Männer auf Partnersuche im Internet


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

85 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsübersicht

Tabellenverzeichnis

Einleitung

Kontaktanzeigen

Online-Flirt & Online-Dating: Die Kontaktanzeige im Internet

Wie „männlich“ ist das Internet

Empirische Untersuchung
Fragestellung
Auswahl der Untersuchungseinheiten
Ilove.de – Die Fakten
Vor- und Nachteile der Untersuchung
Kategoriensystem

Ergebnisse und Interpretation
Sachlich-statistische Angaben
Profilgestaltung allgemein
Wen und was suchen die Männer?
Gebotene und gesuchte Eigenschaften
Merkmalszusammenhänge
Gebotene und gesuchte Merkmale nach Bildung und Familienstand
Vorstellungen von einer Beziehung
Eifersucht und Treue
Träumen erlaubt: Vorstellungen vom Traumpartner
Nähe oder Distanz?
Kinderwunsch
Sonstige Einstellungen

Zusammenfassung

Literaturübersicht

Anhang
Gesamt
Anzahl
Gültige %

Codebuch

Codebogen

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Nutzung von Singletreffs, Partnerbörsen & Partnerschaftsanzeigen

Tabelle 2: Onlinenutzung von Partnerportalen nach Alter und Geschlecht

Tabelle 3: Quotenvorgaben Inhaltsanalyse

Tabelle 4: Überblick gebotene und gesuchte Eigenschaften

Tabelle 5: Zusammenhang Alter und gebotene/gesuchte Merkmale

Tabelle 6: Korrelationen zwischen den Eigenschaften

Tabelle 7: Was ist ihnen besonders wichtig in einer Beziehung?

Anhang

Screenshots ilove.de

Häufigkeitstabellen

Codebuch

Codebogen

Like the oracle in Delphi,

dating profiles neither hide nor reveal:

they give signs.

(Arvidsson 2005)

Einleitung

Die Idee zur Fragestellung dieser Arbeit sowie für die eigene Studie entstand bereits in einer der ersten Sitzungen der Lehrveranstaltung.

Damals wie auch jetzt ging und geht es ganz allgemein um die Frage: Was macht einen perfekten Mann / eine perfekte Frau aus? Daraus ergab sich schließlich das Interesse an dem, was Männer sich von einer potentiellen Partnerin wünschen, wie sie sich diese und die Beziehung zu ihr vorstellen. Damit im Zusammenhang steht auch die Frage, was Männer selbst in diesem „Handel“ bieten, um das von ihnen Gewünschte zu erreichen.

So entstand schließlich die Idee, Männer auf Partnersuche genauer unter die Lupe zu nehmen. Es stand auch recht schnell fest, dass dies ganz speziell auf einem Online-Flirt-Portal geschehen sollte. Es waren zu diesem Zeitpunkt keine anderen Arbeiten bekannt, in denen die Nutzer eines Online-Angebots zur Partnersuche genauer betrachtet wurden. Zwar ließen sich im Laufe der Recherche einige wenige Arbeiten finden, die ähnlich wie diese den großen weitgehend frei zugänglichen Pool an sozial relevanten Informationen zu nutzen versuchten, der sich im World Wide Web befindet, allerdings häufig mit einem anderen Fokus.

Da es um Männer ging und geht, stehen diese auch hier im Mittelpunkt. Dies hat auch forschungsökonomische Gründe, auf die an entsprechender Stelle noch einmal eingegangen wird.

Der Grundgedanke für die Analyse der Profile von Nutzern eines Online-Flirt-Portals ist dabei der, dass diese Flirt-Profile und Steckbriefe mehr sind als nur eine Zusammenfassung der eigenen Person. In ihnen spiegeln sich unterschwellig gesellschaftliche Vorstellungen dessen wider, was als normativ und als erwünscht bei der Partnersuche angesehen wird. Ebenso lassen sich daran durchaus gängige Normen für Paarbeziehungen ablesen, beispielsweise wenn es darum geht, wie viel Nähe oder Distanz von den Nutzern in einer Beziehung für wichtig erachtet wird, welchen Stellenwert Treue für sie besitzt oder was sie grundsätzlich als wichtige Elemente einer guten Beziehung erachten.

Das dafür ausgewählte Portal ilove.de bietet eben jenen erwähnten leicht zugänglichen und umfangreichen Pool an Informationen, da es über die mehr oder weniger statistischen Angaben zu Alter, Beruf etc. hinaus auch offene Fragen und Raum zu selbst formulierten Angaben enthält, in denen sich die Nutzer mit ihren eigenen Worten beschreiben, sowie ihre Interessen, Vorlieben und Ansichten mitteilen können. Diese freien Antworten auf offene Fragen waren besonders zentral für die Inhaltsanalyse, da sie – so wird erhofft – einen besseren Einblick in Rollenbild und Beziehungsmodell ermöglichen.

Fokussiert wird dabei vor allen Dingen auf die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Männern unterschiedlichen Alters und damit auch unterschiedlicher Generationen. Im Hintergrund steht dabei die Annahme, dass sich gerade in den Ansichten der jüngeren Männer möglicherweise Anhaltspunkte dafür finden lassen, ob und wie sich Vorstellungen von Partner und Partnerschaft verändern.

Vorab muss noch betont werden, dass der Begriff „Partner“ in der Arbeit grundsätzlich ohne jegliche Konnotation zu „fester Beziehung“ oder „langfristiger Bindung“ genutzt wird, vielmehr dient er als Sammelbegriff für die Personen, an die sich der Suchende mit seiner Online-Flirt-Anzeige wendet. Ebenso wird damit nicht auf die Geschlechtszugehörigkeit verwiesen.

Kontaktanzeigen

Kontakt- und Partnerschaftsanzeigen sind keineswegs ein neues Phänomen. Bereits vor etwa 300 Jahren wurden Heiratsanzeigen abgedruckt, im deutschsprachigen Raum gilt eine Anzeige aus den „Frag- und Anzeigennachrichten“ 1738 als ältestes gedrucktes Heiratsinserat[1]. In diesem sucht ein „honettes Frauenzimmer ledigen Standes, guter Gestalt“ einen „guten Doctor oder Advocaten ledigen Standes“ unter der Nebenbedingung „… so groß und wohl aussieht“. Diese Art und Weise der Partnersuche galt nicht nur damals als eher ungewöhnlich. Auch heute würde man sich wohl eher wundern über eine Anzeige mit ähnlichem Wortlaut bzw. Inhalt. Nicht zuletzt spricht heute auch niemand mehr von Heiratsanzeigen. Ob Kontakt-, Partnerschafts- oder Bekanntschaftsanzeigen, „Er sucht sie“, „Sie sucht ihn“ oder gar „Er sucht ihn“ – die Bezeichnungen lassen weitgehend das Ende offen. Im Folgenden wird

Kontaktanzeigen stellen unter anderem eine von ganz verschiedenen Ausgangskonstellationen dar, die den Beginn des Aufbaus einer Zweierbeziehung bilden kann[2]. Letztere ist somit im Allgemeinen das Ziel einer Kontaktanzeige. Dass dieses nicht immer erreicht wird, muss nicht explizit erwähnt werden. Dass dies auch nicht immer das Ziel ist, wurde von Jo Reichertz thematisiert. Vielmehr stellt er fest, dass es häufig ganz andere Beweggründe sind, die einen Menschen zum Schalten einer Kontaktanzeige animieren, zum Beispiel Abwechslung, Neugier auf die möglichen Zuschriften oder das Austesten des eigenen Marktwertes[3]. Für diese Arbeit gilt aber grundsätzlich: jemand, der eine Kontaktanzeige aufgibt, begibt sich damit mehr oder weniger öffentlich auf Partnersuche.

Kontaktanzeigen sind für die Wissenschaft auch und gerade deshalb interessant, weil in ihnen nicht nur ganz subjektive und individuell unterschiedliche Wünsche und Hoffnungen der Inserierenden zum Ausdruck kommen, sondern weil sie zu einem gewissen Grad auch die sozialen Normen widerspiegeln, die bei Anbahnung und Bestand einer Partnerschaft als wichtig erachtet werden.

Als Beispiel soll die Frage dienen: Würde heute noch eine Frau auf den Gedanken kommen, explizit zu erwähnen, sie bevorzuge einen finanzstarken oder wohlhabenden Mann? Vermutlich existieren diesbezügliche Wünsche nach wie vor. Allerdings haben sich soziale Normen verschoben, so dass man heute vermutlich eher auf eine Charakterschwäche der Frau schließen würde, da sie gegen eine scheinbar geltende Norm verstößt.

Es war deshalb auch ein Anspruch der Untersuchung, die im Hintergrund wirkenden Normen aufzudecken bzw. auf diese schließen zu können. Haben Männer unterschiedlichen Alters und verschiedener Generationen unterschiedliche Ansprüche an eine Partnerin? Heben Sie andere Aspekte ihrer eigenen Person hervor als Männer einer anderen Generation. Oder kurz gefasst: Sucht ein 18-jähriger das Gleiche wie ein 60-jähriger? Intuitiv würde man darauf nur eine negative Antwort finden. Aber ist das tatsächlich so?

Mit altersbedingten Unterschieden in Kontaktanzeigen hat sich nach Kenntnis der Autorin bisher keine Untersuchung genauer befasst. Vielmehr ging und geht es in inhaltsanalytischen Studien zur Partnersuche via Kontaktanzeige vornehmlich um geschlechtsspezifische Unterschiede.

Der kleinste gemeinsame Nenner zahlreicher Untersuchungen ist dabei – verkürzt ausgedrückt -, dass Männer weibliche Attraktivität wünschen und Status bieten, während Frauen letzteren suchen und Attraktivität bieten[4]. Zugleich werden Männern eher zielorientierte, instrumentelle Eigenschaften zugeschrieben, Frauen dagegen expressive, emotionale Eigenschaften, was sich auch in den Anforderungen an den gesuchten Partner und der Beschreibung der eigenen Person niederschlägt.

Online-Flirt & Online-Dating: Die Kontaktanzeige im Internet

Das Internet erfreut sich als Medium für Kontaktanzeigen zunehmender Beliebtheit.

Es bietet für einen Menschen auf Partnersuche vor allen Dingen den Vorteil, die Suche schneller und kostengünstiger gestalten zu können. Einschränkungen wie ganz bestimmte Erscheinungstermine (z. B. bei Tageszeitungen) und der Kostenfaktor entfallen im Internet (weitgehend). Wer auf Partnersuche geht, kann dies im Internet zu jeder Tageszeit tun. Gleichzeitig hat es den Vorteil, dass die Reichweite einer einzelnen Kontaktanzeige theoretisch nahezu unendlich ist, anders als bei gedruckten Medien, die einer sowohl räumlichen als auch zeitlichen Einschränkung in ihrer Verbreitung unterliegen. Das heißt, mit dem Internet vergrößert sich auch der Radius der potentiellen Partner. Gleichzeitig beschränkt sich dieser Radius zwar wiederum nur auf Menschen, die das Internet ihrerseits nutzen und noch spezieller auf solche, die es ihrerseits für die Partnersuche nutzen. Dennoch wird davon ausgegangen, dass das Internet gegenüber den „klassischen“ Medien für Kontaktanzeigen mehr Vor- als Nachteile bietet.

Möglicherweise spielt es auch eine Rolle, dass ein Inserat (oder ein Profil) ohne einen Mittler gestaltet werden kann – also ohne, dass man dazu mit einer anderen Person in Interaktion treten muss, sei es persönlich oder telefonisch - und dass somit die Hemmschwelle sinkt, tatsächlich einen Partner auf diesem Wege zu suchen. Dies stellt allerdings nur eine Vermutung dar, die es noch empirisch zu begründen gilt. Das ist jedoch nicht Anliegen dieser Studie.

Zum Thema Online-Dating haben bisher nur wenige Wissenschaftler geforscht. Hitsch et al. untersuchten beispielsweise inhaltsanalytisch und mittels einer Logfile-Analyse das Verhalten von Nutzern eines nordamerikanischen Anbieters für Online-Dating und Online-Flirt[5]. Ihr Forschungsinteresse lag dabei aber weniger auf der Selbstpräsentation der Nutzer, sondern vielmehr auf dem Kontaktverhalten, dem die Forscher um Hitsch Matching-Theorien und Erwartungswerte aus amerikanischen Heiratsstatistiken zugrunde legten.

Sie orientierten sich dabei an der Zahl der „First-Contacts“, also an der Häufigkeit, mit der ein Nutzer eine Nachricht von einem anderen erhielt. Dies wurde als Indikator für den „Erfolg“ der On line-Partnersuche gewertet.

Sie konnten eine Vielzahl ihrer Hypothesen bestätigen. So zeigte sich ein starker Effekt des Einkommens auf den Erfolg, was zudem für männliche Nutzer stärker galt als für Nutzerinnen. Auch der Bildungsgrad wurde – zumindest für Männer – als ein Faktor festgestellt, der zum „Erfolg“ der Online-Partnersuche beiträgt, ebenso wie die angegebene Beschäftigung. Das heißt, Männer in leitenden Positionen, beim Militär oder im Gesundheitssektor, mit höherem Bildungsgrad und mit höherem Einkommen sind erfolgreicher, zumindest gemessen an der Zahl der erhaltenen Nachrichten. Auch äußerliche Faktoren, wie das Aussehen oder der Body Mass Index (BMI) wurden als einflussreich klassifiziert.

Interessant war auch, dass insbesondere Männer, die angaben, bei der Feuerwehr zu sein, erfolgreicher zu sein scheinen als andere. Dies wird allerdings als ein ausschließlich US-amerikanisches Phänomen angesehen, dass sicherlich mit dem verstärkten öffentlichen (positiven) Interesse an dieser Berufsgruppe seit den Anschlägen des 11. September zusammenhängt.

Einerseits liefert die Studie damit interessante Einsichten in das reale Nutzerverhalten eines Online-Dating-Service, gleichzeitig wurden aber zahlreiche Angaben der Nutzen, insbesondere Antworten auf offene Fragen, vollkommen vernachlässigt.

Die Inhaltsanalyse orientierte sich ausschließlich an den formal-statistischen Angaben des Nutzerprofils, die auf den Antworten auf Multiple-Choice-Fragen beruhen. Aber gerade das, was ein Nutzer über sich und seine Vorstellungen vom Wunschpartner schreibt und wie er es schreibt, erscheinen als durchaus relevante Größen, die ebenfalls einen Einfluss darauf haben könnten, wie erfolgreich die Online-Partnersuche tatsächlich ist. Möglicherweise erklärt dies auch die Varianz der Daten für weibliche Nutzerinnen, für die die „Erfolgsfaktoren“ der Männer nur eingeschränkt gelten.

Geser und Bühler berufen sich auf die Ergebnisse des dänischen Wissenschaftlers Arvidsson mit ihrer Aussage[6], dass im Internet gewisse eher konventionelle Muster der Partnersuche an Bedeutung verlieren. Demnach verzichten Männer eher darauf, beruflichen und finanziellen Status zu betonen, während Frauen weniger da zu neigen, ihre Attraktivität in den Vordergrund zu stellen, wie es Untersuchungen von Kontaktanzeigen in Druckmedien bisher erbracht hatten (z.B. Hassebrauch 1990).

Geser & Bühler führten an der Universität Zürich 2002 im Rahmen eines Mehrmethodenansatzes unter anderem eine Befragung der Nutzer des Online-Angebots von partnerwinner.ch durch. Zusätzliche qualitative Face-to-Face-Interviews ergänzen die Datenbasis, die sie durch die Online-Befragung geschaffen haben. Damit gehen die Forscher einen anderen Weg als Hitsch et. al und auch die hier durchgeführte Untersuchung.

Ihre Ergebnisse werden zum Vergleich bei der Auswertung dieser Untersuchung noch herangezogen werden. Wichtigstes Fazit, dass die beiden Forscher ziehen, ist allerdings, „dass im Internet aufgebaute Beziehungen so echt wie herkömmliche Beziehungen sind, da sie ihre anfänglich rein "virtuelle" Natur ziemlich schnell hinter sich lassen, um ein unentbehrlicher Teil des realen Lebens zu werden.“[7]

Auch ermitteln Sie die Vor- und Nachteile des Online-Flirtens aus Nutzersicht. So sehen diese besonders die Anonymität als Vorteil, aber auch die niedrigere Hemmschwelle und die im Internet eher mögliche Unverbindlichkeit. Insbesondere für Frauen ist die eigene Kontrolle über die Situation wichtig, das heißt die Möglichkeit des Ausloggens oder Kontaktabbruchs, wenn dies für nötig erachtet wird. Als Nachteile stehen dem gegenüber, dass es eben nicht möglich ist, sich ein reales Bild vom anderen zu machen, insbesondere weil jegliche sinnliche Wahrnehmung des anderen ausbleibt bis auf den Austausch von Nachrichten und unter Umständen Fotos.[8]

Wie „männlich“ ist das Internet

Dass das Internet den Kreis der Adressaten einer Kontaktanzeige nicht unwesentlich vergrößert, allerdings nur um diejenigen, die das Internet ihrerseits auch für die Partnersuche nutzen, wurde bereits angesprochen.

Lange Zeit war die Nutzung des Internet eher „Männersache“, zumindest waren und sind diese als Nutzer im Vergleich zur Gesamtbevölkerung gegenüber Frauen überrepräsentiert. Etwa 67 % aller deutschen Männer und „nur“ 52 % der deutschen Frauen[9] nutzen das Internet, wobei sich dieser Unterschied etwas relativiert, wenn man sich die dazugehörigen absoluten Werte ansieht: 21 Millionen Männer und fast 18 Millionen Frauen[10].

Die Nutzung von Kontakt- und Partnerbörsen steht dabei nach den Ergebnissen der ARD/ZDF-Online-Studie eher niedrig im Kurs. Nur 3 % aller Befragten geben an, diese wöchentlich zu nutzen, im Jahr 2005 waren es immerhin noch 5 % der Befragten. Möglicherweise befindet sich die „Popularität“ von Online-Partnerbörse nach einem kurzen Höhepunkt bereits wieder im Abstieg. Wirklich abschließend lässt sich diese Frage jedoch nicht beantworten. Die Frage nach der Nutzung von Online-Partnerbörsen wird in der ARD/ZDF-Online-Studie erst seit 2004 gestellt. Ein Trend lässt sich somit aus den Daten nicht wirklich plausibel ablesen und noch weniger plausibel erklären. Hinzu kommt noch, dass jeweils nur ein Messzeitpunkt pro Jahr existiert. Für Aussagen zu einem möglichen Trend wäre zumindest eine monatliche Erhebung notwendig.

Nutzungszahlen für das Internet stellt auch die Allensbacher Computer- und Technik-Analyse (kurz ACTA) dar. Für die Nutzung von Single- und Partnerbörsen im Internet kommt diese zu etwas anderen Ergebnissen als die ARD/ZDF-Online-Studie. Laut ACTA 2006 geben immerhin 11,2 % der Befragten an, Singletreffs, Partnerbörsen oder Partnerschaftsanzeigen zu nutzen. Dieser Anteil hat sich zudem seit 2004, als diese Kategorie auch hier erstmals erhoben wurde, von 8,2 % über etwa 10 % 2005 auf den aktuellen Wert gesteigert. Dies widerspricht dem vermeintlichen Trend, der sich in der ARD/ZDF-Online-Studie darstellte. „Kontakte knüpfen“ über das Internet geben immerhin etwa ein Viertel aller Befragten als Nutzungskategorie an. Auch dieser Anteil hat sich im Vergleich zu den vergangenen Jahren erhöht. Gleichzeitig wurde aber auch der Anteil derjenigen immer größer, die angeben, keines dieser Angebote – Singlebörsen bzw. Kontaktportale – zu nutzen. (von 50,7 % 2004 auf 56 % 2006).

Zum besseren Überblick wurden die wichtigsten Ergebnisse in folgender Tabelle zusammengefasst:

Tabelle 1: Onlinenutzung Singletreffs, Partnerbörsen & Partnerschaftsanzeigen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Lesebeispiel linke Spalte: 13,2 % aller Männer bzw. 9,3 % aller Frauen nutzen Single- und Partnerbörsen. rechte Sp. (grau): Der Anteil der Männer an allen Nutzern von Single- und Partnerbörsen beträgt 59 %, der Anteil der Frauen 41 %. (ACTA 2006, guj.zaehlservice.de, N=10.008 Fälle gewichtet)

Zusätzlich kann die ACTA online auch individuell ausgewertet werden[11], so dass darüber hinaus untersucht wurde, wie sich die Nutzungszahlen nach Alter und Geschlecht darstellen. Die folgende Tabelle stellt dar, wie sich die Nutzer von Singletreffs, Partnerbörsen und Partnerschaftsanzeigen im Internet hinsichtlich Alter und Geschlecht zusammensetzen.

Tabelle 2: Onlinenutzung von Partnerportalen nach Alter und Geschlecht:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Lesebeispiel: Die Nutzer von Online-Partnerschaftsangeboten setzen sich zusammen aus 7,6 % Männer bzw. 8 % Frauen unter 20 Jahren usw.(ACTA 2006, online ausgezählt unter guj.zaehlservice.de, N=1.125 Fälle gewichtet, dies entspricht allen Befragten, die angaben, Online-Partnerschaftsangebote zu nutzen)

Zwei Schlüsse lassen sich aus diesen Daten ziehen. Erstens: Männer sind allgemein als Nutzer von Online-Partnerbörsen überrepräsentiert. Gerade unter den häufigen Nutzern dieser Angebote ist der Unterschied zu Frauen besonders groß. Zweitens: Menschen im Alter zwischen 20 und 39 Jahren machen den größten Anteil der Nutzerschaft aus. Dabei überrascht keines der beiden Erkenntnisse wirklich. Während Männer allgemein als Internetnutzer überrepräsentiert sind (wenn auch in abnehmendem Maße), stellt die Gruppe der 20 – 39-jährigen ohnehin die Zielgruppe entsprechender Online-Angebote dar, und darüber hinaus die klassische Zielgruppe der Werbewirtschaft überhaupt.

In dieser Altersgruppe sind die Nutzungsunterschiede zwischen Männer und Frauen auch am stärksten ausgeprägt, während diese zum Beispiel für die Altersgruppe der über 60-jährigen nicht mehr gilt. Ebenso sind es bei den unter 20-Jährigen bereits mehr Frauen, die angeben, Online-Kontaktportale zu nutzen, sowohl absolut als auch als Anteil an allen Nutzern. Dies lässt mutmaßen, dass sich die Unterschiede in den Altersgruppen zukünftig eher angleichen werden. Gleichzeitig könnte aber auch das Gegenteil der Fall sein, wenn man beispielsweise vermutet, dass junge Frauen diese Angebote nutzen und ausprobieren, daran aber mit zunehmendem Alter das Interesse verlieren, sei es, dass sie ihre Erwartungen nicht erfüllt sehen, sei es aus Enttäuschung, oder weil sie einfach das Interesse an dieser Form der Partnersuche verlieren und stattdessen andere Wege nutzen, um einen Partner zu finden. Wohin genau der Trend geht und was genau die Hintergründe der Entwicklung sind, wird sich erst noch zeigen müssen.

Zum Abschluss soll noch angemerkt werden, dass davon ausgegangen wird, dass die Ergebnisse möglicherweise durch sozial erwünschte Antworten verzerrt sind. Möglicherweise ist es nicht jedem angenehm, zuzugeben, dass er in einem „Flirtportal“ ein Profil angemeldet hat oder im Internet auf Partnersuche ist. Es wird daher vermutet, dass es durchaus eine „Dunkelziffer“ gibt, die den Kreis der Nutzer vergrößert. Auf diesen Aspekt wird an späterer Stelle noch einmal zurück zu kommen sein.

Die hier präsentierten Ergebnisse sind insofern relevant für die eigene Studie, auf die im nächsten Teil eingegangen wird, da sie den betrachteten Teil der Gesellschaft eingrenzen. Es geht also keinesfalls um alle Männer, oder alle Onlinenutzer, sondern nur um den kleinen Teil derer, die sich tatsächlich im Internet auf Partnersuche begeben, was – wie gezeigt wurde –etwa jeder 10. Mann ist.

Empirische Untersuchung

Fragestellung

Die hier vorgestellte eigene Studie hat in erster Linie explorativen Charakter. Deshalb steht weniger ein Hypothesentest im Mittelpunkt, sondern vielmehr geht es darum, Antworten auf Fragen zu finden, die bisher unbeantwortet sind.

Wie präsentieren sich Männer bei ilove.de dem Betrachter?

Was und wen suchen sie?

Welche Eigenschaften bieten sie? Welche wünschen sie sich bei einer Partnerin?

Gibt es ein allgemeineres „Muster“ dessen, was sie bieten und sich im Gegenzug wünschen?

Wie variieren die Merkmale von „Bieten“ und „Wünschen“ in Abhängigkeit vom Alter der Männer?

Welche normativen Erwartungen haben sie an eine gut funktionierende Beziehung?

Was erwarten sie von ihrer „Traumfrau“?

Auswahl der Untersuchungseinheiten

Als Onlineangebot wurde ilove.de für die Inhaltsanalyse ausgewählt. Dies geschah zum einen, um ein Angebot auszuwählen, dass eine möglichst große Bekanntheit besitzt. Zum anderen wurde ilove.de auch aus forschungstechnischen Gründen der Vorzug gegeben, da der Zugang zu den Nutzerprofilen – somit den Daten – am einfachsten und mit dem geringsten Aufwand verbunden war. Dennoch war eine eigene Anmeldung mit einem eigenen Profil unerlässlich, um Zugang zu den Profilen anderer Nutzer zu bekommen. Diese Anmeldung gestaltete sich jedoch bei ilove.de als besonders unkompliziert, während andere Portale zur Anmeldung bereits ein Foto bzw. umfangreiche Angaben im eigenen Profil verlangten oder bereits bei der Anmeldung nach detaillierten Partnerpräferenzen fragten. Dies sollte jedoch vermieden werden, um nicht von vornherein die Auswahl der Analyseeinheiten einzuschränken. Ilove.de ermöglicht die unbegrenzte Suche und Ansicht von Profilen männlicher Nutzer. Um die Profile weiblicher Nutzer unbegrenzt durchstöbern zu können, benötigt man hingegen ein kostenpflichtiges Flirtpaket.

Eine wichtige Einschränkung besteht dennoch. Die Auswahl der Profile kann statistisch nicht gänzlich zufällig und damit unbeeinflusst erfolgen, da bei einer Suchabfrage immer der Suchende sein Geschlecht angeben muss. Entsprechend filtert ilove.de bei der Suche bereits die Profile auch nach diesem Kriterium, so dass im Ergebnis nur Profile der Männer angezeigt werden, die eine Frau oder beides suchen, nicht jedoch der Männer, die ausschließlich Männer suchen. Es wurde zwar erwogen, auch diese in die Untersuchung einzubeziehen, letztlich aber aus forschungsökonomischen Gründen verworfen. Somit muss der Kreis der Männer hier auf heterosexuelle Männer eingeschränkt werden oder zumindest auf solche, die es angeben zu sein.

Die Auswahl erfolgte nach Quotenvorgaben für 6 verschiedene Altersgruppen, die der folgenden Tabelle zu entnehmen sind:

Tabelle 3: Quotenvorgaben Inhaltsanalyse

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Diese Altersgruppen wurden in der Suchmaske gefiltert, innerhalb der angezeigten Suchergebnisse wurden die 50 Profile zufällig ausgewählt.

Ilove.de – Die Fakten

„Wir bringen nicht die klassische Kontaktanzeige ins Netz,

sondern bilden das reale Flirtverhalten interaktiv im Internet ab.“[12]

Soweit der Anspruch der Portalbetreiber der iLove GmbH. Eigenen Angaben zufolge hat ilove.de 5 Millionen Mitglieder, 3 Millionen davon sind Singles, wobei auf diese Zahlen nicht näher eingegangen werden soll, da die Tatsache, dass sich die Angaben kaum nachprüfen lassen ihre Glaubwürdigkeit ein wenig einschränkt. Das gleiche gilt für die Selbstbezeichnung als reichweitenstärkste Plattform in Deutschland. Dennoch wird angenommen, dass ilove.de mit zu den bekanntesten Angeboten im deutschsprachigen Raum gehört – allein die Werbepräsenz in Printmedien und Fernsehen lässt dies vermuten. Als Zielgruppe werden „junge, trendbewusste Singles und Nicht-Singles zwischen 16 und 26 Jahren“ genannt. Zwar liegt der Schwerpunkt des Angebots primär auf der Möglichkeit zur Partnersuche, aber auch wer neue Freunde oder Partner für gemeinsame Hobbies sucht, kann dies über ilove.de tun. Darin verbirgt sich ein weiterer Grund, weshalb ilove.de ausgewählt wurde. Durch den bereits im Namen enthaltenen wörtlichen Bezug zur Liebe wird davon ausgegangen, dass es auch für eine Mehrzahl der Nutzer das wesentliche Ziel ist, einen Partner für eine Liebesbeziehung auf diesem Wege zu finden.

Nicht zuletzt soll es hier um Vorstellungen und Ansprüche an eine Partnerin gehen und weniger um Vorstellungen vom passenden Tennispartner.

Vor- und Nachteile der Untersuchung

Die Untersuchung der Profile in einem Onlineangebot zur Partnersuche hat dabei gewisse Vor- und Nachteile, die nicht ungenannt bleiben sollen.

Ein eindeutiger Vorteil ist die leichte Zugänglichkeit der Daten. Ilove.de stellt insofern einen umfangreichen Pool an Informationen zur Verfügung, der nicht nur statistische und formale Angaben umfasst, sondern auch Fragen zu allgemeinen und speziellen Einstellungen der Nutzer. Entsprechend konnten die Profilbausteine von ilove.de unkompliziert ins Kategoriensystem integriert werden und die Analyse umfasste damit sowohl die freien Texteingaben der Benutzer als auch Inhalte, die auf Antworten auf Multiple-Choice-Fragen basieren. Dies kommt insofern einer Kombination aus standardisierter schriftlicher Befragung und Inhaltsanalyse der Antworten auf offene Fragen recht nahe.

[...]


[1] vgl. Hassebrauck, Manfred (1990), S. 101

[2] vgl. Lenz, Karl (1998), S. 79 ff.

[3] Reichertz, Jo (1991)

[4] vgl. Hassebrauck, Manfred (1990), S. 102

[5] Hitsch et al. (2005), dabei handelt es sich vermutlich um match.com, im Artikel wird allerdings nicht ausreichend offen gelegt, um welchen Anbieter es sich tatsächlich handelt.

[6] Geser, Hans / Bühler, Evelina (2006), S. 16

[7] Geser, Bühler (2006), „Die Entstehung von Liebesbeziehungen online“, unter http://www.suz.unizh.ch/partnerwinner/resultate.shtml#Umfrage

[8] vgl. Bühler-Ilieva, Evelina (2006), S. 237 ff., diese Ergebnisse sind auch auf den Seiten des Soziologischen Instituts Zürich abrufbar unter www.suz.unizh.ch/partnerwinner/

[9] Ergebnisse der ARD/ZDF-Online-Studie, die Zahlen beziehen sich auf die Gesamtbevölkerung ab 14 Jahren

[10] van Eimeren, Birgit / Frees, Beate (2006), ARD-ZDF-Onlinestudie, Basis Onlinenutzer in Deutschland ab 14Jahren, n = 1084

[11] Online-Zähl-Programme sind zugänglich über www.pz-online.de. Unter Markt-Media-Studien kann eine Untersuchung ausgewählt werden, für die die Online-Zählung zugänglich ist. Nach Auswahl wird man auf die entsprechende Zählservice-Seite weitergeleitet. Anbieter dieser Online-Zählprogramme sind u. a. Gruner & Jahr, Focus Medialine oder Spiegel Media. Für diese Arbeit wurde das Zählprogramm von Gruner & Jahr unter gujmedia.zaehlservice.de genutzt.

[12] Presseinformation von ilove.de

Ende der Leseprobe aus 85 Seiten

Details

Titel
Männer auf Partnersuche im Internet
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Institut für Soziologie)
Veranstaltung
HS Männer
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
85
Katalognummer
V91475
ISBN (eBook)
9783668348165
Dateigröße
1977 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Männer, Partnersuche, Internet
Arbeit zitieren
Katarina Noack (Autor:in), 2006, Männer auf Partnersuche im Internet, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91475

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