Umweltwahrnehmung. Ein kritischer Blick auf den Medieneinfluss


Seminararbeit, 2020

17 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Medien und unsere Wahrnehmung auf die Welt
2.1 Phänomen ‚Massenmedien‘
2.2 Medien als Meinungsmacher: Segen oder Fluch?
2.3 Versuch einer argumentativen Entkräftung negativer Berichterstattungen
2.4 Kontroverse Auseinandersetzungen in der Umweltforschung

3. Praktische Ansätze

4. Fazit

Literaturverzeichnis

Anhang

1. Einleitung

Der größte Teil der Medienlandschaft ist der Meinung, dass sich die Erde in einem desolaten Zustand befindet und dies folgenreich für Natur und Mensch ist. Mediale Unterstützung kommt von der globalen Bewegung ‚Fridays for Future‘, die die Bedrohung durch den Klimawandel als eine der größten Krisen der Menschheit bezeichnet. Der interessierten Öffentlichkeit, Politikern wie auch Wirtschaftseliten wird ein Weltbild in den Zeitungen und Onlinemedien dargeboten, dem nicht jeder Kolumnist, Ökonom oder Forscher bedingungslos zustimmen würde. Auf Basis datenbasierter und aggregierter Studien verschiedener, in der Umweltforschung jedoch deshalb auch kontroverser, Wissenschaftler, wie dem dänischen Politikwissenschaftler und Demoskopen Bjørn Lomborg oder Hans Rosling, Professor für Internationale Gesundheit in Schweden, sehen wir die Welt eben nicht, wie sie tatsächlich zu sein scheint. Viele dieser Akteure, die sich durch eine systematische Erarbeitung des Themengebietes verdingt haben, stellen die Frage, ob die Ökologiekrise nicht möglicherweise auf medialen Fehlwahrnehmungen und Unwissenheit der Menschen basiert, die durch Fehldeutung zu kollektiven und individuellen Fehlentscheidungen führen könnten. Der Rückgriff auf langfristige Trends, methodische Analysen wie auch statistische Aussagen kommt bei vielen zu dem Schluss, dass sich die Welt im langen Zeithorizont immer zum Positiven verändert hat. Alle großen Parameter der humanen Zivilisation verlaufen prinzipiell in eine positive Richtung, so Hans Rosling (Nachruf Hans Rosling, Online). Die These soll im Folgenden einer kleinen Überprüfung standhalten sowie mit Theorien und Fakten gestützt werden und einen Erklärungsansatz liefern, weshalb die Menschen die Realität gerne und oft verkennen. Darüber hinaus werden im Rahmen der Hausarbeit einige praktische Denkansätze vorgeschlagen, die den Umgang mit den Herausforderungen erleichtern, damit die Bürger auf Grundlage besseren Wissens, welches von den Medien bereitgestellt wird, ihre Entscheidungen optimieren können.

2. Die Medien und unsere Wahrnehmung auf die Welt

Reale Gegebenheiten bleiben zu häufig unter dem Radar des Sichtbaren, weil nur plötzliche, dramatische Ereignisse für Schlagzeilen sorgen. Positive Entwicklungen wie grundlegende Verbesserungen verlaufen zu langsam und fragmentiert, als dass darüber medial groß berichtet wird. Der Modernisierungsprozess Schwedens beispielsweise hat erst im Laufe vieler Generationen das Land von einem ehemals armen Entwicklungsland auf der Stufe mit Afghanistan hin zu eines der reichsten Industriestaaten der Welt gemacht, in dem heute selbstverständlich ist, ein voll-elektrisches Fahrzeug zu besitzen (faz.net Online). Schweden sehen ihren zivilisatorischen, industriellen und gesellschaftlichen Vorsprung als selbstverständlich an. Darüber hinaus fehlt vielen Mahnern, wie beispielsweise den Autoren des Beststellers ‚Grenzen des Wachstums‘ vom Club of Rome aus dem Jahr 1972, eine entscheidende Komponente in Ihren Schlussfolgerungen: Die Tatsache, dass Menschen fähig sind, durch Einfallsreichtum Missstände rechtzeitig, effizient und effektiv aufzudecken und gegenzusteuern. Dies wird umso offensichtlicher mit Blick auf die im Anhang der Hausarbeit platzierten ausgewerteten Testfragen von Professor Rosling, der diese in unzähligen öffentlichen Auftritten durch animierte Grafiken einfach zu veranschaulichen versuchte. Die meisten Antworten waren weit entfernt von den Realitäten, der er aufdeckte. Doch weshalb die Divergenzen in den Ergebnissen? Die ständige Sorge versetzt Menschen unter Stress, was zu falschen Entscheidungen mit weitreichenden Konsequenzen führt, so der schwedische Ökonom, Statistiker und ‚Meister der Welt-Zuversicht‘ Hans Rosling in einem Interview (Rosling, Online). Er spricht von einer Biases, eine Wahrnehmungsverzerrung in unserem Gehirn, die es zu überwinden gilt, um sorgenfreier zu leben. Durch Ängste neigen Menschen dazu, trotz Unwissen, die Welt düsterer zu sehen und unter einem negativen Blickwinkel zu betrachten.

Auch Bjørn Lomborg teilt gleiche Aussage, indem er den führenden Warnern eines bevorstehenden ökologischen ‚Armageddon‘ eine fehlende Komponente der menschlichen Eigenschaften unterstellt, Probleme durch Einfallsreichrum lösungsorientiert anzugehen. Darüber hinaus warnt Lomborg davor, dass tausende Milliarden Dollar in eine vermeidliche Klimaschutzstrategie investiert werden, die seiner Ansicht nach ins Nichts führten wird. Anstelle des finanzintensiven Alarmismus bevorzugt der Däne smarte Methoden zur Lösung des Klimaproblems. Menschen vor Armut zu schützen ist für ihn hilfreicher als eine ineffiziente Klimapolitik zu betreiben (capital.de Online). Eine faktenorientierte Realität sollte also nach Lomborg‘s Worten die Umweltproblematik abbilden. Eine effizientere Kapitalstromallokation führt zu klugen Entscheidungen, so zeigen es auch Beispiele auf Basis von Fakten einer kurzen Analyse in Kapitel 2.3. Um die zum Teil verzerrte mediale Wahrnehmung von Bürgern zu bestimmten Themen zu verstehen und zu erklären, ist es hilfreich, Aufgaben, Ziele und Zwecke auf theoretischer Ebene zu beleuchten, was im folgenden Kapitel passiert.

2.1 Phänomen ‚Massenmedien‘

Medien übernehmen die Aufgabe, Bürger über gesellschaftliche Maßnahmen zu informieren. Um ein Verständnis für die Wirkung und den Einfluss der Kommunikation von Massenmedien auf die Bürger und deren Akzeptanz zu bekommen, ist wichtig zu wissen, dass deren Kommunikationen prinzipiell nach der gleichen Logik funktionieren, wie Kommunikation in Interaktionssystemen (Technische Kommunikationsmedien, S.2).

- Information – Redaktion selegiert aus Pool aktueller Themen bestimmtes Sinnkomplex
- Mitteilung – Redaktion selegiert (1) bestimmte Aspekte des gewählten Inhalts und (2) die Art und Weise, wie er diesen Inhalt darstellen soll
- Verstehen – Empfänger erkennt ein Objekt als Zeitung oder Fernsehen und rezipiert die Zeitung als Text

Massenkommunikationen haben für den Betreiber den Vorteil, dass sie mit einer Sendequelle viele anonyme Empfänger erreichen können. Die Kommunikation verläuft einseitig vom Alter zum Ego, d.h. vom Sender zum Empfänger, der Empfänger kann bei dieser Kommunikationsform nicht zurückwirken. Das einseitige Risiko besteht darin, dass der Sender nur das sendet, von dem er annimmt, dass es beim Empfänger Resonanzen auslöst. Der Sender agiert durch Quoten und Marktanalyse auf ein Eigenkonstrukt des Empfängers hin, was diesen wiederum dazu bewegt, nur dass an Informationen auszuwählen, was ihn interessiert. In diesem Zusammenhang spricht die Bundeszentrale für politische Bildung von der Medienmacht, […unser Weltbild zu formen]. Aufgrund der verschwommenen Grenzen zwischen notwendiger Kritik und populistischen Pauschalisierungen ist eine kritische Reflexion und öffentliche Diskussion mit der Arbeit der Medien nach den Worten der Bundeszentrale von entscheidender Bedeutung für ein hohes Vertrauen (bpb.de: Online). Es ist auch selbstverständlich, dass freie Medien ein unverzichtbarer Bestandteil einer demokratischen Gesellschaft sind, denn sie machen politische Entscheidungen transparent und üben Kontrollfunktionen aus indem sie Machtmissbrauch, Ämterwillkür und Korruption aufdecken (Medienwerkstatt Wissensarten Online).

Die Realität der Massenmedien basiert auf kulturelle Inhalte, d.h. sie thematisieren alle möglichen Gegenstände und bieten eine Darstellung der Realität, die durch die Entstehung als soziale Konstrukte eben nicht die Wirklichkeit darstellen, sondern durch die Operationsweise bestimmt sind. Moderne Gesellschaften verlangen immer neue Informationen, wodurch eine mediale Unruhe der Moderne entsteht. Nicht die Kontinuität bestimmt den Alltag der Menschen, es sind die reproduzierten Zukunftsunsicherheiten, die in ihrer Funktion für die moderne Gesellschaft ein kulturelles Gedächnis schafft. Ziel der Medien ist laut der Systemtheorie nicht der Konsens, dies ist aufgrund der vielen Divergenzen auch gar nicht möglich. Wie ein solcher gesellschaftlicher Dissens in der westlichen Welt aussehen könnte, kann sehr gut bei Friday for Future beobachtet werden. Eine Anhängerin der Bewegung hält ein provokantes Schild hoch mit der Intention, Panik beim Betrachter zu erzeugen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Junge Klimaaktivisten sehen schwarz

(Quelle: https://www.torial.com/benedikt.herber/portfolio/462540)

Ziel ist es also, eine gemeinsame Realität zu schaffen, die durch ihre Reproduktionsfähigkeit neue Objekte erzeugt. Durch eine sich ständig fortlaufende Präsentation der Massenmedien wird so ein kulturelles Gedächnis immer neu bestätigt und modifiziert (Systemtheorie der modernen Gesellschaft, S.9f).

2.2 Medien als Meinungsmacher: Segen oder Fluch?

Die Massenmedien stehen heute mehr denn je unter Verdacht der Manipulation von Wissen. Durch ein negatives und düsteres Weltbild steigt aber die Sorge der Menschen, dass die Dinge um sie herum schlimmer werden. Bei der gegenwärtigen Medienberichterstattung in Zeitung, Fernsehen und Internet nicht verwunderlich, da potenzielle Gefahren gebetsmühlenartig verbreitet werden, immer auch im Interesse nach medialer Aufmerksamkeitsgenerierung, Klickraten und Auflagensteigerung.

Dabei ist im wissenschaftlichen Sinne folgendes zu beachten: Der Code einer Nachricht ist nicht wahr oder unwahr, sondern eher Information oder Nichtinformation, dennoch existiert in ihrem Kern der Anspruch auf wahre Informationen. Wenn nun Meinungsäußerungen, die die Medien selbst erzeugt haben, den Weg nach draußen finden, gelten sie bereits als Nachricht und damit als wahr oder unwahr (Systemtheorie der modernen Gesellschaft, S.10). Erst durch die Systematisierung von Wissen und damit die beinahe unbegrenzte Speicherung von Wissen durch die Medien wird ein kulturelles Gedächnis geschaffen und revolutioniert. Eine immer differente Wirklichkeit wird heute durch die Medien wie Rundfunk oder Internet erzeugt und kehrt mit Einführung dessen die Welterschließung um. Durch die Passivität am heimischen Bildschirm entsteht eine passive Haltung, sich berieseln zu lassen. Fernsehprogramme erzeugen eine Fiktion sozialer Nähe und simulieren Lebenswirklichkeiten, die es in der Realität nicht gibt. Anderseits spricht der Aspekt der Demokratisierung auch für diese Leitmedien. Es sind überwiegend nicht die totalitären Ideologien, sondern Pluralität, Internationalität, Toleranz und friedliche Botschaften ohne Gewalt, die den Alltag im Fernsehen bestimmen (Systemtheorie der modernen Gesellschaft, S.19). Wie bereits im vorigen Kapitel erwähnt, sind die Medien ein wesentliches Element einer funktionierenden demokratischen Gesellschaft und gehören weder reglementiert noch verstaatlicht. Vor dem Hintergrund einer objektiveren Verarbeitung von Wissensbestände ist die Art und Weise, wie wir Leitmedien verstehen und beurteilen, wichtiger denn je geworden. Das nachfolgende Kapitel versucht durch eine einfache Analyse, die andere Umweltperspektive durch eine Argumentationsumkehr zu veranschaulichen und lässt erkennen, dass es eher darauf ankommt, verschiedene Blickwinkel zu betrachten und nicht aus nur einer Richtung die Welt in einer Filterblase zu erklären.

2.3 Versuch einer argumentativen Entkräftung negativer Berichterstattungen

Bjørn Lomborg, Professor der Copenhagen Business School und Director of the Copenhagen Concensus Center, hat in seinen Büchern eindrucksvoll geschildert, dass sich die Welt aus der Vogelperspektive betrachtet zum besseren entwickelte. Die globale Lebenserwartung hat sich seit 1900 mehr als verdoppelt und liegt heute bei über 70 Jahren. Der größte Zuwachs geht auf das Konto der ärmeren Weltbevölkerung, was in Folge dessen eine Verringerung der gesundheitlichen Ungleichheit bedeute. Bildung hat in den meisten Ländern zugenommen, Kinderarbeit ist aufgrund der gesellschaftlichen und sozialen Ansprüche zurückgegangen und die Zeiten sind mit weniger kriegerischen Auseinandersetzungen friedlicher geworden. Auch in wirtschaftlichen Belangen lässt sich die positive Bilanz sehen. Die globale Armut konnte durch ein im Durchschnitt steigendes Pro-Kopf-Einkommen verringert werden, was sich wiederum in einen Zugang zu verbesserter Trinkwasserversorgung spiegelt.

Im Hinblick auf das Thema der Hausarbeit spricht Lomborg bei den ökologischen Folgen von einer geringeren Luftverschmutzung, die besonders in einkommensschwachen Ländern seit 1990 zu einer Halbierung der Todesursachen führte. Er postuliert auch einen positiven Zusammenhang zwischen einer höheren landwirtschaftlichen Ertragslage und einer veränderten Einstellung zur Umwelt. Hiervon profitiert beispielsweise die Natur durch neuartigen Schutz, Erhaltung und Aufforstung der Wälder. Seine Thesen werden durch weitere Analysen im Auftrag des Copenhagener Consensus Center gestärkt, welche die Forcierung von Kohlekraft zur Förderung des Wirtschaftswachstums als ein geeignetes energiepolitisches Werkzeug sehen, Volkswirtschaften im Allgemeinen zu stärken und die schlechter gestellten Menschen in Entwicklungsländern im Speziellen wirtschaftlich zu unterstützen (Lomborg, Project Syndicate Online). In diesem Zusammenhang ist jedoch auch darauf hinzuweisen, dass Lomborg selbst Gründer und Präsident des erwähnten Copenhagener Consensus Center ist und damit Interessenkonflikte nicht unwahrscheinlich sind. Dennoch wird beim Betrachten der Daten klar, dass die Menschheit zu Lösungen gravierender Probleme imstande ist Bekannt sind die in der breiten Öffentlichkeit empfundenen und wahrgenommenen Folgen der klimaschädlichen Treibhausgase, die zu einer globalen Erderwärmung mit Extremwetter und Klimachaos führen und die Existenz der Menschen bedrohen. Solche Sichtweisen stehen jedoch diametral zu den Ergebnissen des Weltklimarates (IPCC) der UN, die im Hinblick auf die Entstehung und Ursache der letzten drei Hurrikans in den Vereinigten Staaten von Amerika selbst von keinem signifikanten Trend der globalen Häufigkeit tropischer Wirbelstürme ausgeht (www.gfdl.noaa.gov). Es ist unbestritten, dass die meisten Quellen globaler Erderwärmung im menschlichen Zutun von Treibhausgasemissionen zu sehen ist (IPCC AR5, Online). Dennoch ist die einhellige wissenschaftliche Meinung in vielen Fällen um Ursache und Wirkung stark differenziert zur medialen Berichterstattung. Evidenzbasierte Auswertungen des Forschungsträgers Geophysical Fluid Dynamics Laboratory in Kooperation mit dem der Modellierung von Hurrikans zuständigen Teams der NASA kamen zum Schluss, dass die historischen Aufzeichnungen über die Häufigkeit von Hurrikans nicht im Zusammenhang stehen zur globalen Erderwärmung, jedoch in ihrer Intensität stärker werden können (gfdl.noaa.gov, Global Warming and Hurricanes).

„ In summary, neither our model projections for the 21st century nor our analyses of trends in Atlantic hurricane and tropical storm activity support the notion that greenhouse gas-induced warming leads to large increases in either tropical storm or overall hurricane numbers in the Atlantic.“

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: World Health Chart, 2019 (Quelle: gapminder.org/whc)

Insbesondere der von Wissenschaftlern prognostizierte weitere Anstieg von weltweitem Wohlstand lässt die Menschen widerstandsfähiger werden gegen solche Umweltereignisse. Hans Rosling ist bekannt für seine in diesem Zusammenhang eindrucksvoll gestalteten grafischen Analysen. In der folgenden Abbildung ist zu erkennen, dass die einzelnen Volkswirtschaften, die als unterschiedlich große Dots abgebildet sind, sich im Zeitstrahl nach oben rechts bewegen und somit wohlstandsmaximierend weiterentwickeln.

Zu unterstreichen ist jedoch, dass der Klimawandel auch für die ‚Big Data‘ Statistiker Bjørn Lomborg und Hans Rosling real ist und keinesfalls missachtet wird. Ein pluralistisches Gesellschaftssystem lebt allerdings von divergierenden Meinungsbildern. So beschwichtigen sie auf Basis ihrer Datengrundlage, indem sie die zukünftigen Gesamtauswirkungen von Umwelteinflüssen auf die Natur als geringer halten als die mediale Presse dies tut (Lomborg, Project Syndicate Online).

Im Buch Factfulness des Epidemiologen Hans Rosling wurden eine Reihe weiterer Ergebnisse repräsentativer Umfragen abgedruckt, in denen 12.000 Menschen in 14 Ländern Fragen zu Umwelt, Kriminalität, Armut, Reichtum, Bevölkerungswachstum, Fertilitäts- und Mortalitätsraten, Bildung, Gesundheit und Geschlecht gestellt wurden, die als Online-Panel realisiert und grafisch aufbereitet wurden. So sprach er häufig vom Trugschluss, dass das Senken der Säuglingssterblichkeit zur Bevölkerungsexplosion führt. Das Gegenteil ist der Fall, nämlich desto mehr Kinder überleben, desto schneller sinken die Geburtenraten Richtung Kleinfamilie (Nachruf Hans Rosling Online).

Im Anhang finden sich weitere für das Buch interessante Studienergebnisse auf Basis einfacher Fragen und Ergebnisse. Rosling hat in den vergangenen Jahrzehnten in seinen zahlreichen TED-Vorträgen dem Publikum mit genau solchen Fragen live zugesetzt und sichtbar gemacht, wie stark subjektive Meinungen von der statistischen Realität abweichen. Dies kann somit auch den Leser der vorliegenden Hausarbeit selbst in die Lage versetzen, einmal die selbst beantworteten Fragen mit den Fakten zu vergleichen um ein Bewusstsein für die eigene Perspektive auf die Weltsicht zu bekommen. Hinzu kommt die Tatsache, dass viele seiner Fragen nicht einfach nur falsch beantwortet wurden, sondern auch systematisch falsch – und dies unabhängig vom Bildungsstand der Befragten (Rosling: S.20). Es sind nicht nur Umweltfragen, die Rosling aufwirft und faktenorientiert beantwortet, dennoch wird deutlich, wie einfach es ist, auch im Hinblick ökologischer Zusammenhänge eine völlig realitätsfremde Perspektive auf die Welt einzunehmen. Für ihn war nichts wichtiger als sich stressvermindernde Gewohnheiten anzueignen, die nur Meinungen zulassen, die von zuverlässigen Fakten gestützt sind (sfr.ch Online).

2.4 Kontroverse Auseinandersetzungen in der Umweltforschung

Nicht unerwähnt bleiben sollte die Tatsache, dass publizierende Persönlichkeiten wie Lomborg und Rosling, die sich öffentlich gegen den Mainstream stellen, sich häufig einem kritischen Faktentest ausgesetzt sehen und denen durchaus auch Klimarassismus unterstellt wird. Jemand, der einen menschengemachten Klimawandel bestreitet, wird gerne pauschal einem politisch konservativen Publikum zugeordnet und schnell als Trump-Anhänger bezeichnet. Unabhängig davon, dass eine solche Aussage nicht im Sinne einer wissenschaftlichen Beurteilung standhalten kann, können sich solche Meinungsbilder in den Köpfen der Menschen unkritisch und wertend einprägen, was einer objektiven Betrachtung nicht würdig ist.

Anderseits haben Studien von Brüggemann und Engesser empirisch untersucht und resümiert, dass rechtslastige Zeitungen den Klimawandel signifikant häufiger bestreiten als andere Läger (Klimafakten Online). Dies erklärt, weshalb etablierte und erfahrene Wissenschaftler wegen einer zu optimistischen Grundhaltung – trotz guter Beweislage, oft mit dem rechten Spektrum verglichen werden. Hinzu kommt das Problem des Siegeszuges des ‚Postfaktischen‘, das durch populistische Nachrichten in aller Welt einen Gegentrend zum Mainstream in der Medienwelt produziert und mit seinen bizarren Wirklichkeitsbehauptungen eine Entwicklung in Gang setzt, die selbstverständlich kritisch betrachtet und hinterfragt werden muss. Wer sich also in den Reigen der systematischen und methodisch arbeitenden Aufklärer faktenbasierten Wissens einreiht, muss heutzutage mit öffentlichem Widerstand rechnen, bis hin zu persönlicher Denunziation. Dabei machen Rosing und Lomborg immer wieder deutlich, dass sie mit der Kritik an den Mainstream keinesfalls ihren Blick von den gravierenden Problemen der Welt abwenden. Der Klimawandel kann sehr wohl dabei helfen, Probleme in vielen Gebieten abzumildern. Dennoch ist der Klimawandel laut einer Uno-Studie, in der weit mehr als 10 Millionen Menschen befragt wurden, im Hinblick darauf welche Fragen am dringlichsten angegangen werden müssten, in USA wie auch in Europa eher auf den hintersten Plätzen rangiert. Bildung, Gesundheit und Ernährung sind die Top-Themen, die die Menschen bewegt. Sie appellieren also daran, die weltlichen Dinge zugleich schlechter und besser interpretieren zu dürfen (Rosling, FAZ.net Online). Anstatt Milliarden Dollar in Klimapolitik zu stecken, geht es ihnen eher darum, die Menschen durch bessere Bildung und Freihandel von der grassierenden Armut zu befreien und die Kapitalströme effizienter zu steuern (capital.de Online).

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Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Umweltwahrnehmung. Ein kritischer Blick auf den Medieneinfluss
Hochschule
Universität Duisburg-Essen  (Fakultät Technik)
Veranstaltung
Technik und Gesellschaft
Autor
Jahr
2020
Seiten
17
Katalognummer
V920404
ISBN (eBook)
9783346246967
ISBN (Buch)
9783346246974
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Seminararbeit ist keinesfalls eine Kritik an der These, dass der Klimawandel menschengemacht ist. Es geht im Kern eher darum, dass Journalismus eben häufig nicht unabhängig und objektiv ist, sondern häufig einem bestimmten Zweck dient. Am Ende kommt es auf jeden einzelnen an, wie Informationen gedeutet werden und welchen Wahrheitsgehalt der Leser einem Medium schenkt.
Schlagworte
Medien, Wahrnehmung, Verzerrung, Umwelt, Umweltkrise, Medieneinfluss, Klimawandel
Arbeit zitieren
Marcus Herzberg (Autor:in), 2020, Umweltwahrnehmung. Ein kritischer Blick auf den Medieneinfluss, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/920404

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