Stilistik in der Sprachwissenschaft


Hausarbeit, 2007

14 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Anfänge der Stilistik
2.1 Stilistik vor 1850
2.2 Stilistik ab 1850

3. Stilistik heute
3.1 Ansätze zur Definition und Sinnverständnis der Stilistik
3.2 Ansätze der wissenschaftlichen Stilistik
3.2.1 Inhaltsbezogene - grammatische Modelle
3.2.2. Hermeneutisch - literarische Modelle
3.2.3 Funktionalistisch - strukturalistische Modelle
3.2.4 Pragmalinguistische Modelle

4. Fazit

Literaturverzeichnis

Internetverzeichnis

1. Einleitung

Vor circa 200 Jahren begann die Forschung auf verschiedenen Gebieten, die heute im Großen und Ganzen als Sprachwissenschaft zusammengefasst werden. Dabei war der Übergang von einer vorwiegend mündlich geprägten, also oralen Welt zu einer der Schriftlichkeit (Literalität) entscheidend für die Forschungen, die sich vor allem zunächst mit der Definition, Terminologierung und Kategorisierung der Sprachen befassten. Der Begriff des Stils, vom lateinischen Wort für Griffel im Sinne von Schreibgriffel abgeleitet, bildete dabei ebenso eine wichtige Untersuchungsgrundlage wie der sich daraus ergebende und später eingeführte Überbegriff der Stilistik ((vgl.) Wolff 1996: 1545). Sowohl die Ansätze von Überlegungen zu Definition und Sinnhaftigkeit der Stilistik als auch die wissenschaftliche Tiefe der Forschungen waren im Laufe der Zeit dabei recht unterschiedlich und teilweise konträr.

Die folgende Arbeit wird sich also dem Thema Wandel und Sinn der Stilistik in den vergangenen Jahrhunderten widmen. Um einen optimalen Überblick über die jeweilige Auffassung von Stilistik und deren Veränderung im Laufe der Zeit zu geben, werden jeweils zeitliche Einzelabschnitte betrachtet. Dabei stehen immer die Definition, das allgemeine und besondere Verständnis und der Sinn der Stilistik im Fokus der Darstellungen. Die gewählten Zeitabschnitte sind wie folgt gegliedert: Unter dem mit ´Anfänge der Stilistik´ benannten Abschnitt werden zunächst die Fakten bis zum Jahr 1850 zusammengefasst, im darauf folgenden die Auffassungen ab 1850 bis ins frühe 20. Jahrhundert. Die daran anschließenden Betrachtungen, die unter der Überschrift ´Stilistik heute´ stehen, werden moderne Definitionen und Sinnverständnisse berücksichtigen und einen Abriss über den Bereich der wissenschaftlichen Stilistik geben. Der für die Ausarbeitungen verwendete Basistext ist ´Stilistik als Theorie des schriftlichen Sprachgebrauchs´ von Gerhart Wolff, der jedoch durch eine Vielzahl weiterer Literatur zu diesem Thema ergänzt wird.

2. Anfänge der Stilistik

Dass Stilistik, deren Sinn und besonders deren Abgrenzung gegenüber den anderen Sprachtheoriekomponenten die Gelehrten schon seit geraumer Zeit beschäftigt, verdeutlicht auch die Uneinigkeit dem gegenüber. Deshalb soll im Folgenden in Anlehnung an den Leittext die Entwicklung der Zeiträume vor und nach dem Jahr 1850 betrachtet werden.

2.1 Stilistik vor 1850

Eine Sprachwissenschaft, wie sie heute existiert, gab es bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts nicht. Erst ab dieser Zeit wurde begonnen, eine intensive Auseinandersetzung mit der Sprachtheorie zu betreiben ((vgl.) Linn 1963: 73).

Das Verständnis der Stilistik befand sich noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts immer in unmittelbarer Korrespondenz mit der Rhetorik, was sich aus der mittelalterlichen Rhetorik als Lehre vom guten Sprachausdruck ableitet. Der Begriff Stil, der in der Schreibweise ´Styl´ auftrat, kam als lexikalischer Begriff zuerst in einem Wörterbuch aus dem Jahre 1780 vor. Zuvor wurde der Begriff lediglich unter den Namen ´Schreibart´ oder ´Redeart´ definiert. Diese wurden als analog angesehen. Erst mit der gegen Ende des 18. Jahrhunderts einsetzenden Wandlung von einer vorherrschenden Mündlichkeit zu einer Kultur der überwiegenden Schriftlichkeit stieg das Forschungsinteresse an einer nur auf die Schriftlichkeit bezogenen Stilistik. Dieses vollzog sich in einer durch mehrere Vorstufen geprägten so bezeichneten praktischen Stilkunde, bei der eindeutig zwischen der Art zu reden und der Art zu schreiben unterschieden wurde. Die zeitgemäße Begründung dieser Unterteilung lag darin, dass es beim Schreiben mehr Zeit gäbe, über die Wahl der Worte nachzudenken ((vgl.) Wolff 1996: 1544 ff.).

Da dem Schreiben ein immer höherer Stellenwert zukam, bekam auch die Stilistik in dieser Zeit ihren Sinn und ihrer Berechtigung. So wurde im Allgemeinen zwischen vier wichtigen, so genannten Schreibarten unterschieden, zu denen die kanzleimäßige[1], die sententiöse[2], die poetische und die historisch-gemeine gehörten. Die Anforderungen an die Eigenschaften der Stilistik dieser Zeit waren Klarheit, Deutlichkeit, Angemessenheit, Präzision, Kürze, Wohlklang, Lebhaftigkeit, Neuheit und Einheit. Später wurden auch zusätzlich noch ein Geschäftstil, ein Geschichtsstil, ein Lehrstil sowie ein pathetischer, ein erhabener und ein feierlicher Stil differenziert ((vgl.) Wolff 1996: 1547).

2.2 Stilistik ab 1850

Obwohl die Sprachtheorie schon fortgeschrittener war, betrachtete der Brockhaus aus dem Jahre 1889 Stilistik immer noch als ein Teilgebiet der Rhetorik. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Stilistik eindeutig der Grammatik zugeordnet ((vgl.) Wolff 1996: 1544).

Wackernagel[3] unterscheidet 1873 in seinen Ausführungen über Stilistik und deren Geschichte eindeutig zwischen den Begrifflichkeiten Schreibart und Stil. Stil ist für ihn dabei

„die Art und Weise, wie man zur Erreichung eines bestimmten Zwecks seine Gedanken bildet, ordnet und darstellt“ (Wackernagel 1873: 313).

Stil hat für ihn eine objektive und eine subjektive Seite. Die Schreibart definiert sich im Gegenzug dazu so:

„Schreibart […] ist die Art und Weise, wie man die Worte, als blosse hörbare Ausdrücke genommen, wählt und zusammenstellt, geht also nur auf das Verhältnis ein, in welchem der Vortrag zu den Anforderungen des Wortklangs, allenfalls noch des Periodenbaus steht“ (Wackernagel 1873: 313).

Meyer[4] betont in seinem Stilistikverständnis die Wichtigkeit der Zuordnung zur Grammatik und stellt ihr eine so bezeichnete vergleichende Disziplin, die Syntax, zur Seite. So sind Wesen und Sinn der Stilistik in seinen weiteren Ausführungen

also […] nichts anderes als eine vergleichende Syntax, d.h. die Lehre von den normalen Gestaltungen der syntaktischen Möglichkeiten“ und „die Lehre von der kunstmäßigen Anwendung der fertigen Rede, ihrer Elemente und ihrer umgestalteten Faktoren“ (Meyer 1906: 3 f.).

Für Schmidt[5] haben die Worte Stil und Stilistik ganz am Anfang des 20. Jahrhunderts verschiedene Bedeutungen. Er klassifiziert so eine ästhetische, eine historische, eine rhetorische, eine ethnischen und literarische. Weiterhin unterscheidet er bereits zwischen etymologischer und psychologischer Stilistik ((vgl.) Schmidt 1907: 1).

[...]


[1] im Original: canzeleymäßige

[2] Die Bezeichnung sententiös bedeutet gedrängt oder zugespitzt formuliert ((vgl.) o.V. 1963: 76).

[3] Wilhelm Wackernagel, Poetik, Rhetorik und Stilistik, Halle 1873.

[4] Richard M. Meyer, Deutsche Stilistik, München 1906.

[5] Max C. P. Schmidt, Stilistische Beträge, Leipzig 1907.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Stilistik in der Sprachwissenschaft
Hochschule
Technische Universität Berlin
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
14
Katalognummer
V91272
ISBN (eBook)
9783638056069
ISBN (Buch)
9783638947114
Dateigröße
398 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
In dieser Arbeit wird die Entwicklung und Wandlung der Stilistik dargestellt. Die Arbeit wurde als hervorragend bewertet.
Schlagworte
Stilistik, Sprachwissenschaft
Arbeit zitieren
Diana Marossek (Autor:in), 2007, Stilistik in der Sprachwissenschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91272

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Stilistik in der Sprachwissenschaft



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden