Disruptive Geschäftsmodelle. Welche sind in der Theorie am vielversprechendsten?

Ein kurzer Vergleich


Hausarbeit, 2020

18 Seiten, Note: 1,7

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1. Einleitung

2. Disruptive Innovationen
2.1 Begriffserklarung
2.1.1 Disruption
2.1.2 Innovation
2.1.3 Geschaftsmodell
2.2 Strategische Herangehensweisen
2.2.1 Disruption im „low-end“ Markt oder in einem komplett neuen Markt
2.2.2 Interne oder externe Ausarbeitung der Herangehensweise
2.3 Kritik an der Theorie und Ihre Grenzen
2.3.1 Anomalien
2.4 Vergleich möglicher Geschaftsmodelle

3 Fazit

4. Quellen- und Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Innovationsbegriff nach Christensen

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Beispiele von disruptiven Geschaftsmodellen

Tabelle 2: Auswahl der vielversprechendsten disruptiven Geschaftsmodelle

1. Einleitung

Welche disruptiven Geschaftsmodelle sind am vielversprechendsten?

Clayton M. Christensen pragte den Begriff „disruptive Technologien“ (englisch: disruptive technologies) in einem, im Jahre 1995 veröffentlichten Artikel „Disruptive Technologies: Catching the Wave“1 und führte diesen Begriff im Jahre 1997 in seinem Buch „The Innovator's Dilemma: When New Technologies Cause Great Firms to Fail“ weiter aus.2 Durch die weite Verbreitung der Begriffe ist eine klare Eingrenzung der Möglichkeiten der Theorie nötig, um entsprechende Geschaftsmodelle aufzeigen zu können.

Die Nutzung der Begriffe „disruptive Innovation“ und „disruptive Technologien“, steigt in englisch- sprachigen Publikationen, seit den Veröffentlichungen Christensens.3 So beschreibt Jill Lepore im Jahre 2014, die Situation leicht spöttisch: „Ever since “The Innovator's Dilemma,” everyone is either disrupting or being disrupted. There are disruption consultants, disruption conferences, and disruption seminars.“4 Die Theorie der „disruptiven Innovation“ und ihre Grundkonzepte, wird oft falsch verstanden und ihre Grundprinzipien falsch angewandt. Man dürfe die Begrifflichkeiten nicht für jegliche Situationen anwenden, in denen eine Industrie einen Aufruhr erlebt, da dies zu allgemein sei, so Clayton M. Christensen.5 Mittlerweile gibt es reichlich Beispiele und Geschaftsmodelle, die auf der Theorie, Christensens, basieren. Die folgende Hausarbeit setzt sich mit verschiedenen Geschaftsmodellen der Theorie auseinander und stellt diese in einem Vergleich dar. Die Frage „Welche disruptiven Geschaftsmodelle sind am vielversprechendsten?“, soll beantwortet werden.

Zunachst soll in Kapitel 2.1 mithilfe verschiedener Begriffserklarungen ein Grundverstandnis geschaffen werden. In Kapitel 2.2 wird die Theorie der disruptiven Innovationen in Ihrer Tiefe nach Christensen dargelegt. Hierbei sind die verschiedenen Arten und Herangehensweisen der Theorie unumganglich. Die Kritik und die Grenzen der Theorie werden in Kapitel 2.3 aufgezeigt. Es wird dargestellt, dass eine stetige Verbesserung der Theorie nur durch die Aufarbeitung von Anomalien möglich ist. Der Vergleich aktueller und möglicher Geschaftsmodelle findet in Kapitel 2.4 statt. Die theoretischen Überlegungen aus den Kapiteln 2.1-2.4, werden schlieftlich in einem Fazit kurz zusammengefasst und anhand der Leitfrage und dem ausgearbeiteten Inhalt beantwortet.

2. Disruptive Innovationen

Christensen entwickelte zu Beginn nur den Begriff der „disruptiven Technologie“, fügte aber spater den Begriff der „disruptiven Innovation“ hinzu, um nicht technologische Neuheiten, die der Theorie entsprachen, miteinzubeziehen.6

Disruptive Innovation versteht sich nicht als ein Ereignis, welches von jetzt auf gleich herbeigerufen werden kann, verstanden werden. Vielmehr ist es ein Prozess, der Jahrzehnte andauern kann.7

2.1 Begriffserklarung

Eine klares Grundverstandnis der Theorie setzt eine eindeutige Zuordnung aller wichtigen Begrifflichkeiten, voraus.

2.1.1 Disruption

Disruptive Technologien und somit auch disruptive Innovationen „ [...] unterbrechen die Erfolgsserie etablierter Technologien und Verfahren und verdrangen oder ersetzen diese in mehr oder weniger kurzer Zeit. Oft sind sie zunachst qualitativ schlechter oder funktional spezieller [. ] und gleichen sich dann nach und nach an ihre Vorganger an bzw. übertreffen diese in bestimmten Aspekten.“8

Laut Christensen geht Disruption von kleinen Firmen mit wenig Ressourcen aus, die es schaffen, ein bereits am Markt erfolgreiches und etabliertes Unternehmen, herauszufordern. Dies gelingt, da die etablierten Unternehmen auf die Verbesserung ihrer Produkte und Dienstleistungen fokussiert sind, die sie meist an Kunden mit hoher Nachfrage und Liquiditat erfolgreich absetzen können. Dadurch erhalten Produkte mit geringeren Gewinnmargen und ihrer Kunden keine Beachtung und Weiterentwicklung. Es entsteht somit eine Nische, die die kleinen Firmen aufgreifen und passende Produkte mit passenden Funktionen anbieten.9

2.1.2 Innovation

Der Begriff der Innovation hat keine allgemeingültige Definition. Jedoch finden sich in allen Ansatzen folgende Erklarungen wieder: „(1) Neuheit oder (Er-)Neuerung eines Objekts oder einer sozialen Handlungsweise, mind. für das betrachtete System und (2) Veranderung bzw. Wechsel durch die Innovation in und durch die Unternehmung, d.h. Innovation muss entdeckt/ erfunden, eingeführt, genutzt, angewandt und institutionalisiert werden.“10

Christensen nennt drei verschiedene Arten der Innovation: „Effizienzinnovation“, „erhaltende-/ inkrementelle Innovation“ und die „disruptive Innovation“ (siehe Abbildung 1).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Innovationsbegriff nach Christensen

Quelle: i.A.a. SCHWERTFEGER 2016

2.1.3 Geschaftsmodell

Die allgemeine Definition lautet wie folgt: „Ein Geschaftsmodell (eng. Business Model) ist eine modellhafte Reprasentation der logischen Zusammenhange, wie eine Organisation bzw. Unternehmen Mehrwert für Kunden erzeugt und einen Ertrag für die Organisation sichern kann.“11

Christensen und Johnson führen diesen Begriff im Jahre 2008 weiter aus. Ein Geschaftsmodell setzt sich aus vier Elementen zusammen: „Kundenwertversprechen“ (englisch: customer value proposition (CVP)), „Gewinnformel“ (englisch: profit formula), „Wichtige Ressourcen“ (englisch: key resources) und „Schlüsselprozesse“ (englisch: key processes). Die CVP und die Gewinnformel definieren den Wert für den Kunden beziehungsweise für das Unternehmen. Das Kundenwertversprechen bietet dem Kunden eine effektivere, bequemere und günstigere Problemlösung. Die Gewinnformel errechnet alle Schritte, um am Ende alle Kosten zu decken, gleichzeitig aber auch das Kundenwertversprechen mit einem Profit zu gewahrleisten. Zu den Ressourcen, die das Nutzenversprechen erst möglich machen, zahlen Personal, Technologien, Produkte, Raumlichkeiten, finanzielle Mittel und viele weitere. Durch die Zusammenarbeit aller Ressourcen, mit Ziel der Erfüllung des Kundenwertversprechens, entstehen Prozesse, die letztlich als essenzielle Bestandteile in dem Geschaftsmodell verankert werden.

Die wichtigen Ressourcen und die Schlüsselprozesse beschreiben, wie dieser Wert für den Kunden und das Unternehmen bereitgestellt wird. Die vier Elemente bilden einen Rahmen, in dem jedes alle anderen beeinflusst. Verandert sich eines der vier Elemente, andern sich auch alle anderen und das gesamte Geschaftsmodell.12

2.2 Strategische Herangehensweisen

Wie bereits erlautert, zerrütten laut der Theorie Christensens, kleine Firmen etablierte Firmen. Der „Bruch“ erfolgt auf zwei unterschiedliche Weisen.13 Zum einen können diese eintretenden Firmen im Nischen-Markt („low-end-market“) ansetzen, zum anderen einen neuen Markt kreieren.14

2.2.1 Disruption im „low-end“ Markt oder in einem komplett neuen Markt

Wenn kleine Firmen im Nischenmarkt ansetzen, zielen sie auf die liegen gebliebenen Produktnischen und Kunden ab. Sie schaffen sich einen Marktanteil durch das Angebot passender Produkte mit passenden Funktionen, für einen meist geringeren Preis. Zu Beginn erscheinen die Produkte der kleinen Firmen für viele andere minderwertig. Dadurch, dass die etablierten Firmen in diesem Moment nicht energisch genug reagieren, geben sie den kleinen Firmen Platz und die Möglichkeit durch verbesserte Produktqualitat aber gleichbleibende Preise, weiter aufzusteigen. Letztlich kommen auch „Mainstream“-Kunden hinzu, die nun auch von der Produktqualitat zufriedengestellt sind.15

Disruption in einem neuen Markt hat ihren Ursprung in einem oft nicht geplanten Erfolg. Dieser Ansatz beruht auf einer erforschenden Strategie. Dies bedeutet, es kann zu Beginn keiner wissen ob, wie und in welcher Auspragung das Produkt eine Anwendung finden wird.16

2.2.2 Interne oder externe Ausarbeitung der Herangehensweise

Für die etablierten Unternehmen stellt sich die Frage, wie sie in solchen Situationen auf die disruptiven Firmen reagieren können, um ihre Marktmacht nicht zu verlieren.

Das Ziel muss sein, das bestehende Geschaft zu starken. Hierzu gehört die Beziehung zu den wichtigsten Kunden und in die erhaltenden Innovationen zu investieren. Wichtig ist es vor allem als etablierte Firma zu reagieren, aber nicht überzureagieren, indem man das profitable Geschaft aufgibt, so Christensen.17 Eine weitere Möglichkeit besteht darin, im Unternehmen, also intern, eine Koexistenz einer Geschaftseinheit aufzubauen, die innovative und disruptive Ziele verfolgt. Diese Koexistenz birgt jedoch fatale Nachteile. Dabei können negative Synergie Effekte wie Kanalkonflikte, Markenverwasserung und Verwasserung der Kultur, zwischen dem Kerngeschaft und dem koexistierenden innovativen Geschaft, entstehen.18 Zusatzlich kommt der Druck bei Unternehmen, festgelegte Umsatzziele zu erreichen und sich vor Shareholdern verantworten zu können, weshalb viele Unternehmer abgeneigt sind, Koexistenzen mit disruptiven Geschaftsfeldern aufzubauen.19

Die genannten Folgen können durch eine organisatorische Trennung vermieden und gleichzeitig das Ziel der Ausweitung disruptiver Prozesse beibehalten werden. Diesbezüglich kann die Gründung einer Ausgliederungseinheit von Vorteil sein, so Christensen.20 Diese muss getrennt vom Kerngeschaft erfolgen, da zum einen eine abweichende Organisations- und Kostenstruktur benötigt wird, zum anderen auch andere Mitarbeiter mit neuen, dem Ziel entsprechenden, Herangehensweisen.21 Grundsatzlich ist die externe Ausgliederungseinheit bei Bedarf eine sinnvolle Lösung, bei der ein Unternehmen zwei verschiedene Organisationen leiten muss.22

2.3 Kritik an der Theorie und Ihre Grenzen

Die Theorie disruptiver Innovation hat neben vielen Befürwortern auch einige Kritiker über die Jahre hervorgebracht.

So erschien im Jahre 2006 eine Ausgabe des „Journal of Product Innovation Managements“, in dem sich verschiedene Autoren kritisch auf über 88 Seiten mit der Theorie Christensens auseinandersetzten.

S. F. Slater und J. J. Mohr heben in Ihrem Artikel die Problematik hervor, dass eine kleine Firma, nachdem sie in den Markt eintritt, letztlich, laut der Theorie, sich zu einer etablierten Firma entwickelt, die die breite Masse anspricht. Somit lauft sie Gefahr, durch wiederum neue kleine Firmen aufgrund einer Disruption vom Markt gedrangt zu werden. Um dieses Problem zu lösen, müssen sich die Firmen, eigenstandig und proaktiv, Markterfahrungskompetenzen aneignen, so die Autoren.

Zusatzlich ist für den Erfolg kleiner Firmen ausschlaggebend, im Verlauf des disruptiven Prozesses Fahigkeiten zu erlangen, um den Mainstream Markt bedienen zu können. Es geht somit darum, den Schwerpunkt von der Innovation auf die klare Darstellung eines Vorsprungs, den etablierten Firmen gegenüber, aufzuzeigen. Nicht alle neuen Firmen können diese Fahigkeiten entwickeln. Es ist wichtig, dies zu erkennen, da es für eine kleine Firma in diesem Fall sinnvoller ist, sich mit einer etablierten Firma zu verbinden, die bereits über diese Fahigkeiten verfügt.23

G. J. Tellis erklart, dass die von Christensen beschriebene S-Kurve der Technologieentwicklung bei der disruptiven Innovation in dieser Weise nicht stattfindet.24 Diese S-Kurve beschreibt wie das Leistungspotenzial einer Technologie, in Abhangigkeit von den aufgewendeten Mitteln für Forschung und Entwicklung, sich im Allgemeinen entwickelt.25 Untersuchungen zeigen, dass die Technologieentwicklungen weder linear, noch vorhersehbar verlaufen. Vielmehr ist eine unregelmaftige Leistungssteigerung zu erkennen, so Tellis. Eine weitere wichtige Erkenntnis ist, dass technologische Innovationen an sich nicht den Erfolg oder den Erhalt einer etablierten Firma ausmachen. Bedeutend ist eine wegweisende Führung, die Veranderungen annimmt und bereit ist, bestehende Anlagen auslaufen zu lassen, um Kunden mit neuen Technologien zu bedienen.26

Christensen auftert sich selber in einem Artikel dieser Ausgabe über die Kritik. Er beispielsweise zu bedenken, dass die Erkenntnisse von Slater und Mohr nicht belegbar besser seien als die der disruptiven Theorie. Vielmehr würde die Theorie durch die Aussagen gebremst und nicht entwickelt werden. Aufterdem auftert Christensen den Wunsch, dass Slater und Mohr ihre Aussagen anhand von klaren Beispielen belegen, denen die Theorie der disruptiven Innovation nicht standhalten kann.27 Zusatzlich seien die Aussagen von Tellis völlig falsch, so Christensen.28 Christensen legt dar, dass die erwahnten Untersuchungen keine Gültigkeit haben und dass der Vergleich der disruptiven Theorie zu einer S-Kurve in dieser Art nie in der Theorie der disruptiven Innovation stattgefunden hat.29 Aufterdem beinhaltet die Definition der S-Kurve, Ausnahmen und ihnen entsprechende Unterschiede.30

Im Jahre 2014 kritisiert J. Lepore in Ihrem Artikel „The Disruption Machine: What the gospel of innovation gets wrong.“, Christensen und seine Theorie. Eines ihrer Hauptargumente gegen die Aussagen Christensens ist eine zu leichtfertige Nutzung der Begrifflichkeiten der Theorie.31 Zu diesem Thema bezieht Christensen in verschiedenen Artikeln Stellung und leitet beispielsweise einen Artikel aus dem Jahre 2015 mit folgenden Worten ein: „[...] the theory's core concepts have been widely misunderstood and it's basic tenets frequently misapplied."32. An anderer Stelle wirft Christensen Lepore im Weitern vor: „[Lepore] didn't point out that this is something that happens over and over again, where an important idea is bastarized.“33 Hinzu kommt eine schlechte Recherche seitens Lepores, die sich laut Christensen nur auf sein erstes Buch aus dem Jahre 1997 bezieht, nicht auf die Überarbeitungen, die über die Jahre getatigt wurden.34 Darüber hinaus bezeichnet Christensen die Aussagen des Artikels als Lügen und widerlegt Lepores Behauptungen, die Theorie ware nicht getestet worden.35 Auch J. Fitzgerald kritisiert Lepores Schreibstil in dem besagten Artikel als leichtfertig und von nicht-akademischer Art.36

A. A. King und B. Baatartogtokh untersuchten die Theorie im Jahre 2015 in einem „MIT Sloan Management Review“ Artikel. Dazu befragten sie Experten aus 77 unterschiedlichen Branchen, um die Beispiele, die Christensen in seinen Büchern nutzt, zu analysieren. Hierbei legten die beiden Autoren in dem Artikel vier Hauptelemente der Theorie fest.37 Jedoch besteht die Theorie aus mehr als nur vier Elementen, so J. P. Vasquez Sampere.38 Aufterdem behaupten King und Baatartogtokh, dass die Theorie in der wissenschaftlichen Literatur nur selten auf die Probe gestellt wurde.39 Vasquez Sampere entkraftet diese Aussage und zeigt auf, dass mehr als 40 Artikel und eine ganze Ausgabe eines Wirtschaftsmagazins in dieser Hinsicht verfasst wurden.40 Auch Christensen stellt die Aussagekraft der Ergebnisse von King und Baatartogtokh infrage. Laut Christensen sind zum einen die Kriterien, die die Autoren zu Beginn benennen, unvollstandig und somit das Endergebnis aufgrund der falschen Ausgangslage fehlerhaft. Zum anderen befragen King und Baatartogtokh faktisch nur einen Experten pro Branche, weswegen man, laut Christensen, Gefahr lauft, voreingenommene und persönliche Meinungen zu erfassen. Christensen betont, dass seine Theorie diesen Bedrohungen durch umfangreiche Recherchearbeiten aus dem Weg geht.41 Bei Kritikaufterungen, erklart Christensen, wird vergessen, dass eine Theorie erst durch die Aufarbeitung von Anomalien zu einer guten Theorie wird.42

2.3.1 Anomalien

Anomalien oder Abweichungen beschreiben Szenarien, die die Theorie nicht erklaren kann.43 Eine Theorie entwickelt sich mit der Zeit, da stetig neue Aspekte erforscht und studiert werden, weshalb auch Christensen sagt, dass sich sein Verstandnis für die Theorie, seit der Erstveröffentlichung im Jahre 1995, stark gewandelt hat.44 Anomalien schaffen die Möglichkeit, die Basis der Theorie aufzusuchen und zu verandern. Dadurch wird die Theorie klarer und potenzielle Zweideutigkeiten werden beseitigt. Um eine Theorie zu verfeinern und zu verbessern, muss man aktiv nach Anomalien suchen und diese nutzen. Eine Theorie kann nicht gut sein, wenn diese keine Anomalien berücksichtigt und nicht verbessert werden kann. Diese Verbesserung kreiert Aussagen um die erklarende Kraft der Theorie zu starken und eine breitere Anwendung zu ermöglichen. Dadurch bringt man eine neue Art der Theorie hervor, die genauere Prognosen tatigen kann. Aufterdem sind Anomalien die einzige Möglichkeit um die Theorie zu verbessern und ein tieferes Verstandnis für Kausalitaten zu entwickeln.45

Die Theorie und die Entwicklung durch Anomalien hat laut Christensen ihre Grenzen. So gibt es Anomalien, die die Theorie disruptiver Innovationen nicht erklaren kann.46 Aufterdem schafft es und wird es die Theorie niemals schaffen, alles über Innovation und geschaftlichen Erfolg zu erklaren, da zu viele ungewisse Faktoren einen Einfluss auf das Ergebnis haben.47

2.4 Vergleich möglicher Geschaftsmodelle

Disruptive Innovationen haben ihre Herkunft entweder in der Innovation von Geschaftsmodellen oder der radikalen Produktinnovation.

Ein Geschaftsmodell gilt als innovativ, wenn dieses die Wirtschaftlichkeit des Produktes erweitert. Dies kann durch die Gewinnung neuer Kunden für den Markt geschehen, oder indem bestehende Kunden zu mehr Konsum animiert werden. Oft werden existierende Produkte insofern verandert, dass andere Hauptmerkmale in den Vordergrund treten und als ausschlaggebendes Argument für das Produkt vermarktet werden. So entstehen zum Beispiel, immer mehr Billigfluggesellschaften, da der Preis heutzutage der ausschlaggebende Faktor, für die Kaufentscheidung, ist. Im Allgemeinen scheint der Preis immer mehr als primarer Faktor hervorzutreten. Diese Entwicklung basiert auf dem technologischen Fortschritt und dem daraus entstehenden Angebot der etablierten Unternehmen. Dieses Angebot bietet den Kunden mehr als sie benötigen und übertrifft somit ihre Bedürfnisse. Die disruptiven Unternehmen wie beispielsweise die erwahnten Billigfluggesellschaften bieten nun aber Leistungen an, die die Bedürfnisse der Kunden erfüllen, aber gleichzeitig bei dem Merkmal „Preis“ deutlich besser dastehen, als die etablierten und teureren Fluggesellschaften.48

Im Allgemeinen muss ein vielversprechendes Geschaftsmodell, wie bereits in Abschnitt 2.1.3 erlautert, vier Punkte innehaben. Hierzu gehören das Nutzenversprechen, die Ressourcen, die Prozesse und die Ertragsformel.49

[...]


1 Vgl. CHRISTENSEN/BOWER 1995, S. 43-53.

2 Vgl. CHRISTENSEN 1997.

3 Vgl. CHRISTENSEN/RAYNOR/MCDONALD 2015, S. 50.

4 LEPORE 2014

5 Vgl. CHRISTENSEN/RAYNOR/MCDONALD 2015, S. 46.

6 Vgl. WEITERT 2014, S. 11.

7 Vgl. CHRISTENSEN 2020, S. 6.

8 BENDEL 2019

9 Vgl. CHRISTENSEN/RAYNOR/MCDONALD 2015, S. 46.

10 MÖHRLE/SPECHT 2018

11 GRÖSSER 2018

12 Vgl. JOHNSON/CHRISTENSEN/KAGERMANN 2008, S. 52-53.

13 Vgl. WEITERT 2014, S. 12.; ebenso HWANG/CHRISTENSEN 2008, S. 1331 f..

14 Vgl. CHRISTENSEN/RAYNOR/MCDONALD 2015, S. 47.

15 Vgl. CHRISTENSEN/RAYNOR/MCDONALD 2015, S. 46-47.

16 Vgl. CHRISTENSEN/MATZLER/FRIEDRICH VON DEN EICHEN 2015, S. 180-181.

17 Vgl. SCHWERTFEGER 2016

18 Vgl. DANNEELS 2006, S. 3.

19 Vgl. LAMBERT 2014, S. 40.

20 Vgl. DANNEELS 2006, S. 3.

21 Vgl. SCHWERTFEGER 2016; ebenso LAMBERT 2014, S. 40-41.

22 Vgl. SCHWERTFEGER 2016

23 Vgl. SLATER/MOHR 2006, S. 31 f. .

24 Vgl. TELLIS 2006, S. 36.

25 Vgl. MÖHRLE/SPECHT 2018

26 Vgl. TELLIS 2006, S. 38.

27 Vgl. CHRISTENSEN 2006, S. 51.

28 Vgl. CHRISTENSEN 2006, S. 41.

29 Vgl. CHRISTENSEN 2006, S. 53.

30 Vgl. MÖHRLE/SPECHT 2018

31 Vgl. LEPORE 2014

32 CHRISTENSEN/RAYNOR/MCDONALD 2015, S. 46.

33 BLODGET 2014

34 Vgl. o.V., Clay Christensen explains, defends 'disruptive innovation', 2015, https://www.bostonglobe.com/business/2015/10/24/clay-christensen-explains-defends-disruptive- innovation/fmYOKIJXOSPPMquj8HQM1O/story.html

35 Vgl. BLODGET 2014

36 Vgl. FITZGERALD 2015

37 Vgl. KING/BAATARTOGTOKH 2015, S. 78 f..

38 Vgl. VASQUEZ SAMPERE 2016, S. 26.

39 Vgl. KING/BAATARTOGTOKH 2015, S. 78.

40 Vgl. VASQUEZ SAMPERE 2016, S. 26.

41 Vgl. o.V., Clay Christensen explains, defends 'disruptive innovation', 2015, https://www.bostonglobe.com/business/2015/10/24/clay-christensen-explains-defends-disruptive- innovation/fmYOKIJXOSPPMquj8HQM1O/story.html

42 Vgl. CHRISTENSEN 2015, S. 153.

43 Vgl. CHRISTENSEN/RAYNOR/MCDONALD 2015, S. 52.

44 Vgl. o.V., Clay Christensen explains, defends 'disruptive innovation', 2015, https://www.bostonglobe.com/business/2015/10/24/clay-christensen-explains-defends-disruptive- innovation/fmYOKIJXOSPPMquj8HQM1O/story.html; ebenso CHRISTENSEN 2020, S. 6.

45 Vgl. CHRISTENSEN 2006, S. 41-45.; ebenso CHRISTENSEN 2015, S. 153.; ebenso CHRISTENSEN 2020, S. 3.

46 Vgl. CHRISTENSEN/RAYNOR 2003, S. 68.

47 Vgl. CHRISTENSEN/RAYNOR/MCDONALD 2015, S. 53.

48 Vgl. MARKIDES 2006, S. 19 f..; ebenso CHRISTENSEN 1997, S. 16.

49 Vgl. HWANG/CHRISTENSEN 2008, S. 1331 f..

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Disruptive Geschäftsmodelle. Welche sind in der Theorie am vielversprechendsten?
Untertitel
Ein kurzer Vergleich
Hochschule
IST-Hochschule für Management
Note
1,7
Jahr
2020
Seiten
18
Katalognummer
V912427
ISBN (eBook)
9783346226143
ISBN (Buch)
9783346226150
Sprache
Deutsch
Schlagworte
disruptive, geschäftsmodelle, welche, theorie, vergleich
Arbeit zitieren
Anonym, 2020, Disruptive Geschäftsmodelle. Welche sind in der Theorie am vielversprechendsten?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/912427

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