbeit, 2004

17 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Begriffsklärung „Kinderarbeit“

3. Ausmaß der Kinderarbeit
3.1 Überblick über Kinderarbeit nach Regionen
3.2 Kinderarbeit nach Wirtschaftssektoren

4. Formen der Kinderarbeit
4.1 Die ländliche Kinderarbeit
4.2 Kinderarbeit in privaten Haushalten
4.3 Kinderarbeit auf der Straße

5. Ursachen für Kinderarbeit
5.1 Sozioökonomische Ursachen
5.2 Kulturelle Faktoren
5.3 Familiärer Kontext

6. Kinderarbeit am Beispiel von Indien
6.1 Die Schuldknechtschaft
6.2 Die Rolle der Mädchen
6.3 Fallbeispiel: Lagani, 11 Jahre

7. Fazit

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Im Rahmen der Vorlesung „Soziologie der Entwicklungsländer“ beschäftigte ich mich mit dem Thema Kinderarbeit.

In unterschiedlichsten Kulturen und nahezu jeder Zeitspanne arbeiteten Kinder und Eltern gemeinschaftlich, sobald ein bestimmtes Alter erreicht war. Beispielsweise leisteten Kinder bereits im Mittelelter Frondienste[1]. Mit der Industrialisierung im 18. und 19. Jahrhundert nahm Kinderarbeit in Europa und den USA stark zu. So arbeiteten Minderjährige in England in Baumwollmanufakturen oder anderen Fabriken zehn bis sechzehn Sunden täglich. Neben den gesundheitlichen Beeinträchtigungen mangelte es den Kindern auch an Schulbildung. Viele konnten weder lesen noch schreiben. Für die Familien bedeutete die Arbeit jedoch ein zusätzliches oft notwendiges Einkommen.[2]

Auch heute noch ist Kinderarbeit ein vielschichtiges Problem und hat erhebliche „Auswirkungen auf die psychische und intellektuelle Entwicklung eines Kindes“[3]. Infolge dessen wurde am 2. September die Un-Konvention für die Rechte des Kindes in Kraft gesetzt.

Art. 32

Schutz vor wirtschaftlicher Ausbeutung

(1) Die Vertragsstaaten erkennen das Recht des Kindes an, vor wirtschaftlicher Ausbeutung geschützt und nicht zu einer Arbeit herangezogen zu werden, die Gefahren mit sich bringen, die Erziehung des Kindes behindern oder die Gesundheit des Kindes oder seine körperliche, geistige, seelische, sittliche oder soziale Entwicklung schädigen könnte.

(2) Die Vertragsstaaten treffen Gesetzgebungs-, Verwaltungs-, Sozial- und Bildungsmaßnahmen, um die Durchführung dieses Artikels sicher zu stellen. Zu diesem Zweck und unter Berücksichtigung der einschlägigen Bestimmungen anderer internationaler Übereinkünfte werden die Vertragsstaaten insbesondere

a) ein oder mehrere Mindestalter für die Zulassung zur Arbeit festlegen;
b) eine angemessene Regelung der Arbeitszeit und der Arbeitsbedingungen vorsehen;
c) angemessene Strafen oder andere Sanktionen zur wirksamen

Durchsetzung dieses Artikels vorsehen.[4]

Seit 150 Jahren wird Kinderarbeit als großes Problem anerkannt und bekämpft. Jedoch gibt es noch in vielen Entwicklungsländern Formen von Kinderarbeit.

Im Folgenden werde ich näher beleuchten, was unter dem Begriff „Kinderarbeit“ im Wesentlichen zu verstehen ist und werde ihre Ursachen näher erläutern. Am Ende gehe ich auf das Beispiel Indien näher ein.

2. Begriffsklärung „Kinderarbeit“

Es ist sehr schwer eine einheitliche Definition für den Begriff „Kinderarbeit“ zu finden. Wie unterschiedlich die Voraussetzungen sind, unter denen Kinder Arbeit leisten müssen, wird deutlich, wenn man z.B. die Arbeit eines sechsjährigen Jungen aus Indien, der in der Schuldknechtschaft Teppiche knüpft, mit der eines dreizehnjährigen Mädchens vergleicht, das in Managua bei ihren Eltern wohnt, zeitweise zur Schule geht und trotzdem noch als Straßenhändlerin tätig ist.[5]

Vergleicht man jedoch die verschiedenen Erläuterungsansätze kann man sagen:

Kinderarbeit bezeichnet die Beschäftigung von Minderjährigen im Allgemeinen, im Besonderen aber ihre Beschäftigung unter Bedingungen, die einen Schulbesuch ausschließen, sich physisch oder psychisch als schädlich erweisen und/oder auf der Grundlage wirtschaftlicher Ausbeutung beruhen.

Jedoch ist nicht jede Form von Kinderarbeit als schädlich anzusehen. Die UNICEF erklärt, dass gewisse Beschäftigungsformen für Kinder dennoch einen positiven Einfluss auf die Entwicklung haben können. Diese Tätigkeiten dürfen die Kinder jedoch nicht in Schulbesuchen, Spiel- oder Ruhezeiten einschränken. Die Arbeit sei wichtig für „…die Entfaltung der Persönlichkeit, das soziale Lernen, sowie für die Zukunftschancen von Kindern und Jugendlichen.“[6] Durch die Mithilfe im Haushalt oder in der Landwirtschaft erwerben Kinder Fertigkeiten, die im Verlauf des weiteren Lebens von Vorteil sein können. In dem Buch „Zum Beispiel Kinderarbeit“ von Uwe Pollmann ist zu lesen, dass es im westlichen Benin in einigen Familien selbstverständlich ist, dass ältere Kinder auf jüngere aufpassen, Mädchen das Kochen und Jungs die landwirtschaftliche Arbeit übernehmen, um so die nötigen Fertigkeiten zu erlernen. Positive Aspekte hat diese Art von Arbeit nur, solange sie nicht über das Anstrengungsmaß eines Kindes hinaus geht und vorrangig dem Lernen dient.

Leider ist diese Form von Kinderarbeit selten vorzufinden. Indem Kinder die gleiche Arbeit verrichten müssen wie die Eltern, werden die Bedürfnisse des Nachwuchses missachtet und die geistige und körperliche Entwicklung behindert.[7]

In solchen Fällen spricht man von Ausbeutung der Kinder.

Die UNICEF und die ILO (World Labor Report der Internationalen Arbeitsorganisationen) formulierten in diesem Sinne, dass es Kinderarbeit gibt, welche die Entwicklung des Kindes fördert und andere, die sich negativ auf die Entwicklung eines kleinen Menschen auswirkt. Häufig kommt es hier zu einem Übergang beider Bereiche.[8]

Laut der ILO gilt Kinderarbeit als Ausbeutung, wenn folgende Merkmale auftreten:

- Fabrikarbeit von zu jungen Kindern, häufig bereits im Alter von sechs oder sieben Jahren;
- lange Arbeitszeiten von zwölf bis zu sechzehn Stunden am Tag;
- Arbeit unter körperlicher wie psychischer Überanstrengung oder Überforderung;
- monotone, die seelische und soziale Entwicklung des Kindes behindernde Arbeiten;
- Arbeit auf der Straße unter ungesunden und gefährlichen Bedingungen;
- Arbeit unter unfreien, menschenrechtsverletzenden Bedingungen, wie zum Beispiel in Schuldknechtschaft oder durch sexuellen Missbrauch.
- Übertragung von zu viel Verantwortung[9]
Und die UNICEF fügt hinzu:
- Keine Zeit für den Schulbesuch und die Schularbeiten[10]

3. Ausmaß der Kinderarbeit

3.1 Überblick über Kinderarbeit nach Regionen

Einer Studie der ILO zufolge arbeiten ca. 211 Millionen Kinder zwischen fünf und vierzehn Jahren. Davon arbeiten 186 Millionen Kinder unter nicht zu akzeptierenden Bedingungen. Kinderarbeit findet man in Gebieten über den gesamten Erdball verteilt: So arbeiten in Asien und im Pazifikraum 122.3 Millionen, in Afrika südlich der Sahara 49.3 Millionen, in Lateinamerika und in der Karibik 5.7 Millionen und in sonstigen Regionen 13.4 Millionen Kinder (siehe Tabelle 1, Diagramm 1).[11] Ein geringer Rückgang der Kinderarbeit zeichnet sich bereits ab, wie man in der Abbildung 1 erkennen kann.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: http://images.google.de/images?q=kinderarbeit&ndsp=20&svnum=10&hl=de&lr=&start=40&sa=N

[...]


[1] Encarta 2001

[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Kinderarbeit#Geschichte

[3] UNICEF Grundsatzpapier, S. 8

[4] URL:http://www.unicef.at/kinderrechte/download/crcger.pdf

[5] Heidel 2003, S. 15

[6] UNICEF Grundsatzpapier

[7] Pollmann 1999, S. 11f

[8] UNICEF Grundsatzpapier, S. 7

[9] http://www.kinderkulturkarawane.de/Kinderarbeit/ka-basis.htm

[10] UNICEF Grudsatzpapier, S. 5

[11] http://de.wikipedia.org/wiki/Kinderarbeit#Situation_heute

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Kinderarbeit in den Entwicklungsländern
Hochschule
Universität Rostock  (Institut für Soziologie)
Veranstaltung
Soziologie der Entwicklungsländer
Note
1,7
Autor
Jahr
2004
Seiten
17
Katalognummer
V92495
ISBN (eBook)
9783638063715
Dateigröße
511 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kinderarbeit, Entwicklungsländern, Soziologie, Entwicklungsländer
Arbeit zitieren
Anett Hobe (Autor:in), 2004, Kinderarbeit in den Entwicklungsländern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92495

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