Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die mittelalterliche Hanse
2.1. Bedeutung und Definition
2.2. Entstehung und Niedergang der Hanse
2.3. Struktur und Organisation der Hanse
2.4. Kultur der Hanse
3. Handel an der Hanse
3.1. Die Entstehung des hansischen Handelssystems
3.2. Hansischer Handel
3.2.1. Hauptmerkmale
3.2.2. Handelswaren
3.2.3. Zahlungsmittel
3.3. Die hansischen Kaufleute
4. Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1 Übersicht der Handelsverbindungen zur Hansezeit
1. Einleitung
Die hier vorliegende Arbeit soll die im Titel ihren Aufdruck findende grundsätzliche Problemstellung, wie der hansische Handel im Mittelalter entstanden ist, funktionierte und aufgebaut war, behandeln. Die Zielsetzung der Arbeit ist es, anhand von Literatur, einen prägnanten Überblick über die Geschichte der Hanse und deren Handel, von der Frühphase bis zum Ende, aufzuzeigen. Die Arbeit soll Informationen und Wissen über den Zusammenschluss von Kaufleuten und Städten, der den Handel im Gebiet der Nordsee und Ostsee in den Jahrhunderten des Spätmittelalters trug und beherrschte, vermitteln. Auf Grundlage der Literatur soll im ersten Kapitel die mittelalterliche Hanse allgemein erläutert werden. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit dem eigentlichen Schwerpunkt des Themas, dem Handel an der Hanse. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen abschließend in einem Fazit kurz zusammengefasst werden.
2. Die mittelalterliche Hanse
2.1 Bedeutung und Definition
Die Hanse war eine Organisation oder ein Zusammenschluss von niederdeutschen Fernkaufleuten und von rund 70 großen und 100 bis 150 kleinen Städten, in denen diese Kaufleute das Bürgerrecht hatten.1 Das Wort „Hanse“ wird im frühen Mittelalter in der Bedeutung „Schar“ oder „Gruppe“ belegt.2 Einerseits wird dabei auf das Recht des Fernhandels im Ausland verwiesen, der durch Fahrgemeinschaften von Genossen am Zielort betrieben wurde.3 Eine zweite Bedeutung bekam die Hanse in der königlichen Abgabe, die für eine Teilnahme am gemeinschaftlichen Handel gefordert wurde. Drittes Bedeutungsfeld ist das Recht der gemeinsam ausgeführten Handelstätigkeit. Dabei werden die rechtlichen personalen und Tätigkeitsmerkmale von einem Wort abgedeckt.4 Das Recht zum Handel, insbesondere zum Außenhandel, ist mit der angeborenen Ordnung in einer Rechtsgenossenschaft und mit den für Personengemeinschaften erforderlichen Voraussetzungen verbunden. Die Voraussetzungen lauten: „Einverständnis in den ethischen Normen, humanes Verhalten gegenüber Mitgenossen, Opferbereitschaft in der Lebenshaltung“5
2.2 Entstehung und Niedergang der Hanse
Die Entstehung der Hanse war eng mit drei Faktoren verknüpft, welche die strukturgeschichtlichen Voraussetzungen bilden. Der erste war der enorm wachsende Bedarf an Handelsgütern, bedingt durch das seit dem Jahr 1100 angestiegenen Bevölkerungswachstum. Der Zweite, die wirtschaftliche Funktion der Städte als Zentralorte der nichtagrarischen Produktion und des Handels, sowie die Bildung städtischer Gemeinden.6 Der dritte Faktor war die zunehmende Einbeziehung des Ostseeraumes in das west- und mitteleuropäische Handelsnetz.7 Gegen Mitte des 12. Jahrhunderts wurde der Zustrom von Deutschen in den Ostseeraum verstärkt. Begonnen hatte er ein halbes Jahrhundert vorher. Ob die Hanse im Kolonialgebiet des Ostens oder im Zentralgebiet fortgeschrittener nordwesteuropäischer Wirtschaftsentwicklung entstand, ist eine beliebte Frage, die von Spekulationen und Vermutungen nicht ganz freigeblieben ist. Lübeck war mit der Gründung im 13. Jahrhundert unzweifelhaft Protagonist ordnungspolitischer Willensbildung in der Hanse und ist mit der Entstehung sehr eng verknüpft.8 Die Blütezeit erreichte die Hanse Mitte des 14. Jahrhunderts mit der Gründung der Städtehanse durch regionale und überregionale Bündnisse und die Vormachtstellung in Nordeuropa, vor allem im Ostseeraum.9 Als Spätphase oder Niedergang der Hanse gilt die Zeit zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert. Dabei werden verschiedene innere und äußere Ursachen geltend gemacht:10 „Verfall der unternehmerischen Kräfte, krisenträchtige Struktur der bürgerlichen Gesellschaft, Rückständigkeit und Fehlentwicklung der hansischen Wirtschaftspolitik, Ausbildung nationalstaatlicher Wirtschaftssysteme, Merkantilismus, Aufkommen der Territorialherrschaft.“11
2.3 Struktur und Organisation der Hanse
Die Hanse hatte von Beginn an eine schwer systematisierbare Organisationsstruktur. Von der Entstehung an wurden Strukturen nur überwölbt und die Gesamthanse nicht in einem organisationsfreien Raum aufgebaut.12 Der Hanse fehlten skizzierte Bauprinzipien einer Gilde, selbsttragende Institutionen waren nur die Außenhandelskontore und Tagfahrten. Für eine eigens erkennbare Organisation mangelte es der Hanse an einer hierarchischen Ordnung, eigenem Personal, Schiffen, Siegeln, einem Hanse-Eid, verschriftlichten Rechten und Pflichten, einer gemeinsamen Kasse und an gemeinsamem Totengedenken. Alle diese fehlenden Eigenschaften für eine eigenständige Organisation konnten aber durch Verbindungen mit Kaufleuten an Kontorplätzen, durch regionale Bündnisse der Heimatstädte, Genossenschaften und Städtebünde unterstützend genutzt werden. Für Handlungen bediente sich die Hanse also an fremden Organisationsstrukturen. Schwache Hansestrukturen standen starken Strukturen der hansestützenden Institutionen gegenüber. In Krisenzeiten war diese Form von Abhängigkeit von den Institutionen ein Problem, da man keine Befehle erteilen konnte, sondern die stützenden Institutionen überreden musste, Maßnahmen zu ergreifen.13 Die wenigen Ausnahmen, wie ein Siegel zur Zeit der gotländischen Genossenschaft und der Hansetag, das Hauptorgan als oberste Instanz der Gemeinschaft von Städten zur Zeit der Städtehanse, welches über die wichtigsten Angelegenheiten entschied, reichten für eine eigene nennenswerte Struktur und Organisation nicht aus.14
2.4 Kultur der Hanse
Trotz schwacher Organisation und Struktur zerbrach die Hanse nicht, weil die niederdeutschen Händler ein ausgeprägtes Gemeinschaftsbewusstsein hatten.15 Dieses Bewusstsein lässt sich auf Verwandtschaftszusammenhänge zurückführen. Durch die Auswertung von personen- und familienbezogenen Daten wurde von Forschern eine hansetragende Familienverflechtung erkennbar gemacht.16
Die hansischen Städte waren durch ein Netz von Verwandtschaft und Freundschaft verbunden. Dieses soziale Netzwerk war für die Funktionsfähigkeit der Hanse und die politische Organisation wichtig. Weitere kulturelle Bezugspunkte waren die Sprache und Kunst.17 Durch die Verbreitung der Hansebeziehungen kamen verschiedenste Sprachen zusammen, wobei an den hansischen Kontorplätzen die niederdeutsche Sprache ein Hauptkriterium der Hansezugehörigkeit war. Die niederdeutsche Sprache wurde in fast allen nordeuropäischen Ländern verstanden und als internationale Sprache der Handelswelt benutzt.18 Sie war allerdings keine Grenzlinie hansischer Zugehörigkeit. Andere Sprachen kamen zumeist aus Oberdeutschland, der Niederlande, dem Rheinland, Thüringen, Schlesien, Polen und Livland.19 Die lateinische Sprache war in den Jahren des 13. und 14. Jahrhunderts wichtig, weil sie die einzige Sprache war die schriftlich anwendbar war.20 Eine Verbindung von Hanseraum und Kunst entstand durch die Verbreitung von Kunstwerken zu den hansischen Verkehrs- und Kommunikationsbedingungen. Dies galt für intellektuelle, literarische, künstlerische und musikalische Mo- den.21
3. Handel an der Hanse
3.1 Entstehung des hansischen Handelssystems
Das hansische Handelssystem entstand vermutlich, ebenfalls wie die Hanse, mit der Gründung Lübecks. Die Stadt Lübeck erreichte einen raschen Aufstieg und wurde später eine Art Hauptstadt ohne Staat.22 Die Bewohner Lübecks begannen Schiffe zu bauen, die den Kaufleuten erlaubten nach Gotland und Russland zu fahren. Wenige Jahre nach dem Bau der ersten Schiffe begann man mit dem Bau der typischen Schiffe der Hanseflotte, den Koggen. Die Kogge kam den Bedürfnissen des Handels und der Kolonisation durch den breit bauchigen Rumpf und die Handlichkeit nach.23 Zur Voraussetzung des Handels im Ostseeraum gehörte im 12. Jahrhundert ein gutes Verständnis mit den Gotländern. Durch eine Schwurgemeinschaft wurde Frieden geschlossen und somit der Handel in Gotland ermöglicht. Der gegründeten Genossenschaft der Gotland besuchenden Deutschen gehörten auch lübische, westfälische und sächsische Städte an.24 Zu Beginn war die Insel Gotland, mit der Hauptstadt Visby, der eigentliche Tätigkeitsplatz der angehörigen Genossen. Mit der Zeit folgten die Mitglieder den Skandinaviern in die Küstenländer der Ostsee und Nordsee und trieben dort Handel, gründeten Niederlassungen, erlangten Privilegien und schlossen Handelsverträge mit Fürsten, die das Siegel der neuen Genossenschaft trugen.25 Eine der bedeutenden Niederlassungen war Nowgorod in Russland, das sich damals im Aufstieg befand und ein großer Markt für Ostwaren war.26 Erreicht wurde die Stadt, die nicht direkt an der Ostseeküste lag, über den Fluss Neva und den Ladogasee, mithilfe von kleineren Schiffen. Weitere Ziele der Händler, die immer auf den Wegen der Skandinavier fuhren, waren die baltischen Länder und darüber hinaus die Düna aufwärts, bis zu den russischen Märkten von Polock, Vitebsk und Smolensk. Da Teile dieser Länder noch einer anderen Religion nachgingen, wurde der Handel dort erschwert. Das Vordringen in neue Länder war also zugleich mit der Bekehrung, Eroberung und Gründung neuer Städte verbunden. Eine der neu gegründeten Städte war die Stadt Riga. Riga war in den Augen deutscher Kaufleute ein Hauptknotenpunkt für den Handel im russischen Raum der oberen Düna. Die Kaufleute vermittelten somit über Nowgorod und über den Dünahandel einen großen Teil der orientalischen Waren in die Wirtschaftszentren des nordwestlichen Europa.27 An der südlichen Ostseeküste begannen Kaufleute sich noch in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts festzusetzen. Zuerst in Siedlungen die nah an bereits bestehenden Seehandelsplätzen angelegt wurden und diese bald überflügelten.28 Die Tätigkeit der Genossenschaft und der Kaufleute war zuerst und vor allem auf Russland ausgerichtet. Im 13. und 14. Jahrhundert wurde der Zustrom aber nach Skandinavien ausgedehnt. Zwischen Lübeck und Schweden wurde schon fast seit Gründung der Hanse Handel betrieben. Die Deutschen hatten dort großen Einfluss auf das Handwerk, den Handel und infolgedessen auf die Stadtverwaltungen.29 Dänemark blieb für die Hanse ein eher zweitrangiges Ziel, weil dort kaum etwas anderes als Vieh eingekauft werden konnte. In Norwegen begann man mit dem Handel bereits Ende des 12. Jahrhunderts. Norwegen, mit dem lebhaften Hafen in Bergen, war - vor allem aufgrund von Hungersnöten - von der Lebensmittelversorgung Norddeutschlands abhängig. Zudem besaßen sie keine Schiffe die den Transport von schweren Gütern in ausreichendem Maße gewährleisteten. Mit Beginn des 13. Jahrhunderts wurde das Vordringen der Kaufleute auch in der Nordsee, nach England und den heutigen Beneluxländern, festgestellt. Es nahm in diesem Gebiet aber nicht wie im Osten und im Norden den Charakter einer starken Einwanderung und Kolonisation an. Vielmehr blieb es im gänzlich wirtschaftlichen Rahmen. Gruppen von Kaufleuten knüpften mit den englischen Häfen und Brügge immer umfangreichere Beziehungen. In wenig mehr als einem Jahrhundert hatte sich der komplette Handel in den Meeren Nordeuropas entwickelt. Die Deutschen verdrängten ihre Konkurrenten aus der Ostsee und der Nordsee und erlangten wichtige Privilegien, die ihrem Handel neuen Auftrieb gaben. Mit diesem Auftrieb wurde die Aufgabenbewältigung - Aufgaben wurden immer umfangreicher je mehr sich die Tätigkeiten ausweiteten - für eine einfache Gruppe von Wanderkaufleuten schwierig. Für den Schutz der Genossenschaft angehörigen Kaufleute konnte die Genossenschaft nicht mehr sorgen und der Niedergang der gotländischen Genossenschaft begann.30
[...]
1 Vgl. Hammel-Kiesow, R. (2008) S. 10
2 Vgl. Stoob, H. (1995) S. 143
3 Vgl. Friedland, K. (1991) S. 21
4 Vgl. Hammel-Kiesow, R. (2008) S. 26
5 Vgl. Friedland, K. (1991) S. 26
6 Vgl. Pichierri, A. (2000) S. 20
7 Vgl. Hammel-Kiesow, R. (2008) S. 10
8 Vgl. Friedland, K. (1991) S. 108
9 Vgl. Dollinger, P. (1998) S. 89
10 Vgl. Friedland, K. (1991) S .176
11 Friedland, K. (1991) S .176
12 Vgl. Pichierri, A. (2000) S. 65 f.
13 Vgl. Selzer, S. (2010) S. 52 ff.
14 Vgl. Dollinger, P. (1998) S. 142
15 Vgl.Trommsdorff, V. (2006) S. 27 f.
16 Vgl. Selzer, S. (2010) S. 81 f.
17 Vgl. Selzer, S. (2010) S. 84 f.
18 Vgl. Friedland, K. (1991) S. 166
19 Vgl. Selzer, S. (2010) S. 85
20 Vgl. Pichierri, A. (2000) S. 50
21 Vgl. Selzer, S. (2010) S. 87
22 Vgl. Pichierri, A. (2000) S. 66
23 Vgl. Pichierri, A. (2000) S. 21
24 Vgl. Niemann, H. (2009) S. 22
25 Vgl. Pichierri, A. (2000) S. 22
26 Vgl. Angermann, N., Friedland, K. (2002) S. 3
27 Vgl. Hammel-Kiesow, R. (2008) S. 32
28 Vgl. Hammel-Kiesow, R. (2008) S. 32
29 Vgl. Dollinger, P. (1998) S. 57
30 Vgl. Dollinger, P. (1998) S 65
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- Anonym, 2013, Handel im Mittelalter. Handel zur Zeit der Hanse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/923275
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