Schule und Erziehung im Nationalsozialismus


Referat (Ausarbeitung), 1998

15 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die ersten Schritte nach der Machtübernahme
2.1 Die Vereinheitlichung des Schulsystems
2.2 Umerziehung der Lehrer
2.3 Neue Lehrpläne und Richtlinien

3. Die verschiedenen Organisationen und ihr Einfluß auf die Schulen

4. Wichtige Personen der pädagogischen Bewegung der NS-Zeit
4.1 Reichserziehungsminister Bernard Rust
4.2 Hans Schemm, Gründer und Führer des Nationalsozialistischen Lehrerbunds
4.3 Fritz Wächtler, Nachfolger Schemms
4.4 Bewertung pädagogischer Persönlichkeiten im Dritten Reich

5. Zusammenfassung

6. Schaubild Schulsystem

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Wer die Jugend hat, hat die Zukunft.“ Nach diesem Wahlspruch hat der Nationalsozialismus und seine Pädagogik gehandelt. Der Jugend hat er sich dann auch ziemlich schnell angeeignet, was unter anderem durch die Perspektivlosigkeit - durch Massenarbeitslosigkeit und Wirtschaftsrezession - sowie durch eine massive Propaganda des Hitler-Regimes, begründet war. Die Pädagogik des Nationalsozialismus zielte darauf ab, kritiklose Gefolgsleute zu schaffen und die Ausbildung einer politischen nationalsozialistischen Elite zu fördern.

Im Bildungsbereich wurde die Schule das wichtigste Ausführungsorgan des Nationalsozialismus, in ihr sollte das deutsche arische Geschlecht herangezogen werden.

Ferner mußte sie folgende nationalsozialistische Erziehungsziele verwirklichen: Verbreitung des Blut-und-Boden-Kult, Einprägung der Rassentheorien, Stärkung der Volk-ohne-Raum-Bewegung, willenlose Opferbereitschaft für Hitler und das Vaterland, Umsetzung des Antisemitismus, um nur einige zu nennen.

Das Ziel der Erziehung war demnach:“ Der kollektiv denkende und handelnde, der leicht führ- und lenkbare, der unkritische und linientreue, der abgehärtete, blinden soldatischen Gehorsam beweisende und nach vermeintlicher Germanenart verfahrende Volksgenosse.“[1]

Auf den folgenden Seiten stelle ich die Machtübernahme des Nationalsozialismus in den Schulen dar, sowie die vom Regime umgeänderten Richtlinien und Lehrpläne, einige Personen der NS- Zeit und die verschiedenen Organisationen, die ihren Einfluß auf die Schulen ausübten.

Auch in dem Bereich der Pädagogik zeigt sich leider immer wieder, daß der Widerstand gegen die Bestrebungen der NSDAP nur gering war. Natürlich wurde es Personen, insbesondere den Lehrkräften, erschwert, Kritik zu äußern. Sie mußten mit Entlassung aus dem Schuldienst rechnen, oder mit Verfolgung. Trotzdem mußte ich feststellen, daß es nur durch massive Unterstützung - zum Beispiel durch den NSLB - der NSDAP möglich war, ihre Vorstellung von „Erziehung“ durchzusetzen.

Des weiteren zeigte sich mir, daß die Kompetenz der Personen weniger ausschlaggebend war, sondern mehr die Verbindung zur Partei. Hier seien unter anderem genannt: Reichserziehungsminister Rust, der vor Hitlers Machtergreifung sich amtlich seien Arbeitsunfähigkeit attestieren lies, um nicht mehr arbeiten zu müssen; der Vorsitzende des NSLB Schemm, hatte, so seine Kollegen, kaum kulturelle Bildung und bereicherte sich durch den NSLB, da alle Optionen des Vereins auf seinen Namen liefen und als letztes dessen Nachfolger Wächtler, der sich als pädagogisch wenig kompetent erwies und nur durch starre Einhaltung der Parteilinie sich auszeichnete und deshalb von Hitler befördert wurde.

Zu den genannten Personen in einem späteren Kapitel ausführlicher.

2. Die ersten Schritte nach der Machtübernahme

Nach der Machtübernahme der NSDAP in Deutschland folgte recht schnell die Umsetzung des Nationalsozialismus auch im Schulsystem. Die kurz zuvor aufkommenden Strömungen der Reformpädagogik wurden rasch wieder verworfen. Individualität und eigenverantwortliches Handeln wurden nicht mehr geduldet. Auch in der Schule galt die Maxime „Führerprinzip“. Der Schüler war nunmehr nur noch Rezipient des von dem Lehrer vorgetragenen Stoffes. Der Lehrer war die bestimmende und führende Person, der der Schüler kritiklos zu gehorchen hatte.

Ebenso wurden - noch aus der Reformpädagogik - die musischen Fächer, Kunst und Musik, die als Ausgleich gegen die zu einseitig intellektuelle Ausbildung der Schüler eingeführt worden war, nun von dem Nationalsozialismus beschnitten auf die arteigene Kunst und der volkstümlich-volksverbundenen Musik. Ein immer wichtiger Faktor spielte von nun an auch der Sportunterricht.

Das NS-Regime vollzog die Machtübernahme auf sechs schulpolitischen Feldern:

- So wurde das Schulsystem vereinheitlicht, die Typenvielfalt reduziert und neue spezifische politische Schulen gegründet,
- die Lehrerbildung wurde verändert,
- neue Richtlinien und Lehrpläne wurden erlassen,
- die Stundenpläne wurden revidiert und der Staatsjugendtag eingeführt,
- die Pluralität der Bildungsmächte wurden beschnitten
- und Rassismus und Antisemitismus wurden in den Schulen fest verankert.

2.1 Die Vereinheitlichung des Schulsystems

Es widersprach der Lehre des Nationalsozialismus eine ausgeprägte Typenvielfalt von Schulen beizubehalten. Als Stichwort sei hier genannt: „Gleichschaltung“. Ebensowenig wurde eine ausgeprägte Individualität geduldet, was von verschiedenen Schulen jedoch gelehrt wurde. Vor allem Gymnasien und Oberschulen, von denen es mehr als 70 (!) verschiedene Typen gab, wurden von der Gleichschaltung getroffen. Entweder wurden sie geschlossen oder umgeändert. Konfessions- und Privatschulen wurden ganz untersagt. So wurde die Oberschule auf drei Grundtypen reduziert: Die neusprachliche und die naturwissenschaftliche Oberschule und das humanistische Gymnasium.

Die Oberschulen bauten auf der vierjährigen Grundschule auf und umfaßten nur noch acht Schuljahre. Meist waren die Schulen für Jungen und Mädchen getrennt. Paradoxerweise gab es - trotz der Reduzierung der Oberschule - nun auch eine Zersplitterung derselben. Zurückzuführen ist dies auf die Kompetenzstreitigkeiten in der verschiedenen NS-Organisationen, die in den Schulen ihre Elite ausbilden wollten. So wurden unter anderem die Adolf-Hitler-Schulen gegründet, die Nationalpolitischen Erziehungsanstalten, die Deutschen Heimschulen und die NS-Deutsche Oberschule Starnbergersee.

An diesen Schulen unterrichteten NS-treue Lehrer, die eine politische Elite heranziehen sollten, die dann später nationalsozialistische Laufbahnen einschlagen sollten.

Ausgenommen von dieser Entwicklung waren die Volksschulen. Bei ihr änderte sich vor allem die Lehrerausbildung, die Stundenpläne und die Schulbücher, speziell die Lesebücher.

2.2 Umerziehung der Lehrer

Der Staat und somit die Partei setzten alle daran, das Denken der Lehrer umzuformen, sie also mit nationalsozialistischen Gedankengut zu impfen. Staatliche Kontrollinstanzen überwachten nun unentwegt über das Tun der Lehrer, um festzustellen, ob sie im Sinne des Führers unterrichten. Kommunisten und Juden wurden aus dem Amt des Lehrers enthoben. Der Nationalsozialistische Lehrerbund (wurde schon 1927 von Hans Schemm gegründet) kontrollierte die Lehrerbildung und -fortbildung weitgehend. So wurden Fahrten und Informationskurse unternommen, bis die ganze Lehrerschaft gleichgeschaltet war.

Auch die Ausbildung der Lehrer wurde verändert, neue Studiengänge eingeführt, neue Prüfungsvorschriften erlassen und neue Studienfächer gelehrt. So wurden unter anderem Rassen- und Volkskunde, sowie Grenzland- und Wehrkunde in das Studium mit aufgenommen, „Nichtarier“ durften die akademische Ausbildung erst gar nicht beginnen.

Volksschullehrer brauchten in den Augen Hitlers nicht so gut ausgebildet zu sein, daß heißt eine akademische Ausbildung wurde nicht für nötig gehalten. In Ehren entlassene Unteroffiziere und Feldwebel übernahmen diese Aufgaben, da sie für mindestens genauso qualifiziert gehalten wurden, wenn nicht sogar für besser qualifiziert. Dies zeigt auf, wie wenig Wert auf eine akademische Ausbildung der Lehrerschaft gelegt wurde. Viel wichtiger war eine folgsame, der Partei ergebene Lehrerschaft, die die Schüler zu kritiklosen, unmündigen Menschen heranzieht.

Vor allem dem Nationalsozialistischen Lehrerbund (NSLB) hatte es Hitler zu verdanken, daß die Gleichschaltung der Lehrer und des Schulsystems sehr schnell von statten ging. Schemm gelang es, Bedenken gegen den Führer und seine (Bildungs-)Politik zum Schweigen zu bringen und eine enge Verbindung zur Partei- und Staatsführung zu knüpfen. Die überwiegende Anzahl der Lehrer konnten Schemm und sein Nachfolger Fritz Wächtler für die Parteilinie gewinnen, so daß Schule und Schüler auf diesem Wege auch stark beeinflußt werden konnten.

Trotz der großen Unterstützung durch den NSLB in der Umsetzung der Parteivorgaben, gab es auch einige Reibungspunkte. So wollte der Lehrerbund es verhindern, daß die akademische Ausbildung der Lehrer abgeschafft wird. Man befürchtete so, daß der Lehrer auf den Stand der Halbbildung zurückgeworfen wird (was ja auch die Absicht der NSDAP war). Doch die Kritik bewirkte nichts und nachdem die politische Entscheidung gefallen war, verbot die NSLB-Reichsleitung alle weiteren Diskussionen.[2]

Nicht zu vergessen ist aber auch, daß es Widerstände gegen den Nationalsozialismus und seine Bildungspolitik innerhalb der Lehrerschaft gab. Als Beispiel sei hier die Allgemeine Freie Lehrergewerkschaft Deutschlands genannt. In der Programmatik und Politik stand die AFLD links der SPD. Unter anderem kritisierte sie sehr scharf den Beamtenerlaß des thüringischen Innen- und Volksbildungsministers, der Verbot, daß Beamten den Kommunismus nicht in irgendeiner Form unterstützen durften oder gar ihm angehören durften. Die AFLD sah dies als sehr einseitig an und forderte, daß auch die NSDAP einzubeziehen sei und den Beamten die Mitgliedschaft zu untersagen. Wie alle Gewerkschaften wurde sie 1933 verboten, löste sich aber kurzerhand selbst auf, um nicht in die Hände der Nazis zu fallen. Viele Mitglieder setzten ihren Kampf gegen den Faschismus in der Illegalität oder in der Emigration fort.

[...]


[1] Aus: Flessau, Ingo-Kurt : Schule der Diktatur: Lehrpläne und Schulbücher des Nationalsozialismus, München

1977

[2] vgl.: Schnorbach, Hermann: Lehrer und Schule unterm Hakenkreuz, Dokumente des Widerstands von 1930 bis 1945. Königstein/Ts.:Athenäum 1983

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Schule und Erziehung im Nationalsozialismus
Hochschule
Universität Koblenz-Landau  (Institut für Pädagogik)
Veranstaltung
Seminar: Entwicklung des Schulwesens
Note
2,0
Autor
Jahr
1998
Seiten
15
Katalognummer
V9193
ISBN (eBook)
9783638159630
ISBN (Buch)
9783638833202
Dateigröße
553 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Sehr dicht - einzeiliger Zeilenabstand. 150 KB
Schlagworte
Nationalsozialismus, Pädagogik, Gleichschaltung, Schulwesen, Hitler, Schule
Arbeit zitieren
Thomas Fey (Autor:in), 1998, Schule und Erziehung im Nationalsozialismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9193

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