Produktiver Umgang mit Kinder- und Jugendliteratur

Produktionsorientierte Verfahren und Anwendung auf Kinder- und Jugendliteratur


Essay, 2007

21 Seiten


Leseprobe


Gliederung:

1. Kinder- und Jugendliteratur heute
1.1 PISA- Schock
1.2 Lesesozialisation

2. wissenschaftliche und didaktische Überlegungen zum Literaturunterricht
2.1 Literaturdidaktik im Wandel der Zeit – von 1945 bis heute
2.2 Überblick über Methoden des Literaturunterrichts

3. Kategorisierung von traditionellen und modernen Methoden
3.1 handlungs- und produktionsorientierte Verfahren
3.2 ausgewählte produktionsorientierte Verfahren zur Anwendung bei Ganzschriften
3.2.1 produktive Konkretisation
3.2.2 produktive Veränderung

4. Anwendung auf Kinder- und Jugendliteratur
4. 1 produktionsorientierter Umgang mit Peter Härtlings Fränze
4. 2 produktionsorientierter Umgang mit Kirsten Boies Erwachsene
reden. Marco hat was getan.
4. 3 produktionsorientierter Umgang mit Peter Härtlings Jakob hinter der
blauen Tür
4. 4 produktionsorientierter Umgang mit Heidi Hassenmüllers Gute
Nacht, Zuckerpüppchen

5. Fazit

6. Literatur

1. Kinder- und Jugendliteratur heute

Kinder- und Jugendliteratur hat unter den heutigen Freizeitbeschäftigungen einen schweren Stand, da sie u. a. gegen audio-visuelle Medien antreten muss. Diese können von den Kindern schneller und (fast) ohne Aufwand konsumiert werden. Neben den von HAAS konstatierten Vorteilen der Rezeption von Literatur allgemein, wie z.B. der Chance einer imaginativen und gedanklichen Welterkundung, der Spiegelung der eigenen Erfahrungen, Gedanken und Gefühle, unbegrenzten imaginativen Möglichkeiten und Ausbildung einer emotionalen Intelligenz (vgl. Schuster, 2003), bietet die Kinder- und Jugendliteratur noch weitere Pluspunkte.

Speziell auf Kinder- und Jugendliteratur bezogen ergänzt SCHUSTER die Kreativität und Phantasie, die beim Lesen geweckt und verstärkt wird. Außerdem benötige der junge Leser Ausdauer, um ein ganzes Buch zu lesen, was wiederum zur Ausbildung von Persönlichkeitsstärke und sozialer Kompetenz diene. Des Weiteren sei ein geübter Leser auch eher in der Lage eigenverantwortlich mit anderen Medien umzugehen und aktiv am Leben in modernen Gesellschaften teilzunehmen. Die Themen der Kinderbücher spiegeln immer auch die Themen der Gesellschaft.

1.1 PISA-Schock

In der Kategorie Lesekompetenz, in der es um Lesen und Verstehen von Texten geht, liegt Deutschland mit Platz 21 von 32 beteiligten Staaten im Ländervergleich weit zurück. Nach PISA ist die Lesekompetenz "die Fähigkeit, geschriebene Texte unterschiedlicher Art in ihren Aussagen, ihren Absichten und ihrer formalen Struktur zu verstehen und in einen größeren Zusammenhang einordnen zu können, sowie in der Lage zu sein, Texte für verschiedene Zwecke sachgerecht zu nutzen". 42% der 15-Jährigen in der PISA-Studie gaben an, nicht zum Spaß zu lesen.

1.2 Lesesozialisation

Aufgrund der Tatsache, dass ihre Eltern immer weniger lesen, adaptieren die Kinder ein ähnliches Verhalten. Laut HURRELMANN bilden Kinder ihre Lesebereitschaft innerhalb der Familie aus (vgl. Schuster). Bei Kindern, die zuhause kein positives Leseklima erleben, ist es umso wichtiger, dass die Schule mit gezielter Leseförderung diesen Kindern den Weg zum Buch bereitet.

2. wissenschaftliche und didaktische Überlegungen zum Literaturunterricht

2.1 Literaturdidaktik im Wandel der Zeit – von 1945 bis heute

Nach 1945 befreite sich die Germanistik zunächst von nationalsozialistischen Inhalten und Ideen. Als Herangehensweise an einen Text wurde die werkimmanente Methode[1] bevorzugt. Der Text wird dabei als sprachliches Kunstwerk betrachtet, dass alle zu seiner Deutung notwendigen Signale bereits in sich trage. Jedoch kritisiert Schuster, dass bereits damals schon zur Interpretation meist auch die Biographie des Autors herangezogen wurde. Innerhalb dieser Methode gibt es verschiedene Varianten, die hier nicht näher erläutert werden sollen.

Ca. ab den 1960er Jahren wurde im Zuge der sog. Lesebuchdiskussion der Literaturunterricht dahingehend reformiert, dass mehr Wert auf die ästhetische Qualität der Literatur gelegt wurde. Lesebücher waren nun nach Gattungen, Textsorten und -formen geordnet. Der eigentliche Inhalt verlor an Bedeutung (vgl. Schuster) und der literarische Kanon wurde aktualisiert. Auch Volksschülern sollte von nun an literarische Bildung vermittelt werden. Spezielle Kinder- und Jugendliteratur wurde in den Deutschunterricht aufgenommen.

In den 1970er und 1980er Jahren wurde nach BLATT in einer Art didaktischen Aufbruchzeit eine Vielzahl von unterschiedlichen Ansätzen entwickelt. So führte z.B. Hans Kügler die werkimmanente Interpretation in der strukturalistischen Literaturdidaktik weiter. Außerdem vertrat das Bremer Kollektiv eine ideologiekritische Richtung, deren Ziel es war, die Schülerinnen und Schüler zu kritischen Lesern zu erziehen. Bei der r ezeptionsorientierten Literaturdidaktik stand in Anlehnung an die Rezeptionstheorie (Hauptvertreter: Jauß und Iser) der Leser im Mittelpunkt. Einige Ideen der Rezeptionstheorie finden sich auch im Ansatz der handlungs- und produktionsorientierten Literaturdidaktik und bei deren Hauptvertretern Günter Waldmann, Gerhard Haas, Kaspar Spinner und Wolfgang Menzel wieder.

Die letzten beiden Ansätze werden aufgrund ihrer hohen Bedeutung für das Thema weiter unten näher ausgeführt.

Gegenwärtige Bewegungen sind laut BLATT der Poststrukturalismus, bei dem die Idee der Dekonstruktion im Mittelpunkt steht und eine pädagogisch-anthropologische Orientierung.

2.2 Überblick über Methoden des Literaturunterrichts

Helmers unterscheidet folgende Methoden des Literaturunterrichts (vgl. Schuster):

Erschließen durch Leitfragen

Diese Methode wird häufig zur Besprechung von Ganzschriften herangezogen. Die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler wird so gezielt auf Schlüsselstellen/ in eine bestimmte Richtung gelenkt.

Bsp.: Mit welchen Argumenten versucht … zu überzeugen?

Ich möchte hier noch Leitaufgaben ergänzen.

Zergliedern

Hierbei wird der Text zerlegt und die Teile werden nacheinander im Unterricht behandelt. Die Erkenntnis soll durch kleinste Lernschritte erreicht werden, eine genaue Planung ist erforderlich. Diese Methode wird heute selten im Unterricht praktiziert.

freies Besprechen

Nach der Lektüre werden die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, als Einstieg ihre spontanen Gedanken zum Text frei äußern. Die aus der reformpädagogischen Kunstbewegung stammende Methode ist schwer planbar, da die Lehrperson die Assoziationen der Schülerinnen und Schüler nur sehr vage einschätzen kann.

Erlesen/ Ersprechen

Die Schülerinnen und Schüler werden nach bestimmten Kriterien an den Text herangeführt. Wichtige Aspekte des Textes sollen herausgearbeitet werden und den Schülerinnen und Schüler besonders verdeutlicht werden. Bspw. müssen die Schülerinnen und Schüler beim Erlesen darauf achten, dass die Emotionen der Figuren besonders herausgestellt werden. Hinzufügen möchte ich hier noch das Erspielen.

Vorgestalten (Antizipation)

Bei dem aus der Antike stammenden Vorgestalten stellen die Schülerinnen und Schüler vor Kenntnis des gesamten Textes Überlegungen zur Fortführung des Textes im Sinne des Autors an. Bspw. wird der Text nur bis zu einem Wendepunkt vorgelesen bzw. gelesen.

selbständiges Erarbeiten

Die Schülerinnen und Schüler erlernen bestimmte Arbeitstechniken, die sie befähigen sollen, eigenständig mit dem Text umzugehen.

Anfügen möchte ich noch zwei weitere Methoden, die ihren Einsatz in der Unterrichtspraxis finden:

literarisches Nachgestalten

Bei dieser Methode werden bestimmte Gattungsaspekte auf ein anderes Thema übertragen.

kreatives Produzieren

Die Schülerinnen und Schüler sollen bestimmte Merkmale eines Textes konkretisieren oder verändern.

Hierzu mehr in Kap. 3.2.

[...]


[1] Immanenz, lat. für im Innern bleibend

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Produktiver Umgang mit Kinder- und Jugendliteratur
Untertitel
Produktionsorientierte Verfahren und Anwendung auf Kinder- und Jugendliteratur
Autor
Jahr
2007
Seiten
21
Katalognummer
V92063
ISBN (eBook)
9783638057523
ISBN (Buch)
9783638948166
Dateigröße
585 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Produktiver, Umgang, Kinder-, Jugendliteratur, Kinder- und Jugendliteratur, Kinderliteratur, produktionsorientiert, Bücher, lesen, Ganzschriften, Lektüre
Arbeit zitieren
Vera Pohlmann (Autor:in), 2007, Produktiver Umgang mit Kinder- und Jugendliteratur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/92063

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