Das Deutsche Reich auf den Weltausstellungen von 1851 bis 1900-vom industriellen Vergleich zur Demonstration kultureller Dominanz.


Seminararbeit, 2002

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Weltausstellungen im 19. Jahrhundert

2. Die deutschen Länder auf den Weltausstellungen bis 1867

3. Die Reichsgründung und ihre Auswirkung auf die deutsche Präsentation

4. Das Fernbleiben des Reiches von den beiden Pariser Weltaus- stellungen 1878 und

5. „Deutsche Siege“ in Chicago und Paris

Fazit

Abkürzungsverzeichnis

Quellen- und Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Anlässlich eines „deutschen Tages“ auf der Weltausstellung 1893 in Chicago nutzte der deut-sche Emigrant Carl Schurz die Festrede, um die Größe seines Heimatlandes zu preisen, indem er meinte, „das ist Deutschland in der Weißen Stadt zu Chicago, - das Deutschland der neuen Zeit, des mächtigen Reiches, des gehobenen Nationalgefühls, der Selbstachtung, der großen Inspirati-onen, des gewaltigen Könnens und des hohen Wollens, groß in seinem Kriegsruhm und nicht we-niger groß in den Werken des Friedens“.[1]

Es ist dies ein geradezu typisches Beispiel dafür, wie sich das Deutsche Reich im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts auf Weltausstellungen selbst darzustellen versuchte.

Ziel meiner Arbeit ist es, zu zeigen, wie sich die Präsentation Deutschlands auf den zehn großen Weltausstellungen von 1851 bis 1900 veränderte und deutlich zu machen, auf welche Ursachen

dies zurückzuführen ist. Wie kam es, dass die Deutschen auf den ersten Weltausstellungen noch ein Schattendasein fristeten, jedoch gegen Ende des Jahrhunderts, auf dieser Bühne, nicht nur nati-onale Größe, sondern schließlich sogar eine Überlegenheit der eigenen Kultur zu demonstrieren versuchten? Zur Beantwortung dieser Frage sollen etwa die Bedeutung der Reichsgründung, Ein-flüsse des Zeitgeistes und die Gegebenheiten in den internationalen Beziehungen näher unter-sucht werden. Das Hauptinteresse liegt also auf der politischen Repräsentation der Deutschen, weshalb andere Aspekte der Weltausstellungsgeschichte hier vernachlässigt werden.

Bei der Betrachtung des Untersuchungszeitraumes werde ich weitgehend chronologisch vorgehen.

Nach einem kurzen Überblick über die Weltausstellungen des 19. Jahrhunderts steht zuerst die Präsentation der deutschen Länder auf den ersten vier Weltausstellungen im Mittelpunkt. Danach soll untersucht werden, inwieweit die Reichsgründung von 1871 die Präsentation der Deutschen beeinflusst hat. Schließlich sollen die Gründe für das Fernbleiben von den Pariser Weltausstel-lungen 1878 und 1889 und die erfolgreichen Präsentationen auf den letzten beiden Weltausstel- lungen des Jahrhunderts in Chicago und Paris näher betrachtet werden.

Eine gute Übersicht über den aktuellen Forschungsstand zur Geschichte der Weltausstellungen gibt Martin Wörner in seinem 1999 erschienenen Buch ‚Vergnügung und Belehrung‘ [2].

Dort bezeichnet Wörner die Menge des Quellenmaterials als „nahezu uferlos“. So existieren

Akten, die etwa von Verwaltungsvorgängen zeugen, daneben Zeichnungen oder Fotografien, die einen visuellen Eindruck vermitteln, sowie eine Vielzahl an offiziellen Katalogen, amtlichen Be-richten und zeitgenössischen Publikationen zu den Weltausstellungen. Die Literatur zum Thema ist nach Ansicht Wörners „seit dem Zweiten Weltkrieg [..] beinahe inflationär angewachsen“. So gibt es eine Fülle von Gesamtdarstellungen zur Geschichte der Weltausstellungen, ebenso von Monographien zu einzelnen Weltausstellungen oder spezifischen Fragestellungen.[3]

Zur Frage der politischen Repräsentation, welche lange Zeit vernachlässigt worden ist, sind die relativ neuen Arbeiten von Eckhardt Fuchs und Christoph Cornelißen von Bedeutung [4], auf die sich meine Argumentation daher hauptsächlich stützen wird.

1. Weltausstellungen im 19. Jahrhundert

In der Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts nehmen Weltausstellungen einen bedeutenden Platz ein. Sie waren gigantische Feste - die kulturellen Massenveranstaltungen in einer Zeit großer Um-brüche. Waren sie es doch die den optimistischen Fortschrittsglauben der Zeit widerspiegelten. Weltausstellungen waren das Forum um technische und wissenschaftliche Neuerungen sowie kul-turelle Leistungen einer internationalen Öffentlichkeit zu präsentieren. Daneben erfüllten sie je-doch stets auch die Funktion nationale Macht oder Machtansprüche zu demonstrieren. [5]

Die Möglichkeit, im friedlichen Wettstreit ihre Kräfte zu messen, eröffnete den Nationen zum ersten Mal Prinz Albert als er 1851 zur Great Exhibition of the Works of Industry of All Nations nach London einlud. Vier Jahre später sonnte sich dann Napoleon III. in Paris im Glanze einer zweiten Weltausstellung. Die herausragende Stellung Großbritanniens und Frankreichs, sowohl wirtschaftlich wie politisch, zeigte sich daran, dass beide Länder in London 1862 und Paris 1867 erneut Gastgeber waren. In diesen ersten Jahren stand durchaus noch der Gedanke einer Annähe-rung der Völker und der Förderung des Freihandels zwischen allen Staaten der Welt im Mittel-punkt. Währenddessen hatten die Weltausstellungen, welche ursprünglich auch als ein Symbol des Völkerfriedens gedacht waren, diese Bedeutung schon früh verloren, was auf den vom Krimkrieg und amerikanischen Sezessionskrieg überschatteten Veranstaltungen deutlich geworden war.

1873 lud Österreich-Ungarn, anlässlich des Thronjubiläums Kaiser Franz Josephs, zu einer Welt- ausstellung nach Wien und zur Hundertjahrfeier ihrer Unabhängigkeit veranstaltete dann 1876 in Philadelphia mit den USA das erste nichteuropäische Land eine Weltausstellung und zeigte dort,

dass es nun auch zu den ersten Industrienationen zählte. Und nach der Niederlage im deutsch-französischen Krieg nutzte die junge französische Republik die folgenden Pariser Weltausstel- lungen 1878 und 1889 um dort den schnellen Aufschwung zu alter Größe zu demonstrieren. Die Belastung der Weltausstellungsidee mit politischen Problemen zeigte sich jedoch deutlich am Fernbleiben nahezu aller Staaten von der Weltausstellung 1889, da diese zeitgleich mit der Hun-dertjahrfeier der Französischen Revolution veranstaltet wurde. Den Abschluss des Jahrhunderts bildeten schließlich die Weltausstellungen in Chicago 1893 und Paris 1900. Dort wurde jedoch um so deutlicher, dass Weltausstellungen zunehmend zu einer Bühne nationaler Selbstdarstellung, zu einem Kampfplatz um nationales Prestige geworden waren – das völkerverbindende Element war dagegen am Ende des Jahrhunderts immer mehr verloren gegangen.

2. Die deutschen Länder auf den Weltausstellungen bis 1867

Auf den ersten vier Weltausstellungen spielten die deutschen Länder nur eine vergleichsweise un-bedeutende Rolle. Ihr Auftreten war bestimmt vom „Problem der innerdeutschen Gegensätze“ [6] - ein Deutschland existierte ja bis 1871 nicht, stattdessen jedoch eine Menge rivalisierender Staaten, die nicht in der Lage waren, eine gemeinsame Präsentation zustande zu bringen. Auch muss für diese Zeit, aufgrund der wirtschaftlichen Rückständigkeit im Vergleich zu Großbritannien und Frankreich, ein Mangel an Qualität bei den deutschen Industrieprodukten konstatiert werden.

Der deutschen Repräsentation fehlte es folglich am nötigen Selbstbewusstsein, ganz im Gegenteil zu Engländern oder Franzosen, die im eigenen Land ihre Großmachtstellung zu demonstrieren wussten. So konnte Großbritannien 1851 aller Welt die Überlegenheit der eigenen Industrie zei-gen, als man fast die Hälfte der Ausstellungsfläche für sich in Anspruch nahm und folgerichtig auch die meisten Preise im Wettstreit der Völker errang [7]. Es war dies eine Darstellung ganz dem eigenen Selbstverständnis als „Werkstatt der Welt“ entsprechend. Jedoch wollte man sich nicht nur als Wirtschafts- sondern auch als Weltmacht präsentieren, was anhand der Exponate aus 34 Kolonien und fünf Kontinenten zum Ausdruck kam [8].

[...]


[1] Abendpost vom 16.6.1893, zit. aus: Fuchs, Eckhardt: Das Deutsche Reich auf den Weltausstellungen vor dem Ersten Weltkrieg, in: Ders. (Hrsg.): Weltausstellungen im 19. Jahrhundert, Comparativ 9.5/6 (1999), S. 61-89, hier S.75f.

[2] Wörner, Martin: Vergnügung und Belehrung: Volkskultur auf den Weltausstellungen 1851-1900, Münster, New York, München, Berlin 1999.

[3] Wörner: Vergnügung, S. 8f.

[4] Zu den bibliographischen Angaben siehe Literaturverzeichnis.

[5] Zu den Grundzügen der Weltausstellungsgeschichte des 19. Jhds. vgl. Pohl, Heinz-Alfred: Die Weltausstellungen

im 19. Jahrhundert und die Nichtbeteiligung Deutschlands in den Jahren 1878 und 1889, in: Mitteilungen des

Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 97 (1989), S. 381-425, hier S. 385-395.

[6] Cornelißen, Christoph: Die politische und kulturelle Repräsentation des Deutschen Reiches auf den Weltausstel-

lungen des 19. Jahrhunderts, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 52 (2001), S.148-161, hier S. 152.

[7] Siehe Kretschmer, Winfried: Geschichte der Weltausstellungen, Frankfurt/Main und New York 1999, S.35f.

und 47f.

[8] Ebd., S.37.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Das Deutsche Reich auf den Weltausstellungen von 1851 bis 1900-vom industriellen Vergleich zur Demonstration kultureller Dominanz.
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Institut für Geschichte)
Veranstaltung
Proseminar: Vom Kuriositätenkabinett zum Science-Center
Note
1,0
Autor
Jahr
2002
Seiten
16
Katalognummer
V9133
ISBN (eBook)
9783638159173
Dateigröße
433 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Deutsche, Reich, Weltausstellungen, Vergleich, Demonstration, Dominanz, Proseminar, Kuriositätenkabinett, Science-Center
Arbeit zitieren
Daniel Jacob (Autor:in), 2002, Das Deutsche Reich auf den Weltausstellungen von 1851 bis 1900-vom industriellen Vergleich zur Demonstration kultureller Dominanz., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9133

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