Nachrichtenvielfalt in Suchmaschinen. Angebot, Nutzung und Auswirkungen für die User


Bachelorarbeit, 2020

60 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Theoretische Grundlagen der Suchmaschinenforschung
2.1. Angebotszentrierte Perspektive
2.1.1. Selektionsprozess
2.1.2. Algorithmische Personalisierung
2.1.3. Suchmaschinen als Gatekeeper
2.1.4. Filterblasen-Effekt?
2.2. Nutzerzentrierte Perspektive
2.2.1. Suchverhalten und Nutzerkompetenz
2.2.2. Selektive Zuwendung zu Suchmaschineninhalten
2.3. Wirkungszentrierte Perspektive
2.3.1. Radikalisierung
2.3.2. Polarisierung
2.3.3. Fragmentierung

3. Vorgehen
3.1. Forschungsinteresse und Ziel der Arbeit
3.1.1. Relevanz
3.1.2. Herleitung der Forschungsfragen
3.2. Definitionen und Operationalisierung
3.2.1. Suchmaschinen
3.2.2. Nachrichten
3.2.3. Personalisierung
3.2.4. Vielfalt
3.3. Studien-Grundlage

4. Nachrichtenvielfalt in Suchmaschinen
4.1. Angebotsvielfalt
4.1.1. Strukturelle Vielfalt
4.1.2. Inhaltliche Vielfalt
4.1.3. Personalisierungseffekte
4.2. Nutzungsvielfalt
4.2.1. Selektion von Suchergebnissen
4.2.2. Evaluation des Suchangebots
4.3. Wirkungen
4.3.1. Meinungsbeeinflussung
4.3.2. Polarisierung und Fragmentierung

5. Diskussion

6. Fazit und Ausblick

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Informationsfülle im Internet1 erscheint grenzenlos und nimmt kontinuierlich zu (vgl. Machill et al. 2007, S. 7; Stark et al. 2014b, S. 20). Daraus ergibt sich folgendes Problem für seine Nutzer2: Wie sind aus diesem komplexen Wissensvorrat die für sie relevanten Inhalte herauszufiltern? Hierbei kommt Suchmaschinen eine Schlüsselrolle zu, denn sie selektieren und vermitteln Informationen – und ermöglichen den Nutzern somit in der Theorie die Nutzung der Vielfalt des Netzes (vgl. Dörr und Schuster 2014, S. 262 f.; Hartl 2017, S. 2).

Dies ist insofern bedeutsam, da die Zuwendung zu Nachrichten im Internet in der heutigen Zeit sehr häufig über Suchmaschinen erfolgt, wie der Reuters Institute Digital News Survey zeigt: 40 % der Nutzer greifen regelmäßig auf Online-Nachrichten zu, indem sie ein Thema oder eine Website in eine Suchmaschine eingeben (vgl. Hölig und Hasebrink 2019, S. 40). Suchmaschinen spielen demnach eine zentrale Rolle bei der politischen Meinungsbildung im Netz, womit ihnen eine gewisse gesellschaftliche Verantwortung zufällt, die zum Gegenstand öffentlicher und wissenschaftlicher Debatten geworden ist (vgl. Introna und Nissenbaum 2000; Diaz 2008). Denn anders als journalistische Medien erfüllen Suchmaschinen ihre „Gatekeeper“-Funktion (Machill et al. 2007, S. 28) nicht nach redaktionellen Kriterien, sondern auf Grundlage von Algorithmen3 (vgl. Beiler 2013, S. 17). Dies wirft die Frage auf, inwiefern Suchmaschinen Qualitätsansprüchen genügen, die auch an die klassischen Medien gestellt werden, wie Relevanz, Vielfalt oder Transparenz (vgl. ebd., S. 20).

Die Debatte spitzt sich zu angesichts der Macht, die folglich dem unangefochtenen Marktführer Google in die Hände fällt: Unter den Suchmaschinen besitzt Google weltweit einen Marktanteil von rund 93 % (vgl. StatCounter 2019b), in Deutschland liegt er bei rund 95 % (vgl. StatCounter 2019a). Aus einer Erhebung des FORMATT- und des Hans-Bredow-Instituts geht hervor, dass die Google-Suche die zweitwichtigste Informationsquelle zur Meinungsbildung bei politischen Themen ist; sie überholt damit zahlreiche Print-, Fernseh- und Online-Angebote (2012, Tab. 3).

In Anbetracht der Aktualität und Relevanz des Themas befasst sich die vorliegende Arbeit mit der Nachrichtenvielfalt in Suchmaschinen und versucht diese in ihrer Gesamtheit zu erfassen, indem die drei Teilaspekte Angebot, Nutzung und Wirkungen betrachtet werden. Die Arbeit folgt der leitenden Frage, wie vielfältig Suchergebnisse zu gesellschaftlich relevanten Themen sind, inwieweit diese Vielfalt durch die Suchenden wahrgenommen und genutzt wird und welche Wirkungen eine durch diese Ko-Selektion eingeschränkte Vielfalt nach sich zieht.

Dazu soll im Theorieteil (Kapitel 2) dieser Arbeit die Suchmaschinenforschung aus drei Perspektiven – angebots‑, nutzer‑ und wirkungszentriert – vorgestellt sowie zugrundeliegende Konzepte erläutert werden. Auf Basis des aktuellen Forschungsstands werden anschließend in Kapitel 3 das Forschungsinteresse und Ziel dieser Arbeit herausgearbeitet sowie die Relevanz des Themas dargestellt. Ebenso werden das für die weitere Untersuchung zentrale Vokabular definiert und operationalisiert als auch das genaue Vorgehen beschrieben. Kapitel 4 widmet sich den drei Aspekten, unter denen die Nachrichtenvielfalt in Suchmaschinen betrachtet wird: der Vielfalt des Angebots, der Nutzungsvielfalt und den sich daraus ergebenden Wirkungen. In der Diskussion (Kapitel 5) werden die drei Perspektiven zusammengeführt, so dass aufgrund dessen eine Einschätzung darüber getroffen werden kann, wie die Nachrichtensuche über Suchmaschinen in Bezug auf Vielfalt zu bewerten ist. Das Fazit umfasst eine Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse sowie einen Ausblick auf zentrale Fragen und Probleme der Suchmaschinenforschung.

2. Theoretische Grundlagen der Suchmaschinenforschung

Während sich die Suchmaschinenforschung in ihren Anfängen noch auf technische Studien beschränkte, fanden bald auch die Geisteswissenschaften Interesse an der Thematik und machten sie innerhalb eines Jahrzehnts zu einem multidisziplinären Forschungsfeld (vgl. Owen et al. 2008). Neuere Studien untersuchen die Suche im Netz vor allem unter sozialen, politischen, ökonomischen und kulturellen Aspekten (vgl. Hargittai 2007). Mittlerweile wird die gesellschaftliche und politische Bedeutung von Suchmaschinen anerkannt – und häufig mit kritischem Blick bedacht (vgl. z. B. Introna und Nissenbaum 2000): Welche Macht kommt Suchmaschinen, allen voran dem Marktführer Google, beim Zugang zu Informationen zu?

Ein methodisches Problem ergibt sich für Suchmaschinenforscher bei der Datenerhebung: Über die genaue Funktionsweise der Selektionsalgorithmen ist wenig bekannt, und auch die riesige Datensammlung der Suchmaschinenanbieter bleibt der Wissenschaft in der Regel unzugänglich (vgl. Hargittai 2007, S. 771 f.). Eine weitere Erschwernis ergibt sich daraus, mit der ständigen und rasanten Fortentwicklung der Suchmaschinentechnologie mitzuhalten. Zu nennen sind hier beispielhaft Googles Umstieg auf ein linktopologisches Ranking und die Einführung der Personalisierung von Suchergebnissen, zwei Wendepunkte für die Suchmaschinenforschung, die neue Perspektiven und Herangehensweisen erfordern.

Untersuchungen, die die Selektion von Webinhalten durch Suchmaschinen betrachten, interessieren sich meist für die Struktur und die Qualität des Angebots, gemessen an dessen Relevanz, Aktualität, Transparenz oder Vielfalt (vgl. Beiler 2013, S. 83–139). Von besonderer Bedeutung ist hierbei die politische Informationsvielfalt: Schlagworte wie „filter bubble“ (Pariser 2011) und „echo chamber“ (Sunstein 2001) verdeutlichen die potenzielle Gefahr, die algorithmische und personalisierte Online-Angebote aus demokratietheoretischer Sicht bergen. Doch auch die Nutzer spielen eine aktive Rolle, die lange unterschätzt und in der Forschung vernachlässigt wurde (vgl. Stark 2014, S. 4–6). Ihr Suchverhalten und die algorithmische Selektion beeinflussen sich wechselseitig in einem „Ko-Selektionsprozess“ (Beiler 2013, S. 23). Daher müssen beide Seiten in die Untersuchung einbezogen werden, um Schlüsse auf mögliche Wirkungen ziehen zu können. Im Folgenden werden die angebots‑ (2.1.), nutzer‑ (2.2.) und wirkungszentrierte (2.3.) Forschungsperspektive vorgestellt.

2.1. Angebotszentrierte Perspektive

Die grundlegende Frage der angebotszentrierten Forschungsperspektive ist, wie und nach welchen Regeln Suchmaschinen selektieren; darum folgt zunächst eine Einführung in die Suchmaschinentechnologie. Ein besonderes Augenmerk soll dabei auf Relevanzzuschreibungen im Allgemeinen sowie im Rahmen der algorithmischen Personalisierung der Suchergebnisse gelegt werden. Im Weiteren wird die Rolle von Suchmaschinen im Informations- und Meinungsbildungsprozess beschrieben und ihr Gatekeeper-Potenzial erläutert. Abschließend werden mögliche Folgen und Gefahren für die Struktur des Angebots erörtert, die Filterblasen-These vorgestellt sowie ein Überblick über den Stand der Forschung gegeben.

[...]


1 Eigentlich nur ein Dienst des Internets zur Übertragung von Websites, wird das World Wide Web im alltäglichen Sprachgebrauch meist dem Internet gleichgesetzt (vgl. Hartl 2017, S. 1; Lewandowski 2018, S. 29). Im Folgenden werden daher die Begriffe „Internet“, „Web“ und „Netz“ synonym zum World Wide Web verwendet.

2 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in dieser Bachelorarbeit das generische Maskulinum verwendet. Weibliche und anderweitige Geschlechteridentitäten werden dabei ausdrücklich mitgemeint, soweit es für die Aussage erforderlich ist.

3 Nach Hartl ist ein Algorithmus „ein fester und endlicher Satz an Regeln zur Lösung eines bestimmten Problems“ (2017, S. 17).

Ende der Leseprobe aus 60 Seiten

Details

Titel
Nachrichtenvielfalt in Suchmaschinen. Angebot, Nutzung und Auswirkungen für die User
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Note
1,0
Autor
Jahr
2020
Seiten
60
Katalognummer
V921267
ISBN (eBook)
9783346259226
ISBN (Buch)
9783346259233
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Suchmaschinen, Google, Filterblasen, Echokammern, Algorithmus, Personalisierung, Fragmentierung, Polarisierung, Gatekeeper, Nachrichtenvielfalt
Arbeit zitieren
Laura Kurtz (Autor:in), 2020, Nachrichtenvielfalt in Suchmaschinen. Angebot, Nutzung und Auswirkungen für die User, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/921267

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