Soziale Arbeit mit psychisch Kranken. So können Sie helfen!


Projektarbeit, 2007

20 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitende Gedanken

2. Psychische Krankheit /psychische Störung
2.1 Das Asperger-Syndrom
2.2 Borderline-Persönlichkeitsstörung
2.3 Schizoide Persönlichkeitsstörung
2.4 Schizophrenie

3. Sozialpädagogik in der Psychiatrie

4. Bewältigungsmöglichkeiten

5. Empowerment als eine mögliche Form der Hilfe
5.1 Definition
5.2 Empowerment in der psychosozialen Praxis

6. Resümee

7. Quellenverzeichnis

1. Einleitende Gedanken

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Edvard Munch „Der Schrei“

Psychische Erkrankungen können jeden treffen.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation ist jeder Vierte irgendwann in seinem Leben von einer psychischen Krankheit betroffen. Jedes fünfte Kind in Deutschland hat bereits einmal in seinem Leben unter einer Depression gelitten, 15 von 1000 Menschen sind an einer schizophrenen Psychose erkrankt, 18% der Bevölkerung benötigt wegen einer psychischen Beeinträchtigung ärztliche Hilfe, 4% eine psychiatrische Behandlung.[1] Die Zahlen, sie sind noch erweiterbar, belegen die oben genannte Behauptung.

Die Reaktion der Umwelt führt oft dazu, dass sich psychisch kranke Menschen und ihre Angehörigen zurückziehen oder sich zurückgestoßen fühlen. Psychisch Kranke erleben die Welt, ihre Mitmenschen und sich selbst anders als gesunde Menschen. Beispielsweise quälen sich Menschen mit Depressionen häufig mit Schuldgefühlen oder wahnhaften Gedanken. Menschen, die unter einer schizophrenen Psychose leiden sind vielleicht der festen Überzeugung, dass sie verfolgt werden oder Stimmen ihnen Botschaften vermitteln.

Dies bedeutet aber nicht, dass psychisch Kranke in der „normalen“ Welt keinen Platz haben. Im Gegenteil. Vielleicht sind sie weniger belastbar, reagieren in einigen Situationen überraschend oder wirken eigenartig. Die soziale Isolation, in die eine psychische Erkrankung die Betroffenen und oft auch die Angehörigen treibt, verstärkt das Leid erheblich. Akzeptanz der Eigenarten und menschliche Annahme kann die Situation erheblich verändern und verbessern.

Bei der Recherche zu dieser Arbeit wurden mir die Komplexität und der Umfang dieses Themas nach und nach bewusst. Bestehende Erkenntnisse und neueste Forschungen unterliegen einer so starken Dynamik, dass ich nur versuchen kann, einen kleinen Teilbereich als Momentaufnahme zu beleuchten. Psychische Erkrankungen führen nur zu schnell zu einer Stigmatisierung und damit einhergehend zur sozialen Isolation.

Ich selbst bin im Christlichen Jugenddorf Neustadt/Weinstrasse in einer Wohngruppe mit psychisch kranken Jugendlichen und jungen Erwachsenen als Erzieher tätig. Die dortigen Bewohner leiden an unterschiedlichen psychischen Erkrankungen. Ich möchte versuchen, diese zu charakterisieren und nach gemeinsamen Schnittmengen in diesen unterschiedlichen Krankheitsbildern zu suchen. Es stellt sich die Frage, ob es diese Schnittmengen gibt, ob man sie erkennt und welche Faktoren sie beeinflussen. Trotz aller Individualität sind wir in unserer täglichen Arbeit gefordert, Gemeinsamkeiten diesbezüglich zu suchen, aufzugreifen und gezielt in unserer Arbeit umzusetzen. Dies in der Absicht, den Jugendlichen und Jungen Erwachsenen einen Weg in unserer Gesellschaft zu zeigen und ihnen helfen, mit ihren Problemen akzeptabel, frei von Isolation, leben zu können.

Da die Problematik sehr vielfältig ist und die Kapazität dieser Arbeit vorgegeben wurde, werde ich nur die Krankheiten einbeziehen, unter denen die Jugendlichen meiner Wohngruppe leiden. Weiterhin möchte ich mich bei meiner Suche nach geeigneten Hilfen auf einen Punkt beschränken. Die Ergebnisse könnten in einem späteren Projekt in der Praxis zur Unterstützung herangezogen werden. Die Grenze zwischen psychischer Störung und psychischer Erkrankung ist fließend. Einerseits ist es Bestandteil der Psychiatrie und damit der Medizin, andererseits beschreibe ich den sozialpädagogischen Ansatz. Bei der Bearbeitung möge man es mir nachsehen, wenn dies nicht immer sauber getrennt ist, da mir die notwendigen Kompetenzen in der Medizin, fehlen.

2. Psychische Krankheit /psychische Störung

Eine Definition für psychische Erkrankungen zu finden ist nicht einfach, da die Grenze mitunter fließend ist. Sehr treffend ist die Definition von Dörner et al., die psychisch Kranke als Menschen betrachten, die bei der Lösung ihrer Probleme in einer Sackgasse gelandet sind, aus der sie nicht mehr heraus wissen und dadurch in eine Krise geraten. Für den psychisch Kranken ist das Bedürfnis, Nicht-Erklärbares zu erklären zu groß und zu schmerzhaft geworden. Damit sind sein Schutzbedürfnis und seine Verletzbarkeit gestiegen. Das Ergebnis wird Krankheit, Kränkung, Störung, Leiden oder Abweichung genannt.[2] Wenn der Aspekt der Beziehung mitbetrachtet wird, kann nicht mehr von einem einzelnen Krankheitsträger gesprochen werden. Es muss das Umfeld mit einbezogen werden. „Die Suche nach den kranken Anteilen in einem Menschen wird zur Suche nach den derzeitigen Möglichkeiten und Unmöglichkeiten, eine Beziehung zu sich, zu anderen oder zur Umwelt aufzunehmen.“[3]

Der Begriff der psychischen Erkrankung wird vor allem in der Psychiatrie benutzt, in der die Betroffenen auch als Patienten bezeichnet werden. Mit diesen Termini wird ein heilen wollen assoziiert. Durch den Begriff der Krankheit wird sie zu einem objektiven Begriff. Er kann davon abhalten, die Person mit der psychischen Erkrankung so zu akzeptieren. Nüesch plädiert in ihrem Buch für den Gebrauch des Terminus „psychische Behinderung“, vor allem wegen der sozialen Dimension dieses Begriffs. Behinderung wird im Gegensatz zur Krankheit als eine dauerhafte und sichtbare Abweichung gesehen. Wobei der Begriff der Abweichung kritisch zu hinterfragen ist, da er eine Norm voraussetzt. So ist es theoretisch möglich, dass eine Behinderung als Zuschreibungsprozess von außen entsteht, ohne dass ein objektiver Grund vorliegt. Ein Mensch gilt als behindert, wenn eine Abweichung von der Norm vorliegt und dieses von der sozialen Umwelt als negativ gewertet wird. Auch wenn die Behinderung zeitlich begrenzt ist, bleibt doch das Stigma an dieser Person haften, so dass sie auch nach der Genesung als behindert betrachtet wird.[4]

2.1 Das Asperger-Syndrom

Das Asperger-Syndrom gilt als leichte Form des Autismus und manifestiert sich ab ca. dem dritten bis fünften Lebensjahr. Zur Diagnose werden meist die folgenden Kriterien nach Gilberg & Gilberg verwendet, welche hier nur erwähnt werden sollen:

- Soziale Beeinträchtigung (extreme Ichbezogenheit)
- Eingegrenzte Interessen
- Repetitive Routinen
- Rede- und Sprachbesonderheiten
- Nonverbale Kommunikationsprobleme
- Motorische Unbeholfenheit[5]

Beim Asperger-Syndrom handelt es sich um eine ausgeprägte Kontakt- und Kommunikationsstörung, die spätestens im Vorschulalter manifest wird und die durch eine qualitative Beeinträchtigung des Interaktionsverhaltens, mangelndes Einfühlungsvermögen, motorische Auffälligkeiten und ausgeprägte Sonderinteressen charakterisiert ist. Ihre soziale Bedeutung zeigt sich darin, dass die betroffenen Kinder isoliert sind, aufgrund ihrer Verhaltensauffälligkeiten überall anecken und oft auch aus schulischen Förderprogrammen herausfallen. Als Ursache der Störung werden genetische Faktoren angenommen im Verein mit umschriebenen Hirnfunktionsstörungen und neuropsychologischen Ausfällen, die alle auf eine Einschränkung im Bereich des nonverbalen Lernens hinweisen, obwohl sich das allgemeine Intelligenzniveau meist im Normbereich bewegt. Die Behandlung muss stets die individuellen Besonderheiten des Falles berücksichtigen und stützt sich auf verhaltenstherapeutische Ansätze, die Einübung sozialer Fertigkeiten und auf die Beschäftigung unter Einbeziehung der jeweiligen Interessen und Fähigkeiten. Ein medikamentöser Einsatz ist angezeigt, wenn besondere Symptome wie ausgeprägte Hyperaktivität und Unruhe, aggressives Verhalten, Schlafstörungen oder depressive Verstimmungen auftreten.[6]

Das wohl schwerwiegendste Problem für Menschen mit Asperger-Syndrom ist das beeinträchtigte soziale Interaktionsverhalten. Beeinträchtigt sind zwei Bereiche: die Fähigkeit, zwanglose Beziehungen zu anderen Menschen herzustellen und die nonverbale Kommunikation.

Als besonders problematisch erweist sich die soziale Interaktion, da Menschen mit Asperger-Syndrom nach außen hin keine offensichtlichen Anzeichen einer Behinderung haben. So können selbst Menschen, die sich durch Toleranz gegenüber ihren behinderten Mitmenschen auszeichnen, die Schwierigkeiten von Menschen mit Asperger Syndrom als bewusste Provokation empfinden. Wenn auf eine Frage nur mit Schweigen reagiert wird, neigt man schnell dazu, dies mit Sturheit und Unhöflichkeit gleichzusetzen. Soziale Regeln, die andere intuitiv beherrschen, verstehen Menschen mit Asperger-Syndrom häufig nicht, sondern müssen sie sich erst mühsam aneignen. Dies führt schnell zu einer sozialen Isolation.[7]

2.2 Borderline-Persönlichkeitsstörung

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung, auch emotional instabile Persönlichkeitsstörung genannt, ist die im psychologischen und psychiatrischen Umfeld am häufigsten diagnostizierte Persönlichkeitsstörung. Die Bereiche der Gefühle, des Denkens und des Handelns sind beeinträchtigt, was sich durch negatives und teilweise paradox wirkendes Verhalten in zwischenmenschlichen Beziehungen sowie im gestörten Verhältnis zu sich selbst äußert. Sie wird immer von weiteren Belastungen begleitet, darunter Dissoziative Störungen, Endogene Depressionen und verschiedene Formen von Selbstverletzendem Verhalten. Darüber hinaus bestehen hohe Komorbiditäten mit anderen Persönlichkeitsstörungen, dabei am häufigsten die Ängstliche Persönlichkeitsstörung und die Narzisstische Persönlichkeitsstörung. Der Name der Störung „Borderline“ bedeutet auf deutsch „Grenzlinie“, was sich darauf bezieht, dass die Störung früher in den Grenzbereich zwischen den Neurotischen Störungen und den Psychotischen Störungen eingeordnet wurde, da Symptome aus beiden Bereichen beobachtet wurden.[8] Das Krankheitsbild zeichnet sich durch sehr unterschiedliche Erscheinungen aus und ist meist ein Sammelsurium vieler Diagnosen in
der Krankheitsgeschichte. Hierzu gehören:

[...]


[1] http://www.psychotherapie.de/psychotherapie/politik/01040701.html

[2] Vgl.: Dörner, K., Plog, U., Teller, C., Wendt, F.: Irren ist menschlich. 4. Auflage. Bonn: Psychiatrie-Verlag 2002, S. 11-34

[3] Dörner, K., Plog, U., Teller, C., Wendt, F.: Irren ist menschlich. 4. Auflage. Bonn: Psychiatrie-Verlag 2002, S.37

[4] Nüesch, Manuela: Stigmatisierungserleben und Stigma-Management. Biel: Edition SZH/SPC 2002, S.24ff

[5] Nach Gillberg, Ch.: “Diagnosis and Treatment of Autism.” New York, Plenum 1989

[6] Vgl.: Remschmidt, Helmut: „Das Asperger-Syndrom. Eine zu wenig bekannte Störung“, Deutsches Ärzteblatt 97, Heft 19, 12.Mai 2000

[7] Vgl.: Daniel Tibi: Wie macht sich das Asperger-Syndrom bemerkbar? Eine Kurzinformation. Edition Aspergia, Kiel 2005

[8] http://de.wikipedia.org/wiki/Borderline-Pers%C3%B6nlichkeitsst%C3%B6rung

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Soziale Arbeit mit psychisch Kranken. So können Sie helfen!
Hochschule
Hochschule Koblenz (ehem. FH Koblenz)
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
20
Katalognummer
V91865
ISBN (eBook)
9783638059725
ISBN (Buch)
9783638950152
Dateigröße
539 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Soziale, Arbeit, Kranken, Möglichkeiten, Hilfe
Arbeit zitieren
Burkhard Schröter (Autor:in), 2007, Soziale Arbeit mit psychisch Kranken. So können Sie helfen!, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91865

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