Zu: "Nach dem Sieg" von Lu Yin

Eine chinesische Kurzgeschichte


Hausarbeit, 2008

17 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Hauptteil
1. Über die Autorin
2. Vorwort zu der Kurzgeschichte
2.1. Zusammenfassung
2.2. Der Titel
3. Aufbau der Kurzgeschichte
3.1. Einleitung
3.2. Hauptteil
3.3. Schluss
4. Die Schicksale der Frauen
4.1. Qinzhi
4.2. Xiaoyu
4.3. Wenqi
4.4. Lengxiu
5. Autobiographische Elemente
5.1. Ehe
5.2. Erziehung
6. Stil
7. Verschiedenes
8. Textzitate aus dem Original / Tenor

III. Zusammenfassung / Fazit

IV. Anhang
1. Glossar
a) Sachverzeichnis
b) Personenverzeichnis
2. Bibliographie

I. Einleitung

Mit der vorliegenden Hausarbeit befasse ich mich mit der Kurzgeschichte „ Shengli yihou “ aus dem Jahre 1925 von der chinesischen Autorin Lu Yin. In „ Shengli yihou “ thematisiert Lu Yin die missliche Lage einiger (gebildeter) Frauen in der Zeit nach der Vierte-Mai-Bewegung (wu si yundong).[1]

Zunächst wird eine Kurzbiographie von Lu Yin anhand einiger zentraler Lebensstationen wieder gegeben. Ihre literarischen Werke bleiben hierbei größtenteils unberücksichtigt.

Im Hauptteil der Arbeit folgt eine Textanalyse von „ Shengli yihou “. Diese Analyse gliedert sich in einer Zusammenfassung des Plots, dem Aufbau bzw. der Struktur der Geschichte sowie einer Nachzeichnung der einzelnen Figuren.

Für ein tieferes Verständnis erfolgt im Anschluss ein Vergleich zwischen den geschilderten Gegebenheiten bzw. Frauenschicksalen in der Geschichte und Lu Yins eigenem Leben, um mögliche Parallelen – autobiographische Elemente – aufzudecken.

Überwiegend im Schlussteil werden markante Stilmittel, zentrale Aussagen aus „ Shengli yihou “ auf Chinesisch zitiert, ins Deutsche übersetzt und kommentiert.

Abschließend erfolgt eine Zusammenfassung der Bearbeitung sowie ein Fazit bezüglich der Kurzgeschichte.

Meine Recherchen speziell zu Lu Yins „ Shengli yihou “ ergaben leider keine umfangreichen Sekundärliteratur-Quellen. Für die Bearbeitung wurde sowohl die englische (für sinngemäße Verweise) als auch die chinesische Originalfassung (für direkte Zitate) verwendet.

Die für das Verständnis als wichtig erachtete chinesische Begriffe werden in der pin-yin -Umschrift angegeben (siehe auch IV. 1. Glossar).

II. Hauptteil

1. Über die Autorin

Im Zuge der Vierte-Mai Bewegung emanzipierte sich erstmals ein nicht geringer Teil an chinesischen Schriftstellerinnen[2] ; war doch die Domäne der Literatur in China fast ausschließlich durch männliche Autoren geprägt. Die chinesische Autorin Lu Yin, geboren ca. 1899 und 1934 verstorben, wurde durch ihre posthum erschienene Autobiographie bekannt.[3]

Lu Yin – ihr ursprünglicher Name war Huang Ying[4] – wurde als viertes Kind und erste Tochter in eine reiche Gelehrtenfamilie der Qing Dynastie geboren. Unglücklicherweise verstarb genau an dem Tag ihrer Geburt ihre Großmutter mütterlicherseits. Dies wurde von Lu Yins Mutter, im Gegensatz zu ihrem Ehemann ungebildet, als „böses Omen“ wahrgenommen, so dass sie Lu Yin jegliche mütterliche Liebe versagte. Auch der Vater behandelte die Tochter kalt und überaus streng. Eine Amme kümmerte sich daher um Lu Yin.

Als Lu Yin sechs Jahre alt war, starb ihr Vater an einem Herzinfarkt.[5] Nach dem Ableben des Vaters zieht die Familie von Fujian nach Beijing.[6]

Lu Yin weinte als ungeliebtes Kind viel und erfuhr u.a. deswegen häufig Prügelstrafen als Erziehungsmethode. Nach zwei Jahren häuslichen Schulunterrichts durch ihre Tante wurde sie auf eine christliche Missionsschule geschickt.[7] Dort konvertierte sie zum christlichen Glauben.[8] Mit 12,13 Jahren erkämpfte sich Lu Yin durch Fleiß ein Stipendium an einer Mittelschule für Mädchen (nüzi shifan xuexiao), die sie bis zum 18. Lebensjahr besuchte. So belehrte sie ihre Mutter eines Besseren, hatte diese ihre Tochter zuvor stets als dummes Kind geschimpft.[9]

Mit circa 17 Jahren brach Lu Yin mit den Konventionen ihrer Zeit, als sie sich selbst für ihre Verlobung mit einem Cousin, dessen Hause finanziell schwach gestellt war, entschied – gegen den Willen ihrer Mutter – und die Verlobung jedoch anschließend aufgrund unterschiedlicher Lebensansichten auch noch auflöste.[10] Lu Yin arbeitete mehrere Male als Lehrerin, war über diese Tätigkeit frustriert und nahm ein Studium an der Beijing guoli nüzi gaodeng shifan xuexiao auf (Herbst 1919), wo sie begeistert an politischen Aktivitäten im Zuge der Vierte-Mai-Bewegung teilnahm.[11]

Lu Yins weitere Lebensführung war für den (damaligen) Durchschnitt ungewöhnlich.

Unter bristanten Umständen folgten zwei Ehen: Die erste 1923, mit dem damals bereits verheirateten Guo Mengliang, der 1925 an einer Krankheit verstarb[12], und 1930 mit dem circa zehn Jahre jüngeren Li Weijian.[13]

Während ihres Studiums begann Lu Yin ihre Schriftstellerkarriere und veröffentlichte ab 1921 ihre Kurzgeschichten in der xiaoshuo yuebao; ihr erstes Werk „ haiyang li de yichu canju “ erschien im selben Jahr.[14] Kurz vor ihrem Universitätsabschluss 1922 reiste Lu Yin mit einigen Komilitoninnen nach Japan.[15]

Nach dem Tod ihres ersten Ehemannes durchlief Lu Yin mehrere Positionen als Lehrkraft (Tutorin, Lektorin, Schulleiterin, Professorin), gab diese Tätigkeiten jedoch allesamt nach einiger Zeit auf, da sie sie als frustrierend und zu mechanisch empfand (siehe auch 5.2.).[16] Mit ihrem zweiten Ehemann wurde sie 1931 in Shanghai ansässig, arbeitete erneut als Lehrerin und brachte in demselben Jahr ihre zweite Tochter Yingxian zur Welt.[17]

Zentrales Thema der Werke Lu Yins ist die Unterdrückung der Frau innerhalb der Gesellschaft, wobei sie oft lediglich um die Darstellung bemüht war, und weniger einen Appell zur Besserung anstrebte.[18]

Lu Yin verstarb am 13. Mai 1934 in Shanghai, als sie mit ihrem dritten Kind in den Wehen lag.[19]

2. Vorwort zu der Kurzgeschichte

2.1. Zusammenfassung

“Shengli yihou” handelt von der Desillusionierung in der Ehe, dem Widerspruch von erhofftem und tatsächlichem Eheleben. Hierin treten mehrere Frauen auf, die vor der Ehe hohe Ansprüche an ihr Leben stellten und in einer nützlichen Aufgabe für die Gesellschaft ihre Selbstverwirklichung erreichen wollten, aber in der Ehe vom täglichen Kleinkram der Hausarbeit und Kindererziehung zermürbt werden.[20]

2.2. Der Titel

Shengli yihou” bedeutet ins Deutsche übersetzt “Nach dem Sieg”. Nun, welcher Sieg ist gemeint? Lu Yin geht in dem vorliegenden Text nicht spezifisch darauf ein. Das heißt, es wird keine nähere Erklärung zu dem Ausdruck geboten. Die Figuren (Frauen) benutzen anscheinend den Ausdruck, um ihren Status (nach) der Vermählung zu bezeichnen. So heißt es in einem Satz: “(…) 我总算得了胜利。”[21], endlich habe ich den Sieg errungen.

Wird eine solche positive Umschreibung gewählt, so mag man als Leser/Außensteher vermuten, dass die Heirat doch eine erstrebenswerte Sache, ein glücklicher Erfolg sein müsse, zumal sie als “Sieg” kommentiert wird. Meiner Einsicht nach, spiegelt der Ausdruck die Sicht der Frauen in dieser Kurzgeschichte vor der Ehe dar. All jene Frauen, welche nach der Hochzeit feststellen, dass das Eheleben trotstlos und ohne Perspektive ist, hatten zuvor anscheinend geglaubt, die Heirat, also der Eintritt in eine neue soziale Rolle und die gleichzeitige Loslösung/Emanzipierung aus der eigenen Familie, sei das erstrebenswerte Ziel im Leben. Kurz nach der Erreichung dieses vermeintlichen Ziels sind diese Frauen ziemlich schnell desillusioniert: Denn diente man vorher aus kindlicher Pietät und chinesischer Tradition als Tochter den Eltern, so diente man nun dem Ehemann, den eigenen Kindern und zusätzlich der Familie des Mannes. Dass die Frauen in Lu Yins Geschichte im Ehealltag genau das Gegenteil ihrer Mädchenträume feststellen müssen und in ihren gegenseitigen Briefen darüber klagen, lässt den Ausdruck “Nach dem Sieg” auf ironische Art und Weise bittersüß anmuten.

[...]


[1] Vgl. Yan 2006: 94.

[2] Vgl. Yan 2006: 70. Zu nennen seien hier u.a. Bing Xin, Chen Hengzhe, Feng Yuanjun und Su Xuelin.

[3] Vgl. Schmidt-Glintzer 1990: 532.

[4] Vgl. Junkers 1984: 13 und Yan 2006: 96. „Lu Yin“ verwendete sie als Pseudonym.

[5] Vgl. Junkers 1984: 35 ff.

[6] Vgl. Ibid: 38.

[7] Vgl. Ibid: 39 ff.

[8] Vgl. Ibid: 44.

[9] Vgl Ibid: 46.

[10] Vgl. Yan 2006: 96 f. und Junkers 1984: 55, 63 ff.

[11] Vgl. Junkers 1984: 58 – 62.

[12] Vgl. Junkers 1984: 75. Aus dieser Ehe entstammt eine Tochter namens Guo Weixuan.

[13] Vgl. Yan 2006: 97 und Junkers 1984: 66.

[14] Vgl. Yan 2006: 94 und Junkers 1984: 68.

[15] Vgl. Junkers 1984: 67 f.

[16] Vgl. Ibid: 76 ff.

[17] Vgl. Ibid: 88.

[18] Vgl. Ibid: 132.

[19] Vgl. Yan 2006: 2 und Junkers 1984: 103. Das Schicksal des dritten Kindes bleibt unbekannt.

[20] Vgl. Junkers 1984: 123.

[21] Lu 1994: 126, Zeile 13.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Zu: "Nach dem Sieg" von Lu Yin
Untertitel
Eine chinesische Kurzgeschichte
Hochschule
Universität zu Köln  (Ostasiatisches Institut)
Veranstaltung
"Schriftstellerinnen der chinesischen Repulik"
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
17
Katalognummer
V91585
ISBN (eBook)
9783638050456
ISBN (Buch)
9783638943215
Dateigröße
856 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Bewertung des Dozenten: "Eine gute, klare Arbeit, an der ich besonders die vielen, gut gewählten und korrekt übersetzten Zitate hervorheben möchte!"
Schlagworte
Nach, Sieg, Schriftstellerinnen, Repulik, Literatur, China, Chinesische Literatur, Volksrepublik China, Lu Yin
Arbeit zitieren
Duc-Hien Huynh (Autor:in), 2008, Zu: "Nach dem Sieg" von Lu Yin, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91585

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