Michel Foucault "Surveiller et punir. La naissance de la prison" - Eine Analyse


Hausarbeit, 2005

25 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Biografie von Michel Foucault
2.1 Professur
2.2 Ausgewählte Hauptwerke
2.3 Foucaults Engagement

3 Ursachen für die Schwierigkeiten der Foucault-Rezeption
3.1 Politischer Hintergrund von Überwachen und Strafen
3.2 Transformationen der Strafgewalt: Von der Marter zum dressierten Körper
3.3 Methodik Foucaults

4 Vom Spätmittelalter bis zur Neuzeit

5 Die Geburt des Gefängnisses
5.1 Disziplinargesellschaften
5.2 Verlagerung der Kriminalität
5.3 Bestraft im Namen „des Volkes“
5.4 Disziplinierung
5.5 Das Panoptikum als Metapher
5.6 Haft als Besserungsmaschine
5.7 Exekution bzw. Demonstration von Macht

6 Zusammenfassung

7 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Michel Foucault beschäftigt sich in Surveiller et punir. La naissance de la prison (dt.: Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses. 1975), welches er selbst sein erstes Buch nennt, mit der Entstehung der großen Einschließungsmilieus (z.B. Militär) und ihren Disziplinen.

Michel Foucault beschreibt seine Intention wie folgt: „ Thema dieses Buches ist eine Korrelationsgeschichte der modernen Seele und einer neuen Richtgewalt. Eine Genealogie des heutigen Wissenschaft/Justiz-Komplexes, in welchem die Strafgewalt ihre Stützen, ihre Rechtfertigungen und ihre Regeln findet, ihre Wirkungen ausweitet und ihre ungeheure Einzigartigkeit maskiert.“[1]

Sein Ausgangspunkt ist der Umgang einer Gesellschaft mit Strafe. Die entscheidende Frage in diesem Text wirft Foucault selber auf: Ist die Institution des Gefängnisses tatsächlich eine humanere Form der Bestrafung als die Marter?

Sein besonderes Interesse gilt jedoch den Disziplinierungsstrategien der Gesellschaft; etwa durch körperliches Training beim Militär oder Schulen.

Surveiller et punir. La naissance de la prison präsentiert eine Neuorientierung[2] in Foucaults Denken. Es lässt sich zwischen den Studien zur Geburt der Institutionen und dem Thema der Macht einordnen. Davor beschäftigte sich Foucault mit der Ausgrenzung der Wahnsinnigen und der Entwicklung der Kliniken.

Foucault wandte sich in Überwachen und Strafen von den positiven Humanwissenschaften wie zum Beispiel der Psychoanalyse oder der Linguistik ab und entlarvte diese als das Disziplinierende der modernen Gesellschaft.

Bis zu diesem Zeitpunkt ging es ihm vorrangig um die Grenzziehungen innerhalb der Gesellschaft und des diskursiven Wissens. Das Thema Macht innerhalb der konstituierenden Diskurse war schon in vorherigen Schriften Gegenstand seiner Untersuchungen, aber zur Ausformulierung einer Machttheorie kam es erst in Überwachen und Strafen. Für ihn war dies ein philosophisches Thema, dem er sich jedoch über Geschichte und Soziologie näherte.[3]

Foucaults Überwachen und Strafen kann als ein Bindeglied zwischen dem Anfang einer Ideengeschichte der Macht, der Fortsetzung der Geschichte der Randgruppen und der Diskursanalyse gesehen werden. Diese drei Themen hängen alle unmittelbar mit den Begriffen Institution, Macht und Disziplin zusammen.[4]

Im Folgenden werde ich zuerst auf die Biografie, die Professur und ausgewählte Hauptwerke Foucaults eingehen, da ich der Meinung bin, dass diese Themen wichtig und bedeutend für das Verständnis von Überwachen und Strafen sind. Ein weiterer bedeutender Teil für das Verständnis der Intention dieses Werkes ist das Kapitel 2.3 Foucaults Engagement. In Kapitel 3 wird es hauptsächlich um den politischen Hintergrund sowie Foucaults Methodik gehen. In Kapitel 4 geht es kurz um die historische Entwicklung von Strafe vom Spätmittelalter bis zur Neuzeit. Im letzten Kapitel geht es dann um Die Geburt des Gefängnisses, von den Disziplinargesellschaften bis hin zu der Exekution bzw. der Demonstration von Macht. Abschließen wird diese Arbeit mit einer Zusammenfassung und persönlichen Stellungnahme.

2 Biografie von Michel Foucault

Michel Foucault wurde am 15. Oktober 1926 in Poitiers, Frankreich geboren und starb am 25. Juni 1984 in Paris. Man kann festhalten, dass Foucault sowohl von Karl Marx als auch von Sigmund Freud beeinflusst wurde. Der Philosoph und Historiker bemühte sich zu zeigen, dass traditionelle Denkmodelle nicht mehr ausreichen, um die neuen Machtstrukturen und Kontrollsysteme der abendländischen Gesellschaft zu erklären.[5]

2.1 Professur

Foucault schloss sein Philosophiestudium im Jahre 1948 ab, ein Jahr darauf folgt das Diplom in der Psychologie und 1952 in der Psychopathologie. Seine ersten veröffentlichen Schriften, eine Einleitung zu dem Buch Traum und Existenz von Ludwig Binswanger[6] und sein eigenes Buch Psychologie und Geisteskrankheit[7], erscheinen im Jahre 1954. Es sind jedoch beides Werke, auf die Michel Foucault später nicht wieder zu sprechen kommt.

In den fünfziger Jahren begegnet Foucault Friedrich Nietzsche, ein einschneidendes Erlebnis in Foucaults Leben, wie das folgende Zitat beweist.

Im Hinblick auf den Einfluss, den Nietzsche auf mich gehabt hat, könnte ich diesen nur schwer präzisieren. Denn ich weiß, wie tief er gewesen ist. Ich möchte [...] nur sagen, dass ich ideologisch „Historizist“ und Hegelianer gewesen bin, bis ich Nietzsche gelesen habe.[8]

Von Nietzsches Theorie des Willens zur Macht ausgehend, untersuchte Foucault die innerhalb der Gesellschaft und innerhalb der Sprache greifenden Machtstrukturen und die Beziehung zwischen Macht und Individuum. Auch analysierte er die Regeln unterschiedlicher anonymer Diskurse, mit Hilfe derer Wissen systematisiert werden kann. Dabei stellte er einen direkten Bezug zwischen Wissen und Macht her.

Heidegger ermöglichte Foucault den Zugang zu Nietzsche und beeinflusste ihn neben Hegel im Hinblick auf seine philosophische Ausbildung. Er bezeichnete die Kombination der zwei Philosophen als ,,philosophischen Schock“[9]. Foucault hatte schon früher begonnen Nietzsche zu lesen, aber erst nachdem er sich mit der Lektüre Heideggers auseinandergesetzt hatte, konnte Nietzsche einen derartigen Einfluss auf ihn bewirken.

Im Oktober des Jahres 1952 übernahm Foucault an der geisteswissenschaftlichen Fakultät in Lille eine Assistentenstelle für Psychologie an. Insgeheim wünschte er sich jedoch Frankreich zu verlassen.

1955 wurde Foucault Leiter der Maison de France in Schweden. Und somit erfüllte sich sein Wusch. Er verließ Frankreich und zog nach Schweden. Dort erteilte er französischen Sprachunterricht, hielt Seminare und veranstaltete diverse Vortragsreihen, u.a. über die Liebe von de Sade bis Genet[10]. Hauptsächlich arbeitete er in dieser Zeit jedoch an Wahnsinn und Gesellschaft. Eine Geschichte des Wahns im Zeitalter der Vernunft[11], seiner Doktorarbeit und erstem größeren Werk. Er analysierte unterschiedliche Einstellungen zum Wahnsinn in zwei verschiedenen historischen Epochen. 1958 leitete er das Centre français an der Universität von Warschau, bevor er sich nach Hamburg begab. Dort arbeitete Foucault als Direktor des institut français. Zu Beginn der sechziger Jahre kehrte Michel Foucault zurück nach Frankreich. Dort wurde er Privatdozent und Professor für Psychologie und Philosophie an der Universität Clermont-Ferrand. Zwischen den Jahren ´65 und ´68 hielt er als Gastprofessor sogar Vorlesungen in Tunis.

Doch auch hier hat es ihn nicht lange gehalten und er beteiligte sich als Professor für Philosophie an der Gründung des Centre universitaire expérimental de Vincennes. Schließlich übernahm Foucault im Jahre 1970 die Professur der Denksysteme am Collège de France, die er bis zu seinem Tod inne hatte. Während der islamisch-fundamentalistischen Revolution im Iran berichtete Foucault als Korrespondent für den Corriere della Sera.

Seine Vorlesungen der siebziger und achtziger Jahre brachten ihm internationale Anerkennung ein.

2.2 Ausgewählte Hauptwerke

Nach den beiden Büchern Die Geburt der Klinik: Eine Archäologie des ärztlichen Blicks[12]

und Raymond Roussel[13] erschien 1965 Die Ordnung der Dinge. Eine Archäologie der Humanwissenschaft[14]. In dieser Diskursarchäologie beschrieb Foucault den Weg des abendländischen Denkens seit der Antike. Er ging von Ordnungen aus, die sich in sprachlichen Zeichen manifestierten. Im Laufe der Geschichte lösten sich verschiedene derartige Ordnungssysteme ab. Bis zum 16. Jahrhundert herrschte die allgemeine Auffassung, dass die Zeichen und Gegenstände austauschbar waren, da sie sich sehr ähnelten. Im 17. Jahrhundert wurde das Zeichen vom Gegenstand allerdings wieder getrennt.

Es wurde nun angenommen, dass die Gegenstände selbst in einer logischen Ordnung zueinander stehen, der Bezug zu den Zeichen jedoch willkürlich ist. Schließlich geschah im 19. Jahrhundert eine ,,völlige Umkehrung der klassischen Ordnung“[15]. Die Zeichen erschienen dunkel und rätselhaft und den Dingen wurden ,,metaphysische[n] dynamische[n] Kräfte[n] in der Tiefe“[16] zugeschrieben, welche den nicht sichtbaren Teil des Seins bezeichnen.

Damit bot Foucault mit seiner Ordnung des Denkens eine Alternative zur traditionellen Geistesgeschichte. Statt der Betonung einzelner Ideen fasste er jedes Wissen zu einem übergreifenden System zusammen und veränderte somit die bisherige Beziehung zwischen den Gegenständen.

[...]


[1] Foucault, M.: Überwachen und Strafen, Die Geburt des Gefängnisses. Suhrkamp, Frankfurt. 1994, S. 33

[2] Deleuze, G.: Foucault, Frankfurt a.M. 1987, S. 47

[3] Blanchot, M.: Michel Foucault, Tübingen 1987, S. 13. Siehe auch : Veyne, P.: Die Revolutionierung der Geschichte, Frankfurt 1992 – „Foucault ist der vollendete Historiker, ist die Vollendung der Historie.“ S. 7

[4] Vgl. Fisker, R.: Michel Foucault, München 1991, S. 60

[5] Vgl. Eribon, D.: Michel Foucault. Eine Biografie, Frankfurt a. M. 1991

[6] Binswanger, L. : Traum und Existenz, Bern, Berlin 1992

[7] Foucault, M.: Psychologie und Geisteskrankheit. Frankfurt a. M. 1968 (frz. 1954)

[8] Taureck, B.: Michel Foucault, Hamburg 1997, S.33

[9] Ebd., S.33

[10] Taureck, B.: Michel Foucault, Hamburg 1997, S.36

[11] Foucault, M.: Wahnsinn und Gesellschaft. Eine Geschichte des Wahns im Zeitalter der Vernunft. Frankfurt a.M. 1973 (frz. 1961)

[12] Foucault, M.: Die Geburt der Klinik: Eine Archäologie des ärztlichen Blicks. München 1973 (frz. 1963)

[13] Foucault, M.: Raymond Roussel. Frankfurt a. M. 1988 (frz. 1963)

[14] Foucault, M.: Die Ordnung der Dinge. Eine Archäologie der Humanwissenschaften. Frankfurt a. M.1969 (frz. 1966)

[15] Nünning, A.: Michel Foucault. In: Metzler Literaturlexikon. Literatur- und Kulturtheorie, 2. Auflage,Stuttgart 2001, S.190

[16] Ebd., S.190

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Michel Foucault "Surveiller et punir. La naissance de la prison" - Eine Analyse
Hochschule
Universität Duisburg-Essen
Note
1,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
25
Katalognummer
V91950
ISBN (eBook)
9783638046466
ISBN (Buch)
9783638941723
Dateigröße
598 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Michel, Foucault, Surveiller, Eine, Analyse
Arbeit zitieren
Julia Smaxwil (Autor:in), 2005, Michel Foucault "Surveiller et punir. La naissance de la prison" - Eine Analyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91950

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Michel Foucault "Surveiller et punir.  La naissance de la prison" - Eine Analyse



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden