Vermittlung von Impressionen in "Die fabelhafte Welt der Amélie"

Jean-Pierre Jeunets Film "Die fabelhafte Welt der Amélie"


Hausarbeit, 2008

21 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Film

3. Affektive Rezeption durch Impressionen
3.1. Die Audioebene
3.2. Die Bildbene

4. Impressionsvermittlung im Film
4.1. Räumliche Dimension
4.1.1. Vorstadt
4.1.1.1. Kleinbürgerliche Enge
4.1.2. Großstadt
4.1.2.1. Charakteristisches Paris
4.1.2.2. adt der Hektik
4.1.2.3. adt der nne
4.1.2.4. adt der Anonymität
4.1.3. Traumwelt
4.1.3.1. Phantasie
4.1.3.2. nsualität
4.2. Assoziative Dimension
4.2.1. nchronie von Bild und hrift
4.2.2. nchronie von rache und Ton
4.3. Gengrespezifische Dimension
4.4. Intermediale Dimension

5. hlussfolgerung

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Die fabelhafte Welt der Amélie“, ein Kinofilm aus dem Jahr 2001 des Regisseurs Jean-Pierre Jeunet wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet, fand in Frankreich ein Millionenpublikum und wird als Kultfilm bezeichnet.1 Als kommerzieller Erfolg bereicherte er nicht nur die Filmindustrie sondern ebenso die Tourismusbranche.2 Denn zahlreiche Anhänger des Filmes strömten nach Paris ins Viertel Montmartre, um auf den uren der Amélie zu wandeln. „Das Erfolgsgeheimnis basiert auf der Verknüpfung von filmsprachlicher und inhaltlicher Kreativität.“3 Inwiefern ist jedoch diese filmsprachliche Kreativität geschaffen worden?

Die Handlung des Filmes ist eine Liebesgeschichte, die zu Herzen geht und demzufolge mit den Gefühlen des Rezipienten durch den Einsatz melodischer und bildlicher Elemente spielt. Demzufolge werden beim Betrachter Impressionen durch einen bestimmten Einsatz von filmischen Mitteln ausgelöst, welche rezeptive Emotionen hervorrufen können.

Ob die Empfindung von Traurigkeit, Glück, Wut oder Angst, das Kino ist das Medium, welches ausgeprägte Gefühle beim Publikum zielsicher hervorruft. Der Einsatz musikalischer Leitmotive oder bewusst angewandte Geräusche sind ein Mittel, um einen Eindruck beim Zuschauer auszulösen, doch auch die Farbwahl stellt ein wichtiges Element der Wahrnehmung dar. Denn Farben können einen tiefen Eindruck hinterlassen, die Aufmerksamkeit auslösen und selbst Gefühlszustände beeinflussen. Ebenso ist die Montagetechnik als stilistisches Mittel die Grundlage für den strukturellen Aufbau des Films, kann annung vermitteln und selbst Assoziationen auslösen.

Durch die Komposition der filmischen Techniken, die Anwendung genrespezifischer Merkmale und intermediale Zitate werden somit Impressionen vermittelt, die für die postrezeptive Emotionswahrnehmung und deren Wirkungsbereich von Bedeutung sein können.4

Jean-Pierre Jeunet ist sich dessen bewusst und setzt filmsprachliche Mittel ein, die einen starken Eindruck hinterlassen, Assoziationen und auf das Gefühlsleben der Adressaten wirken, schließlich ein Glücksgefühl hinterlassen können.

Die verschiedenen Techniken werde ich im Folgenden anhand einiger Ausschnitte des Filmes darlegen und ihre Wirkung erläutern. Dabei werde ich mich besonders auf die Komposition der verschiedenen Techniken konzentrieren, die das Gesamtkunstwerk und somit intensive Impressionen, und ebenso für die Wahrnehmung bedeutende Assoziationen vermitteln.

Zusätzlich möchte ich den Einfluss genrespezifischer Elemente auf die Wirkung des Adressaten erläutern und weiterhin ebenso auf die intermediale Ebene eingehen, die für das impressive Bewusstsein ebenso von Bedeutung ist.

2. Der Film

Der erste Handlungsteil erfolgt nach einer Präsentation Pariser Impressionen, der Darstellung Amélies Geburt und der Aneinanderreihung von Augenblicken ihrer Kindheit.

Dieser charakterisiert den Vater Amélies, ein ehemaliger Militärarzt, der nicht fähig ist eine emotionale Beziehung zu Amélie aufzubauen und die Mutter, eine strikte Lehrerin, welche als labil und nervös dargestellt wird und das gemeinsame Leben im Banlieu von Paris.

Da sie durch einen tragischen Unfall ums Leben kommt, wächst Amélie ohne Mutter und gänzlich ohne Kontakte zu anderen Kindern auf.

Aus diesem Grund konstruiert sie sich schon in ihrer Kindheit ihre eigene Lebenswelt und beobachtet ihre Umwelt detailgenau.

Im zweiten Handlungsteil zieht Amélie von ihrem Ort der Kindheit nach Paris und arbeitet als Kellnerin im Café Moulin Rouge in Montmartre, in welchem sie mit den verschiedensten Charakteren der Gesellschaft konfrontiert wird. Der dritte Handlungsteil stellt den Wendepunkt im Leben der Amélie dar. Als sie vom Tod der Lady Diana durch eine Nachrichtensendung im Fernseher erfährt, lässt sie erschrocken den Verschluss einer Flasche fallen. Dadurch wird eine Kachel in ihrem Badezimmer gelockert, hinter dieser sich ein Kästchen voller Kindheitserinnerungen befindet. Nachdem sie den Besitzer des Kästchens aufgefunden hat, überkommt sie ein Glücksgefühl, das sie bestärkt zukünftig Anteil am Leben ihrer Mitmenschen zu nehmen.

Durch eine musikalische Vorhersehung begegnet sie Nino und verliebt sich in ihn. Als sie sein Fotoalbum entdeckt, beschließt sie es ihm zurückzubringen. e nähert sich ihm an, doch hat nicht den Mut ihm persönlich gegenüber zu treten. Allerdings erfährt sie das Glück der lbstlosigkeit und setzt ihre Hilfe an ihren Mitmenschen fort. e rettet ihren Vater vor der Einsamkeit, nimmt die Trauer einer Witwe und rächt die Ungerechtigkeit.

Durch den Erfolg ihrer hilfreichen Eingriffe in das Leben der anderen, bemerkt sie letztendlich ihre eigene Einsamkeit, doch mit ihrer eigener Kraft gelingt es ihr nicht, diese zu umgehen.

Im vierten Handlungsteil erhält sie schließlich selbst die benötigte Hilfe durch den Maler Raymond Dufayel, der wegen seiner Glasknochen das Leben nie richtig genießen konnte. Dieser überzeugt sie davon, endlich auch einmal an ihr eigenes Glück zu denken und Nino und Amélie werden zusammengeführt. Im Nachspann wird ein Fotoalbum mit den Fotos der hauspieler gezeigt.

3. Impressive Wahrnehmung

Die Illusion der Bewegung im Kino ist eine Impression.5

Eine Impression ist nach der Definition von Lexika, „ (...) der auf den Betrachter wirkende, nicht zergliederte, ganzheitliche Eindruck einer tuation (...).“6 Demzufolge ist es erst das Ensemble von visuellen und akustischen Darstellungen im Film, die beim Adressaten einen Eindruck hinterlassen und wodurch ebenfalls eine affektive Rezeption ausgelöst werden kann. Demzufolge ist in Filmen ein enormer Einsatz von Formeln festzustellen, die emotionale Eindrücke beim Adressaten hervorrufen sollen. Der Affekt durch die Eindrucksvermittlung stellt also die Basis der Kommunikation zwischen dem Kino als nder und dem Zuschauer als Empfänger dar und gilt als „Abkommen über die Art und Weise, in der über den Inhalt gesprochen werden soll“.7

Der Inhalt ist demnach nur in geringer Weise von Bedeutung, denn die Relevanz ist der Umsetzung des Inhaltes zuzuschreiben, die dem Betrachter mittels akustischer oder bildlicher Elemente einen plötzlichen Eindruck vermitteln.

Diese affektive Dimension der Rezeption gliedert sich in prärezeptive Emotionen, rezeptive Emotion und postrezeptive Emotion.

Die prärezeptive Emotion stellt sich vor dem Betrachten des Filmes ein und wird durch die Präsentation in der Öffentlichkeit ausgelöst. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die aktuelle immung des Rezipienten eine bedeutende Rolle spielt, da er diese immung entweder verstärken oder verbessern möchte, indem er eine Kinovorstellung aufsucht.8 Amelie, welcher als Liebesfilm und „gigantischer Glückskeks - süss und süchtig machend“9 vorgestellt wurde ist demzufolge auf ein bestimmtes Publikum orientiert, welches mit dem Versprechen auf Glücksgefühle in die Vorstellung geführt werden soll. Ebenso ist schon im Titel die Absicht aufgeführt durch die märchenhafte Wiedergabe einer Erzählung eine Verzauberung des Publikums zu schaffen.

Der Rezipient ist sich dessen Absicht bewusst und geht mit dieser Kenntnis in die Vorstellung, um sich Glücksgefühle zu verschaffen.

Die rezeptive Emotion ist das emotionale Register, welches der Film während seiner Vorstellung aufzeigt. Das Genre stellt dabei die Basis dar.10 Hier wird das emotionale Register beibehalten, doch sind leichte Abweichungen festzustellen, die teilweise in die dramatische und humoristische, wie auch in die ironische Richtung einschlagen. Anhand der persönlichen Kritiken auf Internetseiten ist zu bemerken, dass sich ein Großteil des Publikums auf die emotionale Übermittlung von Impressionen eingelassen hat. Diese Darstellung nach der Rezeption der Vorstellung ist die postrezeptive Emotion, die Wulff als „Emotionserinnerung“ präsentiert, welche die Eindrücke wiedergibt, die für den Zuschauer als bedeutend aufgenommen wurden. Eine im Internet veröffentlichte Rezension stellt den Film als „ (...) ein kleiner Film mit großer Wirkung“11 dar.

Gemäß der Rezipienten wird der Film als eindrucksvoll charakterisiert. Zusätzlich werden in Kommentaren einiger Zuschauer die Eindrücke als warm und gefühlvoll beschrieben. Demzufolge hat die filmische Übermittlung ihre volle Wirkung in der Erzielung von synästhetischen Impressionen vollbracht. Wodurch diese Impressionen ausgelöst wurden werde ich im Folgenden darlegen.

3.1. Die Audioebene

Musikalische Umsetzungen und die Anwendung von Geräuschen zur Emotionsdarstellung oder zur Erzielung von Affekten sind heutzutage in allen Filmen zu beobachten. Der Ton ist oft dabei ein bedeutendes Element, dass die Übermittlung von Gefühlen ermöglicht, denkt man nur an diverse Thriller oder Horrorfilme, die ohne Musik einfach nur lächerlich erschienen.

Filmmusik ist demzufolge ein ilmittel und als „dramaturgisches Element, eine Bauform des Erzählens.“12

Hier ist der Ton eine Ergänzung der bildlichen und kameratechnischen Komponente und demzufolge ebenso als Komposition mit Ton und Dialog relevant.13 Die verträumte und partiell nostalgische Instrumental-Musik, welche den Film von Beginn bis zum Ende begleitet, wurde von dem französischen Musiker Yann Tiersen geschaffen. Geboren wurde er in Brest und wuchs in Rennes auf. Er erlernt schon im Alter von sechs Jahren Geige und Klavier.Als Jugendlicher erlernt er Gitarre und beginnt Musik für Kurzfilme und Theaterstücke zu komponieren und absolviert anschließend ein Studium in klassischer Musik, Komposition und allgemeiner Musiklehre.14 Inzwischen hat er schon mehrere Alben herausgebracht und diverse Tourneen hinter sich.

Yann Tiersen beherrscht eine Vielzahl von Instrumenten und bringt diese Diversität auch in den Film ein. Der spezielle Einsatz des Glockenspiels, des Klaviers, der reichinstrumente oder des Akkordeons ist hier der bewussten Übermittlung von Emotionen zugeteilt.

„Filmmusik wirkt meistens unterbewusst, ist damit aber um so wichtiger.“15

Die Funktion der Musik ist die imulation der Emotionen und die Darstellung von Gefühlen der Figuren, ebenso die Identifikation mit diesen. Zusätzlich kann Musik den Held des Filmes oder auch Räume mittels der Leitmotivtechnik charakterisieren und bestimmte tuationen mit Hilfe der immungstechnik veranschaulichen.16 Musik kann demzufolge die annung erhöhen, die immung verstärken und ebenso das Lebensgefühl oder bestimmte Bilder assoziieren. Eine systematische Auflistung der Aufgaben der Filmmusik gibt Lissa in ihrem Werk. mit hat die Musik unter anderem auch die Aufgabe Phantasievorstellungen aufzudecken, die Handlung zu kommentieren, als mbol zu fungieren und als Illustration zu wirken.17

Jeunet nutzt musikalische Themen, welche manchmal nur durch eine Umsetzung anderer Instrumente variiert werden, um bestimmte tuationen zu beschreiben.

Geräusche sind bedeutend für das Bild und illustrieren die Handlung. Die Assoziation der Umwelt kann mit einem bestimmten Einsatz von Geräuschen erzielt werden. mit sind sie „handlungsfunktional“ und veranschaulichen eine fiktive Wirklichkeit.18 Ebenso kann ein bestimmtes Geräusch ein Zeichen für eine tuation oder Ähnliches darstellen und „ (...) zur gezielten Wahrnehmungssteuerung des Publikums eingesetzt.“ werden.19

Dialoge, Monologe und Kommentare unterstützen die Handlung des Filmes und stellen ein Element in der Komposition der Auslösung der Affekte dar. Im Zusammenspiel mit der Musik kann demzufolge beim Zuschauer eine bestimmte Wirkung erzielt werden. Ebenfalls kann die rache eine Verbindung zwischen Bild und Handlung aufzeigen und selbst das Bild symbolisieren: „Der filmische Dialog könne Bedeutungsvielfalt über den Wortwert hinaus (...) beziehen.“20 Durch diese mantisierung der rache können Emotionen verschlüsselt übermittelt werden.

[...]


1 Vgl. Lüsebrink 2004, 124.

2 Vgl. hock, www.filmspiegel.de.

3 Vgl. Lüsebrink 2004, 124.

4 Vgl. Wulff 2006, 24.

5 Vgl. Godin, Christian: Geschichte der Philospophie für Dummies. Weinheim: Wiley 2008, 464.

6 Definition aus: Grand Larousse encyclopédique. Bd. 11.

7 Vgl. Wulff 2006, 28.

8 Vgl. Ebd., 21.

9 Vgl. Hüttmann, 1 ite.

10 Vgl. Wulff 2006, 22.

11 Vgl. Ebbrecht, 1 ite.

12 Vgl. Faulstich 2002, 137.

13 Vgl. Lüsebrink 2004, 125.

14 Vgl. www.laut.de, 1 ite.

15 Vgl. Faulstich 2002, 138.

16 Vgl. Ebd., 139.

17 Vgl. Lissa 1965, 115ff.

18 Vgl. Faulstich 2002, 136.

19 Vgl. Ebd., 137.

20 Vgl. hwab 2006, 168.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Vermittlung von Impressionen in "Die fabelhafte Welt der Amélie"
Untertitel
Jean-Pierre Jeunets Film "Die fabelhafte Welt der Amélie"
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Institut für Sprach- , Literatur- und Kulturwissenschaft)
Veranstaltung
Einführung in die Filmanalyse
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
21
Katalognummer
V92207
ISBN (eBook)
9783638060561
ISBN (Buch)
9783638950473
Dateigröße
485 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Vermittlung, Impressionen, Welt, Amélie, Einführung, Filmanalyse
Arbeit zitieren
Janine Beltrame (Autor:in), 2008, Vermittlung von Impressionen in "Die fabelhafte Welt der Amélie", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92207

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