Nachhaltiges Investieren. Abgrenzung, Strategie und Performancevergleich zur klassischen Geldanlage


Bachelorarbeit, 2020

101 Seiten, Note: 2,4


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Formelverzeichnis

Symbolverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Ziel und Aufbau der Arbeit

2 Grundlagen
2.1 Definition und Begriffserklärung
2.1.1 SRI
2.1.2 ESG
2.1.3 CSR
2.2 Ursprünge
2.2.1 .des Terminus „Nachhaltigkeit“
2.2.2 .der ethisch-nachhaltigen Geldanlage
2.3 Marktüberblick
2.3.1 Nachhaltige Geldanlage in Deutschland
2.3.2 Nachhaltige Geldanlage weltweit

3 Strategie, Bewertung und Probleme
3.1 Nachhaltige Anlagestrategien
3.1.1 Aktive Anlagestrategien
3.1.2 Passive Anlagestrategien
3.1.2.1 Negative Screening
3.1.2.2 ESG-Integration
3.1.2.3 Positive Screening
3.1.2.4 Impact Investing
3.2 Problematik um die Nachhaltigkeit
3.2.1 Informationsasymmetrien und Transparenz-Problematiken
3.2.2 Problematik Messung und Berichterstattung
3.3 Nachhaltigkeitsrating
3.3.1 Bewertung von Nachhaltigkeit am Finanzmarkt
3.3.2 Kritische Betrachtung
3.4 Nachhaltigkeitsindizes

4 Performancemessung Grundlagen
4.1 Capital Asset Pricing Model
4.2 Renditemessung
4.2.1 Stetige/Diskrete Rendite
4.2.2 Diskrete/Stetige Durchschnittsrendite
4.3 Risikomessung
4.4 Performancemaße
4.4.1 Sharpe-Ratio
4.4.2 Treynor-Ratio
4.4.3 Jensen-Alpha
4.4.4 Information-Ratio
4.5 Kritische Betrachtung
4.6 Studien zur Performance nachhaltiger Geldanlagen

5 Empirische Analyse
5.1 Methodisches Vorgehen
5.2 Datengrundlage
5.2.1 Auswahl der Benchmark
5.2.2 Auswahl der Nachhaltigkeitsindizes
5.3 Hypothesenformulierung
5.4 Performancemessung und -vergleich
5.4.1 Periode: 2013-2019
5.4.2 Periode: 2015-2019
5.4.3 Periode: 2017-2019
5.5 Hypothesenüberprüfung und Zusammenfassung der Ergebnisse

6 Zusammenfassung, Schlussfolgerung und Ausblick

Literatur- und Quellenverzeichnis

Anhänge
Anhang I: Unterschiedliche Bezeichnungen der Nachhaltigkeitsstrategien
Anhang II: Nachhaltigkeitsindizes Industrieländer
Anhang III: Nachhaltigkeitsindizes Schwellenländer:

Vorwort

Die Bachelorarbeit bildet den Abschluss meines dualen Studiums BWL-Bank an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg.

An dieser Stelle möchte ich mich bei all denjenigen bedanken, die mich während der Anfertigung dieser Bachelorarbeit unterstützt und motiviert haben.

Zuerst gebührt mein Dank Herrn Prof. Joachim Sprink, der meine Bachelorarbeit betreut und begutachtet hat. Für die hilfreichen Anregungen und die konstruktive Kritik bei der Erstellung dieser Arbeit möchte ich mich herzlich bedanken.

Außerdem möchte ich Herrn Michael Bach für das Korrekturlesen meiner Ba­chelorarbeit danken.

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Ziele der Nachhaltigen Geldanlage

Abbildung 2: ESG-Faktoren bei der Unternehmensführung

Abbildung 3: Volumen verantwortlicher Investments/Nachhaltiger Geldanlage

Abbildung 4: Nachhaltige Anlagestrategien in Deutschland

Abbildung 5: Zusammensetzung institutioneller Investoren

Abbildung 6: Wachstum Nachhaltiger Geldanlagen je Region

Abbildung 7: Wachstum Nachhaltiger Anlagestrategien weltweit

Abbildung 8: Informationsassymetrie bei direkter Informationsbeschaffung

Abbildung 9: Informationsassymetrie bei indirekter Informationsbeschaffung

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Kriterien zur Beurteilung von Staaten/Unternehmen

Tabelle 2: Anzahl der zu analysierenden Indizes

Tabelle 3: Kennzahlen der Benchmarkindizes

Tabelle 4: Kennzahlen Nachhaltigkeitsindizes Industriestaaten 2013-2019

Tabelle 5: Kennzahlen Nachhaltigkeitsindizes Schwellenländer 2013-2019

Tabelle 6: Kennzahlen Nachhaltigkeitsindizes Industriestaaten 2015-2019

Tabelle 7: Kennzahlen Nachhaltigkeitsindizes Schwellenländer 2015-2019

Tabelle 8: Kennzahlen Nachhaltigkeitsindizes Industriestaaten 2017-2019

Tabelle 9: Kennzahlen Nachhaltigkeitsindizes Schwellenländer 2017-2019

Tabelle 10: Überblick Ergebnisse diskrete Rendite

Tabelle 11: Überblick Ergebnisse Volatilität

Tabelle 12: Überblick Ergebnisse SR, TR, IR

Formelverzeichnis

Formel 1: Performance

Formel 2: CAPM-Rendite

Formel 3: Diskrete Rendite

Formel 4: Umrechnungsformel stetigeRendite

Formel 5: Stetige Rendite

Formel 6: Umrechnungsformel diskrete Rendite

Formel 7: Diskrete Rendite Perioden

Formel 8: Stetige Rendite Perioden

Formel 9: Arithmetische Rendite

Formel 10: Geometrische Rendite

Formel 11: Standardabweichung

Formel 12: Volatilität

Formel 13: Betafaktor

Formel 14: Tracking Error

Formel 15: Sharpe-Ratio

Formel 16: Treynor-Ratio

Formel 17: Jensen-Alpha

Formel 18: Information-Ratio

Symbolverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

1.1 Problemstellung

Die Welt befindet sich aktuell an einem Wendepunkt. In Zeiten der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich und einer sich zuspitzenden Klimadebatte gewinnt das Thema des ethischen und ökologischen Investierens zunehmend an Bedeu­tung. Hier spielen vor allem immer häufiger auftretende Umweltkatastrophen wie beispielweise das Reaktorunglück in Tschernobyl und das Unglück der Ölplatt­form New Horizon BP im Golf von Mexiko ebenso eine große Rolle wie Kinder­arbeit oder unfaire Arbeitsbedingungen. Diese globalen Probleme öffneten vielen Menschen die Augen und so haben gerade auch junge Anleger der Generation Y und Z das Bedürfnis, ihr Geld in nachhaltige und sozialverträgliche Investments anzulegen. Anleger, ob institutionell oder privat, schauen zunehmend auf diese nachhaltigen Qualitätskriterien. Die Nachhaltige Geldanlage versucht eine Brü­cke zwischen Nachhaltigkeit und Rendite zu schlagen und bietet damit für jede Anlegergruppe die Möglichkeit, mit dem eigenen Geld an diesem Trend zu parti­zipieren. Studien zum Thema Rendite und Risiko Nachhaltiger Geldanlagen zei­gen allerdings kein klares Bild. In der vorliegenden Arbeit soll mit der Perfor- manceanalyse und einem Performancevergleich nachhaltiger Wertpapierindizes mit der jeweiligen Benchmark ein klares Bild bezüglich dieses Themas heraus­gearbeitet werden.

1.2 Ziel und Aufbau der Arbeit

Ziel der Arbeit ist es, einen Performance- und Risikovergleich von nachhaltigen Wertpapierindizes mit den konventionellen Basisindizes, die als Indexuniversum der untersuchten nachhaltigen Wertpapierindizes dienen, anzustellen. Hierzu er­folgt eine empirische Analyse der Performance- und Risikokennzahlen für drei Untersuchungszeiträume in der Periode 2013-2019 anhand verschiedener Per­formance- und Risikokennzahlen.

Zu Beginn werden die Grundlagen der nachhaltigen Geldanlage dargelegt, deren Ursprünge aufgezeigt, wichtige Definitionen und Begriffe vermittelt sowie ein ak­tueller Marktüberblick über den deutschen Markt sowie den Weltmarkt gegeben. Dieser Überblick soll die Leser in die Thematik einführen. Im 3. Kapitel werden sowohl die Nachhaltigkeitsstrategien, die erstmals in Kapitel 2 aufgegriffen wer­den, als auch die Nachhaltigkeitsindizes erläutert sowie die Problematik um die Bewertung von Nachhaltigkeit sowie Nachhaltigkeitsratings angesprochen. Das Kapitel abschließend, folgt noch die kritische Betrachtung der Nachhaltigkeitsbe­wertung und damit der Grundlage des Nachhaltigkeitsratings, da dieses ein wich­tiger Schlüsselpunkt der Nachhaltigen Geldanlage ist. Kapitel 4 legt die Grund­lage für die Performanceanalyse in Kapitel 5. Hierzu werden die Grundlagen des CAPM beschrieben, das Rendite- und Risikoverständnis aufgearbeitet sowie die Performancemaße, die zur Beurteilung nötig sind, erläutert. Zur Überleitung in die Performanceanalyse erfolgt die Darstellung der Ergebnisse bisheriger Stu­dien in Richtung Performance Nachhaltiger Geldanlagen. Den Abschluss der Ar­beit bilden eine Performanceanalyse sowie ein Performancevergleich zwischen Nachhaltigkeitsindizes und dem zugehörigen konventionellen Basisindex.

2 Grundlagen

2.1 Definition und Begriffserklärung

2.1.1 SRI

Unter Begriffen wie Sustainable Investment oder Socially Responsible Invest­ment (SRI) versteht man die ethisch-nachhaltige Geldanlage in nachhaltige As­sets.

Eine erste Definition und damit der Versuch der Standardisierung des Begriffs Nachhaltige Geldanlage hat das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) zusam­men mit dem Verein für ethisch orientierte Investoren (CRIC e.V.) in der Darmstädter Definition festgehalten.1

Nachhaltige Geldanlagen tragen zu einer zukunftsfähigen Entwicklung bei. Sie er­möglichen dies durch eine umfassende Analyse der Anlageobjekte. Diese Analyse­berücksichtigt wirtschaftliche und soziale Leistungen, Naturverträglichkeit und ge­sellschaftliche Entwicklungen.2

Nach dieser Definition erfordert SRI den Einbezug der drei Faktoren Ökologie, Ökonomie und Soziales/Kulturelles, die sich an das in Kapitel 2.1.2 beschriebene Drei-Säulen-Modell anlehnen.3

Die ökonomischen Faktoren dienen zur Regelung der Ertragsgenerierung nach­haltiger Unternehmen. Unternehmen, die zur Nachhaltigen Geldanlage zählen, sollen Gewinne langfristig und nachhaltig erzielen sowie von kurzfristiger Ge­winnmaximierung Abstand nehmen. Des Weiteren soll sich der Ertrag aus einer vertretbaren Relation von Erträgen aus Finanzanlagen sowie realer Wertschöp­fung zusammensetzen und mit ihm keine elementaren Bedürfnisse wie Wasser oder Nahrungsmittel gefährdet werden.4

Unter den ökologischen Faktoren werden Eigenschaften wie die Verhinderung von Ressourcenverschwendung sowie die Steigerung der Ressourceneffizienz und die Verwendung erneuerbarer und nachhaltiger Ressourcen angemerkt. Dadurch soll eine Gefährdung von globalen und lokalen Ökosystemen verhindert werden.5

Zuletzt werden die sozialen und kulturellen Faktoren in der Darmstädter Defini­tion genannt. Hierunter werden die Entwicklung des Human-, Sozial- und Kultur­kapitals zusammengefasst:

- Einwicklung von Humankapital durch Weiterbildung von Mitarbeitern, nachhaltige Sicherung von Arbeitsplätzen und selbstverantwortliches Ar­beiten.
- Entwicklung von Sozialkapital durch Vermeidung von Diskriminierung und Schaffung von Erwerbschancen.
- Entwicklung von Kulturkapital durch Respekt vor kultureller Vielfalt und Wahrung der kulturellen Vielfalt.6

Eine neuere Definition, die auf ähnlichen Faktoren aufbaut wird auf der Website des FNG dargestellt und lautet wie folgt:

Nachhaltige Geldanlagen ergänzen die klassischen Kriterien der Rentabilität, Liqui­dität und Sicherheit um ökologische, soziale und ethische Bewertungspunkte. Nach­haltige Geldanlagen ist die allgemeine Bezeichnung für nachhaltiges, verantwortli­ches, ethisches, soziales, ökologisches Investment und alle anderen Anlagepro­zesse, die in ihre Finanzanalyse den Einfluss von ESG (Umwelt, Soziales und Governance)-Kriterien einbeziehen. [...]7

In dieser Definition ist nun erstmals die Rede vom Einbezug der Faktoren Öko­nomie, Ökologie und Governance, auch ESG-Faktoren genannt, in die klassische Anlageentscheidung, welche ansonsten hauptsächlich nur die Faktoren Liquidi­tät, Sicherheit und Rendite berücksichtigt.8 Somit entsteht das Magische-Viereck des nachhaltigen Portfoliomanagements.9

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Ziele der Nachhaltigen Geldanlage Quelle: Darstellung aus www.fondsdepot.eu (o.J.).

Zur Verankerung der Nachhaltigkeitskriterien und vor dem Hintergrund der stei­genden Nachhaltigkeitsrisiken durch den Klimawandel und die Vernachlässigung von Menschenrechten in den weltweiten Produktionsstandorten wurden die Prin­ciples for Responsible Investment (PRI) entworfen, die eine für die unterzeich­nenden Investoren verpflichtende Integration von ESG Kriterien in den Anlage­prozess vorsehen. Diese untergliedern sich in die folgenden sechs Prinzipien:10

(1) „Wir werden ESG-Themen in die Analyse- und Entscheidungsprozesse im Investment­bereich einbeziehen.
(2) Wir werden aktive Anteilseigner sein und ESG-Themen in unserer Investitionspolitik und -praxis berücksichtigen.
(3) Wir werden Unternehmen und Körperschaften, in die wir investieren, zu einer angemes­senen Offenlegung in Bezug auf ESG-Themen anhalten.
(4) Wir werden die Akzeptanz und die Umsetzung der Prinzipien in der Investmentbranche vorantreiben.
(5) Wir werden Zusammenarbeiten, um unsere Wirksamkeit bei der Umsetzung der Prinzi­pien zu steigern.
(6) Wir werden über unsere Aktivitäten und Fortschritte bei der Umsetzung der Prinzipien Bericht erstatten.“11

Diese Prinzipien sollen zur Entwicklung eines solideren, nachhaltigeren Finanz­systems beisteuern.12

2.1.2 ESG

Die ESG-Faktoren stellen einen Hauptbaustein der Nachhaltigen Geldanlage dar und basieren auf dem grundsätzlichen Ansatz des Dreisäulenmodells.13 Die Di­mensionen des Modells untergliedern sich in ökonomische, ökologische und so­ziale Faktoren. Es soll einen grundsätzlichen Ansatz zur Verfügung stellen, wie Nachhaltigkeit in die Unternehmensführung miteinfließen kann. Aufgrund der teils konfliktären Beziehungen untereinander ist häufig die Rede vom Magischen Drei­eck der Nachhaltigkeit. 14 Die drei Säulen werden oftmals auch als Triple Bottom Line bezeichnet, da das Ziel ein bestmögliches Gleichgewicht aus den drei Di­mensionen darstellt.15 Aufgrund der konkurrierenden Eigenschaften der Dimen­sionen untereinander wurde Nachhaltigkeit lange Zeit als wünschenswertes, aber nicht erreichbares Zukunftsmodell angesehen.16 Leider bietet das Dreisäulenmo­dell zu wenig bzw. keine konkreten Maßnahmen, um eine Vergleichbarkeit zwi­schen Unternehmen zu ermöglichen, weshalb mit den ESG-Faktoren ein konkre­ter Ansatz für die Vergleichbarkeit geschaffen wurde.17

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: ESG-Faktoren bei der Unternehmensführung

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Mayer (2017), S. 28.

In der Praxis basieren viele Finanzprodukte auf ESG-Faktoren beziehungsweise auf Nachhaltigkeitsstrategien, die diese zur Grundlage nutzen.

2.1.3 CSR

Der Begriff Corporate Social Responsibility (CSR) beschreibt die Übertragung des Konzepts der Nachhaltigkeit auf die Unternehmensebene.18 Hierunter ver­steht man die Integration von gesellschaftlicher Verantwortung in Unternehmen. In der Praxis wird das Schlagwort allerdings häufig unterschiedlich praktiziert und umgesetzt. Viele Unternehmen zählen zu CSR alle guten „Taten“, die gegenüber Stakeholdern umgesetzt wurden.19

CSR bezieht sich auf das Kerngeschäft eines Unternehmens und versucht eine Umsetzung und Integration von gesamtgesellschaftlicher Verantwortung in die Aktivitäten, die durch die Globalisierung ökonomische, ökologische und soziale Umweltzustände weltweit beeinflussen. Somit ist das Ziel von CSR nicht die nachhaltige Verwendung des erwirtschafteten Geldes, sondern die nachhaltige Umstellung des Kerngeschäfts, um nicht-nachhaltige Auswirkungen erst gar nicht entstehen zu lassen. Dieser Punkt offenbart deutlich die Verständnisproblematik von Unternehmen in der Praxis.20 Anders als beim Corporate Citizenship (CC), welches als gesellschaftliches Engagement von Unternehmen über das Kernge­schäft hinaus verstanden wird, handelt es sich bei CSR um keine zusätzliche Aktivität zur Verbesserung der Nachhaltigkeit im Unternehmen, sondern um die Art und Weise, das Kerngeschäft zu betreiben.21

Um Unternehmen hinsichtlich der Nachhaltigkeitsleistung des Geschäftsmodells vergleichbar zu machen und eine gewisse Transparenz in der Berichterstattung zu erhalten, haben sich gewisse Standards entwickelt. Das bekannteste Rah­menwerk stellt das von der Global Reporting Initiative (GRI) entwickelte GRI- Framework dar.22 Der auf dem GRI-Framework basierende Deutsche Nachhal­tigkeitskodex (DNK) wurde 2011 vom Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) als Standard für nationale Berichterstattung von Unternehmen ins Leben gerufen.23 Der GRI Standard hat sich aufgrund der internationalen Vergleichbarkeit von nicht-finanziellen Angaben weitgehend durchgesetzt.24

Anders als der DNK bietet das GRI-Framework für international agierende Orga­nisationen den besseren Standard, da er auf einer internationalen Ebene entwi­ckelt wurde. So sind gerade internationale Unternehmen gut beraten, ihr Repor­ting nach dem GRI-Standard durchzuführen.

CSR und Nachhaltigkeit sind somit zwei eng miteinander verbundene Konzepte, die beide die drei gleichen Dimensionen betrachten. CSR, in neueren Diskussio­nen auch als Corporate Sustainability“ bezeichnet, dient somit zusammenfas­send der Fokussierung auf die Handlungsspielräume des Unternehmens und nicht auf das ganze System.25 CSR bildet dadurch die Grundlage jedes nachhal­tigen Investments, da nur in nachhaltige Unternehmen investiert werden kann, wenn es diese überhaupt gibt beziehungsweise sie ihre Nachhaltigkeitsperfor­mance selber abschätzen können. Zudem sind die Berichterstattung sowie das Reporting von einheitlichen und vergleichbaren Daten für eine valide Bewertung eines möglichen Investments notwendig.

2.2 Ursprünge

2.2.1 .des Terminus „Nachhaltigkeit“

Die Debatte um Nachhaltigkeit hat bereits einen frühen Ursprung und lässt sich auf ein 1972 erschienenes Werk The Limits to Growth veröffentlicht vom Club of Rome zurückführen, bei dem die zukünftige Entwicklung der Welt hinsichtlich der Industrialisierung, der Bevölkerungsdichte, der Nahrungsmittel- und Rohstoffres­sourcen und vielen weiteren untersucht wurde. So hat diese Studie trotz wissen­schaftlicher Kritik die Basis für das heutige Denken über Nachhaltigkeit und End­lichkeit von Ressourcen sowie die Notwendigkeit umweltpolitischer Maßnahmen gelegt.26 1982 wird mit der Gründung der World Commission on Environment and Deve­lopment (WCED) die Nachhaltigkeitsdebatte neu aufgerollt. Als erste allgemein anerkannte Definition des Begriffs Nachhaltigkeit wird in vielen wissenschaftli­chen Werken eine Definition aus dem Abschlussbericht des Jahres 1987 Our Common Future der WCED, der auch als Brutland-Bericht bekannt ist, zitiert.27 In diesem wird der Begriff der Nachhaltigen Entwicklung wie folgt definiert:

„Sustainable development is development that meets the needs of the present wit­hout compromising the ability of future generations to meet their own needs.“28

Die Gerechtigkeit bildet eine zentrale Komponente der Nachhaltigkeit.29 Mit der Definition der WCED wird hauptsächlich die intergenerationale Gerechtigkeit an­gesprochen, die sich auf die Gerechtigkeit zwischen der jetzigen und den zukünf­tigen Generationen bezieht.30 Das Ziel stellt die Bedürfnisbefriedigung der heuti­gen Generation dar, ohne einen Nachteil künftiger Generationen in der Bedürf­nisbefriedigung zu riskieren und deren Möglichkeiten einzuschränken.31 Die in­tragenerationale Gerechtigkeit beschreibt dagegen den Ausgleich zwischen In­dustrie- und Entwicklungsländern.32

Auf der Grundlage des Brundtland-Berichts der WCED entwickelte sich nicht nur das Dreisäulenmodell der Nachhaltigkeit, sondern auch ein komplett neues Leit­bild einer langfristig tragfähigen und nachhaltigen Entwicklung.33

Mit der 1992 in Rio de Janeiro stattfindenden UN-Konferenz zog der Nachhaltig­keitsbegriff in die Politik sowie in die Wirtschaft ein. Mit dieser Konferenz war der Grundstein für die jährlich stattfindenden UN-Klimakonferenzen gelegt.34

2.2.2 der ethisch-nachhaltigen Geldanlage

Die Ursprünge der ethisch-nachhaltigen Geldanlage entstammen dem 19. Jahr­hundert und lassen sich auf die Bewegung der Quäker zurückzuführen, die be­reits vor der industriellen Revolution Investments in sittenwidrige Bereiche wie Waffen, Sklaverei und Glücksspiel aber auch Alkohol und Tabak vermieden. Sol­che Aktien bezeichnet man unter anderem auch als sin stocks. Diese Art von Investments wird im angelsächsischen Raum als ethical- oder social responsible investment bezeichnet.35

Das Konzept der nachhaltigen Geldanlage fand nach vorherrschender Auffas­sung im Jahre 1928 Einzug in die Finanzwelt.36 Die nachhaltigen Produkte dieser Zeit basierten nahezu nur auf dem Ausschluss von bestimmten Tätigkeitsberei­chen und Geschäftspraktiken, die nicht mit dem Nachhaltigkeitsgedanken verein­bar waren. 1928 wurde mit dem Pioneer Fund der erste nachhaltige Investment­fonds aufgelegt, der die Ausschlussstrategie verfolgt.37 Dieser wurde hauptsäch­lich dafür ausgelegt, die Bedürfnisse religiöser Gruppen zu erfüllen.38 Erst in den 60er Jahren mit dem Vietnamkrieg kam es durch die Friedensbewegung zu ei­nem weiteren Schub bei der nachhaltigen Geldanlage. Einer der Hauptauslöser war der Versuch der Einflussnahme auf das Unternehmen Dow Chemical zur Beeinflussung der Giftgasproduktion während des Vietnamkriegs.39

Aufgrund der Apartheidpolitik Ende der 70er Jahre und des dadurch gestiegenen Problembewusstseins der Anleger wurden in den USA eine Reihe nachhaltiger Fonds aufgelegt. Dabei kam es vor allem zu einem Boykott der in Südafrika täti­gen amerikanischen Unternehmen.40

Nach den großen Naturkatastrophen wie Seveso, Bhopal, Tschernobyl oder Exxon Valdez begann sich die Nachhaltige Geldanlage auch in Deutschland aus­zubreiten. Erste ökologische Produkte wurden von der GLS Gemeinschaftsbank und der Ökobank e.G. angeboten.41 Zudem veränderte sich die nachhaltige An­lage zunehmend in Richtung von Positiv- statt Ausschlusskriterien. Diese Ent­wicklung war vor allem auf die Naturkatastrophen und die dadurch entstandene Umweltbewegung zurückzuführen.42

Heutzutage erfreuen sich Nachhaltige Geldanlagen großer Beliebtheit und sind in nahezu jeder Anlageklasse vorhanden. In Deutschland ergibt sich aufgrund der BaFin die Besonderheit, dass der Begriff ethische Fonds aufgrund der schwammigen Definition nicht länger zulässig ist. Aus diesem und steuerlichen Gründen werden viele nachhaltige Produkte in Luxemburg aufgelegt.43

2.3 Marktüberblick

Der Marktüberblick bei Nachhaltigen Geldanlagen gibt nur eine grobe Richtung an. Aufgrund der unterschiedlichen Definitionen und Erfassungsmethoden unter­scheiden sich die Daten verschiedener Marktumfragen teils deutlich.44 So defi­niert beispielweise das FNG zwei unterschiedliche Definitionen. Unterschieden wird hier zwischen Nachhaltigen Geldanlagen und verantwortlichen Investments. Während bei nachhaltigen Geldanlagen die Nachhaltigkeitskriterien auf der Pro­duktebene Anwendung finden, werden diese bei verantwortlichen Investments auf alle Assets angewendet und auf Unternehmensebene festgelegt.45 Nachhal­tige Geldanlagen stellen laut FNG somit explizit nachhaltige Produkte dar und finden durch die in Kapitel 3.1 beschriebenen Anlagestrategien Umsetzung. Ver­antwortliche Investments dagegen stellen durch das Treuhandprinzip die Berück­sichtigung von Nachhaltigkeitsrisiken in den Vordergrund. So beträgt der Markt der Nachhaltigen Geldanlagen im deutschsprachigen Raum rund 474,1 Milliar­den Euro, während der für verantwortliche Investments ein Volumen von 2.859 Milliarden Euro aufweist.46

Aufgrund der unterschiedlichen Strategien und Definitionen im Bereich der Nach­haltigen Geldanlage versucht sich das European Social Investment Forum (Eu- rosif) in einer Klassifizierung.

Das Eurosif zählt folgende Anlagestrategien zur Nachhaltigen Geldanlage:

- Norm- und wertbasierte Investments (Screening auf Basis internationaler Standards und Normen),
- Best-in-Class Ansatz (das beste Unternehmen in einer Branche auf Basis von ESG-Kriterien),
- Nachhaltige Them en prod ukte (Investitionen in Themen und Assets mit ESG-Bezug),
- Engagement/Stimmrechtsausübung (aktiver Ansatz mit dem Ziel, die ESG-Kriterien zu verbessern, sowie die Ausübung von Stimmrechten, um die Unternehmenspolitik hinsichtlich der ESG-Kriterien zu beeinflussen),
- ESG-Integration (Einbeziehung von ESG-Risiken in die Finanzanalyse),
- Negative Screening (einfache Ausschlusskriterien),
- Impact Investing (Investitionen mit dem Ziel, positiven und messbaren nachhaltigen Einfluss zu generieren).47

In Abhängigkeit der Nachhaltigkeitsvereinigung können sich die Strategien in der Nennweise bzw. in ihrer Bezeichnung leicht unterscheiden. Nähere Angaben be­finden sich im Anhang 1.48 Die Ansätze und Strategien unterscheiden sich haupt­sächlich hinsichtlich der Tiefe der Anwendung des nachhaltigen Ansatzes sowie der verschiedenen Vorlieben der Anleger beziehungsweise der Asset Manager.49 Eine detaillierte Betrachtung der Anlagestrategien erfolgt in den Unterkapiteln von Kapitel 3.1.

2.3.1 Nachhaltige Geldanlage in Deutschland

Der Markt für verantwortliche Investments in Deutschland macht insgesamt ein Volumen von 1.527 Milliarden Euro aus. Die dazu zählenden Nachhaltigen Geld­anlagen sind in Deutschland stark auf dem Vormarsch und verzeichnen starke Zuwächse.50 Nachhaltige Geldanlagen erreichen mit einem Wachstum von circa 28 % auf ein Volumen von rund 219,1 Milliarden Euro einen neuen Höchst­stand.51

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Volumen verantwortlicher Investments/Nachhaltiger Geldanlage Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an FNG (2019), S. 13.

Besonders profitieren konnten nachhaltige Investmentfonds und Mandate, die ei­nen Zuwachs von 42 Milliarden Euro, was etwa 45 % entspricht, verzeichneten.52 Im Jahr 2018 erreichten nachhaltige Fonds und Mandate erstmals mit einem Vo­lumen von 133,5 Milliarden Euro einen Marktanteil von rund 4,5 %.53 Allein 2018 konnten Zuflüsse von 10,8 Milliarden Euro in nachhaltige Investmentfonds ge­messen werden. Bei den Mandaten ergaben sich Zuflüsse in Höhe von 4,6 Milli­arden Euro. Laut FNG ist das Wachstum der nachhaltigen Mandate und Invest­mentfonds sowohl auf die steigende Zahl an Berichtsteilnehmern als auch haupt­sächlich auf die Umstellung großer Investmentfonds und Mandate auf Nachhal­tigkeit begründet.54 Allerdings stellen nachhaltige Anlagen trotz dieser starken Zuwächse immer noch eine Randerscheinung dar.55 56

Bei der Analyse der Anlagestrategien zeigt sich, dass das Negative Screening den höchsten Verbreitungsgrad aufweist, aber kein so starkes Wachstum mehr erfährt. Strategien wie das Normbasierte Screening, ESG-Integration, Engage­ment und Best-in-Class können von den Geldzuflüssen am stärksten profitieren.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Nachhaltige Anlagestrategien in Deutschland

Quelle: Eigene Darstellung, Daten aus FNG (2019), S. 14.

Das Wachstum nachhaltiger Geldanlagen wird in Deutschland mit rund 93 % im­ mer noch hauptsächlich von institutionellen Investoren getrieben.56 Der Markt bei institutionellen Investoren legte um 48 % zu, während der Marktzuwachs bei den Privatinvestoren nur rund 11 % betrug.57 Die größten institutionellen Investoren stellen kirchliche Einrichtungen sowie Pensionsfonds dar.58

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Zusammensetzung institutioneller Investoren Quelle: Eigene Darstellung, Daten aus FNG (2019), S. 16.

Aber auch Privatanleger tragen, seitdem das Thema Nachhaltigkeit immer mehr Beachtung erfährt, zum Wachstum bei.59 Kirchliche Einrichtungen stellen allein in Deutschland knapp 40 % der nachhaltigen Geldanlagen, während Versiche­rungsunternehmen mit 17 % nur den zweiten Platz und Banken, Gewerkschaften und Sicherungseinrichtungen mit rund 12 % den dritten Platz belegen.60

2.3.2 Nachhaltige Geldanlage weltweit

Der weltweite Markt nachhaltiger Geldanlagen beläuft sich im Jahre 2018 laut der Global Sustainable Investment Alliance (GSIA) auf 30.683 Billionen USD. Darun­ter belegt der europäische Markt mit einem Marktvolumen von 14.075 Milliarden USD den ersten Platz, dicht gefolgt vom US-Markt mit 11.995 Milliarden USD.61 Zur Allianz der GSIA zählen neben dem Eurosif unter anderem auch das Forum for Sustainable and Responsible Investment in den USA (US SIF) und viele wei­tere globale Partner.62 Aufgrund dieser Zugehörigkeit des Eurosif, zu deren Grün­dungsmitgliedern auch das FNG zählt, darf von vergleichbaren Zahlen ausge­gangen werden.

Auch weltweit ist ein kontinuierliches Wachstum nachhaltiger Geldanlagen zu be­obachten. Allerdings sind beim Wachstum regionsspezifische Unterschiede fest­zustellen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7: Wachstum Nachhaltiger Anlagestrategien weltweit Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an GSIA (2018), S. 10.

Bei der Betrachtung der Investorenverteilung zeigt sich ebenso wie in Kapitel 2.3.1 bei der weltweiten Betrachtung eine starke Präsenz der institutionellen In­vestoren bei der Nachhaltigen Geldanlage. Erwähnenswert ist eine steigende Relevanz nachhaltiger Anlagen bei Privatanlegern. So lag die Quote privater An­leger 2012 bei 11 %, 2016 schon bei 20 % und 2018 bei ganzen 25 % Marktan- teil.63 64 65 66

3 Strategie, Bewertung und Probleme

3.1 Nachhaltige Anlagestrategien

Die in Kapitel 2.3 bereits kurz angedeuteten SRI-Strategien werden nachfolgend in aktive und passive Strategien untergliedert. Während ein Anleger in der aktiven Form des SRI bewusst auf die Unternehmensleitung Einfluss nehmen möchte, verwirklicht ein passiver Anleger seine nachhaltigen Überzeugungen ausschließ­lich durch Wertpapier- und Fondskäufe oder -verkäufe. Zur aktiven Strategie zäh­len dabei der Engagement- und der Stimmrechtsansatz. Zu den passiven Strate­gien gehören dagegen die Screening-Ansätze wie das Negative- und Normenba­sierte Screening, der Best-in-Class Ansatz und die nachhaltigen Themenpro­dukte, die ESG-Integration sowie das Impact Investing. Das Normbasierte Scree­ning wird in nachfolgenden Kapiteln als Unterpunkt dem Negative Screening zugeordnet. Als Unterpunkte des Positive Screenings werden der Best-in-Class Ansatz sowie der Themen-Investing-Ansatz behandelt.67

3.1.1 Aktive Anlagestrategien

Die aktiven Strategien lassen sich in den Engagement- und den Stimmrechtsan­satz untergliedern, wobei der erstere schon fast als Unterpunkt des Stimmrechts­ansatzes verstanden werden kann.68 Der Stimmrechtsansatz beschreibt die ak­tive Beteiligung eines Investors durch Ausübung seiner Stimmrechte zur Kon­trolle und Beeinflussung der Unternehmensentscheidungen. Über die bloße Aus­übung der Stimmrechte hinaus versteht man dagegen unter dem Begriff Enga­gementansatz den langfristigen und intensiven Austausch zwischen dem Unter­nehmen und den Investoren.69 Oftmals genügt es institutionellen Investoren nicht, als reine Geldgeber zu fungieren. Sie möchten vielmehr in einem aktiven Austausch mit dem Management bezüglich herrschender sozialer und ökologi­scher Missstände des Unternehmens stehen und Lösungswege zur Vermeidung dieser Nachhaltigkeitsrisiken entwickeln.70 Denn, sobald sich große Investoren mit den ESG-Aspekten auseinandersetzen und in Aktionärsversammlungen oder Hauptversammlungen Druck ausüben, wird sich die Unternehmensleitung zwangsweise mit dem Thema auseinandersetzen müssen.71

3.1.2 Passive Anlagestrategien

3.1.2.1 Negative Screening

Das Negative Screening basiert auf dem einfachen Ausschluss einzelner Staaten oder Unternehmen, die bestimmten sozialen und ökologischen Kriterien verant­wortungsvoller Unternehmensführung, ethischen Standards oder auch internati­onalen Normen nicht genügen. Ziel ist es, zu verhindern, dass ein Anleger in unethische, unmoralische und nicht nachhaltige Unternehmen oder Staaten in- vestiert.72 In der Literatur wird auch oft von sogenannten Negativkriterien gespro­chen.73 Diese werden in wertbasierte und normbasierte Kriterien unterschieden, welche sich nach den drei ESG-Kriterien gliedern lassen. Wertbasierte Ausschlusskriterien beruhen auf den persönlichen und individuellen Wertvorstel­lungen des jeweiligen Anlegers, während normbasierte Ausschlusskriterien auf Verstöße gegen internationale Normen und Standards fußen.74 Fonds, die diese Strategie verfolgen, werden häufig auch als Ethische Fonds bezeichnet.75 Der Negative Screening Ansatz kann in unterschiedlich strenge Ausprägungen unter­teilt werden, welche von einem direkten Ausschluss bei Vorliegen von bereits ein­oder zwei Ausschlusskriterien (Simple Screening) oder mehreren (wertbasierter Ausschluss) Ausschlusskriterien bis hin zum Ausschluss bei Verstoß gegen eine Reihe verschiedener ESG-Kriterien (ethischer Ausschluss) reicht.76 Ähnlich dem Negative Screening ist auch das Normbasierte Screening, welches Anlagetitel hinsichtlich der internationalen Nachhaltigkeitsstandards oder der ESG-Normen überprüft und diese bei Nichtkonformität ausschließt.77

3.1.2.2 ESG-Integration

Unter dem Ansatz der ESG-Integration versteht man den direkten Einbezug von ESG und CSR Risiken und Chancen neben klassischen Finanzparametern, die bei der Anlageentscheidung verwendet werden.78 Die Bewertung des Einflusses von ESG-Themen auf die ökonomische Entwicklung eines Unternehmens hat be­sondere Bedeutung. Ziel dieses Ansatzes ist es, besonders die langfristigen Chancen und Risiken eines Unternehmens zu identifizieren sowie eine korrekte ESG konforme und risikobereinigte Bewertung von Vermögenswerten zu ermög- lichen.79 So soll das Thema Nachhaltigkeit zu einem wesentlichen Teil der Wert­papieranalyse werden.80 Informationen zur richtigen Bewertung lassen sich auf­grund gesetzlicher Anforderungen für öffentlich relevante Unternehmen seit dem 01. Januar 2017 aus deren Nachhaltigkeitsberichten entnehmen.81 Trotzdem kommt es bei der Erkennung solcher langfristigen Zusammenhänge zu Proble­men und zu Fehleinschätzungen.82 Allerdings dürfte eine angemessene Schu­lung von Investmentanalysten und Asset Managern dazu beitragen, Fehleinschätzungen zu minimieren sowie Chancen und Risiken angemessen zu bewerten und zu beurteilen.83

3.1.2.3 Positive Screening

Das Positive Screening stellt das Gegenstück zum Negative Screening dar. Bei diesem Ansatz wird explizit nach Kriterien gefiltert, die eine positive Nachhaltig­keitsperformance eines Unternehmens oder eines Staats bescheinigt. Auch beim Positive Screening kann zwischen verschiedenen Verfahrensstufen unterschie­den werden, die sich je nach angewandter Toleranz beim Auswahlprozess hin­sichtlich der internationalen Nachhaltigkeitsstandards unterscheiden. Das Ver­fahren des Positive Screenings mündet schließlich bei sehr konsequenter Durch­führung im sogenannten Pioneer Screening, welches jedes Unternehmen und alle Staaten auszeichnet, die sich aufgrund ihrer herausragenden Nachhaltig­keitsleistung und/oder ihrer überdurchschnittlichen Innovationsstärke von Kon­kurrenten abheben.84 Alle unterschiedlichen Verfahrensausprägung haben ge­meinsam, dass sichergestellt werden soll, dass der Anteil klimafreundlicher und nachhaltiger Unternehmen im Portfolio bewusst erhöht werden soll.85

Auf dem Positive Screening Ansatz basieren der Best-in-Class Ansatz sowie der Ansatz der Thematischen Investments.86

Der Best-in-Class Ansatz schließt zunächst keine Unternehmen und/oder Staa­ten aus, sondern befasst sich mit der gezielten Bewertung und Einordnung dieser nach den ESG-Kriterien.87 Ziel ist es, eine Rangfolge innerhalb einer Branche oder verschiedener Staaten zu erhalten, die in ihrer Branche oder in ihrem Be­reich führend bei der nachhaltigen Entwicklung sind und hinsichtlich ökologi­scher, sozialer sowie ethischer Aspekte zu den Besten gehören.88 Die Unterneh­men einer Branche, die am nachhaltigsten wirtschaften, sollen somit stärker in die Gewichtung eines Fonds einfließen, wobei hier auch jeder Anbieter, der den Best-in-Class Ansatz bei der Fondszusammenstellung verfolgt, unterschiedliche und individuelle Schwerpunkte setzen kann.89 Ermittelt werden können diese So ist in Japan ein besonders starkes Wachstum von knapp über 300 % in der Periode von 2016-2018 zu verzeichnen. In den USA hat das Wachstum im Ver­gleich zur Vorperiode hingegen nur leicht zugenommen. In den anderen Regio­nen verzeichnen nachhaltige Assets immer noch teils hohe zweistellige Wachs­tumsraten, die allerdings nicht mehr an die der Vorperiode von 2014-2016 her­ankommen.63 Neben dem generellen Wachstum Nachhaltiger Geldanlagen sind zudem in nahezu jeder Region Zuwächse nachhaltiger Anlagen relativ zum ge­samten verwalteten Kapital nachweisbar. Einzig Europa verzeichnet einen Rück­gang der Wachstumsrate von 58,8 % im Jahr 2014 auf 48,8 % im Jahr 2018. Dies lässt sich laut GSIA auf die steigenden regulatorischen Anforderungen an Nach­haltige Geldanlagen zurückführen.64

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Wachstum Nachhaltiger Geldanlagen je Region

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an GSIA (2018), S. 8.

[...]


1 Vgl. Hoffmann u.a. (2004), S. 3.

2 Hoffmann u.a. (2004), S. 6.

3 Vgl. Hoffmann u.a. (2004), S. 6; Bruns/Meyer-Bullerdiek (2020), S. 325.

4 Vgl. Hoffmann u.a. (2004), S. 6.

5 Vgl. Hoffmann u.a. (2004), S. 6.

6 Vgl. Hoffmann u.a. (2004), S. 6.

7 www.forum-ng.org (o.J.).

8 Vgl. www.forum-ng.org (o.J.); Tober (2016), S. 66.

9 Vgl. Bruns/Meyer-Bullerdiek (2020), S. 325.

10 Vgl. www.unpri.org (o.J.)

11 PRI (2016), S. 4

12 Vgl. PRI (2016), S. 3.

13 Vgl. Mayer (2017), S. 28.

14 Vgl. Dierkes (1985), S. 44; Dyllick (2003), S. 236 ff.

15 Vgl. Mayer (2017), S. 7.

16 Vgl. Mayer (2017), S. 7.

17 Vgl. Mayer (2017), S. 28

18 Vgl. Reichert u.a. (2018), S. 11.

19 Vgl. www.redaktion.nachhaltigkeit.info (o.J.).

20 Vgl. www.redaktion.nachhaltigkeit.info (o.J.).

21 Vgl. Loew u.a. (2004), S. 50 f.; www.redaktion.nachhaltigkeit.info (o.J.).

22 Vgl. Henrich (2018), S. 92.

23 Vgl. Henrich (2018), S. 92; www.redaktion.nachhaltigkeit.info (o.J.).

24 Vgl. Henrich (2018), S. 92.

25 Vgl. Reichert u.a. (2018), S. 12.

26 Vgl. Mayer (2017), S. 2.

27 Vgl. Mayer (2017), S. 2; Tober (2016), S. 66.

28 WCED (1987), S. 38.

29 Vgl. Corsten/Roth (2012), S. 1.

30 Vgl. Souren/Wagner (2010), S. 423 ff.

31 Vgl. WCED (1987), S. 38.

32 Vgl. Corsten/Roth (2012), S. 1.

33 Vgl. Mayer (2017), S. 7.

34 Vgl. Mayer (2017), S. 2.

35 Vgl. www.nachhaltiges-investment.org (o.J.).

36 Vgl. www.nachhaltiges-investment.org (o.J.).

37 Vgl. Pinner (2012), S. 46.

38 Vgl. www.nachhaltiges-investment.org (o.J.).

39 Vgl. Pinner (2012), S. 46; www.nachhaltiges-investment.org (o.J.).

40 Vgl. www.nachhaltiges-investment.org (o.J.).

41 Vgl. www.nachhaltiges-investment.org (o.J.).

42 Vgl. Pinner (2012), S. 46.

43 Vgl. www.nachhaltiges-investment.org (o.J.).

44 Vgl. Barthruff (2014), S. 53.

45 Vgl. FNG (2019), S. 47.

46 Vgl. FNG (2019), S. 9

47 Vgl. Eurosif (2018), S. 13; FNG (2012), S. 8.

48 Vgl. Eurosif (2018), S. 12.

49 Vgl. Weber (2013), S. 19.

50 Vgl. FNG (2019), S. 4; Vgl. Gabriel (2007), S. 94.

51 Vgl. FNG (2019), S. 13 f.

52 Vgl. FNG (2019), S. 13 f.

53 Vgl. FNG (2019), S. 4.

54 Vgl. FNG (2019), S. 14.

55 Vgl. Gabriel (2007), S. 94.

56 Vgl. FNG (2019), S. 4.

57 Vgl. FNG (2019), S. 15.

58 Vgl. Gabriel (2007), S. 94; Schäfer/Weber (2014), S. 22

59 Vgl. Gabriel (2007), S. 94.

60 Vgl. FNG (2019), S. 16.

61 Vgl. GSIA (2018), S. 8.

62 Vgl. www.gsi-alliance.org (o.J.).

63 Vgl. www.gsi-alliance.org (o.J.).

64 Vgl. www.gsi-alliance.org (o.J.).

65 Vgl. www.gsi-alliance.org (o.J.).

66 Vgl. GSIA (2018), S. 11 f.

67 Vgl. Cowton (1994), S. 214; FNG (2019), S. 14.

68 Vgl. Lindmayer/Dietz (2017), S. 163 f.

69 Vgl. Mayer (2017), S. 119.

70 Vgl. Schneeweiß (2009), S.131.

71 Vgl. Mayer (2017), S. 128.

72 Vgl. Mayer (2017), S. 121.

73 Vgl. Lindmayer/Dietz (2017), S. 161 f.

74 Vgl. Mayer (2017), S. 121.

75 Vgl. Lindmayer/Dietz (2017), S. 161 f.

76 Vgl. Steiauf (2017), S. 59.

77 Vgl. Schäfer (2014), S. 3.

78 Vgl. Mayer (2017), S. 123.

79 Vgl. Rauter (2020), S. 270.

80 Vgl. FNG (2019), S. 49.

81 Vgl. Lindmayer/Dietz (2017), S. 163.

82 Vgl. Mayer (2017), S. 123.

83 Vgl. Rauter (2020), S. 270.

84 Vgl. Steiauf (2017), S. 60.

85 Vgl. Horster (2020), S. 494.

86 Vgl. Eurosif (2010), S. 9.

87 Vgl. Schäfer (2015), S. 8.

88 Vgl. Steiauf (2017), S. 60.

89 Vgl. Mayer (2017), S. 122.

Ende der Leseprobe aus 101 Seiten

Details

Titel
Nachhaltiges Investieren. Abgrenzung, Strategie und Performancevergleich zur klassischen Geldanlage
Hochschule
Duale Hochschule Baden-Württemberg, Ravensburg, früher: Berufsakademie Ravensburg
Note
2,4
Autor
Jahr
2020
Seiten
101
Katalognummer
V924060
ISBN (eBook)
9783346260956
ISBN (Buch)
9783346260963
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sustainable, Investing, Nachhaltigkeit, Anlage, Benchmark, Performance, Risiko, Analyse, SRI, Social Responsible Investing, CSR, Corporate Social Responsibility, Geldanlage, klassische Geldanlage, ESG, Environment Social Governance, passive Anlage, Rendite, Performancemaße
Arbeit zitieren
Julian Muschal (Autor:in), 2020, Nachhaltiges Investieren. Abgrenzung, Strategie und Performancevergleich zur klassischen Geldanlage, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/924060

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