Ohrenspitzer - Ein Projekt zur Förderung der Hörkompetenz


Seminararbeit, 2007

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort

2. Zur Konzeption des Ohrenspitzerprojekts

3. Meine Begegnung mit dem Thema

4. Hören als Kompetenz

5. Erstes Experimentieren und Umsetzen

6. Die Projektgruppe

7. Verlauf
Der Beginn meines Projekts
Exkurs zur Hörkompetenz im Bildungsplan
Weiteres Vorgehen

8. Reflexion

9. Ausblick

10. Literaturangabe

1. Vorwort

In den letzten Jahren hat sich das Interesse für die wiederentdeckten auditiven Medien in unserer Gesellschaft zunehmend entwickelt. Hörbücher und Hörspiele gehören nun zur unmittelbaren Lebenswirklichkeit nicht nur der Kinder, auch Erwachsene haben diese Medien für sich entdeckt. Verlage wurden gegründet, die sich einzig um den Vertrieb hochwertiger und gut produzierter Hörspiele bemühen. Bekannte Schauspieler sprechen bekannte Texte, Gedichte werden vertont und zu ganzen Projekten vereint, kinoähnliche, spannende Hörspiele entführen den Hörer in eine neue Welt. „Bei (diesen) auditiven Produktionen (CD, Hörfunk, DVD...), die ohne visuelle Bilder auskommen, werden die Hörer veranlasst, sich auf das gesprochene Wort, die Musik, auf Geräusche, Klänge, Pausen zu konzentrieren. Das eröffnet Raum für Assoziationen, ermöglicht das Entstehen eigener Bilder. Worte sind auch Klang und Lautmalerei und lösen Ideen- und Gefühlsassoziationen aus.“[1] Der Reiz, sich auf den Hörsinn einzulassen und den Gedanken und Assoziationen freien Lauf zu lassen, wächst und motiviert immer mehr Hörer, fordert aber auch die Ausbildung der Basiskompetenz Hören.

Diese steht daher auch im Blickfeld der Medienpädagogik. Die Erziehung zu einem bewussten Umgang mit Hörbarem, auditive Medien sinnvoll rezipieren und produzieren, das eigene Gehör wahrzunehmen und zu schonen, sind Aufgaben, die auch im Unterricht erarbeitet werden können und sollen.

Dieses neue Arbeitsfeld erkennend, wurde von den Landesmedienzentren Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sowie der Stiftung Medien Kompetenz Forum Südwest das Ohrenspitzerprojekt gegründet. Unterstützung erhält das Projekt vom Südwestfunk (SWR2) und dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg.

2. Zur Konzeption des Ohrenspitzerprojekts

„Erklärtes Ziel des Projektes ist es, Hören und Zuhören als gleichwertige Basiskompetenz neben Lesen, Schreiben und Rechnen zu etablieren und die Kinder darin zu stärken. Zielgruppen sind (vorrangig) die Klassenstufen eins bis sechs der allgemeinbildenden Schulen. Obwohl im Fokus die Entwicklung von Hörkompetenz und die Ausbildung einer differenzierten Wahrnehmungsfähigkeit stehen, bleiben die Förderung der Lese-, Sprech- und Konzentrationsfähigkeit immer im Blickfeld der Projektarbeit. Denn Hörschulung verbessert nicht nur die allgemeine Sprachkompetenz, Hören-Können muss auch als elementare „Vorläuferkompetenz“ des Lesens verstanden werden.“[2]

Die Umsetzung erfolgt über die Schulen. Jährlich werden ca. 20 Schulen in das Ohrenspitzerprojekt aufgenommen. Nach einer Bewerbung erhalten die teilnehmenden Schulen einen Hörkoffer, in welchem Hörspiele, Erzählungen, vertonte Gedichte, Meditationsmusik und Geräusche-CDs enthalten sind. Zusätzlich wird eine Handreichung ausgegeben, in welcher die diversen Hörspiele kurz beschrieben und einer Jahrgangsstufe bzw. Hörkompetenz (Hör-Einsteiger, Hör-Erfahrene, Hör-Profis) zugewiesen werden. Ebenso werden Umsetzungs-möglichkeiten und Spiele vorgeschlagen, die, der Konzeption entsprechend, die Hörkompetenz auf vielfältige Weise fördern.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Über die Dauer von zwei Jahren arbeitet die Schule verbindlich mit dem Landesmedienzentrum zusammen, nennt Ergebnisse, Verbesserungsvorschläge und stellt gegebenenfalls eigene Produkte zur Verfügung. Als Plattform für alle teilnehmenden und andere interessierte Schulen dient die Ohrenspitzerseite im Internet (www.ohrenspitzer.de). Dort kann man sich über Umsetzungsmöglichkeiten informieren, eigene Ideen einstellen und auf eine große Auswahl von Geräuschen und „Rezepten“ zurückgreifen.

Erfüllt eine Schule die gestellten Bedingungen wie das verbindliche Arbeiten mit den angebotenen Hörspielen, das Einrichten einer Ohrenspitzer-AG sowie eine entsprechende Rückmeldung, dann bekommt diese Schule nach Ablauf der zwei Jahre den Hörkoffer geschenkt. (Hörspielliste im Anhang S. I)

3. Meine Begegnung mit dem Thema

Am 20. März stellte meine Kollegin Beate Mihailescu im Rahmen eines Teamtages der Grund- und Hauptschule Gutach das Ohrenspitzerprojekt vor. Sie kam gerade vom Ohrenspitzerhalbjahrestreffen aus Stuttgart, zu dem sie, durch einen für uns glücklichen Zufall, geladen war.

Eine teilnehmende Schule hatte die gestellten Bedingungen des Projekts nicht erfüllt und musste daher den Hörkoffer wieder abgeben. Dieser frei gewordene Koffer wurde dem Kreismedienzentrum Emmendingen zur Verfügung gestellt. Frau Mihailescu, die neben dem Schuldienst in Gutach dort noch tätig ist, wurde als Multiplikatorin eingesetzt, um in den umliegenden Schulen vom Ohrenspitzerprojekt zu berichten. Durch diesen Zufall gelangte der Hörkoffer nach Gutach und lud zum Experimentieren ein. Vor allem aber zeigte er ein neues Aufgabenfeld auf – die Förderung der Hörkompetenz. Bis dahin war mir die Notwendigkeit des guten Zuhörens zwar bewusst gewesen, jedoch hatte ich selten über eine geeignete Förderung nachgedacht. Die kurze Einführung meiner Kollegin sensibilisierte mich für dieses Thema. In den nächsten Wochen beobachtete ich automatisch Situationen, in denen Unterricht auf Grund mangelhafter Hörkompetenz zäh, unruhig und nur erschwert möglich war.

Ich beschloss besonders die Kompetenz des Hörens und Zuhörens in mein eigenes Blickfeld zu rücken. Zusätzlich zu den Beobachtungen in der Schulpraxis wollte ich gerne auch meine eigene Medienkompetenz erweitern. Ich freute mich daher sehr, als ich Mitte Mai die Gelegenheit erhielt, im Kreismedienzentrum in Emmendingen eine Einführung in das Audioschnittprogramm Audacity zu belegen. Herr Herbst, ein Mitarbeiter des Ohrenspitzerprojekts, stellte das Programm vor und motivierte alle Teilnehmer, selbst eine erste kleine Produktion zu gestalten. Die leichte Bedienung, die Vielfalt der gebotenen Möglichkeiten und die gute Qualität der Produkte motivierten mich persönlich zusätzlich. Mein Interesse an der multidimensionalen Idee des Ohrenspitzens war endgültig geweckt.

4. Hören als Kompetenz

Es ist hinlänglich bekannt, dass Schülerinnen und Schüler Probleme mit sinnentnehmendem Lesen haben. Dass jedoch das sinnerfassende Zuhören ebenfalls im Argen liegt, wird unserer Gesellschaft erst langsam bewusst. Der zunehmende Konsum auditiver Medien zeigt zwar auf, dass Interesse für das genussvolle Rezipieren besteht, meist benötigt man dafür aber Ruhe und Konzentration. Gut produzierte Hörspiele mit professionellen Sprechern und sinnunterstützenden Geräuschen animieren zum Zuhören. An einem Schultag kann dies aber nicht immer geleistet werden. Durch komplexe Aufgabenstellungen, längere Erklärungsphasen des Lehrers oder konzentriertes Zuhören eines Schülervortrages wird an einem normalen Unterrichtsmorgen das Gehör der Schülerinnen und Schüler sehr gefordert. Es stellt sich nun vor allem die Frage, in wie weit den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit gegeben wird, ihre eigene Hörkompetenz im Unterricht zu fördern. Beim Schuleintritt wird von dieser Basiskompetenz ausgegangen. Doch „reduzierte Kommunikation in der Familie, Reizüberflutung sowie Störeinflüsse wie Lärm wirken der ausreichenden zielgerichteten Ausbildung der auditiven Sinneswahrnehmung und –verarbeitung entgegen.“[3] Wieder öffnet sich ein neues Aufgabenfeld, das der Schule übertragen wird. Und wieder stellt dies eine neue Herausforderung an den Unterricht dar. Die Förderung dieser, bis dahin relativ vernachlässigten Kompetenz, bietet aber auch die Möglichkeit, neue, interessante und motivierende Inhalte in den Schulalltag und vor allem in den Deutschunterricht einzugliedern. Das Ohrenspitzerprojekt bietet hierfür einen Anreiz und Hilfe für die ersten Unternehmungen.

5. Erstes Experimentieren und Umsetzen

Es bot sich mir die Gelegenheit, den Hörspielkoffer nebst Handreichung genauer zu erkunden. Da meine Kollegen sehr ausgelastet waren und keine Freiräume für neue Audioexperimente hatten, konnte ich den Koffer mit nach Hause nehmen um mir einige Hörspiele anzuhören. Im Juni startete ich mit der ersten Umsetzung des Projekts. Im Rahmen meiner Hospitation konnte ich im Deutschunterricht der 3. Klasse eine Einheit halten, die auf dem Prinzip des Ohrenspitzerprojekts aufbaute. Mit zwei ausgewählten Hörspielen („Dagobert Dünkelstein der Detektiv“ von Georg Beils und Detlef Ram und „Kai aus der Kiste“ von Wolf Durian) leitete ich in das Thema „Hören“ ein, um über das Rezipieren zum Produzieren zu gelangen. Das Hörbewusstsein und das sinnentnehmende Hören standen dabei im Vordergrund.

Dank des für die Schülerinnen und Schüler neuen und motivierenden Mediums Hörspiel, wurde aus den relativ hörunerfahrenen Kindern schnell Ohrenspitzerfans. Die Umsetzungsmöglichkeiten, die das Thema Hören bietet, die Anregungen aus der Handreichung und vor allem die zum Teil herausragend produzierten Hörspiele des Ohrenspitzerkoffers haben sowohl mich als auch die Schülerinnen und Schüler sehr motiviert und überzeugt.

Nach dieser ersten Erfahrung mit dem Hörkoffer stand für mich fest, das Ohrenspitzerprojekt als Thema für diese Arbeit und die folgende Präsentation zu wählen.

[...]


[1] Bischof, Ulrike: Vom Hören zum Zuhören: Frühe Prägung-soziale Erfahrung-Aufgabe der Bildung. In: analog und digital, Heft 2/2006, S. 6.

[2] Herbst, Thomas: Hört mal hin und hört mal zu! Ohrenspitzer – ein Projekt zur Hörförderung an Schulen. In: analog und digital, Heft 2/2006, S.10.

[3] Bischof, Ulrike: Vom Hören zum Zuhören: Frühe Prägung-soziale Erfahrung-Aufgabe der Bildung. In: analog und digital, Heft 2/2006, S. 4.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Ohrenspitzer - Ein Projekt zur Förderung der Hörkompetenz
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
18
Katalognummer
V91882
ISBN (eBook)
9783640102143
ISBN (Buch)
9783668269507
Dateigröße
531 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ohrenspitzer, Projekt, Förderung, Hörkompetenz
Arbeit zitieren
Cathrin Dehmer (Autor:in), 2007, Ohrenspitzer - Ein Projekt zur Förderung der Hörkompetenz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91882

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