Handel im Mittelalter. Handel zur Zeit der Hanse


Hausarbeit, 2013

16 Seiten, Note: 2,0

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die mittelalterliche Hanse
2.1. Bedeutung und Definition
2.2. Entstehung und Niedergang der Hanse
2.3. Struktur und Organisation der Hanse
2.4. Kultur der Hanse

3. Handel an der Hanse
3.1. Die Entstehung des hansischen Handelssystems
3.2. Hansischer Handel
3.2.1. Hauptmerkmale
3.2.2. Handelswaren
3.2.3. Zahlungsmittel
3.3. Die hansischen Kaufleute

4. Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1 Übersicht der Handelsverbindungen zur Hansezeit

1. Einleitung

Die hier vorliegende Arbeit soll die im Titel ihren Aufdruck findende grundsätzliche Problemstellung, wie der hansische Handel im Mittelalter entstanden ist, funktionierte und aufgebaut war, behandeln. Die Zielsetzung der Arbeit ist es, anhand von Literatur, einen prägnanten Überblick über die Geschichte der Hanse und deren Handel, von der Frühphase bis zum Ende, aufzuzeigen. Die Arbeit soll Informationen und Wissen über den Zusammenschluss von Kaufleuten und Städten, der den Handel im Gebiet der Nordsee und Ostsee in den Jahrhunderten des Spätmittelalters trug und beherrschte, vermitteln. Auf Grundlage der Literatur soll im ersten Kapitel die mittelalterliche Han­se allgemein erläutert werden. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit dem eigentlichen Schwerpunkt des Themas, dem Handel an der Hanse. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen abschließend in einem Fazit kurz zusammengefasst werden.

2. Die mittelalterliche Hanse

2.1 Bedeutung und Definition

Die Hanse war eine Organisation oder ein Zusammenschluss von niederdeutschen Fernkaufleuten und von rund 70 großen und 100 bis 150 kleinen Städten, in denen diese Kaufleute das Bürgerrecht hatten.1 Das Wort „Hanse“ wird im frühen Mittelalter in der Bedeutung „Schar“ oder „Gruppe“ belegt.2 Einerseits wird dabei auf das Recht des Fernhandels im Ausland verwiesen, der durch Fahrgemeinschaften von Genossen am Zielort betrieben wurde.3 Eine zweite Bedeutung bekam die Hanse in der königlichen Abgabe, die für eine Teilnahme am gemeinschaftlichen Handel gefordert wurde. Drittes Bedeutungsfeld ist das Recht der gemeinsam ausgeführten Handelstätigkeit. Dabei wer­den die rechtlichen personalen und Tätigkeitsmerkmale von einem Wort abgedeckt.4 Das Recht zum Handel, insbesondere zum Außenhandel, ist mit der angeborenen Ord­nung in einer Rechtsgenossenschaft und mit den für Personengemeinschaften erforderli­chen Voraussetzungen verbunden. Die Voraussetzungen lauten: „Einverständnis in den ethischen Normen, humanes Verhalten gegenüber Mitgenossen, Opferbereitschaft in der Lebenshaltung“5

2.2 Entstehung und Niedergang der Hanse

Die Entstehung der Hanse war eng mit drei Faktoren verknüpft, welche die strukturge­schichtlichen Voraussetzungen bilden. Der erste war der enorm wachsende Bedarf an Handelsgütern, bedingt durch das seit dem Jahr 1100 angestiegenen Bevölkerungs­wachstum. Der Zweite, die wirtschaftliche Funktion der Städte als Zentralorte der nicht­agrarischen Produktion und des Handels, sowie die Bildung städtischer Gemeinden.6 Der dritte Faktor war die zunehmende Einbeziehung des Ostseeraumes in das west- und mitteleuropäische Handelsnetz.7 Gegen Mitte des 12. Jahrhunderts wurde der Zustrom von Deutschen in den Ostseeraum verstärkt. Begonnen hatte er ein halbes Jahrhundert vorher. Ob die Hanse im Kolonialgebiet des Ostens oder im Zentralgebiet fortgeschrit­tener nordwesteuropäischer Wirtschaftsentwicklung entstand, ist eine beliebte Frage, die von Spekulationen und Vermutungen nicht ganz freigeblieben ist. Lübeck war mit der Gründung im 13. Jahrhundert unzweifelhaft Protagonist ordnungspolitischer Willens­bildung in der Hanse und ist mit der Entstehung sehr eng verknüpft.8 Die Blütezeit er­reichte die Hanse Mitte des 14. Jahrhunderts mit der Gründung der Städtehanse durch regionale und überregionale Bündnisse und die Vormachtstellung in Nordeuropa, vor allem im Ostseeraum.9 Als Spätphase oder Niedergang der Hanse gilt die Zeit zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert. Dabei werden verschiedene innere und äußere Ursachen geltend gemacht:10 „Verfall der unternehmerischen Kräfte, krisenträchtige Struktur der bürgerlichen Gesellschaft, Rückständigkeit und Fehlentwicklung der hansischen Wirt­schaftspolitik, Ausbildung nationalstaatlicher Wirtschaftssysteme, Merkantilismus, Aufkommen der Territorialherrschaft.“11

2.3 Struktur und Organisation der Hanse

Die Hanse hatte von Beginn an eine schwer systematisierbare Organisationsstruktur. Von der Entstehung an wurden Strukturen nur überwölbt und die Gesamthanse nicht in einem organisationsfreien Raum aufgebaut.12 Der Hanse fehlten skizzierte Bauprinzi­pien einer Gilde, selbsttragende Institutionen waren nur die Außenhandelskontore und Tagfahrten. Für eine eigens erkennbare Organisation mangelte es der Hanse an einer hierarchischen Ordnung, eigenem Personal, Schiffen, Siegeln, einem Hanse-Eid, ver­schriftlichten Rechten und Pflichten, einer gemeinsamen Kasse und an gemeinsamem Totengedenken. Alle diese fehlenden Eigenschaften für eine eigenständige Organisation konnten aber durch Verbindungen mit Kaufleuten an Kontorplätzen, durch regionale Bündnisse der Heimatstädte, Genossenschaften und Städtebünde unterstützend genutzt werden. Für Handlungen bediente sich die Hanse also an fremden Organisationsstruktu­ren. Schwache Hansestrukturen standen starken Strukturen der hansestützenden Institu­tionen gegenüber. In Krisenzeiten war diese Form von Abhängigkeit von den Institutio­nen ein Problem, da man keine Befehle erteilen konnte, sondern die stützenden Institu­tionen überreden musste, Maßnahmen zu ergreifen.13 Die wenigen Ausnahmen, wie ein Siegel zur Zeit der gotländischen Genossenschaft und der Hansetag, das Hauptorgan als oberste Instanz der Gemeinschaft von Städten zur Zeit der Städtehanse, welches über die wichtigsten Angelegenheiten entschied, reichten für eine eigene nennenswerte Struktur und Organisation nicht aus.14

2.4 Kultur der Hanse

Trotz schwacher Organisation und Struktur zerbrach die Hanse nicht, weil die nieder­deutschen Händler ein ausgeprägtes Gemeinschaftsbewusstsein hatten.15 Dieses Be­wusstsein lässt sich auf Verwandtschaftszusammenhänge zurückführen. Durch die Auswertung von personen- und familienbezogenen Daten wurde von Forschern eine hansetragende Familienverflechtung erkennbar gemacht.16

Die hansischen Städte waren durch ein Netz von Verwandtschaft und Freundschaft ver­bunden. Dieses soziale Netzwerk war für die Funktionsfähigkeit der Hanse und die politische Organisation wichtig. Weitere kulturelle Bezugspunkte waren die Sprache und Kunst.17 Durch die Verbreitung der Hansebeziehungen kamen verschiedenste Spra­chen zusammen, wobei an den hansischen Kontorplätzen die niederdeutsche Sprache ein Hauptkriterium der Hansezugehörigkeit war. Die niederdeutsche Sprache wurde in fast allen nordeuropäischen Ländern verstanden und als internationale Sprache der Han­delswelt benutzt.18 Sie war allerdings keine Grenzlinie hansischer Zugehörigkeit. Ande­re Sprachen kamen zumeist aus Oberdeutschland, der Niederlande, dem Rheinland, Thüringen, Schlesien, Polen und Livland.19 Die lateinische Sprache war in den Jahren des 13. und 14. Jahrhunderts wichtig, weil sie die einzige Sprache war die schriftlich anwendbar war.20 Eine Verbindung von Hanseraum und Kunst entstand durch die Ver­breitung von Kunstwerken zu den hansischen Verkehrs- und Kommunikationsbedin­gungen. Dies galt für intellektuelle, literarische, künstlerische und musikalische Mo- den.21

3. Handel an der Hanse

3.1 Entstehung des hansischen Handelssystems

Das hansische Handelssystem entstand vermutlich, ebenfalls wie die Hanse, mit der Gründung Lübecks. Die Stadt Lübeck erreichte einen raschen Aufstieg und wurde spä­ter eine Art Hauptstadt ohne Staat.22 Die Bewohner Lübecks begannen Schiffe zu bau­en, die den Kaufleuten erlaubten nach Gotland und Russland zu fahren. Wenige Jahre nach dem Bau der ersten Schiffe begann man mit dem Bau der typischen Schiffe der Hanseflotte, den Koggen. Die Kogge kam den Bedürfnissen des Handels und der Kolo­nisation durch den breit bauchigen Rumpf und die Handlichkeit nach.23 Zur Vorausset­zung des Handels im Ostseeraum gehörte im 12. Jahrhundert ein gutes Verständnis mit den Gotländern. Durch eine Schwurgemeinschaft wurde Frieden geschlossen und somit der Handel in Gotland ermöglicht. Der gegründeten Genossenschaft der Gotland besu­chenden Deutschen gehörten auch lübische, westfälische und sächsische Städte an.24 Zu Beginn war die Insel Gotland, mit der Hauptstadt Visby, der eigentliche Tätigkeitsplatz der angehörigen Genossen. Mit der Zeit folgten die Mitglieder den Skandinaviern in die Küstenländer der Ostsee und Nordsee und trieben dort Handel, gründeten Niederlassun­gen, erlangten Privilegien und schlossen Handelsverträge mit Fürsten, die das Siegel der neuen Genossenschaft trugen.25 Eine der bedeutenden Niederlassungen war Nowgorod in Russland, das sich damals im Aufstieg befand und ein großer Markt für Ostwaren war.26 Erreicht wurde die Stadt, die nicht direkt an der Ostseeküste lag, über den Fluss Neva und den Ladogasee, mithilfe von kleineren Schiffen. Weitere Ziele der Händler, die immer auf den Wegen der Skandinavier fuhren, waren die baltischen Länder und darüber hinaus die Düna aufwärts, bis zu den russischen Märkten von Polock, Vitebsk und Smolensk. Da Teile dieser Länder noch einer anderen Religion nachgingen, wurde der Handel dort erschwert. Das Vordringen in neue Länder war also zugleich mit der Bekehrung, Eroberung und Gründung neuer Städte verbunden. Eine der neu gegründe­ten Städte war die Stadt Riga. Riga war in den Augen deutscher Kaufleute ein Haupt­knotenpunkt für den Handel im russischen Raum der oberen Düna. Die Kaufleute ver­mittelten somit über Nowgorod und über den Dünahandel einen großen Teil der orienta­lischen Waren in die Wirtschaftszentren des nordwestlichen Europa.27 An der südlichen Ostseeküste begannen Kaufleute sich noch in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts festzusetzen. Zuerst in Siedlungen die nah an bereits bestehenden Seehandelsplätzen angelegt wurden und diese bald überflügelten.28 Die Tätigkeit der Genossenschaft und der Kaufleute war zuerst und vor allem auf Russland ausgerichtet. Im 13. und 14. Jahr­hundert wurde der Zustrom aber nach Skandinavien ausgedehnt. Zwischen Lübeck und Schweden wurde schon fast seit Gründung der Hanse Handel betrieben. Die Deutschen hatten dort großen Einfluss auf das Handwerk, den Handel und infolgedessen auf die Stadtverwaltungen.29 Dänemark blieb für die Hanse ein eher zweitrangiges Ziel, weil dort kaum etwas anderes als Vieh eingekauft werden konnte. In Norwegen begann man mit dem Handel bereits Ende des 12. Jahrhunderts. Norwegen, mit dem lebhaften Hafen in Bergen, war - vor allem aufgrund von Hungersnöten - von der Lebensmittelversor­gung Norddeutschlands abhängig. Zudem besaßen sie keine Schiffe die den Transport von schweren Gütern in ausreichendem Maße gewährleisteten. Mit Beginn des 13. Jahrhunderts wurde das Vordringen der Kaufleute auch in der Nordsee, nach England und den heutigen Beneluxländern, festgestellt. Es nahm in diesem Gebiet aber nicht wie im Osten und im Norden den Charakter einer starken Einwanderung und Kolonisation an. Vielmehr blieb es im gänzlich wirtschaftlichen Rahmen. Gruppen von Kaufleuten knüpften mit den englischen Häfen und Brügge immer umfangreichere Beziehungen. In wenig mehr als einem Jahrhundert hatte sich der komplette Handel in den Meeren Nordeuropas entwickelt. Die Deutschen verdrängten ihre Konkurrenten aus der Ostsee und der Nordsee und erlangten wichtige Privilegien, die ihrem Handel neuen Auftrieb gaben. Mit diesem Auftrieb wurde die Aufgabenbewältigung - Aufgaben wurden immer umfangreicher je mehr sich die Tätigkeiten ausweiteten - für eine einfache Gruppe von Wanderkaufleuten schwierig. Für den Schutz der Genossenschaft angehörigen Kaufleu­te konnte die Genossenschaft nicht mehr sorgen und der Niedergang der gotländischen Genossenschaft begann.30

[...]


1 Vgl. Hammel-Kiesow, R. (2008) S. 10

2 Vgl. Stoob, H. (1995) S. 143

3 Vgl. Friedland, K. (1991) S. 21

4 Vgl. Hammel-Kiesow, R. (2008) S. 26

5 Vgl. Friedland, K. (1991) S. 26

6 Vgl. Pichierri, A. (2000) S. 20

7 Vgl. Hammel-Kiesow, R. (2008) S. 10

8 Vgl. Friedland, K. (1991) S. 108

9 Vgl. Dollinger, P. (1998) S. 89

10 Vgl. Friedland, K. (1991) S .176

11 Friedland, K. (1991) S .176

12 Vgl. Pichierri, A. (2000) S. 65 f.

13 Vgl. Selzer, S. (2010) S. 52 ff.

14 Vgl. Dollinger, P. (1998) S. 142

15 Vgl.Trommsdorff, V. (2006) S. 27 f.

16 Vgl. Selzer, S. (2010) S. 81 f.

17 Vgl. Selzer, S. (2010) S. 84 f.

18 Vgl. Friedland, K. (1991) S. 166

19 Vgl. Selzer, S. (2010) S. 85

20 Vgl. Pichierri, A. (2000) S. 50

21 Vgl. Selzer, S. (2010) S. 87

22 Vgl. Pichierri, A. (2000) S. 66

23 Vgl. Pichierri, A. (2000) S. 21

24 Vgl. Niemann, H. (2009) S. 22

25 Vgl. Pichierri, A. (2000) S. 22

26 Vgl. Angermann, N., Friedland, K. (2002) S. 3

27 Vgl. Hammel-Kiesow, R. (2008) S. 32

28 Vgl. Hammel-Kiesow, R. (2008) S. 32

29 Vgl. Dollinger, P. (1998) S. 57

30 Vgl. Dollinger, P. (1998) S 65

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Handel im Mittelalter. Handel zur Zeit der Hanse
Hochschule
Fachhochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige GmbH, Hochschulstudienzentrum Duisburg
Note
2,0
Jahr
2013
Seiten
16
Katalognummer
V923275
ISBN (eBook)
9783346249784
ISBN (Buch)
9783346249791
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Handel, Hanse, Mittelalter, BWL
Arbeit zitieren
Anonym, 2013, Handel im Mittelalter. Handel zur Zeit der Hanse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/923275

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