Strukturen und Wirkungen von Bildungsmaßnahmen für sozial benachteiligte Jugendliche - Eine Langzeitevaluation am Beispiel der Maßnahme "Wege zur Arbeit"


Diplomarbeit, 2002

80 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abstract

Vorwort

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Ausgangssituation

2 Jugend und Bildung
2.1 Bildungsmaßnahmen für Jugendliche
2.2 Soziale Benachteiligung
2.3 Formen sozialer Benachteiligung
2.4 Strukturen von Bildungsmaßnahmen
2.5 Notwendigkeit und Wirkungen von Maßnahmen für Jugendliche

3 Sofortprogramm der Bundesregierung zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit – Ausbildung, Qualifizierung und Beschäftigung Jugendlicher

4 Beschreibung der Maßnahme „Wege zur Arbeit für sozial benachteiligte Jugendliche“ im Landkreis Ludwigslust
4.1 Maßnahmevoraussetzungen
4.2 Verlauf der Maßnahme
4.2.1 Abschnitt 1
4.2.2 Abschnitt 2

5 Forschungsmethodik
5.1 Inhaltsanalyse
5.1.1 Definition
5.1.2 Anwendungsgebiete und Vorgehen bei der Inhaltsanalyse
5.2 Befragung
5.2.1 Formen der Befragung
5.2.2 Telefoninterview
5.2.3 Befragung mit Fragebögen
5.2.4 Funktion und Aufbau des Fragebogens

6 Forschungsergebnisse
6.1 Darstellung des Forschungsstandes zum Sofortprogramm der Bundesregierung zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit
6.1.1 Vorbemerkungen zum Ziel der Untersuchung
6.1.2 Methodik der Untersuchungen
6.1.3 Zwischenergebnisse aus der Untersuchung
6.1.3.1 Maßnahmen der Arbeitsämter zur Schaffung zusätzlicher Ausbildungsplätze
6.1.3.2 Maßnahmen der Träger zur Schaffung zusätzlicher Ausbildungsplätze
6.1.3.3 Maßnahmen zur Vermittlung von Benachteiligten
6.1.3.4 Empfehlungen des BIBB
6.2 Langzeitevaluation der Maßnahme „Wege zur Arbeit für sozial benachteiligte Jugendliche“
6.2.1 Auswertung der Eintrittsdaten
6.2.2 Analyse der Erfolgsquote
6.2.3 Auswertung des Telefoninterviews
6.2.4 Vergleichende Betrachtung der Ergebnisse

7 Resümee

Literaturverzeichnis

Anhang

Abstract

Bei der Betrachtung der Jugendarbeitslosigkeit fällt die Gruppe der sozial benachteiligten jungen Menschen besonders ins Gewicht. Ohne Hilfen sind die meisten dieser Jugendlichen, auf Grund ihrer Defizite, nicht in der Lage sich auf dem Ausbildungsstellen- oder Arbeitsmarkt zu etablieren. Eine Form von Hilfe, die für diese Jugendlichen angeboten wird, sind Bildungsmaßnahmen, in denen sie auf die Ausbildung oder den allgemeinen Arbeitsmarkt vorbereitet werden. Hierzu gehören das Sofortprogramm der Bundesregierung zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit und das Projekt „Wege zur Arbeit für sozial benachteiligte Jugendliche“ des Landkreises Ludwigslust. Im Rahmen der Arbeit werden diese beiden Maßnahmen analysiert.

Insbesondere wird hierbei darauf eingegangen, inwieweit die Maßnahmen zur Senkung der Jugendarbeitslosigkeit beigetragen haben. Ebenso wird betrachtet, welche Erfolge durch die Maßnahmen in Bezug auf die persönliche Stabilisierung der Teilnehmer erreicht werden konnten. Hauptschwerpunkte der Betrachtung waren in diesem Zusammenhang die Veränderung der Wohnsituation, der Drogenkonsum, die Verbesserung von Schulabschlüssen und die erfolgreiche Beendigung einer Ausbildung. Dazu wurden die Teilnehmer des Projektes in Ludwigslust 4 Jahre nach Beendigung der Maßnahme telefonisch befragt. Die in der Umfrage erhobenen Daten wurden aufgearbeitet, analysiert und mit bereits vorhandenen Daten verglichen.

Im Rahmen des Jugendsofortprogramms bezog die Ergebnisanalyse auf den Artikel 2. Für diese Auswertung wurden bereits vorliegende Daten des Bundesinstituts für berufliche Bildung genutzt.

Beide Bildungsmaßnahmen verfolgten die gleichen Ziele. Durch sie sollten zusätzliche Ausbildungsstellen und Arbeitsplätze für Jugendliche geschaffen werden, um damit einen Beitrag zur Senkung der Jugendarbeitslosigkeit zu leisten.

Vorwort

Hiermit möchte ich mich bei der Firma team power GmbH (ehemals top-Schulung) für die Zusammenarbeit bedanken. Trotz der Tatsache, dass alle Unterlagen der Maßnahme „Wege zur Arbeit für sozial benachteiligte Jugendliche“ an das Sozialministerium Mecklenburg/Vorpommern übergeben werden mussten, konnten sich noch einige verwertbare Daten finden, die mir für die Arbeit zur Verfügung gestellt wurden.

Zusätzlich möchte ich erwähnen, dass ich selbst in dem Projekt als Betreuerin/Dozentin gearbeitet habe. Für die letzten 6 Monate war ich in der Maßnahme als Projektleiterin tätig. So konnte ich nicht nur meine noch vorhandenen Unterlagen nutzen, sondern auch die während meiner Tätigkeit gemachten Erfahrungen in die Arbeit einbringen.

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Abschnitte der Maßnahme

Abbildung 2: Grad der Zusätzlichkeit von Ausbildungsplätzen

Abbildung 3: Maßnahmeergebnisse

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 : Vergleich der Datenauswertung

1 Ausgangssituation

Die Jugend ist die Zukunft unserer Gesellschaft. Das ist eine oft gehörte, gesagte und gelesene Aussage. Diese sollte von Politik und Gesellschaft ernst genommen werden. Es ist ein großer Einsatz von Ideen und Investitionen notwendig, um der Jugend auch die Chance zu geben, die Zukunft zu sein.

Nicht alle jungen Menschen haben die gleichen Voraussetzungen, ihr Leben selbstständig nach ihren Wünschen und Vorstellungen zu gestalten. Einige von ihnen benötigen Hilfe und Unterstützung auf ihrem Lebensweg. Diese Hilfe beginnt meist schon in der Schule. Später brauchen sie die Unterstützung, um eine Ausbildung aufnehmen und erfolgreich beenden zu können. Um dies zu ermöglichen, gibt es in der Bundesrepublik Deutschland vielfältige Fördermöglichkeiten. Trotz dieser vom Staat angebotenen Hilfen schaffen nicht alle Jugendlichen den Einstieg ins Arbeits- und Berufsleben. In solchen Fällen kommen Förderprogramme von Bund, Ländern und der Europäischen Union zum Einsatz. Beispiele dafür sind das Projekt „Wege zur Arbeit“ für benachteiligte Jugendliche im Landkreis Ludwigslust und das Sofortprogramm der Bundesregierung zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit. Beide Maßnahmen haben das Ziel, die Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland zu senken.

Im September 2002 hatte Deutschland eine Jugendarbeitslosenquote von 9,9% (Jugendliche unter 25 Jahren).[1]

Die Ursachen dafür werden vorrangig im Rückgang von Ausbildungsplätzen, der Bürokratie im Ausbildungswesen, der Kostenbelastung für Ausbildungsbetriebe sowie der Vernachlässigung der Hauptschulabschlüsse bei den Angeboten von Ausbildungsplätzen gesehen. Oft werden höhere Bildungsabschlüsse für die Aufnahme einer Ausbildung gefordert, obwohl diese für die entsprechende Ausbildung nicht notwendig wären.

Nicht ohne Berücksichtigung sollten auch die Folgen von Jugendarbeitslosigkeit bleiben. Die jungen Menschen werden im Laufe der Zeit unzufrieden und übertragen diese Unzufriedenheit auch in die Familien, was dort zu Problemen führt. Auf Grund der zusätzlichen finanziellen Probleme, sehen einige Jugendliche nur den Weg in die Kriminalität, um ihre Wünsche zu erfüllen oder mit anderen besser situierten Jugendlichen mithalten zu können. Wenn Jugendliche sehr lange ohne Arbeit oder Ausbildung sind, kann das auch zu Störungen in der Persönlichkeitsentwicklung führen. Durch den Zustand der Langzeitarbeitslosigkeit erleiden die jungen Menschen oft einen Prestigeverlust in ihrem sozialen Umfeld. Diese Probleme zu verhindern, ist Aufgabe der Bundesregierung. Ziel sollte es sein, dass alle Jugendlichen nach Abschluss der Schule einen Ausbildungsplatz erhalten.

Die Verringerung der Jugendarbeitslosigkeit ist also eine wichtige Aufgabe, egal ob mit kleinen, kaum sichtbaren, oder mit großen, sich in der Statistik wiederspiegelnden Erfolgen. Auch kleine Erfolge machen Sinn. Oft sind es die kleinen Erfolge, die die großen nach sich ziehen. Wenn die Jugendlichen merken, dass sie in der Lage sind, etwas zu schaffen, also Erfolge verzeichnen können, sind sie auch bereit, sich an die großen Aufgaben des Lebens zu wagen. Dafür brauchen sie Unterstützung. Diese sollte die Bundesregierung auch weiterhin mit der Bereitstellung von Mitteln für Förderprogramme zur Verfügung stellen. Nur mit dieser Hilfe haben auch benachteiligte Jugendliche Chancen und Perspektiven für die Zukunft.

In dieser Arbeit werden zwei Förderprogrammen besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Zum einem dem Projekt „Wege zur Arbeit“ für benachteiligte Jugendliche im Landkreis Ludwigslust und dem Jugendsofortprogramm (Jusopro) der Bundesregierung zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit. Wobei im Rahmen des Jugendsofortprogramms der Artikel 2 im Vordergrund der Betrachtung steht, da er in etwa die gleichen Ziele verfolgt, wie das Projekt in Ludwigslust, nämlich die zusätzliche Schaffung von Ausbildungsplätzen.

2 Jugend und Bildung

2.1 Bildungsmaßnahmen für Jugendliche

Nach Beendigung der Schulpflicht stehen für Jugendliche, die eine Berufsausbildung aufnehmen wollten und keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, eine Fülle von Maßnahmen zur Verfügung. Dazu zählen die Berufsvorbereitungsmaßnahmen, Jugendwerkstätten, Ausbildungseinrichtungen der Jugendhilfe, Freiwilliges Soziales/Ökologisches Jahr (FSJ, FÖJ), Arbeit/Ausbildung statt Sozialhilfe nach dem Bundessozialhilfegesetz (BSHG), Programme der Länder zur Qualifikation oder Eingliederung auf dem Arbeitsmarkt, das „Sofortprogramm“ der Bundesregierung, die Vermittlungsoffensive der Bundesanstalt für Arbeit „Jobs für Junge – Junge für Jobs“ sowie berufsausbildungsvorbereitende Maßnahmen und Maßnahmen der Berufsausbildung für Benachteiligte durch die Bundesanstalt für Arbeit nach §§ 240 ff Sozialbesetzbuch III (SGB III).

Die Programme der Länder werden in der Regel durch den Bund oder den Europäischen Sozialfond (ESF) kofinanziert.

Bei der Durchführung von Bildungsmaßnahmen muss auf eine bedarfsgerechte Qualifizierung geachtet werden. Die Inhalte der Maßnahmen müssen auf die Anforderungen der Teilnehmer und Teilnehmerinnen (in der Arbeit wird nur noch der Begriff Teilnehmer verwendet, es sind damit beide Geschlechter angesprochen) und die Interessen der Betriebe zugeschnitten und regelmäßig aktualisiert werden. Durch die Maßnahmen soll dauerhafte Beschäftigung gesichert werden. Dazu muss die wirtschaftliche Situation der Region, in der die Maßnahme durchgeführt werden soll, Beachtung finden. Aus diesem Grund müssen Schlüsselqualifikationen, wie Teamfähigkeit, Eigenständigkeit und interkulturelle Kompetenzen mit spezifischen Fachkenntnissen verknüpft werden. Durchlässigkeit und Flexibilität von Maßnahmen sind notwendige Voraussetzungen, um die zu erwerbenden Qualifikationen kontinuierlich den marktpolitischen Anforderungen anzupassen. Nur wenn die Träger von Maßnahmen schnell auf die sich ändernden Gegebenheiten reagieren können, kann der Erfolg einer Maßnahme am Arbeitsmarkt gemessen werden.

Maßnahmen müssen sich demzufolge sowohl am Arbeitsmarkt, als auch an der wirtschaftlichen Lage der Region orientieren, um erfolgreich zu sein, um also zu einer dauerhaften Beschäftigung der Teilnehmer zu führen.

Im Mai 2002 befanden sich knapp 200.000 Jugendliche in Maßnahmen, die eine Berufsausbildung vorbereiteten oder zum Abschluss einer Ausbildung führten.

Insgesamt befinden sich derzeit mehr als 300.000 junge Menschen in arbeitsmarktpolischen Maßnahmen.[2]

2.2 Soziale Benachteiligung

Die heutige Gesellschaft ist geprägt durch die Schlagworte „lebenslanges Lernen“ und „neue Medien“. Solche Schlagworte sind aus der rasanten Zunahme von Wissen und Informationen erwachsen. Hinzu kommt, dass bestimmte Informationen und Wissen nur kurzfristig von Bedeutung sind und von neuen Informationen abgelöst werden. Diese Tendenz führt zur Nachfrage von mittleren und hohen Qualifikationen auf dem Arbeitsmarkt und zum Rückgang der Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit einer geringen Qualifikation. Nicht alle Menschen werden diesen Anforderungen gerecht oder kommen mit den Anforderungen zurecht. Es besteht die Gefahr der sozialen Ausgrenzung dieser Menschen. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. Entweder verfügen sie nicht über die richtige Ausgangsposition, sie haben nicht die richtige Nationalität, nicht das richtige Geschlecht, nicht das richtige Alter oder sie haben keinen Zugang zu dem geforderten Wissen, weil sie keinen Arbeitsplatz haben, an dem dieses Wissen angeboten wird oder nicht die intellektuellen Voraussetzungen, die zur Aneignung nötig wären. Egal, welcher dieser Gründe vorliegt, ab diesem Moment gehören sie zu den Benachteiligten der Gesellschaft.

Die Formulierung „Benachteiligte“ wird in den unterschiedlichsten Zusammenhängen verwendet. Tatsächlich gibt es aber keine abschließende Definition für den Begriff „benachteiligte Jugendliche“.[3]

So gibt es Menschen, die sozial benachteiligt, beruflich benachteiligt oder bildungsbenachteiligt sind. Oft geht eine der Benachteiligungen mit einer anderen einher (Mehrfachbenachteiligung) oder zieht sie nach sich. Wer im Bereich der Bildung benachteiligt ist, hat auch in vielen Fällen Probleme in beruflicher Hinsicht. Es beginnt meist damit, einen geeigneten Ausbildungsplatz zu finden, was auf Grund der geminderten Bildung zu Problemen führen kann und hinzu kommt, dass in solchen Fällen zusätzlich die soziale Benachteiligung eine Folgeerscheinung ist.[4]

Wer sozial benachteiligt ist, hat in der Regel keinen oder nur unzureichende Bildungsabschlüsse. Ebenso müssen bei der Bestimmung von sozialer Benachteiligung das Herkunftsmilieu, die ethnische Zugehörigkeit und die geschlechtsspezifischen Bedingungen betrachtet werden. Eine weitere Form der Benachteiligung ist die, die in der eigenen Person des jeweiligen jungen Menschen liegt. Dazu gehören alle physischen (z.B. Minderleistung der Sinnesorgane), psychischen (alle Persönlichkeitsstörungen) und alle sonstigen Beeinträchtigungen (Lernbeeinträchtigungen, Leistungsschwächen, mangelnde persönliche und soziale Reife sowie Abhängigkeiten von Drogen, Alkohol, Medikamenten usw.).[5]

Ein zusätzliches Merkmal von Benachteiligung sind regionale Strukturdefizite. Auch dadurch werden insbesondere Jugendliche in ihrer persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung gehemmt. Wenn sie nicht über die notwendige Mobilität verfügen, stehen die Chancen für einen Ausbildungsplatz in solchen Regionen sehr schlecht. Die Güte des Schulabschlusses ist bei diesem Merkmal der Benachteiligung ein eher nebensächlicher Aspekt.

Betrachtet man den gesamtgesellschaftlichen Hintergrund, muss zuerst die Benachteiligung beseitigt werden, bevor die arbeitsmarktpolitischen Aspekte berücksichtigt werden können.

2.3 Formen sozialer Benachteiligung

Nachfolgende Personengruppen haben die meisten Probleme bei der Eingliederung auf dem Ausbildungsmarkt:

Jugendliche ohne Berufsausbildungsreife

„ Die Chance der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss, einen Ausbildungsplatz im dualen System zu bekommen, liegt bei unter 20 %.“( Autorengruppe, „Bericht der Expertengruppe des Forum Bildung“, Seite 46, www.hu-berlin.de/aktuell/bericht.html vom 08.07.2002)

Zu den Jugendlichen, die noch keine Berufsausbildungsreife erworben haben, gehören vor allem Abgänger von Sonder- und Hauptschulen. Sie benötigen für den Einstieg ins Berufsleben nicht nur Kenntnisse und Fähigkeiten in beruflicher Hinsicht, sondern auch Starthilfe zur Festigung ihres sozialen Umfeldes und beim Lernen. Ihre Reifedefizite müssen durch intensive Betreuung, besonders im sozialpädagogischen Bereich, ausgeglichen werden, um sie für eine Ausbildung „fit“ zu machen.[6]

Ausländische Jugendliche

Seit Beginn der 90ziger Jahre ist wieder häufiger festzustellen, dass ausländische Kinder und Jugendliche wesentliche Defizite in der deutschen Sprache aufweisen. Die Möglichkeit, die Zweisprachigkeit für die Zukunft zu nutzen, wird in vielen Fällen leider nicht gesehen. Hier beginnt schon in der Schule die Benachteiligung. Das Problem sind in diesen Fällen die mangelnden Kenntnisse der deutschen Sprache. In der Regel haben ausländische Schüler schlechtere Schulabschlüsse als deutsche Jugendliche. Auch im Rahmen der Ausbildungsstellen haben ausländische Jugendliche schlechtere Chancen auf einen Ausbildungsplatz. Das lässt sich unter anderem von den schlechteren Schulabschlüssen ableiten. Ein weiterer Aspekt ist die Unkenntnis der Lehrkräfte über die Lebenswelten und kulturellen Hintergründe der Jugendlichen, was oft zur Ausgrenzung und Abwertung der jungen Menschen führt.

In den unterschiedlichen Lebensphasen die ein Mensch durchläuft, nimmt er die verschiedensten Bildungsangebote wahr. Für die meisten ausländischen Jugendlichen ist das aber keine Selbstverständlichkeit. Aus diesem Grund müssen die jungen Menschen besonders gut auf das System der Bildungsangebote und Maßnahmen vorbereitet werden.

„ Bei den in Deutschland lebenden jungen Erwachsenen im Alter zwischen 20 und 29 Jahren sind fast 15 % ohne Beruf, 10,5 % der deutschen Jugendlichen und fast 40 % der jungen Ausländer.“ (Autorengruppe, „ Bericht der Expertengruppe des Forum Bildung“, Seite 19, www.hu-berlin.de/aktuell/bericht.html vom 08.07.2002)

Frauen

Die Ausbildung von Frauen konzentriert sich in der Regel auf die wenigen traditionellen weiblichen Tätigkeiten. In den meisten Fällen wollen sie in den erzieherischen, pflegerischen, büro- und dienstleistungsorientierten Bereichen tätig werden. Frauen, die reine Männerberufe ausüben wollen, stehen dem Ausbildungsstellenmarkt relativ selten offen gegenüber. Wobei sicherlich die Einstellungen der Unternehmen zur Stellenvergabe an Frauen mit gewerblich technischen Berufen wesentlich zur Zunahme des Wunsches nach typisch weiblichen Tätigkeitsfeldern beiträgt.

Betriebe stellen tendenziell mehr Männer als Frauen ein. Die Einstellung von jungen Frauen ist für die Unternehmen in vielen Fällen mit zusätzlichen Kosten verbunden. Zum einen müssen für Frauen in einem Unternehmen besondere Bedingungen (Sanitärräume) geschaffen werden und zum anderen ist die Ausfallquote durch Krankheit der Kinder oder Schwangerschaft gegeben.[7]

In der Schule sind junge Frauen oft erfolgreicher als junge Männer. Sie haben in der Regel einen besseren Schulabschluss. Allerdings haben 16% der jungen Mädchen keine abgeschlossene Ausbildung, bei den Männern sind es nur 13 %.[8]

Ungelernte

Zu diesem Personenkreis zählen in erster Linie ältere Jugendliche. Darunter befinden sich viele Frauen. Ihre berufliche Entwicklung ist gekennzeichnet durch kurzfristige Beschäftigungen und Gelegenheitsjobs. Durch staatliche Stellen werden sie mit Hilfe von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen, wie Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM), Fortbildung oder Weiterbildung beschäftigt. Ihren Lebensunterhalt bestreiten sie in Zeiten der Arbeitslosigkeit von Arbeitslosengeld, Arbeitslosenhilfe oder Sozialhilfe.

Die Chance auf dem Arbeitsmarkt eine gesicherte Position zu finden, ist eher negativ zu bewerten. Betriebe und Unternehmen wollen in der Regel qualifizierte Kräfte einstellen. Nur noch in wenigen Branchen gibt es relativ viele Helferstellen für Ungelernte. Das betrifft in erster Linie das Hotel- und Gaststättengewerbe und den gärtnerischen Bereich. Die Probleme für Ungelernte einen Arbeitsplatz zu finden, werden zusätzlich dadurch gemindert, dass viele junge Fachkräfte, um Berufserfahrung zu sammeln, auch Helferstellen annehmen.[9]

Ohne die geeignete Stabilisation und Motivation werden die betroffenen Jugendlichen diesen Status auch nicht von selbst ändern können. Besondere Maßnahmen sind also gefordert. Die Betroffenen dieser Gruppe von Benachteiligten müssen es im Normalfall erst wieder lernen, einen geregelten Tagesablauf zu absolvieren. Dazu ist im Rahmen von Maßnahmen eine höhere Toleranz und sozialpädagogische Betreuung erforderlich.

Ausbildungsabbrecher

Im Jahr „1998 wurden 135.000 Ausbildungsverhältnisse vorzeitig gelöst.“ (Autorengruppe, „ Bericht der Expertengruppe des Forum Bildung“, Seite 47, www.hu-berlin.de/aktuell/bericht.html vom 08.07.2002) Bei den Ausbildungsabbrüchen kann man folgende Unterscheidungen vornehmen:

Abbruch nach oben

Hierbei handelt es sich um Abbrüche, die zugunsten einer höheren Qualifikation getätigt wurden. Dazu zählt der Besuch von weiterführenden Schulen oder die Aufnahme eines Studiums.

Horizontaler Abbruch

In diesen Fällen handelt es sich in der Regel um Neuorientierungen, weil die Ausbildung nicht den Neigungen des Jugendlichen gerecht wurde und die Abbrüche aus gesundheitlichen Gründen (z.B. Mehlstauballergie beim Bäcker), die eine Weiterbeschäftigung im ursprünglichen Ausbildungsberuf nicht möglich machen. In diesem Bereich der Abbrüche erfolgt eine Umorientierung und die Aufnahme einer neuen geeigneten Ausbildung.

Abbruch nach unten

Die Gründe für diese Art von Abbruch sind sehr unterschiedlich. Oft sind das Verhalten und die Motivation des Jugendlichen ausschlaggebend für die Beendigung der Ausbildungsverhältnisse. Die Problematik liegt aber darin, dass diese Jugendlichen keine neue Ausbildung aufnehmen. Diese Abbrüche enden mit dem sozialen Abstieg.[10]

Für diese Gruppen von Benachteiligten gibt es die Möglichkeit der Förderung nach dem SGB III. Im besonderen gilt die Förderung für die Personengruppen, die eine Berufsausbildung nicht beginnen, fortsetzen oder beenden können, die nach dem Abbruch einer Ausbildung keine neue aufnehmen können und auch für diejenigen, die nach beendeter Ausbildung kein Arbeitsverhältnis aufnehmen oder festigen konnten. Neben den Fördermöglichkeiten des SGB III können die Möglichkeiten von Landes- oder Bundesprogrammen, wie das Jugendsofortprogramm für die betroffenen Jugendlichen, genutzt werden.

2.4 Strukturen von Bildungsmaßnahmen

Eine Struktur ist ein „Gefüge aus voneinander abhängigen und sich gegenseitig bedingenden Teilen“. (ohne Verfasser, Fremdwörter und ihre Bedeutung, www.langenscheidt.aol.de, 16.07.02)

Jede Maßnahme unterliegt einer bestimmten Struktur. Bei der Beobachtung des Ablaufes von Maßnahmen sind nachfolgende Phasen in der Regel immer wieder aufgetreten. Hierbei kann auch der Bezug zum Ablauf von Ausbildungen herangezogen werden. Diese laufen in der Regel nach dem gleichen Schema ab.

Vorbereitungsphase

In der Beschreibung der Maßnahme sind die Grundvoraussetzungen festgelegt, die ein Teilnehmer mitbringen muss, um einen erfolgreichen Abschluss zu garantieren. Auf Grund dieser Bedingungen werden geeignete Teilnehmer für die Maßnahme akquiriert. Für die Überprüfung der Eignung stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung.

Beispiele dafür sind:

- Eignungstests, bezogen auf die benötigten fachlichen Voraussetzungen
- Auswahl auf Grund vorliegender Informationen (Bewerbung, Lebenslauf, Zeugnisse)
- Vorstellungsgespräche

Einstiegsphase

Die Teilnehmer lernen sich gegenseitig kennen und werden mit den Inhalten der Maßnahme vertraut gemacht. Je nach Auswahlverfahren findet in dieser Phase eine Standortbestimmung statt. Dabei wird festgestellt, ob alle Teilnehmer auf einem ähnlichen Wissensstand sind und welche Probleme den Erfolg der Maßnahme behindern könnten. Sollten Defizite vorliegen, muss die erste Phase für deren Beseitigung genutzt werden. Erst wenn eine homogene Gruppe entstanden ist, hat man die Grundlage für den Einstieg in den Hauptteil.

Hauptteil

Im Hauptteil von Bildungsmaßnahmen geht es in erster Linie um die Aneignung neuer fachlicher Qualifikationen, also die Wissensvermittlung. Eine ständige Überprüfung des bereits vermittelten Wissens soll im Hauptteil der Maßnahmen den erfolgreichen Abschuß für den Teilnehmer sicherstellen und muss deshalb in regelmäßigen Abständen durchgeführt werden. Die Vermittlung von Wissen und die Überprüfung sollte immer im Zusammenspiel mit der Vermittlung von Schlüsselqualifikationen erfolgen. Diese sind für die künftige Integration auf dem ersten Arbeitsmarkt zwingend erforderlich.

Daneben sollte, besonders bei der Arbeit mit jungen Menschen, die sozialpädagogische Begleitung nicht fehlen. Sie dient dazu, Benachteiligungen abzubauen und vorhandene Probleme zu beseitigen, um so die Motivation an der Weiterbildung zu steigern.

Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Orientierung am Arbeitsmarkt schon im Hauptteil der Maßnahme.

Abschlußphase

Bei Maßnahmen, die mit einer Prüfung enden, ist das Hauptaugenmerk auf die Prüfungsvorbereitung zu legen, um dadurch den Erfolg der Maßnahme für jeden Teilnehmer zu gewährleisten.

Die Motivation für den Einstieg auf dem ersten Arbeitsmarkt sollte durch die Unterstützung bei der Suche nach einer geeigneten Stelle oder Fördermöglichkeiten erhöht werden.

Während der Durchführung von Maßnahmen sollte immer eine prozessbegleitende Evaluation durchgeführt werden. Diese dient zum einen der Überprüfung der Maßnahme hinsichtlich ihrer Wirksamkeit entsprechend der Zielstellung, zum anderen der „Fehlererkennung“. Diese können auf Grund der begleitenden Überprüfung umgehend korrigiert werden.

2.5 Notwendigkeit und Wirkungen von Maßnahmen für Jugendliche

Wenn man von Notwendigkeit spricht, sollte man die Frage stellen:

“Warum müssen Maßnahmen für Jugendliche gefördert und durchgeführt werden?“

Die schlechte Ausbildungsplatzsituation, die Jugendarbeitslosigkeit und die bei den Jugendlichen vorhandenen Benachteiligungen und Defizite machen Förderprogramme für diese besondere Personengruppe erforderlich. Im Mai 2002 gab es bundesweit 453.300 Arbeitslose unter 25 Jahren.[11]

Viele dieser Jugendlichen haben nach Abschluss der Schule keinen Ausbildungsplatz gefunden. Das lässt sich mit dem derzeitigen Angebot an Lehrstellen sehr gut dokumentieren. Im Mai 2002 standen bundesweit 485.600 Ausbildungsplätze zur Verfügung. Zur gleichen Zeit lagen 599.900 Bewerbermeldungen auf Ausbildungsplätze vor. Zum Monatsende waren 166.000 Stellen noch nicht besetzt, aber auch 296.600 Jugendliche suchten noch einen Ausbildungsplatz.[12] In diesen Fällen interveniert der Staat mit unterschiedlichen Förderungen, damit die jungen Menschen nicht ins soziale Abseits geraten.

Eine Förderung benötigen besonders die Jugendlichen, die auch schon in der Schule Probleme hatten, die sogenannten „Schulversager“. Damit aus ihnen nicht auch noch „Berufsversager“ werden, sind differenzierte Angebote erforderlich.

Je länger ein Jugendlicher nach Beendigung der Schule oder der Berufsausbildung keiner Beschäftigung nachgeht, um so schneller gehen seine bereits erworbenen Qualifikationen verloren oder werden auf Grund der rasanten Entwicklung wertlos.

Besonders die jungen Menschen benötigen zur Festigung ihrer sozialen Bindungen und Werte eine Zukunftsperspektive. Sie sollen sich nicht aus dem gesellschaftlichen und sozialen Leben zurückziehen, sie sollen daran teilhaben und dafür benötigen sie jede nur mögliche Unterstützung. Die Jugend ist unsere Zukunft, darin lohnt es sich zu investieren.

„ Welche Wirkungen werden mit den Maßnahmen erzielt?“

- Die Bewahrung der jungen Menschen vor dem sozialen Abstieg.
- Die Verbesserung der persönlichen und beruflichen Situation der Jugendlichen unter Berücksichtigung der Lebensumstände.
- Der Berufsfindungsprozess der Jugendlichen wird unterstützt.
- Das Arbeits- und Sozialverhalten wird stabilisiert.
- Soziale Kompetenzen der Jugendlichen werden gefördert und konsolidiert.
- Durch die Maßnahmen werden die vorhandenen Kenntnisse und Fertigkeiten gefestigt und neue vermittelt sowie Lern- und Leistungsdefizite abgebaut.
- Die Motivation der Teilnehmer wird erhöht und das Selbstwertgefühl gestärkt.
- Der Kontakt zur Arbeitswelt wird geschaffen, eine Brücke zu neuer Beschäftigung geschlagen.
- Die Wettbewerbsfähigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt wird erhöht.
- Es werden neue und zusätzliche Ausbildungsplätze und Beschäftigungsmöglichkeiten geschaffen.
- Die Arbeitsämter werden durch diesen arbeitsmarktpolitischen Beitrag im Bereich der Verwaltung entlastet.

Es ist eine erfolgreiche Möglichkeit zur Senkung der Jugendarbeitslosigkeit.

[...]


[1] Vgl., ohne Verfasser, Arbeitslosenquote für Jugendliche unter 25 Jahre, Berichtsjahr:2002, Landesarbeitsamt Sachsen-Anhalt-Thüringen, Referat Information, Controlling und Forschung, Übersicht 1

[2] vgl. Bundesanstalt für Arbeit „Presse Information“ Nr. 44, Seite 3, Nürnberg, 10.06.2002

[3] vgl., ohne Verfasser, Benachteiligte, www.aaolnine.dkf.de/bb/p079.htm, 04.09.02

[4] Vgl. Gerlind Brüning, Christine Schumann, „Bildungsbenachteiligt, beruflich benachteiligt, sozial benachteiligt?“, DIE, www.die-frankfurt.de/portrait/aktuelles/Presseartikel.asp?ID=21 04.02.2002

[5] Vgl. [ohne Verf.] Beitrag des Berufskolleg zur Förderung von Jugendlichen des Landes NRW ,www.vlbs.de/ai/ai_leitantrag_pädagogik.html 04.02.2002

[6] vgl. ohne Verfasser, „Die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit beim Übergang vom Bildungs- in das Beschäftigungssystem“, Informationen für die Beratungs- und Vermittlungsdienste (ibv) Nr. 38 vom 18.09.1996 Seite 2342

[7] vgl. ohne Verfasser, „Die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit beim Übergang vom Bildungs- in das Beschäftigungssystem“, ibv Nr. 38 vom 18.09.1996 Seite 2342

[8] Vgl. Autorengruppe, „ Bericht der Expertengruppe des Forum Bildung“, Seite 47, www.hu-berlin.de/aktuell/bericht.html vom 08.07.2002

[9] vgl. ohne Verfasser, „Die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit beim Übergang vom Bildungs- in das Beschäftigungssystem“, ibv Nr. 38 vom 18.09.1996, Seite 2341

[10] vgl., Büchner/Buchholz, Skript, 7.4. Fachaufgabe Vermittlung, Teil II, Vermittlung im Bereich Ausbildungsmarktpartner, BAnw HS III/2002

[11] vgl., ohne Verfasser, Bundesanstalt für Arbeit „Presse Information“ Nr. 44, Seite 4, Nürnberg, 10.06.2002

[12] vgl., ohne Verfasser, Bundesanstalt für Arbeit „Presse Information“ Nr. 44, Seite 8, Nürnberg, 10.06.2002

Ende der Leseprobe aus 80 Seiten

Details

Titel
Strukturen und Wirkungen von Bildungsmaßnahmen für sozial benachteiligte Jugendliche - Eine Langzeitevaluation am Beispiel der Maßnahme "Wege zur Arbeit"
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2002
Seiten
80
Katalognummer
V92271
ISBN (eBook)
9783638068932
ISBN (Buch)
9783638954228
Dateigröße
648 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Strukturen, Wirkungen, Bildungsmaßnahmen, Jugendliche, Eine, Langzeitevaluation, Beispiel, Maßnahme, Wege, Arbeit
Arbeit zitieren
Marina Blüthmann (Autor:in), 2002, Strukturen und Wirkungen von Bildungsmaßnahmen für sozial benachteiligte Jugendliche - Eine Langzeitevaluation am Beispiel der Maßnahme "Wege zur Arbeit" , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92271

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