Franchising - eine Erfolgsstory?

Chancen und Risiken für Existenzgründer/innen


Diplomarbeit, 2007

61 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemstellung und Zielsetzung
1.2 Aufbau der Arbeit

2 Grundlagen und Entwicklung des Franchisings
2.1 Der Ursprung des Franchisings
2.2 Entwicklung des „modernen“ Franchisings
2.3 Der Begriff des Franchisings und seine Zielsetzung heute
2.4 Die zu erbringenden Leistungen der Vertragspartner

3 Ausgangssituation der Existenzgründer
3.1 Existenzgründung: eine Begriffsbestimmung
3.2 Herausforderungen im Verlauf einer Existenzgründung

4 Chancen und Risiken in der Systempartnerschaft
4.1 Chancen für den Franchise-Geber
4.2 Risiken für den Franchise-Geber
4.3 Chancen für den Franchise-Nehmer
4.3.1 Unterstützung bei der Standortfrage
4.3.2 Unterstützung durch Schulungsmaßnahmen
4.3.3 Unterstützung durch betriebswirtschaftliche Begleitung
4.3.4 Kommunikations- und Austauschmöglichkeiten im System
4.4 Risiken für Franchise-Nehmer-Gründungen
4.4.1 Risiken durch eine mangelnde vorvertragliche Aufklärung
4.4.2 Risiken, die durch die Anmietung eines Ladenlokals entstehen können
4.4.3 Risiken im Zusammenhang mit Schulungsmaßnahmen
4.4.4 Risiken im Zusammenhang mit den Kommunikation- und Austauschmöglichkeiten im System
4.4.5 Risiken bei schnellem Franchise-Nehmer-Wachstum im System
4.4.6 Risiko der Scheinselbständigkeit
4.4.7 Risiken in Zusammenhang mit der Bezugsbindung
4.4.8 Risiken im Zusammenhang mit der Vertragsbeendigung
4.5 Mögliche Synergieeffekte in der Systempartnerschaft
4.6 Zufriedenheit der Franchise-Nehmer

5 Fazit: Chancen und Risiken für Existenzgründer

Anhang
i Informationen zu den Franchise-Systemen
(1) Kamps AG (Selbstdarstellung)
(2) Paketeria AG (Selbstdarstellung)
(3) MailBoxes etc. (Selbstdarstellung)
(4) Blume 2000 (Selbstdarstellung)

Interviewleitfaden

Quellen- und Literaturverzeichnis

Lediglich der besseren Lesbarkeit wegen wurde in dieser Arbeit darauf verzichtet, jedes Mal auch die weibliche Endung anzugeben. Die weibliche Form ist bei der Nennung der männlichen Form mit einbezogen und kann gerne jeweils mitgedacht werden.

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildung 1: Branchenaufteilung in Franchise-Wirtschaft (in Prozent)

Abbildung 2: Überlebensraten im Vergleich

Tabelle 1: Risikoeinschätzung bei Unternehmensgründungen

1 Einleitung

1.1 Problemstellung und Zielsetzung

In Deutschland steigen die Zahlen der Existenzgründungen kontinuierlich an. Gerade die kleinen und mittelständischen Unternehmen haben einen besonders wichtigen Anteil an der gesamten Wirtschaftsleistung der Bundesrepublik. Jede Neugründung schafft im Schnitt vier zusätzliche Arbeitsplätze. Doch jede Existenzgründung erfordert zunächst einmal Mut. Viele tausend Jungunternehmer ersparen sich jährlich die Fülle an Problemen und Risiken, die die Gründung eines Betriebes im Alleingang mit sich bringt, und kaufen sich ein fertiges Konzept.[1] Dieses Prinzip nennt man Franchising, es wird mittlerweile in vielen Branchen praktiziert.[2]

Doch klar ist auch: Franchising ist kein System ohne Risiken; weder für Franchise-Geber noch für Franchise-Nehmer. Die Motive zur „Partnerschaft mit System“ sind bei beiden Parteien unterschiedlich: Der Franchise-Geber möchte hoch motivierte Mitunternehmer und zusätzliches Kapital für die Expansion gewinnen. Der Franchise-Nehmer übernimmt im Idealfall das Know-how und die Erfahrung des System-Gebers und arbeitet mit dessen erprobten, erfolgreichen Produkten und Dienstleistungen. Je besser diese Kooperation funktioniert, desto größer ist erfahrungsgemäß der Erfolg des gesamten Systems.[3]

Innerhalb von wenigen Jahren hat sich die volkswirtschaftliche Bedeutung des Franchisings deutlich erhöht. Diese Form der Existenzgründung gilt zudem als besonders sichere Variante der Gründung und wird von Seiten der Politik und von Wirtschaftsverbänden als ein möglicher Ausweg aus der Beschäftigungskrise gesehen.[4]

In der Praxisliteratur wie auch in wissenschaftlichen Beiträgen ist die Annahme, dass Franchise-Geber und Franchise-Nehmer ein geringeres Risiko des Scheiterns aufweisen als „herkömmliche“ - d.h. unabhängige - Existenzgründer, weit verbreitet und trägt schon fast dogmatische Züge.[5] Im Folgenden sind zwei Aussagen für diese weit verbreitete Auffassung aufgeführt:

„(...) Franchising ist eine Existenzgründung innerhalb eines markterprobten Unternehmens-Netzwerkes und damit nach offiziellen Zahlen des DIHK sechsmal erfolgreicher als die Selbständigkeit 'auf eigene Faust'. (...)“[6]

Und:

„(...) Grundsätzlich ist die Quote der Geschäftsaufgaben bei Franchise-Nehmern sehr niedrig (sie liegt im ersten Jahr bei rund 8 %, sinkt danach nahezu auf Null). Im Gegensatz dazu, geben von traditionellen Existenzgründern fast 70 % in den ersten fünf Jahren auf. (...)“[7]

Die genannten Zitate sprechen deutlich für ein geringeres Risiko einer Existenzgründung als Franchise-Nehmer. Wissenschaftliche Belege, die diese Aussagen stützen, existieren allerdings nicht. Vielmehr weichen die Zahlen, die man in der Literatur findet, stark voneinander ab. Daher sind begründete Zweifel bzgl. einer Verallgemeinerung einer bestimmten „Faustformel“ angebracht.[8]

Zielsetzung dieser Arbeit ist eine Annäherung an die Einschätzung, ob Franchising eine Erfolgsstory für Existenzgründer sein oder werden kann. Hierfür werden die Chancen und Risikopotenziale der Systempartnerschaft untersucht.

1.2 Aufbau der Arbeit

In der vorliegenden Arbeit liegt das Hauptaugenmerk auf den potenziellen Existenzgründern, die sich mit einem Franchise-System selbständig machen wollen. Kapitel 2 dient der Einführung in das Thema Franchising.

In Kapitel 3 wird die Ausgangssituation des Franchise-Nehmers untersucht, denn dieser ist in erster Linie Gründer und steht vor den gleichen Herausforderungen wie Alleingründer. Es wird erläutert, was als Existenzgründung angesehen werden kann, und damit einhergehend wird eine Abgrenzung zu dem Begriff des Unternehmers vorgenommen. Jede Existenzgründung hat einen prozessualen Charakter und ist in einzelne Phasen abgrenzbar. Es wird aufgezeigt, mit welchen unterschiedlichen Schwierigkeiten ein Existenzgründer in diesen Phasen konfrontiert ist.

Im Kapitel 4 werden beide Franchise-Partner, dabei insbesondere der Franchise-Nehmer genauer behandelt: Welche Chancen und Risiken haben Unternehmer, auf der einen Seite, wenn sie mit ihrer Geschäftsidee mit Franchise expandieren? Und welche Chancen können, auf der anderen Seite, Existenzgründer mit der franchisierten Gründung verbinden? Mit welchen Risiken müssen sie rechnen?

In diesem Zusammenhang werden vier Unterstützungsleistungen des Franchise-Gebers für den Franchise-Nehmer genauer betrachtet. Diese Leistungen sind exemplarisch ausgewählt, weil sie sich auf Problemfelder beziehen, die unabhängige Existenzgründer häufig hervorheben. Anschließend werden in der Literatur benannte Risiken für Franchise-Nehmer genauer ausgeführt. Dabei werden auch verschiedene Unterstützungsleistungen des Franchise-Gebers in Zusammenhang mit möglichen Risikopotenzialen für den Franchise-Nehmer betrachtet.

Des Weiteren werden zwei Faktoren dargestellt, die im „Zusammenspiel“ von Franchise-Geber und Franchise-Nehmer ebenfalls für eine erfolgreiche Systempartnerschaft stehen: die möglichen Synergieeffekte, die durch die Form des Zusammenschlusses entstehen, und die Zufriedenheit von Franchise-Nehmern im System.

Im Kapitel 5 werden auf der Grundlage des Theorieteils Fragenschwerpunkte für die Interviews entwickelt. Ausgangspunkt hierfür sind die Schwierigkeiten, die bei unabhängigen Existenzgründern während der Gründungsphasen aufgetreten sind. In den Vordergrund gestellt wird dabei die Zufriedenheit der Franchise-Nehmer im System in Zusammenhang mit den Leistungsversprechen der Franchise-Geber.

Nach einer kurzen Darstellung zur Durchführung der Interviews werden die Aussagen der Franchise-Nehmer zu den einzelnen Fragenschwerpunkten vorgestellt. Ausgewertet werden diese Aussagen im Hinblick darauf, welche Hinweise auf Chancen und Risiken der Existenzgründung in einem Franchise-System ihnen entnommen werden können.

Im letzten Teil der Arbeit werden die gewonnen Erkenntnisse zu den Chancen und Risikopotenzialen der Systempartnerschaft zu einem abschließenden Fazit zusammengetragen. Damit einhergehend wird eine Annäherung an die Einschätzung, ob Franchising eine Erfolgsstory für Existenzgründer sein oder werden kann, vorgenommen.

2 Grundlagen und Entwicklung des Franchisings

2.1 Der Ursprung des Franchisings

Der Begriff Franchise ist keine neuzeitliche Wortschöpfung, sondern er hat seinen Ursprung im mittelalterlichen Frankreich.[9] Dort bezeichnete „franchise“ die Vergabe von Privilegien an Dritte, die gegen Entgelt eine im staatlichen Interesse liegende Produktion oder den Handel mit gewissen Erzeugnissen betrieben.

In Großbritannien prägte der Begriff das Vorrecht, das die britische Krone Vertrauensleuten zur Steuereinnahme einräumte, und in den USA wurden unter dem Namen Franchising Rechte zur Erschließung des Kontinents vergeben.[10] Auf diese Weise konzessionierte man in den USA z.B. die Eisenbahnlinien. Franchising wurde in seinen Ausprägungen nach den Bedingungen der Märkte weiterentwickelt und ins angloamerikanische Wirtschaftsvokabular übernommen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts verstand man unter Franchising die kommerzielle Nutzung von Rechten Dritter – und damit war bereits die Nähe zum heutigen Verständnis von Franchising gegeben.[11]

2.2 Entwicklung des „modernen“ Franchisings

Die ersten „modernen“ Franchise-Systeme entstanden in der Zeit der beginnenden Industrialisierung: Die „Singer Sewing Machine Company“ gestattete 1860 fahrenden Händlern, ihre Nähmaschinen auf eigene Rechnung und in eigenem Namen zu vertreiben. Dem Pionier Singer folgten weitere Unternehmen wie General Motors, Coca-Cola und Snap on Tools.[12]

Eine neue Form des Franchisings entwickelte sich nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Franchise-System musste an die Erfordernisse von Massenmärkten angepasst werden, d.h. es musste neben dem reinen Produktvertrieb oder Dienstleistungsangebot auch intensiv am Aufbau von einheitlichen Systemen gearbeitet werden. Entwickelt wurden dafür einheitliche Auftritte, die die Markenbildung förderten und der Profilierung dienten. Dem Kunden erlaubte dies, die Angebote und Systeme eindeutig voneinander zu unterscheiden.[13]

Am 02. März 1955 legte Ray Kroc mit der Hamburger-Kette McDonald's den Grundstein zu einem der weltweit erfolgreichsten Franchise-Systeme. Dieses System begründete die heutige Form des Franchise, und die Expansion von McDonald’s verlief dabei parallel zum allgemeinen Erfolgsdurchbruch des Franchisings.[14]

2.3 Der Begriff des Franchisings und seine Zielsetzung heute

Eine kurze begriffliche Bestimmung von Franchise und Franchising: Der Deutsche Franchise-Verband erklärt die Begriffe Franchise und Franchising wie folgt:
Franchise als Bezeichnung einer Unternehmensform und Franchising als Bezeichnung der unternehmerischen Tätigkeit. Beide Begriffe bezeichnen dabei ein spezifisches Vertriebssystem.[15]

Der Dachverband der europäischen Franchise-Verbände, die European Franchise Federation, definiert den Begriff des Franchising folgendermaßen:[16]

„(...) Franchising ist ein Vertriebssystem, durch das Waren und/oder Dienstleistungen und/oder Technologien vermarktet werden. Es gründet sich auf eine enge und fortlaufende Zusammenarbeit rechtlich und finanziell selbständiger und unabhängiger Unternehmen, den Franchise-Geber und seine Franchise-Nehmer. Der Franchise-Geber gewährt seinen Franchise-Nehmern das Recht und legt ihnen gleichzeitig die Verpflichtung auf, ein Geschäft entsprechend seinem Konzept zu betreiben. Dieses Recht berechtigt und verpflichtet den Franchise-Nehmer, gegen ein direktes oder indirektes Entgelt im Rahmen und für die Dauer eines schriftlichen, zu diesem Zweck zwischen den Parteien abgeschlossenen Franchise-Vertrags bei laufender technischer und betriebswirtschaftlicher Unterstützung durch den Franchise-Geber, den Systemnamen und/oder das Warenzeichen und/oder die Dienstleistungsmarke und/oder andere gewerbliche Schutz- oder Urheberrechte sowie das Know-how, die wirtschaftlichen und technischen Methoden und das Geschäftssystem des Franchise-Gebers zu nutzen. (...)“

Franchise-Geber unterliegen mit ihrem Unternehmen einem ständigen Prozess der Weiterentwicklung, und so hat sich das heutige Franchising als eine Möglichkeit eines Vertriebssystems um das Angebot der Kompetenz und Erfahrung der Geschäftsführung erweitert.[17] Diese Form des Franchisings wird als „Business Format Franchising“ bezeichnet und in Deutschland angewendet.[18] Das Geschäftskonzept des Franchise-Gebers sollte markterprobt sein, mindestens durch ein erfolgreiches Pilotprojekt.[19] Der Existenzgründer erhält so gegen Gebühren von dem Franchise-Geber ein „schlüsselfertiges“ Geschäftkonzept mit Schutzrechten, Einkaufsvorteilen, Schulungen und Dienstleistungen sowie Unterstützung in betriebswirtschaftlichen Fragen, in Marketing und Public Relations.[20]

2.4 Die zu erbringenden Leistungen der Vertragspartner

In Deutschland gibt es keine gesetzlichen Regelungen, die sich speziell nur auf Franchise-Systeme beziehen.[21] Um eine für beide Parteien zufriedene Basis für eine Zusammenarbeit zu schaffen, sind gerade am Anfang bei der Vertragsgestaltung beide Partner gefordert.[22] Der Franchise-Vertrag stellt eine Kombination obligatorischer und fakultativer Elemente aus verschiedenen Vertragstypen dar, die je nach Ausrichtung des konkreten Franchise-Systems unterschiedliche Bedeutung besitzen.[23] Er ist charakterisiert durch einen fortwährenden Leistungsaustausch. Der jeweilige Umfang gegenseitiger Leistungsverpflichtungen variiert zwischen den einzelnen Franchise-Systemen, dennoch sind typische Leistungsströme zwischen den Systempartnern festzustellen.[24] Die vertraglichen Leistungskomponenten von Franchise-Geber und Franchise-Nehmer lassen sich wie folgt zusammenfassen:[25]

Die Leistungen des Franchise-Gebers umfassen die Unterstützung des Franchise-Nehmers bei der Planung, dem Aufbau und der Einrichtung des Franchise-Betriebes. Dies beinhaltet Leistungen wie z.B. Standortanalyse und -auswahl, vorvertragliche Ausbildung und Einarbeitung des Franchise-Nehmers, Hilfen bei Pacht-, Miet-, Bau-, Umbau- und Einrichtungsplänen sowie Unterstützung bei Finanzierungsfragen und Aktivitäten in der Eröffnungsphase des Betriebs.

Dem Franchise-Nehmer werden Nutzungsrechte überlassen, welche gewerbliche Schutzrechte wie Patente, Dienstleitungsmarken, Gebrauchsmuster, Waren, Bild- und/oder Wortzeichen sowie das systemeigene Know-how umfassen. Das Know-how wird in den Betriebshandbüchern dokumentiert, die den Franchise-Nehmern eine ausführliche Übersicht über technische Anleitungen und Verfahrensweisen geben.

Die betriebswirtschaftlichen Dienstleistungen der Franchise-Geber für die Franchise-Nehmer beinhalten in den verschiedenen Systemen eine unterschiedliche Bandbreite. So umfasst das Leistungsangebot Liquiditäts-, Rentabilitäts- und kurzfristige Erfolgsrechnungen, Kalkulationshilfen, Betriebsvergleiche, Personalplanung, Logistik, Bestellwesen sowie Buchhaltungs- oder Steuerberatungsdienste. Der Systemgeber unterstützt den Franchise-Nehmer bei regionalen Werbeaktivitäten und verkaufsfördernden Maßnahmen. Des Weiteren organisiert der Franchise-Geber für die Franchise-Nehmer Möglichkeiten des Erfahrungstausches und stellt die lokale Betreuung durch seinen Außendienstmitarbeiter sicher. Dieser nimmt gleichzeitig wichtige Kontrollleistungen für das gesamte System wahr.

Für die Weiterentwicklung des Systems ist ebenfalls der Franchise-Geber verantwortlich, d.h. er legt als Systemführer in den so genannten Richtlinien und Grundsätzen die strategische Ausrichtung des Gesamtsystems fest. Das Leistungsspektrum umfasst die Entwicklung, Pflege und Anpassung der Marktstrategie, die Ausrichtung der nationalen Werbung, die kontinuierliche Produktforschung und –Entwicklung sowie weitere Innovationen. Besonders hervorzuheben sind insbesondere die Entwicklung und Implementierung moderner Betriebsführungsmethoden und Weiterbildungsmaßnahmen für Systemangehörige sowie Neuerungen in der Sortimentsgestaltung.[26]

Sehr unterschiedlich und abhängig von dem jeweiligen Franchise-System ist der Pflichtenkatalog eines Franchise-Nehmers. Zu den unumstrittenen Aufgaben eines Franchise-Nehmers gehört es, die Absatzziele des Franchise-Gebers zu fördern und die Franchise auch wirklich auszuüben, d.h. das Systemkonzept mit den Systemstandards umzusetzen.[27] Dies bedeutet, dass das franchisierte Leistungsprogramm übernommen und die Systemrichtlinien angewendet werden müssen. Die Franchise-Nehmer sind angehalten, vorgegebene Angebots- und Serviceniveaus einzuhalten. Hierfür sind die Qualitätsanforderungen an den Produktionsprozess und bei personellen Entscheidungen im Betrieb zu beachten sowie die notwendigen Betriebsmittel zu erwerben. [28] Sie sind aufgefordert die Grundsätze der Corporate Identity (Corporate Design / Corporate Communication / Corporate Behaviour) umzusetzen.[29]

Der Franchise-Nehmer bringt in diese Partnerschaft Kapital und seine Arbeitskraft als selbständiger Unternehmer ein.[30] Die von dem Franchise-Nehmer zu entrichtenden Gebühren für den Franchise-Geber stellen die Vergütung für die übertragenen Systemleistungen dar. Sie gliedern sich in eine bei Vertragsabschluss fällige Eintrittspauschale und eine fortlaufend zu entrichtende Franchise-Gebühr. Die fortlaufende Gebühr ist meist umsatzabhängig oder als Aufschlag in den Preisen der gelieferten Vertragswaren berücksichtigt. Für gesonderte Systemleistungen werden darüber hinaus zum Teil weitere Gebühren und Beiträge erhoben. Hierunter können z.B. Kostenbeteilungen für Schulungsseminare oder die häufig auf den Umsatz bezogenen Werbegebühren fallen. Des Weiteren verpflichten sich Franchise-Nehmer, unter Anwendung des Systemkonzeptes als Unternehmer, ihre persönliche Arbeitskraft sowie ihre lokalen Kenntnisse und Erfahrungen in vollem Umfang einzusetzen und eine aktive Verkaufspolitik, unter Miteinbeziehung der regionalen Werbung, zu betreiben. Weiterhin übermittelt der Franchise-Nehmer Informationen über lokale Marktentwicklungen an die Systemzentrale und stellt ihr Betriebsdaten, z.B. in Form von Ergebniskennzahlen, periodisch zur Verfügung.[31]

3 Ausgangssituation der Existenzgründer

3.1 Existenzgründung: eine Begriffsbestimmung

Bei einer Existenzgründung handelt es sich um einen Prozess, in dessen Verlauf eine natürliche Person berufliche Selbstständigkeit erlangt.[32] Es kann von einer wirtschaftlichen Selbstständigkeit gesprochen werden, wenn die Ausübung einer solchen Tätigkeit die finanzielle und wirtschaftliche Lebensgrundlage der Person sichert. Häufig geht mit einer solchen Existenzgründung auch eine gleichzeitige Unternehmensgründung einher.[33]

Doch dies ist nicht immer der Fall, und deshalb sollen die Begriffe Existenzgründung und Unternehmensgründung näher betrachtet und gegeneinander abgegrenzt werden.[34] Unternehmensgründungen müssen nicht in jedem Fall die wirtschaftliche Existenzgrundlage für ihren Gründer und Eigentümer schaffen. Ebenso unzweckmäßig ist es, bei manchen Formen eindeutiger beruflicher sowie wirtschaftlicher Unabhängigkeit, wie beispielsweise bei einer Tätigkeit als Heilpraktiker, Psychotherapeut oder auch Künstler, von einer Unternehmensgründung zu sprechen.[35]

In der Literatur werden Gründungen vor allem im Kleingewerbe als Existenzgründungen bezeichnet, Unternehmensgründungen hingegen umfassen eher innovative Gründungen. Als innovative Gründungen werden Gründungen bezeichnet, bei denen sich der Existenzgründer mit einem neuartigen Produkt oder einer neuen Dienstleistung z.B. im Bereich der Biotechnologie, der Mikroelektronik, der Umwelt-, Informationstechnik oder der Telekommunikation selbständig macht.[36] Beide Formen der Gründung, Exis­tenzgründungen und Unternehmensgründungen, führen im betriebswirtschaftlichen Sinne zu einer Unternehmung. Existenzgründungen weisen eine sehr enge Verbindung zwischen Unternehmer und Unternehmung auf, während Unternehmungsgründungen prinzipiell längerfristig und eher unabhängig vom Gründer ausgelegt sind. Des Weiteren unterscheiden sich ihre Wachstumspotenziale.[37]

Bei Existenzgründungen werden meist nicht mehr als einige wenige – oftmals aus dem unmittelbaren Umfeld stammende – Mitarbeiter beschäftigt. Außerdem befinden sich Existenzgründungen immer in einem unmittelbaren Verdrängungswettbewerb, da es sich lediglich um eine Replizierung meist weithin bekannter und akzeptierter/etablierter Unternehmenskonzeptionen handelt. Im Sinne dieser Unterteilung lassen sich potenzielle Franchise-Nehmer der Gruppe der Existenzgründer zuordnen, Gründer von Franchise-Systemen den Unternehmungsgründern.[38]

3.2 Herausforderungen im Verlauf einer Existenzgründung

Existenzgründer erleben viele Herausforderungen, Schwierigkeiten und Hemmnisse im Verlauf ihrer Existenzgründung.[39] Relevant für die weitere vorliegende Arbeit sind die Ergebnisse aus der Existenzgründerforschung, die sich speziell mit den Gründungsphasen beschäftigt haben. Gründungen besitzen, bei genauerer Betrachtung, einen prozessualen Charakter. Der Vorgang jeder Gründung kann in verschiedene Gründungsphasen, die anhand geeigneter ökonomischer Kriterien wie Umsatz, Gewinn etc. voneinander abgrenzbar sind, unterteilt werden. Die Anzahl der Phasen variiert in der Literatur innerhalb der verschiedenen Modelle, so werden bis zu drei oder fünf Phasen betrachtet.

Folgende Phasen sind dabei zu benennen: Die Vorgründungsphase, welche den Zeitraum vor dem eigentlichen Gründungsakt bezeichnet; die Gründungsphase, welche den Zeitabschnitt, in dem die tatsächliche förmliche Unternehmensgründung stattfindet, umfasst; die Frühentwicklungsphase, welche sich an die eigentliche Gründungsphase an schließt; die Amortisationsphase, die mit dem Überschreiten der Gewinnschwelle beginnt und durch einen stetigen Ausbau des Produktions- und Vertriebssystems charakterisiert ist und schließlich die Expansionsphase, die an die Amortisationsphase anschließt und am Ende des Prozesses einer Unternehmensgründung steht.[40]

In Untersuchungen wurde festgestellt, dass Existenzgründer in der Vorgründungsphase das Finden und Benennen der Geschäftsidee, die Auswahl eines geeigneten Standortes, das Ausarbeiten eines Investitionsplanes und das Einholen von Informationen über Fördermöglichkeiten als besondere Herausforderungen erleben. In der Gründungsphase haben Gründer am häufigsten Schwierigkeiten mit der Bearbeitung steuerlicher Aspekte und kaufmännischer Aufgaben.[41]

[...]


[1] Vgl. Ditges, F. (2001), S. 5.

[2] Vgl. auch Altmann, F. W. ( 1996), S. 1.

[3] Vgl. Ditges, F. (2001), S. 5.

[4] Vgl. Ahlert, D., u.a. (2005) S. 2.

[5] Vgl. Ahlert, D., u.a. (2005), S. 2 ff.

[6] Internetquelle 1

[7] Internetquelle 2

[8] Vgl. Ahlert, D., u.a. (2005), S. 2 ff.

[9] Internetquelle 3

[10] Internetquelle 4

[11] Internetquelle 5

[12] Vgl. Bellone, V. (2006), S. 9.

[13] Vgl. ebenda.

[14] Internetquelle 6

[15] Internetquelle 7

[16] Bellone, V. (2006), S. 9.

[17] Vgl. ebenda.

[18] Vgl. Altmann, F. W. (1996), S. 8.

[19] Vgl. Metzlaff, K. (2003), S. V.

[20] Internetquelle 8

[21] Vgl. Flohr, E. (2001), S. 12f.

[22] Vgl. Flohr, E. (2001), S. 71; Metzlaff, K. (2003), S.83.

[23] Vgl. Altmann, F. W. (1996), S. 11.

[24] Vgl. ebenda.

[25] Vgl. Altmann, F. W. (1996), S. 12.

[26] Vgl. Altmann, F. W. (1996), S. 12 f.

[27] Vgl. Flohr, E. (2001), S. 114.

[28] Vgl. Altmann, F. W. (1996), S. 13.

[29] Vgl. Flohr, E. (2001), S. 114.

[30] Vgl. Metzlaff, K. (2003), S. V.

[31] Vgl. Altmann, F. W. (1996), S. 13.

[32] Vgl. Ahlert, D., u.a. (2005), S. 80.

[33] Vgl. Hering, T., Vincenti, A. J. F. (2005), S. 7.

[34] Vgl. Schmude, J. (1994), S.6.

[35] Vgl. Hering, T., Vincenti, A. J. F. (2005), S. 7.

[36] Internetquelle 9

[37] Vgl. Ahlert, D., u.a. (2005), S. 81.

[38] Vgl. Ahlert, D., u.a. (2005), S. 81 f.

[39] Vgl. Ahlert, D., u.a. (2005), S. 94.

[40] Vgl. Hering, T., Vincenti, A. J. F. (2005), S. 14 ff.

[41] Vgl. Ahlert, D., u.a. (2005), S.94.

Ende der Leseprobe aus 61 Seiten

Details

Titel
Franchising - eine Erfolgsstory?
Untertitel
Chancen und Risiken für Existenzgründer/innen
Hochschule
FOM Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige GmbH, Berlin früher Fachhochschule
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
61
Katalognummer
V90878
ISBN (eBook)
9783638059589
Dateigröße
632 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Franchising, Erfolgsstory, Chancen, Risiken, Existenzgründer/innen
Arbeit zitieren
Diplom Kauffrau Beatrice Scholz (Autor:in), 2007, Franchising - eine Erfolgsstory?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90878

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