Soziale Stadt - ein Modell zur dezentralen (Selbst-) Steuerung


Seminararbeit, 2007

15 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Die Ausgangslage

2. Die Modell Idee

3. Die Ziele

4. Die praktische Umsetzung

5. Die Handlungsfelder

6. Die Programmfinanzierung

7. Die Zukunft und Grenzen des Programms

Literaturverzeichnung

Bildverzeichnis

1. Die Ausgangslage

Eine Stadt ist der Lebensraum der Menschen und wird durch sie geprägt. Verändert sich die Gesellschaft und damit die Gewohnheiten der Bewohner, so ändert sich das Erscheinungsbild einer Stadt zeitversetzt mit. Sie ist der Spiegel des kulturellen und sozialen Wandels.

Menschen prägen ihren Lebensraum nach wie vor. Jedoch ist die strukturelle Verteilung, der Arbeitsmarkt, die Gewerbeverteilung, die Attraktivität und das Image mehr und mehr in die Hände weniger Stadtverwalter gefallen. Es wird versucht die komplexe Stadtgestalt genau zu analysieren und Möglichkeiten für eine gute Erneuerung oder Erhaltung zu finden (vgl. Heineberg 1989, S.2). Oft zielen diese Entscheidungen weit an der Sachlage vorbei und sind nicht von Nutzen für die Bevölkerung. So scheint es jedenfalls, denn man hört häufig nur die unzufriedenen Stimmen. Die anderen bleiben stimmlos. Viele Bewohner leben passiv in diesem Lebensraum und überlassen die Gestaltung den Politikern. Diese Gleichgültigkeit scheint vor allem in Deutschland ein derzeitiges Lebensgefühl zu sein.

In der vorliegenden Ausarbeitung wird das Programm ‘Soziale Stadt‘ vorgestellt. Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen hierbei auf der Konzeptidee und ihrer Umsetzung unter Einbeziehung der einzelnen Elemente. Abschließend soll eine Möglichkeiten- Grenzen- Gegenüberstellung die Wichtigkeit oder Nichtigkeit des Projektes zusammenfassen.

Die bisherigen staatlichen Programme können den zunehmenden sozialen und ökonomischen Problemen der Städte nicht mehr entgegen wirken. Die komplexen Probleme erforderten vielmehr neue umfassende Handlungsstrategien, in die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Aspekte integriert werden. Ein Pionierprogramm zur Aufwertung von Siedlungsräumen war bereits ‘Unser Dorf soll schöner werden‘. Das Verantwortungsbewusstsein der Menschen für ihre Umgebung wurde wieder geweckt und mit gestärktem Gemeinschaftssinn gestalteten sie ihre Siedlungen. In diesem kleinen Rahmen hat es funktioniert, doch in größeren Städten herrscht Anonymität und wenig Gefühl der gemeinschaftlichen Verantwortung (vgl. Michel 2005, S. 75).

Die Zukunftsangst vieler Menschen wächst und sie suchen ihr Glück in der Ferne. Vor allem Ostdeutschland hat mit einer enormen Abwanderung von Humankapital zu kämpfen. Zurück bleiben die Menschen die nicht anders können oder wollen. Es strukturieren sich Gewinner- und Verliererräume, in denen die Disparitäten ständig wachsen (vgl. Matthiesen 2004, S. 172). Hauptsächlicher Brennpunkt sind ‘Stadtgebiete mit besonderem Erneuerungsbedarf’, also Gegenden in denen „die selektive Abwanderung von einkommenssicheren Haushalten und das hieran geknüpfte Absinken der ortsgebundenen Kaufkraft zu […] einer Auswanderung des Kapitals und zu einer Minderung der Investments führen. Die Folge: das Veralten und der Verfall des Wohnraumbestandes; ein Down-Grading des (halb-) öffentlichen Raumes und ein Ausdünnen der kommerziellen, kulturellen und sozialen Infrastruktur.“ (geändert nach Herringer 2005, Absatz 4 unter 2.) Die daraus entstehende Ungleichverteilung der verschiedenen sozialen Gruppen über das Stadtgebiet ist ein Prozess, der als soziale Segregation bezeichnet wird. Menschen mit ähnlichen Lebensumständen konzentrieren sich in bestimmten Wohngebieten und prägen sie durch ihre entsprechende Lebensweise (arme und wohlhabende Wohngebiete, Villenviertel, Arbeiterviertel). Das entstehende Erscheinungs- und Nutzungsbild dieser sozialen Milieus ist eindeutig durch Merkmale von anderen abgrenzbar (vgl. Häussermann, Siebel 2004, S. 139).

In der Stadtforschung spielen zunehmend Themen wie Schrumpfungsprozesse, demografischer Wandel, Deindustrialisierung einhergehend mit Arbeitsplatzmangel, Abwanderung usw. eine Rolle. Diese erfordern ein Umdenken in der Stadtplanung und Politik. Doch für das Gelingen einer guten Stadtentwicklung steht an erster Stelle die aktive Teilnahme der Bewohner selbst. Sie müssen in diesem Umfeld leben und zufrieden sein. Sie prägen und wandeln es. Durch die „erhöhte Abnutzung der Gebäude werden die Viertel sozial abgewertet.“ (Zehner 2001, S.187)

Solch eine einseitige Nutzung soll nun durch Pflege und voraus denkender Gestaltung umgewandelt werden. Dies ist zumindest für die meisten Bewohner der ‘Sozialen Städte’ zum Leitgedanken geworden. Hierbei handelt es sich um ein Bund- Länder- Programm, welches 1999 ins Leben gerufen wurde. Das Deutsche Institut für Urbanistik begleitete das Projekt über drei Jahre als betreuendes und beobachtendes Instrument. Zum Jahresbeginn 2007 sind 430 Programmgebiete mit 284 deutschen Städten und Gemeinden involviert (vgl. BMVBS 2007 und Aehnelt 2005, S. 64).

2. Die Modell Idee

Das Programm ‘Soziale Stadt’ ist einer der wichtigsten Bausteine der Städtebauförderung, da eine Vernetzung der lokalen Akteure und Firmen mit der Bevölkerung hergestellt wird. Das Programm strebt die Bündelung aller notwendigen politischen, organisatorischen und finanziellen Ressourcen der Region an. Auf diese Weise tragen alle zur Stadtentwicklung bei und können bei der Gestaltung ihrer Gemeinde aktiv mitwirken. Strukturschwächen der Siedlung sowie des Sozialgeflechtes können von den ansässigen Bewohnern am Besten benannt und abgebaut werden.

Die Programminitiatoren zielen durch eine staatliche Anstoßinvestition die Beteiligung von Privat- oder Firmenmitteln an. Zusätzlich erfolgt eine Anwerbung von europäischen Fördermitteln. All diese Anstrengungen zur Geldlenkung auf die Projekte der beteiligten Gebiete werden als Mittelbündelung bezeichnet.

Jeder Stadtteil kann in das Programm aufgenommen werden, wenn Land und Gemeinde darin übereinstimmen, dass dieses Gebiet besondere Unterstützung benötigt und bereit sind, Zeit und Ideen zu investieren. Den Status ‘Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf’ haben die ausgesuchten Gebiete meist schon seit längerem. Es sind oft Neubaugebiete mit vielen Sozialwohnungen, kleinere Gebiete mit hoher Konzentration an Problemfamilien oder Altbauquartiere, die aus der Abwärtsspirale nicht mehr herauskommen. Diese auf Erfahrung gestützte Auswahl wird mit qualifizierbaren Merkmalen ergänzt, in diesem Fall statistische Zahlen über den Ausländeranteil, die Sozialhilfeempfänger sowie der Arbeitslosenquote. Weiterhin können Angaben zum Wohnungsleerstand, Mängel in der Bausubstanz, unfreundliches Lebensumfeld und vieles mehr herangezogen werden (vgl. Aehnelt, S. 67).

Einzelne Stadtteile und Quartiere sollen durch gemeinsame Ideen wieder aufgewertet werden und somit der ganzen Region oder Stadt einen Anschub zu einer nachhaltigen Entwicklung geben. Organisationen, Fachleute, engagierte Bürger, Geldmittel, Erfahrungen und Ressourcen sollen gebündelt werden. Die Akteure planen, kooperieren und handeln gemeinsam in einer Art Bürgergemeinschaft. Als Programmgrundlage dient der jährlich erscheinende 'Leitfaden zur Ausgestaltung der Gemeinschaftsinitiative 'Soziale Stadt''. Dieser beinhaltet Verwaltungsvereinbarungen zwischen Bund und Ländern sowie Richtlinien und Zwischenevaluierungen zur bisherigen Programmumsetzung.

„Den Menschen in diesen Stadtteilen sollen durch integrierte Handlungskonzepte und gezielte Maßnahmen Chancen eröffnet werden, am Gemeinwesen Stadt teilzuhaben, mitzureden und mitzuhandeln", sagte der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesbauminister, Achim Großmann, in Berlin beim Kongress "Zukunft der Sozialen Stadt" der Bundesarbeitsgemeinschaft Soziale Stadtentwicklung.“ (Großmann 2007)

In der Praxis wirkt dabei ein psychologisches Phänomen, 'Empowerment' genannt, mit. Dies ist ein soziologisches Handlungskonzept und soll laut Norbert Herriger (2005, Absatz 1 unter 1.) "Die Menschen stärken", "Ressourcen zur gelingenden Lebensbewältigung fördern", "individuelle und kollektive Handlungsfähigkeiten 'vor Ort' (weiter-)entwickeln." Wörtlich übersetzt bedeutet das Wort Selbstbemächtigung oder Stärkung der Eigenkräfte (vgl. Weis 1997, S. 171). Die Menschen sollen durch die Aktivierung ihrer eigenen Kräfte und Ideen aktiv ihren Lebensraum nach ihren Bedürfnissen und Interessen gestalten. Dies ermöglicht eine ausgewogene Stadtplanungspolitik, in der Experten und Bewohner zusammen agieren können. Das Meinungsspektrum über mögliche Veränderungen ist somit sehr breit gestreut, da jeder seine Umgebung anders wahrnimmt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Soziale Stadt - ein Modell zur dezentralen (Selbst-) Steuerung
Hochschule
Universität Leipzig  (Institut für Geographie)
Veranstaltung
Mittelseminar Geographische Stadtforschung
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
15
Katalognummer
V92362
ISBN (eBook)
9783638057998
ISBN (Buch)
9783638953443
Dateigröße
555 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Grundlage des Themas bildete das unter anderem in Leipzig auftretende Phänomen der Stadtschrumpfung und der sich daraus ergebenden Probleme hinsichtlich Stadtplanung, Versorgung, Infrastrukuranbindung, Kommunalverwaltung und die psychische Auswirkung auf die Bevölkerung. Das Programm "Soziale Stadt" ist ein Modell, welches unter diesem Aspekt bundesweit gestartet wurde und soll die Identifikation mit der eigenen Stadt und die Selbstbeteiligung der Menschen anregen.
Schlagworte
Soziale, Stadt, Modell, Steuerung, Mittelseminar, Geographische, Stadtforschung
Arbeit zitieren
Annette Köhler (Autor:in), 2007, Soziale Stadt - ein Modell zur dezentralen (Selbst-) Steuerung , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92362

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